hier zeigt sich, daß die Freiheit des Unternehmertums auf dem Arbeitsmarkt im Widerspruch zu den sozialen Not- wendigkeiten steht. Das tritt mit der gleichen Deutlichkeit in die Erscheinung, wenn man die Dauer der Arbeitslosigkeit bei den Unterstützungsempfängern der Erwerbslosenfürsorge untersucht. Es ergibt sich folgendes Bild: Unter den direkten Unterstützungsempfängern waren bei Beginn der großen Arbeitslosigkeit am 16. Dezember 1923 nur 42 014, die bereits über 26 Wochen Unterstützung erhiel- ten. Die Zahl steigerte sich von Monat zu Monat, am 13. Juli 1926 waren es bereits 379 609. Vom 13. August 1926 läßt sich auch die Entwicklung der über 39 Wochen Unter- stützten übersehen. Es sind zu diesem Zeitpunkt insgesamt 493 809 Erwerbslose mit einer Untcrstützungsdauer von über 23 Wochen vorhanden. Davon sind 114 801 bereits über 39 Wochen arbeitslos. Ende des Jahres steigt die Zahl auf 350 333, davon sind 231 891 über 39 Wochen arbeitslos. Seit Anfang dieses Jahres ist unter Berücksichtigung der Krisenfürsorge folgende Entwicklung bei den l a n g f r i st i- gen Erwerbslosen festzustellen:
Erwerbilosenflirsorge Krtsetifilrsorge
15. Januar 15. Februar 15. Mär�. 15. April. 15. Mai
iib. 26-39, 39—52 Woch. 318 865 263 257
314 693 261 881 103 682 150 113
255 520 221 661 168 835 126 333
üb. 52 135 448 191 755 223 262 234 270 226 023
Insgesamt 747 570 761 967 706 757 596 787 502 499
Die Zahl der direkten Unterstützungsempfänger in der Erwerbslosen - und Krisenfürsorge ist vom 15. Januar bis 13. Mai von 1 969 415 auf 972 260 zurückgegangen; der Rück- gang erfolgte fast ausschließlich durch Arbeitsaufnahme kurz- fristig Erwerbsloser. Am 15. Januar waren 814 743 Er- werbslose mit einer Unterstützungsdauer bis 13 Wochen und 407 102 Erwerbslose mit über 13 bis 26 Wochen vorhanden; am 15. Mai waren es 237 980 bis 13 Wochen und 211 781 über 13 bis 26 Wochen. Der Rückgang an direkten Unter- stützungsempfängern betrug 997 155, dem steht bei den kurz- fristig Erwerbslosen ein Rückgang von 752 084 gegenüber. Der Rückgang bei den langfristigen Erwerbslosen er- scheint günstiger, als er in Wirklichhsit ist, weil im gleichen Zeitraum eine Verschmelzung der Notstands- a r b e i t e r von 104 298 auf 166 462 erfolgte und hier über- wiegend langfristige Erwerbslose berücksichtigt werden. Es zeigt sich also, daß sich im Verlauf der Krise die Zu- scmmensetzung des Arbeitslosenheeres grundlegend geändert hat und die Unterbringung der langfristigen Erwerbslosen trotz Konjunkturbelebung auf erhebliche Schwierigkeiten stößt. Am Beginn der Krise hatten wir am 13. Dezember 1925 bei über 1 Million Unterstützungsempfängern nur 42 014 lang- fristige Erwerbslose und 27 870 Notstandarbeiter, heute bei nicht ganz 1 Million Unterstützungsempfänger 302 499 lang- fristige Erwerbslose und 166 462 Notstandsarbeiter. Den hier vorliegenden sozialen Notstand beseitigt man nicht durch Ab- bau der Erwerbslosen- und Krisenfürsorge sondern durch Ausbau des Arbeitslosenschutzes.
