nicht annehmen sollte.
Die Aussichten, daß der Antrag mit einfacher Mehrheit angenommen und dadurch Gefeß wird, sind nicht gering. Insbeson= dere treten die Vertreter der Arbeitnehmerschaft im Zentrum für den Antrag ein.
vorlage zurückzieht. Es wird abzuwarten bleiben, was nun| schen Fraftion, den 11. August zum Nationalfeiertag zu erheben, in der am Freitag stattfindenden Sigung des Verwaltungsrats der Reichspost geschehen wird. Man darf darauf gespannt sein, ob der Reichspoftminister und der Verwaltungsrat es wagen werden, sich dem Willen des Reichstags zu widersetzen. Dies wäre nicht nur eine Brüstierung des Reichsparlaments, das den Verwaltungsrat erst geschaffen und seine Vertreter in ihn entsandt hat, sondern es wäre auch politisch unflug, weil ein solcher Schritt unbedingt weitere Folgen nach sich ziehen müßte, zu denen letzten Endes auch die Aufhebung des Reichspoftfinanzgesetzes gehören würde.
Wir vermögen uns nicht vorzustellen, daß ein solcher Konflikt für den Reichspostminister und seinen Verwaltungsrat glücklich ausgehen fönnte. Deshalb raten wir dazu, dem Willen des Reichstags Rechnung zu tragen und die Gebührenvorlage zurückzuziehen. Ist später ein Flares Finanzbild der Post geschaffen, läßt sich sowohl die Entwicklung des neuen Fernsprechtarifs als auch der Vertehrssteigerung und der hieraus resultierenden Einnahmen beurteilen, wird ein wirklicher Bedarf an Gebührenerhöhung dann noch nachgewiesen, so wird sich niemand einer erneuten Prüfung der Frage der Gebührenerhöhung verschließen. Für jezt muß das Kapitel aber abgeschlossen sein.
Die Kommunisten mögen darüber toben, daß die Sozialdemokraten es abgelehnt haben, ihrem Mißtrauensvotum gegen den Reichspostminister zuzustimmen. Lassen wir ihnen dies Bergnügen. Mehr als die Einbringung von Massen mißtrauensvoten, die gegenwärtig ja doch keine Aussicht auf Annahme haben, erscheint uns die Tatsache, daß unser Antrag auf Zurückziehung der Gebührenvorlage angenommen
und gegen eine neue Maffenbelastung eine sichtbare
Warnungstafel aufgerichtet worden ist. Wenn die Sozialdemokraten ein Mißtrauensvotum für angebracht halten, dann werden sie es auch ohne die Kommunisten einbringen, und zwar zu einem Zeitpunkt, den sie selbst und nicht die Rommunisten bestimmen.
11. August- Nationalfeiertag. Sozialdemokratischer Antrag. Die Demokraten dafür. Und das Zentrum?
Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat den Entzum Nationalfeiertag nunmehr eingebracht. Der wurf eines Gefeges über die Erklärung des 11. August Entwurf besteht aus folgenden Paragraphen:
§ 1. Nationalfeiertag des deutschen Boites ist der 11. August als Verfassungstag. Er ist Fest oder allgemeiner Feier tag im Sinne reichs- und landesrechtlicher Vorschriften.
§ 2. Am Nationalfeiertage find alle öffentlichen Ge bäude in den Reichsfarben zu beflaggen. In allen Schulen sind, für Lehrer und Schüler verbindlich, der Bedeutung des Tages entsprechende Feiern zu veranstalten; fällt der Nationalfeiertag in die Schulferien, so finden diese Gedenkfeiern bei Wiederbeginn des Unterrichts statt.
Der Antrag hat auch die Unterstützung der demofratischen Reichstagsfrattion gefunden. Die 3entrumsfrattion hat sich ihre Stellungnahme einftmeilen vorbehalten.
Der Gefeßentwurf entspricht wörtlich dem im Jahre 1922 eingebrachten Gefeßentwurf, der die Namen Müller Franken, Marg und Dr. Petersen trägt. Er entspricht alfo der Stellungnahme des Zentrums im Jahre 1922, so daß man gespannt sein tann, wie das Zentrum, das damals der Weimarer Koalition angehörte, fich gegenwärtig verhält, wo es in der Rechtskoalition fitzt.
