fTt. 27S ♦ 44. Jahrgang
1« Seilage ües vorwärts
Mttwvch, IS, Jmt 7427
25V Kilometer öurch märkijches tanö.
Die vom Berliner Mesieamt beschlossene Verlängerung der Wochenendausstellung am Kaiserdamm ist ein Beweis für den Erfolg der Propaganda für ein freies Wochenende. Das. was manchem Großstädter noch vor einigen Iahren ein fast unerreich- bares Ziel dünlte: mit der Familie über den Sonntag die Großstadt zu verlassen, um draußen Natur und Erholung zu finden, dieses Ziel ist als durchaus erreichbar in der Wochenendausstellung dargestellt worden. Für jeden nach seiner Fasion und der Größe seines Geld- beutels, für alle aber im Bereich des Möglichen. Die Vorzüge weiter- gelegener Ausflugs-, Sommerfrischen- und Kurorte zeigte das Mesie- amt den Berliner Presieleuten am Sonnabend auf einer Rundfahrt von Berlin über Neuruppin . Rheinsberg nach Fürsten - b erg in Mecklenburg . Den Wochenendlern von der Presse hatte die Ommbusgesellschaft einen funkelnagelneuen Reiseomnibus zur Verfügung gestellt. Es ist ein Aussichtswagen mit einem modernen Unterraum und einem vier Stufen hohen chinterwagen. In bequemen Klubfesseln können die Reisenden bereits auf der Fahrt„die Gegend genießen", und ein 7Spserdiger Sechszylindermotor sorgt für schnell« Fahrt. Das WC. im Wagen kann man sicher auch zur Annehmlichkeit rechnen. In Reuruppin, der ersten Station, wußte der Bürgermeister Dr. B l ü m e l und sein Stadtarchivar Rektor B a r t e l viel aus der Geschichte der Stadt, von ihren Vorzügen, ihren Gaststätten und der schönen Umgebung zu erzählen. Die Stadt der von Gustav kühn verlegten Bilderbogen, die Theodor Fontane und den Baumeister Schinkel zu ihren Söhnen zählt, liegt unmittelbar am Ruppiner See, der bei 13 Kilometern Länge jede Art von Wassersportbetätigung ermöglicht. Wer nicht auf eigenem Kiel gekommen ist, kann ein Ruderboot mieten oder Dampfer fahren. Selbst der Wochenendler wird dazu Zeit finden, denn die schönen Anlagen an den ehemaligen Wällen und Stadtgräben, der schöne, vom Alten Fritz(damals noch Kronprinz) angelegte Tempelgarten. die Schmuckplätze mit der alten Psarr. und Klosterkirche und was es sonst noch im Städtchen selbst Sehenswertes gibt, sind bald besichtigt. Die herrliche wald- und wasserreiche Umgebung wird erst dem Berliner das geben, was er sucht. Hier kann er auf Spaziergängen und Wander- t o u r e n seine vertrockneten Großstadtlungen mit der so nötigen Ozonluft füllen. Das 3SlX1 Einwohner zählende, am Rhin gelegene Rheinsberg verdankt nicht nur Friedrich II. und seinem Bnider Heinrich seine Be- deutung, sondern im besonderen seiner von der Natur bevorzugten Lage, die es zu einem Erholungs- und Sommersrischenaufenthalt ersten Ranges werden ließ. Wer von der Bahn(Stettiner Bahnhof) in dieses naturbegnadste Oertchen kommt, ist bald auf dem mit uralten Kastanien bestandenen Marktplatz, auf dem zur Hauptjahres-
zeit eine Kurkapelle konzertiert und der mit Hotels und Gaststätten umsäumt ist. Rheinsberg hat es verstanden, jeden Geschmack und jeden Anspruch zu befriedigen. An manchem Sonntag ist die Zahl der Einwohner verdoppelt, aber sie bleiben nicht in der Stadt allein: in tausendfacher Mannigfaltigkeit bietet die herrliche Um- gebung Abwechslung und Gelegenheit zum Wandern und Rasten. Os r i e n e r i ck- und R heinsberger See, Schlaborn-, B i k o w- und D o l l g o w s e e nehmen den Wasserwanderer und den Badefreund