lassen mit dem Bekenntnis zur Verringerung der Zollmauern und mit dem Abschwören der Methode der Konrpensations- zolle? Wenn diese Regierung uns nicht schon an mancherlei gewöhnt hätte, so wären wir geneigt, einen Widerspruch zwischen Wort und Tat, wie er in Zollerhöhungsanträgen zum Ausdruck käme, schlechterdings für unmöglich zu halten. Denn man muß sich doch darüber im klaren sein, daß es sich jetzt dabei nicht nur um das Attentat auf die breiten Massen der Bevölkerung handelt— daß diese von der Besitz- bürgerblockregierung nichts Gutes zu erwarten haben, ist ja nichts Neues—, sondern auch um das A n s e h e n d e r d e u t- schen Regierung in der Welt. Wie würde denn eine deutsche Regierung vor der öffentlichen Meinung Europas da- stehen, deren Staatssekretär in Gens für den Zollabbau känrpft, die sich sodann noch einmal offiziell zu den Genfer Beschlüssen bekennt, um dann unmittelbar darauf Zollerhöhungen zu beantragen? Will der deutsche Minister, den man bei dieser Gelegenheit an das Bekenntnis zu den Genfer Beschlüssen erinnern wird, die berühmte Antwort des zuverlässigen Mannes geben:„Was geht mich mein Gebabbel von g e st e r n an?" Von den Regierungsparteien werden die Deutsch - nationalen durch diesen Widerspruch zwischen Bekenntnis und Tat sicherlich nicht belastet. Denn von ihnen ist man es ja gewohnt, daß sie ihre eigenen Bekenntnisse nicht ernst nehmen, und sie haben ja, um erhöhte Agrarzölle einzuhandeln, schon ihnen wichtigere Grundsätze abgeschrieben, als die Zustim- mung ihrer Minister zu den Genfer Beschlüssen. Aber wie steht es eigentlich mit dem Zentrum? Hier handelt es sich ja nicht nur um den Widerspruch gegenüber Genf , sondern es handelt sich auch darum, daß bei dem Zöllkompromiß im Jahre 1925 das Zentrum das feierliehe Versprechen gegenüber den Arbeitern, die zu seinen Wählern gehören, abgegeben hat, keine weitere Verteuerung der Lebensmittel durch Zoll- erhöhungen zu dulden. Glaubt man wirklich, daß dieses Ver- sprechen vergessen ist? Glaubt man, daß es«ine Redekunst geben wird, die über den Widerspruch zu diesem Versprechen und der Zustimmung zu einer Erhöhung der Zölle für Zucker, �fleisch und Kartoffeln hinwegtäuschen könnte? Werden die Zentrumsarbeiter, die ja die Lebensmittelteuerung der letzten Monate nicht weniger am eigs»en Leibe verspüren als andere, sich diese neue Verletzung der Interessen durch ihre Partei ruhig gefallen lassen? Wir sind wirklich gespannt, wie das erste Aus- führungsgesetz der deutschen Reichsregierung z u d e n Genfer Beschlüssen aussehen wird. Der Reichstag darf verlangen, daß ihm der Zollverlängerungsentwurf ohne Verzug vorgelegt wird. Denn wenn sein Inhalt den An- kündigungen entspricht, dann kann dieses Gesetz nicht im letzten Augenblick unter dem Druck des Feriemvunsches verabschiedet werden. Sondern es muß vor der Oeffentlichkeit mit aller Gründlichkeit darüber geredet werden. Das wird diesen Be- kennern zur Genfer Resolution nicht erspart bleiben:
Keuüell dementiert... ... und doch stimmt etwas nicht! Auf die Mitteilung, nach der der reaktionäre Reichs- innenminister v. K e u d e l l die Einschränkung der Ver- fassungsfeier betreibe, verbreitet dieser folgendes amtliche Dementi: Der„Demokratische Zeitungsdienst" hat dieser Tage eine Nachricht über die angebliche Stellung des Ministerialdirektor» v. Kameke zu den vorbereitenden Matznahmen im Reichsministerium des Innern für die Feier des diesjährigen Verfassungstages verbreitet. Wie wir hierzu erfahren, ist die Nachricht in jeder Beziehung un- richtig. Der Gedanke einer künftigen Einschränkung der bisherigen Art des Begehens des Verfasfungstages ist im Reichs- innenminifterium von keiner Seite erwogen worden. Im übrigen hat da» Reichsministerium de» Innern auch in
früheren Iahren niemals einen Runderlaß an die Landes- regierungen gerichtet, in dem diese aufgefordert wurden, für die Be- amten zum Verfassungstag Sonntagsdienst einzuführen. Wir würden uns freuen, wenn dieses Dementi vollinhalt- lich zuträfe. Keudell als Oberregisseur würdiger Verfassungs- feiern wäre in der Tat eine neuartige Attraktion des republi- kanischen Deutschland . Leider trifft aber die amtliche Erklärung in einem wesent- lichen Punkte nicht zu. Sie sucht in ihrem zweiten Absatz den Anschein zu erwecken, als ob das Reichsinnenministerium sich nie um die Verfassungsfeiern gekümmert hätte. Und das stimmt nicht. Tatsächlich s i n d in den letzten Iahren Rund- schreiben an die Länderregierungen gegangen, die zwar nicht vom„Sonntagsdienst" sprachen, aber für die Ministerien den Dienstschluß um 1 Uhr mittags ankündigten, Einzelheiten über die geplanten Feiern enthielten und in be- sonderen Fällen auch die Beurlaubung von Beamten emp- fahlen. Ein solcher Runderlaß ist, das wollte wohl der„Demo- kratische Zeitungsdienst" feststellen, bisher nicht e r s ch i e- n e n» obwohl er zur Gegenzeichnung bereits auf dem Schreib- tisch oder auf dem Aktenbock des neuen Derfassungswächters v. Kameke gelegen hat. Das bestreitet das Dementi nun wieder nicht. Es er- klärt nur, man denke nicht an eine Einschränkung der Ver- fassungsfeier. Uns wäre lieber, man erklärte statt dessen, daß der in früheren Iahren übliche Runderlaß auch in diesem Jahre hinausgeht, ohne Vorbehalt und ohne Einschrän- kung. Solange das nicht geschieht, stimmt von dem Dementi einiges nicht. Für den Bcrfaffungstag. Die sozialdemokratische Reichstagssraktion plant, den bereit» im Jahre 1922 von den Weimarer Koalitionsparteien vorgelegten An- trag auf Festlegung des 11. August als Nationalfeiertag wiederaufzunehmen. Der Antrag dürfte schon in den nächsten Tagen im Reichstag eingebracht werden. Borher soll mit den anderen Parteien Fühlung genommen werden.
die Krisenfürsorge wirü verlängert. Ein Gesetzentwurf der Reichsregiernug. Die Reichsregierung hat dem Reichsrat den Entwurf einer Der- ordnung vorgelegt, durch den die Geltungsdauer de« Gesetzes über eine Krifensürforge für Erwerbslose bis zum 30. September 1927 verlängert wird. Aenderungen an dem Gesetz sind nicht vorgesehen.
