Mnterhalwng unö �Dissen
Sie Traube. Vau Ariebrich Natteroth. Ost genügt ein 5Lang, ein Duft, der Anblick einer bestimmten Farbe, um«ine Welt von Vorstellungen in uns wieder wachzu- rufen. Die Sprache ist nicht hinreichend, diese Gefühle zu kenn- zeichnen, die wie ein seiner Hauch irgendwoher schwingen, Stimmungen, die wie aus Gräbern zu sprechen beginnen, Ge- wesenes, das plötzlich wieder lebt und atmet. Von einer Traube will ich erzählen und von dem Bild der Erinnerung, das sie wach- ruft. Man könnte mir Körbe voll der besten und größten Trauben vorsetzen, sonnengebräunte grüne Trauben von Siena , die großen blauen, mit dem Metallglanz, aus Spaniens Boden, sie wecken nicht dieses Erinnern, von dem ich spreche. Diese Trauben sind auf keiner Erde gewachsen, meine Trauben, sie sind nur— gemalt. Wenn ich an solche gemalten Trauben denke, so müsien sie im Bilde jedoch eben so schön sein wie ihre lebenden Schwestern. Immer habe ich bedauert, daß mein« Kunst nicht ausreichte, solche Trauben malen zu können. Wenn ich sie aber sehe, grüßt aus den lachenden sonnenglänzenden Beeren ein Stück Jugend nochmals herauf und dann— ja, dann fängt sich m ihnen noch das Bild eines Mädchens; Helene wurde sie gerufen. Da bin ich schon mitten in meiner Geschichte und die Erinne- rungen werden wieder lebendig, die um Helene herum leben. Ich selbst bin als Malerlehrling in einer mitteldeutschen Stadt, noch körperlich unentwickelt, immer mit Farben und Zkleistertöpfen unterwegs, aber es fehlt mir nicht am guten Willen. Der Meister, ein kleiner Mensch mit rotem Schnurrbart, dem der Titel„Meister* zu kleinbürgerlich ist, gerät immer in Zorn, wenn man ihn also anredet. Es sind auch zwei Gesellen da, wüste Burschen; was der eine aus der Fremde an Unkultur mitgebracht hat, pflegte der andere, der nie weggekommen war, an heimischer Unsitte. Wir sind auf einem Gut, das etwa zwei Stunden Wegs ent- fernt unserer Stadt liegt, und diese Entfernung bedingt, daß wir auch auf dem Gut essen und schlafen, was eine Erlösung für mich, der ich das Glück habe, mit bei der Kolonne zu sein, bedeutet. Wir streichen das große Gutshaus innen und außen an und machen olles schön, weil der jung« Herr Baron heiraten will. Helene ober ist wie der Sonnenschein in dem aufgescheuchten großen Hause. Sie war schlank und blond und hatte das wunder- bare Inkarnat der Haut, wie es Pfirsiche besitzen, die schon im Juli reifen. Das Mädchen erlernte auf dem Gut den schönen Beruf einer Mamsell und stand unter der Obhut einer älteren, sehr lüchtigen Wirtschafterin, die mir verschüchtertem Jungen vom ersten Tag an zugetan war. Der Meister war daheim geblieben und kam nur ein paarmal in der Woche aus Stunden heraus, um den Fort- gang der Arbeit zu kontrollieren. War abends die Arbeit getan, hatte ich Pinsel und Farbentöpfe gereinigt, den Gesellen die Stiefel zum Ausgang ins Dorf geputzt, und ich mich selber gewaschen und menschenwürdig gemacht, so geschah es oft, daß mich die Frauen noch auf ein Stündchen auf ihre Stube nahmen, wo ich nach Herzenslust meine phantastischen Zukunftspläne spazieren führen durste. Ja, dieses Sprechen mit guten freundlichen Wesen machte mich so glücklich, denn mein« Zunge hatte während der vier strengen Lehrjahre mit dem ewigen Schweigenmüssen einen schweren bc- fangenen Schlag bekommen. Der Anblick Helenes ließ mein Herz ungestümer pochen und gab meinen Worten laut einen verwegenen Klang, während ich innerlich litt und mir den Kopf zerbrach, wie ich Helene meine Herzensgesühle offenbaren sollte. Ich glaube, die Frauen haben heimlich«in wenig über mich gelocht. Aber überall, wo es sich in dem großen Haus fügte, daß ich mit Helene zusammentraf, war mir die Zunge wie gelähmt, zu der bewußten Erklärung