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mal eine Störung der gegenseitigen Handelsbeziehungen von ihr beabsichtigt sei. Man fann sich angesichts dieser Versiche­rungen an das berüchtigte Ritschbild erinnern, das Wilhelm II.  an Kriegergräbern knieend darstellt mit den Worten dar imter: ,, Das habe ich nicht gewollt!" In der Politik kommt es nicht darauf an, was man gewollt hat, sondern darauf, was man bewirkt hat. Und bewirkt hat England durch seine Attion, daß eine müßliche und verständige Entwicklung jäh unterbrochen worden ist.

Rußland   war auf dem Wege, seine Diftatur abzubauen und sich Europa   zu nähern. Mochte dieser Fortschritt auch langsamer vor sich gehen, als wünschenswert war, so war er doch sichtbar. Ein Rußland  , das auf feinem eigenen Gebiet nach seinen eigenen Grundsägen wirtschaf­tete, den arbeitenden Völkern der übrigen Welt aber es überließ, nach welchen Methoden sie ihren sozialen Be­freiungstampf führen wollten, war noch nicht da, aber es war im Berden. Unzählige Male ist dieses Ziel an dieser Stelle gezeigt worden, und feine fommunistische Beschimpfung hat uns hindern können, an ihm festzuhalten. Es bleibt auch jetzt unter allen Umständen erstrebenswert, nur scheint es jetzt noch viel weiter in die Ferne gerückt als bisher.

Aufgabe der englischen Arbeiterpartei, die Aufgabe der boden­ständigen Freiheitsbewegungen, in England und innerhalb des englischen Imperiums beffere Zustände herbeizuführen. Gegen die gegenwärtige englische   Regierung steht eine starte legale Opposition. Das sind die Kräfte, auf die wir unfere Hoffnungen setzen.

In Rußland   ist eine solche Opposition nicht möglich. Defto notwendiger ist es, daß die Arbeiter der anderen Länder ihre Stimme den Beherrschern dieses Landes ver nehmlich machen. Sie müssen ihnen sagen, daß sie jede Bölkerverheizung verurteilen und jeden Terror verabscheuen. Sie müssen ihnen sagen, daß sie feinen Krieg wollen, auch den revolutionären nicht, weil jeder Krieg Europa  in einen Schutthaufen verwandeln würde, auf dem die Saat des Sozialismus nimmer gedeihen fönnte.

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Jedoch, es sollte vom Völkerbund die Rede sein. heute steht er vor einem Berg von Aufgaben als ein Zwerg. Man fann von ihm nichts anderes sagen, als daß seine Sagungen Ziele zeigten, die erst eine von sozialistischem und wahrhaft demokratischem Geist beherrschte Welt erreichen wird.

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zum nächsten Frühjahr landauf, landab von unseren Freunden keine organisatorische Vorarbeit geleistet, werden die Zen­trumslisten bei der nächsten Wahl genau so aussehen wie die alten. Die Parteimaschine ist schwerfällig, aber mächtig, und solange wir fein neues Wahlrecht haben, ist sie fast allmächtig. Wenn Wirths Arbeit Sinn und Erfolg haben soll, müssen seine Freunde im Lande bald an die Arbeit gehen. Sie dürfen aber auch nicht unabhängig voneinander, ohne Fühlung miteinander vorgehen; um den Gang und Lauf der starken Parteimaschine bestimmen zu fönnen, müssen starte Kräfte mobil gemacht werden. Diese Aufgabe zu besprechen, sollten sich unsere Parteifreunde angelegen sein lassen. Die Aussprache soll nicht der Vertiefung des Zwistes, sondern im Gegenteil der Ueberbrüdung der Gegensäße dienen. Wir wollen nichts anderes, als daß in unserer Partei die tatsächlich vorhandenen Kräfte sich ausbalan cieren."

Keudell gegen Verfassungstag!

