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BeUm die Kindermörderin.

Ergreifende Zengenaussagen im Duisburger Mordprozeß..

die weiteren 3eugenausfagen ergaben nichts Bofitives bafür, baß der Angeklagte versucht hatte, auf den Beamten zu schießen. Eine Reihe von Zeugen, darunter auch die Ehefrau und der Bruder sowie Freunde stellten dem Angeklagten das beste 3eugnis als Mensch aus. Er war ein liebevoller Bater, von ernstester Be bensauffassung und hat immer schwer gearbeitet und gestrebt. Sporstechend war sein Gerechtigkeitsfinn. Er bestand auf dem Duisburg , 14. Juni. ( Drahtbericht.) Die heutige Beugenver| jemand anbietet, zum Fall Käthe Hagedorn wichtige und Med und erregte fich über jede ungerechtigkeit. San.- Rat Dr. Lep mann glaubte, daß der Angeflagte in einem Seelenzustand nehmung im Prozeß gegen die Doppelmörderin Räthe age. nicht vorausgesehene Aussagen zu machen. con tifften Depressionen sich befunden habe. Für die Tat dorn führt zu ergreifenden Szenen. Die Eltern des ermordeten entscheidend war feine seelische Erschöpfung. Daher muß man die Mädchens tonnten vor Aufregung ihre Aussagen faum von sich Möglichket in Betracht ziehen, daß er unter einer Depression gegeben. Die Mörderin Käthe Hagedorn faß in fich zusammengebudi handelt hat, die in frankhafter Weise Gegenmotive ausschloß und und schluchzte unaufhörlich. Die Mutter des ermordeten Mädchens infolgedessen die freie Willensbestimmung aufhob. Der Gegengut fagte aus, daß ihr von intimen Beziehungen zwischen achter Med. Rat Dr. Dyrenfurth erfannte ebenfalls an, daß der Angeklagte ein ten rechtlicher und anständiger Charakter sei, und Käthe Hagedorn und ihrer 16 jährigen Tochter Aenne nichts be fannt sei. daß er sich in einem depressiven Zustand befunden habe. Er tann aber nicht zubilligen, daß der Angeflagte eine frankhafte Persönlich teit sei, die in den Rahmen des§ 51 fällt. Staatsanwalt Dr. Steinhirt stützte sich auf das legte Gutachten und hielt den An­geflagten für die Tat verantwortlich. Er beantragte eine Gesamt ftrafe von 10 Monaten Gefängnis, unter Anrechnung non 2 Monaten Untersuchungshaft, und Bewährungsfrist für die Reftstrafe. Rechtsanwalt Dr. Arthur Brandt bezeichnete den Fall des Angeklagten als einen von erschüttender Tragit. Für die straf­rechtliche Berantwortung müsse die Gemütsverfassung entscheidend fein, und daher beantrage er, den Angeklagten auf§ 51 frei zusprechen.

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Nach langer Beratung tam bas Urteil Gin Unglüdlicher hatte menschliche Richter gefunden.

Der Haushalt im Stadtparlament.

Der Streit um die Vergnügungsftener.

Die gestern abgehaltene außerordentliche Sigung der Stadtver ordneten beriet zunächst über den

Nachtrag zur Bergnügungssteuer.

die Versammlung

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Dann wird der Chauffeur Hotis vernommen, der die Mörde rin seinerzeit von Crefeld nach Cleve fuhr. Er sagt aus, daß man es einem Fahrgast sofort ansehe, ob er Geld habe oder nicht. Bei der Angefelagten sei ihm die Sache von vornherein verdächtig erschienen. Räthe Hagedorn stieg in Cleve in einem Hotel ab, wo sie sich angeblich mit einem Herrn verabredet hatte. Für sich und den Chauffeur be­stellte sie ein Menu. Der betreffende Herr fand sich aber nicht ein, und so ließ sie Ring und Uhr dem Zahlkellner als Pfand. Nun gab Bei mehr als sie vor, zu Verwandten fahren zu wollen. 12 Häusern wurde angehalten, und der Chauffeur hatte ständig den Berdacht, daß sein Fahrgast der Barmittel entrate und turmen" wolle. Tatsächlich war Käthe Hagebron, nachdem sie in ein Haus eingetreten war, verschwunden, und als der Kraftwagenführer eine Weile vergeblich gewartet hatte, begab er sich mit dem Bortier auf die Suche. In allen Wohnungen wurde nachgesehen, im Rellerzimmer einer alten tauben Frau wurde Käthe Hagedorn gefunden. Da stand sie ausgezogen zwischen Schrank und Mauer und rief mit lauter Stimme dem Chauffeur zu: Was wollen Sie denn hier?" Der Chauffeur benachrichtigte die Polizei, und so wurde die Ber­haftung herbeigeführt.