ist es nie gekommen. Das Mädchen war viel zu heiter und frisch, als daß sie dos Schmachten eines unreifen .Knaben ernst genommen haben sollte, außerdem war sie auch zwei Jahre älter als ich. llnsere Arbeit näherte sich dem Abschluß. Die oberen Räume des Gutshauses waren schon fertiggestellt, die Schlafzimmer der Herrschaften hatten eine Hellrosa geblümte Damasttapete erhalten, Türen und Fenster standen wie weihe Glasur. Ein Dekorateur, den die Braut aus Hannover hergeschickt hatte, hing bereits die Gardinen an und stellt« die neu eingetrosfenen Möbel. Er war sehr stolz und machte sich nicht gemein mit uns Kleinstadthand- werkern. ja, er aß sogar an einem besonderen Tisch mit dem In- spektor zusammen, während wir uns mit unserer eigenen Gegen- wart begnügen mußten. Beinahe wäre ich dieses Umftandes wegen Tapezierer geworden, so eifersüchtig war ich«ruf den Kerl, wie er � auch von Helene bevorzugt wurde. Wir malten im Parterre die Decke des Eßzimers, dessen Wände eine dunkle Holztäfelung besaßen. Der weithergereiste Malergeselle, dessen ich schon Erwähnung getan habe, malte nach einer Pause in die vier Ecken der Decke Medaillons mit Frucht- stücken, bei welcher Arbeit ich die Farbentöpfe und Pinsel halten mußte. Vier Töpfe hielt ich an einer Schnur um den Leib ge- bunden, vier Töpfe in den Händen; das schwerste aber war,. Stunden hindurch unbeweglich auf schwanken Brettern zu stehen und hinauf auf den Plasond zu starren. Rur die helle Bewunde- rung über die Geschicklichkeit des Gesellen ließ mich die Schmerzen im Rücken vergessen. Nun legte der Geselle den Malstock nieder, irgendeine Abhaltung ließ ihn aus dem Saal gehen. Ich fühlte es im Rücken und an der Wärme, die mir zum Herzen stieg, daß Helene in den Raum getreten war. Die Gelegen- Heft bietet sich, denke ich, nun darfst du einmal glänzen vor ihren Augen, nun soll sie sehen, was ich für«in Künstler bin und malen kann. Ich stellte mich, als ob ich sie nicht sehe, bücke mich steif und greife vom Boden des Gerüstes den Malstock und den Pinsel. Es ist ein feiner Konturenpinsel aus Marderhaoren, der den leisesten Bewegungen der Hand folgt. Alles Fühlen ist in diesem Augenblick auf die Arbeit«ingestellt, ich ermale mir mein Glück und meinen Ruhm. Mein Auge ist gut auf Farbe eingestellt, das leichte Zittern der Hand wird auch überwunden. Und es geht, die Traube rundet sich;«s sind mein« ersten Schritte auf der beginnenden Künstlerlausbahn. Doch wie ich so an den Beeren der Traube herumbastele und die Augen der Geliebten auf mich gerichtet glaube, dröhnt plötzlich ein furchtbares Gewitter auf mich nieder, so daß mir Sehen und Hören in einem vergeht. Der Meister isk plötzlich gekommen und hat mich bei dieser unerlaubten Beschäftigung erwischt. Links und rechts hageln feine Schläge um meine Ohren. Die Farbtöpfe, die durch dies« Erschütterung über die Schnur an meinem Leib springen, fallen zu Boden und lasse« chrc schöne bunte Farbe an der Holz- täfeluug hinabfließen.
Der Zorn des Meisters wird dadurch nicht geringer, er läßt erst ab, wie Helene laut zu ihm hinaufruft: „Aber Meister, das hätten Sie nicht tun sollen!" Da läßt er in seiner Wut von mir und klettert wieder vom Gerüst herab. Er befiehlt mir, sofort in die Stadt zurückzukehren. Wie ich draußen in der Leuteküche mir die Farbe und die Tränen aus dem Gesicht wasche, streichen mir unberufen ein paar weich« warme Hände über die brennenden Augen, und ich breche vor Scham und Leid in die Knie. Mein Kopf fällt in Helenes Schoß. Da sagt sie so mütterlich und lieb das schöne Wort: „Äein armer Junge!*--- Es wäre eigentlich nichts weiter zu erzählen. Ich kam in die Stadt zurück und für die übrigen drei Monate meiner Lehrzeit kam
Ein Gespräch zwijchen Krieg unö Zrieöen.
