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Werden die deutschnationalen Kabinetismitglieder aus dieser unhaltbaren Situation ,, die sich zwangsläufig aufdrän­genden Konsequenzen ziehen"? Oder, wenn sie sich nicht dazu freiwillig entschließen können, wird die Fraktion Westarp sie dazu zwingen, wie Anno 1925 nach der Locarnokonferenz?

Kriegsschiff Elsaß  ".

Das Reichsschulgeset.

Der Entwurf fertiggestellt. Gleichberechtigung der drei Schularten.

Der Entwurf des Reichsschulgesetes ist- wie der Soz Pressedienst" erfährt im wesentlichen fertiggestellt und wird schon in den nächsten Tagen das Reichskabinett be= schäftigen. Er bringt gegenüber der Schiele- Gürichschen Vorlage bemerkenswerte Abänderungen. Der Entwurf des früheren deutschnationalen Innenministers Schiele sah die fonfes fionelle Schule als Regelschule und die beiden anderen Schularten als Ausnahmeschulen vor. In dem neuen Entwurf werden alle drei Schularten Simultan, tonfeffionelle und weltliche als gleichberechtigt anerkannt. Jede Schulart soll die gleiche Entwicklungsmöglichkeit haben. Da§ 146, Absatz 2 der Reichsverfassung der Simultanschule allein eine bevor 3ugte Stellung einräumt, ist immerhin die Frage zu entscheiden, ob der neue Entwurf nicht verfassungsändernd ist. Im übrigen ist. die Borlage wesentlich fürzer als ihr Vorgänger. Aber auch in ihr wird darauf verzichtet, Einzelheiten zu regeln und hierzu begründend gesagt, daß die vorschiedenartigen Schulverhält niffe in den einzelnen Ländern zu der Notwendigkeit führen, die Regelung der Einzelheiten den Schulverwaltungen der Länder zu überlassen.

Zu den Borwürfen gegen Deutschland  , mit denen die Rede Boin­carés in Lunéville   gespickt war, gehört u. a. die Entsendung eines Kriegsschiffes nach Lissabon  , das ausgerechnet Elsa B" heiße. Es wird nun darauf hingewiesen, daß es sich um eine der ältesten Ein­heiten der deutschen   Marine, die diesen Namen seit 1903 führt, handelt. Damit ist bewiesen, daß Poincaré  , der offenkundig glaubte Schule oder den Glauben erwecken wollte, es handle fich um ein neues Echiff, das nachträglich so getauft worden sei, die französische   Deffent­lichkeit irrege führt hat. Die ,, Elsaß  " gehört zu jener Klaffe, die ausdrücklich im Artikel 181 des Friedensvertrages als die Deutsch­ land  - oder Lothringen Klasse" bezeichnet wird und von der dem Reich sechs Einheiten zugestanden wurden! Was hätte erst der Lothringer Poincaré in Lunéville  , also auf lothringischem Boden, für Schlußfolgerungen daraus gezogen, wenn das nach den portu giesischen Gewässern entsandte Schlachtschiff die ,, Lothringen  " gewesen

wäre!

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Daß die Reichsmarine jene Einheiten nach Kriegsende nicht um­getauft hat, weil das Reichsland verloren ging, ist durchaus begreif­lich. Das hat ja nicht einmal Poincaré   im Siegesrausch von 1919 ver­langt, wie der Artikel 181 beweist.

Ob es besonders flug war, gerade ein Schiff dieses Namens nach Lissabon   zu entfenden, ist eine andere Frage. Denn es fonnte von mißtrauischen Franzosen wie Poincare  , die stets nach Vorwänden schnüffeln, als eine Demonstration gegen Locarno   hingestellt werden. Damit ist aber noch lange nicht gesagt, daß Poincaré   das Recht hatte, von diesem ,, Argument" öffentlichen Gebrauch zu machen, um 3mie­tracht zwischen den beiden Völkern zu säen.

Weitere Irrtümer Poincarés.

