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Stand und Aussichten des Dawesplanes.

Im Lichte des Reparationsagenten.

Der Generalagent für Reparationszahlungen hat zugleich den ihm beigegebenen Kommissaren am 10. Juni einen 3 wischen­bericht über die seit 1. September 1926 verstrichene Zeit erstattet.

Mit Rücksicht auf die besondere Bedeutung der verflossenen Periode widmet der Generalagent den Kapiteln über den Reichs­haushalt und die deutschen Kredit und Währungsver hältnisse diesmal eine eingehendere Schilderung. Der Bericht schließt u. a. mit folgenden Bemerkungen:

Der Plan selbst hat während der Berichtsperiode normal ge­arbeitet. Deutschland hat die vereinbarten Goldmartzahlun gen an den Generalagenten loyal und pünktlich weiter be­werkstelligt; auch die levertragungen find regelmäßig und laufend unter der Aufsicht des Transferkomitees vor sich gegangen, ohne die Stabilität der deutschen Währung in Mitleidenschaft zu ziehen. Dabei haben die Uebertragungen in fremder Währung einen wachsenden Anteil gehabt.

Im allgemeinen ist der Fortschritt der deutschen Wirtschaft ftändig, wenn auch nicht frei von Schwierigkeiten aufwärts ge­gangen. Jedoch wirft der große Umfang der Einfuhr ohne eine ent­sprechende Ausfuhrsteigerung die Frage auf, ob sich Deutschland neuerdings im Innern nicht überentwickelt hat, ohne seine Fähigkeit zu steigern, in wirksamen Wettbewerb auf den Welt märkten zu treten, was so nötig für die Entwicklung und die Ausdehnung seines auswärtigen Handels wäre. Der große Ein­führüberschuß der letzten sechs Monate war in der Hauptsache für die fürzliche Beanspruchung der Reichsbank reserven und für die Er­reichung des Goldexportpunktes durch die deutsche Währung verant­wortlich. Die ganze Periode hat weiterhin unter dem Einfluß der Kreditpolitik der Reichsbant, die von widerstreben den Einflüssen bestimmt und nicht in der Hauptsache auf den Schutz ihrer auswärtigen Guthaben gerichtet wurde, gestanden. Die Reichsbank als der Wächter der deutschen Währung hat weitgehende Mittel und Ermächtigungen, und die Stabilität der deutschen Wäh­rung bleibt völlig gesichert.

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Eröffnung in Genf .

Verminderung der Zahl der Ratssitzungen?- Entscheidung erst im Herbst.

W. S. Genf , 18. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Die Saar­fragen stehen nicht auf der Tagesordnung. Dennoch ist eine Delegation aus dem Saargebiet gekommen, darunter der Ge­nosse Hoffmann. Denn die Regierungskommission hat am 24. Mai verordnet, daß eine Genehmigung zur Einreise in das Saargebiet für deutsche Personen erforderlich ist, die dort an einer öffentlichen Beranstaltung teilnehmen wollen, oder für solche Personen, die als Mitglieder eines Vereins, sei es einzeln, sei es geschlossen einreisen

wollen. Diese Verordnung hat große Erregung entfacht. Der

Landesrat hat sich gegen sie ausgesprochen.

Die deutsche Delegation umfaßt 21. Herren. Unter ihnen befindet sich der Attaché Fürst von Bismarck , um Völkerbund zu

lernen.

In der heute morgen eröffneten Ratssitzung wurden zu nächst Danziger Fragen erledigt. Der Kommissiar hat das Recht erhalten, im Einzelfall über Transport und Lagerung von Kriegsmaterial in Danzig zu entscheiden. Mehrere andere Danziger Einzelfragen wurden Unterkommissionen zur weiteren Beratung überwiesen.

