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$ liche Eidschwüre der Christlichen und der Nationalen im Reichstage, daß sie die Jugend schützen wollten! Und nun? Die Regierung dieser Parteien bringt ein Gesetz ein, das die bestehenden Iugendschutzbestimmungen teilweise abbaut. Das Schutzalter gegen Bier, Wein und Tabak in öffentlichen Wirtschaften wird von 16 auf 14 Jahre herabgesetzt. Jeder Konfirmand muß das Recht haben, sich bis in die späten Nachtstunden im Gasthaufe als Vollbürger zu fühlen und zu trinken, soviel er zahlen kann. Schnaps allerdings darfgegen Entgelt" erst den Acht- zehnjährigen verabreicht werden. Unentgeltlich aber dürfen auch in öffentlichen Wirtschaften selbst vierzehnjährige Mädels und Burschen mit Fusel traktiert werden. Schnaps- pralinen werden überhaupt nicht mehr behelligt. In den Zeiten des. chriftlich-nationalen Bürger- blocksmüffenLikörundWeinbranddenKin- dern erhalten bleiben! Die Reichsregierung führt es ist bitterer Ernst zur Begründungeine 17jährige Ehefrau" vor, der das unveräußerliche Menschenrecht, sich und ihre Leibesfucht mit Schnaps zu vergiften, nicht ge- schmälert werden darf. Sogar die Alkoholinteressenten sind ob soviel. Entgegen- kommen verblüfft. DasGasthaus"(Nr. 62/63 vom 24. Mai 1927) sieht voraus, daß der Reichstag sich schämen wird. diesen Abbau des Jugendschutzes mitzumachen. Man i".,d ja sehen. Ueber solche Verbote mag man im übrigen denken wie man will..Jedenfalls ist es unverfroren, jahrelang im Reichstage ein Gesetz über notwendigen gesetzlichen Jugend- schütz gegen Schmutz und Schund und gegen L u st b a r- k e i t.e n anzustimmen und dann dieselbe Jugend dem Fusel aller Arten auszuliefern. Das Gemeindebestimmungsrecht die Selbstbestimmung der Erwachsenen einer Gemeinde über Art und Umfang des Ausschanks geistiger Getränke ist ent­sprechend dem Diktate der Alkoholgewerbe nicht aufgenom- men. Der betreffende Teil der Begründung des Gesetzes könnte mit denselben Worten von dem Syndikus jedes Alkoholkonzerns verfaßt sein. Soweit das Ministerium eigene Atbeit geleistet hat, ist sie eine bureaukratische An- maßung. Ueberheblich wird dargelegt, daß im Gegensatz zu vielleicht einem Dutzend anderer Kulturvölker die deut­schen Wähler und Wählerinnen gqr nicht fähig sind, abzu- schätzen, ob in ihrer Gemeinde Knekpen genug sind oder nicht. Auch eine gemeindliche Abstimmung für oder wider den Schnapsausschank.übersteigt weit den Horizont des Volkes der Dichter und Denker. Daher:Die Staatsgewalt geht vom Volke aus!" Der ebenfalls bürgerliche Gesetzentwurf vom Jahre 1983 rechtfertigte das Gemeindebestimmungsrecht noch mit dem Hinweis auf denV o l k s st a a t". Jetzt hat jnan sich dieses Wortes geschämt. Alkoholkapital und Verwaltung bestimmen Wirte und Verbraucher gehorchen. Dos ist der Grundsatz, der gesiegt hat. Wie eine Selbstverspottung wirkt die Be- hauptung von den unübersichtlichen Rechtsverhältnissen, die durch örtliche Abstimmungen geschaffen würden. Dabei schafft der letzt vorliegende. Gesetzentwurf selbst nur uneinheitliche Rechtsverhältnisse oder läßt sie doch bestehen. Bayern behält seine Reservatrechte, rechts und links vom Rheine verschieden. Es werden in der Handhabung der Konzessionserteilung, der Polizeistunde usw. die größten Unterschiede zwischen den ein- zelnen Ländern und den Gemeinden bleiben. Nicht einmal für die Wirtschaften einer Gemeinde braucht die Polizei- stunde gleichmäßig zu sein. Warum also nicht örtliche Regelung durch Selbstbestimmung? Viele werden antworten: weil man mit Rücksicht auf die riesenhafte Alkoholproduktion eine Volksbewegung gegen die Trinksitten fürchtet. Die nun endlich auch von der Regierung übernommene Stammtisch- erzählung, es gehe auf dieTrockenlegung" Deutschlands los, ist so wenig ernst zu nehmen, daß man kein Wort der Wider- legung zu verschwenden braucht. Die Männer und Frauen in den bürgerlichen Parteien, die aus einer Weltanschauung wie immer etwas gegen die

