deutet haben würde, und boten ihm„unter gewissen Bedin- gungen", welche auf Aufgabe oder Einschränkung seiner politischen Aktivität abzielten, die Freiheit an. Solche An- sinnen lehnte er stets ab mit jener Kraft und Würde, mit welcher der Streiter für eine große Sache auch der Gefängnis- zelle und dem Siechenlager trotzt. Ein Sanatorium ist Birma-Sibirien nicht. A n n i e B e s a n t, die betagte, weltberühmte Schriftstellerin von Madras, berichtet eine Liste von Fällen, wo dort mit den verschiedensten Foltermitteln, bis zum elektrischen Strom, An- gaben über politische Personen und Organisationen zu er- zwingen versucht wurden. Bei der gewaltigen Popularität Subhash Chandras und dem weitreichenden Einfluß seiner Brüder, die Besitzer und Leiter des großen Swarajisten- blattes„Forward" find, fanden �ie Engländer es wohl zu gewagt, auch in ihm mit diesen Gerätschaften der Technik zu experimentieren. Diese große Popularität Böses mußte so- gar der V i z e k ö n i g kennen lernen, der sich nach alter Tra- dition alljährlich am Weihnachtstage von Delhi nach Kalkutta zum Pferderennen begibt. Das letztemal waren in allen Straßen der Stadt zu seinem Empfange große Bilder ange- schlagen, die Subhash Chandra im Brahmanengewand hinter den Gefängnisgittern darstellten. Unter solchem Drucke wagte man es auch nicht, Boss in der berüchtigten Isolierzelle„zur Dämpfung der Intelligenz" zu ruinieren, was sonst mit Un- liebsamen seiner Art allzu leicht vorgenommen wird. Die in der Regel einjährige Einkerkerung in diese Isolierzellen ge- nügte bei vielen schon, sich dort das Leben zu nehmen, was bei der aufallenden Seltenheit des Selbstmordes in Indien allerlei bedeuten will. Andere hat die Isolierzelle zum Irr- sinn getrieben, und nur wenige, ganz Starke, bleiben, wenn ailch völlig gebrochen, dem Sonnenlicht erhalten. Zu ihnen gehört Upendra Rath Bannerjee, der geniale Zei- tungsmann und gottbegnadete Prosaist, den seine bengalischen Landsleute in Hinsicht auf Künstlertum und Kraft der Sprach- gestaltung neben und selbst über Tagore stellen, und dessen politischen Artikeln und sonstigen Abhandlungen der indische „Forward"(„Vorwärts") seinen Rang als größte und beste indische Zeitung verdankt. Dort, in der Redaktion, sah ich ihn, den mehr als Fünfzigjährigen, weltentrückt, verglasten Blicks vor sich hinstarrend, in dumpfer Sträflingsgewohnheit jenen„Betel" kauend, der die Zähne rot färbt und dessen Gebrauch sonst nur in den untersten Schichten der indischen Ar- mut üblich ist, ein Elendsbild, von dem ich erst ein wenig genas, als er, erwärmt durch das Gefühl der Sympathie und Äesinnungsverwandtschaft, zu sprechen begann. Dann rückte er in seine Hindustellung, indem er die Beine auf seinem Stuhlsitz kreuzte. Und er redete von seiner Tätigkeit im nationalen und sozialen Freiheitskampfe, schilderte seine Ver- Haftungen, seine Gefangenschaften, die im ganzen fünf- zehn Jahre betrugen, und mit der monotonen Gelassen- heit seiner Hindustimme erzählte er von den Qualen und Grauen der Isolierzelle als spräche er vom Himmelsfrieden der indischen Mondnacht. Nie wurde mir Schrecklicheres mit solcher Plastik des Wortes, mit solcher Ruhe des Vortrags vor Augen geführt! Subhash Chandra hat Aehnliches gelitten. Was dem einen die Zelle zufügte, das hat dem anderen die Krankheit getan. Der gepflegte, einst fast rundlich zu nennende Dreißiger hat aus dem Kerker die Tuberkulose zurückgebracht und ist dem Grabe nahe. In drei Jahren der Gefangenschaft hat er vierzig Pfund seines Körpergewichts verloren, ist zum Skelett abgemagert. Er