Die Danziger Delegation bedauert den aus rein formalen Grün­den gefällten Entscheid des Völkerbundes über den Bau von Flug­zeugen in Danzig . Der Beschluß von heute morgen bedeutet, daß die Erlaubnis, in Danzig Flugzeuge zu bauen, um mindestens ein halbes Jahr vertagt wird. Damit ist Danzig das Recht, Flugzeuge zu bauen, das Deutschland seit einem Jahr besitzt, wieder vorenthalten worden.

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Dann beriet der Rat über die vorgeschlagene er minderung der Ratstagungen. Während der Rat im Jahre 1920 11 Sizungen abgehalten hat, ging ihre Zahl dann auf fünf und sechs herab. Dabei werden die ineinander überlaufenden Tagungen des alten und des neugewählten Rates im Herbst als Was den deutschen Haushalt betrifft, so sind die Erwartun- zwei Tagungen gezählt. Außerdem gab es im November 1925 in gen der Sachverständigen hinsichtlich der Einnahmeseite völlig ge- jedem Jahre eine außerordentliche Ratstagung wegen des rechtfertigt worden. Ungeachtet der Steuerherabsetzungen zeigen die afuten Streifalles zwischen Bulgarien und Griechenland . Der Gene­Haushalte des vergangenen und laufenden Jahres eine Einnahme- ralsekretär des Völkerbundes hatte einen Bericht über die technischen fteigerung, die die Erhöhung der Haushaltsbeiträge nach dem Sach- Folgen einer Verminderung der Ratssigungen vorgelegt. Cham verständigenplan übersteigen. Auf der anderen Seite sind die Ausberlain sprach als einziger zu diesem Punkt. Er erklärte, daß gaben im allgemeinen, einschließlich der Zahlungen an die Länder eine größere Zahl früher notwendig gewesen sei, daß jetzt der Völker­und Gemeinden, beträchtlich gestiegen, so daß die Ausgaben bundsrat sich aber eingespielt habe. Es werde nur zum Vorteil nunmehr die Einnahmen übersteigen; zum ersten Male seit der In- des Völkerbundes sein, wenn sich die Zahl der Ratssitzungen ver­fraftfegung des Sachverständigenplanes ist es zur Stabilisierung des mindert. Er schlug vor, die Entscheidung über diese Fragen dem im Haushalts nötig gewesen, auf Anleihen zurückzugreifen. Die Herbst neugewählten Völkerbundsrat zu überlassen. Ein endgültiger Ueberschüsse früherer Jahre haben so den üblicheren Haushaltsver- Beschluß solle nur dann gefaßt werden, wenn diese Anregung die hältnissen Platz gemacht, nach welchen Sparsamkeit und strenge Prü- allgemeine Unterstützung des Rates und der Versammlung findet. fung neuer Ausgaben einerseits, sorgfältige Schäzung der Steuer. Diesem Antrage gemäß wurde die Entscheidung auf den Herbst einnahmen andererseits, notwendig sind, um das Gleichgewicht sicher. vertagt. zustellen. Zu gleicher Zeit bleibt die wesentliche Stabilität des Haushalts unberührt, und es besteht kein Zweifel, daß sie mit Erfolg gewährleistet bleibt, wenn die deutsche Regierung die normalen Borkehrungen treffen will, die in ihrem eigenen Interesse notwendig find. Die Erfahrung dieser Monate, in denen die deutsche Wirtschaft so vielen Veränderungen unterworfen wurde und sich im ganzen gebessert hat, gestattet wiederum Nachdruck auf die dem Plan zu­grunde liegende Auffassung zu legen, nämlich, daß, was im Inter= esse der deutschen Wirtschaft liegt, auch dem Interesse der Ausführung des Planes entspricht. In ihrem Gutachten haben die Sachverständigen ausgeführt, daß der Plan seine eigene Sicher heit darin finden muß, daß es im Interesse aller Parteien liegt, ihn im guten Glauben durchzuführen. Guter Glaube und gegenseitiges Berständnis haben seit Beginn des Planes bestanden, und das fort dauernde, Interesse der deutschen Regierung und der Gläubiger- räume, sondern auch die Herstellungsräume für Lebens­mächte an seinem regelmäßigen Fortschritt enthalten die stärksten Grundlagen für eine Weiterentwicklung."

