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Der nationale Block fiegt.

wollten.

Zweifellos gibt es auch auf dem flachen Lande fchlechte| In jedem Stadtteil wird eine Gruppe von acht bis zehn Genossen, Wohnverhältnisse, besonders in den oftelbischen Bezirken, wo die zuverlässig sind und für mehrere Wochen bereit sind, keine Mühe der Großgrundbesitz vorherrscht und die Entwicklung gefunder zu scheuen, zusammengestellt. Die Betreffenden paffen bei den Weil die Radikalen nicht für die Kommunisten stimmen Wohnsiedlungen, sowie leistungsfähiger Bauerndörfer ver- Filialen des Hamburger Echo" die Zeit der Verteilung ab und hindert. Aber die arbeitende Bevölkerung der Stadtgemeinden versuchen in möglichst unauffälliger Weise und ge­Paris, 14. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Nachwahl zur bedankt sich für die Ehre, die Kosten für die Sanierung der schickter Art mit bestimmten Austrägern der Zeitung in Ber- Rammer in Departement Qube hat am Sonntag in der Stich Wohnungsmißstände in den Landgemeinden zu bestreiten. bindung zu kommen. Sie begleiten dieselben und im Gespräch er­wahl mit dem Sieg des Kandidaten des nationalen Blocks Sie hat an ihrem eigenen Wohnungselend schwer genug flären fie ihnen, daß fie dabei sind, Adressen der Echo"-Lejer zu geendet, während der kommunistische Kandidat, der beim ersten zu tragen und verlangt mit gutem Recht, daß die von fammein, um für die Produktion" Mitglieder zu werben.( Selbst-| Wahlgang die Spitze erreichte, mit 3000 Stimmen in der Minderheit ihr aufgebrachten Mittel in erster Linie dort verbaut werden, verständlich kann man diese Angaben auch ändern.) In dem Stadt- blieb. Der Sieg des nationalen Blocks ist darauf zurückzuführen, daß wo sie aufgebracht werden. Gewiß muß daneben die Mög- teil, wo die ersten Schritte auf diesem Gebiete unternommen worden der frühere Kabinettschef Herriots, Israel  , der Führer des radikalen lichkeit eines Ausgleichs geschaffen werden, weil ja das ört sind, wurde in dieser Weise verfahren. Man bittet den Verbandes des Departements Aube erklärte, er werde lieber für den liche Steuerauffommen nicht überall der Größe des örtlichen betreffenden Austräger zur Feststellung der Adressen ihn begleiten nationalen Blod als für die Kommunisten stimmen, und in der Tat Wohnungsmangels entspricht. Aber dieser Ausgleich kann zu dürfen. Dabei ist nicht empfehlenswert, bis in die Häuser mit hat auch die übergroße Mehrzahl der Nadikalen dieses Beispiel natürlich nur stattfinden zwischen den Kreisen, die an der hineinzugehen. Am besten ist es, wenn man sich die Namen Steueraufbringung beteiligt sind die Landwirtschaft ist der Leser nennen läßt. Bei einiger Zuvorkommenheit wird fammen mit den sozialistischen   Stimmen auf den Kommu­Israels nachgeahmt. Nur etwa 1000 radikale Stimmen fielen zu­bekanntlich von der Hauszinssteuer frei! und als Aus- sich der Austräger zu dieser Gefälligkeit bewegen lassen, nisten, der insgesamt 25 000 Stimmen erhielt. gleichsgrundlage fann nicht irgendeine bevölkerungspolitische besonders dann, wenn er davon überzeugt ist, einen Funktionär der Wunschtheorie dienen, sondern nur das Maß der wirklichen Produktion" vor sich zu haben. Bewährt hat es sich, für diese Not, der tatsächliche Wohnungsbedarf, gemessen Arbeit Frauen zu verwenden, da die Austräger meistens an der Fehlsumme zwischen der Zahl der Haushaltungen und Frauen und Kinder sind und Frauen ihnen gegenüber schneller Ver­ den   vorhandenen Wohnungen, vermehrt um einen Betrag, trauen gewinnen. Die gesammelten Adressen werden straßenweise der dem regelmäßigen Bevölkerungszuwachs entspricht. Es auf den beiliegenden Listen zusammengestellt und gut aufbewahrt. ist freilich wahr, daß es bisher an zuverlässigen zahlenmäßigen Von Zeit zu Zeit werdet ihr von uns Materialien erhalten, die an Feststellungen über den Wohnungsmangel gefehlt hat. Diese diese Adressen geschickt werden. Unabhängig von dieser Adressen Lücke dürfte jedoch demnächst durch die im Mai vorgenom- fammlung geht selbstverständlich die Sammlung von Adressen der mene Wohnungs- und Haushaltszählung be- SPD.  - Arbeiter weiter, für die selbstverständlich andere Methoden in fettigt werden, und bis dahin, d. h. bis die Ergebnisse dieser Frage kommen, Erhebung vorliegen, sollte man mindestens darauf verzichten, durch tendenziöse Stimmungsmache Maßnahmen zu begün­ftigen, die sich letzten Endes als weitere Verschärfung des an sich schon schwer erträglichen Wohnungselends der schwer arbeitenden Stadtbevölkerung auswirken müßten.