Die Verfassungsabteilung gegen die Verfassung. Herr D. Reudell hat den Ministerialdirektor faffungsabteilung des Reichsinnenministeriums entfernt, weil er einen Mann von seinem Geiste an dieser Stelle wissen wollte. Dieser Mann war Herr v. Ka me fe, preußischer

Was war der Grund des englischen Borgehens? Die Vor dem Kampf. bli Dr. Bredt, den Republikaner  , von der Leitung der Ver­

Angst der Kapitalisten von dem Bolschemismus? Das steht nur in der kommunistischen   Kinderfibel. In seinen Welt­reichsinteressen fühlte sich England durch die russische  Propaganda gefährdet. Wer aber glaubt, daß diese Propa­ganda jetzt, nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und nach der Aufpeitschung eines fanatischen Engländerhaffes in ganz Rußland   meniger attiv und weniger gefährlich

sein wird?

Geht England aufs Ganze? Erstrebt es den Sturz des Bolschewismus in Rußland  ? Der Bolschewismus

Die Reichstagswahl der Alpdruck des

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Bürgerblocks.

Noch sind Jahre Frist bis zum Ablauf der Legislatur: Am Ende des Bürgerblocks steht die Reichstagswahl. periode des Reichstages, aber der Gedanke an die kommende Wahl läßt den Leuten vom Bürgerblod feine Ruhe mehr. Sie haben den Kampfruf von Kiel   sehr wohl verstanden! Die Deutsche Allgemeine Zeitung" ruft zur Sammlung des Bürgertums und warnt vor Optimismus: Der Wahlkampf wird also um das Zentrum und die Deutsche von Sozialdemokraten und den Deutsch  

Geiste des Herrn v. Keudell. Seine erste demonstrative Oberverwaltungsgerichtsrat, altfonservativ, Monarchist. Herr v. Kamete leitet die Verfassungsabteilung im Geiste des Herrn v. Keudell. Seine erste demonstrative Leistung ist die Sabotage der Verfassungsfeier. Darüber berichtet der Demokratische Zeitungs­dienst": Das Reichsministerium des Innern hat in jedem Jahr zur Feier des Verfassungstages einen Runderlaß an aufgefordert dienst zeit einzurichten und Bestimmungen zu treffen, damit die Feier des 11. August als Verfassungstag durchgeführt werden könne. Wie verlautet, hat nun auch dem neuen Leiter der Verfassungsabtei­lung im Reichsministerium des Innern der Erlaß in diesem Jahr wieder vorgelegen. Herr von Kamete hat ihn jedoch nicht zurückgestellt, und zwar

ist wahrlich nicht der Weltbefreier, als der er sich ausgibt nationalen geführt werden. Das Ergebnis läßt sich in feiner wurden, für die Beamten zum Berfaffungstag eine Sonntags

Weise vorausfagen; jedenfalls dürfen die Deutsch  . nationalen sich nicht darauf verlassen, daß sie hon am 3iel wären, um so weniger, als Preußen noch in der Hand der Gegner ist. Herr Dr. Wirth hofft allerdings, nicht nur die Deutschnationalen, sondern sogar auch die Deutsche   Volks Roalition als Mehrheit in den Reichstag zu bringen. Weimarer Koalition verfügt in jeßigen Reichstag über 232 von 493 Sigen. An der zahlenmäßigen Mehrheit, die natürlich noch keine politische ist, fehlen also in der Tat nur: 247-232 feine politische ist, fehlen alfo in der Tat nur: 247-23215 Gize.

und für den ihn einige unkomplizierte Gemüter halten- aber der Verfuch, ihn zu stürzen, bedeutet zum mindesten für das Gebiet von der Polengrenze bis an den Stillen Ozean   einen jahrelangen Bürgerkrieg. Er be deutet, wenn er Erfolg hat, den Zerfall des Riefenreiches in ungezählte Teilgebiete unter den verschiedensten Beherrschern und den Kampf aller gegen alle, bis es zum Schluß vielleicht partei auszuschalten und die seit 1920 verlorene Weimarer mit der Begründung, daß durch eine solche Regelung ein unzu dem Stärksten, Gewalttätigsten gelingt, das Ganze wieder zusammenzubringen. Die Erschütterungen diefes inneren Kampfes würden ganz Europa   in Mitleidenschaft ziehen. Will England das? Wenn es das wollte, so wäre das ganz gewiß eine Angelegenheit, an der auch der europäische  Rontinent und besonders Deutschland   als Beinahe- Nachbar Rußlands   interessiert ist. Denn Deutschland   würde durch eine solche Entwicklung der Dinge nichts zu gewinnen und piel zu verlieren haben.

