Einzelbild herunterladen
 

-

Der Schwielowsee   in Gefahr.

Was sich märkische Junker erlauben dürfen.

liches Heer fie platt gemalzt hätte. Alle Bäume niedergehauen. kein Strauch, fein Gras, fein Wegrain, fein Fußweg für den Wanderer, der von Autos belästigt, von Radfahrern ankrakeelt wird, wenn er sich nicht zur Seite drückt. Der Pezower muß hier durch öffentliche Macht da, die ihm zwingen kann, auch den Fahrweg in Grundstückverkauf riesige Summen erzielt haben. Ist nun aber feine Ordnung zu halten? Der Landrat des Kreises 3 auch Belzig   muß zuständig sein.

-

Nicht minder Unerfreuliches fann man von einem anderen märkischen Adligen, einen Herrn von Rochow, berichten, der offenbar über die ländlichen Besitzverhältnisse weiß die Oeffentlichkeit viel zu wenig in dem schönen prachtvollen Waldgebiet von Ferch Besiz hat. Darauf deutet ein merkwürdiges Schreiben hin, das der Gemeindevorsteher von Ferch   öffentlich ausgehängt hat. Es lautet: Auf Antrag des Rittergutsbefizers Hans Wichart von Rochow auf Stülpe   werden die über sein Grundstück in Ferch  führenden öffentlichen Fußwege, die von Ferch   nach Flottstelle und Bahnhof Lienewitz führen, eingezogen. Werder  , 17. Mai 1927. merkwürdige Schriftstück trägt kein amtliches Siegel und ist auch vom Amtsvorsteher des Bezirks Pezzow." Unterschrift unleserlich. Dieses Gemeindevorstehr in Ferch   nicht gegengezeichnet worden. Wie ist es möglich, daß auf Wunsch eines einzelnen öffentliche Fußwege furzer­hand eingezogen werden? Die Gefahr scheint nicht von der Hand zu weifen, daß auch hier den Naturfreunden und Wanderern Schaden droht und daß nun auch die Ostseite des Schwielowsees, dessen West­feite von Kaehne abgesperrt ist, gesperrt wird.

Jedesmal, wenn über den Herrn des Rittergutes Pezom| reizvoller Landweg. Heute sieht diese Straße aus, als ob ein feind­bei Berder, den alten Kaehne( oder von Kaehne, wie er seit noch nicht 100 Jahren heißt), seinen Sohn und seine Gefolgsmannen berichtet werden mußte, waren es wenig erbauliche Dinge. Auch der diesmalige Anlaß macht darin keine Ausnahme, wenngleich er darin doch eine Ausnahme- keine kriminelle Angelegenheit betrifft. Der Bezomer Junter hat es verstanden, das von seinen bäuer: lichen Vorfahren ererbte But noch zu vergrößern und erst fürzlich fonnte hier berichtet werden, wie er in dem zwischen seinem Gut und dem Dorf Ferch   gelegenen Dorf Mittelbusch jede frei werdende bäuerliche Stelle auftauft. Heute bereits reicht sein Besitztum von Mittelbusch bis furz vor Baum gartenbrüd in einer Länge von etwa 4% Rilometern. In derselben Ausdehnung stößt der Befiz an den großen von Theodor Fontane   verherrlichten Schwielowsee  , an dessen Südufer bekanntlich das idyllische Ferch liegt. Während es aber noch im vorigen Jahre möglich war, die zu beiden Seiten der öffentlichen Wege gelegenen Woldstücke zu betreten und auch an den See zu gelangen, ist beides jetzt vollkommen unterbunden. Der Betower hat die ganze riesige Strede beiderseits mit Stacheldraht eingezäunt, so daß niemand an den See heran, niemand in den Wald hinein kann. Da nun aber, offenbar auch von dem Kaehne, die Umzäunung bereits unmittelbar hinter Ferch   beginnt, die jeden Wanderer vom Schwielowsee   abtrennt, so ist im Zeichen der Wochenendbewegung, des Wanderns und der Jugendertüchtigung der unerhörte Zustand eingetreten, daß das Ufer eines der schönsten märkischen Seen, eben des Schwielowsees, etwa 50 Kilometer von Berlin   entfernt, durch den Willen des privaten Anliegers, eben jenes v. Kaehne, in seiner gesamten Weftausdehnung von über 6 kilometern der Oeffentlichkeit entzogen worden ist. Nicht genug damit, ist auch die hübsche auf einem Hügel über dem Glindomsee gelegene Kirche des Dorfes und Gutes Dehow, ein be­liebter Aussichtspunkt für naturfrohe Menschen, durch Stacheldraht gesperrt, offenbar eine Eigenmächtigkeit, die weit und breit nicht ihresgleichen hat. In katholischen Landen kann der kunstfreudige Wanderer zu jeder Zeit ungehindert in jede Kirche hinein. Hier wird der Vorplatz in weitem Bogen abgesperrt. Der Eingang zum Dorf des v. Kaehne wirft niederschmetternd. Da steht ein Tage­löhnerhaus, wie man es unfreundlicher und trostloser im schlimmsten Oftelbien nicht findet. Die Landstraße aber von dem Dorf bis nach Baumgartenbrück ist einzigartig. Früher war es ein wunderhübschen,