„Weu von uns wird man einlassen?" „Sie formulieren Ihre Aragen merkwürdig unpolitisch. Nakürlich wird man sich um eine klare Entscheidung herum- drücken!"
ich nicht mehr auf das Gut, da die Arbeit beendet war.. Zu schreiben wagte ich nicht, obschon ich sonst zu anderen Streichen den Mut fand. Aber dann, etwa nach einem Jahr, als ich aus- gelernt hatte und mich draußen schon in der Fremde mit den Tücken der neuen Gescllenschaft herumschlug, faßte mich eines Sommertages die Sehnsucht. Da bin ich stracks nach dem Dorf gefahren in einem neuen selbstverdienten Anzug und alle unge- zogenen Wechsel des Glücks blanko in der Tasche. Es war zu spät. Helen« war zu ihren Eltern, wohlhabenden Bauersleuten in der Unstrutgegend, zurückgekehrt. Ich hatte damals meine ersten Gedichte gemacht, sie galten ihr, die sie nie gelesen hat. Vielleicht war das gut, der schlechten Verse wegen... Doch eins ist mir geblieben: Gemalte Trauben rufen dos zarteste Glück der Erinnerung in mir wach. Dann ist es, als spräche unsichtbar neben mir jemand das Wort: „Mein armer Junge!*
vom neuen Wohnhaus zur neuen Staöt. Die Wohnungsnot, die bei fast allen Völkern Europas mit gleicher Grausamkeit herrscht, fordert«ine umfassende Bautätigkeit. die in der einfachsten und praktischsten Weise vor sich gehen müßte. Nun wird aber auch heute noch sehr viel gesündigt von Behörden und Privatleuten, indem das Bauen unnütz erschwert oder durch allen möglichen unorganischen Schmuck verteuert wird. Deshalb bricht sich jetzt eine Bewegung Bahn, die einen neuen Wohnbau in der schlichtesten und natürlichsten Form fordert und zugleich einen neuen Städtetgp, der daraus hervorgehen soll. Der wichtigste Vor- kämpfer dieses neuen Strebens bei uns in Deutschlaich, Bruno Taut , veröffentlicht soeben im Verlag von Klinkhardt u. Bicnnann zu Leipzig unter dem Titel„Bauen. Der neue Wohnbau*, ein an- schaulich illustriertes Programm. Allem Pathetischen, Romantisch- Altertümelnden, den überflüssigen Schnörkeln und anderen Zutaten erklärt er den Krieg und verlangt auch für die Baukunst eine„neue Sachlichkeit*, wie sie sich in den anderen Künsten durchgesetzt hat. Ueberall muß man zur Schlichtheit und Natürlichkeit zurückkehren, und interessante Beziehungen bieten sich da zwischen Baukunst und Frouenkleidung, denn die Domenmode ist ja immer einfacher und sachlicher geworden und ähnelt in ihrem Stil der altägyptischen und griechischen Tracht, gerade so wie die Baukunst, die sich auch wieder die alten Acgypter und Griechen zum Vorbild nimmt.„Wir Bauenden haben einen einfachen geraden Weg vor uns,* so bekennt Taut.„Wohin er führt, ist nicht genau zu umreißen, wenn man nicht Prophet spielen will. Wir stellen unseren Beruf wieder auf die Basis des allgemein Vernünftigen, und, wenn man will, Mensch- lichen. Hier gibt es keine Begrisssspalwngen und Klügeleien. Hier gibt es nicht den Künstler auf der einen Seite und den Techniker und Konstrukteur oder den Rechner auf der anderen Seite, sondern hier ist eins mit dem anderen unlöslich verbunden." Man muß wieder zu der natürlichen Selbstverständlichkeit des Bauens zurück- kehren, die unsere durch historische Studien und olle mögliche ge- lehrte Bildung abgelenkte Architettenschaft vergessen hat. Was sollen bei einem gewöhnlichen Wohnhaus die riesenhohen Dächer, die Türme und Prunkfassadcn, die Erker und Stuckornamente. Auf dem Land« findet sich noch hier und da. auch bei neuen Bauten, die klare, saubere Hausform früherer Zeiten.„Es sind jene ein- fachen Häuser mit simpelstem Dach, mit einfachem Giebel, die in ihrer schönen klaren Kantigkeit so unschuldig dastehen, wie wenn sie eben aus der Spielschachtel genommen werden. Es handelt sich allerdings dann immer wn Häuser, die weder«in