Regierungsneubilüung in Mecklenburg ! Ein Aktionsprogramm der Sozialdemokratie. Schwerin . 11. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Die sozialdemo- kratische Fraktion des Mecklenburgischen Landtages hat beschlossen, an die nicht in der Regierung vertretenen Fraktionen mit Ausnahme der Deutschnationalen und Völkischen folgendes Schreiben zu über- Mitteln, und zwar mit dem Ersuchen um Mitteilung, ob Neigung besteht, auf dieser Basis mit den Regierungsparteien Ver- Handlungen über die Erweiterung der Regierung zu führen: „Der Ausfall der Landtagswahlen am 22. Mai hat da» politische Bild des jetzigen Landtages gegenüber dem vorhergehenden nicht wesentlich verändert. Au» diesem Wahlkampf ist die sozialdemo- kratische Fraktion gestärkt hervorgegangen. Sie fühlt sich deshalb verpflichtet, die Verhandlungen zur Schaffung einer trag- fähigen Landtagsmehrheit einzuleiten. Die sozialdemokra- tische Fraktion ist bereit, mit den anderen Parteien gemeinsam eine Regierung zu bilden, wenn diese Parteien folgende Grundsätze für die künftige Arbeit im Lande Mecklenburg anerkennen: 1. Fortführung des Wirtfchoftsprogramms, da» durtb die bis- herige Regierung eingeleitet ist: a)«eitere Förderung de» Sied- lungswefens, K) bevorzugte AnsiMung derjenigen Landarbeiter, die durch die Aufteilung von Gütern zu Siedlungszwecken arbeitslos werden oder die wegen ihrer politischen oder gewerkschaftlichen Be- tätigung oder Gesinnung gematzregelt worden sind, c) An-
ertennung des Wohnungsduuprogm»»», wt»« dnrch Gesetz km April 1927 verabschiedet worden ist, d) weitere Förderung de» Wohnungsbaues für Landarbeiter, e) Durchführung des Chaussee- bauprogramms, wie es bereits eingeleitet ist, k) Fertigstellung der Kliniken in Rostock . 2. Fortsetzung einer sozialen und gerechten Steuerpolitik, Aus- rechterhaltung des Steuervereinfachungsgesetzes, wie es im Früh- jähr 1927 verabschiedet wurde. 3. Weiterer Ausbau der sozialen Fürsorg«: a) Aus- rechterhaltung des Mieterschutzes, bis durch Schaffung von neuem Wohnraum die Wohnungsnot behoben sst; b) verstärkte Für- sorgefürErwerbsloje.Sozial-und Kleinrentner. 4. Schutz der Landwirtschast: a) sosortige Revision des Land- wirtschaftskammergeseyes in dem Sinne, daß der Landarbeiter und der Kleinlandwirt entsprechenden Einflutz in dieser sür die Landwirtschaft wichtigen Körperschaft bekommt: d) Beschleunigung der Vererbpachtung der ritterschaftlichen Bauern; c) Schaffung eines einheitlichen Bodenrechtes in Mecklenburg , das dem kleinen und mittleren Landwirt eine freiere Ausnutzung seines Besitzes unter Vorbehalt der staatlichen Hoheitsrechte ermöglicht. 5. Rechtspflege: Alle gesetzlichen Mittel sind von der Re- gierung In Anwendung zu bringen, damit die Rechtsprechung ein sicherer Pfeiler der republikanischen Staatsform und der Staats- ordnung wird.. 6. Polizeiwesen: Di« Polizei muß ein sicheres Schutz- mittel des Freistaates, seiner Verfassung, seiner Gesetze, seiner Der, waltung und seiner sonstigen Einrichtungen sein. 7. V e r w a l t un g s r« f o r m: Die Verwaltungsreform ist be- schleunigt vom Landtag durchzuführen, mit dem Ziel der Aufhebung der Drosteien und der Zusammenlegung aller Staatsbehörden. Die Selbstverwaltungskörper, Aemter und Gemeinden sind weitestgehend mit den Ausgaben, die heute von den Drosteien erledigt werden, zu betrauen 8. Kulturpolitik: Die Lehrerbildung ist nach den Grund- sätzen der Reichsverfassung durchzuführen. Das pädagogische Lehrer- institut ist der Universität in Rostock anzugliedern. Für Lehr- und Lernmittel, sür Freistellen und Unterhaltungsbeihilfen an den höheren Schulen sind weiter« Mittel bereitzustellen, damit den minderbemittelten und begabten Volksschülern weitestgehende Möglichkeit zur Erreichung der höchsten Bildungsstufe gegeben werden kann. Wir bitten um MitteUung, ob die Parteien gewillt sind. Wer die Erweiterung der Regierung auf dieser Grundlage mit uns zu verhandeln." Der demokratssche Abgeordnete des neuen Mecklenburgischen Landtages hat sich mit den beiden Vertretern der Mieterpartei zu einer Fraktion der Mitte zusammengeschlossen.
