Wohlfahrtskonferenz.
Berichte über die Kieler Wohlfahrtstagung.
Gestern abend fand im Bürgersaal des Rathauses eine Wohlfahrtskonferenz des Bezirksausschusses für Arbeiterwohlfahrt unter dem Borsiz der Genoffin Todenhagen statt. Zuerst berichtete Genossin Dr. Käthe Franken= thal über die Wohlfahrtstagung in Kiel , daran schloß sich eine Diskussion über die aktuellen Fragen, die in Kiel nicht alle erschöpfend
behandelt werden konnten.
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In flarer Form gab Genossin Frankenthal einen Extraft aus den drei bedeutsamen Referaten, die auf der Kieler Tagung gehalten wurden. Es sind dies die Vorträge des Genossen Dr. Heimerich, des Bürgermeisters von Kiel , über Jugendwohlfahrt und soziaListische Weltanschauung", der Genoffin Dr. Spindler Wiesbaden über„ Grenzen der Familien- und Jugendfürsorge" und des Genossen Stadtrat Friedländer Berlin über„ Fürsorge für schulentlassene Jugendliche". Wir haben hier während der Tagung ausführlich über die Referate geschrieben, so daß sich eine Wiederholung erübrigt. Nur das Wichtigste sei noch einmal betont. Es besteht heute eine Spannung zwischen der Arbeiterwohlfahrt und den christlichen Wohlfahrtseinrichtungen, besonders der katholischen Caritas, sie will, daß sich die sozialistische Wohlfahrt allein auf Sozialisten erstrecke und wünscht teine Einmischung in die Angelegenheiten derjenigen, die noch nicht aus der Kirche ausgetreten sind. Es ist darum in manchen Fällen gut, wie Genoffin Todenhagen in der Diskussion ausführte, daß es Parteigenossen gibt, die noch Mitglieder einer firchlichen Gemeinschaft find. An einem Beispiel wies sie nach, wie dadurch Einfluß auch auf Andersdenkende gewonnen werden kann. Die Wohlfahrt ist eine kommunalpolitische Arbeit, aber gerade die christlichen Caritasbewegungen haben es durch geschickte Taktik verstanden, sich dem Staate und den Kommunen dienstbar und beinahe unentbehrlich zu machen, und dadurch sind sie in der Lage, Einfluß auszuüben. Wie raffiniert in dieser Beziehung gearbeitet wird, zeigte eine andere Genossin. In fast allen Krankenhäusern Groß- Berlins werden augenblicklich an Schwangere, vor allem an Arbeiterfrauen, christliche Traktätchen verteilt. Damit gewinnen diese christlichen Bewegungen allmählich an Einfluß auf Andersdenkende. Es müßte diesen Bewegungen entgegengearbeitet werden, indem jedem Bezirksamt eine Fürsorgerin beigeordnet wird, die nur hierauf zu achten hat. Daran anschließend warnten Gen. Dr. Frankenthal und Todenhagen davor, vom Staat und von den Kommunen Zuschüsse außerhalb des Etats zu verlangen, da man sehr leicht Präzedenzfälle für die Caritas organisationen schaffen könnte. In diesem Falle ist man dann nicht mehr in der Lage, beispielsweise eine Forderung des Roten Kreuzes abzulehnen.
Anschließend an die Besprechung des Referats der Genossin Dr. Spindler- Wiesbaden diskutierte man über Familien- und Jugendfürsorge in Berlin . Man stimmte der Forderung, die Fürsorgerin solle besser bezahlt werden, unbedingt zu, erklärte fich aber mit der speziellen Ausbildung der Fürsorgerin nicht einverstanden. Gen. Frankenthal führte aus, bei Beratungen über Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten und Alkoholismus' sind besondere Kenntnisse nicht notwendig. Hier ist die hygienische Belehrung relativ einfach, allerdings verlangen Säuglingsfürsorge und Rachitis spezielle Kenntnisse. Die Familienfürsorge steht auch in Berlin im Mittelpunkt des Interesses. Hauptgewicht ist aber in jedem Falle auf ein reibungsloses, harmonisches 3u= fammenarbeiten der einzelnen Spezialfürsorge zu legen.
Dann sprach man über Jugendheime und Asyle. Ein Vorschlag ist zu berücksichtigen, es sollten Wohlfahrtsstellen für Ortsfremde eingerichtet werden, die bis abends 10 Uhr geöffnet sind. Gen. Toden
Prozeß Machan- Kolomak.
