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Herlin auf großer Jährt.
Der Pfingstreiseocrkehr, der bereits am Dienstag stark«ingesetzt l> te, erreichte gestern seinen Höhepunkt, hat heute aber merklich abgeflaut. Mag sein, daß die Wochenendparole befruchtend auf di« Erholungslust eingewirkt hat oder der plötzliche Ucberfall Hundstags- mäßiger Hitze, jedensalls hat der Verkehr weit früher eingesetzt, als in den l e tz t j ä h r i g e n P f i n g ft t a g en. Eine Rundinspektion durch die Berliner   Bahnhöfe am gestrigen Bor- und Nachmittag mußte einen überraschend starken Verkehr feststellen: insbesondere am Anhalter und Lehrter Bahnhof   herrscht« in den späteren Nachmittagsstunden ein lebensgefährliches Gedräng«. Vom Anhalter Bahnhof   gehen die Linien nach T h ü- ringen und der Sächsischen   Schweiz. Die Züge waren völlig überfüllt. Besonders stark scheint die Sehnsucht nach den Thüringer Bergen, insbesondere nach der Umgebung Weimars  und Eisenachs zu sein. Selbst im O-Zug-Berkehr mußten Sonder- züg« laufen, vom Eil- und Personenzugvertehr ganz zu schweigen. Vom Bahnhof Friedrich st raße fahren die Leute mit gut- gefüllten Portemonnaies in dieweitere Umgebung", nach O st- preußen und Schlesien  . Die Verkehrssteigerung ist allerdings hier weit schwächer als auf den Linien des Anhalter Bahnhofes. Auch vom Bahnhof Friedrichstraße fahren besonder- eingelegte Züge. Vom Potsdamer Bahnhos gelangt man in die herrlichen Harzwälder. Auch diese sonst gut befahrene Linie ist vom Pfingst» verkehr sehr stark in Anspruch genommen. Sonderzüge und Wagen- Vermehrung bewältigen den stürmischen Andrang. Hier wurden hauptsächlich die Eil- und Personenzüge benutzt. Am Spätnachmittag des Freitag war eine weitere Steigerung des Verkehrs festzustellen. Für heute mittag rechnet« man ursprünglich mit dem stärksten An- drang, aber der Wetterumschlag und die Unwetterschreckensnach- richten aus allen Ecken des Reiches wirken hemmend auf die Reise- freude. Vom Stettiner Bahnhof wird dos Hauptkontingent der Reiselustigen abfahren. Fahrtziel: Oslseebäder, Stettin  , Stral- sund, Bornholm   usw. Erheblich gesteigerten Verkehr verzeichnen schließlich Görlitzer und Lehrter Dahnhof. Stark benutzt sind die Züge nach Hamburg  , was allerdings in puncto Groß- stadttrubcl beinahe bedeutet, vom Regen in die Traufe kommen, wenn nicht sehr viele darüber hinaus nach Helgoland   strebten oder wohl gar den Ehrgeiz haben, über den Sylter   Damm zu fahren. Die böhmische Bäderlinie wurde so in Anspruch ge- nommen, daß Sonderwagen und-züge eingelegt wer- den mußten. Dazu kommen die Hunderttausende, die im Lauf« des Sonnabend mit den Borortzügen in die nahe Umgebung fahren, um von dort in die Natur hinein zu wandern Pfingstwochenende unterm Segeltuchzelt. Auch mit Motor-, Ruder- und Paddelbooten sind Unzählige schon in dj  « pfingstliche Erholung gezogen. Die Havel  - nnd Spreeseen sind jetzt bereits mit ausfahrenden