Heute erhebt Rußland   gegen England die Beschuldigung, es begünstige Verschwörungen gegen den Bestand der Sowjet­regierung. England bestreitet das und beschuldigt umgekehrt Rußland, daß es Verschwörungen gegen das englische   Impe. rium anzettele. Gäbe es einen Böllerbund, wie er fein foll, einen, der über Autorität verfügt, so wäre es seine Aufgabe, die beiderseitigen Beschuldigungen unparteiisch zu Punterfuchen und ein Abkommen zwischen den beiden Mächten. nach dem Grundsatz der gegenseitigen Nichteinmischung her­beizuführen. adridotos shom sa dust hun blaisia

19:00

Aber die genannten Ziffern zeigen doch, daß zu leicht fertigem Optimismus für die Rechte tein Anlaß ist; denn es gehört nicht einmal eine besondere ungeschicklichkeit oder Schlafmüßigkeit dazu, zwei Dugend Mandate zu verlieren. Wenn das Bürgertum nicht will, daß die bisherige geschichtliche Linie der Deutschen Republit, die eine Linie bürgerlicher Erfolge war, durch die nächsten Wahlen eine Unterbrechung erfährt, muß es jetzt schon seine Borbereitungen treffen."

Das Blatt des Unternehmertums weiß Bescheid: im fommenden Wahlkampf wird es hart auf hart gehen, und die Ergebnisse der Bürgerblodpolitik befigen feinen pro­pagandistischen Wert für seine Verewigung.

Eine Zentrumstimme zur Wahlvorbereitung. Das republikanische Zentrumsblatt in Südwestdeutschland  , die Rhein  - Mainische Boltszeitung", veröffentlicht folgende zuschrift:

Rußland   ist nicht der Sozialismus", ind England ist nicht der Kapitalismus  ". Was die englische   Arbeiterbeme- Im nächsten Jahr stehen wir vor Neumahlen. Im nächsten gung auf dem Gebiet des Genossenschaftswesens und der Jahr wird durch die Aufstellung unserer Ziften erneut fommunalen Selbstverwaltung geleistet hat, ist für den fünf- eine Entscheidung für voraussichtlich weitere vier Jahre gefällt. Was rigen Aufbau des Sozialismus mehr wert als die russische   fann von den Freunden der sozialrepublikanischen Bewegung, die Staatsindustrie. Die konservative Regierung ist nicht Wirth hervorgerufen hat, getan werden, um auf die Auf­England. Zu England gehört auch noch einiges andere, stellung der Kandidaten unserer Partei ent­vor allem die englische Arbeiterpartei. Es ist die I scheidenden Einfluß zu gewinnen? Täuschen wir uns nicht. Wird bis

Ingenieur Ellifon ist tot.

Bon Heinz Liepmann  

Durch die Bondoner Zeitungen ging die Notiz unter ofales, baß der Ingenieur Ellison gestorben sei, ertrunten. In den Nebeln, den fühlen Dämmerungen, den regnerischen Bormittagen des Hyde- Part von London   war ein alter Mann zu Hause, der Ingenieur Stuart Ellison. Er kam an jedem Tag, menn es Morgen zwischen den verlassenen Bäumen des Parkes wurde, jeden Morgen um die gleiche Zeit im Schnee und im feuchten Herbst, feit 26 Jahren. Er fam aus seinem Haus im Eastviertel, dreiviertel Meilen weit in langen Stiefeln, die blant waren, menn er tam und trübe, wenn er ging in dem taufeuchten Gras.

Er fam: sein Bart von grauen Strähnen hing um sein faltiges Antlig bis um die dichten Brauen, und sein riesiger Nasengiebel verdeckte den Rest des wilden Gesichts.

