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Kuppelei.

Ein Nachwort zum Kolomat- Prozeß.- Doppelte Moral im Strafrecht.

Frau Kolomat, die Verfasserin des Buches ,, Bom Leben getötet", ist in Bremen wegen einfacher und schwerer Kuppelei zu acht Monaten Gefängnis verurteilt worden. Wenn man die Frau Kolomat belastenden Tatsachen als bewiesen annimmt, wäre das Urteil nach dem Buchstaben des Gesetzes verhältnismäßig milde. Wenn. Aber das Urteil beruht in der Hauptsache nur auf den Aussagen einer Zeugin, die, wie unser Bremer Parteiblatt feststellt, selbst Prostituierte war, achtmal vorbestraft ist und obendrein ihre Absicht, die Angeklagte hineinzureiten, laut verkündet hat. Ein un­erhört hartes Fehlurteil, so urteilt deshalb die ,, Bremer Volkszeitung".

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Man mag die Beweisaufnahme werten, wie man will. Es bleibt das eine: die Verurteilung ist erfolgt auf Grund der Ruppeleiparagraphen, jener Baragraphen des Strafgesetzbuches, die rund herausgejagt, Berkörperung und Heiligung einer ungeheuerlichen gesellschaftlichen Lüge find. Die Kuppeleiparagraphen beruhen auf dem Begriff der Unzucht. Was ist Unzucht? Nach dem Straf­gefeß jeder außereheliche Geschlechtsverkehr, darüber hinaus ,, jedes gegen Zucht und Sitte verstoßende Handeln im Bereich des geschlechtlichen Verkehrs". Es genügt diese Feststellung, um die ungeheuerliche Heuchelei einer Strafgesetzgebung auf zuzeigen, die mit dem Leben nicht vereinbar ist. Es steckt darin ein Stück reiner Männermoral, die ohne ,, Unzucht" in der Praxis des Lebens nicht auskommt, und doch die ,, Un zucht" unter Strafe stellt. Doch nein, die Unzucht selbst ist nicht unter Strafe gestellt, sondern nur das der Unzucht Vorschub leisten. Juristisch an sich eine ungeheuerliche Konstruktion. Die Geschlechtsmoral ist freier geworden und natür licher. Sie ist im Begriff, sich von den Schlacken alter religiöser, asketischer Anschauungen, von dunklen selbstquäle­rischen Sündenbegriffen zu befreien, die für den einen innere Qual und Sichnichtzurechtfindenkönnen bedeutet haben, für den anderen.aber die Grundlage zu bequemen, aber innerlich perlogenem Muckertum. Je weiter die Emanzipation der Frau fortschreitet, um so stärker wird hoffentlich die Zer­störung der gesellschaftlichen Lügen auf dem Gebiete der Ge­schlechtsmoral vor sich gehen. Gegenüber der ehrliche werdenden Geschlechtsmoral erscheint unsere aus einer zu Ende gehenden Epoche der Doppelmoral stammende Sittlich­feitsgesetzgebung nur um so unehrlicher. Das muß grundsäglich gesagt werden. Unsere Sittlich Peitsgesetzgebung ist ein Anachronismus. Es wird höchste Zeit, daß fie in den überkommenen Form verschwindet. Aber der Kuppeleifall Kolomat? Nun, hier tritt die gesellschaftliche Lüge besonders fraß hervor. Geht man von dem Grundbegriff der Unzucht aus, so ist jedes Bordell und jeder bordellartige Betrieb Unzuchtbetrieb und Kuppeleibetrieb engros, jeder Bordellunternehmer strafbar nach den Paragraphen 180, unter Umständen auch 181 und 181a des Strafgesetzbuches. Der große, von Ebermeyer herausgegebene Kommentar zum Strafgesetzbuch ( Kommentar der Reichsgerichtsräte) behauptet die Straf­barkeit. Richtunggebende Reichsgerichtsentscheidungen liegen vor, die die Strafbarkeit des Bordellhaltens feststellen,

Das Unwetter der letzten Nacht.