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Der Arbeitsplan des Reichstages.

Beschlüffe des Aeltestenrats.

Der Ae! testenrat des Reichstags, der heute mittag eine Sigung abhielt, beschloß, auf die Tagesordnung von Mittwoch neben fleinen außenpolitischen Vorlagen das Gesetz über die Aende= rung der Rechtsanwaltsordnung und einen mittelstands­retterischen Antrag betreffend den Arbeitsschuß in den Bäckereien zu setzen.

frei

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Am Freitag Donnerstag ist wegen Fronleichnam fizungs­soll das Gesetz über die Herstellung, Einfuhr und Ausfuhr von Kriegsgerät und außerdem die Vergleichsordnung zur Ver­meidung von Konkursen in erster Lesung beraten werden. Am Sonn­abend soll der neue Entwurf eines Schankstättengesetzes und die Beratung der Reichsdienststrafordnung folgen. Weiteres will der Aeltestenrat am Freitag beschließen.

Also unter der Maste eines Genossen­fchaftsfunktionärs sollen sich die Moskowiter an Un­gestellte einer anderen politischen Partei heranschleichen und fie zu Pflichtwidrigkeiten zu verleiten suchen. Die ,, Konsum­genossenschaftliche Rundschau" nennt das ein hundserbärm­liches Verfahren, das strafrechtlich unter den Begriff der Vorspiegelung falscher Tatsachen fällt". Wahrscheinlich werden die Kommunisten nach der Hamburger Hochstaplermethode auch anderwärts zu arbeiten versuchen. Darum Augen auf!

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Konflikt mit dem Reichsgericht. Rechtsanwalt Levi legt die Verteidigung im Fall Stickelmann nieder.

Leipzig  , 14. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Vor dem 5. Straf senat des Reichsgerichts begann am Montag ein Landes verratsprozeß gegen den früheren Mechaniker Hermann Führer einer Marine brigade   in Frankfurt   a. M. Er Stickelmann aus Frankfurt   a. M. Stickelmann war im Jahre 1918 soll zu jener Zeit auch mit französischen   Verbindungs­offizieren in engster Verbindung gestanden haben. Diese Be­ziehungen foll Stickelmann ausgenügt haben und in der Nacht zum 10. Juni 1919 drei junge Leute aus dem Reichsland, die vertrauliche Nachrichten von einer Berliner   Dienststelle erhalten hatten, in einem Kommunistische Verkleidungskünfte. französischen   Kraftwagen bet Goldstein über die Offupationsgrenze Falsche Funktionäre der Konsumgenossenschaften. befördert und den Franzosen ausgeliefert haben. Diese drei jungen Menschen sind inzwischen in Nancy   zu längeren Freiheits Unter der Ueberschrift ,, Kommunistischer Mißstrafen verurteilt worden. Erst auf Grund einer von Professor brauch des Ansehens der Konsumgenossen Dr. Sinzheimer erwirkten Intervention der Reichsregierung wurden schaften" fetzt sich die Konsumgenossenschaftliche Rund- fie nach einem halben Jahre auf freien Fuß gefeßt. Stickelmann schau", das offizielle Organ der deutschen   Konsumvereine will damit nicht das geringste zu tun gehabt haben, er soll selbst gegen ein Betrugsmanöver der Hamburger Kommunisten zur empört gewesen sein, daß die drei jungen Leute den Franzosen  Wehr. Sie gibt ein Rundschreiben an die Hamburger fom- ausgeliefert worden waren. munistischen Parteifunktionäre wieder, in dem es heißt:

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Es ist notwendig, zur Vorbereitung der tommenden Wahlen fyftematisch mit der Sammlung von Adressen solcher Schichten der Bevölkerung zu beginnen, die für unsere Agitation in Frage kommen. Dazu gehören auch die Echo"-Leser. Wir haben in einem Stadtteil schon mit der Sammlung von Adressen der Namen der Echo"-Leser sehr günstige Erfahrungen gemacht. Wir wollen jetzt in allen anderen Stadtteilen in entsprechender Weise dies fortseßen. Folgende Methode hat sich dabei gls wirksam erwiesen:

Frühes Erleben.

Bon Iwan Heilbut  .

Um das Haus, in dem ich geboren bin, ranten sich meine Er innerungen und spinnen es ein.

Hier hat meine Mutter in Wehen   und Aengsten vermutlich ge= schrien, und hat mich, ihren kommenden Sohn, ersucht, ihr gnädig zu sein. Hier lag ich einmal schwerkrant im Bettchen und sie meinten um mich. Ich aber war hocherfreut unter allen: Denn von Stunde zu Stunde gab man mir Eis zur Genesung, süßes Eis vom Konditor. Nur um stündlich mein Eis zu haben, bin ich am Leben geblieben. In diesem umsponnenen Parterre, ja, dort im Berandazimmer, gab ich dem Fräulein Frieda ein Osterei in Berwahrung. Sie muß es in ihren Rock gesteckt und sich draufgesetzt haben denn als ich mein Osterei wiederverlangte, wars völlig zerbrochen. Und als einst im Kinderzimmer ein Onkel am Nachmittag schlief, schrie ich sehr um das Nachtgeschirr, das war dort unterm Bett. Um aber den Onkel nicht zu stören, wies man mich an, wie die anderen es machen. Ich hatte große Angst, ins Wasser zu fallen. Aber ich fiel nicht hinunter, und nachher war ich stolz.

Einmal tam eine hübsche Frau durch den Garten, die mir sagte, fie sei meine Amme gewesen. Ich sollte sie deshalb lieb haben und tüssen. Aber damals wollte ich das nicht. Ich kann mich heute nur über mich wundern.

In der Laube faß oft zu Besuch ein Onkel, der die Rose hatte. Ich hätte so gern seine Rose gesehen, er wollte sie mir aber niemals zeigen. Dafür hielt er mir seine Uhr ans Ohr, die konnte schlagen, wahrhaftig, wie eine Uhr an der Wand.

Antrag, die in Frage fommenden französischen   Offiziere als Zeugen Rechtsanwalt Paul Levi   als Verteidiger erneuerte seinen zu laden. Das Gericht lehnte diesen Beweisantrag jedoch ab. hierauf legte Rechtsanwalt Levi pie Berteidis gung nieder. Er begründete das damit, daß er schon im Vor­verfahren in der Ausübung seines Verteidigeramtes behindert wor den sei. Er habe mur in Gegenwart des Untersuchungsrichters mit Stidelmann sprechen können. Die Verhandlung wurde dann auf Freitag vertagt.

von dem ich nicht weiß, ob er grau oder selig ist, mit einem Sinn, den ich namenlos nenne, trete ich noch einmal durch eine enge, unendliche, ewige Pforte aus dem Dunkeln ins Licht.

Jft eine Porträt- Karikatur strafbar?

