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wollte. Sie wird ihm ohne Zweifel zum mindesten, was Deutschland   angeht, gegeben worden sein. Deutschland   denkt nicht daran, sich in irgendein Unternehmen gegen die Sowjet­ union   so oder so einspannen zu lassen. Es wird sich nicht auf die russische   Seite schlagen- das lehnen jetzt mit bemerkens merter Deutlichkeit selbst solche Rechtstreife ab, die lange genug mit der Idee eines engeren Einvernehmens mit Rußland  geliebäugelt haben, aber es wird auch jede Mitwirkung zu einem Streich gegen Moskau   versagen. Gelbst menn, was nicht der Fall ist, seine Regierung dazu bereit wäre, so würden seine Arbeiter ihr in den Arm fallen.

Doch darüber hinaus: Wir glauben auch nicht an friegerische Absichten der anderen. Für die Politif des britischen Kabinetts ist der Abbruch der Beziehun­gen schon Belastungsprobe genug. Frankreich   erwedt nicht ben Anschein, als ob es sich in das Schlepptau der Diehards nehmen lassen wolle, und Bolen hat genug mit seinen inneren Angelegenheiten, nicht zuletzt mit seinen Nationalitätenproble men zu tun, als daß es einen Waffengang wagen möchte. Wenn der Sowjetstaat mit seinen inneren Schwierigkeiten fertig werden kann die äußere Gefahr ist gering, und ver­größert werden könnte sie nur durch den Fehler der Sowjet­regierung selbst.

Vielleicht hat man auch das dem Volkskommissar in Baden- Baden   und in Berlin   gesagt. Jedenfalls wäre es gut, ihn darauf aufmerksam zu machen, daß es zweckmäßig fein würde, wenn die Moskauer   amtlichen Stellen sowohl wie die Komintern und die kommunistischen   Parteien in der Behand­lung der internationalen Fragen mehr Sachlichkeit walten ließen. Die letzte Note an Polen  , die Protestverjamm­lungen der deutschen   Kommunisten, die ohne irgendeinen Beweis die polnische Regierung für das Attentat gegen Woj­tow verantwortlich machen, der Aufruf der Komintern  , der leichtfertig die Absichten Deutschlands   in Zweifel zieht das alles verschärft die außenpolitische Lage, statt sie zu ent­fpannen.

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Aber leider denft man in Moskau   und bei den von Moskau   Abhängigen immer in erster Linie agitatorisch. Man schürt die Agitation, selbst wenn dadurch nichts weiter an den Tag gebracht wird als die eigene Nervosität. Die starten Worte verfehlen immer mehr ihren Eindruck, und phantasievolle Broklamationen nimmt nur ein bescheidener Kreis von Beschränkten noch ernst. Das sollte auch ein Diplo­mat mit den Auslandserfahrungen Tschitscherins einsehen.

Bürgerblock regiert.

Ständige Benachteiligung der Landarbeiter in der Sozialgesetzgebung.

Alle in diesem Jahre den gesetzgebenden Körperschaften von der Reichsregierung vorgelegten Entwürfe zum Ausbau der Sozialgesetzgebung enthalten eine Benachteiligung der Landarbeiter. Die Benachteiligung ergibt sich aus der Tat­sache, daß in den ersten Bestimmungen jedes Entwurfes die Landarbeiter ganz oder teilweise von den Vorteilen der fünf­tigen Geseze ausgeschlossen werden sollen.

Die Ausschließung begann mit dem Entwurf eines Ge­seges über Arbeitslosenversicherung. Hier sollen ausgeschlossen bleiben: Arbeiter, die im Jahresvertrag stehen oder in einem Vertrag von unbestimmter Dauer, sofern eine Kündigungsfrist von mindestens drei Monaten vorgesehen ist, ferner das ländliche Gefinde. Mit anderen Worten: Der größte Teil aller landwirtschaftlichen Arbeitnehmer.

Die gesamte Landwirtschaft wird ausgeschloffen beim Entwurf über das Arbeitsschußgefeg. Das gleiche ist der Fall bei der aus diesem Entwurf entnommenen Sonderregelung: Entwurf eines Gesetzes über die Beschäfti­gung vor und nach der Niederkunft.