französische Kleinstadt. Von Hans Flittard. Der Marktplatz ist«in großes Viereck. Die Kastanien stehen in strengen Reihen. In letzter Blüte. Darunter ist Markttreiben. Die welken Blütenblätter fallen beim leisesten Wind. Hinunter auf Zinkeimer und Hammelkeulen. Oder auf das Kriegerdenkmal in der Mitte des Platzes. Eine Mutter, die still die Hände faltet.Unfern Toten" ufid die zwei Jahreszahlen. Das ist die ganze Inschrift. Kein FlammeNfchwert oder Racheschwur. Nur Trauer, unendliche Trauer. Auf der Mairie die Farben der Republik . Drinnen vier Be- amte und ein Gemeindediener. Der schlürft zum schwarzen Brett und klebt eine Anzeige hinein.Zimmermann Henry Dubois beab- sichtigt Mademoiselle Dvonne Simon zu heiraten." Kein Mensch liest es; sie wissen es längst. Der Gemeindediener holt die große Trommel und spielt Zeitung. Zwölf und eine halbe Straße zählt die Stadt. Der Gemeindediener verkündet den Programmwechsel des einzigen Kinos.Die Hüne am Waldessaum" oder so ähnlich. Dann ist Mittag. Die Sonne glast über der Stadt. Frauen stehen am Eingang der Schule und warten auf die Kinder. Da kommen sie, der Hans und der Peter. Hiek heißen sie Jean und Pierre Das ist aber auch alles, was sie von unseren Kindern unter- scheidet. Das Rotznäschen ist genau so lang. Die Mütter putzen ebenso eifrig. Mit dem nassen Taschentuch. Wie in Deutschland . Der Markt wird abgerissen., Schnell verschwinden die Buden, die Hammelkeulen und Zinkeimer. Alles flüchtet vor der Hitze in die Häuser. Der Nachmittag döst vorüber. Ein Mädchen trägt Eiswasser in die Mairie. Es kann auch Schnaps sein. Den Nasen nach muß es sogar Schnaps sein. Abend. Die Männer kommen von der Arbeit. Sie haben die Familie. In den drei Restaurants der Stadt essen die Unver- heirateten. Spielen Karteck oder Billard. Nebenbei geben sie den vielen fremden Arbeitern Unterricht in Französisch . Polen . Tschechen. Oesterreicher und ein Deutscher. Wir vertragen uns gut. Heute ist Sonnabend. Der Ges*!ligkeitsvcreinRöschen" gibt einen Ball. Der Saal ist etwa 2V Zigarrenkisten groß. Die Kapelle hängt in einem Schwalbennest dicht unter der Decke. Eine Riesen- pauke übertönt zwei Mandolinen und eine Gitarre. DieKünstler" hoben die Hemdärmel hochgekrempelt. Ihre Muskeln sind dick wie Eichenbohlen. Man reicht ihnen Bier. Sie krempeln die Aermel noch weiter hoch. Drei Paare tanzen Eharleston. Die haben nämlich Verwandte in Paris . Alle anderen bewegen sich und nennen es Tanz. An den Wänden sitzen die Mütter. Sie halten die Mäntel und Strickjacken. Und freuen sich, wenn der Apothekergehilse mit ihrer Tochter tanzt. Man kann nie wissen. Um elf Uhr hat der Vorsitzende mit dem Beigeordneten einen Riesenlrach. Wegen der Kasse. Man schmeißt den Beigeordneten raus. Aus dem Ballsaal und aus dem Verein. Es geht vorüber. Der Vorsitze.vde trinkt einen starken Likör. Dann ist er wieder ganz Würde. Um vier Uhr morgens ist es aus. Wir bringen die Mädchen nach Hause. Das dauert zwei Stunden. Wie in Deutschland . Die Stadt schläft in den Sonntag hinein.