Der Sürgerblock berät. Reichskanzler Dr. Marx hatte am Dienstag abend eine Be- sprechung mit den Arbeiterführern der Regierungs- Parteien, an der die Minister Brauns, Curtius, chergt, v. Keudell, Schiele und Köhler teilnahmen sowie die Abgeordneten Graf Westarp , Scholz, v. Guörard, Esser, Stegerwald und Leicht. Die Besprechung wurde für vertraulich erklärt. Die„Germania " erklärt, das Zentrum lege größten Wert darauf, daß der Entwurf zum Neichsschulgesetz vor dem Auseinandergehen des Reichstages wenigstens in der ersten Lesung durchberatcn werde. Der �all Balzer. Der Polizeipräsident hat wegen des Zwischen- falls bei der gestrigen Beamtendcmonstration eine Untersuchung eingeleitet.
von Chamberlain bis Trotzki . Einheitsfront der„Bluthunde"? Die„Rote Fahne " veröffentlicht eine Rede Stalins über die chinesische Revolution auf dem Plenum des Ekki am 24. Mai 1927. Inmitten dieser Rede ein B i l d C h a m b e r- l a i n s mit der Unterschrift: DerBluthund. Diese Rede ist eine außerordentlich scharfe Angriffsrede gegenTrotzki. Sie beginnt mit folgenden massiven Schlägen: «Ich bin de? Meinung, Genosse Trotzki ist ein so großes Interesse gar nicht wert.(Zwischenruf:„Rich- tust") Um so mehr, da er eher an einen Komödianten erinnert als an einen Helden und man keinesfalls einen Komödianten mit einem Helden verwechseln darf. Ich spreche schon gar nicht davon, daß für Bucharin und Stalin nichts Verletzendes darin liegt, wenn s o l ch e L e u t e, wie die Genossen Trotzki und S i n o w j e w, die durch das Siebente Erweiterte Plenum des Exekutivkomitees einer sozialdemokratischen Abweichung überführt sind, die Bolschewik! beschimpfen. Im Gegenteil, es wäre für mich die allergrößte Beleidigung, wenn Halbmensche- w i k i vom Typus der Genossen Trotzki und Sinowjew mich loben und nicht schelten würden. Ich werde mich ferner auch nicht über die unanständigen und grob verleumderischen Entstellungen des Standpunktes des ZK. der KPSU. und der Komintern in der chine- fischen Frage verbreiten, wie sie in den zahlreichen Thesen, Auf- sätzen und Reden der Opposition enthalten sind. Das ist— ich sage es gerade heraus— ein gewöhnlicher Spitzbubentrick des Genossen Trotzki . Gestatten Sie mir, zu bemerken, daß dieser Standpunkt der Standpunkt eines Staatsrats„Seiner Hoheit" Tschangtsolins ist. Genosse Trotzki ist auf den Standpunkt eines Schrei- bers Tschangtsolins und Tschangkaischeks hinab- geglitten." Sie endet mit folgendem Keulenschlag: „Soeben erhalte ich die Nachricht, daß die englische kon- seroative Regierung beschlossen hat, die Beziehungen zur Sowjetunion abzubrechen. Es bedarf keines Beweises, daß nunmehr ein a l l s e i t i g e r B o r st o ß gegen die Kommunisten einsetzen wird. Dieser F e l d z u g hat schon begonnen. Die einen bedrohen die KPSU. mit Krieg und Intervention, die anderen— mit Spaltung. Es ergibt sich etwas in der Art einer Einheitsfront von Chamberlain bis Trotzki ." Einheitsfront von Chamberlain bis Trotzki , Chamberlain der Bluthund, also Trotzki in der Einheitsfront der Bluthunde. Das ist die schärfste Formulierung, die die Stalinisten bisher im Kampfe gegen die eigene Opposition geprägt haben. Es ist nicht nur Beschimpfung, sondern vor allem Drohung. Auf Chamberlain hat Stalin mit der Wiederaufnahme des blutigen Terrors geantwortet. Man versteht, welche stille, aber furchtbare Drohung danach in dem Wort von der Einheitsfront von Chamberlain bis Trotzki für die Trotzkisten und für Sinowjew liegt.