Von unterrichteter Seite wird dem Soz. Preffedienst" zu den Aeußerungen Poincarés in Lunéville  , soweit sie sich auf die Abrüstungsfrage erftreden, erklärt:

Die Polizeifragen sind mit der Botschafterkonferenz endgültig geregelt. Ende 1925 fand eine Verhandlung über das Anstellungsverhältnis der staatlichen Bolizeibeamten statt, die im Jahre 1926 durch ein Abkommen über das Verhältnis zwischen staatlicher und kommunaler Polizei ergänzt wurde. Dem Preußi­ schen Landtag   liegt bereits ein entsprechender Gesetzentwurf vor, der bald verabschiedet wird. Die anderen Länder werden ihre Ent­würfe den Parlamenten vorlegen, wenn der preußische Entwurf verabschiedet ist. Die Polizeifrage wird also so gelöst, wie es seit langer Zeit mit der Botschaftertonferenz ber einbart wurde.

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Was den Verkauf der Kasernen, Garnisonwaschanstalten, Rasions, usw. betrifft, so ist schon vor einiger Zeit eine Ber abredung getroffen worden, daß das Reich bis Ende 1931, also innerhalb fünf Jahren, sämtliche Gebäude und Anlagen der= äußert haben muß. Für 1927 ist ein Verkaufsprogramm mit den militärischen Sachverständigen alliierten Botschaften in Berlin   vereinbart worden. Die Erfüllung des Programms macht jedoch Schwierigkeiten, da ge= eignete Abnehmer fehlen. Die militärischen Sachverständigen find genau über diese Sachlage unterrichtet und haben miederholt anertannt, daß das Reich außerftande ist, die Abwicklung zu beschleunigen.

Das Kriegsgeräte gefe fit inzwischen dem Reichstage zugegangen, nachdem es von der Botschafterkonferenz ausdrüdlich gebilligt worden ist. Was die sogenannten militärischen Ver­bände betrifft, so liegt eine Erklärung der Botschaftertonferenz por, daß Deutschland   seine vertragsmäßigen Berpilih tungen voll erfüllt hat.

Die Wiener Universität  , die anläßlich der Hakenkreuzlertramalle geschlossen war, ist seit Montag zum normalen Unterrichtsbetrieb wieder geöffnet worden.

Porträtausstellung junger Künstler.

Der Entwurf dürfte nach der Beratung im Kabinett um= gehend dem Reichsrat zugehen. Er wird hier wahrschein­lich einer besonderen Kommission zur Beratung überwiesen.

Von Schlappe zu Schlappe.

Staatsgerichtshof gegen den braunschweigischen Bürgerblock.

Braunschweig  , 20. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Die sozial­demokratische Fraktion des Braunschweigischen Landtags hatte die Cinfegung eines Untersuchungsausschusses, der die Personal politit der braunschweigischen Stahlhelmregie rung und die gegen den republikanischen Polizeipräsidenten betriebene Heze untersuchen sollte, beantragt. Um den 3wed des Untersuchungsausschusses illusorisch zu machen, hatten die Rechts­parteien beantragt, daß der Untersuchungsausschuß auch die Ber­fonalpolitik der früheren sozialdemokratisch- demokratischen Regierung untersuchen sollte. Diesen Antrag seßten fie mit Stimmenmehrheit durch. Die sozialdemokratische Landtagsfraktion aber legte beim Staatsgerichtshof dagegen Beschwerde ein, der jetzt ent­schieden hat, daß die von den Rechtsparteien beschlossene Verfälschung der Ziele des Untersuchungsausschusses verfassungswidrig sei. Damit ist festgestellt, daß das Recht auf Einberufung eines Untersuchungsausschusses, der ein Recht der Minderheit dar­stellt, durch die Rechtsmehrheit des Braunschweigischen Landtags verfälscht werden sollte.

Die Rechtsparteien haben durch diese Entscheidung eine schwere Schlappe erlitten.

Wann endlich Gehaltserhöhung?! Zentrum sagt am 1. Oktober aber der Finanz­minister läßt sich noch mehr Zeit.