Das Amtsgericht Meißen   hat vor einigen Tagen ein zu allen Teufeln schickt, dem karikaturistischen Schaffen eine Grenze Urteil gefällt, das, falls eine verständige Revisionsinstanz es nich: setzt, die das Ende aller Karikatur überhaupt bedeutet. ristische Porträts führender Persönlichkeiten des Meißener Stadt­Die Volkszeitung für Meißen" hatte vier tarifatu­parlaments gebracht, karikaturistische Porträts wohlgemerkt, wie solche zu Hunderten täglich in deutschen   Blättern zu sehen sind, feine Situationstarifaturen etwa, die durch irgendeinen diabolischen Ge­danken politisch- oppositioneller Färbung die Möglichkeit eines judi­katorischen Rachestrahls herauslocken könnten. Man sah vier lustige Köpfe, nett und wizig gezeichnet, mit einem spaßhaften und im übrigen völlig harmlosen Tert versehen. Die vier Meißener   Lokal größen, die in den vier Köpfen dargestellt waren, fühlten sich be­leidigt, flagten, und das Amtsgericht Meißen   verurteilte den Ber­antwortlichen der genannten Zeitung zu 50 m. Geldstrafe. eine er abwürdigung der Person des Dargestellten sei! Daß Alldieweil ein karikaturistisches Porträt, über das man schmunzle, in dieser gottvollen Begründung nebenbei erklärt wurde, der kari­fierte Herr Bürgermeister sei so korpulent dargestellt worden, daß er den Eindruck eines arroganten, sehr wohlbe Leibten Pfarrers" mache, ist ein Detail von äußerstem Reiz: Deutschlands   den Meißener   Amtsrichter wegen Herabwürdigung uns soll nicht wundern, wenn jegt sämtliche wohlbeleibten Pfarrer ihrer Person verklagen! Tagen der dortige rührige Kunstverein eine Karikaturenausstellung Dies geschah zu Meißen  , wo just in diesen - für Deutschland   eine Seltenheit! eröffnet hat.

Gegen das Antistreikgesetz.

Sozialistische Frauendemonstration in London  . London  , 14. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Am Sonnabend demonstrierten piele tausende Londoner   Arbeiterfrauen gegen das Antigewertschaftsgesetz der Regierung. Der Demonstrationszug, in dem sich Vertreterinnen der sozialistischen  Frauen zahlreicher englischer Grafschaften befanden, bewegte sich von der Themse   nach dem Hydepart, wo die Führerinnen der soziali­ftischen britischen Frauenbewegung, die Genoffinnen Suson Lawrence und Dr. Marion Philipps Ansprachen hielten. Es wurde eine Resolution angenommen, in welcher die Arbeiter­frauen erklärten, Schulter an Schulter mit ihren Männern gegen bas Antigewerkschaftsgesetz der Regierung zu kämpfen. Die Demon­stration war vom Frauenkomitee der Bondoner Arbeiterpartei ver­anstaltet. Das gewerkschaftliche Verteidigungskomitee hat bis 17 Mil­lionen Flugblätter gegen das Antigewerkschaftsgesetz zur Verteilung gebracht.

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Wer hat mehr Leser: Borwärts" oder Rote Fahne"? Genosse Wels hat in Kiel   auf die geringe Berbreitung der Fahne" hingewiesen und damit ihren wundesten Punkt berührt. Darüber tobt sie nun jeden Tag und versucht in komischem Eifer die Sache so darzustellen, als fönnte sie sich mit dem Vorwärts" messen, ja, als überträfe sie ihn gar. Auch mit Bahlen" fann sie aufwarten, indem mehr Fahnen" abgesetzt worden sein sollen als Exemplare des fie ein paar Stellen angibt, an denen an einem bestimmten Tage Borwärts". Wir wollen nicht untersuchen, ob nicht auch das bloß Schwindel ist. Sicher aber weiß die Fahne", daß es um sie noch während der Vorwärts" seinen Hauptbestand in seinen festen trüber stände, wenn sie nicht wenigstens etwas Straßenverkauf hätte, Abonnenten hat, die von mehr als 120 Filialen und Ausgabestellen aus beliefert werden. Sicher weiß sie auch sehr genau, daß sie ihre Auflage um ein Mehrfaches steigern müßte, wenn sie an die Arbeiter, die den Borwärts" nicht halten, weil fie feinen die des Vorwärts" herankommen wollte. Und ebenso weiß sie, daß Stänferelen im Betrieb ausgesetzt sein wollen, nicht die Fahne" fondern die Morgenpost" abonnieren worauf sie auch sofort Ruhe haben. Dennoch wäre die Fahne" froh, wenn sie die Hälfte der Auflage des Vorwärts" hätte. Die hat sie nämlich noch lange nicht. Und sie wird sie mit ihren ekelhaften Schimpfereien auch niemals erreichen.

