Einzelbild herunterladen
 

deutsche Regierung werde alles tun, um die Beschlüsse der Welt- wirtschaftskonferenz /,u erfüllen.(Zuruf links: Und Schiele?) In der Regierung bestehen darüber keine Differenzen. Das Ä b r ü st u n g s p ro b le m sei nicht so kompliziert, dag es nicht gelöst werden könne, wenn es entschlossen in die Hand ge- nommen werde. Wir seien jedenfalls entschlossen, unseren Nachbarn alle notwendigen Sicherheiten zu geben. Jkt aber auch überall der gute Wille zur Abrüstung vorhanden?(Sehr wahr! bei den Regie- rungspartei�i.) Für den Völkerbund ist die Lösung dieser Frage eine Frage seiner eigenen Haltung. Mit der litauischen Regierung ist in der M e m e l f r a g e die bereits bekannt gewordene Regelung getroffen worden. Sie wurde am Schlüsse der Völkerbundstagung in einer Erklärung des Vorsitzenden zur öffentlichen Kenntnis ge- bracht. Damit sind auch die Forderungen der memeUändischen Deut­ schen erfüllt worden. Wir hofsen, daß jetzt auch die guten B e- Ziehungen zu Litauen dauernd wieder hergestellt sind. Eine weitere Frage war die Zuziehung eines deutschen Der- treters in die kolonial- und Mandatskommission des Völkerbundes. Die Mitwirkung darin richtet sich nicht gegen die Eingeborenen der Kolonien. Wenn wir selbst auch keinen Kolonialbesitz haben, so sind wir doch an der Entwicklung in den Kolonien interessiert.(Lachen bei den Komm.) Sie(zu den Kommunisten) sind doch gar nicht die Vertreter der Koloniolvölker. Deutschland aber hat schon manches in kultureller Beziehung für sie tun können. Wir müssen ferner die Möglichkeit haben, uns in den Rohstosfgebieten zu betätigen, auch wenn wir keinen eigenen Kolonialbesitz haben. Bei der Erörterung der Budgets des Völkerbundes ist darauf hingewiesen worden, daß die Teilnahme Deutschlands an der Mandatskommission eine natür- licho Folge des Eintritts in den Völkerbund war. Die Wünsche der Freien Stadt Danzig in bezug auf das polnische Munitionslager auf West erplatte sind leider nicht erfüllt worden. Da aber Danzig neue Borschläge machen will, so ist jetzt keine Entscheidung darüber herbeigeführt worden. Enttäuschung hat hervorgerufen, daß in der Frage der Truppen­reduzierung keine Fortschritte gemacht worden sind. Deutschland hat ein Recht, die Erfüllung der Zusicherungen von Lo- carno zu erwarten. Es gibt keine Auslegung darüber, wer hier im Recht ist oder nicht. Wenn dieNormatziffer* einen Sinn haben soll, so doch den, daß die Truppenzahl auf den Stand im besetzten Gebiet reduziert wird, den sie vor dem Kriege hatte. Wenn die Zu­versicht aus die Ergebnisse von Locarno in diesem Punkte erschüttert wird, dann muß sie insgesamt erschüttert werden.(Sehr wahr! bei den Regierungsparteien.) Die Frage der Verteilung der Truppen- kontingente zwischen den beteiligten Ländern ist«ine Sache der Be- satzungsmächte selbst. Uns stehen sie als eine Einheit gegenüber. Die Lösung dieser Frage darf auch nicht abhängig gemacht werden von den Erfüllungen irgendwelcher Forde- r u n g e n durch uns. Wenn die Reichsregierung den General von Pawelz mit der Regelung der Festtingsfrage beaustragt hat, so tat ste das, weil sie nichts zu oerbergen hat. Der Minister wandte sich dann der Rede Poincar6» in L u n e v i l l e zu. Der französische Ministerpräsident habe die Vor- gänge aus vergangenen Tagen falsch dargestellt. Das Kriegs. schiffElsaß ", dessen Name für die deutsche Gesinnung bezeichnend sein soll, ist im Jahre 1993 gebaut worden und gehört zu den Schis- sen, die uns im Verfailler Vertrag gelassen worden sind. Ueber die Auslegung der Bestimmungen von Locarno konnte es gar keine Meinungsverschiedenheiten geben. Die deutsche Regierung steht noch heule auf dem Slandpunkk der Erklärung des Reichskanzlers nach Locarno . Herr Poincarö sollte sich an diese Erklärung hallen und nicht in irgendwelchen veralteten Zeitungen blättern.