Die verschiedenen Rommiffare und Treuhänder erstatten gleich­zeitig Sonderberichte über ihre Tätigkeit.

der mit reizender Naivität einen Schuljungen spielt und seine Stimme dauernd überschnappen läßt, die entzückend anzusehende und temperamentvolle Gerda Maurus , die routinierte Soubrette Else Lord und der Clou des Abends: Gisela Werbezirk . Sie legt mit der ihr eigentümlichen wurstigen Grazie einige Ka­lauer hin, daß sich das Parkett vor Lachen biegt. Im ganzen aber eignet sich das Vaudeville nicht für Vorstellungen, wie man sie im Metropoltheater erwartet. Mit dem Glück in der Liebe" hat der Direktor nicht viel Glück gehabt. dgr.

Das Lebensmittelverkehrsgesetz. Verbesserungen aber auch ein ein agrarischer Pferdefuß.

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Das Gesetz über den Verkehr mit Lebensmitteln und Be­darfsgegenständen, das am Dienstag im Reichstag beraten und beschlossen werden soll, bringt gegenüber dem seit 1879 bestehen den Nahrungsmittelverkehrsgesetz einige Verbesserungen, leider aber auch einige Verschlechterungen. Ein wesentlicher Fortschritt liegt in der den Beamten und Sachverständigen erteilten Er­mächtigung, die fie bisher nicht besaßen, nicht nur die Verkaufs. mittel zu kontrollieren. Neu ist auch die Festlegung einer ge= nauen Begriffsbestimmung, was Lebensmittel und Bedarfsgegenstände im Sinne des Gelezes sind.

Das Kernstück des ganzen Gesetzes ist der§ 7, der die Entnahme von Proben von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen zwecks Untersuchung behandelt. Bisher brauchte der Kontrollbeamte nur auf erlangen des Besizers eine Gegenprobe zurückzulassen, was sich in fünfzigjähriger Praris durchaus bewährt hat. Die Re­gierungsvorlage wollte es auch bei diesem Zustand belassen, aber die Rechte setzte im Ausschuß einen Antrag durch, daß ein Teil der ent­nommenen Probe amtlich verschlossen und versiegelt zurückzulassen daß sogar unter gewissen Voraussetzungen selbst dann noch ein Teil sei, außer wenn der Befizer ausdrücklich darauf verzichtet, und mittel, wie z. B. Hackfleisch, Butter, Milch, in der warmen Jahreszeit der Probe zurückzulassen ist. Ganz abgesehen davon, daß Lebens­so rasch verderben, daß eine Gegenuntersuchung schon nach verhält­nismäßig furzem Zeitraum wertlos ist, und daß die allerwenigsten Kleingewerbetreibenden die Mittel haben, eine solche Nachunter­Gefährdung der Durchführung des Gesetzes überhaupt. Denn der kontrollierende Beamte müßte Flaschen, Büchsen, Kartons, Tüten mit sich führen, um die Gegenproben in diesen Behältern amtlich versiegelt zurückzulassen. Um die gleiche Zahl von Untersuchungen vorzunehmen wie bisher im Jahresdurchschnitt auf 1000 Ein­wohner der größeren Städte fünf, müßte infolge des Zeitverlustes die Zahl der Beamten erheblich vermehrt werden, was nach Meinung des Regierungsvertreters nicht zu erwarten ist. Bleibt also nur eine Berringerung der Zahl der Untersuchungen übrig, sehr zum Schaden der Berbaucher.