ist zerbrochen und der Regierung als Kämpfer vielleicht für immer ungefährlich. Nur eine Furcht hegt sie noch um seinetwillen: Was wird geschehen, wenn ihn so das Volt sieht— das bengalische Volk, seinen Liebling nach der furchtbaren Marterung? So hat diese Regierung Subhash Chandra eine Summe Geldes angeboten unter der Bedingung, daß er, ohne sich in einer indischen Stadt aufzuhalten oder erblicken zu lassen, in der Schweiz einen Aufenthalt von bestimmter Mindestdauer zu seiner Erholung nehme. Subhash Chandra hat abgelehnt. Ilster den Palmen seiner Jnderheimat, im Odem seines Ben-
der Steppenwolf. Prolog zu Hermann heffes SO. Geburlskag. Von Paul Gutmann. Jene Jahre, von denen der Mensch saxt, sie gefallen ihm nicht, die Jahre des herannahenden Alters, haben in der deutschen Dich- lung eine besonders vielseitige Spiegelung erfahren. Mit den, Altersproblem rang Goethe, der als Vierundsiebzigjähriger nicht seine letzte, aber seine tragischste Liebschaft erlebte. Was ist der Anfang der Faustdichtung anderes als die Furcht vor dem Atter, das vollsastiges Leben in bleiche Erkenntnis verwandelte. Thomas Mann schrieb seinen„Tod in Venedig ", wo die unfruchtbar gewor- dene Liebe durch das Gespenst des gleichgeschlechtlichen Eros ver- nichtet wird. Nun folgt Hermann Hesse und spricht an der Schwelle der fünfziger Jahre in seinem soeben bei S. Fischer erschienenen, ivahrhast aufwühlenden Werk„Der Steppenwols" seine tiefsten Er- kenntniss« aus. Dieser deutsche Dichter, in einem weit umfassenderen Sinne deutsch als alle die nationalen Kraftmeier, begann als Erzähler von verträumter Lyrik. Er war ein Wanderer, der von ziehenden Wol- ken und rauschenden Quellen, von Abenddämmerung über stillen Wiesen, von Liebe, Sehnsucht, Trennung und Heimweh sang, wie das deutsche Volkslied. Eüddeutschland mit seinen Bergen und Tälern, mit den genußfrohen, musikalischen Menschen, mit seiner Weinseligkeit, war seine Heimat, der er treu geblieben ist. Vom „Peter Camenzind " angefangen, dem Buch gärender Jugend, bis zu den Glossen eines Badener Kurgastes, den Aufzeichnungen eines verärgerten Gichtikers und Hypochonders, bewegen sich alle sein« Er- Zählungen in der anmutigen Gegend etwa zwischen Zürich und Stuttgart . Er war gewissermaßen ein Fremdling in der neueren Dichtung, ein verspäteter Jünger der Romantik, der Dichtung Eichcndorsfs oder Jean Pauls. Aber zu der romantischen Weis- heit kam ein Zug von moderner Unrast, von allzu gegenwärtiger Zwiespältigkeit. Er ist musikalischer als Thomas Mann , der als Norddeutscher strenger an die Form gefesselt ist. Von allen Dichtern der Gegenwart ist er am ehesten mit Romain Rolland zu ver- gleichen, in dem eine musikalische Seele sich an der Rauheit der Zeit wundreibt. . Nun entdeckt der jugendliche Wandersmann und Minnesänger, daß er eigentlich ein alter, einsamer, hungriger Steppenwolf sei. Ln einem Buch von einer geradezu grandiosen Schamlosigkeit ent- hüllt der Wolf seine Schwären und Raubtierinstinkte, daß es den friedsamen Bürger grausen kann. Ein Urmensch, aber beladen mit den tiefsten Weisheiten Asiens und Europas , torkelt er verlassen in dieser entsetzlichen Welt de? Kapitalismus und schreit nach Liebe. Faust, der in die Gegenwart verschlagen ist, und statt in Auerbachs Keller sich in einem Barlokal mit Jazzmusik unterhält, der, statt auf dem Blocksberg mit mittelalterlichen Hexen, auf einem Groß-
galenvolkes sollen die Wunden heilen, die dieser Kampf ihm brachte. Das ist auch unser Wunsch. Wir grüßen ihn. Und grüßen die tapfere Jugend seiner indischen Heimat!