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nannt, hat mich 1. zum f. u. f. Reserveleutnant befördert, 2. nach Die Berliner   Karikatur der Prawda", auch Rote Fahne" ge­Genf transportiert. Dazu jei bemerkt: 3u 1., daß ich es in der f. f. Landwehr gerade noch zum Korporal, also bei weitem nicht so ordneten Dengel und Schneller; zu 2., daß über diese Tagung des weit gebracht habe wie die ehemaligen föniglich preußischen resp. sächsischen Leutnants und jezigen kommunistischen   Reichstagsabge­Bölkerbundrats mein Kollege Wolfgang Schwarz aus Genf   berichtet;. zu 1., zu 2. und überhaupt, daß mich die Prawdas" aller Länder in allen Lebenslagen, in Berlin  , in Genf  , zu Lande, zu Wasser und in der Luft­V. Sch.

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Léon Daudet  , der nach seiner Uebergabe ins Gefängnis gebracht. wurde, foll zum 14. Juli( franzöfifcher Nationalfeiertag) begnadigt

werden.

Ausschnitt aus der Alltäglichkeit. Paul Schirmer ist eint guter Beobachter menschlicher Schwächen. Das beweist die gestrige Uraufführung feines Boffenspiels Ehrenbürger" im Staat. lichen Schillertheater. In das Städtchen Fichtenwalde ist ein Schriftsteller Dr. Philipp zugewandert. Ihm ergeht es etwa so mie einem Preußen in Bayern  . Er wird als Eindringling, fozu­fagen als lästiger Ausländer behandelt. Wie das in solchen Fällen nichtigem Anlaß ein Streit, in dem heftige Schimpfworte fallen. tommt, entbrennt zwischen ihm und dem Kolonialwarenhändler aus Der Beleidigungsprozeß, den Dr. Philipp anstrengt, hält das ganze händler bereits im Gefängnis. Wochenlang erfüllt ihn nur der eine Städtchen in Atem. Zähneschlotternd sieht sich der Kolonialwaren­Gedanke, wie er sich unbeschädigt aus der Affäre winden soll. Noch nie ist er zu seinen Kunden so liebenswürdig gewesen wie jetzt. Er traftiert sie mit Schnaps, mit Wurst, Eiern und anderen Lebens­mitteln und bringt ihnen bei dieser Gelegenheit bei, was sie im Termin auszusagen haben. Seine Schuld steht fest und doch wird Stange gehalten. Jubel in der ganzen Stadt. Die begeisterte Be­er im Prozeß freigesprochen. Die Zeugen haben wie ein Mann völkerung bringt ihm einen Fackelzug. Kiebiz, der Kolonialwaren­händler, ist der Held des Tages. Er wird zum Ehrenbürger er Eine alltägliche Begebenheit, wie wir fie alle schon erlebt wie es scheint. Der Schwant macht keinen Anspruch darauf, litera­haben, ein Beweis im Kleinen, daß das Leben nicht so einfach ist, risch genommen zu werden. Die Stärke des Verfassers liegt in der Zeichnung spaßiger Typen. Das Publikum gerät sehr bald in auf­geräumte Stimmung, vor allem infolge der lustigen Darstellung, für die der Regisseur Emil Rameau   eine Reihe hervorragender der Kolonialwarenhändler des Mar Gülstorff, dessen wißige Schauspieler einsetzt. Den Heiterfeitserfolg des Abends besiegelt Heiterfeit zu verbreiten, geht er aber zu weit; während ihm im Einfälle sich überfugeln. In seinem Bestreben, um jeden Preis ersten Aft die Angst, verdonnert zu werden, zu einem bemerkens­werten Häuflein Unglück stempelt, benimmt er fich im zweiten Att, auf der Anklagebant, so frech, ungezogen, dummdreift und pfiffig. daß die Szene nichts Wirklichkeitsähnliches mehr befizt. Seine Ertemporees bringen sogar die Schauspieler aus dem Konzept. Es

nannt.

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Was nun? Sollen die munteren Karikaturisten fortan fünft ferische Schönheitsmassage betreiben? Herrn Stresemann unter den Punktroller nehmen? Herrn Hergt die, ach, so zahlreichen Sorgen falten aus der Stirn ſtreichen? Herrn Marr Riesenformat beilegen? Dem Hitler- Adolf das national- bayerische Seehundsbartgesicht ver­leihen? Aber dann klagen die womöglich wieder wegen Berbreinisvoll feien, wie der im Ehrenbürger". Gülstorff hat sich offenbar meißen   hat eine neue Handhabe wider die bösen Karikaturisten, so tung wissentlich falscher Behauptungen, und der Amtsrichter von ihm ein Dorn im Auge.

