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da sie der Sozialistischen Arbeiterinternationale nicht an-| schlossen, ihn zu ertragen. Die eigene Deutsche Volkspartei , voller gehören? Sie hatten im übrigen auch eine Kundgebung Enttäuschung über ihn, ist gewillt, ihn zu ertragen. über eine Art ,, Einheitsfront" mit den Kommunisten heraus­gegeben. Die Folge davon war, daß diese nur noch dreister statt entgegenkommender wurden. Die Marimalisten sprachen von Einigung", wollten aber zunächst ebenso wie die Vertreter der bürgerlichen Republikanerpartei- feines ihrer aus Italien mitgebrachten Vorurteile aufgeben.

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Schließlich hat man doch den antifaschistischen 3usammenschluß erreicht, die Concentrazione antifascist a ", die vor einigen Wochen gegründet wurde und ihre eigene Zeitung hat ,,, La Libertà", die bereits eine umfassende Propagandatätigkeit begonnen hat und mit der möglichsten Energie fortsetzen wird. Der Concentra zione" haben sich angeschlossen: die Sozialistische Partei der italienischen Arbeiter, die Marimalisten, die Italienische Republikanische Partei , die Italienische Liga für Menschenrechte und der Allgemeine Italienische Gewerkschaftsbund. Die Vereinigung ist hervorgegangen aus einer politischen und psychologischen Forderung, angesichts deren der Partikularismus der einzel­nen Parteien weichen und einer Einheit der Aktion Raum geben mußte. Die Concentrazione ", ohne die ein zelnen Parteien und die Organisationen, aus denen sie be­stehen, ersetzen zu wollen, denen sie volle Freiheit für ihre Propaganda überläßt, will, in Italien wie in der ganzen Welt die mächtigste Aftion gegen den Faschismus unter­nehmen und dabei nach folgenden Prinzipien handeln: die Freiheit ist die unentbehrlichste Boraussetzung aller politischen und moralischen Bewegungen, die auf eine Zukunft

An diesem großen Tag" war alles flein : der Minister, die Regierungsparteien, die Opposition. Nur der Knads in der Reputation des Außenministers war, ist und bleibt ge= waltig. Der Zusammenbruch der Locarnopolitif selber aber ist ja nicht erst von heute."

Politische Konkursanfage- gut gesagt von einem deutsch nationalen Blatt! Pleite groß aber Pleite durch die Deutschnationalen, für die Deutschnationalen, mit den Deutsch nationalen.

Das andere Hugenbergblatt ,,, Der Tag", erzählt, wie die neue Linie" in der Außenpolitik des Bürgerblocks aussehen müßte:.

" Das Bekenntnis zum Fortwursteln ist eine Verlegenheitslösung. Beilte Helfferich noch unter den Lebenden, so hätte er uns vielleicht einen Ausweg aus dem Wirrsa! gezeigt, wahrscheinlich denselben, der als der einzige schon so oft an dieser Stelle bezeichnet worden ist: da die Entente des Vertragsbruches überführt ist, haben auch wir wieder nach vorheriger Ankündigung die Freiheit des Handels erlangt, wir brauchen also etwa rische Rüstung wieder aufzunehmen, falls bis zu einem nur unseren Entschluß zu erklären, unsere volle militä bestimmten Termin die Abrüstung der anderen nicht erfolgt."

schaft mit Poincaré . Im übrigen bezeichnend, daß am Tage Also statt Locarnopolitif, Ruhrpolitif. Gesinnungsgemein­Helffer ich erinnert. der Ermordung Rathenaus sich der Tag" an

britischer Demokratie und sozialer Gerechtigkeit hinzielen; die Der Pariser Eindruck der Reichstagsdebatte

Arbeitermasse bildet den Haupttern der anti­faschistischen Macht; der antifaschistische Kampf wird um so wirksamer gelingen, desto. enger er sich mit dem Radikalis­mus der verbitterten, offen sozialistischen und republikanischen Massen verbündet. Und so wird der antifaschistische Kampf mit Energie geführt und der Sieg um so eher errungen werden, je mehr bei den Italienern in der Heimat und im Auslande das Bewußtsein der Schande und der Gefahr erwacht, die die faschistische Dittatur bedeutet.

Hugenbergs Linie.