Pfingstfahrten der Berliner  .

=

3,2 Millionen Vorortfahrer, 600000 Fernreisende. Die Reichsbahn hatte am Sonnabend noch einen Riesen verkehr zu bewältigen. Statt der vorgesehenen 70-80 Vor- und Nachzüge mußten neben den planmäßigen Zügen 93 Bor und Nach züge eingesetzt werden, die sämtlich zu 100 Prozent besetzt waren. Allein am Sonnabend wurden rund 240 000 Personen mit der Fernbahn befördert. Bom 1. bis 4. Juni haben nach den vorliegenden Mitteilungen rund 500 000 Per sonen Berlin   den Rücken gefehrt. Den stärksten Verkehr hatte Der Stettiner Bahnhof mit 150 000 Personen. Es folgt der Anhalter Bahnhof   mit 100 000, der Schlesische Bahnhof   mit 90 000, der Bahnhof Charlottenburg mit 60 000, der Görlizer und der Potsdamer Bahnhof mit je 35 000 und der Lehrter Bahnhof   mit 30 000 Fahrgästen. Gegenüber dem Vorjahr ist eine Eteigerung des Verkehrs um 12 Prozent zu ever­zeichnen. Am Pfingstionntag mußten megen der starken Nach­frage, trok des trüben Wetters, noch 23 und am Pfingstmontag etenfalls 12 Vor- und Nachzüge eingesetzt werden, die zum Teil bis zu 100 Prozent besetzt waren. Die Reichsbahn schätzt die Zahl der Reisenden, die am Sonntag und Montag Berlin   mit einem weiten Reiseziel verlassen haben, auf rund 100 000. Insgesamt sind also vom 1. bis 6. Juni 600 000 Fahrgäste befördert worden. Der Vorortverkehr war infolge des trüben Wetters nicht besonders start, doch bleiben die Zahlen gegenüber denen des Vorjahres feineswegs zurück. Insgesamt wurden an beiden Feiertagen im Stadt- und Vorortverkehr 3,2 Millionen Personen befördert. So war Grünau   das Ziel von 78 000 Reisenden. Es folgen Potsdam   mit 60 500, Friedrichshagen   mit 59 000. Wannsee  mit 46 000, Ertner mit 30 000, Nikolassee   mit 29 000, Rahnsdorf  mit 25 500 und Hoppegarten   mit 25 000.

Opfer des Verkehrs.

Wieder ein rasendes Auto.

Wenn man als Wanderer diesen jetzt entsetzlichen und kaum zu ertragenden Weg zwischen Stacheldrahtzäunen von Ferch   nach Baumgartenbrück zurückgelegt hat, dann scheint es einem geradezu ungeheuerlich, daß ein privater Besizer so weitgehende Macht­befugnisse haben darf, ein einzigartiges Naturgebilde der Allgemein­heit zu entziehen. Auf alle Fälle ist es nötig, daß sich unsere prole­tarischen Wandervereine ganz anders als bisher mit dem prak tischen Schuh der Landschaft befassen. Die hauptsächlich in bürgerlichen Händen befindlichen Naturschußvereine haben Angst vor dem Zugriff der öffentlichen Hand. Ein wirksamer Natur- und Heimatschuh, der sich be­sonders in der Freihaltung der Seeufer von Bebauung und Sperrung äußert, fann ohne diesen sehr energischen Zugriff, der die Seeufer der Allgemeinheit sicherstellt, nicht auskommen.

sohn seine Frau schlecht behandelt habe. Beweise dafür kann er jedoch bisher nicht beibringen. Es scheint vielmehr, daß der ganze 3wist auf haltlose Klatschereien zurückzuführen ist. Ein Unbekannter überfallen.