auf. Alte, m ursprünglicher Natürlichkeit erhaltene Laub- und Radelwälder umrahmen Seen und Städte. Selbst der längste Urlaub kann den Reichtum an Alwechslung nicht erschöpfen. stets wird der Wochenendler und der Sommerfrischler neues ent- decken und erleben. In der städtischen Kur- und Bade- a n st a l t kann der Krank« von seinen Leiden genesen, im Schloß»- park bringen täglich« Spaziergänge Entspannung und Erfrischung. Das berühmte Schloß Rheinsberg , eine Schöpfung von Friedrichs Baumeistern Kemmeter und Knobelsdorfs, ist noch heute ein beachtenswerter Bau, der, besonders von der Seeseite betrachtet, seine Wirkung auf den Beschauer nicht verfehlt. Hart an der preußischen Grenze liegt �urstenberg Strelitzschen. Ebenfalls vom Stettiner Bahnhos mit der Nordbahn zu erreichen, bietet die alte Stadt selbst wie auch ihre engere und weitere Umgebung alles, was die Großstadt entbehren läßt. Ein ganzer Seenring umgibt da» Restchen, das Klima ist gleichmäßig milde. Lästige Hitze(über die wir allerdings immer weniger zu klagen haben!) wird durch die frische Seelust herabgedriickt. Eine Anzahl Gaststätten können jeden Anspruch befriedigen, in Privathäusern kann man möblierte Unterkunft für 10 bis 12 Mark pro Woche haben. Das amtliche Verkehrsbureau im Rathause ist zu ollen Auskünften gern bereit. Von Fürstenberg aus erschließt sich das Mecklenburger Land dem Wanderer und Natur- freund: Wälder, Land, Wasser lassen jeden das finden, was er sucht: Dampfer und Motorboote fahren bis zur M ü r i tz, dem größten Binnensee Deutschlands . Bis hinauf nach Plau und Schwerin kann der Wassersportler seinen Kiel treiben. Im neuhergerichteten Stadt- park kann der Sommerfrischler bei Kurmusik lustwandeln. » Der neue Reiseomnibus der Aboag soll in Kürze seine Wochenendfahrten besonders nach F ü r st e n b e r g hin imlernehmen. Wem die Fahrt zu luxuriös wird, dem bietet die Reichsbahn am Stettiner Bahnhof auch Sonntagsrückfahrtkarten bereits am Sonnabendnachmittag, wie denn überhaupt die schönen Orte im Wochencndvcrkehr mit der Bahn zu erreichen sind. Ein Ferien- aufenthalt wird auch bei bescheidenem Geldbeutel möglich sein, sofern man weniger Wert legt auf Komfort als auf Schönheit der Natur und die Möglichkeit, vom Großstadthasten ausruhen zu können.
Minüeftstrafe im Zoll hackbufth. Sechs Monate Gefängnis.— Bewährungsfrist. Roch mehr als zweistündiger Verawng verurteilte das Schwur- geeicht II den Kaufmann Paul Hackbusch wegen vorsätzlicher Tötung seine» Sohne» und unerlaubten Waffenbesitze» unter Zubilligung mildernder Umstände zu der gesetzlichen Mindeststrafe von v M o n a t e u und lTagGefängni». Die Untersuchung». hast wurde voll angerechnet. Aür den Rest der Strafe erhielt der Angeklagte Bewährungsfrist. Das Schwurgericht hat es ver- neiut. daß der Angeklagte die Tal in einem Zustand krankhafter Geistesstörung oder Bewußtlosigkeit verübt hat. Aus seiner ganzen Persönlichkeit heraas wurden ihm im weitesten Maße mildernde Umstände zugebilligt. Aus der Verhandlung ist noch folgendes nachzutragen. Als einer der Hauptzeugen wurde in dem Totschlagsprvzeß gegen den Kaufmann Paul Hackbusch, der am 22. Januar seinen Sohn Rolf im Finanzamt Neukölln durch einen Schuß in die Schläfe getötet hat, ver Steuerinspektor Karl Hesse vernommen. Di« Anklage gegen Hackbusch lautet auch auf Totschlags- o e r s u ch gegenüber diesem Zeugen. Hockbusch hatte vor seiner