Gegen Stresemann

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für Helfferich, gegen Locarno für Ruhrpolitik.

Die Hugenbergpreffe revanchiert sich bei Stresemann für alte Gegnerschaft mit boshafter Kritik seiner Reichstagsrede. Stresemann und die Hugenbergpresse sie wissen beide, wie sie miteinander daran sind. So schreibt der Lokal anzeiger":

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Herr Stresemann ging aus dem Schaugefecht des Tages denn nur ein Schaugefecht war es mit zwei blauen Augen und mit gefappten Rockschößen hervor. Genug für ihn, um nach der Ueberwindung anfänglicher, fühl­barer Befangenheit mit weniger Nervosität und Halt lofigkeit, als er sie seit dem Zusammenbruch in Genf bisher gezeigt hatte. wir denken dabei an haltlose Be schimpfungen gegen unangenehme Kritifer seiner Iaten sich rednerisch mit seiner fatalen Lage zwischen einer bis ans Herz hinan kühlen Regierungsmehrheit und einer an Aus­brüchen herzlichster Liebe nur durch Wahltatti gehinderten Oppo sition abzufinden.

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Gine glattere und rundere politische Konkurs anfage ist wohl nicht denkbar. Und man kann die Erklärung der Regierungsparteien noch so genau durchlesen man wird in ihr kein Wort finden, das auch nur im leisesten die Konkursansage Herrn Stresemanns abschwächte. Herr Stresemann persönlich aber bleibt unangefochten denn wer sollte Lust haben, seine Passiven zu übernehmen. Das Zentrum, voller Unmut über ihn, ist gewillt, ihn zu ertragen. Die Deutschnationalen, voller Zorn über ihn, sind ent­

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Rathenau.

Bon Hermann Schüßinger.

Wieder stehen Reichsbanner- Posten im Friedhof von Nieder­ schöneweide am Grab Walfer Rathenaus. Nicht in der Pose der Gardegrenadiere am Katafalt" irgendeiner Majestät, sondern als Sinnbild einer Boltstrauer, die seit dem Attentat in der Königsallee , seit dem Aufbrausen des Massenzorns über die feige Tat immer noch lebendig ist.

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ein

Die Familiengruft der Rathenaus, die sich weiß Gott feudales Mausoleum im Grunewald oder auf ihrem Landschloß Freienwalde hätten leisten können, befindet sich im proletarischen Often, am Stammsiz der AEG., im Gemeindefriedhof von Oberschöne. weide, umringt von Proletenhäusern, Fabriken, Lagerhäusern, Essen

und Schloten.

Bielleicht ist darum der stille Reichsbanneraufmarsch am Grab des viehisch ums Leben gebrachten Rathenau alljährlich von so er­schüttender Eindringlichkeit, weil die Rundgebung aus einer Proleten­vorstadt hervorprallt und am Grabstein einer Unternehmer- Dynastie lebendig wird.

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Als Walter Rathenau im Juni 1922 in der Königsallee unter der Feuergarbe jener Maschinenpistole zusammenbrach, gab es noch feinen Reichsbanner", teine republikanische Frontsoldaten- Organi­fation. Angeefelt von vier Jahren Mord hatte das Proletariat die Waffen weggeworfen. Erst die Mord- Welle der Nachkriegszeit und das Attentat auf Rathenau zwang uns wieder in die Uniform der republikanischen Miliz, in Reih und Glied.

Umso sinniger wirft nun gerade dieser Reichsbanner- Ehrenposten am Grabe Rathenaus. Dieser unendlich begabte, geistig überragende Mensch konnte alles werden in der Kaiserzeit: Kommerzienrat, Geheimrat, Doktor honoris causa , Handelskammerpräsident, Inhaber aller möglichen Hausorden und Hosenband- Kreuze. Nur nicht Leutnant der alten Armee. An dieser einen Barriere stieß sich schon der junge Einjährig- Freiwillige" Walter Rathenau vergeblich die Hörner ein.

Ein Jude Reserve- Offizier? Da fonnte er alle Herrlichkeiten der Welt erfunden, Einstein- Theorie erdacht, Anti- Krebs- Bazillen entdeckt oder neue Ueber- Radio- Wellen erfunden haben. In die gang gute Gesellschaft der raffereinen Gutsherren und Rafernen- Junter fam er deswegen noch lange nicht hinein.