Sozlaldemokrastscher Erfolg in Saufbeuren. Auf Grund eines von der Sozialdemokratie und der Bayerischen Dolkspartei erfolg- reich geforderten Referendums wurde am Sonntag in Kaufbeuren (Bayerisches Allgäu) der Stadtrat neugewähtt. Di« Freundschaft der Bayerische » Volkspartei mit den Deuffchnotionalen war wegen der Begehrlichkeit der sogenannten Daterländeschen nach einem weiteren Bürgermeisterposten in Scherben gegangen. Di« Wahl brachte in- folgedessen eine bemerkenswerte Niederlage für die Deutschnationalen, die von ihren 7 Sitzen 2 einbüßten, je einen an die Bayerische Volkspartei und an die S o z i a l d e m o- k r a t i e. Diese ist nunmehr mit sechs Mandaten die zweit- stärkste Fraktion im Stadtrat von Kaufbeuren geworden; durch die Stellung des zweiten Bürgermesster» kann sie ihre Man- datszahl außerdem auf 7 erhöhen. Die Bayerische Volkspartei erlangte 9 Stadträte, während die Kommunisten, die sich zur Em- pörung der Arbeiterschaft während des Wahlkampses unter die Fittich« der d e u t Ich na t i o n a l e n Press« geflüchtet und die Sozialdemokratie bekämpft hatten, nur noch 92 S t i m m e n auf ihre Liste vereinigten, die damit glatt durchsiel. Reich»anlelhen. Das Reichsfinanzministerium teilt mit: Die Frist für die Anmeldung der Reichsanleihen neuen Besitzes zum Umtausch in die Anleiheablöfungsschuld läuft am 29. Juni d. I. ab. Markanleihen des Reichs, die nicht zum Umtausch angemeldet werden, sind nach Ablauf der Anmeldungsfrist wertlos. Die Anmeldung ist b« einer Bank, Sparkasse oder Genossenschaft vorzu- nehmen. hartnäckiger völkischer Schimpfbold. Der Herausgeber des .Kammer", der Verlagsbuchhändler Theodor Fritzsch, wurde durch einen Strafbefehl des Amtsgerichts zu 250 M. Geldstrafe oder 19 Togen Gefängnis verurtellt, weil er die Republik ge- schmäht hat.
Der Theatenvissenjchastliche Kongreß. £ von Hermann hiebe?. Die Theaterausstellung hatte«in« große Anzahl be- deutender Theaterwissenschostler und Bühnenpraktiker nach Magd«- bürg gezogen, wo man sich in den Tagen vom 7. bis 11. Juni zu einer„Wissenschaftlichen Woche" zusammenfand. Theater- g«schickste ist eine junge Disziplin, sür die es vorläufig erst wenig Lehrstühle an deutschen Universitäten gibt. Mit um so größerem Interesse oernimmt man von dem Fortschritt ihrer Arbeit— einer Forschung, die nicht allein wissenschaftliche, sondern auch künstlerische Kreis« angeht. Und wenn denn noch die„Männer vom Bau" sich an der Diskusston beteiligen und über die Probleme des Gegenwart»- theoters reden, dann kommt sicher mehr heraus, als bei den üblichen Gelehrtenkongressen. Es war ein geschlossener Zyklus von Vorträgen, in dem Pro- fessor Bulle von der Würzburger Universität über.Da» altgriechi- sche Theater" sprach, der Münchener Sprachforscher Förster über „Die Shakespearebühne", Oskar Fischet au» Berlin über„Renaissance- und Barocktheater" und Professor Petersen, ebenfalls Berliner , über„Die Inszenierungen von Goethes Fau st". Es wurde da im Kreise von Gelehrten, Regisseuren» Journalisten und Studenten, denen die Stadt Magde- bürg in liberalster Form Gastfreundschaft gewährte, manch alteinge- wurzelter Irrtum berichtigt und eine Uebersicht über die Theater. geschichte gegeben, wie sie wohl nur selten geboten werden dürfte— die Literatur über dieses Gebiet ist ja noch recht dürstig. Man erfuhr, daß das altgriechische Theater durchaus keine primitive Einrichtung war, sondern in seiner Blütezeit, im ö. vorchrist- lichen Jahrhundert, bereits die Illusion der Zuschauer durch umfang- reiche szenisch« Aufbauten und mit Hilfe komplizierter Maschinen unterstützt«. Erst die Verfallszeit, von der Mitte des 4. Jahrhunderts ab, brachte die Ernüchterung und Verbürgerlichung der Dramatik mit sich, einen hausbackenen Realismus, der auch den Chor mehr und mehr in den Hintergrund drängte und der künstlerischen Tätigkeit des Bühnenmeisters Immer weniger Entfaltung bot. Gleichzeitig setzte die Künstelei ein: die Verzerrung der Masken, die Erhöhung der Schauspieler durch den stelzenartigen Kothurn, der ursprünglich ein einfacher persischer Stiesel gewesen