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Diese Gestalt, die von Balzac   hätte erfunden sein können, hatte teine Verwandte und keine Freunde, auch hatte er als er noch jung war bei einer jugendlichen abenteuerlichen Seefahrt eine dumme Sache mit einer Frau gehabt, dann hat er sich verbissen mit zwei Hunden in sein unruhiges Haus im Eastviertel zurückgezogen. Und da ist ihm denn der eine Hund vergiftet worden, von einer Partei, sagt man, die über ihm wohnte und die das feltene Gebell der Hunde störte, und der andere Hund hat sich darob zu Tode ge­tränkt. An dem Morgen, früh um sechs, als der arme Hund, der die lange Nacht mit trockener Schnauze geheult und geweint hatte, fich dann hinlegte und starb, an dem Morgen ging der Ingenieur Ellison zum erstenmal seit acht Jahren auf die Straße, geriet vor dem Gewirr, das die Sonne anrichtet, wenn sie einen neuen Tag einleitet, in den stillen Hyde- Park und durchschritt die Wege, ein müder Mann, mit gesenttem Haupt, die Hände auf dem Rücken. Blöglich bemerkte er in seiner grenzenlosen Empfindung von der Unendlichkeit der Einsamkeit, vor seinem förperlichen Auge auf­blizend, einen Sonnenstrahl, der sich in einem Tautropfen brach. Er erwachte aus seiner Dumpfheit, blickte um sich und bemerkte erste und zarte hellgrüne Blätter, noch ein wenig, wie zärtlich und schüch tern, zusammengerollt, und bemerkte die starken festen Bäume, auf denen das heitere Lächeln des Vorfrühlings lag. Bemerkte seit acht Jahren zum erstenmal den milden Duft der reinen Natur und be­mertte gleichzeitig in all der heiteren, befestigten Ruhe hundert und taufend lärmende und fröhliche Spatzen.

Saß nieder im feuchten Gras wie ein kleines Kind, lehnte den müden ernsten Kopf an einen Stamm, versuchte zu lächeln und sieh! es gelang! roch die erdhafte würzige Luft und fühlte sich hin­gebend liebevoll verwandt den tausend grünen Blättern und den Spatzen. Suchte in den Taschen, fand Brosamen, streute sie in die Luft, und die lustigen, treuen, burschifosen Bögel stürzten sich darauf, sperrten frech die kleinen runden Mäuler dem Spender auf und schrien: ,, Na, du alter Knabe, sind wir nicht feine Kerle?" Und der alte einfame verwitterte Ingenieur Stuart Ellison fchlug fich auf die

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Schenkel vor Bergnügen, lachte aus vollem Hals und schrie: Ja, ihr seid luftige Kerle!" Und dann viel später ist er nach Hause gegangen und am nächsten Tag ist er wiedergekommen und am übernächsten. Die frechen Spazen haben schon auf ihn gewartet und sie liesen neben ihm her, wenn er fam. Und während er immer. fremder und ver­schlossener und abweisender zu den Menschen wurde, gab er sich mehr und mehr den Spazen, die ihm ihr Vertrauen schenkten und in seine alten Hände flogen. Das ist es wohl, was ihn hier hielt: das Ver trauen dieser Tiere. Sie gaben ihre kleinen warmen Leiber ver­trauend in seine Hand.

Nachdem der Ingenieur Stuart Ellison, mit dem fein Mensch sprach, eines Morgens früh, im feuchten Nebel, als er zum Hyde Barf ging, die Taschen voll seinen Brots, den Weg verfehlt hat, in den Themse  - East- River- Kanal stürzte und ertrant, hat man, so meldeten die Londoner   Blätter, zwei Tage lang feinen Sperling im Hyde- Park gehört. Zwei Tage lang haben sie alle in den obersten Alesten gesessen und ste find lautlos gewesen, daß der Hyde Park still war, ganz unheimlich still.

Dann war Ingenieur Stuart Ellison vergessen.