Booten übervölkert. Der Vollständigkeit halber seien auch die zahl- reichen Radlerpartien(mit und ohne Motor) erwähnt, die den groß- stadtmüden Berliner   für die Pfingstseiertage ins Freie bringen werden. Pfingsten wird Verlin voraussichtlich eine stille Stadt sein, wenn nicht das Wetter einen Strich(regen) durch die Rechnung macht und den Berliner   Gast- und Bergnügungsstätten das Geschäft zu- schiebt, auf das die vielen Gaststätten in der Provinz rechnen. q- Die Reichsbahn ist bis jetzt mit ihremPsingstgeschäst" zu- frieden. Während schon am Freitag ein starker Reiseverkehr ein- setzte, erfuhr dieser heute trotz des schlechten Wetters eine Steige- rung. Auf allen Bahnhöfen konnte der Verkehr, trotz des zeit- weise starken Andranges reibungslos abgewickelt weröen. Allein am Freitag verließen außer den fahrplanmäßigen Zügen 47 Vor- und Nachzöge die Reichshauptstadt. Der st ä r st e Ver- kehr herrschte wieder auf dem S t e t t i n e r und Anhalter Bahnhof   mit den Reisezielen nach der Ostsee   und Thüringen  . Vom Anhalter Bahnhof   gingen am Freitag 14 Züge ab. Es folgt« der Stettiner Bahnhof mit 11 nach dem Osten. Der Schlesische Bahnhof   mit 10, Potsdamer und Görlitzer Bahnhof mit je 4, Charlottenburg   und Lehrter Bahnhof   mit je 2 Bor- und Nach- zügen. Die Hauptzllge waren zu SO bis 100 Proz besetzt, während die Vor- und Nachzüg« mit durchschnittlich 80 Proz. Besetzung ab­fuhren. Für den voraussichtlich heute nachmittag zu erwartenden starten Berkehr, der zeitweise schon in den Vormittagsstunden ein- setzte, fahren außer den planmäßigen Zügen etwa 80 vor- und Nachzüge. Die Nachfrage ist trotz des veränderten Wetters nach wie vor sehr stark. Am 1. Feiertag werden noch 20 und am 2. Feiertag noch 10 vor- und Nachzöge bereitgehalten, die im Be- darfsfalle eingesetzt werden. Pfingst« erkehr der Berliner   Strafienbahn. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag bis zum Beginn des fahrplanmäßigen Betriebes am 1. Pfingstseiertage setzt ein ununterbrochener Betrieb auf den folgenden Linien ein (in Klammern Fahrabstand in Minuten): 1, Stadtring(15), 15, zwischen Bahnhof Neukölln und Potsdamer Bahnhof(15), 44, zwischen Kaiserplatz und Görlitzer Bahnhof(15), 55, zwischen Spandau  , Pichelsdorser Straße   und Anhalter Bahnhof  (30), 69, zwischen Leipziger Platz und Lichtenberg  , Gudrunstraß«(15) bzw. Friedrichsfelde  (30), 47, Kniprodestroße Lichterfelde, Händelplatz (15), 76, zwischen Lunapark und Königstraße, Rathaus(15) und 99, zwischen Uferstraße und Tempelhof  , Friedrich-Karl-Straße(15). Außerdem sind bei günstigem Wetter an den beiden Pfingst- feiertagen außersahrplanmähige Frühfahrtcn auf einer Anzahl Linien vorgesehen.
Regierungskrise in Sachsen  . Tie Deutschnationalen pochen auf ihren Schein. Schon wieder Neuwahlen? Dresden  , 3. Iuni.  (Eigener Drahtbericht.) Die Verhandlun- gen über die Neubildung des sächsischen Regierung, die gestern im Gebäude des Sächsische» Landtages stattfanden, sind gescheitert. Die bürgerlichen Koalitionsparteien, Deutsche Volkspartei  , Wirt- schaftspartei und Demotratische Partei erklärten am Schluß der Berhandlungen, daß sie ihre Minister veranlassen würden, den Ministerpräsidenten um ihre Entlastung zu bitten. Als im Januar d. I. die Gefahr bestand, daß Genosse Fleißner zum Ministerpräsidenten gewählt würde, haben die Vertreter der der jetzigen Regierungskoalition angehörigen bürgerlichen Parteien ein jetzt in der Presse veröffentlichtes Schriftstück unter- schrieben, in dem mit den D e u t s ch n a t i o n a l e n vereinbart wurde, daß der Deutschnationalen Volkspartei   ein Ministersitz bis zum 1. Juni 1927 eingeräumt werden solle, daß die Frage der Verminderung der Mini st ersitze in der gleichen Frist zur Zufriedenheit der deutschnationalen Fraktion geregelt werden müsse und daß im Falle einer Nichterfüllung dieser Zusage das Kabinett zurücktreten