Alkoholnot tun möchten, sind starr ob der Schankstättentustu? l des Bürgerblocks. Die Jugend aller Richtungen ist empört. Im vorigen Jahre tat man im Reichstage sehr entrüstet, als wir voraussagten, wie es nun gekommen ist. Nach dem. was bei den Gesetzen gegen Schmutz und Schund und zum Schutze der Jugend gegen schlechte Lustbarkeiten vorausgegangen ist, haben wir erst recht allen Grund, den Kirchen, den bürger- lichen Pädagogen und den zahllosen kulturellen Organisa- tionen des Bürgertums aufzuzeigen, wie die Kulturpolitik der Interessengemeinschaften aussieht, die ihre politischen Geschäfte unter der FirmaChristentum und deutsche Nation" betreiben!

die Postgebührenvorlage abgetan. Auch keine Erhöhung der Rundfunkgebühren. In der heutigen Sitzung des Verwaltungsrats der Deutschen Reichspost setzte sich der Standpunkt der sozialdemokratischen Her- Ireter durch, daß eine weite r-beratung der zurückgezogenen Gebührenvorlage oder ihre Aufgreifung durch Mitglieder des Der- waltungsrats nicht möglich ist! Lediglich einig« wirtschoftsver. treter. die jetzt nicht schnell genug zur Postgebührenerhöhung kommen können, waren anderer Meinung. Ihnen trat Genosie Schumann. fronksurt in wirksamer weise entgegen, so daß es bei der Zurück- Ziehung der Vorlage verblieb. In seiner Einleitungsrede gab der R e i ch s p o st m i n i st e r zu, mit dem Abg. Allekotte die Sachlage vorher besprochen zu haben. Es habe ihm jedoch ferngelegen, irgendwie ein abgekartetes Spiel treiben zu wollen. Auch Herr Allekotte gab diese Sachlage zu und bemerkte außerdem, daß er mit einigen anderen Herren auch schon vorher vertraulich gesprochen habe. Wir nehmen die Erklärungen der Herren zur Kenntnis. Es kann uns aber niemand verübeln, wenn wir bei dieser Sachlage das peinliche Empfinden hatten, daß hier Dinge vor sich gehen, die besser unterblieben wären. Die Ueberraschung über die Zurückziehung der Vorlage war also doch nicht bei allen Mitgliedern des Verwaltungsrates echt. Sehr wertvoll war in der heutigen Debatte dos Bekenntnis eines Wirtschoftsvertreters über die geheim st en Gedanken, die er sich über die Reichspost macht. Herr Professor Salomvn, der Vorsitzende der Handelskammer in Frankfurt a. M., bedauerte nämlich ganz ausdrücklich, daß die Post nicht doch in eine Aktien- gesellschast ungewandelt worden sei. Man sehe an der Reichsbahn, wie gut man dort arbeiten könne, wo ein« starke Hand die Zügel führe und wo bereits wieder Friedenszustand herrsche. Dieses offene Bekenntnis der wahren Absichten der Wirtschaft dürfte vielen die Augen öffnen. Es ist«in Grund mehr zu prüfen, ob man die Deutsche Reichspost noch länger sich'selbst überlassen darf. und ob es nicht doch besser ist, sie wieder in den R e i ch s e t a ein- zubeziehen, che es zu spät ist. Nun wird es manchem auch klar geworden fein, weshalb die Wirtschastsvertreter trotz aller Proteste, die sie vorher losgelassen haben, plötzlich umgeschwenkt sind und dem Reichspostminister die Gebührenerhöhung plötzlich aufzwingen wollten. Sie betrachten chfenbar schon heute die Post als Aus» b e u t e o b j e k t, das bei richtiger Einstellung geeignet ist, auch den Profit der Wirtschaft zu erhöhen. Leider war es durch Schluß der Debatte nicht mehr möglich, dem Herrn Solomon und den anderen Herren der" Wirtschaft die Ansicht der Sozial- demokratie über ihre Pläne zu sagen. Eine große Rolle spielte wieder die Stellung des Verwaltungs- rats in seinem Verhältnis zum Reichstag. Der Verwaltungsrat erklärte sich für souverän und wollte davon, daß der Reichs- tag ihn gewissermaßen nur als Hilfsorgan der öffentlichen Der- waltung, wie Genosse Schumamrsagte, eingesetzt habe, nichts wissen. Schließlich wurde eine Entschließung des braunfchwei- zischen Gesandten Boden gegen 8 Stimmen angenommen, die den Postminister ersucht,«ine neue Vorlag« bald einzubringen. Angcnomyren wurde ferner eine Entschließung G r ü n s e l d, die für die weitere Etatswirtschaft der Post bestimmte Richtlinien auf- stellt, und die vom Arbeitsausschuß genehmigt worden sind. Die G»bührenvorlage des Reichspostminrsters einschließlich jener über die Erhöhung der Rundsunkgebühren ist also z u n ä ch st gescheitert.