In der Zinzendorffstraße wurde in der vergangenen Nacht gegen 3 Uhr ein unbekannter Mann von drei Männern, deren Personalien ebenfalls noch nicht festgestellt sind, überfallen. Auf feine Hilferufe eilte ein Polizeibeamter herbei, der einen der Täter festnahm, von diesem aber auf dem Wege zur Wache ebenfalls tätlich angegriffen wurde. Der Beamte wehrte zunächst die Angriffe mit feinem Gummifnüppel ab. Inzwischen kam ein zweiter Mann hinzu und hielt dem Beamten eine Bistole vor mit den Worten: Hände hoch, oder ich schieße!" Der Beamte 30g nun seine Pistole und gab drei Schüsse auf die Männer ab, die jedoch fehlgingen. Die Leute ergriffen darauf die Flucht und konnten infolge der Dunkel­heit leider nicht festgenommen werden. Eine Stunde später wurden zwei junge Männer festgenommen, die sehr verdächtig erscheinen, zwei der Täter zu sein, zumal man bei dem einen eine Schußwaffe vorfand.

Unfall oder Doppelfelbstmord?

Eine schreckliche Ueberraschung erlebte heute früh ein Bewohner des Hauses Stralsunder Straße 33. Der Mann tehrte furz vor 4 Uhr von einem Ausflug zurück und fand seine Wohnung mit Gas angefüllt. Er riß die Fenster auf und sah dann seinen Neffen, einen 19 Jahre alten Arbeiter Bruno Schulz  , und ein fremdes Mädchen regungslos daliegen. Bald erkannte er, daß beide tot waren. Der junge Schulz besaß einen Schlüssel zur Wohnung des Onfels und hatte diese in Abwesenheit des Inhabers mit einem noch unbekannten Mädchen aufgesucht. Ob die beiden jungen Leute freiwillig gemeinsam aus dem Leben geschieden oder Opfer eines Unfalls geworden sind, läßt sich nicht sagen. Die Leichen wurden beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht.

Schwerer Autounfall auf der Avus.

Gestern nachmitag überschlug sich auf der Aousbahn im Grunewald der Kraftwagen des Berliner   Papiergroßhändlers Ge­heimer Kommerzienrat Flinsch infolge zu starten Bremsens. Frau Flinsch erlitt schwere Berlegungen, während die übrigen In­faffens des Wagens mit Hautabschürfungen davonkamen.

Flugzeugabsturz in Weißensee. Auf der Radrennbahn in stürzte beim Start der Flugschüler Friz Weidicke aus geringer der Sportfliegerschule Tempelhof statt. Nachmittags Höhe ab. Das Flugzeug wurde schwer beschädigt. Der Flugschüler und sein Begleiter blieben unverletzt. Die Flugveranstaltung wurde nach diesem Borfall abgebrochen.

Während der Pfingstfeiertage hat sich eine ganze Reihe von Verkehrsunfällen ereignet, von denen bedauerlicherweise wieder mehrere einen tödlichen Ausgang genommen haben. In der Nacht von Sonntag zu Montag trug sich in der Berliner Straße zu Staaten bei Spandau   ein schwerer Unfall zu. Der 25jährige Schlosser Richard Sch. aus der Straße A zu Staafen, der angeblich auf seinem unbeleuchteten Rade in angetrunkenem Zu- Weißensee fand am Pfingstmontag eine Flugveranstaltung stande nach Hause fahren wollte, wurden von einer Berliner  Kraftbroschte erfaßt und überfahren. Der Führer verlor die Gewalt über seinen Wagen, fuhr gegen einen Tele­graphenmast und geriet in einen Wiesengraben. Das Auto wurde fdwer beschädigt, und der Führer, der 41jährige Arthur S. aus der Danziger Straße, erlitt Schnittwunden und fchweren Nervenschock. Vorübergehende kamen den Ver­unglückten zu Hilfe, doch war bei Sch. bereits der Tod eingetreten. Seine Leiche wurde beschlagnahmt. S. wurde durch die Feuerwehr in das Städtische Krankenhaus Spandau   gebracht. Ein Opfer der Autoraferei wurde gestern nachmittag der 6½jährige Schüler Joachim A. aus der Seestraße 22. Der Knabe wollte vor dem Grundstück Seestraße 36 den Fahrdamm überqueren, als eine Kraftdroschke, die in rafender Fahrt die Straße ent­