v!e schwarze Reichswehr . Beweisthema im Reichstag. — Untersuchungsausschuß. Der Femeausschuß des Reichstags beschloß, am kommenden Sonnabend die Untersuchung des Schwarzen-Reichswehr- Komplexes endlich zu beginnen. Er sollen zunächst drei Zeugen vernommen werden über die Existenz von Akten über die Schwarze Reichswehr beim Reichswehrministerium und dem Wehrkreis- kommando: Hauptmann Kainer, Oberst v. Bock und Oberst Schleicher. Die materielle Beweisaufnahme möchte die Rechte gern über die Sommerferien oerschieben, um dann in einem Zuge wie in München die Vernehmungen vorzunehmen, obwohl sür diese Parallele kein stichhaltiger Grund vorliegt.
Nach dem Referat des deutschnaiionalen Berichterstatters! tjchäscr über Den Fall Roßbach wurde eine große Debatte überj diese Frage geführt. Der Abg. Bcrgskräher regte an, vorher dis Frage über die Existenz von Akten der Schwarzen Reichswehr und! namentlich auch der Akten der Arbeitskommandos zu klären. Dr. Lcvi unterstrich die Rotwendiakei«, daß dem Ausschuß alle Akten zugänglich gemacht werden, um so mehr, da das Reichswehr - Ministerium sich bockig gezeigt habe. Der Ausschuß darf sich nicht durch falsche Rubrizierung der Vorgänge im Reichswehrministerium irreführen lassen. Dr. Levi erinnert daran, daß man bei den beb, zischen Akten denselben Fall erlebt habe, wo man einen vierteljähri- gen Kampf mit dem Reichswehrministerium führen mußte. Als Beweisthema für die Zeugenvernehmung ist vorgesehen: wie ist die Schwarze Reichswehr organisiert gc- wefen, wie war die Bildung solcher Formationen möglich; wie ist es zu der Zusammenarbeit mit der Reichswehr gekommen? Als Zeugen sollen nach Ansicht von Dr. Levi u. a. vernommen werden: Reichskanzler Cuno, Reichsminister Hamm , General v. Seeckt einerseits und andererseits u. a. Buchrucke r, v. Graes e, Ludendorff. Roßbach. Wulle, Major o. Stefani sowie eine Reihe von höheren Offizieren. Roßbach und Graese sollen u. a. speziell aussagen, was zwischen der Reichswehr und ihren Organen einerseits und den Vertretern der Schwarzen Formationen anderer- seits vereinbart worden ist. Dr. G e ß l e r selbst soll erst am Schluß vernommen werden._ Der Rückgang öer KPD . Mitgliedorzahlcn und Mitgliederbewegung in Berlin . Genosse H i l f e r d i n g auf dem Parteitag in Kiel :„Bedeutung für die Arbeiterbewegung hat die Kommunistische Partei nicht. Sie ist verloren." Eine Illustration. Mitgliederbestand der KPD. in Berlin- Brandenburg-Lausitz am 31. Januar 1927: Berlin 8 255 männl. 2 661 weibl. 1 063 erwerbl. Mitgl. Hauptbezirk Lausitz 132. 55„ Itl,„ Nord 512„ 100, 239 Oft 160, 75. 179. Süd 192, 136. III. West 546„ 131, 287 10 177 männl. 3 161 wechl. 5 640 erwerbl. Mitgl. Aufstellung: 10177 männl. Mitglieder... �. 54,3 0/0 3161 weibl. Mitglieder....... 16.1° o 5 610 erwbl. Mitglieder........ 29,3% Znsges. 19 278 Mitglieder aus Berlin =- Brandenburg ---- Lausitz . Im Dezember 1926 betrug der Mitgliederstand der KPD. in Berlin -Brandenburg -Lausitz 23 948 Mitglieder. Sie hat in diesem Bezirk in einem Monat 4670 Mitglieder, oder rund 20 pro;, ihrer Mitglieder verloren._ Irlanüs endgültiges Wahlergebnis. Tie Arbeiterpartei als Zünglein an der Wage. London . 13. Juni. (EP.) Das Ergebnis der Wahlen im irischen Freistaat steht nunmehr ziemlich endgültig fest. Die Regie- rungspartei erhielt 45(58), die republikanische Partei 44(48), die Arbeiterpartei 22(14), die unabhängige Partei 12(18), die Farmer 11(15), di« nationale Liga 8 und die Sinnfeiner 5 Sitze. Es steht noch das Ergebnis der Universitätswahlen aus, von denen mit ziemlicher Sicherheit drei Sitze auf die unabhängige Partei fallen. Es scheint nunmehr festzustehen, daß eine K o a l i t i o n s- regierung im irischen Freistaat möglich ist, wobei die Ar- beiterpartci den Ausschlag geben dürste.