Schreckenstat Hesse, der damals noch Steuerobersekretär war, inzwischen erst nach der Tat befördert worden ist, nochmals veranlassen wollen, eine Prüfung der Bücher und der Steuerveranlagung vorzunehmen. Der Zeuge suchte in langen Darlegungen zu erklären, daß sein Bericht einer Herabsetzung der ursprünglich vom Finanzamt Oberspree festge- stellten Höhe des Einkommens von öOOO Mark auf die Hälfte den vorhandenen Unterlagen entsprochen habe. Nachdem Hackbusch gegen die ursprüngliche Veranlagung Beschwerde eingelegt hatte, habe er aus den Akten ersehen, daß ein« Materialinventur fehle und ebenso «ine Goldbilanz der Maschinenwerte. Als er sich zur Buchprüfung im Betriebe anmeldete, sei Hackbusch selbst auf dem Finanzamt er- schienen. Bei den Worten des Zeugen:„Die Bücher scheinen nicht ganz zu stimmen!" sei Hackbusch aufgebraust. Der Zeuge begab sich mit ihm dann in die Fabrik und er muß zugeben, daß er dort gleich den Eindruck gewann:„Daß der Betrieb nicht besonders zu rollen scheine". Alles machte einen sehr niederdrückenden Ein- druck.„Ich dachte, daß KIXX) Mark Einkommen wohl nicht haltbar sein würde. Auf der anderen Seite konnte ich die Abschreibung einer Forderung an einen der Söhne des. Inhabers, Wilhelm Hackbusch, als unebwringlich nicht anerkennen. Ich glaubte auch, die an Paul Hackbusch für seine Tätigkeit gezahlten Beträge von 2 500 Mark nicht als Geschäftsunkosten anerkennen zu dürfen, da ich ihn für den Mitinhaber hielt. Nach allem kam ich immerhin zu einem effektiven Einkommen des Betriebes von 5 100 Mark. Da ich mich aber viel- leicht in dem einen oder anderen Posten geirrt haben konnte, setzte ich die Schätzung von Oberspree von 6 000 auf 3 000 Mark herab. Obwohl der Außendienst von den S100 Mark nicht abgehen wollte, machte ich doch in meinem Sinne den Bericht. Wie im weiteren Verlauf festgestellt wurde, besteht jetzt die Neigung bei der Finanzbehörde, den Einspruch gegen die Steuer- Veranlagung eines Einkonimens restlos anzuerkennen. Zeuge:„Ich saß a m 2 2. I a n u a r um 11 Uhr am Schreibtisch. Da kam er mit seinem Sohn in mein Zimmer hinein und stellte sich vor." Vor- fitzender:„Machte er einen erregten Eindruck?" Zeuge: „Nein. Als er auf meine Frage verneinte, daß er die Unterlage mitgebracht habe, erwidert« ich ihm, daß ich dann nichts dazu sagen könnte. Er stand auf und sprach etwas von„zwei Menschen- leben" und wohl„g a n z e g a l". Er ging weg, kam gleich darauf nochmals zu mir, drehte sich aber wieder um und ging hinaus. Kurz darauf erschien er wieder zum dritten Male, sagte seinem Sohn«: „Bleibe an d e r T ü r st e h e n". Er wollte mir einen ge- schlossenen Brief an das Finanzamt überreichen, dessen Annahme ich nach der Dienstweisung verweigern mußte. Trotzdem legte er den Brief auf den Tisch und ging hinaus,— oder wollte hinausgehen. Ich schrieb weiter. Da fiel der Schuß." Vorsitzender:„Haben Sie gesehen, wo der Angeklagte stand?" Zeuge:„Nein." Vor- sitzender:„Sahen Sie auch nicht, ob er mit der Pistole hantierte?" Zeuge Hesse:„Nein, ich habe gar nichts gesehen, da ich ja schrieb. Nach dem Schuß wollte ich ausspringen, fiel aber rückwärts hin und lag plötzlich auf der Erde. Wie das gekonimen ist, weiß ich nicht. In dem Augenblick kam auf meinen Ruf aus dem Nebenzimmer Steuerinspektor Schimmel- Pfennig herbeigestürzt und siel dem Angeklagten in die Arme." Auch