Es kommt zu einem Zwischenfall, als der Vorsitzende berichtet, daß eine Depesche aus Berlin gekommen ist, wonach sich

entwickelten Rindes find: Bubitopf blond, blaue Augen, graue Strid­jade, schwarzes Muffelinkleid mit Blumen, helle Strümpfe, halbe Schuhe.

Tragödie einer Vierzehnjährigen. Aus dem dritten Stockwerk auf das Pflaster gestürzt.

Die Tragödie eines Kindes fand gestern in Neukölln ihren Abschluß. Aus dem Küchenfenster der im dritten Stockwert des Borderhauses gelegenen Wohnung. Delbrücftraße 18 19, ftürzte fich die 14jährige Hildegard M. auf den asphaltierten Hof hinab, wo sie schwerverlegt und bewußtlos liegenblieb. Die entsetzt das Städtische hinzueilenden Hausbewohner benachrichtigten Rettungsamt, das für die Ueberführung des lebensmüden Kindes in das Buckower Krankenhaus sorgte. Die Verlegungen find so schwerer Natur, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Hildegard M. meilte bis vor etwa Halbjahresfrist in einem Waisenhaus und wurde dann von ihrer Mutter, jezigen Frau S., die sich inzwischen verheiratet hatte, in ihren Haushalt genommen. Gerüchtweise ver­lautet, daß das Kind wegen schlechter Behandlung die Abwesenheit der Eltern benutte, um freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Durch die Kriminalpolizei ist eine Untersuchung eingeleitet worden. Die Eltern wurden noch spät abends einem eingehenden Verhör unterzogen, über dessen Ergebnis noch nichts bekannt geworden ist. unterzogen, über dessen Ergebnis noch nichts bekannt geworden ist.

Nach der Berichterstattung durch Stadtv. Dethlefffen, der die Mei­nungsverschiedenheiten zwischen dem Innenminister wegen der Be Steuerung der Theater mit fünstlerisch hochstehendem Programm und den städtischen Körperschaften hervorhob, wurde eine Ent. schließung der Kommunisten, in der das Borgehen des Ministers als ein Eingriff in die städtische Selbstverwaltung be­zeichnet wird, gegen die Stimmen der Kommunisten abgelehnt. Mit großer Mehrheit wurde dann die Empfehlung des Steuerausschusses zum Beschluß erhoben, deren sachlicher Inhalt in der Morgenausgabe des Vorwärts" vom Dienstag mitgeteilt wurde. In der Empfehlung des Ausschusses wurde bes sonders daran festgehalten, daß die Auswahl der tünstlerisch hoch ftehenden Theater, die bei der Ermäßigung der Besteuerung zu be­rücksichtigen feien, durch einen städtischen Ausschuß zu erfolgen habe und nicht, wie die staatlichen Behörden wollen, durch eine staatlicherseits bestellte Körperschaft. Mit großer Mehrheit beschloß die ohne daß eine Debatte stattfand Angliederung der Fremdenverkehrsbureaus en das städtische Messeamt. Für das num nicht mehr selb. ständige Fremdenverkehrsbureau wurden dann noch 175 000 m. be­willigt. Die Genehmigung der Bilanz der Städtischen Opern A. G. erfolgte ebenfalls ohne Debatte, ebenso die Berab schiedung der planmäßigen Obdach reform nach den Vorschlägen des Ausschusses. Die Borlage wegen der Erweiterung und der ver­fehrlichen Erschließung des Messes und Ausstellungsgeländes am Bahnhof Wigleben wurde an einen Ausschuß verwiesen. Nach mehrmaliger Bertagung in den vorhergehenden Sigungen fam end­lich gestern der Antrag der Kommunisten wegen der Bieber. einstellung der Rotstandsarbeiter( die am Stahlhelm­tage auf Anweisung der Kommunisten die Arbeit ver. weigert hatten) zur Abstimmung. Den Notstandsarbeitern ist be fanntlich nichts geschehen; der Antrag wurde gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Bei der Beratung einer ganzen Reihe von Grundstücksangelegenheiten wurde dann über den Berkauf eines Grundstüdteils in der Kolonie Grunewald an die faliebtesten Berliner Ausflugszielen an der See und im Gebirge tholische Kirchengemeinde beraten. Genosse Coewy be­tonte dabei, daß die Erhaltung des Grundstücplages im Eigentum der Stadt mit Rücksicht auf die fünftige Entwicklung der Gegend ( Kurfürstendamm ) unbedingt erforderlich wäre. Der Berkauf wurde fchließlich mit 88 Stimmen der Linken gegen 80 der Rechten und der Mitte des Hauses abgelehnt.