Osthavelland  , ein Heimatspiel am Finkenkeng." In der Nähe des Alten Fintenfruges ift in furzer Frist eine idyllische, waldumschlossene Freilichtbühne geschaffen worden, die mit Uraufführung des Bühnenwerkes Ost havel land, ein Heimatfpiel am Finfentrug" gestern abend ihre Feuertaufe empfing. Träger der Aufführung waren ausschließ­lich Dilettanten, Bürger und Bürgerinnen der Gemeinde Falkensee  , die mit diesem Festspiel den Auftakt gab zur 150- Jahr- Feier des Finkenfruges. Dieses Festspiel ist eine Folge von zehn Bildern aus 2000jähriger Geschichte des Havellandes, Bildern, die historisch und ziemlich fest miteinander verknüpft sind, szenisch vor allem durch die durch die Person des geheimnisvollen Fremden( Paul Reinhardt) Personen des Hans( Artur Rehfeld) und der Grete( Hilde Funke), deren Spiel in immer neuen Gestalten die Zeitflucht überbrüdt, und durch die drei Typen des Festausschusses", der handelnd, besser gesagt redend auftritt und den Gegenwartscharakter des Stüdes immer wieder in den Vordergrund schiebt. Das Spiel durchläuft in flottem Tempo die zehn Bilder: Wendenzeit Kloster Lehnin  Die Quizows Fehrbellin   Friedrich Wilhelm I. Küftrin Eisenbahn- Die fommende Zeit. ( 1730) Der große Graben Heinrich v. Kleist Die erste

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Heinrich Römer von der Boltsbühne hat sich der Regieaufgabe mit seinem Berständnis entledigt, galt es doch, ohne Rampenlicht, ohne Schminke, ohne jede andere Szenerie als den dunklen Wald­hintergrund des Briejelang glaubhaft Figuren aus wechselnder Zeit auf die Beine zu stellen, was ihm vorzüglich gelungen ist. So ift auch der einmütige Erfolg nicht zum geringften auf seine Arbeit zu buchen. Der Verfasser Wolfgang Göz wurde begeistert ge­Spielern. Die musikalische Untermalung des Stüdes wurde in jeder rufen und teilte lächelnd den ehrlichen Beifall mit Regisseur und Hinsicht taftvoll von der Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Neu­Fintenfrug unter Frit Raehler ausgeführt.

E. R.

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lässiges Präjudiz für die Reichsgefeßgebung ge­schaffen worden sei. Es bleibt abzuwarten, ob Herr von Kamele Möglichkeit nimmt, ben Berfassungstag überhaupt feftlich zu begehen." auf diesem Standpunkt bestehen bleibt und den Beamten somit die

Der neue Geist, der mit den Herren v. Reubell   und D. Ramele in das Innenministerium und seine Berfaffungs­abteilung eingezogen ist, besteht darin, daß unter formalen Vorwänden gegen Verfassung und Verfassungsfreudigkeit gearbeitet wird. Aus dem Verhalten des Herrn v. Kamete pricht das Ressentiment des Monarchisten gegen die republi­tanische Verfassung.

Es ist ein unwürdiger Zustand, wenn das Reichsinnen­ministerium mit fleinlichen Bureaukratenmitteln den Ver­fassungstag fabotieren will. Wird Herr Mary, der sich so rasch gegen die Kritiker der deutschnationalen Doppelzüngig feit gewendet hat, offene Augen für die Arbeit eines Beamten Don monarchistischer Gesinnung gegen die republikanische ministerium seine Haltung revidiert? Berfassungsfeier haben, wird er verlangen, daß das Innen­

Bayerische Republikaner. Eine Wiedersehensfeier des früheren bayerischen 7. Infanterieregiments in Bayreuth   wurde mit einem Hurra auf bas Haus Wittelsbach sowie. mit dem Ab­fingen der bayerischen Königshymne beendet. An diesem Aft Oberfrantens, D. Stößenreuther, sowie die Regierungsdiret nahmen teil: der aftive Präsident der Regierung veretdigt. toren Prager und Zint. Die drei Beamten sind auf die Republik  

Staatstheater: Maß für Maß". Die Morte Shatespeares, gesprochen von den hingebungsvollen Schauspielern, verbreiteten und vertieften vielerlei Menschlichkeit. Darum ist es nötig, all diese, Wege noch einmal zu zeigen, die aus diesem fröhlichen Ge­lände in unsere etwas düftere Berfahrenheit des Dramatischen hin­einführen. M. H.