(Sehr wahr! bei den Regierungsparteien.) Auch in der Botschafterkonferenz ist offiziell festgestellt worden, daß von über IM Fragen nur zwei un- gelöst geblieben Find, die«ine war die Frage der O st f e st u n ge n. die andere der preußischen Polizei. Die Botschafterkonferenz hat schriftlich anerkannt, daß ein weiteres Vorgehen gegen die vater- ländischsn Verbände nicht notwendig sei. Selbst wenn sich Poincare auf diese wenigen Reste beruft, so kann er nicht im geringsten be- hauplen. daß Deutschland seine Pflicht in der Entwasfnungssrage nicht erfüllt habe.(Sehr wahr! bei den Soz.) Poincare habe ge- sagt, Frankreich wünsche den Frieden. Was will er aber: Locarnopolitik oder Ruhrpositik? Eins oder das andere, beides zusammen ist nicht möglich.(Sehr gut! bei den Regierungsparteien.) Die deutsche Regierung ist den Weg nach Locarno und Genf gegangen, und niemand hat Deutschland mehr dafür gedankt als B r i a n d und H e r r i o t. Deutschland ist zur Verständigung bereit, aber niemals werden wir die Hand er- greifen, die der Sieger dem Besiegten reicht. Wir wollen, daß

politisches Theater. Zur diesjährigen Volksbühnentagung in Magdeburg . Von Leopold Ießner. Die heute mit soviel Nachdruck diskutierte Frage des politischen Theaters hat eine Reihe neuer Schlagworte in Umlauf gebracht, die verwirrend wirken müssen. In leidenschaftlich bewegten Zeiten schwirren solche Vokabeln wie Bazillen durch die Lust. Und der Schaden, den sie anrichten, ist unübersehbar. Was will das Theater von heute? Und was will dos Heute vom Theater? Diese beiden Fragen als Kardinalfrageu müssen Richtschnur jeder Erörterung sein. Es klingt fast unglaublich, aber die Grundtatsache, daß das Theater nicht mehr rein ästhetischen Gesichtspunkten dienstbar sein kann, begegnet noch immer stärksten Zweifeln und stärkstem Widerstand. Von jeher war das Theater ein Glied des Kulturganzen. Ein prägnanter Zug im Gesicht der Zeit. Es konnte für das schwelgende Wohlleben, für die sich übersteigernden Genüsse der Vorkriegsjahre keinen überzeugenderen Ausdruck geben, als das Theater der Illusion, das Nichts-als-Spiel-Theater. Nachdem aber Krieg und Revolution der Zeit ihr Siegel aufgedrückt hatten, das bis in jede Erscheinung hinein spürbar war, hatte das Theater des Genusses, die Bühne des Nichts-als-Spiels, den Boden verloren. Die Welt des Scheins wurde durch die Attacken der Wirklichkeit zerstört. Die schillerndste Farbe wurde durch die Vision vergossenen Blutes überboten, die klingendste Melodie durch den Schrei der Straße übertönt. Die Zeit hatte ein politisches Gesicht. Die Politik war zentral geworden: im Sinne einer Weltanschauung. Kaum gibt es einen Zweig heutigen Lebens oder heutigen Wissens, der sich dieser Atmosphäre entziehen könnte. Wo wir an praktische oder ideelich- orientierte Fragen rühren die Zeit verleiht ihnen automatisch ein politisches Gepräge. So wird auch das Theater sofern es nicht abseits der Zeit stehen will in jenem großen weltanschau- lichen Sinne politisch sein so etwa, wie das Theater der Griechen in weltanschaulichem Sinne religiös war. Es ist falsch, und dies kann nicht oft genug betont werden, Politik gleichbedeutend mit Parteigesinnung zu setzen. Das hieße, eine mögliche Konsequenz zur gewissen Voraussetzung zu machen. Und so darf auch der Begriff des politischen Theaters nicht mit dem des Parteitheaters verwechselt werden. Politisches Theater, d. i. dos Theater des allgemeinen Zeitausdrucks. Parteitheater, d. i. das Theater des begrenzlen Fraktionswillens. Das eine hat zum Endzweck die Kunst mit den Mitteln gewandelter Weltanschauung: das andere die Verwirklichung des Parteipro- gramms mit den Mitteln der Kunst.