die Doppelzüngigkeit üer deutschnationalen Feststellungen der„Germania ". Das Zentralorgan der deutschen Zentrumspartei , die „G e r m a n i a", schildert in einem Artikel die Konsequenzen, die sich aus der Diskussion über den Fall Wirth zur Be- urteilung der Stellung der Deutschnationalen ergeben. Die Deutschnationalen haben die Richtlinien unterschrieben, in denen sie die Republik anerkennen. Während sie ihre Minister in der republikanischen Regierung haben, betreiben sie jedoch draußen im Lande monarchistische Propa- g a n d a. Auf die Kritik, die deshalb an ihnen geübt wurde, erklärte der deutschnationale Führer Graf Westarp , diese monarchistische Propaganda sei das gute Recht seiner Partei und hindere die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien der Koalition durchaus nicht. Ebensowenig wie der Sozialdemokratie zugemutet worden sei, ihre Pro- paganda für die s o z ia l i st i s ch e Republik aufzugeben, als sie mit dem Zentrum in einer Regierungsgemeinschaft saß, ebensowenig dürfe man von den Deutschnationalen eine Preisgabe ihres Bekenntnisses zur monarchistischen Staats- form erwarten. Zu dieser Aeußerung Westarps erklärt nun die„Ger- mania", daß sich hier die Deutschnationalen in einem schweren Irrtum befinden. Sie schreibt: Da das von der„fireuzzeikmg" benutzte Argument, die deutsch- nationale Propaganda für die Monarchie sei dasselbe wie die Agita- tion der Sozialdemokraten für die sozialistische Republik, regelmäßig wiederzukehren pflegt, so möchten wir es doch einmal unter die Lupe nehmen. Es mag zunächst dahingestellt bleiben, ob man das Wort „Propaganda" in beiden Fällen mit demselben Recht gebrauchen kann. Entscheidend ist, daß das imaginäre Ziel der Sozialdemo- kraten sie nicht hindert, zum deutschen Gegenwartsstaat, der in der Verfassung von Weimar sein Grundgesetz hat, sich unbedingt positiv einzustellen. Ihre reformatorischen Ziele, die nicht die unsrigen sind und die wir bekämpfen, schließen Demokratie und Republik nicht aus, sondern e i n. Bei den D e u t s ch n a t i o- n a l e n ist das gerade Gegenteil der Fall. Sie negieren beides: Demokratie und Republik . Wie kann man da behaupten. Deutschnationale, und Sozialdemokraten ständen ver- sassungsrechtlich auf derselben Linie? Das ist eine Feststellung, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen. übrig läßt. Dem deutschnationalen Führer wird von seinen Koalitionsfreunden die Doppelzüngigkeit bestätigt, wegen der Wirth seine scharfen Angriffe gegen die Regierung gerichtet hat und dafür von der Parteileitung ge- rüffelt wurde. Es ist von Wichtigkeit festzustellen, daß bei den objektiv denkenden Kreisen des Zentrums sachliche Meinungsverschiedenheiten über die Stellung der deutschnationalen Parteiführung zu den großen Ver- fassungs- und Regierungsfragen nicht mehr bestehen. Ist dem aber so, so konnte sich die Rüge des Parteivor- ftandes nur gegen die F o r m, mit der Wirth gekämpft hat, nicht gegen seine Sache richten. Das Mißtrauen, das nun in weitesten Kreisen des Zentrums gegen die deutschnationale Bundesbrllderschast sich durchsetzt, ist nur allzu berechtigt. Und es wird weiter wachsen, je mehr der Widerspruch zwischen den deutschnationalen Agitationsparolen und deutschnationalen Regierungstaten im Lande bekannt wird. Ter Zweck der deutschnationalen Politik. In der Zeitschrift„Deutsche Republik" geht der Zentrums- abgeordnete Wirth auf die Taktik der Deutschnationalen ein. Das Ziel der Reaktion ist: Sie wollen mit und neben dem Zentrum in den Wahlkampf ziehen. Um dieses politischen Zweckes willen müssen nach ihrer Meinung und Hoffnung die heutige Preußen- regierung wie auch die letzten Regierungen der Weimarer Koa-