Die Frühaufsteher des SonMags sind die Besitzer eines Autos. In unserer Stadt gibt es deren sechs. Die strahlen bald im Sonn- tagsglanz. Werden mit Schinkenbrot/n, Hutschachteln, Ehefrau und Kindern beladen. Dann geht es los. Um zehn Uhr beginnt die Kirche. Oft kommen die Kirchgänger in alten Polkstrachten'zum Gottesdienst. Denn in unserer Stadt gibt es einen Heimat- und Trachtcnverein. Der Vorsitzende ist ein Lehrer. Sein Einfluß ist merklich am Schwinden. Bei den jungen Mädchen reicht er eben noch bis zum Knie. Darunter kommen grellfarbige Strümpfe und moderne Spangen- schühchen. Aus Schlangenhaut. Das ist hier der letzte Schrei. Die Meßbücher sind sehr dick. Haben einen Goldrand und einen schweren Silbervcrschluß. Darum ist ein gesticktes Seidentuch. Mittag. Wieder glast die Sonne. Leer sind die Straßen. Die Rolläden an den Fenstern sind geschlossen. Am Nachmittag geht die Familie durch die Gärten. Vater trägt einen Strohhut. Der ist zwanzig Jahre alt. Der kleine Jogues ist nur zehn. Aber wild. Ritsch hat er sich ein Loch in den neuen Sommeranzug gerissen. Kriegt seine Keile vom Vater. Jogues heult und Mutter tröstet. Der Spaziergang geht weiter. Die Springen blühen-- Vater hat seine Freude daran. Die Bohnen kommen gut heraus. Mutter hat blq�ite Augen. Jogues lutscht an einem Beruhigungsbonbon. Es wird Abend. Paris funkt Tanzmusik. In den drei Nestau- rants wird Billard gespielt. Franzosen , Tschechen, Polen , Oester- reicher und ein Deutscher. Wir vertragen uns gut. Einige fehlen heute abend. Die haben ein Rendezvous mit ihren Mädchen. Oft am Marktplatz. Di« Kastanien dort geben tiefen Schotten. Di« welken Blütenblätter sollen beim leisesten Wind. Hinunter in Zärtlichkeiten und le'e Worte. Oder auf dos Kriegerdenkmal. In der Mitt« des Marktplatzes einer kleinen französischen Stadt.

Schwayt um Kie Ebenbürtigkeit. Die Autorschaft der KomödieAbgemacht Kuß" besteht aus einem ganzen Konsortium: Iwes Mirande, Gustave O u i n s o n, und sage und schreibe Tri st an Bernard. Trotz- dem ist den drei französischen Köpfen nichts Originelleres entsprungen, als was ein einziger deutscher Schwankfabrikant sozusagen mit der linken Hand hinschreiben könnte. Der vornehme Marquis ist bis über die Ohren verschuldet und soll aus dem alten Familienschloß hinausgeworfen werden. Aber der biedere, durchaus nicht vor- nehme Weinhändler Boucatel. der mit dem Sohn des Haufe, be- freundet ist, hat ein gutes Herz. Obgleich er von der hochnäsigen Adelssamilie wie ein Hund behandelt wird, kauft er das Schloß, um ihr die Schmach zu ersparen. Natürlich lohnt sie ihm das mit Un- dank. Der Marquis und sein Anhang sehen in dieser edlen Tat nichts weiter als eine aus Profitgier entsprungene Handlung. Endlich läuft dem Weinhändler doch die Galle über. Er überläßt der Familie des verschuldeten Marquis das Gut. Aus Rache besteht er aber auf einem provinziellen Brauch, nach dem den Abschluß eines Geschäfts die Partner durch einen Kuß besiegeln.(Abgemacht Kuß", sagt der geschickte Uebersetzer Julius Elias statt de» französischen TitelsKüsse mich.) Den Kuß verlangt er von der