Tagung des Deutschen Bühnenvereins . Am Sonnabend fand in Mainz die Tagung des Deutschen Bühnenvereins statt, die aus allen Teilen des Reiches gut besucht war. In der Hauptversamm- suchung vornehmen zu lassen, bedeutet diese neue Bestimmung eine lung, die nachmittags abgehalten wurde, wurden eine ganze Reihe von Problemen aufgerollt, die das Bühnenleben der Gegenwart be­treffen. Zunächst referierte Ministerialrat Dr. Schnigler vom preußischen Arbeitsministerium über das Thema Rundfunk und Theater in rechtlicher Beziehung". An zweiter Stelle sprach der zweite geschäftsführende Vorsitzende des Deutschen Bühnenvereins , Rechtsanwalt Arthur Wolf, über Urheber. rechtsfragen im Theaterbetrieb", wobei er das Ver­langen nach einer Herabsetzung der dreißigjährigen Urheberschutzfrist stellte. Im Anschluß daran ging eine von der Versammlung ge­faßte Resolution an die Reichsregierung mit dem Ersuchen, die viel­fach geforderte Verlängerung der Urheberschutzfrist zu verwerfen. Den dritten Vortrag hielt Generalintendant Legal, Darmstadt . Er behandelte die Stellung des Regisseurs zum Schau­spieler" und gipfelte in dem von Leopold Jeßner aufgestellten Eat: Je vollkommener der Schauspieler wird, desto wichtiger wird für ihn der Regisseur sein." Nach diesem Vortrag sprach Dr. Neu­beck aus Braunschweig über den heutigen Opernspiel plan". Der Redner gab ein Bild von der Entwicklung der Oper und zeigte, daß wir am Ausgang einer rein artistischen Opernpflege ständen, und daß schon mancherlei Anzeichen vorhanden seien, daß allmählich wieder eine Operntunst entstehe, die in lebendiger Ver­bindung init dem Bolke bleibe. Damit wurde die Tagung geschlossen.

In der Staatlichen Kunftbibliothek Prinz- Albrecht- Str. 7a ist eine Aus­ftellung des Graphikers Siegfried Sebba eröffnet worden, in der Reise­studien aus Oberägypten und Niederländisch- Indien gezeigt werden. Die Ausstellung ist wochentäglich von 10 bis 10 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.

Dr. Martin Kerb wurde als Direktor des Städtischen Schauspiels nach

Essen berufen.

Ausstellung Der moderne Innenraum". Der Duisburger Museums Verein eröffnet Witte September eine Ausstellung neuzeitlicher Innenräume. Besonders berüdsichtigt werden dabei Typenmöbel für slein. wohnungen. Das Problem soll nicht nur an hand von Entwürfen erörtert, es sollen auch einige mustergültige Räume gezeigt werden.

Holland - Juftifut an der Vachener Hochschule. Anläßlich des Besuches einer holländischen Studiengesellschaft machte der Rettor der Technischen Hochschule Aachen Mitteilung von dem Plan einer Gründung eines besonderen Instituts für holländische Literatur und Sprachwissenschaft. Als Leiter dieses Instituts ist Professor Dr. Brüggemann ausersehen.

Praktisch ist die Durchführung dieser Bestimmung unmöglich, beispielsweise bei der Kontrolle der auf den Bahnhöfen der Groß städte einlaufenden Milchsendungen, ehe sie von den Händlern über­nommen werden. Wem soll der Milchprüfer die versiegelte Gegen­probe übergeben? Nicht der städtische Milchhändler ist der Kontrol lierte, sondern der auswärts wohnende Anlieferer, vielleicht eine Sammelmolterei. Weder der Produzent noch der Anlieferer können ausdrücklich, wie es das Gesetz verlangt, auf die Zurücklaffung der Probe verzichten, denn sie sind gar nicht anwesend. An einer Zwan­zigliter- Kanne Milch find mitunter sechs Landwirte als Erzeuger be­teiligt. Wie soll man feststellen, wer der Anlieferer der etwa ver­dorbenen Milch ist? Um so mehr, als an einem Tage auf den Bahn­höfen mitunter Hunderte von Milchproben entnommen werden. Nimmt eine Reichstagsmehrheit diese Bestimmung in das Gesetz auf, dann bedeutet das, Leben und Gesundheit der milchgenießenden Be­völkerung gefährden.