Architekt, noch ein Maurermeister entworfen hat, und die keine behördliche Bauberatung passiert haben.* Solch gesundes natürliches Bauen ist es, das uns nach Tauts Ansicht nottut. Solche Häuser lassen sich auch im Serienbau her- stellen, bei dem die Hausteile fertig aus der Fabrik auf die Bau- stelle kommen und unabhängig vom Wetter aufmontiert werden können. Das ist die letzte und wichtigste Verbindung für die Her- stellung des Massenwohnhauses, und dann erst wird sich auch ein wirklich ökonomischer und großzügiger Wohnungsbau nach einheit- lichem Plan durchführen lassen, der nicht mehr nur aus„Saison- arbeit* besteht. Der Typenbau der Flachsiedlungen ist das Ziel des neuen Wohnbaues. Bei ihm kommt es nicht so sehr aus das einzelne Haus als auf die Aufreihung einer größeren Zahl gleicher Häuser an, die sich in demselben Rhythmus zu einer Kötte fügen und in die Landschaft eingliedern. Dadurch wird es zu einer Ueberbrückung der Grenzen zwischen Stadt und Land kommen. „Wir sahen,* sagt der Verfasser,„daß vom Bauernhaus über den Siedlungsbau eine unmittelbare Verbindung zum modernen Serien- bau führt; wir sahen, daß seine Quellen sogar zeitlich mit jenen zu- sammenfallen, die zur Erneuerung des städtischen Wohnhauses führten. Dies« von dem Großstodtgedanken ausgehende Erneuerung führte in einer zusammenhängenden Linie wieder zum Siedlungs- hause und seinen Serienbau, so daß sich also in den Erscheinungen der neuen Baukunst tatsächlich schon eine Einigung von Stadt und Land vollzieht.* Ein großer Gegensatz besteht so zwischen der Zeit vor R Iahren And heute:„Damals wurde die Stadt noch als eine von Mauern und Festungswällen umgebene Hänsermasse betrachtet, heute dagegen bedeutet sie einen Zusammenfluß von den weitesten LaNdgebiete» her und ein Ausströmen in diese zurück, ein lebendes Wesen, das wie ein Polyp seine Fühler weit ausstreckt und dessen Lebenselement diese Fühler in dem weiten Lande suchen müssen." „Luft, Licht und Grün werden die Stadt durchspülen," sagt Taut von dieser neuen Stadt,„sie wird wie ein Fitter sein und wird dies in deutlichster Weise zeigen, wenn man nach Ablauf einer Generation mit dem Flugzeug über sie hinwegfahren wird. Es kommt dabei nicht auf die Höhe der Gebäude an; doch werden die neuen Wohngebiete ganz bestimmt zu einer völlig anderen als der heutigen Anordnung gebracht werden, in der die hygienische und sozial« Seite die erste Rolle spielt, und in der die Erscheinung der Bauten nichts weiter ist als die Folge davon. Bisher verstand man unter„Stadtbild" hübsch photographierte Ecken, Straßen oder Plätze, bald wird man darunter etwas ganz anderes verstehen, nämlich das, was man von der Straße aus an hygienischem und sozialem Wert der Häuser erkennen kann, und das, was man vom Flugzeug aus sieht. Heute sieht man— ob es nun Berlin oder eine andere Großstadt ist— von dort oben jenes entsetzliche Gewirr von engen Höfen in Hinter- uud Seitenhäusern, hinter breiten Straßen jene furchtbaren Schluchten, jene grauenhaften Ratten. löcher. � Das neue Bauen aber wird weiter um sich greifen, man wird diese Dinge nicht mehr ertragen können, und man wird schließlich dazu schreiten, sie— niederzureißen.*