Schluß der Beweisaufnahme.
Bremen , 17. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Zu Beginn des heutigen dritten Verhandlungstages stellte R.-A. Hertel weitere Anträge, Zeugen zu laden, die bekunden sollen, daß die verstorbene Lisbeth durch eine völlig charakterlose Handlungsweise der Krankenhaus gehen müsse. Die hierzu vernommene Selma B., die " Trude" P. infiziert worden sei, damit die P. nicht allein ins eine solche Angabe gemacht haben soll, behauptete, sich nicht mehr erinnern zu fönnen. Die Zeugin„ Trude" P. gab dagegen offen zu, daß sie Lisbeth denunziert habe, damit auch sie in„ Villa Sonnenschein" eingeliefert werde. Der Verteidiger suchte von der Zeugin das Motiv für ihre Handlungsweise zu erfragen. Die P., die anfangs schwieg, ließ durchblicken, daß sie aus Wut darüber, daß man sie gefaßt, die Freundin, mit der sie offenbar eine über das ideale Moment hinausgehende Freundschaft verband, den Polizei
beamten als frank hinstellte. R.-A. Hertel bat darauf um Ladung von Sachverständigen aus der Sittenabteilung der Polizei, da die Kenner auf diesem Gebiete dringend davor warnten, die Angaben der Prostituierten allzu hoch einzuschätzen.
Das Gericht vernahm dann den praft. Arzt Dr. H. über den geistigen Zustand der Eheleute 3., die bekanntlich als Belastungszeugen gegen die Angeklagte auftraten, von denen Frau Kolomat behauptete, daß fie an einer schweren Geschlechtskrankheit leiden, so daß ihre geistigen Kräfte vermindert seien. Der sachverständige Zeuge erflärte, daß von einer derartigen Erkrankung bei dem Ehepaar 3. feine Rede sein könne. Das Gericht beschloß dann, den Kriminalsekretär L. über die Zeugin Trude" P. zu vernehmen. Der Staatsanwalt betonte, daß dieser Zeuge seit neun Jahren nicht mehr bei der Sittenpolizei tätig sei, da er sich für diesen Posten als ungeeignet erwiesen habe. Er müsse diesen Zeugen als Sachverständigen über Aussagen von Prostituierten ablehnen. Die Aussagen der„ Trude" B. bei der Polizei seien stets ehrlich und offen gewesen. Rektor H. bezeichnete Lisbeth als ein sittlich schon früh gefährdetes Kind. Er habe von ihr in der Schule den aller besten Eindrud gehabt. Auch von den Eltern habe er nur Gutes gehört. Die andern Kolomatschen Kinder seien die befterzogenen in der ganzen Straße. Frau Kolomak habe an ihrem Kinde mit solcher Liebe gehangen, daß sie die Fehler der Tochter und die gefährliche Veranlagung der Lisbeth nicht gemerkt habe. Er halte Frau Kolomat in feiner Weise für eine kupplerin. R.-A. Hertel lehnte den vom ersten Staatsanwalt benannten Kriminalrat B. über die Glaubwürdigkeit der Prostituierte„ Trude" B. als befangen ab, da die Bremer Polizei in der Voruntersuchung Frau Rolomat zu start belastet und angegriffen habe.
heimen und Landpflegen unterzubringen. Der Film bot einen Rundgang durch die Kindergärten, Horte und Jugendheime des Bezirks Treptow und zeigte den Betrieb des Ferienerholungsheimes in Karlshagen a. d. Ostsee , über dessen segensreiche Einrichtungen wir fürzlich ausführlich berichteten. Der Saal war bis aufs lezte Plätzchen gefüllt, und Eltern wie Kinder folgten mit viel Interesse den Bildern sowie den erläuternden Ausführungen des Stadtrates Peters.
Nach einer Pause wurde der 14jährige Werner R. vernommen, der nach seiner Mutter Angaben zugegen gewesen sein soll, als die Zeugin 3. Frau Kolomat zu einem Meineid verleitet haben soll. Der Junge erklärt, daß Frau 3., als es sich darum handelte, zuzugeben, daß Frau Kolomak die Verfasserin des Buches ,, Vom Leben getötet" set, gesagt habe: Schwör doch einen Meineid, daß es knackt. Ich werde dir schon helfen."