Für verfaffungsfeker.> Sonntagsdienst für Beamte am BerfassungStag. Das Reichskabinett besaßt« sich in seiner heutigen Sitzung mit der Regelung des Dienstes am Verfassungstage. Es wurde be». schlössen, durchgängig für alle Reichsbehörden Sonn- tagsdien st anzuordnen, mit Gewissen aus der Natur der. Sache sich ergebenden Sonderregelungen für die Betriebsver- waltungen._ Eine Ente. Der ADGV. paktiert mit deu Zollräubera. Di«Vossische Zeitung" veröffentlicht in ihrer heutigen Post- ausgabe-eine Notiz, wonach zwischen den Spitzenorganisationen der Gewerkschaften Verhandlungen stattfinden über ein gemeinsames Vor, gehen in der Zollfrage und der ADGB . sich dabei bereit erklärt habe, der Aushebung: des zollfreien Kontingents von 120 900 Doppelzent- nern Gefrierfleisch zuzustimmen. DieRote Fahne" übernimmt diese Notiz und knüpft daran den ihr aus dem Herzen quellenden gewerkschastsseindlichen Kommentar. Wir sind in der Lage zu erklären, daß solche Verhandlungen n i cksii stattgefunden haben und folglich auch der ADGB. «ine der- artige oder ähnliche Erklärung nicht abgegeben hat. DieRote Fahne" hätte da sie angeblich ein Arbeiterblatt ist sich infor- mieren können und müssen, ehe sie in der bei ihr beliebten Auf- mochung diese Ente einer bürgerlichen Zeitung übernimmt. Aber da es gegen die Gewerkschaften ging, war ihr eerade diese Ente will- kommen.

fiua dem Reichstag . Kleine Vorlagen. In der heutigen Sitzung des Reichstages, die um 12 Uhr begann, wurde ein Gesetzentwurs über die V e r l ä n g e r u n g der Pacht schütz ordnung um weitere zwei Jahre dem Siedlungs- ausschuß überwiesen. Der sozialdemokratisch-demokrotsche Antrag über die Bestimmung des 11. August zum Nationalfeiertag geht an den Rechtsausschuh, ebenso ein von der Zentrumssraktion n«u angekündigter Antrag über den Schutz der gesetzlich anerkannten Feiertage. . Es folgt die zweite Beratung des Gesetzentwurses über die A b- tretung von Beamtenbezügen zum Heim statten- bau. Danach können Beamte bis zu zwei Drittel des Betrages, um den ihr Einkommen bzw. Ruhegehalt die Summe von 1360 M. im Jahre übersteigt, an ein von der Regierung bestimmtes öffentlich- rechtliches Kreditinstitut oder gemeinnütziges Unternehmen abtreten. Die Abtretung ist nur zulässig zur Beschaffung, Verzinsung oder Tilgung von Darlehen, die durch Hypotheken, Grund- oder Renten- schulden auf Wohnheimstätten gesichert sind oder gesichert werden sollen._ ?nöochina bedroht. Paris . 18. Juni. (Eigener Drahtbericht.) In der chinesischen Provinz P ü n n a n ist eine Militärrevolte ausgebrochen, der deshalb besondere Bedeutung zukommt, weil es sich um die Nachbarschaft der französischen Kolonie I n d o ch i n a handelt. Die Stroßenkämpfe sollen zehn Stunden gedauert haben, bis die Truppen des Generals H u y u dessen Rivalen mit einem Hand- streich gefangen setzten. Durch Vermittlung des französischen Konsuls wurde dem gefangenen General und seiner Familie Leben und Sicherheit zugesagt, sie müssen jedoch innerhalb 48 Stunden die Provinz verlassen. Di« Kämpfe selbst waren sehr verlustreich für beide Seiten, über 200 Verwundete fanden Ausnahme im sranzösi- schen Hospital.

Pewersdorss. Unsere Mitteilung vom 7. Mai über die Der- werfung der Berufung des Landgerichtsdirektors Bewersdorsf und der Stoatsanwaltschast gegen das Urteil der Disziplinarkammer Naumburg ist insofern nicht zutreffend, als der Landgerichtsdirektor Bewersdorsf nur wegen eines Vorganges aus dem Jahr« 1921, der nichts mit dem'Magdeburger Rothordt-Prozeß zu tun hat, verurteilt worden ist, und zwar nur zu einer Warnung, nicht zu einem Ver- weise.