Ebenfalls soll ausgeschlossen bleiben die gesamte Land­arbeiterschaft bei dem Entwurf eines Berufsaus bildungsgesetzes.

Weltenflug der Jugend.

Bon H. F. Kühn.

Es war in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts. An einem schönen Sommersonntag trat das Ereignis ein. Ein gelber Fesselballon nahte von Westen her und faum, daß er das Städtchen überflogen hatte, begann er zu sinken. Bald war er hinter dem Wald verschwunden und nach kurzer Zeit wußte man: er muß gelandet sein.

Bergessen war der Sonntagsbraten, vergessen auch die Christen lehre". Alles, was Beine hatte, die noch den Körper tragen fonnten, eilte im Geschwindschritt in der Richtung der Landungs­

stelle.

Die beiden Insassen des Ballons waren, als die Jugend aus dem Städtchen eintraf, damit beschäftigt, ihre Haut" einzupacken, unter­stützt von den Bauern aus dem nächsten Dorf.

Boll Bewunderung sahen all die Buben und Mädel auf die beiden kühnen Piloten aus dem Frankenlande.

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Gewiß, erzählt hatte man ihnen schon von den runden, gelben Ballons, die man mit Gas füllte und die dann imftande waren, Menschen mit fortzutragen über Berge und Täler. Man glaubte auch, daß es möglich sei aber jegt wußte man es wirklich und durfte sogar solch Ding aus nächster Nähe bestaunen. Und als am Sonntag darauf der Herr Kaplan über die ge­schwänzte Christenlehre nicht etwa böse war, sondern zum allge­meinen Verwundern fagte, daß er es als Bub ebenso gemacht hätte und daß das Fliegen mit so einem Ballon schon eine respettable Sache wäre, da war unsere Bewunderung erst vollkommen.

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Die Landarbeiterschaft muß diese Zurücksetzung als einen Schlag ins Gesicht empfinden. Sie wird sich diese schmäh­liche Behandlung durch die Bürgerblockregierung merken und bei kommenden Wahlen dafür sorgen müssen, daß in künftigen Parlamenten eine so starke sozialistische Arbeitervertretung gewählt wird, daß Bürgerblockregierungen nicht mehr mög­lich sind und damit auch die ständige Zurückfegung der Arbeiter in der Land- und Forstwirtschaft ihr Ende findet.

Perlach.

die Klage des Pfarrers Hell gegen den Vorwärts".

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München  , 9. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Bor dem Amtsgericht München   begann am Donnerstag vormittag ein Prozeß des pro­testantischen Pfarrers Hell aus Berlach gegen Schübinger und Genossen wegen Beleidigung. Schüzinger hatte im Anschluß an den bekannten Münchener   Prozeß wegen Ermordung der zwölf sozialdemokratischen Arbeiter in Perlach am 1. Mai 1919( Räteunruhen) einen Artikel geschrieben, in dem er den Pfarrer Hell u. a. als den wahren Mörder der zwölf Arbeiter" bezeichnete. Wegen Verbreitung des Artikels im Soz. Pressedien st" ist gleichzeitig der Leiter dieses Instituts, Alfringhaus, angeflagt. Die Anklage richtet sich außerdem gegen den Feuilletonredakteur des Vorwärts" Schitowski wegen Abdrucks und ferner die Ge­noffen Wendel und Holz, die im Lachen Links" ein ent­sprechendes Bild gebracht hatten mit dem Tert: Das sind die Schweine, die das Christentum verwirklichen wollten, schießen Sie!" Schließlich ist noch der Geschäftsführer Hall upp von der Frän­tischen Tagespost" in Nürnberg   angeflagt. Er hat das Bild im Lachen links" im Inseratenteil zur Reklame veröffentlicht. Die Angeklagten werden verteidigt von den Rechtsanwälten Lands­ berg  , Sänger und Loewenfeld. Insgesamt sind elf Zeugen geladen. Von den Beklagten ist Genosse en del erschienen. Der Kläger  , der seit Jahresfrist wegen der Vorgänge in Perlach nach Tauberzell versetzt worden ist, ist mit seinen beiden Anwälten an­wesend.