war. Die Römer vollends liehen den Dialog zum Monolog, zur Rezitation durch einen einzigen Schauspieler einschrumpfen, der die Derschiedenartigkeit der Personen nur durch den Wechsel der Masken andeutete. Auch von der Shakespearebühne Hot man einen noch recht unklaren Begriff. Das Theaterwesen in den Jahren der Königin Elisabeth gibt ein doppeltes Gesicht. Shakespeare hat mit seiner Truppe in den Festsälen der Känigspaläste und der Juristenkollegien Londons im Stil der pomphaften italienischen Rcnalssancebühne gespielt, zugleich aber für das Bürgertum in den stehenden Theatern. dem.Swan"-,.Globe"- und.Black-Friar»"-Theat«r, in der primi-
tiven Manier der Mysterienbühne, auf einen dreiteiligen Schau- platz: Vorder-, Hinter- und Oberbühne, und ohne Borhang und Szenerie. Dies« bühnentechnisch« Uuzulänglichkeit, die da» Der- schwinden der Toten am Aktschluß unmöglich machte, hat zu dem Notbehelf geführt, daß man sie vor den Augen de» Publikum, weg- tragen ließ. Die„Englischen Komödianten" sind dann von den deutschon Fürsten aus den Kontinent geholt worden und haben ihre Kunst nach Deuffchland getragen. Der architektonisch, dekorative Stil, mit dem die Italiener im 17. und 18. Jahrhundert ganz Europa erobert haben, reicht mit seinen Anfängen bis in den Beginn der Renaissance zurück. bis ins 15. Jahrhundert. Die Ideen der großen Städtebaumeister, eines Bramante, Sangallo , Francesco da Giorgio, verwirklichen sich in den Prospekten, die vor allem durch Serlio und sein Theater von Vicenza berühmt geworden sind. Die pompösen Palastarchitekturen. die streng architektonisch gebildete Parklandschoft, ja selbst da» Kostüm der Opernbühne im Barockzeitalter, und erst recht die Linien des Balletts, dieser„sließenden Architektur", sind au» diesem Gefühl erwachsen. Erst das 19. Jahrhundert mit seinem bürgerlichen Ratu- ralismus und mit seiner privotwirtschoftlichen Tendenz reißt diese» bezaubernde.Gesamtkunstwerk" auseinander. Da» Bühnenschicksal der.Fauft'-Dichtung beweist da» am besten. Was hat diese» Meister» werk olles erdulden müssen! Di« Romantiker haben es als Oper aufgeführt, noch zu Lebzeiten seine» Schöpfers: Karl v. Holt« und der Braunschweiger Theaterdirektor Klingemann bearbeiteten«» als .Volksstück", die Eitelkeit gastierender Komädianten verwandelte«» je noch Bedarf in«ine„Grrtchen"- oder.Mephisto"-Tragödie. Ecker. mann hat au» dem ersten Akt de» zweiten Teil» ein ftinfaktige» Drama gemacht, Raphael Löwenfeld die beiden Teil« zu vier Theater- abenden auseinandergezogen. Di« Unzulänglichkeit de» Bühnen- apparates verführte sie dazu. Erst mit Hilf« der Dreh- und Ber- senkungsbühn« war«in rascher Szenenwechsel zu bewerkstelligen. Jetzt verfiel man In den umgekehrten Fehler und drängt« die beiden Dramen in«inen Abend zusammen. Hatte man In der noturalisti- schen Epoche die Bühne übersüW, so ließ man sie seit dem Expressio- nismus leer. Man gönnt den Schauspielern kein« Requisiten mehr. Man experimentiert und vergißt darüber den Geist der Dichtung. Darüber führten auch die Regisseur«: Hortung, Wilder- mann, ErHardt, Ulmer bewegliche Klage. Der Eäsarenwahnsinn de» Regisseurs erdrückt da» Kunstwerk und den lebendigen Schau» spieler, der weit hinter dem Ausstathrngskünstler zurückgesetzt wird. Banausische Bühnenkommissionsmitglieder an den Stadttheatern denken nur an die Rentabilität des Betriebes und erzwingen unge- nügend vorbereitete, viel zu zahlreich« Aufführungen. Der Fall Piscator hat gelehrt, daß«in Regisseur ungestraft da» Dichtwerk ent- stellen darf. Kurzum: die modernen Bühnenleut« hotten fast nur Negatives beizutragen. Eine willkommene Ergänzung der Bortröge war»ine von der Prooinzialoerwaltung veranstaltet« Fahrt nach Lauchstädt , wo im Goechetheatec dasselbe Programm gespielt morde pi« vor
125 Jahren zu seiner Eröffnung:«in dramatischer Prolog von Goethe .Waswirbringen" und der.T i t u»" von Mozart . Wiederum waren es Weimarer Künstler, die die Vorstellung bestritten. Die.Wissenschaftlich« Woche" al» Ganzes, für die Dr. R o p p vom Münchener Theatermuseum verantwortlich zeichnete, war eine Tat.