Blizeinschläge und Sturmverwüstungen überall.

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Ueber Groß- Berlin und seine Vororte ging in der vergangenen| gerieten. Personen wurden zum Glück nicht verlegt. Die Köpenider Nacht ein schweres Gewitter nieber, das von einem wolfen- Feuerwehr löschte den Brand nady kurzer Zeit. Der Blizstrahl hatte bruchartigen Regen begleitet war. seinen Weg, wie später festgestellt wurde, durch den Schorn­Gegen 3 Uhr sehte das Unwetter ein nachdem es den Tag stein genommen, war aus der Kochmaschine wieder heraus­und erst um 26 Uhr morgens getreten und entwich durch das Fenster. porher drückend heiß gewesen war und erst um 6 Uhr morgens fand der Regen sein Ende. Auffallend groß war die Zahl der elef trischen Entladungen, minutenlang war oft der Horizont wie in Feuer gehüllt, zahlreiche tieferliegende Straßenzüge, in denen die Waffermengen nicht genügend schnellen Abfluß fanden, wurden überflutet. Besonders schwer wurde Spandau und Umgegend heimgesucht. So wurde morgens gegen% 46 Uhr die Spandauer Feuerwehr nach dem Eiswerder gerufen, wo ein Blizstrahl im Dachstuhl der ehemaligen Pulverfabrik, in der jetzt eine Krepp- Papierfabrit arbeitet, gezündet hatte. Als die Wehren an der Brandstätte eintrafen, brannte das Dach in großer Ausdehnung lichterloh. Es mußte aus zahlreichen Schlauchleitungen ſtundenlang Wasser gegeben werden. Noch bis gegen 11 Uhr waren die Wehren mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Der Sachschaden ist sehr groß. Auf der Falkenhagener Chaussee bei Spandau wurden durch einen

Wirbelwind fünfzig alte und starte Bäume entwurzelt, die fich zum Teil quer über die Chaussee legten. Die alarmierte Feuerwehr beseitigte das Verkehrshindernis. Auch in Bogfelde

an der Scharfen Lante knickte der Sturm 20 bis 30 starte Bäume mie Streichhölzer.

In Siemens stadt schlug der Bliz an der Ede Siemens­und Ohmstraße in einem Straßenbeleuchtungsmast und zerstörte diesen; das ausströmende Gas entzündete sich. Der Feuer­mehr gelang es erst nach halbstündiger Tätigkeit, die Gefahr zu beseitigen.

In der Kolonie Wendenheide bei Spindlersfeld schlug der Blizz in ein Wohnhaus ein, wobei Betten und Gardinen in Brand

Was wird aus dem Südgelände?

Die Stadt Berlin foll es kaufen. Stadtverordnetenver. Der Magistrat hat jetzt der Stadtverordnetenver­fammlung eine Vorlage zugehen laffen, durch die er den An auf des vielumstrittenen Schöneberger Süd­geländes beantragt. Er sagt in der Begründung, das Bau­projekt der Amerikaner sei gescheitert und Berlin folle felber kaufen. Nach Abzug der für Straßen und Plähe erforderlichen Flächen bleiben 110% Hettar Bauland, wovon erst 17 Hektar der Stadt gehören. Die meisten der beteiligten Eigentümer haben ihr Land dem Magistrat mit Bindung nur bis 30. Juni zum Kauf angeboten. Der Kaufpreis foll 9,50 m. je Quadratmeter betragen. Für die bisher angebotenen 62% Hektar würde der Kaufpreis fich auf annähernd 6 Millionen Mart stellen. Dem Erwerb des Restes stehen noch formell und materiell rechtliche Schwierigkeiten entgegen, und zum Teil find die Eigentümer auch noch nicht zum Verkauf geneigt. Der amerikanischen Unternehmer­gruppe foll für die ihr schon entstandenen Kosten und für Verzicht auf ihr Kaufrecht eine Abfindung von 100 000 m. gezahlt werden. Die Kosten des Kaufes wären durch eine fünftige Anleihe zu

decken.