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In der fortgeführten Beratung der Beamtenbesoldungs anträge in der Montagsigung des Ausschusses für den Reichs: haushalt beantragte der Zentrumsabgeordnete Dr. v. Guérard nach den Ausführungen des Reichsfinanzministers die Bertagung zum Freitag dieser Woche, da der Reichsfinanzminister bann dem Ausschuß das Ergebnis feiner Verhandlungen mit den Finanz­ministern der Länder würde mitteilen fönnen. lleber den 1. Of tober hinaus dürfe jedenfalls eine Verzögerung nicht eintreten. Auf Vorwürfe, die Dr. v. Guérard in seiner Rede gegen die Sozialdemokratie gerichtet hatte, erwiderte Genoffe Steintopf, daß, wenn seine Partei die Besoldungsfragen hätte agitatorisch behandeln wollen, der sozialdemokratische Antrag ganz anders aussehen würde. Er müsse feststellen, daß über die Frage des Zeitpunktes ein Wider­i pruch zwischen dem Zentrum und dem Finanz­minister bestehe. Während Herr v. Guérard mit der Fertig­stellung der Besoldungsreform zum 1. Oftober rechne, spreche der

Der Hilfsverein für junge Kunst", eine unter der Aegide des Ministers Dr. Köster, Justis und des Reichskunstwarts arbeitende Kerntruppe aus der Novembergruppe, lud zu einer Aus stellung lle ber das Problem der Bildnisgestallig eines vielgenannten Kunsthändlers, die mit Geist und Grazie tung in der jungen Kunst". Der etwas phantastische Titel besagt nichts weiter, als daß hier junge Künstler und nicht Pro­minente als Porträtisten vorgeführt werden. Schauplatz sind die Räume bei Neumann Nierendorf, Magdeburger Plaz.

Man sieht also weder den alten Corinth noch Otto Dig oder Hofer, Kokoschka   oder Beckmann. Immerhin hat man bis zu Woll­heim gegriffen, von dem indessen zwei Frauenbildnisse nicht den allerbesten Einbrud vermitteln, den man von diesem bedeutenden Maler verlangen tann.

Die Jugend also soll zeigen, ob sie auf eigenen Füßen steht. Wie weit der Begriff kunstpolitisch oder geographisch gestedt ist, läßt sich schwer ermessen. Den Hauptanteil haben, naturgemäß, möchte man sagen, die Veristen, die strengen Zeichner, denn wem Formern der erakten Wirklichkeit? Man begrüßt hier Schrimpf, fönnte das Bildnis als Probe aufs Talent bejser liegen als den Neuschul, Dreßler, Fritsch, Wilhelm Schmid als alte Bekannte und findet seine gute Meinung von ihrer handwerklichen Tüchtigkeit aufs neue bestätigt, und freut sich, einige neue Gesichter in diesen Komplex einreihen zu können: die sehr sympathische Anne­liefe Betfowifi- Braun, den raumbestimmten Heit. müller, Otto Möller, Bernhard Klein, der auf dem Bege über einen jonoren dunklen Farbenzweitlang zu der ver­pönten Romantit hinüberwechselt und dadurch angenehm auffällt, Völker, mit konstruktiver Bhantasie, und R. v. Ripper, beffen Begabung offenbar graphischer Natur ift, freilich in größeren Maß

stäben.

Die besten Bildnisse der Ausstellung stammen von einem Führer dieser Richtung, der sich bisher mehr mit radikal gesinnten Jllu­ſtrationen bekannt gemacht hat, neuerdings aber als ernsthafter Kon­furrent von Groß und Dir auf den Plan tritt: Rudolf Schlichter  . Seine lebensgroße Ganzfigur einer jungen Frau offenbart noch stärker als das charakteristische Porträt Bert Brechts, daß er das Zeug zu einem naturhaften Darsteller unserer Berfön­lichkeiten hat. Denn Bert Brecht   ist leichter zu treffen als eine Dame von 1927, deren Erscheinung sich allzu oft in das Typische zu verlieren droht: hier aber ist im Typischen das Einmalige der Beriönlichkeit scharf und bestimmt herausgearbeitet. Die Anhänger einer mehr phantastisch oder mehr malerisch ein gestellten Anschauungsweise haben neben diefer das Antlig unserer Epoche bestimmenden Sachlichkeit feinen leichten Stand. Abseits steht die monumentale Frestenhaftigkeit Jörg Klemms; ihre Beitlosigkeit wirkt sehr eindrucksvoll. Bum Malerisch- Tonigen neigen Döbel, E. W. Nay  , Bernhard Hasler  , R. v Appen ( der viel verspricht), Albert Lazard; ein Vergleich lehrt, daß fie mehr auf gute Haltung des Bildmäßigen als auf Priorität der Porträttreue sehen van houth und Dungert( mit Beich nungen) stehen mit ihrer eleganten Abart von phantastischem Subis. mus in der Mitte.