Erster Staatsanwalt Drechsler stellte zum Schluß noch einen Eventualantrag, das Buch„ Vom Leben getötet" zu verlesen, da hierGegenbuch„ Der Wahrheit die Ehre" zum Beweis der Unwahrhaftigaus die Unwahrheit hervorgehe. R.-A. Hertel bat dann, auch das feit der Zeugin 3. zu verlesen. Angel.:
Mein Buch ist die ureigenste Seele meines Kindes, nicht etwa die Ehrenrettung meines Hauses.
Staatsanwalt: Sollte Ihr Buch nur für einen kleinen Bersonenkreis bestimmt gewesen sein, und wann tam es überhaupt zur Veröffentlichung? R.- A.: Hertel: Das interessiert nicht für die Frage der Kuppelei, denn meine Mandantin will endlich hier Schluß haben und klar sehen. Meine Mandantin befürchtet, daß man hier Material sammelt. Das Gericht hat soviel Beweisanträge abgelehnt, daß ich nicht verstehe, weshalb man diese Frage aufrollen müßte. Staatsanwalt: Ich muß aber hierzu aus den Akten feststellen, wann das Verfahren wegen Kuppelei eingeleitet worden ist, da ich mit der Behauptung rechnen muß, dieser Prozeß sei ein Racheaft der Polizei. R.-A. Hertel: Wir werden das nicht behaupten. Staatsanwalt: Dann bitte ich, die Angeklagte zu fragen, warum das Buch mit dem Umschlag in die Welt gegangen ist. An= geflagte: Die mater ignatia hat das Vorwort: Mit warmem Gefühl für meine Tochter geschrieben". R.-A. Hertel: Das Buch erscheint nicht mehr, und der Berlag gibt feine Neuauflage heraus, obwohl die Ufa und französische Firmen das Weltverlagsrecht für einen Film haben wollten. Der Verlag hätte ein Bombengeschäft machen können, hat es aber abgelehnt, seine Zustimmung zu geben. Frau Kolomat wird über die Entstehung des Buches keine Erklärung abgeben.
Das Gericht lehnte den Antrag des Staatsanwalts auf Berlesung des Buches der Angeklagten ab, da sich aus deffen Inhalt nichts ergeben tönne, aus dem hervorgehe, was für die Unglaubwürdigkeit der Angeklagten von Bedeutung ist.
Damit war die Beweisaufnahme geschlossen, nach einer kleinen Bause nahm dann der Erste Staatsanwalt Dr. Drechsler das Wort zu feiner Anklagerede.
sollte und nicht gutwillig auszog, ging. der Hauseigentümer zum Gericht und erreichte, daß der Untermieter zur Räumung verurteilt wurde. Das Ende war, daß die jungen Leute mit zwei Kindern und ihrer Wirtschaft durch einen Gerichtsvollzieher auf die Straße gesezt wurden und jetzt seit mehreren Tagen teils in einem Gasthof übernachten müssen, teils für die Nacht die Freundlichkeit fremder Familien in Anspruch zu nehmen genötigt find. Die Möbel wurden durch die Leute des Gerichtsvollziehers aus der Wohnung herausgeholt und auf die Straße gestellt, wo sie zunächst Tag und Nacht der Wittering preisgegeben waren und in einen Keller geschafft, damit sie wenigstens vor Beschädigungen ge= schüßt waren. Dieses Schicksal des Untermieters hat in der Nachri barschaft begreiflicherweise Aufsehen erregt. Man wundert sich, daß vom Wohnungsamt des Berwaltungsbezirkes Steglig nichts gegen die in dem neuen Mietvertrag getroffene Regelungo eingewendet worden ist, durch die der Untermieter obbachIos werden mußte.
hagen führte bei dieſer Gelegenheit aus, daß sich die Beköftigung Die Untersuchung über das Autobusunglück. Der Nachtzeit bewacht werden mußten. Erst später wurden sie in
in den Asylen verbessert hat und daß das Charlottenburger Asyl erweitert wird. Man denkt auch an den Bau eines Lebigen= heims in Neukölln, das bei der Delbergskirche entstehen soll.
Jedem Kind eine Erholungsreise.