*
Der sozialdemokratische Prefsedienst meldet:
Von unterrichteter Seite erfahren wir, daß sich der deutschnationale Reichsminister des Innern jetzt doch entschlossen hat, anläßlich des bevorstehenden Berfassungstages einen Runderlaß herauszugeben, falls der Reichstag den Antrag der sozialdemokrati
Deutsche und russische Musik im Buch.
Reichsfinanz und Zigarettenindustrie. Verordnete Wirtschaftspolitik für die Zigarettenindustrie.
Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat angesichts der merkwürdigen Maßnahmen des Reichsfinanzministeriums gegenüber der deutschen 3igarettenindustrie gestern die folgende Interpellation eingebracht.
Das Reichsfinanzministerium hat im Reichszollblatt Nr. 22, 22. Jahrgang, vom 21. Mai 1927 Ausgabe A eine Verfügung erlaffen, durch die die Bertaufsbedingungen der deutschen Bigarettenindustrie neu geregelt und an bestimmte Berpflich tungen gefnüpft werden.
Wir fragen die Reichsregierung:
Auf Grund welcher gesetzlichen Vorschriften glaubt das Reichs finanzministerium berechtigt zu sein, eine Verfügung zu erlassen, die einen weitgehenden Eingriff in die Gewerbefrei heit bedeutet? Welche wirtschaftspolitischen Gründe fann das Reichsfinanzministerium für den Erlaß der Verfügung anführen? Wir fragen insbesondere: sverband berbe 1. Ist es richtig, daß der Reichsverband der deutschen Bigarettenindustrie die in der Verfügung vorgeschriebenen Berkaufsbedingungen aufgestellt hat? 2. Wie hoch ist die Summe, die das Reichsfinanzministerium und Materialsteuer) als völlig verloren betrachtet? 3. Wie hoch ist die Summe, die bis heute infolge nicht rechtzeitigen Eingangs der Tabaksteuer aus Zigaretten( Banderole- und Materialsteuer) gestundet worden ist? 4. Welche Sicherheiten hat das Reichsfinanzminifterium für gestundete Steuern gefordert und erhalten? 5. Sind für alle bewilligten Stundungen 3insen gefordert worden und in welcher Höhe? 6. Hält das Reichsfinanzministerium große Beträge schon fälliger oder noch fällig werdender Tabatsteuer für Zigaretten aus der Banderole und Materialsteuer für gefährdet, wenn sich nicht alle Fabriken den in der Verfügung vorgeschriebenen Bedin gungen unterwerfen?
heute schon aus der Tabatsteuer für Zigaretten( Banderole
der Verfügung seine Einwilligung gegeben? 7. Hat der Herr Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius zu 8. Aus welchen Gründen hat das Reichsfinanzministerium es unterlassen, den Weg der ordentlichen Gesezgebung zu beschreiten?
Der Reichsfinanzminister wird sich nunmehr bald darüber zu äußern haben, inwieweit seine Wirtschaftspolitik gefeßliche Grundlagen hat und auf welchem Wege er die Mißstände in der Steuerwirtschaft der Zigarettenindustrie wirklich zu beseitigen gedenkt.
Wer ist der beste Gewerkschafter?
Der am besten schießen kann!
In der feierlichen Sitzung des Plenums der Gewerkschaften, die aus Anlaß des zehnjährigen Jubiläums der Leningrader Gewerfschaften veranstaltet worden ist, hielt der Vorsitzende des Zentralrats der Gewertschaften Mitglied des Politbureaus, Tamiti, eine An sprache, in der er unter anderem ausführte( Trud vom 11. Juni 1927 Nr. 130):
,, Die Geldanweisungen zur Stärtung des Schießiports werden erhöht! Bisher haben wir uns vorwiegend im Fußball- und Radfahrsport geübt. Nunmehr müssen die Verbände in der Fertigkeit des Schießens sich gegenwärtig den Rang streitig machen. Die jenige Gewerkschaft, die am meisten Geldmittel bewilligt für die Drganisation des Schüßenwesens, dasjenige Gewert fchaftsmitglied, das den ersten Preis beim Wettfchießen erhält, die werden in der Gegenwart vor= bildlich sein."
|
|
Was wird aus dem Sperrgesetz?