Die Brücke im Dschungel. Sitten- und Stimmungsbild aus dem Innern Mexikos. 26s von B. Traven . Copyright 1927, hy B. Traven, Tamaulipas (Mexiko ). Der Junge an dem großen Feuer läßt in kurzen Zeit- Unterbrechungen seine Raketen und Kracker knallen. Und hat der Gesang für eine Weile ausgesetzt so wird die Garza durch das Knallen wieder daran erinnert, daß der Kleine oben als Engel erwartet wird. Der Gesang hat für. eine Weile aufgemuntert, aber nun fallen die Lchlte wieder in ihr« Müdigkeit zurück. Die meisten legen sich glatt auf die Erde, kauern sich ineinander wie Hunde und schlafen sofort. Andere halten den Tequila für den wert- volleren Teil des gegenwärtigen L-ebens und schlafen darum nicht, weil sie fürchten, um einen Schluck zu kurz zu kommen. Auch drinnen in der Hütte sitzen die Frauen schläfrig, und zwei haben sich auf das Staketengestell gelegt, das den Garzas als Bett dient. Auf dem Erdboden glimmt das Feuer. Töpfe stehen darauf, aber niemand kümmert sich darum, nie- mand weiß offenbar, wer sie angesetzt hat und zu welchem Zwecke. Aber es fragt auch niemand. Man ist ziemlich interesselos geworden. 18. Der Gesang hat nun aufgehört. Der Sänger hat die letzte Mertelstunde nur noch mit Mühe gesungen, so heiser war er g«vorden. Alle, die noch nicht schlafen, drücken sich herum und versuchen, sich zu entfernen, ohne die Garza zu beleidigen oder ihr wehe zu tun. Es wird geredet und gestanden und wieder gefetzt, bis die Männer, die nachträglich gekommen wa.-en, um zu singen, zu ihren Pferden gehen, aufsitzen und unter auffallend vielem und auffallend lautem Reden davonreiten. Sie sind alle vorher noch einmal in die Hütte gegangen, haben sich den Kleinen noch einmal angesehen und der Frau die Hand gegeben. Die Frau hatte zu jedem .Danke!" gesagt und war dann mitten in der Hütte stehen gebrieben. ohne den Fortreitenden nachzublicken. Aber die Garza bleibt doch nicht allein. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen mid der helle Tag ist erschienen wie mit einem Sprung. Er erfüllt die Hütte, wo die Kerzen flackernd und rauchend weiter neben der Leiche brennen,
Das helle Tagelicht gibt der Hütte wieder ein anderes Aussehen. Man hatte sich an die Nacht so gut gewöhnt, daß man nichts Unheimliches und nichts Außergewöhnliches während der letzten Stunden mehr empfunden hatte. Der Tag aber zerstört das mitleidlos. Eine neu« Unheimlichkeit erfüllt die Hütte und man muß sich in der neuen Unheimlichkeit erst wieder zurecht finden. Jetzt erst wirkten die brennenden Kerzen gespensterhast. Und gespensterhaft sah die verweinte, verhärmte und hohl- äugige Garza jetzt aus. Sie hat noch innner das meergrüne Gazekleiü an mit den völlig verwelkten Blumen im Gürtel. In dr Nacht sah das Kleid natürlich aus, jetzt aber gehört es weder zu der Frau noch zu der Hütte, noch zu dem kleinen Leichnam. Das Kleid hat sich ganz und gar von der Frau losgesagt, es hat kein« Gemeinschaft mehr mit ihr. Die Frau ist die Mutter des Kleinen noch immer, aber das Kleid hüllt nicht länger mehr den Körper der Mutter ein. Es ist ein dreckiger Fleck, der der Mutter in jedem Winkel folgt. Und da der schmierige Fleck immer hinter ihr ist, kann die Mutter ihn nicht sehen und wegwischen. Der kleine Junge war schön und er war es selbst in der Nacht. Jetzt ist er nicht mehr er selbst, nicht mehr schon, nicht mehr der kleine Junge. Der helle Tag hat ihn zu einem übelriechenden Kadaver gemacht, der in