Zerome ft. Zerom«. der englische Humorist und Dramatiker, ist im 67. Lebensjahr« im Krankenhaus von Rorthampton gc- starben. Ein Frieden», und Menschenfreund, ein Anwalt der Armen und Kleinen, ein später Rachsahr von Dicken», ist mit ihm dahin- gegangen. Er selbst hat, obwohl er au» einer guten Familie stammte, alle Bitternis der Armut durchkostet. Er selbst hat zu den ausgebeulteten Clerks gehört, die er nachher schilderte: mit einer Schauspielertrupp« durchzog er später die Provinz. Dann versuchte er sich als Zeitungsreporter, Lehrer und Schreiber. Dann glückt es ihm endliche sein erstes Buch herauszubringen. Mit dem zweiten und dritten wurde er bereits zu einem populären Schriftsteller. „Drei Mann in einem Boot" und.TKree men on ttie dumme!" wurden auch in Deutschland viel gelesen. Auch als Bühnenautor und Magazinherausgeber hatte Ierome Erfolg. Den Krieg macht» er al» Eyausseur de« französischen Roten Kreuzes m,t. Nach seiner Rückkehr stellt« er seine Feder bewußt in den Dienst de? Völker- Versöhnung, au» dem Humoristen war ein ernster sozialer Schrift- steller geworden. Sein Roman»Alle Weg« führen nach Golgatha" gestaltete sein Kriegserlebnis. Sein letzter großer Roman„An- t h o n y John", die Geschichte eine» armen Jungen(erschienen im„Vorwärts" 1925) zeugte von seinem tiefen Verständnis für die Seele der Bedrückten und seinem warmen sozialen Gefühl. »Reue Gemeinschastskunst." Unter dieser Bezeichnung wird in Magdeburg am 25. Juni anläßlich de» 8. deutschen Volks- büyneniages eine große Veianstalrung iy der 4999 Personen fassenden Elbhalle stattfinden, bei der der Sprech» und Be- wegungschor der Berliner Volksbühne unter Leitung von Berthe Irümpy und Karl Vogt die Berliner Tanzgruppe Skoronel'Trümpy, der Sprechchor der Chemnitzer Volksbühne unter Leitung von W. Illing und das Magdeburger städtische Orchester unter Leitung von Generalmusikdirektor Beck teilnehmen, t�er Berliner Sprechchor wird unter Beteiligung der Tanzgruppe Skoronel-Trümpy Bruno S ch ö n l a n k» neues Ehovwerk.Der gespaltene Mensch" zur Aufführung bringen. Aenderung der Kollegqebühren cm den preußische« Universitäten. Ein kürzlich ergangener Ministerialerlaß bestimmt, daß die Gebühr für«in« Universitälsoorlesung in der Regel nicht mchr als 20 Mark un Halbjahr betragen darf, soweit e, sich nicht um besondere Praktika und dergleichen handelt. Da» ist also dieselbe Gebühr, die bisher für«in« Vorlesung von vier Wochenstunden erhoben wurde, und sie soll diese Höhe auch nicht übersteigen, wenn der akademische Lehrer länger als vier Wochenstunden lesen will.