Der Regierungsvertreter, der sich anfangs sehr energisch gegen diese Verschlechterung der Regierungsvorlage gewehrt hatte, fiel unter dem Druck der Regierungsparteien um. Hoffentlich hat das Zentrum bis Dienstag ein Einsehen, stimmt mit für unseren Antrag auf Wiederherstellung der alten Fassung des§ 7.

Die sozialdemokratische Fraktion hat außer diesem Antrag noch eine Entschließung eingebracht, die die Verstaatlichung der privaten Untersuchungsanstalten fordert, damit auch nicht der Schatten eines Verdachtes entstehen kann, eine Unter­suchungsanstalt habe ein materielles Interesse an der Ausfüh­rung von Untersuchungen.

Ohne die Verschlechterung wäre das neue Lebensmittelgesetz durchaus zu begrüßen. Wieder trifft die Vertreter der nur- land­wirtschaftlichen Interessen, unterstützt vom Zentrum, die Hauptschuld an dieser Verschlechterung, die in ihrer Auswirkung ab­zuwehren Aufgabe der Konsumenten ist.

Heute nachmittag finden Ausschußsizungen des Rates statt. Die nächste öffentliche Sigung beginnt morgen vormittag 11 Uhr.

Pessimismus in Paris .

Paris , 13. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Die ersten Berichte der Pariser Presse über die Stimmung in Genf klingen

so pessimistisch wie möglich.

Selbst die versöhnungsfreundlichsten Blätter in Paris laffen laum Aussöhnungsaktion zwischen Deutschland und Frankreich einen neuen

eine Möglichkeit erkennen, um der Politik von Locarno und der Anstoß zu geben. Man bezeichnet es als die Quadratur des

Birkels, die widerstrebenden Interessen zwischen Deutschland , Frankreich und England in Einklang zu bringen. Selbst die Ere nouvelle" erwartet von Genf nicht mehr als einen unverbind= lichen Meinungsaustausch ohne praktische Resultate. Das

Deuvre" glaubt zu wissen, daß Stresemann in der Kontrollfrage der Zerstörung der deutschen Ostfestungen nach geben wird, falls

er in der Besagungsfrage bezüglich der Herabminderung der Truppen die Zahl von 10 000 Mann durchseßen kann. Am schärfften spricht sich Sauerwein im Matin" aus. Er glaubt, daß Stresemann abermals von seinen militärischen Sachverständigen sich schlecht habe beraten lassen. Es sei vollkommen unannehmbar, so erklärt Sauerwein, wenn Stresemann anstatt einer diskreten Kontrolle der Zerstörungen nichts weiter anbiete als Photo­graphien derselben und die Bürgschaft des Generals Pawelsz, der noch bis vor kurzem das Vorhandensein von Befestigungen an der deutschen Ostgrenze

überhaupt geleugnet

habe. Deutschland habe immer noch nicht den Widerstand gegen den Versailler Vertrag aufgegeben. Während es früher diesen Widerstand in größerem Ausmaße sich leistete, so heute nur noch in geringfügigeren schita nösen Kleinigkeiten, über die sich zwar nicht lohnt, zu reden, die aber dennoch die Atmosphäre zwischen beiden Ländern abermals vergiften.

Die Beendigung der Zerstörungsarbeiten notifiziert.

Nachdem der Sachverständige der Reichsregierung, Generalleut­nant v. Pawelsz, die Besichtigung der Zerstörungsarbeiten an den 34 Betonunterständen im System der deutschen Ostbefestigungen, die nach den Pariser Restpunktevereinbarungen zerstört werden soll­ten, beendet hat, sind heute die Berliner Missionen der in der Botschafterkonferenz vertretenen Mächte von der Durchführung der Schleifungen in Renntnis gesetzt worden.