werde. Bei den gestrigen Berhandlungen waren zwar die Deutschnationalen bereit, auf die Forderung nach einer Verringerung der Ministersitze von 7 auf 5 zu verzichten, ste verlangten für diesen Fall aber für stch zwei Ministerien und zwar das Ministerium des Innern und das W i r t s ch a s t s m i n i st e r i u m. Dabei beriefen sie sich darauf, daß es eine Zurücksetzung ihrer Wähler und Vertrauens- männer bedeutete, wenn sie als stärkste bürgerliche Partei nur einen Ministersitz erhielten, während die schwächeren bürgerlichen Parteien und zumal die Altsozialisten ihre zwei Ministersitze behielten. Die Deutschnationalen sind mit 14 Abgeordneten im Landtage vertreten, die Deutsche   Bolkspartei hat 12 Abgeordnete, die Wirt- schaftspartei 10 und die ASPD  . 4 Abgeordnete. Trotzdem haben diese drei Parteien je zwei Ministersitze, während die Demokratische Partei   zurzeit nur mit einem Minister im Kabinett vertreten ist. Die bürgerlichen Parteien der jetzigen Koalition lehnen es nicht nur ab, den Deutschnationalen zwei Ministersitze zu geben, sie wollen auch nichts davon misten, daß die Deutschnationalen das Innenministerium erhalten und deshalb verliefen die Ver- Handlungen ergebnislos. Die Minister der ASPS, brauchen vor- läufig nicht zurückzutreten, weil ihre Partei die Bereinbarung mit den Deutschnationalen nicht mit eingegangen ist. In der bürgerlichen Presie wird der Vorschlag gemacht, der jetzige Ministerpräsident Held solle ein Ministerium bilden, dem neben den bisherigen Mitarbeitern eine den Deutjchnatio- nalen nahestehende Persönlichkeit angehört. Er solle mit diesem Ministerium dann vor den Landtag treten und es darauf ankommen lasten, ob dieses Kabinett eine Mehrheit erhält. Dann hätten die Deutschnationalen die Verantwortung dafür, wenn ihr Versuch einer Regierungsbildung mißlingt. Das könnte aber nur zu einem Ziele führen, wenn die Deutschnationalen bereit sind, ihren jetzigen Standpunkt aufzugeben. Sie müßten einen Rückzug antreten, der nach ihrem bisherigen Auftreten ziem- lich kläglich aussehen würde. Es läßt sich heute noch nicht über- sehen, ob nicht unter dem Druck der Angst vor Neuwahlen die bürgerlichen Parteien und die ASPS, es doch noch fertig bringen werden, irgendwie eine neue Regierung zusammenzuschustern. Gelingt dies aber nicht, so bleibt nichts anderes als die Auf- lösung des Sächsischen Landtages.
Eine Ehrung für Jaures  . Paris  , 4. Juni.  (Eigener Drahtbericht.) Am 25. Juni wird im Rathaus zu Paris   im großen Korridor vor dem Sitzungssaat eine Büste des ermordeten Sozialistenführers Jean I a u r e s einge- weiht werden.
Aukounfall Austen Chamberlain  ?. Austen Chamberlain   wurde auf dem Parlamentsplatz vor dem Unterhause bei einem Autounfall auf der Heimsahrt vom Foreign Office leicht verletzt.
Martin Zickel   läßt den Bühnenulk flott und forsch ab- rollen. Olga Limburg   ist der Zankapfel, die untreue Ehefrau und Geliebte. Sie erobert sich dj« Herzen der Männer auf der Bühne und im Zuschauerraum. Niemand kann ihr die Seitensprünge übelnehmen. Sie ist untreu aus Ueberzeugung. Sie spielt ebenso mit den Männern wie mit den reichen Mitteln ihren liebens- würdigen Kunst. Di« beiden Väter und Nebenbuhler Adolphe E n g e r s und Hans Sternberg entzünden mit dem lustigen Feuerwerk ihrer Zänkereien herzliches Gelächter. C l a i r e Rom- mer, Andre Mattoni   und Paul Günther runden den Abend zum vergnüglichen Erfolg. D?r.