einem Affenanzug gewickelt ist. Der Oberkiefer beginnt bereits zu verwesen, der Mund ist grünlich geworden, die Oberlippe ist aufgebrochen und widerlicher gelbgrüner Eiter kriecht daraus hervor. Um den Gelenken der gefalteten Hände sieht man die tiefen Rinnen, die jener Bindfaden, der die Hände in faltender Geste zu- sammenhalten sollte, eingeschnitten hat und die faltenden Hände sehen aus, als habe ein Folterknecht sie zur Strafe gefaltet. Der erste Strahl der Sonne fällt durch die dünnen zu- sammengebundenen Stämmchen der Wand in die Hütte. Die Garza solgt dem Strahl mit den Augen und blickt in die Sonne und dann auf den Jungen und nun sieht auch sie zum ersten Male, daß der Junge gegangen' ist. daß dort etwas liegt, was sie nicht mehr küssen kann, ohne sich zu schaudern und zu schütteln. Und der Morgenwind, der durch die Wände fegt, hebt eine dicke Wolke unerträglichen Geruchs von der Leiche auf und wirft sie ihr ins Gesicht. Die Mutter wendet sich ab und seufzt tief auf. Als sie wieder hinblickt, sieht sie. daß zwei dicke grüne Fliegen auf der Oberlippe sitzen und daß die Hütte von ander«,
Fliegen zu summen beginnt, die auf den kleinen Toten zu- fliegen. Und die Frau deckt ein Tuch über das Gesicht. Sie kann das Gesicht ihres stindes nicht mehr sehen. Aber sie hat kein« Gelegenheit, sich ihrem Schmerze hin- zugeben oder sich hinzusetzen und zu brüten. Mit dem an- brechenden Tage sind die Frauen und Männer angekommen von fernen Plätzen. Denn die Nachricht von dem Tode des Kleinen verbreitet sich immer weiter und sobald die Leute davon hören, setzen sie sich auf ihre Esel oder Mulas und ziehen zu der beweinenswerien Mutter, ihr zu sagen, daß man sie liebe und daß man mit ihr weine. Und da es Sonntag ist, fällt es den Leuten leichter zu kommen. Die Männer steigen ab, helfen dann den Frauen und Kindern von den Tieren, drehen sich eine Zigarette und beginnen mit anderen Männern, die herumistehen, zu schwatzen. Die Frauen gehen nacheinander in die Hütte, bleiben eine Weile stehen betrachten den Leichnam und dann gehen sie zur Garza, umarmen und küssen sie. Dann fangen sie an zu weinen und die Garza beginnt nun wieder zu schreien und nimmt das Tuch von dem Gesicht des Kleinen. Die Frauen, die Berge von Blumen miitgebracht haben, dicke Kränze und Gold- und Silberpapier, stellen das beiseite und gehen näher zu dem Leichnam, um ihn sich genau anzusehen. „Er sieht so schön aus, der kleine Carlo!" sagt die eine Frau bewundernd und ehrlich. Sie wiederholt es noch ein- mal, um es zu bekräftigen. Aber die Garza hat es bereits beim ersten Male gehört. trotz ihres Schluchzens, und sofort hört sie auf zu weinen. Ein Lächeln des Stolzes huscht über ihr Gesicht und sie sagt: „Vielen Dank. Senjoras! Vielen Dank!" Sie bedankt sich überschwänglich für die Bewunderung der ausgeputzten Leiche, als habe man ihr persönlich eine Schmeichelei gesagt. Aber es ist keine Schmeichelei, die Frauen meinen es so. .Die Leute sind alle bitterarm und die angekommenen Frauen sind meist barfuß, haben Nichts weiter als ein schwarzes Baumwvlltuch um den Kopf gelegt, um die Sonne abzuhalten: und durchlöcherte und geflickte Kattunkleider ver» hüllen ihren Körper nicht überall. Diejenigen, die ihre Säug- linge mithaben, geben ihnen nun, neben dem Leichnam sitzend, zu trinken, wobei sie abwechselnd weinen und abwechselnd fragen, wie es gekonunen fei. (Fortsetzung solgt.)