Die Reichsregierung ist untätig.
Das Reichskabinett wird sich noch im Verlauf dieser Woche mit der Frage befassen, ob das Sperrgesez über die Fürstenabfindung verlängert werden soll oder nicht. Da zwischen dem Freiftaat Württemberg und dem dort ehemals herrschenden Hause inzwischen eine Vereinbarung zustandegekommen ist und ebenso auch in Thüringen die Berhandlungen furz vor dem Abschluß stehen, so daß bis zum Ablauf des Gesetzes am 30. Juni eine Einigung erzielt sein dürfte, sieht man in Regierungsfreisen feinen sa ch= lichen Grund zur Verlängerung des Gesezes. Die gleiche Auffaffung wird von den Regierungsparteien vertreten.
Auch nach den uns vorliegenden Informationen ist in Württem berg bestimmt und wahrscheinlich ebenso in Thüringen bis zum 30. Juni eine Einigung zwischen Staat und Fürstenhäusern zu er= warten. Aber was ist z. B. mit den Landesherren und den 12 Stan desherren in Preußen? Alle Verhandlungen der preußischen Regierung mit diesen Herrschaften haben bisher zu feinem Ergebnis geführt. Sie fordern insgesamt einen jährlichen Betrag, der kapitali
fiert 50 Millionen Mark ausmacht. Es kommt hinzu, daß die fleinen Herren" weitere 5% Millionen jährlich beanspruchen, und es nicht gegen da fich das Sperrgesetz nicht gegen sie richtet, flagen sie bereits bei preußischen Gerichten oder haben diese Absicht in Aussicht gestellt. Insofern erweist sich die Verlängerung des Sperrgesetzes und seine Ausdehnung auf die ,, fleinen Herren" als unbedingt notwendig; denn selbst im günstigsten Falle ist es ausgeschlossen, daß diese Auseinandersetzungen auf gütlichem Wege bis zum Ablauf des noch bestehenden Sperrgesetzes am 30. Juni bereinigt werden könnten.
Beschleunigung der Disziplinarverfahren.
Erlaß des preußischen Innenministers.
Amtlich wird mitgeteilt: Aus mehreren Schreiben des Vorfizenden des Disziplinarhofes, so führt der preußische Minister des Innern in einem Erlaß an die Behörden der allgemeinen und der inneren Verwaltung aus, ergibt sich, daß die Disziplinar= perfahren noch immer nicht überall mit dem notwendigen Eifer betrieben werden. Der Minister weist daher nochmals darauf hin, daß Disziplinarsachen unter allen Umständen als besonders dringliche Eilsachen zu behandeln sind. Die Führung der Boruntersuchung, die Anfertigung der Anschuldigungsschrift, die Durcharbeitung der Aften vor der Hauptverhandlung, die Absetzung der Entscheidung und die Einreichung der Aften an die Berufungsinstanz sind mit aller nur erdenkbaren Beschleunigung durchzuführen. Das erscheint im Hinblick darauf notwendig, daß die dem Disziplinarverfahren zugrunde liegenden Berfehlungen nicht selten ein beträchtliches Aufsehen in der Deffentlichkeit hervorrufen, es liegt aber auch im Interesse des Beamten dessen Schicksal als Beamter vom Ausgang des Verfahrens abhängt und deshalb dringlichster Klärung bedarf.
Im übrigen ist, da sich herausgestellt hat, daß die bei Ein reichung der Aften an den Disziplinarhof beizufügende gedrängte Darstellung des Sachverhalts für die 3mede des Disziplinarhofes nicht ausreicht und mur die Einsendung der Aften zum Teil unliebsam verzögert, in Zukunft von der Beifügung dieser ge= drängten Sachdarstellung abzusehen.