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Walter Rathenau hat Ballen voll Gift, voll Galle und voll Zorn in fich hineingesogen, weil er hier Jahre lang vor einer unüberwind­lichen Schranke stand.

Jetzt stellt dem Toten, der zwar Millionen der deutschen Kriegs­wirtschaft" umformen und zusammenballen, aber nicht zum Leutnant avancieren durfte, das Reichsbanner" alljährlich eine Ehren­tompagnie".

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Sächsisches Regierungstheater.

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Die bescheidenen Deutschnationalen. Abwertung der Volkspartei durch die Aufwertungspartei. Krach in der ASP.

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Dresden , 24. Jumi.( Eigener Drahtbericht.) Wenn nicht alles täuscht, hat die sächsische Regierungsfrise jetzt ihr Ende erreicht. Die Deutschnationalen haben sich bereit erflärt, einer Er­nennung ihres Ministeranwärters Dr. Krug- Nidda zum Wirt­schaftsminister zuzustimmen. Bei der Bildung der Regierung Held im Januar 1927 war bekanntlich.von den bürgerlichen Koali­tionsparteien den Deutschnationalen versprochen worden, daß die Regierung zurücktreten werde, wenn nicht bis zum 1. Januar die Deutschnationalen in die Regierung aufgenommen worden seien und die Zahl der Minister von 7 auf 5 verringert ist. Bis zum 1. Januar zu feinem Resultat. aber kamen die Verhandlungen über die Umbildung der Regierung Die bürgerlichen Minister der Koalitions­regierung erklärten infolgedeffen ihren Rücktritt, während die ASPS.­Minister, Ministerpräsident Held und Arbeitsminister Elsner ihre Bosten nicht niederlegten.

Im Verlauf der Krise haben die Deutschnationalen ständig. die ihnen versprochene Berringerung der Zahl der Minister von 7 auf ihre Ansprüche vermindert. Sie verzichteten zunächst auf 5. Für den Fall, daß eine Verminderung der Ministerzahl nicht ein­ministerium und das Wirtschaftsministerium. Sie erklärten sich aber frete, hatten sie zuerst zwei Ministerien verlangt, das Innen­

dann bereit, sich mit dem Wirtschaftsministerium zu begnügen, wenn jede der an der Regierung beteiligten Parteien nur einen Ministersiz erhalte. Die ASPS. blieb aber darauf bestehen, daß ihr zwei

Ministerposten, die Ministerpräsidentschaft und das Arbeitsministerium

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erhalten bleibe. Die Deutsch nationalen, die mit 14 2b= Wutgeheul rechts- Anerkennung links. geordneten die größte bürgerliche Partei im Sächsischen Landtag Paris , 24. Juni .( Eigener Drahtbericht.) Die Reichstagsrede sind, sträubten sich dagegen, daß sie sich nur mit einem Minister­Stresemanns hat in Paris unzweifelhaft tiefen Einbrud i begnügen sollten, während die nur aus 4 Abgeordnete be hinterlassen. Ihre Bedeutung wird von allen Blättern der Pariser aber haben sie auch in diesem Punfte nach gegeben und wollen sich der ſtehende ASPS. Frattion 2 Minister sige erhalte. Jetzt Morgenpresse deutlich, allein schon in der großen Aufmachung be­mit dem Wirtschaftsministerium begnügen, obwohl die. tont. Aus ihrem Inhalt hebt man vor allen Dingen die Stellen hervor, wo Stresemann betonte, daß Deutschland eine Re= ASPS. zwei Ministersize erhält. vanche gegen Frankreich und seine Sicherheit nicht bedrohen wolle und niemand unter den verantwortlichen Führern so verbrecherisch jei, zum Kriege zu hetzen. Die direkte Antwort Stresemanns auf die Lunéviller Kriegsrede Poincarés wird als ebenso höflich wie geschikt bezeichnet, vor allen Dingen die Schlußfragen der Rede Stresemanns an Poincaré finden hier große Beachtung. Wie tief der Eindruck der Rede in Paris ist, sieht man am besten aus dem hilflosen, fomischen Wutgeschrei der Rechtspresse. Hier