stadtball mit Freudenmädchen tanzt, der im Kokainrausch Zeit und Raum träumend überwindet, der. wie Faust mit einem gewissen Trank im Leibe, das alte Hellas und Helena herbeirufend, sich der Gegenwart entledigt, indem er sie in Trümmer schlägt. Hermann Hess« ist vielleicht der reichste und philosophischste unter den deutschen Erzählern der Gegenwart. Deutsch sein scheint aber zu bedeuten, ein Ichmensch zu sein, ein musitalischer Träumer, ein philosophierender Egoist. Ganz anders, wie beispielsweise di« Russen, wie Dostojewski oder Tolstoi, die in der Hingabe an den andern Menschen ihre Befreiung erleben, schlingt der Deutsche die Welt in sich hinein, um beim Bild des Steppenwolfs zu bleiben. Daher feine tiefe Tragik, sein Ungenügen, seine Formlosigkeit. Auch Hermann Hesse sehnt sich nach Erlösung wie alle großen Deutschen , aber sie gehen nicht den Weg des Heiligen, eines Aljoscha, heiligen Franz oder Gandhi . Der Humor tröstet sie, jene deutsche Art des Ausweichens, der Bequemlichkeit, ja der Selbstsucht. Im Verbrecher in der Dirne, im Idioten den Mitmenschen zu lieben, wie es Dostojewski getan, die Leiden des Volkes zu teilen wie Gorki, daran hindert den Deutschen— Hesse selbst hat es empfunden— jener tiefe musitalische Zug, der ihn immer wieder in sein Ich verweist. Seine Stärke ist zugleich seine Schwäche, und mit genialem Schars- blick erkannte Tolstoi in der Hingabe an das Reich der Töne den antisozialen Zug, wogegen er in übertriebener Wut seine„Kreutzer- sonate" richtete. Der Steppenwolf möge beileibe nicht ein fried- sames Geschöpf werden, dazu ist er eine zu prachtvolle Bestie. Vielleicht entdeckt er aber noch unter der anderen Tierwelt ebenso reizvolle Exemplare wi« er selbst.
Der amerikanische Flugdienst als Schule der Ozeanflieger. Die großartigen Leistungen Lindberghs und Chamberlins sind nur da- durch möglich gewesen, daß die Vereinigten Staaten zuerst einen regelmäßigen Flugverkehr über weite Strecken in ihrem Lande ein- gerichtet haben, der die dauernde Erprobung der Kräfte und Ma- schinen gestattete. So wurde der amerikanische Flugdienst die beste Schule der Ozeanflieger. In einer Uebersicbt über die Fluglinien, die die New Porter Zeitschrift„National Geographie Magazine" bietet, wird als die Hauptsluglinie der Vereinigten Staaten die von New Port nach Kalifornien und zurück bezeichnet. Die Strecke ist 2565 englische Meilen lang: der Weg von Osten nach Westen wird in 34 Stunden 2k> Minuten, von Westen nach Osten in 29 Stunden 15 Minuten zurügelegt. Der beträchtliche Unterschied in der Zeit rührt von den Winden her, die regelmäßig in westöstlicher Richtung wehen. Dieser Flugdienst wird regelmäßig durchgeführt bei Tag und bei Nacht und bei jedem Wetter. Außerdem gibt es noch eine Reihe anderer Linien, so die von Saint-Louis nach Chicago , auf der Lindbergh Pilot war, von New Park nach Boston , von Fort Woth in Texas nach Chicago . Die letztere Linie ist nach der von New Port nach Kalifornien die längste Ein regelmäßiger Flug- dienst verbindet auch die Stadt Los Angelos in Kalifornien mit Salt Lake-City in Utah , der Hautpstadt der Mormonen. Die Strecke von New Port nach Kalifornien ist mit IS Stationen ausgestattet, an denen die Flieger niedergehen, um die Luftpost mitzunehmen.