Im Hauptausschuß des Landtags fand am Mittwoch bei Be ratung des neuen Polizeibeamtengesezes ein Antrag Annahme, daß Beamte des Polizeivollzugsdienstes, die nach der Bollendung des 60. Lebensjahres verabschieder merden, ein halbes Jahres. gehalt als Ausgleich erhalten sollen. Abgelehnt wurde ein Anfrag, daß ein gegen die Entscheidung des Gutachterausschusses ver abschiedeter Polizeioffizier über den Miniſter Bc. rufung an das Staatsministerium einlegen fann. Jedoch fand ein Antrag dahingehend Annahme, daß der Miniſter, wenn er gegen den Beschluß des Gutachterausschusses eine Verabschiedung ausgesprochen hat, gehalten sein soll, die Gründe schriftlich niederzulegen, so daß der Landtag eine Nachprüfung vornehmen fann. Angenom men wurde weiter ein sozialdemokratischer Antrag, wonach sich 50 Proz. der Polizeioffiziere aus dem Wachtmeisterstande ergänzen sollen.
Arbeit gekannt hat, und den unvergeßliche Freundschaften mit britischen Arbeitern verbinden, tief darüber gerührt bin, daß mir dies Anerbieten gerade unter Ihrer Regierung gemacht worden ist." teigeldgeber und farbloje Beamte zu Ehren und Auszeichnungen Inzwischen ist der konservative Ministerpräsident Baldwin wieder auf die altgewohnte Methode zurückgefallen, dekorative Nullen, Barvorzuschlagen. Kunst, Wissenschaft, Mufit und Schrifttum find aus jeinen Borschlagslisten wieder verschwunden.
ist weder die akademische Würde noch der glitzernd- geiſtvolle Stil. unausstehlich ist nur das Feuilleton, das sich in ein Buch verwandelt. Leider bietet uns in der vortrefflichen Sammlung„ Klassiker der Musir"( Deutsche Verlagsanstalt ) Richard H. Stein ein solches gelegene Ort für die Beobachtung der Sonnenfinsternis am 29. Juni Die Vorbereitungen zur Sonnenfinfternis. Der am günstigsten Muster feuilletonistischer Biographie Tschaikowskys. Der Ber - ist die nordschwedische Erzstadt Gellivara, wohin sich eine deutsche fasser hat mit größtem Fleiß das Material über den russischen Kom- und eine holländische wissenschaftliche Expedition begeben haben. Die ponisten zusammengetragen. Das war nicht leicht und das sei ihm deutsche Expedition wird von Professor Kirnle aus Göttingen gegedankt. Auch in der Schilderung des Lebens ist vieles neu, und alles leitet. Die holländische Expedition besteht aus vier Mitgliedern. Tatsächliche fann für spätere Forscher als authentisch gelten. Aber wie Prof. Mennaert einem schwedischen Journaliſten erklärte, wurde Stein hatte auch den Ehrgeiz, nebenbei noch Psychologe, Seelen- dieser Ort gewählt, weil er die beste Lage in der Zone der Totalität forscher, Serualgelehrter, Menschheitsverbesserer zu sein. Gewiß ist Es tam besonders darauf an, einen Punkt zu wählen, der genau hat und deshalb für Beobachtungen ganz besonders geeignet ist. es Zeit, auch die Erotik im Künstlerischen zu ahnen; aber mit oberflächlichem Gerede ist das nicht getan. Auch von Eitelkeit ist Stein in der Mitte der schmalen Totalitätszone liegt, wo die Finsternis am längsten dauert. Auch das sind diesmal nur 42 Sefunden, und nicht frei. Die Einführung" in die russische Musit, fast hundert es versteht sich, daß infolgedessen jebe Sekunde von größter WichtigSeiten, hat nur entfernt mit dem Thema zu tun. Abschweifungen feit ist. Als Beobachtungspunkt haben die Holländer Harträst, einen und Invektiven gehören nicht in eine ernste Biographie. Es ist nur Platz 10 Kilometer jüblich von Gellivara gewählt, da fich dort auf zu wünschen, daß der ganze schöngeistige Ballast aus späteren Aufstellung der Instrumente gefunden hat. Diese Instrumente, die inseiner Bahnstation das geeignete Zementfundament für die Auflagen herausgeworfen wird. Dann wird uns auch diese Biographie gesamt 2000 Kilogramm miegen, find sehr kompliziert. Eines davon Tschaikowskys jo vollkommen sein, wie