hat vor allem der Borwurf an Boincaré, daß er sich in den Details der Außenpolitik nur mäßig orientiert zeige, start gesessen. Strese­Bosheit gefallen lassen. Stresemann habe keinerlei milde: mann muß sich den Borwurf der Unverschämtheit und verlegenden rung im Bejagungsregime infolge der Unterzeichnung des Locarno­pattes versprochen erhalten. Doppelt erfreulich muß es darum wirken, wenn ein bürgerliches Linksblatt, die Bolonté", demgegen­über unzweideutig erflärt:" Stresemann hat am Donnerstag im Reichstag wohl die beste Rede seiner Karriere gehalten. Sie war ebenso vollständig wie genau, mäßig, geschickt und bedacht. Seit dieser Rede steht nicht mehr die Haltung Deutschlands zur Debatte, sondern diejenige Frankreichs und Poincarés. Unzweifelhaft ist die Stellung Stresemanns stärker als die Poincarés, denn Stresemann fonnte eine Waffe ins Feld führen, die die französische Deffentlichkeit aufgreifen wird. Dabei hat Strejemann nicht ein einziges un­geschicktes oder verletzendes Wort gegen Poincaré ausgesprochen. Die Fragen, die er zum Schluß an Poincaré richtet, liegen nicht nur auf allen deutschen , sondern auch auf allen französischen 3ungen."

Der Gegner des oberschlesischen Wojwoden Greszinski, Rechts­anwalt Wolny, ist von seinem Posten als Mitglied der gemischten Kommission für Oberschlesien abgerufen worden. Das ist die Strafe dafür, daß er sich für eine gerechte Behandlung der deutschen Minder­heiten eingesetzt habe.

An der Mordstelle aber, dem Baum der Königsallee, der heute noch die Kugelspuren des Attentats aufweist, wenige hundert Meter von der Rathenau - Billa am Hundekehle- See, steht ein anderer Reichsbanner"-Posten und bewacht einen Lorbeerkranz, der sich zum mahnenden Gedächtnis der Untat vor fünf Jahren um den knorrigen Etamm herumschmiegt.

Menschen kommen und gehen, betrachten die Schleifen und die Mehrzahl aber nimmt den Hut ab und geht wortlos vorbei, die ernst vor sich hinsehenden Bosten. Einige lachen und grienen. Die Königsallee hinunter, da wo am Straßenfnic vor dem Hundekehle­fee, die Rathenau - Billa steht. Feierlich recken sich die beiden Pappeln am Eingang auf und flankieren den schmalen Kiesweg, über den bis Haar ins Haus zu gehen pflegte. vor wenigen Monaten noch Mutter Rathenau mit dem vollen weißen Haar ins Haus zu gehen pflegte.

hohen Giebeln, der soviel Kultur und eble Menschlichkeit in sich barg. Böcklinsche Feierstimmung liegt über dem alten Kasten mit seinen

Einen Kanonenschuß weiter nach Osten, aber im Reichstag, sagt Gustav Stresemann mit dem bekannten berückenden Schmelz in seiner Stimme dasselbe wie vor etwas mehr als fünf Jahren Walter Rathenau .

Achter deutscher Volksbühnentag.

Magdeburg , 24. Juni .( Eigener Drahtbericht.)

In nicht öffentlichen Verhandlungen haben die leitenden In­stanzen des Verbandes Deutscher Volksbühnen in den letzten zwei Tagen in Magdeburg verhandelt und besonders auch mit den Leitern der Wanderbühnen, durch die der Verband ernste dramatische Kunst in theaterferne Ortschaften tragen läßt, eingehend beraten. Gestern abend wurde die öffentliche Tagung mit einer großen fünstlerisch umrahmten Veranstaltung im Schüßenhaus eröffnet, zu der sich neben den einzelnen Delegierten und Gästen auch die Magdeburger Arbeiterschaft in großer Bahl eingefunden hatte. Nach Borträgen des Philharmonischen Orchesters und trefflich gesungenen alten Chor liedern der Volksmusikschule, hielt der erste Vorsitzende, Unterstaats­sekretär a. D. Kurt Baate, die eindrucksvolle Eröffnungsrede, in der er die kulturbringende Mission der Volksbühne sowie den Willen der Volksmassen zur Kunst darlegte, das gewaltige Wachstum der Volks­bühnenbewegung feststellte und in einigen Worten auch des Berliner Piscator- Konflikts gedachte, von dem er sagen konnte, daß er längst verweht ist und der Berliner Voltsbühne feinen Schaden gebracht hat. Großes Aufsehen machte die Mitteilung des Borsigenden, daß dem Führer der jungen belgischen Volksbühnenbewegung in Antwerpen , einem jungen Volksschullehrer, der Urlaub zur Teilnahme am Deut­ schen Volksbühnentag verweigert worden ist. Wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, daß irgendein fleritaler Schulbureaukrat das für verantwortlich ist und die Sozialisten in der belgischen Regierung nichts davon wußten, denn sonst wäre dieses Vorgehen wohl un­möglich gewesen.