Wendel bestritt entschieden, nicht erweisbare Tatsachen in bezug auf Berlach behauptet zu haben. Nach seinem Empfinden habe Pfarrer Hell in dem Schwurgerichtsprozeß gegen Bölzing und Prüfert eine Rolle gespielt, die im Widerspruch zu der von Hell vertretenen Morallehre gestanden habe, und er sei weiter überzeugt, daß Hell nicht alles getan habe, um die zwölf Arbeiter vor dem entsetzlichen Schicksal zu bewahren. Das habe ihn bewogen, in der Deffentlichkeit loszuschlagen.

Pfarrer Hell brachte seine Aussagen sehr zögernd und stotternd vor. Er behauptete, daß er die Liste, auf der die Namen der später erschossenen Arbeiter standen, nicht angefertigt, sondern Pölying diese Liste schon fertig mitgebracht habe.

Der Zeuge Sicherheitskommissar Pohla wiederholte und er­gänzte seine im Münchener   Schwurgerichtsprozeß gemachten Aus­fagen. Das wesentlichste seiner Erklärungen war die Behauptung, daß Hell ihm gegenüber erklärt hat, mit den Leuten, die auf der Liste stehen, würde nicht viel Umstand gemacht werden, sie würden an die Wand gestellt.

Die Witwe eines der erschoffenen Arbeiter erklärte entgegen den Ausführungen des Pfarrers Hell, daß sie ihn dringend gebeten habe, sich für das Leben ihres Mannes und seiner Freunde ein­zusetzen. Pfarrer Hell hat das aber abgelehnt mit den Worten: Ich fenne die Leute auf der Liste nicht!"

Bolizeikommissar

Der tommissarisch vernommene Zeuge Schulz in Oppeln  , der seinerzeit bei der Aufstellung der Liste der zu erschießenden Arbeiter im Haus des Pfarrers Hell anwesend gewesen ist, äußert sich in seiner eidlichen Bekundung, daß Pfarrer Hell dem Pölking die Namen von Leuten angegeben habe, die er als besonders gefährliche Unruhestifter angesehen habe.

Parlamentsbeginn.

Der Reichstag   nimmt nach der Pfingstpause am nächsten Dienstag seine Bollsizungen wieder auf. Auf der Tagesordnung steht das Lebensmittelgesetz.

Der Landtag versammelt sich erst wieder am 20. Juni.

fann. Und beinahe ungläubig hört man zu, wie Bater erzählt, daß es noch gar nicht so lange her sei, als er in schmuzigen Gräben in Frankreich   den Kameraden dieser mutigen Flieger als Feind" gegenüber lag. Und jetzt diese Freude, diese Begeisterung? Ver­wundert wandern die kleinen Augen vom Bapi zur Zeitung, pon der Zeitung zum Papi. Es ist ja auch wirklich faum zu begreifen. Ob der Bub nun den Sinn dieses Ganzen auch verstanden haben

wird?

Ob all unsere Jugend die Bedeutung des geschichtlichen Vor­ganges ganz erfassen darf. Wird man ihr nicht reden von nationaler auch die tiefere Bedeutung dieses Ereignisses zu bedenken geben? Großtat, von Weltrekord und Sporttanonen? Oder wird man ihr

Zwei Menschen haben auf schwankender Maschine unsere Be­griffe von Beit und Raum in den Wind geschlagen. Sie haben dazu beigetragen, daß sich Menschen immer näher fommen, und der Sinn ihrer Mission wäre verloren, wenn sich nur die Maschinen und Körper und nicht auch die Herzen näher tommen würden. Die Jugend wird das so hoffen wir richtig verstehen

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Aber einstweilen fizt unser Junge noch immer ernsthaft über dem Zeitungsbericht, den er sich sorgsam aufheben wird. Meine Frankreich  , und links und rechts von mir sehe ich die Kameraden, Gedanken gehen in die Ferne und ich sehe den schmußigen Graben in die als fröhliche Schuljungen dem gelben Feffelballon entgegenliefen und jetzt zusehen mußten, wie ein ebenjolcher Ballon die totbringen­großen Felde die Flieger so stürmisch begrüßten, eine große Pflicht den Granaten lenkte. Und da weiß ich, daß alle, die heute auf dem der Menschlichkeit auf sich genommen haben. Wenn an den Früchten biefer Tat alle Menschen teilhaben dürfen, dann erst wird dieser Flug zu einem Sieg des Friedens.