die im gleichen Verlag erschienene, den Stoff glänzend beherrschende, sachlich und gewandt ge- zwölf photographischen Platten versehen, die durch einen Elektrodient dem Studium der Intensität der Sonnenfinsternis und ist mit schriebene Mus songs ty- Biographie aus der Feder des Kurt motor ausgewechselt werden. Die Geschwindigkeit der Bewegung D. Wolfurt. Die beste Einführung in russische Musik und ihre Geschichte gab Ostar Riesemann( Verlag Breitkopf u. Härtel). struiert und wird bei dieser Gelegenheit zum erstenmal erprobt. v. Wolfurt . Die beste Einführung in russische Musik und ihre wird durch ein Uhrwert reguliert. Dieser Apparat ist nach einer neuen Methode, die von Prof. Moll aus Utrecht erfunden ist, fonEin Buch des Wissens, der Belesenheit, der Sachlichkeit. Das zweite Instrument ist ein Spektralapparat ein riesengroßes Prisma, das mit einer organischen Flüssigkeit gefüllt ist. Damit atmosphäre, erforscht werden. Auch dieses Instrument ist neu soll die Zusammensetzung der Corona, der äußersten Sonnenkonstruiert.
Pirros leichter als der von Schweizer , der Wagner Bfohls schneller als der von Glafenapp. Aber weder Leichtheit des Stils noch Gedrängtheit des Stoffs entscheiden das endgültige Urteil, sondern die Seit vielen Jahren erscheinen die Frimmelschen Beetstellenden, die Umgießung von Wissen in Form. Unausstehlich aber persönliche Gesinnung, die Ehrlichkeit, der Charakter des Darhoven Jahrbücher nicht mehr. Es waren das Sammelbände, in denen die ganze wissenschaftliche Welt philologische und fünft lerische Kärrnerarbeit am Werf Beethovens leistete. Der 100. Todes tag bringt nun die Wiedereröffnung dieser wertvollen Archive. Adolf Sandberger , der Mufifgelehrte aus München gibt bei Filser ( Augsburg ) das Beethoven- Jahrbuch neu heraus. Allein aus den tausend flüssig geschriebenen und vielleicht nicht ganz überflüssig gewordenen Zentenar- Artikeln ließe sich ein bedeutender Band zusammenstellen. Die beiden vorliegenden gewichtigen Bände imponieren durch ihre literarische Gründlichkeit, durch die fachliche Ueberlegenheit im Detail, durch die Herstellung historischer Zusammen hänge. So scheint uns in den Beethoven - Jahrbüchern ein neuer Sammelpunkt der Forschung gegeben, der vom Theoretischen und nur Akademischen fortweist in die Welt der gespielten, erlebten Mufit. Der gleiche rührige Berlag bringt in zwei wunderschön gedruckten Bänden Hans Pfiẞners gesammelte Schriften( nicht Dichtungen) heraus. Die meisten, die zeithistorisch wichtigsten dieser Arbeiten fennen wir längst. Sie heißen Futuristengefahr" und" Aesthetik der musikalischen Impotenz". Schon in den Titeln liegt ein Angriff, eine Schmähung, eine polemische Ansage: Wie herrlich wäre die Wut dieses Cholerikers, wenn sie sich nur mit der Sache, nur mit der Musit beschäftigte! Aber leider betreibt er auch Bolitit, Raffenpolitit sogar, und singt hier manch verwerflich Lied. Mag er immerhin in manchem, was das Idol futuristischer Musik betrifft, recht behalten haben er teilt diese prophetische Gabe mit anderen, sogar jüdischen Zeit- Kritikern!, so bleibt Ton, Ueberhobenheit, Krakeelsucht, Verbiffenheit und Berbohrtheit in falsche Vorstellungen doch peinlich. Man kann nur froh sein, Pfigner in den anderen Auffäßen ganz und gar nicht als dies herrlich- intellektuelle Etel" wiederzuerkennen. In den großen Abhandlungen zur Bühnen- Tradition, zur Romantit, zu den Grundfragen der Operndichtung spricht ein warmherziger Rünstler, ein ehrlicher Berteidiger, ein fluger Entdecker zu uns, in einer Sprache, die versöhnt, weil sie künstlerisch ist, weil sie wissen und Empfingen in gekonntester Form darbringt. Was da zu eigenen Werken und zu den Werken der ihm Nahestehenden gesagt ist, ist die Quintessenz eines Kunst- Erlebens, die produktiv weitermirft.