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Dann wandte sich die Versammlung der zweiten Beratung des aus dem Haushaltausschuß zurückgekommenen

Haushaltplans für 1927

zu. Ohne daß die Berichterstatter oder die Stadtverordneten das Wort nahmen, wurden eine ganze Reihe Etatstitel angenommen. Nur bei dem Titel Jugendwohlfahrt brachte Stadtv. Hoffmann­Gwinner( KPD .) einige Bemängelungen vor. Danach wurden die Beratungen auf kommenden Donnerstag vertagt.

Rätselhafte Postdiebstähle aufgeklärt.

Ein ungetreuer Postschaffner verhaftet. Aus den großen Boftbeuteln, die mit dem Nachtzug von Hamburg nach Berlin gesandt werden, verschwanden in den letzten drei Wochen oft Wertsendungen, besonders Einschreibebriefe. Die Diebstähle waren ganz unerklärlich. Auf den Bostämtern, die in Betracht tamen, besonders auf dem Amt W. 30, für das die meisten abhanden gekommenen Briefe bestimmt gewesen waren, mur­den sie, wie man feststellen konnte, nicht gestohlen. Auch die Zug­begleitbeamten, die oft wechselten, waren erweislich nicht die Diebe. Die Oberpoftdirektion Berlin fah fich, um das geheimnisvolle Treiben aufzudecken, veranlaßt, einen besonderen Referenten mit der Leitung der Beobachtungen zu betrauen. Man dachte nun an ein Berschwinden der Brieffchaften auf dem Wege vom Lehrter Bahnhof nach dem Postamt 30. Aber auch das schien unmöglich zu sein. Die von Hamburg eintreffenden Beutel werden in einem Postauto befördert, daß jenachdem bis zum Amt 30 unterwegs noch zwei oder drei Aemter anzulaufen hat. Der Begleitbeamte, der dabei in dem Auto sigt, hat mit dem Sortieren und mit der Abgabe und der Hereinnahme auf den Zwischenämtern soviel zu tun, daß man es für ausgeschlossen hielt, daß er in den zwanzig Minuten, die ihn für den ganzen Weg zur Verfügung standen, noch hätte fertigbringen fönnen, die Beutel zu öffnen, zu berauben und wieder zu verschließen. Eine besondere Maßnahme entlarvte ihn aber dennoch als den Täter. Nach seiner legten Fahrt kontrollierte man sofort feinen Beutel und es ergab sich, daß aus einem Briefe wieder Geld verschwunden war. Der begleitende Schaffner hatte es noch in der Brusttasche. Der Ungetreue, ein 43 Jahre alter Bost­fchaffner Emil Spunde, wurde festgenommen und legte auch ein Geständnis ab. Zehn Fälle konnten ihm bisher nachgewiesen werden und er gibt sie auch zu. Der Berhaftete stand schon seit 20 Jahren im Bostdienste. Zerrüttete Familienverhältnisse, die vor mehreren Jahren schon zur Scheidung von seiner Frau führten, haben ihn auf Abmege gebracht. Mit großer Fertigkeit verstand er es schließlich, die Beutel zu öffnen, rasch einen Brief, der ihm besonders auffiel, herauszunehmen, des Inhaltes zu berauben und wieder zuzufleben und dann den Beutel wieder zu verschließen, als ob nichts vorge tommen wäre. Wenn er dazu teine Zeit hatte, so behielt er die ganzen Briefe für sich. Seine Beute betrug in einzelnen Fällen nicht mehr als 20 bis 100 Mart.