An diese Begebenheit mußte ich denken, als ich heute in der Frühe ins Zimmer tomme. Sizt da unser Bub, gerade daß er geha Firma Kleim u. Ungerer in Leipzig   und Gößniz( Thür.), Ingenieur Der Erfinder des Anlegeapparates gestorben. Der Gründer der Jährlein zählt, auf den Knien ausgebreitet die Morgenzeitung, und liest andächtig, Zeile für Zeile den Bericht vom Sieg des Özean- schen Zuführung des Papiers an den Buchdruckschnellpressen hatte Gustav Kleim, ist vor kurzem gestorben. Das Problem der mechani­fliegers. Der Zehnjährige lieft und lieft, kaum daß er einmal eine Frage eine Reihe von findigen Köpfen im In- und Auslande seit langem stellt. Als ob es eben nicht anders sein könnte. Und unwillkürlich Briorität für sich in Anspruch nehmen, denn bereits im Jahre 1892 beschäftigt. In Deutschland   konnte auf diesem Gebiete Kleim die muß ich daran denken, wie einmal diese Jugend die Geschicke der menschlichen Gesellschaft meistern soll, da sie in einer Zeit des waren ihm zwei Batente auf seinen automatischen Bogenanleger er­ungeahntesten Entwidlungstempos heranreift. Einer Entwicklung, teilt worden. Unausgefeßt arbeitete er an der Verbesserung seiner der die Alten" fassungslos gegenüberstehen, die auch für uns ans Erfindung, bis er im Jahre 1898 seine raftlose Tätigkeit von Erfolg Bunderbare grenzt und die die Jugend aufnimmt als etwas Ge- getrönt fah. Unter den Erfindern und den technischen Förderern gebenes, Natürliches. Zur selben Zeit, da sie den ersten Spatz des graphischen Gewerbes wird Kleims Name unvergessen bleiben. fliegen sehen, ziehen auch schon die grauen Stahlvögel hoch am Curusführer der neueste Beruf. Wenn die reichen Ame­Himmel ihre Kreise als ob es nie anders gewesen wäre. ritaner nach Europa   fommen, wollen sie sich nicht mehr den ge wöhnlichen Reiseführer anvertrauen. Nun ist eine bekannte inter­nationale Reiseagentur auf den Gedanken gefommen, den amerika­ nischen   Millionären sogenannte Lugusführer" anzubieten, die aus befter Familie" stammen und vor der reisenden Millionärsfamilie eher als Freund denn als Angestellter angesehen werden. Sie müssen mindestens vier Sprachen fließend sprechen, eine vorzügliche Allgemeinbildung befizen und die besten Restaurants in allen euro­ päischen   Großstädten kennen. Die Museen und Bildergalerien des europäischen   Kontinents müssen einem Lurusführer völlig vertraut

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Ist es da ein Wunder, daß ihre Begeisterung anders, man möchte fagen fachlicher ist, als die der Großen? Und ich folge den Augen, die über die Zeilen huschen. Tausend Begriffe gehen in den fleinen Kopf manchmal verstanden oft Deutschland  auch nicht. Amerita 7000 Kilometer. stählerne Maschine drei Motoren 500 Liter Benzin Radio Sturm große Empfänge Begeisterung! All Landung dies wirbelt durch den kleinen Kopf. und man weiß, daß man in awei Sogen an den Menschen jenseits des großen Wallers fommen

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Der Reichsarchivrat als Hetzer.

Fällt er die Treppe herauf, Herr Reichskanzler? Man schreibt uns:

Auf dem Marktplaze in Blankenburg   a. Harz   wurde am 1. Pfingsttag eine Gedenktafel für die Gefallenen des Weltkrieges eingeweiht. Dabei hielt der Major a. D. und Reichsarchivrat Soldan cine müste Rede gegen den heutigen Staat.