In Schmargendorf in der Friedrich- Haller- Straße und in der Soldiner Straße im Norden Berlins hatte die Feuerwehr mit der Bekämpfung von Kleinfeuern zu tun, die vermutlich ebenfalls durch Blitzschlag entstanden sind. Am Bahnhof. Wit­leben plagte ein Wasserrohr, so daß große Waffermengen ausströmen fonnten. Die Feuerwehr beseitigte den Schaden durch Einschalten der Sicherheitsschieber. In Wilhelmshagen vermochte ein Sammelbecken, in das die Niederschlagswasser ab­fließen, die Wassermengen nicht mehr aufzunehmen, so daß sich ein Sturzbach auf die Straße ergoß und diese überschwemmte. Die Röpenigder Feuerwehr versuchte den Schaden mit einer Motorsprize zu beheben.

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Wie uns mitgeteilt wird, gehört das gestern nacht über Berlin niedergegangene Gewitter zur Klasse der Frontgemitter, deren Eigenart es ist, daß sie in einer breiten Front, etwa in der Form eines schmalen Bandes, über weite Landstrecken hinwegziehen. Das Gewitter selbst leitete den Uebergang aus einer warmen südöstlichen Luftströmung in eine etwas fühlere westliche ein. Das Gewitter lag am Freitag morgen noch in Mittelfrankreich; nahm feinen Weg nach Holland und erreichte in den Nachmittags- und Abend­stunden Nordwestdeutschland . Besonders Hamburg wurde abends gegen 9 Uhr schwer betroffen. Gegen 3 Uhr nachts war das Gewitter über Berlin . Es wird jetzt eine Periode vor­miegend woltigen und etwas fühleren Wetters einsetzen. Jedoch ist mit stärkeren Regenfällen nicht zu rechnen. Wettervorausfage für morgen: Wolfig, etwas fühler, feine starten Regenfälle.

besezt, so daß der Wirt feine Hilfe herbeirufen fonnte. Als die Bande merkte, daß der Tumult auf der Straße Aufsehen erregte und Leute anlodte, verschwand sie geschloffen aus dem Lotal, bestieg wieder die Wagen und jagte in der Richtung nach der Schönhauser Allee zu davon. Der Kellner Josef Heiner aus der Kantstraße hatte mehrere so wuchtige Schläge über den Kopf erhalten, daß er die Rettungsstelle aufsuchen mußte. Vor der Tür hatte sich bereits eine große Menschenmenge angejammelt, die es aber nicht magte, die Rowdys anzuhalten. Zwei Stunden später, gegen 3 Uhr, wurde in der Alten Schönhauser Straße beobachtet, wie vier betrunkene Männer ohne jede Beranlaffung über einen harmlosen Baffanten herfielen und mit den Fäusten auf ihn einschlugen. Schupobeamte faßten diese vier und brachten sie nach der Bache des 7. Reviers. Es wurde festgestellt, daß sie zu den nächtlichen Besuchern des Café New York " gehörten. Die anderen werden noch gesucht. Die Ber­hafteten wissen feinen Grund für ihr unglaubliches Vorgehen anzu­geben. Ein Racheaft liegt in feinem der beiden Fälle vor.

Wieder verdorbenes Fleisch?

18 Personen unter Vergiftungserscheinungen erkrankt. In Neukölln find am vergangenen Donnerstag 18 Ber­sonen unter Bergiftungserscheinungen, die sich vornehmlich in Brechreiz äußerten, leicht erkrankt. Drei von ihnen fanden im Krankenhaus Aufnahme. Lebensgefahr soll nicht bestehen. Nach den uit

felbst bei polizeilicher Gestattung und Kon Chamberlin fliegt nach München und Wien . bisherigen Ermittlungen sollen die Krankheitserscheinungen auf den

3effionierung. Trogdem haben die meisten deutschen Großstädte ihre Bordells, und man hört nichts von einem Einschreiten der Staatsanwaltschaften.