-

einen

lang fam. den Knaben erfaßte und überfuhr. Das Kind trug eine schmere Leberzerreißung davon, so daß es kurz nach seiner Ein­lieferung in das Birchow- Krankenhaus star b. Der Chauffeur der mit mehreren Personen beseßten Kraftdroschke fuhr, ohne sich um den Verunglückten zu kümmern, weiter. Seine Autonummer konnte jedoch jest gestellt werden. Bor dem Stettiner Fernbahnhos wurde in der Sonntagnacht der 63jährige Gürtler Hermann K. aus der Fehrbelliner Straße 16 von einer Kraftdroschte überfahren. Bereits auf dem Wege ins Lazarus- Krankenhaus trat der Tod ein. Die Schuld­frage ist noch ungeklärt.

Ein Greis schießt auf seinen Schwiegerfohn.

-

Ein blutiger Familienstreit spielte sich gestern abend zwischen 8 und 9 Uhr in dem Hause Blumenthalstraße 58 zu Nieder­ schönhausen   ab. Hier wohnt der 45 Jahre alte Gewerbeschullehrer Richard Löblich mit seiner Frau und deren Vater, einem 79 Jahre alten Konrad Rosenthal. Alle drei waren gestern nachmittag ausgegangen. Als sie abends heimfehrten, fam es in der Wohnung zwischen dem Greis und seinem Schwiegersohn zu einem heftigen Etreit. In der größten Aufregung zog Rosenthal einen Revolver und gab auf Löblich einen Schuß ab. Die Kugel traf links die untere Rippe und prallte daran ab, so daß die Verletzung nicht lebensgefährlich ist. Immerhin ist sie so schwer, daß der Getroffene nach dem Krankenhaus gebracht werden mußte. Der alte Rosenthal wurde vorläufig festgenommen. Er behauptet, daß fein Schwieger­

-

Die Rennen auf der Olympiabahn fielen dem Regen zum Opfer und wurden ganz abgesagt. Auf der Rütt- Arena gehen heute abend 7% Uhr die Rennen in der bekannten Be­sehung vor sich.

Neuer Sieg Rademachers. Bei den internationalen Schwimmwettkämpfen des 1. SC. Frankfurt 1891 traf der deutsche   Weltrekordmann Erich Rademacher  ( Hellas­Magdeburg) abermals auf den Belgier van Parys im 200- meter­Brustschwimmen, den er wiederum sicher schlagen konnte. Der junge Europameister Barany- Ungarn gewann das 100- Meter- Freistil­schwimmen erwartungsgemäß.

Ein schweres Schiffsunglüd. Am Pfingstsonntag ereignete sich auf der Limat zwischen Basel   und Turgi ein schweres Un­glück. Ein mit 21 Personen besetztes Schiff stieß gegen einen Brückenpfeiler und wurde in zwei Stüde   gerissen. Eine Anzahl der Infaffen konnte sich retten, andere wurden flußabwärts gerissen. Bier wurden gegen eine Fabrifwehr gedrängt, wo sie vier Stunden lang von den wilden Fluten umspült wurden. Sie wurden erst unter militärischer Mitwirkung gerettet. Ein Passagier ist

ertrunken.

104 Abf. Niederschöneweide  . Am Freitag, dem 3. Juni, verstarb unser Benoise Dito Bod, slutftr. 2. Ebre feinem Andenken! Die Trauerfeier findet am Mittwoch, dem 8. Juni, 17, Uhr im Krematorium Baumschulenweg statt. Zahlreiche Beteiligung wird erwartet.

Bortrag! Herrn Dr. med. Otto Greither aus München   ist es auf Grund langjähriger Studien- und Forscherarbeit gelungen, ein System auszuarbeiten, das in der Tat eine Neuerung auf dem Gebiete der erfolgreichen Krankheits­Diese Methode, die an die Entdeckung Professor behandlung darstellt. Metschnikoffs anlehnt, bewirkt bei individueller Anwendung eine gründliche und erakt nachweisbare innere Gelbstreinigung des Körpers von den an gehäuften Krankheitsstoffen, da nur eine wirkliche Reinigung des Blutes und der Organe nach seinen Feststellungen eine Heilung und Erhaltung der Dr. med. Otto Greither am tommenden Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Gesundheit ermöglicht. Ueber diefes hochinteressante Thema spricht Herr Der Eintritt ift feci( Siche Jaferat und Balatonfales.)

Internationale Arbeitskonferenz.