Soldan redete, um nur einige Schlagworte wiederzugeben: von der Zipfelmüze, die Deutschland   seit der Revolution über dem Kopfe

habe, von dem deutschen   Volk als einem Volk der Knechte,

von 2ug und Trug, aus dem das neue Baterland bestehe. In Deutschland   gäbe es teine wirtschaftliche Freiheit mehr, feit wir die alte Armee nicht mehr hätten. Ein wehrloses Volk sei ein ehr­1oses Bolt. Die Armee hat uns im alten Deutschland   den Frieden erhalten. Die alte Armee, die wir gehabt haben, muß wiederkommen. Herrgott, mache uns wieder wehrhaft, gib uns eine starke Armee, damit ein neues Deutschland   ersteht. Um keinen 3meifel darüber auffommen zu lassen, daß er unter dem neuen Deutschland   das alte Kaisertum Deutschland   meine, fügte er hinzu: Wenn die alten weisen wieder auf dem Marktplatz ertönen, dann sind wir wieder ein freies Volf."

Was sagt der Herr Reichstanzler zu seinem Archivrat? Wird er ihn zum Teufel jagen, oder ist er von dem Scherben­gericht über aufrechte Republikaner   zu stark in Anspruch genommen, um sich um Reichsbeamte fümmern zu können, die die Deffentlichkeit gegen Staat und Staatsordnung aufhetzen?

Die Arbeitslosenversicherung. Beratung über die finanzielle Beteiligung der Gemeinden.

Im Sozialpolitischen   Ausschuß des Reichstages fam es am Donnerstag bei der Beratung der Arbeits­losenversicherung zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen Reichsregierung und Reichsrat.

Ministerialdirektor Dr. Lotho13 vom Reichsjinanzministerium erklärte, eine finanzielle Beteiligung der Gemeinden in Höhe eines Biertels der Lasten rechtfertige sich dadurch, daß die öffentliche Fürsorge der Gemeinden durch die Krisenunterstüßung entlastet werde, ferner, weil bei der Durchführung der Krisenunter­stügung mehr als bei der Arbeitslosenversicherung Ermessungs­fragen zu entscheiden seien. Die Reichsregierung fönne dem Be­schluß des Peichsrats, der den Gemeinden nur ein Neuntel der Kosten der Krisenunterstützung auferlege und die restlichen acht Neuntel dem Reich zuweise, nicht zustimmen.

Demgegenüber erklärte der preußische Ministerialdirektor von Leyden   für den Reichsrat, daß der Vorschlag der Reichs­regierung die Gemeinden höchst ungleich belasten werde. Die Gemeinden mit der größten Arbeitslosigkeit hätten dann am meisten 2blauf der Krise durch wirtschaftspolitische Maßnahmen feinen aus­zu tragen, fönnten aber wie die Gemeinden überhaupt auf den schlaggebenden Einfluß ausüben.

Ministerialdirektor Dr. Lotholz erflärte hierauf, daß im Finanzausgleich für die Gemeinden bereits ein Viertel der Lasten vorgesehen sei.

Die Sozialdemokraten und Demokraten stellten sich auf den Standpunkt des Reichsrats, wonach die Gemeinden nur ein Neuntel der Lasten der Krisenunterstützung tragen sollen. Die Deutsche   Boltspartei machte einen Vermittlungs­vorschlag, der den Gemeinden nicht ein Viertel, sondern Ausschußmehrheit, d. h. von den Regierungsparteien angenommen. nur ein Fünftel aufbürdet. Dieser Borschlag wurde von der

Die sächsische Ministertrife. Am Donnerstag verhandelte der sächsisste Ministerpräsident held mit den Vertretern der deutsch  . nationlen Landtagsfraktion zweds Erweiterung seiner Regierung. Auch diese Berhandlungen verliefen infolge der weit. gehenden Ansprüche der Deutschnationalen ergebnislos. Sie fordern nach wie vor für den Fall, daß keine Herabsetzung der Ministerien erfolgt, von 7 Ministern 2.