Wie bei fast allen vorurteilsfreien Ausstellungen zeigt sich die Stulptur in einer dominierenden Stellung; die paar Vertreter wiegen qualitativ beinahe die ganze Malerei auf, d. h., in der pro­duttiven Gestalt des Formerlebnisses, nicht auf dem prefrären Ge biet der sogenannten Aehnlichkeit. An erster Stelle stehen Belling mit einer gelungenen Paraphrase über die Sinnesorgane im Ant­die Stelle eines Naturbildes vertritt, und G. H. Wolff mit zwei weiblichen Masten, die allerdings die Vollkommenheit des rein Plastischen über das Zutreffende des Individuellen heben. Em mi Roeders Büfte von Max Hermann- Neiße   und die originellen Negativskulpturen Artur Segals legen den Nachdruck wieder auf die Kenntlichkeit des Porträtierten: beiden, und nicht zum menigsten der wunderlich bedeutenden Reproduktion von Mynonas durch= geistigtem Kopf, die Segal auf schraubenförmigen Umwegen erreicht, wird man ihre Berechtigung nicht absprechen können.

Das wichtigste Moment dieser Schau fann man in der Streit­frage erblicken, die sie erneut zur Diskussion stellt: ob das Künstler bildnis in erster Linie ein Kunstwert sei oder dem Aehnlichkeits­bedürfnis der Auftraggeber zu dienen habe. Nach beiden Richtungen ist sehr schwer. Am nächsten kommt solchem Jdeal wohl die junge hin gibt es eine Fülle anregender Versuche. Beides zu vereinigen Dame von Schlichter, und sie ist deshalb mit Recht in den räumlichen Mittelpunkt der Diskussion gefegt worden. Gibt es über­haupt ein Kunstwert, das dem Bedürfnis nach Aehnlichkeit" pöllig gerecht wird und zugleich ein vollendetes Bild, eine einwandfreie Schöpfung des bildenden Genius darstellt? Aehnlichkeit ist ein durch­aus fubjettiver Begriff, der abhängig ist von den Affoziationen zahlloser Menschen. Eine Lösung aller Widersprüche ist nur möglich nach dem Tode aller Interessenten, wenn das Kunstwert rein als solches zu den Nachgeborenen spricht, die feinerlei Beziehungen zu den Dargestellten mehr haben. Denn ein Bild oder eine Skulptur steht jenseits aller Ansprüche von persönlicher Romantit. Nur das aus Inspiration emporgestiegene Wert wird auf den Nachgeborenen den Eindruck der Aehnlichkeit" machen, der auf der Ueberzeu gungstraft fünstlerischer Formgebung beruht, nicht aber auf dem Grunde persönlich gefärbter Freude des Wieder erfennens altbekannter Züge. Dr. Paul F. Schmidt.

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Die Porträtausstellung wurde mit einer Rede von Dr. Gelhorn eröffnet, der an Stelle des verhinderten Reichsfunstwarts Dr. E. Rech­lob sprach. Dr. Gelhorn erörterte hauptsächlich die Zwecke und Ziele, die der neugegründete Hilfsverein für junge Kunst verfolgen will. Der Verein soll eine Art Propaganda für die Kunst ent­wickeln, nicht im negativen Sinne indem er dem Publikum die Not der Künstler vor Augen führt, um so ein lebhafteres Intereffe für die Kunst wachzurufen fondern im pofitiven Sinne: feine Aufgabe soll es fein, Kunst überall dorthin zu tragen, wo sie noch fehlt. Dort, wo noch aufnahmefähiger Boden für die Kunst ist, foll sie eingeschaltet werden. Daraus ergibt sich, daß das Wirten des Hilsvereins nicht auf Berlin   beschränkt bleiben tann, sondern daß jein Arbeitsfeld das ganze Reich werden muß. Nicht nur fertige, anerkannte Kunst soll durch den Hilfsverein für junge Kunst unterstügt werden, auch alles Werbende und Wellenbe, soweit es bereits ein Recht hat, mit dem Bublifum in Fühlung zu treten,