Trauerkundgebnng für Dr. krausneck. Aus Anlaß des Hin- fcheidens des bayerischen Finanzministers Dr. Krausneck trat der Landtag heute vormittag zu einer Trauerkundgebung zusammen. Präsident Königbauer würdigte in einer Ansprache das Leben des Verstorbenen und dessen Wirken für den Staat.
ölt'nöes Kinö an öecZömerbrücke Von Richard Bern st ein. Mostar , Anfang Juni. An der unsagbar tiefgrllnen Rarenta, wo sie am grünsten leuchtet und sich zwischen hohen Felsentrümmern hindurchwindet, wo wiederum auf jedem Fleckchen Humus ein Feigenbaum wild wächst und Früchte trügt, die nicht gepflückt werden können, weil keiner dazu kann— da liegt im weiten Talkessel der Herzegowinaer Stein- berge die ansehnliche, wohlgebaute und sorglich gepflasterte Stadt M o st a r. Ihr Name sagt dem Kenner slawischer Werte schon, daß sie nach einer Brücke benannt sein muß, denn Most ist Brück« und selbst das nordwestböhinlsch« Brüx heißt jetzt amtlich Mostje. Aber d i e Mostarer Brücke, um die es sich handelt— es gibt mehrere—, die ist nicht eine Brücke wie sonst irgendeine, o nein! Die liegt schon ziemlich am unteren Ende der Stadt, im Viertel der moslemischen Händler und Handwerker. Zwischen uralten Tortürmen und tief- stehenden Uferhäusern am Felsen mit simslosen Fenstern, die noch sichtlich jüngeren Datums sind, spannt sich hier in einem einzigen, vollendet schönen, fast halbkreisförmigen Bogen die Brücke und die Bohlen oder vielleicht auch schon Eisenträger mit ihrem Betonüber- zug sind so aufgelegt, daß sie im Winkel aufeinanderstoßen: man geht bis zur Mitte hinauf und dann aus der anderen Hälfte herunter. Diese Brücke da ist nichts weniger als di« älteste Brücke, nicht nur in Südost-, nein es heißt sogar in ganz Europa . Sie ist von den Römern erbaut und an ihr haben sich später Slawen niedergelassen, habeif die Türken, als sie den slawischen Balkan unter- jochten, ihre Herrschaft aufgerichtet und später, nach 1878, die Oester- reich-Ungaren ein größeres Militärlager angelegt. Hier führt ein wichtiger Weg vom Adriatischen Meer über die karstigen Bergketten her nach Bosnien , Slawonien , Ungarn «nd Serbien , führte nach Illyrien und Pannonien, wohl auch nach Dacien, dem heutigen Rumänien . In der Mitte der Zementbrüstung des Brllckenbelags liest man auf einer rostigen Tafel etwas von„rm-I-x most"— sonst kündet nichts dem Wanderer, worauf er hier steht, daß er auf einem ewigen Bauwerk eben den Fluß In großer Höhe überschreitet. So denkend, gingen wir drüben durch die Lädenstraße, als uns zwei kleine Jungen entgegenkamen. Der eine führte den anderen und bettelte für ihn, da er blind sei. Und wirklich, aus den toten Augen des anderen ersieht man die Wahrheit der Behauptung. Wir hören gleich darauf von dem Ladner, daß das arme Kind von Geburt blind und auch nach ärztlicher Ansicht keine Aussicht auf Wiedcrher- stellung der Sehkraft sei. Dann aber sehen wir den Blinden die gesammelten Metalldinare gegen Papiergeld umwechseln und eilig— am Arm des Bruders und des Freundes— davonlaufen. Er scheint kindlich froh zu sein. Er
weiß nicht, was ihm entgeht— gerade hier in Mostar , dem frucht- baren Talrund um die herrlich grüne Rarenta, die da leuchtet den vielen Moslems zur Freud«, in der heiligen Farbe des Propheten!