Ihre Zusammensetzung.

#

An der am 24. Mai in Genf   eröffneten Internationalen Arbeits­fonferenz nehmen Vertreter von 41 Ländern teil. Die Anzahl der Regierungs, Unternehmer- und Arbeiterdelegierten sowie der tech­nischen Ratgeber beträgt insgesamt 322. 11 Länder ordneten feine vollständige Delegation ab, 8 dieser Delegationen setzten sich ausschließlich aus Regierungsvertretern zusammen, so u. a. die Delegationen von China  , Columbien und Lugem burg, in welchen Ländern es aber eine Gewerkschaftsbewegung gibt. Brasilien  , das zur letzten Konferenz einen Arbeiter­delegierten entsandte, ordnete diesmal nur 2 Regierungsdelegierte ab. Daß Norwegen   nur Regierungs- und Unternehmerdelegierte bezeichnete, ist auf die Haltung der norwegischen Gewerkschaftsbe­wegung zurückzuführen, die auch in diesem Jahre beschlossen hat, aus prinzipiellen Gründen am Werk in Genf   nicht teilzunehmen. Aus Südafrika   sind ebenfalls nur Regierungs- und Unternehmer­vertreter anwesend. Berichten an den Internationalen Gewerkschafts­bund zufolge liegen die Dinge so, daß eigentlich die dem JGB. an­geschlossene Organisation der einheimischen( farbigen) Arbeiter den Bestimmungen des Friedensvertrages zufolge als die bedeu­tendste Organisation Südafrikas   betrachtet werden muß und diese deshalb auch Anspruch auf die Ernennung eines Delegierten aus ihren Reihen erhob, was die Regierung veranlaßte, überhaupt keinen Arbeitervertreter zu ernennen. Clements Kadalie  , der Sekretär der dem JGB. angeschlossenen südafrikanischen Organisation, wird binnen einigen Tagen in Genf   eintreffen, um dort die Rechte seiner Organisation persönlich wahrzunehmen.

Ein erfreuliches Zeichen ist es, daß drei Länder, die bis jetzt feine Arbeitervertreter nach Genf   entsandten, in diesem Jahre damit einen Anfang machten: Portugal  , Chile   und Uruguay  ...

Die Zahl der Arbeiterdelegierten und ihrer technischen Ratgeber beträgt insgesamt 77. Von den 30 Arbeitervertretern gehören 19 Delegierte Organisationen des JGB. an. Der Arbeiterdelegierte der Tschechoslowakei   ist ein Nationalsozialer, während zwei Bertretern der dem JGB. angeschlossenen Landeszentrale die Rolle von technischen Ratgebern zugeteilt wurde, was einen Protest, der tschechoslowakischen Landeszentrale an die Konferenz auslöfte. Italien   ordnete natürlich als Arbeiterbelegierten einen Faschisten ab. Andere Länder, deren Arbeiterdelegierte Mitglieder von Organi­sationen sind, die dem JGB. nicht angehören, find u. a. Australien  , Estland  , Finnland  , Irland, Britisch- Indien und Japan  . Ohne Zweifel werden diese Delegierten auch diesmal wieder in famerad­schaftlichster Weise mit dem JGB. zusammenarbeiten. Daß der JGB. auch auf dieser Konferenz das wichtigste Wort mitzureden hat, JGB.) wieder zum Vorsitzenden und Oudege est zum Sekretär der beweist u. a. die Tatsache, daß Mertens( Vize- Präsident des Arbeitergruppe ernannt wurde. Cabarello, Präsident des spanischen   Gewerkschaftsbundes und Ausschußmitglied des JIGB., wurde im Namen der Arbeitergruppe zum Bize- Borsitzenden der Konferenz ernannt.

Im Hinblick auf die Behandlung der Frage der Gemert­fchaftsfreiheit und der Heimarbeit( Minimallöhne) hat die ITF. Nathans und die Internationale der Bekleidungs­arbeiter Van der Heeg nach Genf   abgeordnet.

Abgesehen von einem Protest gegen den faschistischen Arbeiter­die sich im Gegensatz zu anderen Jahren bei der Ernennung des delegierten wurde auch gegen die tubanische Regierung protestiert, Arbeiterbelegierten nicht mit der repräsentativsten Organisation in Verbindung gesetzt hat. Auch gegen den bulgarischen Arbeiter­delegierten liegt ein Beschwerdeschreiben vor. Ernannt wurde der Sekretär der bulgarischen Eisenbahnerorganisation, die auf Grund eines Gesetzes nicht dem bulgarischen Gewerkschaftsbund angehören darf, wohl aber Mitglied der ITF.   ist. Der ungarische Arbeiter­delegierte beschwert sich über seinen technischen Ratgeber, der mit der Arbeiterbewegung nicht das geringste zu tun hat und ein Stribent der reaktionärsten ungarischen Blätter ist.