Reichsfinanzminister von einer Rückwirtung bis zum 1. Oftober Der Reichsfinanzminister ist also der Ansicht, daß der Reichstag   nachy feinem Wiederzusammentritt im November die Vorlage zu vera abschieden habe und daß erst dann bares Geld an die Beamtent gezahlt werden könne. Das werde dann frühestens zu Weiha nachten, evtl. aber auch noch später möglich sein. Dies sei für die Sozialdemokratie unerträglich. Man könne die unteren und mitt leren Gruppen der Beamten nicht mehr so lange ihrer Not über laffen. Sie müßten früher bares Geld in die Hand bekommen Wegen der Finanzlage verwies Genosse Steinkopf auf einen Artikel der Täglichen Rundschau", der ausführt, daß die finans 3ielle Entwicklung des Reiches gut und das Geld für die Beamtenbesoldung vorhanden sei. Ebenso stehe es mit Post und Reichsbahn  . Wegen der Rückwirkung auf die Länder sei der jetzige Zustand unhaltbar. Nach dem Fall des Sperrgejezes hätten einige Länder ohne Rücksicht auf das Reich Besoldungs­reformen vorgenommen. Es gehe deshalb nicht an, daß die Länder Einspruch erheben, wenn das Reich jetzt Aehnliches unternehme. Die sozialdemokratische Fraktion im Preußischen Landtag werde sich sicher dem Vorgehen des Reiches anschließen. Der sozialdemokratische Antrag wolle eine Vorschußzahlung auf die kommende Besoldungs­ordnung. Es sei eine Kleinigkeit, diese Beträge bei der Besoldungsa erhöhung anzurechnen. Solche Zwischenlösung bringe also keine Ver zettelung der vorhandenen Mittel. Das Zurückbleiben der Beamten in der Besoldungsfrage sei darauf zurückzuführen, daß man die Be­handlung der Lohnfragen der Arbeiter von den Gehaltsfragen der Beamten getrennt habe. Man glaubte damals, für die Beamten etwas Besonderes herausholen zu können, hat aber nunmehr er­tennen müffen, daß es umgekehrt gekommen ist. Die Sozialdemo fraten werden die Erklärung des Reichsfinanzministers am Freitag abwarten und sich dann über ihre weiteren Schritte schlüssig machen. Gemäß dem Antrag Guérard wurde sodann die Bertagung bis Freitag beschlossen.

Die Verteilung der Thüringer   Mandate. Der Staatsgerichtshof gegen die Landtggsmehrheit. Jena  , 20. Juni.  ( WTB.) In der Frage der Zuteilung des 56.( Böltischen) Landtagsmandates hat der Staats­gerichtshof von Thüringen   heute folgende Entscheidung getroffen: Der Landtag war, nachdem ein Drittel der gesetzlichen Zahl der Abgeordneten die Uebertragung der Prüfung der Wahl des Zoll­inspettors Wünsche an das Wahlprüfungsgericht gemäß der Landes verfassung beantragt hatte, nicht berechtigt, über die Gültig feit dieser Wahl selbst zu entscheiden, sondern war verpflichtet, die Brüfung und damit auch die Entscheidung dem Wahl prüfungsgericht zu übertragen.

Die Abfindung der Standesherren.

Preußische Aktion im Reichsrat.

Wie der Demokratische Zeitungsdienst" mitteilt, beabsichtigt man in preußischen Regierungsfreifen, falls das Reich von sich aus im Hinblick auf die notwendig werdende Regelung der 2 bfindung der Standesherren feine Initiative ergreift, im Re ich s= rat einen Antrag zu stellen, wonach die Abfindung der Standes. herren durch ein Reichsgese geregelt werden soll.

Eine Hindenburg- Spende. Die Reichsregierung hat im Einvers nehmen mit den Landesregierungen beschlossen, aus Anlaß des 80. Geburtstages des Reichspräsidenten  ( 2. Oftober d. 3.) eine Sammlung zu veranstalten, deren Ertrag den Kriegshinterbliebenen und Kriegsbeschädigten zugute fommen soll. Außerdem soll eine Hindenburg   Briefmarte herausgegeben werden, deren Erlös für not­leidende Mittelstandsangehörige. Sozialtentuer usw. bestimmt iſt. Die Reichsregierung täte beffer, für diese notleidenden Volfskreise, sp zu sorgen, daß man für sie nicht zu betteln gehen braucht.