Zentrale ksnlrollbehörde für das englische Theater. Bei einer un- langst in London stattgefundenen Sitzung von Vertretern der ver- schiedcnen mit dem Theater zusammenhängenden Organisationen wurde beschlossen, die Borbereitung zur Schaffung einer zentralen Kontrollinstanz für alle das Theater berührenden Fragen in Angriff zu nehmen. In dieser obersten Behörde werden in gleichem Maße Autoren, Theaterdirektorcn, Schauspieler, Theaterarbeitcr, Agen- turen, Berleihinstitule und Banken vertreten sein. In erster Linie wird ein« Regelung aller wirtschaftlichen Fragen angestrebt, ferner Gründungen von Unterstützungskassen, Ferienheime und auch eine Versicherungsgesellschaft. Schließlich aber auch die Gründung einer Zentralinstanz mit Zensurvollmachten. Zu diesem Zweck werden auch pädagogische Bereine, die oberste Schulbehörde und Polizei- Vertreter in den Berwaltungsrat entsendet. Selbstmord eines russischen Gelehrten. Großes Aufsehen erregt in Kiew der Selbstmord des Direktors der Kunstabteilung des All- ukrainischen Historischen Museums und Mitgliedes der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften Pros. Tjcherbakowski. Prof. Tscherbakowski war einer der bekanntesten Kunstgelehrten Rußlands , der mehrere kunstgeschichtliche Werke veröffentlicht hat. Wie die Sowjetblätter erzählen, litt der Gelehrt« stark unter der Hetze, die von kommunistischer Seite in Kiewer wissenschaftlichen Kreisen gegen ihn getrieben wurde. Diese Hetze sei um so verwerflicher gewesen, als Prof. Tscherbakowski unter dem Zarenregime infolge seiner radi- kalen Ansichten keinen Lehrstuhl erhalten konnte. Die Staats- anwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet. Eine 3nsel als Areilustmnseum. Die nahe bei H e l f i n g f o r s gelegene Insel F ij li s ö ist als Freiluftmuseum eingerichtet worden, indem man dorthin aus den verschiedensten Teilen des Landes charakteristische Bauwerke übergeführt hat. Es befinden sich darunter verschieden« Typen alter Bauernhäuser mit ihrer ganzen Einrichtung, eine alte Hojzkirche, Werkstätten, Brunnen, auch Fahr- zeuge und dergleichen. Jetzt hat man auf der Insel sogar, nachdem dies bisher, weil die Mittel fehlten, nicht möglich gewesen war, ein ganzes Herrenhaus neu aufgebaut. Es handelt sich um ein sehr charakteristisches Bauwerk, in dem bekannte schwedische Adels- geschlechter lange gesessen haben. Auch innen wird es entsprechend wiedereingerichtet werden._ Der»Bund Deutscher Gebrauchsgraphiker- begeht seinen diesjährigen Bundestag vom 20. bis 23. Juni in Dresden und Leipzig . Im Mittelpunkt der Tagung steht ein Festvortrag von Prof. Dr. Emil Preetorius , München , über da» Thema»Die chinesische Kunst gemessen an der abend- lälidischen." Gastipicl der Berliner Volksbühne in Magdeburg . Im Rabmen der künstlerischen Veranstaltungen, dir aulählich des 8. Deutschen Volksbühnen- tages vom 23. bis 26. Juni in Magdeburg stattstnden, wird das Ensemble des Theaters am Bülowplatz Strindbergs.Traum spiel" und Shakespeares.Sommernachtstraum- unter der Regie von Fritz Holl im Magdeburger Stadtthrater zelgen.