Vorfragsabend 3o Vifcher-Slamk. In der Sturm-Aus» st e l l u n g in der Potsdamer Straße   sprach Ja Bischer über das Wesen und die Bedeutung der Gymnastik. Er wies daraus hin, daß sie in ihrer heutigen Form von der Gymnastik, wie sie vor dem Kriege getrieben wurde, durchaus verschieden ist oder wenigstens verschieden sein soll. Gymnastik war einst nichts anderes als eine besondere Form des Turnens, und wie das Turnen verfolgt« damals auch die Gymnastik ausschließlich den Zweck der Körper- ertächtigung. Heute aber bedeutet richtig betrieben« Gymnastik ein Erziehungsmittel des Körpers wie des Geistes: sie beruht nicht mehr in erster Linie auf der Mechanik des Körpers, sondern auf geistiger Konzentration. Jo Bischer betonte, daß jede Gymnastikllbung nur bei völliger Konzentration vom Körper zwanglos und ohne wesent- liche Ermüdung ausgeführt werden kann. Entspannung, die Aus- oangeform aller Gymnastik, ist stärkste Konzentration, ist Arbeits- dereitschaft. Alle geistigen und körperlichen Kräfte sind hier ge- wisiermaßen in ein Zentrum des Körpers zurückgezogen, aus dem sie nach Bedarf in jeden beliebigen Körperteil entsandt werden können. Wird aber, wie es heute noch manche Gymnostikschulen tu», Wert und Wesen der Anspannung nicht geübt, so wird aus der Eut- spannung allmählich Schlaffheit. Der menschliche Körper sinkt ohne jede Anspannung völlig zusammen. Vielfach werden Anspannung tmd Verkrampfung verwechselt. Anspannung geschieht bewußt und freiwillig: sie ist die logische Folge der Entspannung. Verkrampfung aber ist unfreiwillige Starrheit einzelner Muskelgruppen, die sich aus der Konzentrationsunfähigkeit ergibt. Der Mensch ist gewissermaßen nicht fähig, in einzelnen Körperpartien, sobald von diesen keine Arbeit verlangt wird, die gewohnten Arbeitsvorgänge aufzulösen. Damit bleibt in diese Muskelpartien die Anspannung des Arbeitsvorganges unbewußt erhalten und wird Verkrampfung. Schülerinnen der Jutta Klamt  -Eymnastikjchule erläuterten die Ausführungen an Beispielen. Der Bortrag fand reichen Beifall. Er leitete einen Zyklus ein, der an jedem Freitag abend um 8% Uhr weitergeführt wird. Tes.
Erffaufführuage» der Woche. Moni. Tb. i. d. K l o st« r fl r.:.Familie ffiannemanii. Dienet. T b. a Kurfttrstendamm:.Die fleißige Hetäre». Sonnab. StbaulPielbauS:.Maß für Maß». Metro- P o l- T h.:.Glück in der Liebe». Dtonk. Sch i l I er t hu.Ehrenbürger». Die Galerie willschek, Viktorlastr. 2, erLffnet am 7. eine Ausstellung von Emma Cotta  (Plastit) und Gemälden von Egon v. Lncder. Der diesjShrlg« Deutsche Architekt«», und Zngenieurtag findet i» Köln  flau, vom 11. September ab.
Schwere Sluttat durch Einbrecher. Mit Maske, Dolch und Revolver. Im Kampf mit Einbrechern wurde in der vergangenen Nacht der 46 Jahre alte Inhaber einer Magnetreparaturwerkstatt Ludwig S ch i s ch k a in der Königgrätzer Str. 46 schwer verletzt. Sch. hat hier von der Witwe des Professors Iunghans mehrere Zimmer im Gartenhaus abgemietet, die er mit seiner Frau bewohnt. Die Hauptmieterin ist mit ihrem Sohn vor den Pfingstseiertagen verreist. So war in der vergangenen Nacht das Ehepaar allein in der Woh- nung. Plötzlich erwachte die Frau durch ein Geräusch im Schlaf- zimmer und erblickte zwei fremde Männer, die schwarze Masten trugen. Der eine hatte einen Dolch, der andere einen Revolver gezogen. Die Frau rief um Hiife und ihr Mann sprang aus dem Bett und warf sich auf die Eindringlinge. Im Hand- gemenge erhielt er nicht weniger als fünf Dolchstiche, so daß er blutüberströmt zusammenbrach. Frau Schischka sprang aus dem Fenster auf den Hof hinaus. Auf ihre fortgesetzten Hilferufe erwachte das ganze Haus. Die Einbrecher müssen durch die Gärten, die auf dem Hinterland der Königgrätzer und Hedemannstraße liegen, ent- kommen sein. Eingedrungen waren sie durch das Küchenfenster, das wohl nicht fest geschlossen war. Schischka mußte sofort nach dem Krankenhausc gebracht werden. Von den sünf Stichen haben mehrere den Kopf getrosfen. Einer, der schwerste, war nach dem Herzen ge- zielt. Er war aber abgeglitten, ist in den Bauch eingedrungen und hat schwere Zerreißungen und Blutungen zur Folge gehabt. An- gaben zur Ermittlung der Verbrecher an Kriminalkommissar Trettin. Dienststelle' L. 3, im Polizeipräsidium.