-
Mufiter- Biographien zu schreiben ist eine schwere Kunst. Auf der einen Seite horcht die Wissenschaft und spißt die Ohren, ob nicht zuviel Aesthetik aus den Analysen, zuviel Fabulieren aus der strengen Lebensschilderung herauszuhören ist. Auf der anderen Seite verfriecht sich oder meldet sich die Furcht vor der akademischen Trockenheit vor der Langeweile. Die Synthese ist felten. Gut geschriebene Bücher( wie etwa die von Jahn, Kalbed, Descey) tommen schnell in den Verruf des Journalistischen. Zweifellos lieft sich das Beethovenbuch von Becker besser als der fünfbändige Thayer, der Bach
=
Schriftsteller nicht nur in ihren Werken, sondern auch im persönlichen Der entwertete Adelstitel. Daß die bedeutendsten englischen Leben Männerftolz vor Königsthronen" zeigen, ist in lezter Zeit durch eine Reihe bemerkenswerter Mitteilungen an die Deffentlichfeit deutlich geworden. Nachdem bereits früher der Romandichter Galsworthy und der in England- Amerita überaus populäre Arnold Bennett , der in seiner Jugend ein eifriger Anhänger der sozialistischen Fabischen Gesellschaft" gewesen ist, den Adelstitel abgelehnt haben, wird jezt auf dem Umweg über New York ein weiterer gleichartiger fall bekannt. Macdonald hatte als Ministerpräsident die traditionelle Pflicht zu erfüllen, dem König bei gewiffen Gelegen heiten Personen für die Erhebung in den Adelsstand vorzuschlagen. Anders als feine fonfervativen und liberalen Borgänger wollte Macdonald diese Ehrung nicht irgendwelchen reichgewordenen Ge schäftsleuten usw. verleihen, die sich durch Stiftungen oder Schen fungen in durchsichtiger Absicht selbst für diesen 3med in Vorschlag gebracht hatten, sondern er wollte das wirkliche Berdienst um die Nation ehren. Er ließ deshalb auch bei dem bedeutenden Romanschriftsteller Josef Conrad anfragen. Conrad lehnte jedoch ab und begründete das in einem Brief an Macdonald mit folgenden Worten: Ich möchte Ihnen meinen aufrichtigen Dant übermitteln und mir erlauben, hinzuzufügen, daß ich als ein Mann, dessen Jugend harte
-
Better ab. Herrscht am 29. Juni derselbe bleigraue Himmel, der Natürlich hängt das Ergebnis der foftspieligen Expeditionen vom feit Monaten meist über Nordeuropa hängt, so ist die ganze Mühe umsonst. Schon die kleinste Wolke genügt, um jede erafte Beobachtung zu vereiteln.
Ein Gefängnis als Nationaldenfmal. Cervantes hat befannt. lich einen großen Teil seines unsterblichen Don Quichotte im Ge fängnis geschrieben, und man feint auch den Ort, wo der Schöpfer ber spanischen Nationaldichtung die unfreiwillige Muße fand, seinen Helden den Ritt durch dies irdische Jammertal beginnen zu laffen. Es ist ein Haus in Armagafilla del Alba, das bisher einem Madrider Geschäftsmann gehörte. Dieses dentwürdige Gefängnis ist nun von der spanischen Regierung zum Nationaldenkmal erklärt worden und soll vom Staate angekauft werden.
in der Boltsbühne, Theater am Bülow plat stattfindenden ErstOstar Sima vom Boltstheater in Wien wurde für die am 1. Juli cr.. aufführung von Reſtroy's Boffe 8u ebener Erde und im ersten Stod verpflichtet.
4