die volle Souveränität auch im Rheinland « her. gestellt wird.(Bravo !) Wir wollen Freiheit und Frieden für alle Völker!(Beifall bei den Regierungsparteien.) vie Erklärung öer öürgerblockparteien. Abg. Saas(Z.) gibt dann im Namen der Regierungsparteien folgende Erklärung ab: Vor und nach seinem Eintritt in den Völkerbund hat das Deutsche Reich bewiesen, wie ernst es ihm mit dem Streben um ein wirklich befriedetes Europa und ein ausgeglichenes Zusammen­arbeiten der Nationen ist. Die in der Regierung vertretenen Parteien entnehmen aus den Darlegungen des Herren Reichs- außenministers mit Befriedigung, daß bei den in Genf stattgefundenen Verhandlungen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Völkerbundes es Deutschland gelungen ist. positive und förderliche RNtarbeit zu leisten, im Sinne der Erhaltung des europäischen Friedens und der Lösung oder Milderung von Konflikten, die in der Oeffentlichkeit als ernste Friedensbedrohung empfunden wurden. Die Haltung, welche die deutsche Delegation bei der Beratung dieser Fragen eingenommen hat, findet unsere Billigung. Angesichts des Konflikts, der zurzeit zwischen dem englischen Reiche und Sowjetrußlond entstanden ist. stellen wir fest, daß von keiner Seite der Versuch gemacht worden ist, Deutschland aus der durch die Verträge und durch sein eigenes Interesse ihm vorge- zeichneten Linie abzudrängen. Wir billigen das Bestreben der Reichsregierung, die Frage unseres Verhältnisses zu Rußland in Freiheit und Unabhängigkeit zu gestalten und die politischen und wirtschaftlichen Verbindungen zu pflegen, die die geographische Lage Deutschlands und sein« traditionellen Beziehungen zu dem russischen Volke nahelegen. Diese Haltung schließt selbstverständlich das Recht Deutschlands nicht aus, gegebenenfalls gewissen Betätigungsformen der sowjetrussischen Politik außerhalb der Landes- grenzen mit Nachdruck entgegenzutreten und sich der berechtigten Entrüstung anzuschließen, welche die Massenverurteilungen der letzten Wochen in der gesamten Kulturwelt ausgelöst haben. Die Leitung der deutschen Außenpolitik hat einem Wunsche der europäischen Großmächte entsprochen, indem sie in Genf mitgewirkt hat. um die anläßlich des albanischen Konflikts ent- stcmdenen Gefahren zu bannen und eine friedliche Bereinigung der zwischen Albanien und Jugoslawien bestehenden Meinungs- Verschiedenheiten vorzubereiten. Je stärker jedoch die bedeutungsvolle Funktion Deutschland » al» unentbehrlicher Friedensfattor in Erscheinung tritt, um so unver- ständlicher ist es, daß unserem Staatswesen immer noch Rechte vorenthalten bleiben, die für jeden Staat einen selbstverständlichen Bestandteil seiner Souveränität darstellen. Nach der Annahme des Dawes-Gutachten» und seiner bisherigen reibungslosen Durchführung, nach dem Abschluß der Locarno-Derträge und dem Eintritt Deutschlands In den Völkerbund hätte dem Sinne des Vertrages und den Geboten politischer Logik entsprechend die letzte Stunde fremder Besetzung auf deutschem Boden sofort schlagen müssen. Abgesehen aber davon. daß dies« naturgemäße Auswirkung der neuen Abmachungen und vernunftgemäße Auslegung der Verfailler Vertragsbestimmungen bis heute noch auf sich warten läßt, ist nicht einmal die Verminderung der Bciahungstruppcn zur Durchführung gelangt. Deutschland hat auf diese Verminderung einen unbestreitbaren Anspruch. Es hält in seinen Händen die Not« der Botschasterkonferenz vom 14. November 192S. Aber es muß feststellen, daß bis heut« die drei Okkupation»- mächte England. Frankreich und Belgien da, solidarisch gegeben« Versprechen noch nicht eingelöst haben. Es erhebt flch die Frage, wie die genannten Staaten es mit der Ehre de» gegebenen Wortes zu vereinbaren gedenken, daß die Zusage vom November 1925 bis heute noch nicht erfüllt ist. Mit stärkster Enttäuschung entnehmen wir aus