lition in Baden und Hessen zerbrechen. Das Ziel ist hoch. DlÄ Taktik ist verwegen und kühn. Meine Halwng dazu ist— knapp umrissen— die folgende: Wer nicht dagegen geht, geht mit. Er wird mitgezogen. Wirth führt für diese feine Vermutung auch einen B e w« i sf an. Er schreibt: Ich weilte kürzlich im Kreise einiger prominenter Zentrums- Politiker. Sie wollten mich fast steinigen, als mein Hinweis auf die Möglichkeit einer politischen Kampffront mit der Rechten erfolgte. Sie wollten daran einfach nicht glauben. Niemals würde das Zentrum in der Regierungsgemeinschaft mit der Rechten in den Wahlkampf ziehen. Wenige Stunden darauf konnte ich feststellen, daß aus der Möglichkeit Wahrscheinlichkeit wird. Ob schon Zusagen erfolgt sind, muß ernsthaft gefragt werden. Das, badische Kamps- genossen aus schweren Tagen, ist der Kexn der W a h l n u ß. Sie muß aufgeknackt werden. Die Arbeiterschaft hat alle Veranlassung, diesen Strömungen im Zentrum ihre Zlufmerksamkeit zu widmen. Für die Festigung der Republik ist es von größter Bedeutung, ob das Zentrum ver- suchen wird, seine Wähler in den Rahmen eines„Ordnungsblocks" einzuspannen oder nicht. Vorläufig scheint es, daß gegen ein« Ab- drängung dieser Mittelpartei Gegenkräfte austreten, deren Erfolg noch abzuwarten ist.
Oesterreich und üer Völkerbund. Die Parlamentarische Genehmigung zum Beitritt eingeholt.— Zustimmung der Sozialdemokratie. Men, 8. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Im Nationalrat wurde am Mittwoch das jahrelang unerledigt gebliebene Gesetz über den Beitritt Oe st erreiche zum Völkerbund ange- nommen. Dabei gab im Namen der Sozialdemokraten Genosse Paul Richter eine Erklärung ab. in der es u. a. heißt, die große Idee des Völkerbundes sei schon dadurch verfälscht worden, daß die herrschenden Mächte den Völkerbund zu einem Werkzeug der Vcr- teidigung der kapital! st ischen Gesellschaft erniedrigt haben. Am Schluß der Erklärung heißt es:„Wir wünschen, daß der Völkerbund eine wirkliche Verallgemeinerung aller Völker darstellt und ein wirkliches Werkzeug für die Interessen der arbeitenden Menschen der ganzen Welt werde, deshalb werden wir für den Beitritt zum Völkerbund.stimmen. Wir hoffen, daß schließlich aus dem Völkerbund doch noch«in brauch- bares Werkzeug für die nach Frieden und Verständigung dürstenden Völker wird."
Zur üen englisch-ruPschen tzanüel. London , 9. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Der Kongreß der britischen Konsumgenossenschaften nahm einstimmig ein« Ent- schließung an, in welcher der Kongreß seinen freundschaft- lichen Gefühlen gegenüber den russischen Genossenschaf- ten Auedruck oerleiht sowie alle Genossenschaften auffordert, die bestehenden Handelsbeziehungen zwischen den eng- tischen und den russischen Genossenschaften aufrechtzuerhal- t e n und auszubauen, um auf die Wiederherstellung freund- schaftlichcr Beziehungen zwischen beiden Ländern hinzuarbeiten. Der Kongreß nahm ferner eine Entschließung an, die dem internationalen Genossenschastökongreß in Stockholm unterbreitet werden soll, in welcher die Genossenschaften aufgefordert werden, sich jedem K rn.e g zu widersetzen und zur Vorbeugung das Mittel jeder Kriegs- dien st Verweigerung anzuwenden.
Noch ein Nolenaufwerlungsprozeß. Das gemeinsame Schöffen- gericht Leipzig verhandelte gegen den Hauptschriftleiter der Deutschen Wirtschaftszeitung, Hans Beer- Berlin . Reichsbankpräsident Dr. S ch a ch t war in diesem Blatt als der unzuverlässigste Kaufmann Deutschlands bezeichnet worden. Er habe bei den Kreditverhand- lungen Landesverrat begangen: durch feine„Märchen" von 128 Mil- liarden Vorkriegsumlaufnoten wolle er das Reichsgericht nur bluffen. Den Wahrheitsbeweis tonnte der Angeklagte nicht antreten. Das Gericht verurteilt« ihn deshalb wegen Beleidigung zu 1909 Mark Geldstrafe oder S9 Tagen Gefängnis und Tragung der Kosten.