Ein zwölfjähriges Mädchen verschwunden. Die Tochter des Ge­noffen Leip. Mariendorf , Chauffeeſtr. 29, ist seit dem gestrigen Lage dem Hause fern geblieben. Zum legten Male gesehen wurde fie gestern abend 8% Uhr am Manderzirtus, Merkmale des gut

Jeden Sonnabend Wochenendzüge.

Nach dem Harz und an die Ostsec.

Wie die Reichsbahndirektion Berlin mitteilt, ist beabsichtigt, bei genügender Beteiligung jeden Sonnabend nach den be­Wochenendsonderzüge 2.- 4. Iaffe zu ermäßigten Fahr preisen verkehren zu lassen. Diese Züge, die nach dem Harz und an die Ostsee fahren, verfehren erstmals am 18. Juni. Der Zug nach dem Harz fährt in folgendem Fahrplan: Sonnabends ab Potsdamer Bahnhof 15.25, ab Potsdam 15,57, an Quedlin burg 20.07, Thale 20.31, Gernrode 20,54, Blanfenburg 20.07, Rübe. land 21.02, Elbingerode 21.22, Tanne 21.49, Wernigerode 20.17, Jlfenburg 20.40, Schierke 22.04, Elend 21.30, Bennedenstein 22.05, Gorge 21.50, Bad Harzburg 21.08 und Goslar 21.41. Die Rückfahrt erfolgt jeweils am Sonntag abend; der Zug trifft um 0.55, also eine Stunde nach Mitternacht, in Berlin wieder ein. Nach den genannten Orten werden Fahrkarten 2.- 4. Klasse mit 33% Proz Ermäßigung ausgegeben.

Der Zug an die Ostsee fährt nach den Bädern auf Usedom und Rügen. Sonnabends ab Berlin , Stettiner Bahnhof 14.30, an Swinemünde 18.23, Ahlbed 18.32, Heringsdorf 18.37, Banfin 18.50, Hederik 19.09, Rölpinjee 19.16, Roserom 19.22, 3empin 19.30, 3innowig 19.39, Carishagen- Traffenheide 19.49. Auf Rügen trifft der Zug ein in Binz 22.40, Sellin 23,03, Göhren 23,22, Lauterbach 21.12 und Saßniz 21.21. Auch nach Zingst ( an 20.46) und Prerow ( an 20.57) bestehen Anschlüsse. Die Rückfahrt erfolgt so, daß der Zug um 0.53 wieder in Berlin eintrifft. Auch zu dem Ostseezug werden nach ollen genannten Orten Fahrkarten 2.- 4. Klaffe mit 33% Broz Ermäßigung ausgegeben. Der Verkauf der Fahrkarten zu diesen beiden Zügen beginnt jeweils am Donnerstag bei den Fahrkarten ausgaben der Abgangsstationen( für den Harzzug Potsdamer Bahn hof und für den Ostseezug Stettiner Bahnhof), sowie bei den 4 Aus gabestellen des Mitteleuropäischen Reisebureaus Potsdamer Bahnhof, Bahnhof Friedrichstraße, Kaufhaus des Westens und Unter den Linden 57/58.

Das junge Deutschland ".