den Dar- legungen des Herrn Reichsaußenministers, daß es nicht ge- l u n g e n ist, die diesem Ziele dienenden Genfer Besprechungen zum Abschluß zu bringen. Wir müssen der bestimmten Erwartung Aus- druck geben, und wollen die soeben im englischen Parlament erfolgte Erklärung als ein günstiges Vorzeichen ansehen, daß«» der Leitung der deutschen Außenpolitik gelingen wird, die eine Lösung diese» längst fälligen Versprechens endlich zu erreichen und zwar ohne Hingabe deutscher Konzessionen, die mit dieser Forderung in keinem rechtlichen Zusammenhange stehen. Ein bemerkenswertes Entgegenkommen liegt in

Wenn ich als ein mir naheliegendes Beispiel die �Hamlet "- Aufführung des Staatlichen Schauspielhauses anführe, so war hier der Versuch gemacht, ein ewig gülliges Dichtwerk vom Blickpunkt einer gewandelten Weltanschauung aus zu geben. Die Wandlung bestand in einer Abkehr von psychologischen Gesichtspunkten. Was konnte uns heute noch nach soviel ästhetisch-wissenschaftlichen Kam- mentaren und nach so erschöpfenden Spitzenleistungen der Schau- spielkunst(Kainz!) die Psychologie der Hamlet-Figur inter - essieren?! Die Grammophonplatte vonSein oder Nichtsein" ist ausgewalzt. Die Melancholie des Dänenprinzen ist sprichwörtlich und somit Klischee geworden. Der Hamlet von heute bedurste weniger des Smokings und der Bügelfalte als eines neuen Stichworte». Und dieses Stichwort hieß: Etwas ist faul im Staate Dänemark ." Hier liegt der Angelpunkt für das Leid Hamlets. Hier der Grund seiner Einsamkeit. Hier das Martyrium, an dem er zugrunde geht. Der Rachegedanke für seinen Bater ist nur der greifbare Antrieb seines Gebaren». Denn hier wurde unter unzähligen Untaten eine und zwar die gravierendste offenbar, die die Morschheit jene» Königshofes entlarvte die Morschheit der Gesinnung und des Zeremoniells, hinter dem sich der Zerfall verbarg. Deshalb mußte dieses Zeremoniell und sein Exponent Polonius besonders penetrant gezeigt werden. Deshalb mußte die Panik dieses Zeremoniells im Moment der Entlarvung besonders sichtbar werden.(Und aus diesem, und nicht etwa rein dekorativem Grunde war das Hof- thcater in all seinem Prunk und all seiner Gala-Atmosphäre auf- gebaut.) Deshalb mußte die Falschheit, wo sie sich nicht zu ver- bergen vermag, in Gestalt der Höflinge Güldenstern und Rosenkranz besonders hervorgekehrt werden. Niemand kann zu Recht behaupten, diese Anschauung hätte Shakespeare vergewaltigt". Denn es ist nichts darin, was nicht imHamlet " enthalten wäre. Nur die Beleuchtung sozusagen hat gewechselt. So etwa, als wenn man den Prinzen von Homburg nicht mehr als Hohenzollern -Dithyrambus im Sinne der Siegesallee sieht, sondern als Verherrlichung des Staatsgedankens in Person des Großen Kurfürsten der autoritativ bleiben muß über jede Handlung innerhalb des Staatsgefüges. Dies seien Beispiele für das Theater als Zeitausdruck und in diesem Sinne als politisches Faktum, wobei das Politische ein Mittel des Künstlerischen ist und nicht seine Aufhebung. ähnlich wie im griechischen Theater das Religiöse Attribut de» Künstlerischen war und nicht Selbstzweck, ähnlich, wie das klassische Thcater Goethes und Schillers nicht dergestatt als eine moralische Anstalt sich darstellte, daß das Lehrhafte darin überwog. Das Theater von heute um es noch einmal zusammenzufasien zeichnet sich nicht so sehr durch Spielfertigkeit aus wie durch die dahinterstehende Gesinnung eine Gesinnung, die als Welt- anschauung sich künstlerisch auswirken, niemals aber als Partei- zwang kunstzersprengend werden darf,