Daudet verhaftet.

Nach einem Wasserangriff der Feuerwehr. Paris , 13. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Die Regierung Poincarés hat sich endlich entschlossen, gegenüber dem Royalisten­führer Léon Daudet , der sich in der Action française" verschanzt hat und der öffentlichen Gewalt spottet, den Kampf zu eröffnen. am Montag früh 7 Uhr begann der gewaltsame kampf­angriff gegen die Festung Daudet ". Polizei zu Fuß und zu Pferde, munisipalgarden mit aufgepflanztem Bajonett sowie starte Abteilungen der Feuerwehr, alles in allem einige tausend Mann traten vor dem Gebäude der Action française" in Tätigkeit. Tätigkeit. Zunächst wurde aus mehreren Schlauchleitungen der Feuerwehr ein Wasserangriff unternommen. Die Camelots fetzten zunächst der Feuerwehr hartnäckigen Widerstand entgegen. Als sie aber sahen, daß es ernst wurde, veranlaßten sie schleunigst Daudet, sich zu ergeben, was dieser auch tat mit der Begründung, er wolle unnüßes Blutvergießen vermeiden. Daudet wurde sofort

verhaftet.

Im Laufe der Nacht war es zu heftigen Zusammenstößen ge­kommen, wobei Polizisten verletzt und zahlreiche Demonstranten verhaftet wurden.

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Parteitag in Dänemark . Kampfansage Staunings gegen das Bauernkabinett. Wels gegen Faschismus und Boischewismus. Bejle, 12. Juni .( Eigener Drahtbericht.) Die dänische Sozialdemokratie eröffnete am Sonntag im Arbeiterheim des jütländischen Städtchens Vejle ihren 20. Parteitag. Nach dem Spiel einer Festtantate hielt Genoffe Stauning die Eröffnungsrede, die in einer Kampfansage gegen das Bauernkabinett austlang. Stauning prophezeite Neuwahlen und Sturz der gegen­wärtigen Regierung in baldiger Zukunft. Nach Konftituierung des Kongreffes nahmen die auswärtigen Gäfte das Wort.

Wels mahnte zur internationalen Wachsamkeit sowohl vor Moskau wie gegenüber dem Imperialismus der West mächte. Er schloß mit einem Hinweis auf das be­sonders enge, herzliche Einverständnis der deutschen und dänischen Sozialdemokratie. Der Parteisekretär der schwedischen Sozialdemo­fratie Möller wies auf die guten Aussichten der schwedischen Partei bei den kommenden Reichstagswahlen in Schweden hin. In seinem Dank an die ausländischen Gäste teilte Stauning mit, daß der Par­teitag 1000 kronen dem Matteotti - Fond überwiesen hätte.

Am Nachmittag fand eine große Demonstration unter freiem Himmel statt, an der 30 000 Menschen aus allen Gegenden Jütlands teilnahmen. Genosse Wels sprach mit großem Beifall gegen den internationalen Faschismus.

Arturo Labriola gerettet.

Auf Korsika gelandet.

Der frühere Arbeitsminister Arturo Labriola , ein Ge­lehrter von europäischem Ruf in den Fragen des Arbeitsrechtes, war turz vor der Errichtung der Faschistenherrschaft der Sozialistischen Partei beigetreten und wurde seitdem von Mussolini verfolgt. Nach dem Attentat in Bologna wurde er, der schon vorher als Professor an der Universität in Neapel gemaßregelt worden war, überfallen und buchstäblich bis aufs Hemd ausgeplündert, während man seinen jungen Sohn vor seinen Augen blutig schlug. Sodann wurde er in ein verlorenes Gebirgsdorf in den Südabruzzen verschickt.

Jezt ist es ihm gelungen zu entfliehen und auf einem kleinen Boot Korsika, also französischen Boden, zu erreichen.