Polizei haben den Ruppeleiprozeß gegen Frau Kolomat in Die Bremer Staatsanwaltschaft und die Bremer Gang gebracht. Aber Bremen hat seine Helenenstraße, feine Bordellstraße. Ein vom Staat Bremen und der Polizei fonzeffionierter Unternehmer steckt die Mieten der fasernierten Prostituierten ein. Ein staatlich konzeffionierter fasernierten Prostituierten ein. Ein staatlich konzeffionierter Ruppeleibetrieb engros.

Start: Sonntag früh 9 Uhr in Tempelhof . Chambertin und Levine werden mit der Columbia", deren

früh um 9 Uhr vom Tempelhofer Feld zum Flug nach München Motet inzwischen wieder instandgesezt ist, am morgigen Sonntag und wien starten. Bis nach der bayerischen Hauptstadt werden ihnen zwei breimotorige Großflugzeuge der Lufthansa das Geleit geben. In der einen werden Frau Chamberlin, Legations­rat Thomsen von der Presseabteilung der Reichsregierung, sowie amerikanische Journaliſten Plaz nehmen, während in dem anderen Flugzeug Frau Levine, Polizeipräsident Zörgiebel, Polizei oberst Heimannsberg , Berliner Journalisten und ein Bertreter der Lufthansa folgen werden.

Genuß von adfleisch, das von einem dortigen, Fleischer. bezogen wurde, zurückzuführen sein. Einige Fleischreste wurden hof bezogen worden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, zum Zwecke der Untersuchung beschlagnahmt. Das Fleisch war ordnungsgemäß abgestempelt und vom Schlacht­daß die Bergiftungserscheinungen auf andere Ursachen zurückzuführen find. Die Untersuchungen find im Gange. Durch das unausgesetzt wechselnde Wetter wird das Berberben von Fleisch ungemein ge­

fördert.

Mit dem Rasiermesser.

Rache eines verschmähten Liebhabers.

gegen das Berbrechen des tonzeflionierten Groß Eine neue Stätte für den Versuchsflughafen. Abend bes Freitag in dem Hause Loewe str. 3 ab. Cine 20 Jahre

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Dieselbe Polizei, die Frau Kolomat wegen Kuppelei niedergehegt hat, ist der Teilnahme an einem großzügigen Verstoß gegen die Ruppeleiparagraphen schuldig. Und die Staatsanwaltschaft? Sie hat das Verbrechen der kleinen Frau Kolomat gesehen, aber sie veranlaßt nichts unternehmens des Bremer Staates. Die Bremer Staatsanwaltschaft hat wie die Staatsanwaltschaften über­haupt in Hinsicht auf den Ruppeleiparagraphen den Bodendes Legalitätsprinzips verlassen. Sie muß der Deffentlichkeit also das Recht zugestehen, ihr Vorgehen unter dem Gesichtspunkt der Opportunität zu beurteilen. Da ergibt sich: eine Frau ist unbequem geworden. Sie hat das System angegriffen, das System, das auf der gesellschaft lichen Lüge beruht. Sie wird verfolgt, wird verurteilt aber gegen die Kuppeleibetriebe engros geschieht nichts. Vielleicht sagt man, daß eine gewisse Großzügigkeit und Freiheit in der Anwendung des Kuppeleiparagraphen not­wendig sei angesichts der wirklichen sozialen Berhältnisse und angesichts der Praris des Lebens? Ist es so, dann ist es höchste Zeit, daß der Kuppeleiparagraph verschwindet. Dann ist aber auch bie Frage gerechtfertigt: warum, aus welchen außerrechtlichen Gründen ist die Strafverfolgung gegen Frau Kolomat eingeleitet worden?

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Hier ist ein Fall der doppelten Moral im Recht. Frau Kolomat ist verurteilt. Aber ein Rechtsspruch? Nimmer= mehr!