Und dort im Gebüsch hat mich mein Bruder gelehrt, mit der Garten­sprize die Leute zu begießen, die auf der Straße vorüberspazierten. Ich lernte das hervorragend gut, die Bewohner der Umgegend er­innern sich meiner noch heute; und ich übte das Handwerk so lange, bis der Strahl einst versehentlich meinen lieben Bater umzischte, der eben im Zylinder von einer Beerdigung fam. Eine Märchentante erschien Samstags zu Tisch, sie hatte die Art, beim Essen zu schweigen. Sie sah sich schweigend das Essen an, und dann fie schweigend. Wenn fie fertig gegeffen und geschmiegen hatte, fand sie das Essen schlecht und ging weg. Alle waren über fie empört. Am nächsten Samstag fam sie dann wieder. Aber eines Tages wurden Tische und Stühle entfernt, unfer Zimmer war leer und bekam ein anderes Geficht. Und ein Mädchen, das beim Ausräumen half, sang ein Lied. Und als ich hinaussah, schien draußen die Sonne. Da wurde ich unvermutet ganz still und erschrak. Ich bin da, dachte ich. Weiter nichts. Und dann plöglich Ich lebe. Meine Sinne erinnern sich gut all der frühen Dinge, aber sietistische Porträtkarikaturen zu entwerfen. Das ist noch schlimmer. schweigen gewöhnlich davon. Nur mitunter werden Ohr, Nase und Zunge hell von Erinnerung; ich spüre den frühen Milchgeschmack wieder, und den Duft von Brüsten. Ich höre das Lied, das über uns, dozt im ersten Stockwerf, die Musiklehrerin auf dem Flügel gespielt, während ich viereinhalbmonatig still im Wägelchen lag, starren Blics jene wunderdurchwogte Welt mir bestaunend, die täglich zu mir durch den Vorhang sprang. Und für einen Moment,

Doch Spaß beiseite: das Meißener Urteil ist unhaltbar. Ju­riftisch unmöglich, tastet es die Grundrechte der Preise in einer Weise an, die nur allzu leicht Schule machen kann. Bleibt es bestehen, ist schlimm. Die Karitaturisten werden sich scheuen, wirklich charakte ift so gut wie jede Karikatur fortan eine strafbare Handlung. Das

Das Schlimmste aber ist, daß das Urteil von Meißen   wieder einmal bewies, wie entsetzlich humorlos das amtliche Deutschland   ist. Friedrich Wendel.

gemeldet wird, ist der berühmte Sänger Schallabin angeblich wegen Mostau entzieht Schaljapin   die Staatsangehörigkeit. Wie aus Moskau  finanzieller Unterstübung russischer Emigranten der sowjetrussischen Staats­angehörigkeit für verlustig ertlärt worden.

wäre zu wünschen, daß alle Strafrichter so nachsichtig und verständ­haupt der gestrige Abend mit dem Reimannschen Schwant manche Mag Adalbert( in ,, Das Etel") zum Muster genommen, wie über­Aehnlichkeiten aufweist. Auf einen fommerlich leichten Ton hat der Regisseur auch die übrigen Darsteller gestimmt. Paula Con rad, Ernst Kepler, Friedrich Weber  , Alexander Kökert und Wolf Truz stellen famose, gut beobachtete Spießer­höflich als Frau des Kolonialwarenhändlers zu foften, ein von typen auf die Beine. Einen besonderen Leckerbissen gibt Lucie allen Seiten gehektes und doch durchaus in der Wirklichkeit stehen­des Wesen, eine Mutter Wolffen in Miniaturformat. Dgr.

Bernard Shaw   will im kommenden Dezember zum Besuche von Rabindranath Tagore   nach Indien   fahren.

Un der Tagung der infernationalen Klubs in Briffel, die am 19. beginnt, werden als Delegierte des deutschen   Klubs Wilhelm von Scholz  , der Präsident der Preußischen Dichterakademie und Professor Sanger, der Herausgeber der Neuen Rundschau", teilnehmen.