der Hallung der deutschen Delegation w der Frag« der Ost« f e st u n g« n. Im Hinblick auf die bis auf unwesentliche Restpunkts vollständig abgeschlossene Abrüstung Deutschlands sind wir der Auf-- sassung, daß nunmehr die Botschafterkonferenz ihre Funk- tionen und ihren Daseinszweck reichlich erfüllt hat und daß die Zeit gekommen ist, diese Schöpfung der ersten Nachkriegszeit aufzuheben. Das entschieden« Eintreten der deutschen Delegation zugunsten der in ihren statutarisch festge­legten Rechten verletzten Memeldeutschen erfüllt uns mit B e- f r i e d i g u n g. Aus dem gleichen Grunde begrüßen wir die in Genf unternommenen Schritte, um den Eintritt Deutschlands in die Mandatstommission des Völkerbundes zu sichern. Daß es nicht gelungen ist, die D a n z i g e r Angelegen- heit im Sinne der von dort gestellten berechtigten Anträge zu endgültiger Erledigung zu bringen, bedauern wir auss tiefste. Weitest« Kreise des deutschen Volkes sind zurzeit von steter Sorge und Enttäuschung beherrscht über den Stillstand bzw. um oie verlangsamte Weilersührung des Werkes von Locarno , vor allem in seinen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich . In dieser Sorg« fühlen sie sich bestärkt durch die unverständlichen Aus- führungen des Herrn französischen Mini st erpräsiden- ten, der gelegentlich einer Denkmalsrede in Luncville in einer Weise in das' Gebiet der Außenpolitik eingegriffen hat, die mit dem Geiste von Locarno und der logischen Weilerführung seiner bisherigen Ergebnisse unvereinbar ist. Wenn dieser Geist zum beherrschenden Agens der französischen Polilik werden sollte, dann würde allerdings die Hoffnpng auf eine ver- trauensvoll« Zusammenarbeit der beiden Nochbar- mächte und ein« dauernd« Bestiedung Europas aufgegeben werden müssen. Wir geben der Erwartung Ausdruck, daß die Reichsregierung sich auch in der Weiterfübrung der deutschen Außen- Politik neben der kraftvollen Geltendmachung beut» scher Recht« von dem Grundgedanken der Vertragstreue, ehrlichen Verständigungswillens und loyaler M i t a r- beit in den Einrichtungen der Dölkersolidarität leiten läßt. �lbg. dr. Sreitlcheiü(603.): Die Erklärung der Regierungsparteien war nach außen sehr scharf gehalten, aber sie enthielt sich doch jeder Kritik an dem Ver- hallen der deutschen Delegation in Genf , sie l o b t e sie sogar und sie unterschied sich auch in verschiedenen anderen Beziehungen sehr we- sentlich von gewissen Presseäußerungen der größten Regierung-- partei In den letzten acht Tagen. wir erkennen an. mit welcher Selbslausopferong die Dculsch- nalionalen dieser Erklärung ihre Zustimmung gegeben haben. Diese Regierung scheint ja in der Lage zu sein, das scheinbar Un- vereinbare zu vereinen. Die magische Gewalt des Zentrums scheint Wunderkräfte zu wirken. Immer dann, wenn ein Riß in der Re- alerung zu Neistern Ist, dann scheint das Zentrum etwas von der Wunderkraft der alten Heiligen zu haben.(Heiterkeit.) Wir wünschen Ihnen(nach rechts) alles Glück und ein langes Leben, um recht häufig wie es heute die Deutschnationalen tun, zu verleugnen, was Sie gestern noch behauptet haben. Die heilige Wunderkraft des Zentrums ist aber leider nicht In der Lage, die internationalen Gegensätze ebenso zu überbrücken wie innerhalb der Regierungspar- teien. Und so sehen wir uns einmal wieder in einer Slluaston, die zu lebhasten Besorgnissen veranlassung geben muß. Aus diesem Grunde haben wir unsere Interpellation ein- gebracht. Sie knüpft an die Genfer Verhandlungeil an, an die Ver- Handlungen des Dölkerbundsrats und an die der sechs Außen- minister. Ueber die eigentlichen Ratsverhandlungen hat ja die Press« aller Länder berichtet. Unbeeinflußt davon dürfen wir fest- stellen, daß gegen das Auftreten der deutschen Delegation ln G-ns keine wesentlichen Einwände zu erheben sind, es besteht auch kern Grund zu der Feststellung, daß Deutschland bei den Ratsocrhand- lungen schlecht abgeschnitten hat. Dem Außenminister ist kein Vorwurf zu machen, daß er die Memelländische Frage nicht zur Sprache gebracht hat. Mit dem von ihm geübten Verfahren sind wir einverstanden. Sollte Litauen es ablehnen, auf Grund dieser Vereinbarungen vorzugehen. dann hätte auch eine formulierte Entschließung des Völkerbundes nichts besseres bewirkt. Hoffen wir. kmß der Staat Litauen , der in letzter Zeit eine Selbstsicherheit zur Schau trägt, die seinen Leistun- gen innerhalb der Völker keineswegs entspricht, sich der Pflichten bewußt bleibt, die ihm das Memelabkommen von 1924 auferlegt. Gerade hier haben wir«in Beispiel für den Wert der Zugehörigleit Deutschlands zum Völkerbund. Aehnlich ist es in der Frage des