Da dieser Flugverkehr schon seit 1918 regelmäßig betrieben wird, ist die Uebung und Erfahrung der Flieger sehr groß. Trotz der An- strengungen und Gefahren ist ihr Gehalt nicht sehr beträchtlich. Ein Flieger bekommt jährlich an festen Bezügen zwischen 2999 und 3999 Dollar, außerdem noch eine Prämie für jede zurügelegte Meile und doppeltes Gehalt während der Nacht. Ein solcher Pilot legt durchschnittlich an einem Flugtage etwa 839 englische Meilen oder etwa 1399 Kilometer zurück. Di« kürzeste Strecke von Reno nach San Franziska ist nur etwa 399 Kilometer lang, aber sie ist eine der anstrengendsten, denn dos Flugzeug muß in eine Höhe von 3799 Meter steigen, um die Gebirgskette der Sierra Nevada zu über- winden. „Die fleißige Hetäre". Früher hieß sie„Die fleißige Leserin� und war der Schlager des Renaissonce-Dheaters. Jetzt hat Direktor Tagger sie in das dazu gepachtete„Theater am Kurfürsten- dam m" mitgenommen und gleichzeitig„die Hetärengespräche", seine zweite Revue, damit gekoppelt. Aber diese Doppelung ist nicht gerade glücklich. Merzellus Schisser ist im ersten Teil viel mehr eingefallen und wenn er die lustige Glossierung und Verulkung der Zeitgeschichte weiter aktualisieren würde, könnte man ohne die Hetäre ganz gut auskommen. Die Radioszene mit der Parodterung des Ramo- gewaltigen Alfred Braun , di« Tanzgruppe oder auch der Mann aus dem Mustopp, den Twardowski mit philisophischer Wurstigkeit vorträgt, sind ein paar Nummern, die immer wieder einschlagen und beweisen, daß eine Revue auch ohne Ausstattung auskommt, wenn in ihr Geist. Witz. Laune und Satire herrschen. Famos ist Margo Lion , echtes Kabarett: Szöke Szakall (als gustav nagel usw.) wirkt auf den ersten Blick. Und es wäre noch mancher zu nennen. Aber vor allem soll der schmissigen Musik gedacht sein. Dieses Jazz- orchester, das Holländers und Strassers witzige Einfäll« vorführt, ist unübertrefflich in seiner Farbigkeit und seinem prickelnden Rhythmus.— r- Eine Bach-llrausführung. Die Aufführung von Bachs„K u n st d e r F u a e", die am 26. Juni in Leipzig stattfindet, stellt in Wahr- heit die Uraufführung dieses letzten Bachschen Monumentalwerkes dar. Geschrieben im Jahre 1759, kurz vor dem Tode des Meisters, ist das Wert eine einzige Riesenfuge von mehr als 2999 Takten über ein einziges Thema, ansklingend in den Choral„Vor deinen Thron tret ich hiermit". Da die Kupferplatten von Philipp Emanuel Bach wegen des damaligen geringen Erfolges des Werkes zum Material- wert verkauft wurden und der Meister selbst den Stich nicht bis zu Ende überwachen tonnte, war das Werk bisher nur in ent- stellter Form bekannt. Die durch Wolfgang Graeser wieder her- gestellte ursprüngliche Form wird jetzt in Leipzig zum erstenmal zu Gehör gebracht. Eine englische Reklameausstellung. Die Advertising Association, der engliche Fachverband des Inseraten- und Reklamewesens, be- reitet zum Juli dieses Jahres«inen Kongreß sowie eine Ausstellung vor, die die größte Ausstellung dieser Art werden soll, die Eng. land je gesehen hat. In der vorbereitenden Propaganda wird u. a. mitgeteilt, daß der Verband der Obst- und Südfruchthändler mit seiner Inseratenpropaganda für stärkeren Genuß von Früchten, die 49 999 Pfund Sterling gekostet hat, den Jahreskonsum aus diesem Gebiet um 2 Millionen Pfund Sterling gesteigert hat.