Entlaffen wegen pflichtgemäßen Verhaltens. Zustände im Beamten- Wirtschaftsverein.

Der Abteilungsleiter W. des Beamten- Wirtschaftsvereins hatte beobachtet, daß bei Vergebung von Lieferungen gewisse Firmen auf Anweisung des Vorstandsmigliedes M. bevorzugt wurden, ob= wohl diese Firmen hinsichtlich Preis und Qualität hinter anderen Firmen erheblich zurückstanden. Als er die Ueberzeugung ge­wonnen hatte, daß zwischen M. und den betreffenden Firmen ge­schäftliche Beziehungen bestanden, ging W. zum Bor­fizenden und trug ihm die Angelegenheit vor. Daraufhin wurde W. fristlos entlassen.

W. flagte bei der Zivilkammer des Landgerichts II   in Berlin  , das den Beamten- Wirtschaftsverein zur Zahlung von 750 m. ver­urteilte. Der verurteilte Beamten- Wirtschaftsverein legte beim Kammergericht Berufung gegen das Urteil ein, doch der achte Zivil­fenat des Kammergerichts bestätigte das Urteil und verurteilte außerdem den Beamten- Wirtschafsverein zur Zahlung der Zinsen für die rückständige Summe.

In den Entscheidungsgründen des Rammergerichts wird fest­gestellt, daß tatsächlich private Geschäftsverbindungen zwischen dem Borstandsmitglied M. und den betreffenden Firmen bestanden, die von dem Vorstandsmitglied zum Schaden des Beamten- Wirtschafts­vereins ausgenutzt worden seien. Als Abteilungsleiter habe W. die Pflicht gehabt, auf diese Unregelmäßigkeiten hinzuweisen.

Der Fall, daß ein Angestellter, der pflichtgemäß und vertrau­lich den Borstand eines Konjumvereins, wie es der Beamten- Wirt­schaftsverein ist oder sein will, auf Unregelmäßigkeiten in der Ge­schäftsführung aufmerksam macht und deshalb entlassen wird, dürfte wirklich nicht alltäglich sein.

Der Schiedsspruch für den Oberschlesischen Bergbau.

Bon den Gewerkschaften angenommen. Hindenburg  , 7. Juni.  ( WTB.) Die oberschlesischen Berg arbeiterverbände haben dem Schlichter Dr. Brahn mitgeteilt, daß sie den am 3. Juni gefällten Schiedsspruch, der eine fünfprozentige Lohnerhöhung unter Tage und eine vierprozentige über Tage vor­fieht, annehmen. Der Schiedsspruch tann erstmalig im Mai nächsten Jahres gefündigt werden.

Städtische Sozialangestellte! Die wachsende Bedeutung der für. sorgerischen Tätigkeit der städtischen Sozialangestellten hat dem Zentralverband der Angestellten schon seit längerer Zeit Beran­lassung gegeben, diese Gruppe von Angestellten innerhalb der Fach­gruppe Behörden zur Förderung der beruflichen und wirtschaftlichen Interessen besonders zusammenzufassen. Zur Sektion Städtische Sozialangestellte gehören die Fürsorgerinnen und Fürsorger aller städtischen Sozialdienstzweige. In Berlin   findet die nächste Veran­staltung für die Gruppe am 15. Juni 1927, 20 Uhr, im Sizungs­saal der Ortsverwaltung, Belle- Alliance- Str. 7/10, statt. Die Ge­noffin Dr. Hanna Hellinger, leitende Fürsorgerin beim Be­zirksamt Lichtenberg  , wird an diesem Abend referieren.

Berantwortlich für Politik: Bictor Schiff; Wirtschaft: G. Alingelhäfer; Gewertschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton  : K. S. Döscher; Lokales und Sonstiges: Frig Karstäbt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin  . Berlag: Vorwärts- Berlag 6. m. b. H., Berlin  . Drud: Vorwärts- Buchdruckerei und Verlagsanstalt Baul Singer u Co., Berlin   G 68, Lindenstraße 3.