Crmoröete Diplomaten. Seit den ältesten Zeiten der Geschichte war stets das Leben der bevollmächtigten Abgesandten eines jeden Landes nach alter Sitte geschützt. Ganz gleich, ob sie Frieden oder Krieg brachten, niemals durfte ihr Leben gefährdet werden, und sie erhielten stets freies Geleit. Und dennoch ist auch dieses von allen Völkern der Erde anerkannte, ungeschriebene Gesetz wiederholt in schwerster Weise während des Verlaufes der Menschheitsgeschichte gebrochen worden. Zur Zeit der Regierung Crom wells wurden die eng- tischen Gesandten in Spanien und Holland von An- hängern der britischen Königspartei aus Rache für die Hinrichtung Karl I. ermordet. Der Tod des Gesandten Isaak Dorislaus hat stark zum Ausbruch des britifch-holländischen Krieges beigetragen. Am bekanntesten ist wohl die Ermordung des franzö- fischen Gesandten zum Rastatter Kongreß im I a h r e 1 7 9 9. Da die Verhandlungen ohne Erfolg waren unk» Oesterreich seine Gesandten zurückzog, so fuhren auch am 28. April die Vertreter Frankreichs ab. Aber gleich außerhalb der Stadt wurden sie von österreichischen Husaren überfallen. Dabei wurden zwei der Gesandten getötet. Nur einer entkam schwer verwundet. Aus der neueren Geschichte ist die Ermordung des deutschen Gesandten in Peking , Freiherr vom Kettclcr, während der Boxerunruhen in China wohl am berüchtigtsten. Diese Ermordung führte damals zum Kriege der Mächte gegen China und hatte da- durch in der Geschichte des fernen Ostens eine weittragende Beden- tung. China mußte lange Jahre hindurch an die beteiligten Stachen die sogenannte„Boxerentschädigung" bezahlen. Diese Zwangsforde- rung im Verein mit den China aufgedrängten, ungerechten Ver- trägen hat nicht zum geringsten Teil die Revolution im Reiche der Mitte sowie die heutige Freiheitsbewegung daselbst hervorgerufen. Im letzten Jahre des Weltkrieges wurde 1918 im Juli der deutsche Gesandte bei der Sowjetregierung in Moskau , Graf von Mirbach, durch zwei Attentäter im Gesandtschaftsgebäude ermordet. Trotz eingehender Untersuchung konnten die Attentäter nicht ermittelt werden. Die Sowjetregierung sprach damals sogleich der deutschen Regierung gegenüber ihre tiefe Empörung wegen des Verbrechens aus, und so konnte die Angelegen- heit ohne weitere Folgen beigelegt werden. Zum Abbruch der Beziehungen zwischen Sowjet, rußland und der Schweiz führte die im Mai 1923 in Lausanne erfolgte Ermordung des russischen Bot- schafters Worowski aus Rom , der in Lausanne an einer Konferenz als Vertreter Rußlands teilnahm. Erst jetzt konnten durch Vermittlung der deutschen Regierung die diplomatischen Beziehun- gen zwischen der Schweiz und Sowjetrußland wiederhergestellt werden. Die Schweiz sprach offiziell ihr Bedauern aus und be- willigte den Angehörigen des Ermordeten eine Rente. Wiederum ist nun ein Bcrtretcr der sowjetrussischen Regierung, der Gesandte W o j k o w in Warschau , durch einen jungen Anhänger der Konterrevolutionäre ermordet worden. Diese Tat hat den politi- schen Horizont stark verdüstert und neue Spannungen geschassen. . P. F.,