Unter diesem Titel fand im Gaal der Treptower Sternwarte ein Lichtbildervortrag über die Kindererholungspflege des Be= zirksjugendamtes Treptow statt. Eingeladen waren hierzu die Eltern aller vom Schularzt als erholungsbedürftig be= zeichneten Kinder, um ihnen einen Einblick in den Betrieb der verschiedenen Kindererholungsstätten zu geben. Laut ärztlicher Untersuchung wurden von den 11 000 Schulkindern des Bezirks Treptom 1400 Kinder, das sind 20 Proz., als erholungsbedürftig befunden, und von diesen 20 Broz. war es dem Jugendamt im vorigen Jahre möglich, über 1000 Kinder, das sind also 75 Proz., in Erholungs
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Nur noch zwei Verlegte im Krankenhaus.
Die meisten der bei dem gestrigen Autobusunglück in der Hauptder bei straße verunglückten Fahrgäste befinden sich in Privatbehand. Iung, da im Laufe des Abends von den sieben nach den Krankenentlassen werden häusern Transportierten fünf wieder tonnten. Nur Fräulein Kottiewicz und der Schauspieler Corneliffen liegen noch im Krankenhaus Schöneberg , doch ist ihr Befinden durchaus zufriedenstellend. Nach alledem ist der schwere
Unfall wie durch ein Wunder sehr glimpflich abgelaufen. Die Untersuchung der Schuldfrage ist noch im vollen Gange, so daß noch fein abschließendes Urteil gefällt werden kann, obgleich nach den übereinstimmenden Zeugenaussagen feststeht, daß der Radfahrer Bostelmann, der im Laufe des heutigen Tages noch eingehend vernommen werden wird, mit seiner unvorsichtigen Fahrweise die Hauptschuld an dem Unfall trägt. Die im ersten Augenblick aufgeworfene Frage, wieso der Autobus bis an die Bordschwelle der linken Straßenseite geraten konnte, ist inzwischen dahin geflärt, daß der Radfahrer, als er den Kraftwagen hart hinter sich bemerkte, anscheinend in völliger Verwirrung immer weiter nach links statt nach rechts, wie es vorschriftsmäßig gewesen wäre, ausgebogen ist. Der Chauffeur des Autobus, der das Zweirad vorschriftsmäßig links überholen wollte, wurde durch dieses Manöver des Radfahrers ebenfalls immer weiter nach der linken Straßenseite zu abgedrängt, wobei es noch als Glück im Unglück bezeichnet werden mußte, daß nicht im gleichen Augenblick aus der entgegen gesezten Richtung eine Straßenbahn die Hauptstraße hinauftam. Die Hauptstraße in ihrem Abschnitt zwischen KaiserWilhelm- Plaz und Grunewaldstraße ist wegen ihrer Abschüssig. teit immer etwas gefährlich, und wie erinnerlich, hat sich vor etwa zwei Jahren an fast genau der gleichen Stelle, nämlich an der
In der Sandgrube erstickt? Unbekannter Knabe an der Zwillingsbrücke aufgefunden. An der Uferböschung in der Nähe der 3 willings brüde am Engelufer, an der gegenwärtig Ausschachtungsarbeiten vorgenommen werden, fanden heute früh Arbeiter in einer tiefen Sandgrube die Leiche eines etwa zehn bis zwölf Jahre alten Knaben. Man nimmt an, daß das Kind im Sande am Ufer spielte, dabei abrutschte und immer tiefer im leichten Sande versant. Die Hilferufe des Kleinen müssen bei dem starken Verkehr ungehört verhallt sein. Das Unglüd kann sich erst vor ein oder zwei Tagen ereignet haben. Das beweist neben dem Befund der Leiche, die Tatsache, daß die Arbeiten an der Uferböschung nur Mitte dieser Woche auf zwei Tage unterbrochen waren. Da zunächst mit einem Verbrechen ge= rechnet wurde, hatte man die mordfommission herbeigerufen. Es fonnte jedoch einwandfrei festgestellt werden, daß das Kind einem Unglüd zum Opfer gefallen ist. Die Leiche wurde beschlagnahmt und in das Schauhaus geschafft. Die Personalien des Verunglückten sind noch nicht ermittelt. Der Knabe trug eine blaue Turnhose, schwarze Turnschuhe, ein peffer und falzfarbenes Jakett, Trifothemd, blaue Seglermüße und schwarze Strümpfe.