Der letzte Inöianerkrieg. Der letzte Indianerkriog ist in ein neues Stadium getreten, indem der letzte wilde Jndianerstamm der Daquis in Mexiko noch sechsmonatiger Belagerung durch mexikanische Truppen ein Bündnis mit den Anhängern Huertas schloß. Die mit den Apachen verwandten Aaquis können kaum anders als durch Ausrottung besiegt werden, und das ist ein Geschick, das sie nicht verdienen. Denn ihr Verbrechen ist kein anderes als das zahl- reicher Stämme Nordamerikas , nämlich der Besitz von Land, das die Blaßgesichter für sich wollen. Unter Diaz erduldeten sie Dinge, die das den meisten Stämmen Amerikas und Mexikos angetan« Unrecht in den Schatten stellen, und das will viel sagen. Sie waren willig, ihr Land zu beackern, Steuern zu zahlen und gute Bürger zu sein. Die Diaz-Regicrung aber beschlagnahmte ihr reiches Tal und verteilte es unter mächtige Hidalgos oder einflußreiche Gesellschaften, sandte Truppen gegen die Indianer und schickte Taufende in die Bukatan- sümpfe in Verbanung. Es ist somit kein Wunder, wenn sie der„Kultur" nicht sehr gewogen waren, die die Blaßgesichtcr ihnen zeigten, und sie sich dem Bau von Eisenbahnen widersetzten. So sucht man sie denn in ihren letzten Festungsplätzen Sonoras zu überwältigen. Hier in Sonara kämpften die Spamer schon vor zwei Jahr- Hunderten gegen die Naquiindianer, ohne daß es ihnen je gelungen wäre, die Kaguis zu unterwerfen. Der Krieg mit diesen Sonora- stammen war eine Äbschast, die Spanien Mexiko hinterließ. Die Paquis führen ihre Kriege mit der gleichen Taktik und un- erbittlichen Zähigkeit, mit der die Apachen im Südwesten über ein Vierteljahrhundert gegen die Vereinigten Staaten fochten. Die amerikanische Regierung unterjochte schließlich die Apachen, doch nur nach beträchtlichein Kostenaufwand und einein ansehnlichen Verlust an Menschenleben unter den Ansiedlern und Soldaten. Zwischen Paquis und Apachen bestand eine ausgesprochene Aehnlichkcit. Beide waren Bergstämme und rächten jeden Eingriff in ihre Persönlichen oder Staminesrechte. Als die Spanier sich anfangs des siebzehnten Jahrhunderts im westlichen Mexiko niederzulassen versuchten, unter- nahmen sie es, die Paquis mit den gleichen Methoden zu unter- drücken, die sie im östlichen Mexiko angewendet. Die Paquis ober. Männer, Frauen und Kinder, empörter» sich. Mit Bogen und Pfeil und ihren eigenen primitiven Kriegswerkzeugen traten sie den mit Flinten und Kanonen bewaffneten Spanien » eMgsgen und trieben sie zurück. Auf einem Kriegszuge hatte der spanische Komman- dierende 50 berittene Spanier und 4000 gut bewaffnete Indianer, allein er wurde trotzdem besiegt und mußte sich aus dem Lande zurückziehen. Dieser Aufstand fand erst ein Ende, als die Indiairer Schritte zur Beilegung unternahmen und der Friede zu ihren eigenen Be- dingungen geschlossen wurde. Mitte des achtzehMen Jahrhunderts lehnten sich die Paquis abermals auf, und ein zehnjähriger Krieg brach aus, der gleichfalls erst durch Zugeständnisse der Spanier beigelegt wurde, die den Indianern die Berggcgend von Soiwra als Herrschaftsgebiet ließen. Dieser Wassenstillstand dauerte etwa fünfundzwanzig Jahre. Im neunzehnten Jahrhundert einpörten sich die Paquis sechs- inal, und in den letzten sünfundzuwnzig Jahren mußte die mexi- konische Regierung zweimal Truppen aussenden, um die Revolten zu unterdrücken. Hrdlicka, der Historiker der Indianer, stellt fest, daß die Paquis die einzigen Indianer sind, die zwar von Anfang ihrer Geschichte von Weihen umgeben, doch memals völlig unterworfen wurden. Die Paquis zerfallen heute in zwei Teile: den nördlichen Strnnrn, der sich als Farmer, Viehzüchter, Weber und Korbmacher seßhaft machte und in den Sonora-Bergwerken arbeitet, und den südlichen Bergstomm, der sich noch immer gegen jeden Eingriff in seine Rechte und Sitten zur Wchr setzt und heute die Hauptmacht der Aufständischen bildet. Ihr Schicksal ist natürlich besiegelt. Der Kapitalismus kann keinen freien Volksstamm in Frieden lassen, sondern muß ihn mit den Segnungen der Kultur beglücken— muß sich seinen National- besitz aneignen und die Arbeitskraft der Wilden ausbeuten. Es ist fürwahr«n trauriges Kapitel in der Geschichte der Menschheft, das mft der Ausrottung des letzten Jndiarrerstanunes sein Ende findet... H�H,,