Es wird weiter hingerichtet. Zwei Polen in Charkow erschossen. Moskau , 18. Juni. ( Meldung der Telegraphenagentur der Sowjetunion .) Knypinski und Werzbowicz, 3mei pol nische Spione, die im Herbst 1926 unberechtigt in die Ukraine gekommen waren mit dem Auftrag, einige Mitglieder der Utrainer Regierung zu ermorden, wurden in einer außerordentlichen Seffion des Charkower Gerichts zum Tode durch Erschießen verurteilt. Das Urteil ist vollstreckt worden.

Die Entscheidung über Kowerda hinansgeschoben. Warschau , 18. Juni. ( TU.) Die Frage der Milderung des Urteils gegen Kowerda ist auf einige Zeit hinausgeschoben worden. Amtlich heißt es, dies sei darauf zurückzuführen, daß der Staatspräsident sich auf eine mehrtägige Reise nach Lublin und Kreis begeben habe.

De Valera gegen den Königseid. Der Führer der Republikaner des Freistaates Irland , De Valera , erklärte, die republikanischen Abgeordneten würden unter teinen Umständen dem König den Huldigungseid leisten. Sie würden nur der irischen Ration huldigen.

Der Magiftrat schlägt Rittergut Brit vor.

Die Stadtverordnetenversammlung hat noch furz vor dem Beginn ihrer Sommerferien sich über wichtige Fragen zu entscheiden. Der Magistrat legt ihr jetzt den Antrag vor, einen Teil des der Stadt gehörenden Ritterguts Briz an die Deutsche Bersuchsanstalt für Luftfahrt zu verpachten, die das von ihr bisher in Adlershof benutzte Gelände im Jahre 1929 räumen muß und nach einem anderen Heim zu suchen genötigt ist. Die Magistratsvorlage betont, daß jezt eine baldige und endgültige Entscheidung darüber getroffen werden muß, nach welchem Ort die Anstalt verlegt werden soll. Wegen der Unsicherheit der Zukunft dieser Anstalt sei der Neubau von Prüfeinrichtungen größeren Umfanges schon seit längerer Zeit unterblieben. Angesichts der Bewerbungen anderer Städte, die für die Aufnahme der Anstalt günstige Bedingungen stellen, müsse Berlin sie zu behalten suchen. Bei einer Verlegung nach außerhalb werde der Berliner Arbeitsmartt wegen des Ausfalls von Bau­aufträgen einen Verluft haben und Berlins wissenschaft licher Ruf und der flugtechnische Unterricht an der Berliner tech­nischen Hochschule werde schweren Schaden erleiden.

Bon den beiden Vorschlägen, die Anstalt nach Brig oder nach Rudom zu verlegen, hält der Magistrat den ersteren für besser. In seiner Vorlage führt er zur Begründung der Berlegung nach Briz unter anderem an, Brig sei leichter zu erreichen, die Berfor gung der Anstalt mit Wasser, Gas, Elektrizität ufm. werde dort ge ringere Anlagekosten erfordern, die Lage zu dem Lufthafen in Tempelhof jei günstiger, für das Luftfahrtmuseum und die luftfahrttechnische Lehrsammlung biete fich in dem Gutsgebäude Briß eine gute Unterkunft. Im übrigen habe die deutsche Versuchsanstalt für Luftschiffahrt selber abgelehnt, nach Rudom zu gehen. Der a chtvertrag über das ihr in Brizg zugedachte Gelände von 101 hektar soll auf 30 Jahre geschlossen werden. Der Pacht­preis ist mit jährlich 42 000 m. errechnet worden. Noch bis Ende Juni wird die Stadtverordnetenversammlung zu diesem Plan Stellung zu nehmen haben.

Schwere Ausschreitungen Betrunkener.