Der Reichs ausschuß der deutschen Jugendver bände veranstaltet in der Zeit vom 12. Auguft bis 25. September im Schloß Bellevue eine Ausstellung der deutschen Jugend. Der Plan zu dieser Ausstellung ist aus der Freizeit­bewegung der deutschen Jugendverbände entstanden, die seit Jahren eine lebhafte Werbung für den Ausbau der gefeßlichen Jugendschuh­bestimmungen für die erwerbstätige Jugend entfaltet. Die Aus­stellung soll die Berechtigung dieser Jugendschußforderungen nach­weisen und gleichzeitig eine erstmalige umfassende Darstellung der deutschen Jugendarbeit geben. Dies alles nicht nur in bildlicher oder zahlenmäßiger Form, an Hand von Bildern und Statistiken, sondern auch in lebendiger Darstellung verschiedener Jugendspiele auf sport­lichem, mufitalischem und turnerischem Gebiet, durch Vorträge, zwanglose Aussprachen über die Kulturbewegungsfragen usw. Bei einer Vorbesprechung über die Ziele der Ausstellung erörterte der Vorsitzende in furzen Worten 3wed und Ziel der kommenden Aus­ficllung, die in der Hauptsache ein Bed- und Mahnruf an die breite Deffentlichkeit für die Bedeutung der Jugendbewegung in gesundheit. licher, sozialer und fultureller Beziehung sein soll. Das Reichsbanner im Wochenschaufilm.

Von dem am ersten und zweiten Pfingstfeiertag veranstalteten Gautreffen in Stettin hat die Opelwochenschau einige sehr gut gelungene Aufnahmen in ihre in dieser Woche laufende Bochen fchau aufgenommen. Die Bilder zeigen den Reichstagspräsidenten Genossen Löbe, den Festredner der Beranstaltung, die sehr statt­liche Fahnendelegation und einige Stimmungsbilder aus der Kund­gebung. Wirkungsvoll find die Aufnahmen des eingeweihten Dent­mals für den ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert in Groß Bülten bei Beine, Est erfreulich, daß endlich einmal eine

Als nächster Zeuge tritt der Kriminalkommissar Busch auf, der als Erster die Angeklagte vernahm. Im Anfang leugnete Räthe Hagedorn jedes feruelle Motio und machte schier unglaubliche Schilde­rungen von hypnotischen oder spiritistischen Einflüssen der Mits bewohner. Der Kommissar ist sich noch heute im Zweifel, ob die furchtbare Tat auf sexuelle Motive zurückzuführen ist oder nicht. Im Hause, in dem Hagedorns wohnten, herrschte seit Jahren eine un­erträgliche Feindseligkeit. Man beargwöhnte sich gegenseitig, und schon vor einem halben Jahr waren die Parteien polizeilicherseits ermahnt worden, sich zu versöhnen, da sonst den schlimmsten Beiterungen Tür und Tor geöffnet seien. Kriminalfommissar Busch tann den Gedanken noch heute nicht von sich weisen, daß der grauen­volle Mord am Didelsbach auf diesen Streit zwischen den Haus­bewohnern zurückzuführen ist. Denn wie tam sonst Käthe Hagedorn darauf, den Mitbewohner Piat des Mordes zu beschuldigen? Um fie piat in die Schuhe zu schieben, beging nach seiner Ansicht Käthe Hagedorn die Tat.

Bei der Aussage der Schauspielerin Paula C. erreicht die Senja­tion, die das Telegramm aus Berlin hervorrief, ihren Höhepunft. Fräulein C. war mit Käthe Hagedorn befreundet, und der Borsigende fragt sie: Handelt es sich denn um eine intime Freundschaft, die Sie mit Käthe Hagedorn hatten?" Die Zeugin sagt: Nein". Aber sowohl der Borsigende als auch der Berteidiger Dr. Mehltopf er­innern fie an die Heiligkeit des Eides. Und als der Verteidiger die Ladung des aus Berlin angemeldeten Zeugen, eines Schauspielers, beantragt, fommt es zu einer Art Geständnis, das nicht anders gedeutet werden kann, als daß die Beziehungen zwischen Baula C. und der Angeklagten lesbischer Natur waren. Der Schauspieler ist der ehemalige Verlobte des Fräuleins C., der das Verlöbnis eben aus diesem Grunde löste.