Zu stark für dies Leben." Die Novell « von Iwan Heil- but, deren Beröffentlichung wir in nächster Nummer beginnen, ist ein« Milieu- und Charakterschilderung aus dem deutschen Klein- bürgertum. Aus kleinbürgerlichen Verhältnissen sind die Träger der Handlung erwachsen, die wirtschaftliche und soziale Struktur des Kleinbürgertums hat ihrem Wesen das Gepräge gegeben. Klein­bürgerlich« Enge der Lebenshaltung und Lebensanschauung sonnt ihr Schicksal und führt durch ein banales Ereignis die trogische Katastrophe herbei. Heilbuts Erzählerkunst ist den.Vorwärts"- Lesern aus zahlreichen Beiträgen bekannt, die unser Feuilleton brachte. Sie zeigt in dieser Novelle den besonderen Reiz ihrer Eigen- art: eine seine, stille Poesie, die nichts schönfärbt, aber in liebe- voller Schilderung des Kleinen und Kleinsten, in tiefem Verstehen und warmem Mitteiden den Alltag unnd seine Geschöpfe verklärt. Zum Würzburger Skudenlenkag. Die sozialistischen Studenten der ilnioersität Berlin haben aus eine Beschickung des Würzburger Studententages mit folgender Erklärung verzichtet:.Wir aner- kennen den Grundgedanken einer wahren, kulturpolitisch ausgebauten großdeutschen Studentenschaft. Die bestehende sogenannte Deutsche Studentenschaft erfüllt dies« Bedingungen nicht, vielmehr haben gerade die Ereignisse des letzten Jahres deren parteipolitiich- reaktionäre Einstellung in ihrem Wesen und deren k l e i n v ö I- kische Organisationssorm in aller Deutlichkeit offenbart. Wir sehen in dieser Deutschen Studentenschast immer noch einen rein völkischen Privatverein, dem wir nur zwangsweise angehören Nach wie vor lehnen die sozialistischen Studenten eine Delegierung zu den Tagungen der Deutschen Swdentenschost ab. Erst die reft- lose Durchführung der studentenrechtlichen Landtagsbeschlüsse wird den großdeutschen Aufbau einer studentischen Gemeinschaft ermög- lichen. In diesem Sinne begrüßen wir die Maßnahmen des Kultus- Ministers zur Durchführung der Landtogsbeschlüsse am 1. Oktober dieses Jahres. Dritter Kongreß für Organisation der Arbeil. Der dritte inter - nationale Kongreß für wissenschastliche Organisation der Arbeit wiro in Rom am 5. September dieses Jahres eröffnet werden: die vor- hergehenden Kongresse fanden 1924 in Prag und 1925 in Brüssel statt. Die Arbeit des Kongresses soll in vier Sektionen stattsindeu, von denen jede die Probleme der wissenschaftlichen Arbeitsorgani- lation innerhalb eines Gesamtthemas untersuchen soll, und zwar in der Industrie und im Handel mit industriellen Erzeugnissen, in d-r Landwirtschaft und den zugehörigen Handelszweigen, in der B?- Hördenorganisation und den öffentlichen Diensten und schließlich in der Hauswirtschaft. Innerhalb jeder Sektion sollen die allgemeinen wirtschaftlichen Gesichtspunkte, die technischen Faktoren und die Einfügung der menschlichen Arbeitskraft auf dem betrefsendcu Arbeitsgebiet untersucht worden. Die deutsche Teilnahme an dem Kongreß wird vom Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit gemein- sam mit dem Berein deutscher Ingenieure vorbereitet. Eine Anzahl deutscher Sachverständiger sind aufgefordert, Referate für den Kongreß zu übernehmen. Do» Slaatiiche twpserstichtoblnett eröffnet am 25. Juni eine Au-Zilellunq de« graphischen Wer� J von Köche Kollwitz«u Ehren des 60. GeburtSlagcS des Künstlerin am& Juli.