Hootsungliick am Euerickesteg. Ei» Mann gerettet.- Ter Netter bestohlen. Ein Bootsunfall mit schweren Folgen ereignete sich gestern in der zehnten Abendstunde auf der Unterspre«. Ein mit zwei Männern besetztes Boot kenterte, beide Insassen fielen ins Wasser. Während der eine von einem mutigen Helfer, dem Oberprimaner Alfred Martin gerettet werden konnte, versank der andere und ertrank. Inzwischen hatte irgend ein Unbekannter die Frechheit besesien, dem Retter die Kleider, die er am Ufer abgelegt hatte, zu stehlen. Der 38 Jahre alte Lektor und Bibliothekar Artur Röser, der an der Fischerbrücke 11 wohnt und in einem medizi- nischen Institut angestellt ist. traf sich gestern abend mit einem jungen Manne, den er schon öfter gesehen hatte, ohne ihn dem Namen nach zu kennen und nahm mit ihm bei einem Verleiher an den Zelten ein Ruderboot. Beide fuhren dann spreeabwärts. Röser ruderte zunächst, während der Unbekannte steuerte. In der Nähe des Guerickestegs wollte der Steuermann den Ruderer ablösen. Er erhob sich und ging so ungeschickt zu Werte, daß das Boot kenterte und beide Änsasien ins Wasser fielen. Der 19 Jahre alte Oberprimaner Alfred Martin vom Friedrich Werderschen Gymnasium, der in der Oldenburger Straße 41 wohnt, ging zu der Zeit an: User entlang und sah das Unglück. Er warf sosort Rock und Weste ab, schwamm an die beiden heran und faßte sie auch. Der Unbekannte machte jedoch in semer Angst so heftige Bewegungen, daß er dem Retter wieder entglitt und unterging. So gelang es Martin nur, Röser, der ahn- mächtig geworden war, ans Land zu bringen. Während der Gerettete hier ins Leben zurückgerufen und dann nach dem medizinischen Institut gebracht wurde, sprang Martin noch einmal ins Wasser, um auch den zweiten Mann noch zu suchen. Dieser tauchte aber nicht wieder auf. Als der Retter jetzt ans Ufer zurückschwamm, an dem sich inzwischen eine größere Menschenmenge angesammelt hatte, waren seine Kleidungsstücke ver- s ch w u n d e n! Ein noch unbekannter Dieb hatte sie gestohlen. Der alarmierte Reichswasierschutz suchte sofort mit Geräten die Spree ab und fand gegen 10 Uhr die Leiche des Ertrunkenen etwas unter- halb der Unfallstell«. Sie wurde nach dem Schauhause gebracht. Der Verunglückte, der ein Bäcker aus der Dresdener Straße sein soll, ist etwa 20 Jahre alt und 1,68 Meter groß. An der rechten Hüste hat er zwei Operationsnarben, die etwa zwei Zentimeter lang find._
Kindesschändung in Nenkölln. Vor einem gefährlichen Kinderfreund, der in Reu- kolln sein Unwesen treibt, muß dringend gewarnt werden. Es ist ein junger Mann, der mit seinem Rad umhersährt und seine kleinen Opfer sucht. Vorgestern sah man ihn wiederholt die Fulda  »
straße auf- und abfahren, dann wurde beobachtet, wie er ein fünfjähriges Mädchen in das Haus Nr. 42 hineinlockte. Hier ver- ging er sich auf dem Treppenabsatz iw 1. Stock schwer on dem Kinde. Als eine« Frau dazukam, ergriff er die Flucht, setzte sich unten auf sein Rad und jagte davon. Mit unglaublicher Dreistigkeit kehrte er bald zurück und versuchte noch einmal, dasselbe Kind an sich zu locken. Es folgte ihm aber nicht mehr, und der Unhold fuhr jetzt wieder davon und entkam. Er steht etwa im Anfang der zwanziger Jahre, ist 1,65 Meter groß, hat einen dunklen Schnurrbart und trug eine dunkelbraune Sportmütze, eine helle Windjacke, eine Kniehose, braune gestrickte Stutzen und braune Scgeltuchschuhe. Mitteilungen über sein Auftauchen on die Neu- köllner Kriminalpolizei._
Das Sauprojekt öer Amerikaner. Ueber die Verhandlungen des Berliner   Magistrats mit der ameri- konischen Unternehmergruppe, die das Schöneberger Süd- q e l ä n d e mit 14 000 Wohnungen bebauen will, baden einige Zeitungen in den letzten Tagen gemeldet, daß man dieses Projekt jetzt als gescheitert betrachten dürse. Richtig ist, dah die VerHand- lungen wegen mancher Schwierigkeiten nicht recht vorwärts. gekommen find, aber abgebrochen sind sie noch nicht. Die Option der Amerikaner auf das Südgelände lief mit dem 31. Mai ab, die Eigentümer haben sich aber bereit erklärt, sie bis in den Juni hinein zu verlängern. Es besteht also noch die Möglichkeit, die Derhand- lungen fortzusetzen. Fraglich scheint allerdings, ob die Ameri- kaner, wenn ihnen für ihre Bauabsichten nicht das Südgelände ein- geräumt wird, an anderer Stelle Berlins   werden bauen wollen.