Hochnäsigsten der Familie, der Marquise Aurora. Sie empfindet dies Verlangen als die größte Demütigung ihres jungfräulichen Lebens, verlieb sich aber plötzlich in den biederen, energischen Mann aus dem Volk«. Ja, einer Heirat steht sogar nichts mehr im Wege, da der alte Familjenlord den Weinhändler adoptiert und damit zu einem Grafen mit ehrwürdiger Ahnenreihe macht. Der einfache Boucatel ist über die Lösung beglückt. Wir sind es weniger. Ich wüßte nicht, was uns heut« gleich- gültiger wäre als die Frage der Ebenbürtigkeit. Die Komödie muß «in ehrwürdigeres Alter haben als die Familie, um die es sich im Schwant dreht. Wir freuen uns, wenn der Mann aus dem Volke der aufgeblasenen gräsltchen Gesellschaft seine Meinung geigt. Männerstolz vor Fürstenthronen verfehlt nie seine Wirkung. De»- halb ist es unverständlich, wie ein Schriftsteller vom Range eines Tristan Bernard sich selbst um seinen Effekt bringt, indem er Boucatel über seine Erhebung in den Grafenstand glücklich sein läßt. Wenn sich Eugen K l ö p f e r für sein Ensemblegastspiel im L e s s i n g t h e a t e r ein so überaltertes Stück verschreiot, so ist das nur aus der Totsache erklärlich, daß e« eine Bombenrolle für ihn enthält. Es ist fabelhaft, mit welcher Biederkeit und Natur- frische Klöpfer seine Rolle hinlegt..Er plappert unaufhörlich, drei Akte lang. Die schlimmsten Verstoße gegen Takt und Geschmack können ihm nicht einmal die hochwohlgeborenen Spießer aus der Bühne übel nehmen. Aus jedem seiner Worte, aus seinem Tonsall und aus seinen abgehackten und breit ausladenden Gesten(an denen wie gewöhnlich auch sein« Beine teilnehmen) spricht ein unwider- stehlich gutes 5zerz. Das macht dem Klöpfer so leicht keiner nach. Maria Fein , sein« Partnerin, ist ihm noch einigermaßen ge- wachsen. Wie sich Klöpfer aber im übrigen sein Ensemble zu- sammengestellt hat, das schreit geradeswegs zum Himmel. Um niemand zu verletzen, wollen wir lieber keine Namen nennen. Die übrigen Darsteller stehen mit erschütternder Hilflosigkeit ihrem pro- minenten Kollegen gegenüber. Es ist ein Jammer. D g r.

Wiedererössnung der Wiener Unlversitäk. Die Wiener Univer- sität wird am kommenden Montag wieder eröffnet, doch bleibt der Legitimationszwang bestehen. Die stürmischen Porgäng«, die zu der Schließung der Universität geführt haben, werden jetzt von einer Kommission untersucht. Das Untersuchungsergebni» wird am Montag dem akademischen Senat vorgelegt werden. Krstonsfühnlngea der Woche. Dienst. Restdenz-Theater:..Der Storch ist tot". Donnerst. Theater i. d. K I o st e r st r a ß e:Kleine Stlavin". Schloßpark-Theater:.Ter Vogelhändler". Arei«. Theater t.d. Rommandanten st raße:.Vorsicht! Bombe!" Donlhendey-Aeler. Anläßlich bei 60. Geburtstages von Max Dauthendeh veranstaltet Job. Hinrichsen in seinen Räumen, KünstlerhauS, Bellevuestr. 3, am 23., 20>/, Uhr. eine Gedenkfeier. Mitwirkende: Walter o. Molo: Gedenk- rede: ftrau Ernestine Münch beim: Lorlesungen au, seinen Werken: Frnu Hortense von Kestenach: Violine, Kapellmeister v. Vultöe: am Flügel. Di« Beteiligung kann nur gegen Einladung erfolgen. Togvr in Rußland »nvmlet. Die Russische Akademie der Wissenschasten bat von Rabindranath Tagur aus Madra« die Mitteilung erhalten, daß sich der Dichter im September nach Rußland zum Studium des kulturellen und wissenschastlichen Lebens in der Sowjetumon begeben werde.