Strefemann und Westarp haben eine persönliche Aussprache über die mit der kommenden Ratstagung in Zusammenhang stehenden Fragen der deutschen   Außenpolitik gehabt.

sein, er muß auch die vornehmsten Gesellschaftsfreise in London  , Paris  , Berlin   und Rom   kennen, und selbstverständlich setzt man voraus, daß er stets tadellos angezogen ist. Es ist also feineswegs leicht, allen Ansprüchen zu genügen, die man an einen Lugusführer stellt. Dafür wird er aber auch recht gut bezahlt. Neben den Hotelrechnungen und den übrigen notwendigen Ausgaben erhält er 24 Mart für den Tag. Das ist aber das Wenigste. Wenn er eine Führung durch Europa   beendet hat, so pflegt ihm sein reicher Auftraggeber einen ansehnlichen Sched auszuschreiben, und außerdem zeigen sich die Schneider, Juweliere und die übrigen Geschäftsleute, zu denen er sein Reisepublifum führt, für die Bermittlung dieser Kund­schaft in barer Münze erkenntlich. Ein junger Engländer, der als einer der ersten Lurusführer eine Familie aus Philadelphia   durch Europa   geleitet hat, fonnte nach Beendigung der fünf Monate währenden Führung feststellen, daß er 32 000 Mart verdient hatte. Darauf gab er es auf, Lurusführer zu sein, und eröffnete ein eigenes Geschäft in Paris  . Ein Mann, der gegenwärtig als Lurusführer tätig ist, war einst der Privatsekretär eines führenden englischen Bolitifers; ein anderer stammt aus französischen   Diplomatenfreifen. Wem das Glück lächelt, der kann als Lurusführer noch ein besonders gutes Honorar dadurch verdienen, daß er eine reiche amerikanische  Aussichten der neue Beruf bietet, wird der Andrang allerdings so Erbin heiratet. Wenn es fich erst herumgesprochen haben wird, welche groß werden, daß die Löhne" sich taum auf ihrer augenblicklichen Höhe erhalten werden.

zose sucht einen deutschen   Arzt. Der hervorragende französische Hoch klingt das Lied vom braven Mann. Ein dankbarer Fran­Gelehrte Professor Bouin wünscht zu wissen, wer der deutsche Arzt gewesen ist, der während des Krieges feine Eltern in Bendreſſe ( Ardennen) behandelt hat. Bendresse war 1917 von den deutschen  Truppen besetzt; die Einwohner rourden von den deutschen   Militär­dem humanen Berhalten des betreffenden deutschen   Arztes. Es ist ärzten behandelt. Nach dem Kriege erfuhr Professor Bouin von zu erfahren. Darum ergeht die Bitte an diejenigen deutschen   Aerzte ihm bisher nicht möglich gewesen, Namen und Wohnort des Arztes die fich in jener Zeit in Vendresse befunden haben und die dortige Mitteilung an Herrn Geh. San.- Rat Dr. Albert Moll, Berlin   W. 15, Zivilbevölkerung ärztlich versorgten oder Auskunft geben können, Kurfürstendamm 45, freundlichst gelangen zu lassen.

Zukunftsbild à la Chamberlin. Der erzürnte Chef: hören Sie mal, mein Lieber, Sie wohnen zwar in New York  , aber das ist noch lange fein Grund, daß Sie jeden Morgen zu spät hier ins Berliner   Bureau fommen!"

Der Kunsthistoriker Julius Meier- Gräfe   feiert heute seinen 60. Geburts. tag. Er hat sich durch eine dreibändige Entwidlungsgeschichte der modernen Kunst und durch Monographien über Hans von Marées  "," Renoir  ", Vincent van Gogh   u. a. bekannt gemacht.

Die Galerie J. Casper, Kurfürstendamm 233, eröffnet die neue Aus. ftellung am 12. mit Werfen des jungen Felig Nußbaum Berlin, der zum erstenmal tollektiv ausstellt.

ist unter dem Titel Stanislawiti im Leningrader Berlag Akade­Eine Monographie über das Mostauer Künstlertheater von W. Wolfenstein mia erschienen.