Wie die Hunnen hausten in der vergangenen Nacht eine Anzahl betrunkener Männer in der Gegend der Alten Schönhauser Straße. Gegen 12% Uhr famen vom Senefelderplay her zwei Kraftbroschten vor dem Café New York " in der Alten Schönhauser Straße 59 vorgefahren. 12 bis 16 Mann, alle schwer betrunken, ent­stiegen ihnen, brangen geschlossen in das Café ein, fielen ohne weiteres über den Wirt her, mißhandelten ihn, belästigten die Gäste und schlugen alles furz und flein, Tische und Stühle, Gläser und Geschirr. 3wei Mann hielten das Telephon

Eine blutige Eifersuchts und Racheszene spielte sich am späten alte Grutrud F., die dort wohnt, hatte ihr Berlöbnis mit Dem 27 Jahre alten Installateur Kurt Fischer aus der Andreasstr. 34 fürz lich aufgehoben. Fischer, der sehr eifersüchtig war, verfolgte fie seit­dem unausgesetzt. Am Freitag abend wußte er, daß das Mädchen allein in der Wohnung war. Er schlich sich in das Haus ein und flingelte um 11 Uhr. Als das Mädchen, die Angehörige vor der Tür vermutete, öffnete, drang er ein und verlangte Wiederher stellung des Berhältnisses. Das Mädchen lehnte das jedoch ent­chieben ab und versuchte den Zudringlichen hinauszudrängen. Da nahm er ein Rasiermesser und drang auf die frühere Braut ein, um ihr den hals durchzuschneiden. Als ihm das nicht gelang, die Angegriffene vielmehr mit einer unbedeutenden Verlegung an der Kehle davonfam, schnitt er ihr die ganze rechte Wange auf, ergriff dann die Flucht und enttam. Haus­bewohner, die gerade heimkehrten, fanden das verlegte Mädchen auf und brachten es nach dem Krankenhaus am Friedrichshain . Der Flüchtige wird noch gesucht.

Ein ungetrener Postbeamter.

Ueber das Berschwinden von Einschreibebriefen, die Geld ent hielten, beklagten sich wieder einige Empfänger bei einem hiesigen Bostamt. Einige Briefe, die zwar angekommen, aber ihres Inhalts beraubt worden waren, enthielten so undeutliche Stempel, daß die Ermittlungen schwer waren. Der Verdacht fiel schließlich auf einen 28 Jahre alten Post beamten Friz 5. Als man überraschend seine Taschen untersuchte, fand man darin vier Fünfmart. cheine . 5. behauptete, daß fie fein Eigentum feien. Nun hatte aber der Absender eines eingeschriebenen Briefes sich die Nummern von vier Fünfmarkscheinen, die er eingelegt hatte, aufgeschrieben. Es nicht mehr leugnen, und jetzt gab er auch die anderen Beruntreuun gen, die ihm im ganzen 70 m. eingebracht hatten, zu. Der Unge­treue wurde sofort aus dem Dienst entfernt und festgenommen.

waren gerade die Nummern der Scheine, die S. besaß. So fonnte er

Genoffe Ernst David gestorben. Dieser Tage ist in Berlin Genosse Ernst David gestorben. Er war feit Juni 1903 ein eifriges Mitglied der Partei und gehörte zu ben Männern, die im stillen wirten. Be­sonders wirfte er im Anfang dieses Jahrhunderts in der Stadt Bofen, gewissermaßen auf verlorenem Bosten. Außerdem war er im oberschlesischen Kohlenbezirt und in Breslau tätig. Im Jahre 1919 mußte er posen verlassen, nachdem es polnisch geworden war, da er dort einer der megen seiner Tätigkeit für die Partei Beſtge= haßtesten war. Er wurde interniert, in Schuhhaft genommen und hatte überhaupt Verfolgungen verschiedener Art zu erleiden. Er siedelte nach Berlin über, aber ein schweres Herzleiden hinderte ihn, fich in den letzten Jahren noch persönlich an der Parteiarbeit zu be= teiligen. Die Beerdigung findet Sonntag vormittag 11 Uhr, auf dem Jüdischen Friedhof Weißenfee statt..