denen die Farben und Formen auftreten. Dr. Luther nimmt an, daß es sich hier um reine Vorstellungsbilder handelt, die aus einer eigentümlichen Aufmerksamkeitskonzentration hervorgehen, die sich bei Jugendlichen durch Bewußtseinstrennung ergibt( ihre Sinnesfunktionen sind nicht wie die der Erwachsenen fast immer eng mit einander verknüpft, sondern sie sehen oder hören oder denken). Die Betrachtungszeit aller den Versuchspersonen vorgelegten Bilder dauerte nur 15 Sekunden; auf Grund der Nachbilderscheinungen konnte dann minutenlang der Inhalt geschildert werden. Aus dieser Tatsache, die natürlich noch weiter erforscht werden muß, dürften sich wichtige Beobachtungspunkte für den Wert der findlichen Zeugen wichtige Beobachtungspunkte für den Wert der kindlichen Zeugen aussagen ergeben. Kinder, bei denen eidetische Erscheinungen auftreten dürften sicherere was man mit Leichtigkeit prüfen kann Beschreiber eines Vorganges sein als Erwachsene, soweit es sich nur um mit dem Auge Wahrnehmbares handelt. Doch auch auf die • Pädagogik dürfte, wenn es sich bestätigt, daß die meisten Kinder eidetisch veranlagt sind, diese Erkenntnis einen wesentlichen Einfluß haben. Es müßte dann zum stärksten Ausbau des jugendlichen Er Helmstraße, ein schwerer Straßenbahnunfall ereignet. Die Straßen. Für die Aufrechterhaltung des Mieterschutzes fenntnis- und Erlebnisunterrichts kommen. Die Brüder Jaentsch, die den Begriff ,, Eidetit" als erste formulierten, fonnten bereits Unterfuchungen über das Auftreten eidetischer Phänomene in größerem Um fange an süddeutschen Schulen anstellen. Es wirkt daher befremdlich, daß durch ein Rundschreiben des Brandenburgischen ProvinzialSchulfollegiums alle unterstellten Direktoren angewiesen wurden, eidetische Untersuchungen die eben darin bestehen, daß man ein Kind 15 Set. lang ein Bild betrachten läßt, im Anschluß daran eine graue Fläche hinhält und es beschreiben läßt, was es darauf sieht auf keinen Fall zuzulassen.
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Der 8. Volksbühnentag, der vom 23. bis 26. Juni in Mag de burg stattfindet, zeigt in feinem Mittelpunkt drei Vorträge von allgemeiner Bedeutung. Prof. Dr. André Jolles , Leipzig , spricht über ,, Die Idee des Volkstheaters im Wandel der Zeiten", Prof. Dr. S. Mard, Breslau , behandelt den„ Kulturwillen der Massen"; Julius Bab , Berlin , wird zu dem Thema Theater und Politit" Stellung nehmen. Für eine öffentliche Kundgebung sind als Redner angefündigt: Dr. S. Nestriepke, Berlin ; Lic. Ernst Moering, Breslau ; Dir. Friz Holl, Berlin ; Oberschulrat Grimme, Magdeburg , und Landtagsabgeordneter Dr. Th. Bohner.
Liebermann als Porträtmaler. Als Liebermann den Dichter Richard Dehmel malte, hatte dieser zum Schluß noch allerhand Wünsche. Liebermann meinte vergnügt:„ Hören Sie mal, Sie dürfen nicht von einem Bildnis verlangen, daß es auch Mama und Bapa jagen tann!" Zu einem Bildnismodell, das mit der Aehnlichkeit nicht recht zufrieden war, soll Liebermann gesagt haben: Wissen Sie, ich habe Sie ähnlicher gemalt als Sie find.
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Der Hilfsverein für junge kunst veranstaltet vom 18. Juni bis zum 15. Juli eine Ausstellung über das Problem der modernen Bildnisgestaltung in der jungen Kunst in der Galerie Neumann- Nierendorf, Rükomftraße 32. Die fünfte staatliche Privatmusiklehrerprüfung für die Provinz Branden. burg und Berlin findet am 10. Oftober und den darauffolgenden Tagen statt. Meldungen zu dieser Prüfung sind bis spätestens 10. September an das Provinzial- Schullollegium in Berlin- Lichterfelde , Zehlendorfer Straße 52 einzureichen.