Not-5ront-Ueberfall auf Reichsbanner. Gestern abend sind drei Reichsbanncrkameraden von uniformier- ten Rot-Front-Kämpserleuten überfallen und miß- handelt worden. Die drei Kameraden waren in Zivil und trugen nur ihre Reichsbannernadel. Auf ihrem Heimweg kehrten sie in ein Lokal in der Lothringer Straße ein. Fünfzehn uniformierte Rot- Front-Kämpfer Leute, die im Lokal saßen, sprangen, als sie die Rcichsbannerabzeichen sahen, auf und schimpften sofort:Ihr seid ja noch schlimmer als die Faschist« n." Kamerad Hohenhaus wurde zu Boden geschlagen. Er erhielt eine klaffende Kopfwunde und erhebliche Verletzungen an den Knie- scheiden. Ein herbeigerufener Schutzpolizeibeamter wurde ebenfalls bedrängt. Es gelang dem Beamten nur mit Mühe den verletzten Kameraden zur Unfallstation zu schaffen. Ein zweiter Reichs- bannermann hat leichte Verletzungen im Gesicht erhalten. Der Haupträdelsführer der Kommunisten konnte verhastet werden. Die Forderung der Kommunisten nachSolidarität" undEinheitsfront ist durch diesenschlagenden" Beweis wieder einmal genügend illustriert worden.____ Mordgeriicht in Berlin  -S. Das Gerücht von einem Morde war heute vormittag in den südlichen Außenbezirken verbreitet. In der Nähe des Osthasens Britz sah«in Arbeiter an der Treidelbrücke eine männliche Leiche treiben. Beamte landeten sie und stellten schwere Verletzungen am Kopfe fest. Ueber der Nase ist der Schädel eingeschlagen. Auch über dem rechten Auge zeigt sich eine schwere Verletzung, von der Nase auswärts stt der Schädel bis zum Halswirbel gespalten. Die Kriminalpolizei entsandte Kriminalkommissar Draeger   mit einigen Beamten der zweiten Reservemordkommission zur Ausnahme des Befundes und Ein- lcitung der Ermittlungen. Die Leiche wurde nach dem Berliner  Schauhause gebracht.'Die Herkunft der Verletzungen wird erst durch Obduktion festgestellt werden können.
Die Stadtverordnetenversammlung hat in der kommenden Woche keine Sitzung. In der dann folgenden Woche werden wahrschein- lich zwei Sitzungen stattfinden. Ein schwerer Betriebsunsall mit tödlichem Ausgang trug sich heute vormittag in dem Tunnel der im Bau befindlichen Unter» g r u n d b a h n in der R e a n d e r st r a ß e zu. Der 28jährige Bor- ärbeiter Alexander Kepnack aus der Möckernstraße 21 kam der Stark st romleiiung so unglücklich zu nahe, daß er auf der Stell- getötet wurde. Die Leickze wurde beschlagnahmt und in das Schauhaus gebracht. Die Beerdigung Franz krupkats findet am Dienstagnachmittag 4 Uhr auf dem Dorotheenftädtischen Kirchhof, Luisenstroße, statt.