Wochenschau- Filmgesellschaft genügend Objektivität zeigt und auch von den Reichsbannerfundgebungen bildlich berichtet. Die anderen Wochenschauen haben es mit erstaunlicher Birtuofität immer wieder verstanden, an den großen republikanischen Rundgebungen vorbei­zusehen. Wie uns die Opelmochenschau- Filmgesellschaft mitteilt, werden auch vom Gautreffen des Gaues Berlin- Brandenburg am 25. und 26. Juni Aufnahmen in die Wochenschau aufgenommen.

Der Prozeß Machan- Kolomak.

Heute Beginn in Bremen .

Bremen , 14. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Bor dem Bremer Schöffengericht unter Borfiz Don

ganzen

Amtsgerichtsrat Dr. Wedemeyer beginnt am heutigen Mittwoch morgen um 8 Uhr der Prozeß gegen Frau Elisabeth Kolomat. Der Fall hat Wochen hindurch die Deffentlichkeit im Deutschen Reich start beschäftigt und zu heftigen Debatten, vor allem im Bremer Senat, geführt, da die Bremischen Polizei­und Sanitätsbehörden in der Deffentlichkeit, einer sehr starten Kritik unterzogen worden waren.

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Der Fall Machan Kolomat, der in seinen Einzelheiten bekannt ist, wurde ins Rollen gebracht durch ein im Verlag Herder erschienenes Buch Bom Leben getötet". Der Name Machan war der Deckname für die verstorbene Tochter. Dieses Buch behandelte angeblich die Geständnisse eines jungen Mädchens, das der Prostitution verfallen war und schließlich im Krankenhaus, angeb lich infolge falscher Behandlung durch die Aerzte, gestorben ist. Tatsächlich ist die siebzehnjährige Tochter Lisbeth der jezigen. Angeklagten im Bremer Krantenhaus nach einer Kur zur Be fämpfung des Syphilis gestorben, da Lisbeth Kolomat von der Bremer Sittenpolizei zwangsgemäß in die Abteilung für Geschlechts­leiden eingeliefert worden war. Das Buch Vom Leben getötet" erregte außerordentlich großes Aufsehen, einmal, weil Polizei und Sanitätsbehörden in Bremen schwerer Berfehlungen angeschuldigt worden waren, und weil ein Jugendrichter, der auch in dem jetzt zur Verhandlung stehenden Prozeß auftreten dürfte, die Ver­öffentlichung befürwortet hatte. Die zweite Sensation in dieser Sache war dann die bald darauffolgende Erklärung der Bremer Bolizei, daß die Verfasserin des Buches nicht die Lisbeth, sondern Frau Elisabeth Kolomat selbst war, die Frau eines Bremer Schuhmachermeisters. Die Polizei erklärte, daß sie das von der Mutter verfaßte Manuskript des Buches schon seit 1924 in den Händen gehabt habe. Um die in diesem Buch erhobenen An flagen gegen die Behörden zu widerlegen, stellte der Polizeipräsident von Bremen Strafantrag gegen Frau Rolomat mit der Be­gründung, daß die Angeklagte ihre eigene Tochter, deren Schicksal fie in so dramatischer Weise und in einer literarisch bedeutsamen Form schilderte, die an der einfachen Frau überraschen muß, Dere tuppelt und auch an einer anderen Prostituierten, einer Gertrud off, die mit der Verstorbenen befreundet war, Ruppelei verübt habe.

Frau Elisabeth Rolomat, geborene Scholz, die 1886 zu Magdeburg geboren ist, hat sich also wegen des schweren Vergehens der Kuppelei, begangen durch zwei selbständige Handlungen im Jahre 1923/24, zu verantworten. Es wird ihr zur Last gelegt, daß fie aus Eigennuz ihre Tochter und deren Freundin Gertrud Wolf zwei jungen Männern zugeführt habe. Die Antlage baut sich dem­gemäß auf die§§ 180, 181 und 64 StGB. auf.

Nicht weniger als 46 3eugen sind von der Staatsanwalt fchaft geladen worden, darunter eine ganze Anzahl Prostituierter und junger Leute, die mit dem Mädchen in Verbindung gestanden haben. Diese Zeugen sollen die Anklage stügen, wie auch das Buch Bom Leben getötet", das von der Staatsanwaltschaft als Beweismittel herbeigezogen worden ist. Ein sehr trübes Sitten­

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