bahn hatte sich damals veranlaßt gesehen, an der Helmstraße eine 3wangshaltestelle einzulegen, um ein Durchfahren des abschüssigen Teils der Hauptstraße mit übermäßiger Geschwindigkeit unmöglich) zu machen. Der Autobus, der gestern umstürzte, hatte nach den Darstellungen der Augenzeugen ebenfalls eine sehr erhebliche Fahrgeschwindigkeit. Es ist daher bereits die Anregung ergangen, auch für Omnibusse eine Haltestelle an dieser Kreuzung einzulegen, zumal aus der ebenfalls abschüssigen Helmstraße erfahrungsgemäß ziemlich viele Fahrzeuge in die Hauptstraße einbiegen. Was die Tatsache betrifft, daß es sich bei dem umgestürzten Autobus um einen Typ der ältesten Konstruktion handelt, bei dem die Kippgefahr viel größer ist als bei den jezigen Wagenmodellen, so muß berücksichtigt werden, daß die außerordent liche Zunahme der Frequenz bei den Autobussen, insbesondere nach der Einführung der Umsteigeberechtigung, die Aboag gezwungen hat, alle Wagenreserven zur Bewältigung des Betriebes heranzuziehen. Je mehr neubestellte Autobusse zur Ablieferung gelangen, desto eher wird es möglich sein, die alten Modelle gänzlich aus dem Verkehr zu ziehen.
Das Schicksal des Untermieters.
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In 3 widau tagte vom 9. bis zum 12. Juni in einem mit den Reichsfarben geschmückten Saale der Reichsbund Deut scher Mieter. Den Geschäftsbericht erstattete der Bundesvor fizende des Reichsbundes Deutscher Mieter, Dzieyf- Berlin . Er erläuterte die Stellung der verschiedenen politischen Parteien zu den Bestrebungen der Mieterorganisation und wies auf die Verschlechterung des Mieterschutzgesetzes durch die Bildung des Bürgerblocks hin. In schroffer Weise, so führte er aus, geht der Hausbesig infolge der Lockerung des Mieterschutzes gegen die Mieter vor. Auch die unsoziale Mietzinssteuer führt zu immer schärferem Druck. Bei den nächsten Reichstagswahlen hat fich die deutsche Mieterschaft auf ihre Pflicht als Wählerschaft zu befinnen.
Im Laufe der weiteren Berhandlungen wurden Richtlinien für die fünftige Gestaltung des Wohn- und Mietrechtes in Deutsch land aufgestellt. Die Reichsverfassung, so wird gesagt, gibt jedem Deutschen den Anspruch auf eine gesunde Wohnung. Dazu müssen reichsgesegliche Grundlagen geschaffen werden. Die öffentliche Hand muß das Recht haben, im Bedarfsfalle leer. stehende Wohnungen zu beschlagnahmen. Ein großzügiger Klein. Unter dem Druck des Wohnungsmangels, den der Krieg wohnungsbau, eingehende Wohnungsaufsicht und uns hinterlassen hat, find viele junge Ehepaare genötigt, bis Wohnungspflege tun not. Das Wohn- und Mietrecht muß auf weiteres in möblierten Zimmern oder in Schlafstellen sich ein- so gestaltet werden, daß die Gemeindebehörden verpflichtet zurichten oder von einem Wohnungsmieter ein Zimmer leer abzu- find, für die Beschaffung des nötigen Wohnraumes zu sorgen. Die Bei Werkmieten und es notdürftig mit eigenen Möbeln auszustatten. Noch Gemeinden haben Neubauwohnungen bereitzustellen. weniger Mieterschutz als für den Hauptmieter ist für diese Unterwohnungen ist eine Berbindung des Arbeits- und Mietvertrages unmieter zu haben, und die Bedauernswerten find gänzlich zuläffig. Der Wohnungsaufsicht und Wohnungspflege liegt es ob, schuhlos, wenn der Hauptmieter feine Wohnung auf eine gesundheitsmäßige Beschaffenheit aller Wohnräume zu aufgibt und einen Nachfolger erhält, der nichts abvermietet. In achten, die Aufsicht über umbebaute Grundstücke in der Nähe von Lantwit hat ein junges Baar, das von einer Gastwirtswohnung Wohnungen zu sorgen und alte Stadtviertel zu sanieren. Die zureinen einzelnen Raum abgemietet hatte, dieses bescheidene Obdach zeit geltende Gesetzgebung über Mieterschuh usw. ist erst aufzuheben, nach mehrjähriger Benuzung bei dem Wechsel des Inhabers der wenn die ungeheure Wohnungsnot beseitigt ist. Gastwirtschaft eingebüßt. Der Hauseigentümer schloß mit dem neuen Inhaber der Gastwirtschaft einen Mietvertrag, durch den von der Wohnung ein Raum abgezweigt und dem Eigentümer zu weite rer Verwendung zugeteilt wurde. Als dann der Untermieetr weichen
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