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Die Fraktion der Deutschen   Boltspartei des Mecklenburgischen Landtags hat auf die sozialdemokratischen Vorschläge zur Verbreia terung der medlenburgischen Regierung offiziell ge antwortet, daß sie das von der SPD.   aufgestellte Regierungspro gramm nicht als Verhandlungsbasis anzuerkennen ver möge. Sie neige vielmehr zu der Auffassung, daß die sozialdemokra tische Fraktion mit ihrem Programm eine Regierungsverbreiterung zu verhindern beabsichtige.

| Die Ausstellungen des Hilfsvereins, also auch diese erste Bildniss schau, find als Wanderausstellungen gedacht, mit denen die ver schiedenen Städte des Reiches beschickt werden sollen. Man hofft, durch sie auch das Interesse der Landbesizer und Industrieunterneh­mer in weitestem Maße für die junge Kunst zu wecken.

Tanzabende des Sturm". Die Raumverhältnisse sind nicht günstig. Das Podium ist zu flein, die szenische Ausstattung und Be­leuchtung sind ungenügend. Trogdem entsteht eine Intimität, ein Vertrautsein zwischen Publikum und Vorführenden, das dem vora wiegend lehrhaften Zwed, dem diese Abende dienen, zugute tommt. er rein fünstlerische Genüsse erwartet, wird andere Pflegestätten des Tanzes aufsuchen. Wer über die verschiedenen Stile und Schulen Aufklärung wünscht, ist hier am rechten Ort. Allerdings find die Darbietungen noch nicht gleichwertig. Ich besuchte letz Woche zwei Abende. An dem einen trug der Labanschüler Otto Ilner Tanzkunst und Lanzlehre vor, aus denen sicherlich kein Menschh verworrene und zusammenhanglose Säge über die Grundlagen der Belehrung schöpfen fonnte. Toni Bollmuth brachte in ge ſchmackvolle, namentlich in der Arm- und Handaktion wirksame fälliger, glatter Technik ein paar tänzerische Nichtigkeiten und Oba D. Holten, das einzige Lichtpünktchen des Abends, zeigte ges Stiltänze. Bon wesentlich anderem Format war der Abend, an lagen und Arbeitsziele des Systems Jutta Klamt   mit sehr inter dem G. J. Vischer Klant seinen Vortragszyklus über Grund effanten, flaren und instruktiven Ausführungen über die Lehre von den drei Bewegungsfeldern und über die Notwendigkeit einer Be­wegungsschrift für jebe rationelle Körpererziehung abschloß. Die theoretischen Erörterungen wurden vortrefflich illustriert durch praktische Vorführungen einiger Mitglieder des Klamischen Semi­und Iwa Langentels tadellos produzierte Tänze gaben bem nars. Stilstrenge gut fomponierte und von Ellionor Bahrdt wünschen, daß der Sturm" seine Bestrebungen, auch auf, tänze­Abend einen fünstlerisch genußreichen Ausklang. Es wäre zu rischem Gebiet aufklärend und wegbahnend zu wirken, konsequent fortjente. Gelegentliche Fehlschläge und Mißgriffe, wie sie am Anfang unvermeidlich find, dürfen ihn nicht abschrecken. Das fulturelle Be dürfnis für solche Veranstaltungen ist ebenso zweifellos vorhanden wie das Intereffe des großen Publikums. J. S.

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Wirtschaftliches von den Pariser Theatern. In Paris   werden. jeht die wirtschaftlichen Statistiken der Theater für das Jahr 1926 zusammenfassend veröffentlicht. Gegenüber dem Vorjahre waren durchweg Erhöhungen der Einnahmen zu verzeichnen, und zwar bei den Jubventionierten Theatern von rund 37 millionen auf 44 Millionen Franken, bei den anderen von 114,5 Millionen auf nahezu 144 Millionen Franken. Allerdings sind dies Roheinnahmen; eine entsprechende Uebersicht der Ausgaben und der Reineinnahmen fehlt leider. Dagegen wird mitgeteilt, daß von Theatern, Kinos, Konzertveranstaltungen und Museen in Paris   1926 an Steuern 47,5 Millionen und an. Spezialabgaben für die öffentliche Wohl­fahrt 42 Millionen Franken bezahlt wurden.

Die Deutsche Keramische Gesellschaft   in Berlin   blant zum Herbst 1927 eine Ausstellung Keramische Meisters and Sgalerarbeiten