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Ein reaffionärer Heßredner in der Goethe- Gesellschaft  . Die dies­jährige Tagung der Goethe- Gesellschaft   in Weimar   wurde mit eingeleitet. Der stellvertretende Borsitzende Prof. Michels- Jena  einer Trauerfeier für den verstorbenen Vorsitzenden Gustav Roethe  hielt dabei eine Gedächtnisrede, in der er die Revolution von 1918, bie die Republik   geschaffen habe, einen Sieg der Meuterer und Deferteure" zu nennen die Dreiftigkeit hatte. Es sei erklärte er weiter. für Roethe der tiefste Schmerz gewesen, sehen zu müssen, wie Schwarzrotgold im Sonnenschein glänze, während der schwarze Adler niederfinte. Wir sind von den Reden des seligen Roethe her Michels bedeutet denn doch eine derartige Provokation, daß jeder an mancherlei Tattlosigkeiten gewöhnt, aber diese Leistung des Republikaner  , der etwas auf sich hält, gut tun wird, der diskre­ditierten Gesellschaft schleunigst ben Rücken zu fehren.

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Daumier proteffiert. Auf einer Pariser Versteigerung wurden kürzlich die Bilder Honoré Daumiers mit sensationellen Preisen be­zahlt. Der Meister hat das zum Anlaß genommen, um aus einer besseren Welt an die Pariser Kunstzeitschrift einen Protestbrief zu schreiben, in dem es heißt: Ich weiß wohl um alle die Nachteile, bie mir das bei gewissen Herren Kunsthändlern eintragen wird, die nicht verfehlen werden zu sagen: nun will er uns wieder verfohlen, dieser nichtsnuhige Kerl! Trotzdem protestiere ich gegen die Preise, zu denen man meine bescheidenen Werke hinaufflettern ließ. Ich protestiere dagegen im Namen der jungen Maler, deren Bemühungen ich bewundere. Ich protestiere gegen die Spekulation, die sich über meine armseligen Leinwände hermacht, die ich niemals für mehr angesehen habe als für Erholungsarbeiten ich, der ich es nur der Freundschaft des guten Vaters Gorot zu verdanten hatte, wenn ich schließen durfte. Ich schreibe jetzt, weil ich denke, man müßte heute meine Tage unter dem bescheidenen Dach eines Bauernhauses be­den begabten Künstlern etwas abgeben, die mittellos sind wie ich es war und verachtet wie ich. Und weil ich jetzt Bürger einer Welt mir schon lange mein fleines Stüd Ruhm zuerkannte, möchte ich in bin, mo jeder Wunsch und jede Noidurft ein Ende hat, und da man diesem Reiche der Träume ganz allein an diejenigen jungen Maler denten, die mit ihren Werfen um Existenz und Leben tämpfen."

Abende im Sturm. Montag Bortrag von Otto Alner, Grundlagen zur Langkunst und Tanzlehre." Borführungen: Toni Bollmuth, Dba bon Holten und Dtto Alner. Mittwoch Vortrag mit Lichtbildern von Herwarth Walden   Stunft oder Sachlichkeit." Freitag Bortrag

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G. 3. Vischer- lamt, neue Sanze von Elb Bahrdt und Sva Langentels. Mitglieder der Jutta- klamt- Gemeinfchait. Sämtliche Abende finden in der Stunstausstellung Der Sturm, Potsdamer Straße 134 a 8%, Uhr statt.

Karl Judmayer hat lein neues Schauspiel Schinderbannes" jest bollendet. Die Uraufführung findet im Laufe des Dftober im Leffing­theater statt. Die Hauptrollen sind mit Käthe Dorsch   und Eugen Klöpfer   besetzt.

Ein infernationaler 3deen- Wettbewerb für das Freihafengebiet von Barcelona   wird jest ausgeschrieben, bis zum 9. Dezember 1927. 1. Breis beträgt 100 000 Pejetas.

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