Barmherzig begrüßte Dr. Seelig im Namen des preußischen Ministeriums für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung die Tagung,

Aus dem gegenwärtigen fächsischen Kabinett muß, um den deutschnationalen Miniſteranwärtern Platz zu machen, der jetzige der Dr. wirtschaftspartei angehörende Minister Wilhelm ausscheiden. Außerdem soll der bisherige voltsa parteiliche Justizminister Bünger durch den Abgeordneten Dr. von Fummetti, von der Aufwertungspartesi ersetzt werden.

In der ASPS. hat sich übrigens gegen die Koalition mit den on den Instanzen dieser Partei wurde beschlossen, gegen die Diese Beschlüsse sind bisher übrigens noch nicht veröffentlicht worden. Koalition mit den Deutschnationalen Einspruch zu erheben. Die Abgeordneten der ASPS. sind aber offenbar nicht gemillt, auf die Beschlüffe ihrer eigenen Instanzen irgendwelche Rüc fichten zu nehmen.

Deutschnationalen lebhafter Widerspruch bemerkbar gemacht.

Durchpeitschung der Oberhausreform.

Mißtrauensantrag der Arbeiterpartei. London , 23. Juni .( Eigener Drahtbericht.) Die Regierung hat am Donnerstag durch Churchill das Ersuchen der Arbeiter­partei, einen Tag zur Erörterung der Reformpläne für das Oberhaus zu bestimmen, glatt abgelehnt. Als Sprecher der Arbeiterpartei fündigte hierauf Clynes an, daß es angesichts der Weigerung der Regierung, den Tag für die Debatte zu bestimmen, Pflicht der Opposition sei, eine Diskussion zu sichern. Die Labour Party wird also den üblichen Weg einschlagen und durch die Vor­Tage eines Mißtrauensantrages gegen die Regierung die Diskussion erzwingen.

Keine Erhöhung der Bahntarife. Die von der Deutschen Zeis tung" verbreitete Nachricht über eine Erhöhung der Reichsbahntarife ist, wie wir von zuständiger Seite erfahren, aus der Luft gegriffen.

indem er die gegenseitige herzliche Treue dieses Ministeriums und der Volksbühnenbewegung betonte. Auch der preußische Ministers präsident, der Minister des Innern, der Oberpräsident der Provinz Sachsen und der Regierungspräsident von Magdeburg ließen der Ansprache eines Redners gab dem Magdeburger Oberbürgermeister, Tagung ihre besten Wünsche ausrichten. Die recht lokalpatriotische Genossen Beims, Anlaß zu einer Fülle humoristischer Bemerkungen, die Stürme von Heiterkeit entfesselten. Beims schloß als einfaches Voltsbühnenmitglied mit den aufrichtigsten Wünschen für die Tagung. Genosse Heinrich Schulz , der zum ersten Male seit Jahren nicht mehr als aftiver Staatssekretär und Vertreter des Reichsministeriums des Innern sprechen konnte, das übrigens gleich­falls seine Grüße geschickt hatte, sprach im Namen der Deutschen Kunstgemeinschaft, des Sozialistischen Kulturbundes, unseres Reichs­bildungsausschusses und unserer Reichstagsfraktion. Für die Kunst­stellen der Wiener Arbeiterschaft sprach Genosse Dr. D. J. Bach, löslichen Einheit Desterreichs und Deutschlands ausklingen ließ. der seine interessanten Ausführungen in der Verkündung der unauf­Weitere künstlerische Darbietungen beschlossen den erfolgreichen Abend.

Sozialhygiene in Sowjetrußland.

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Im Rahmen des Vortragszyklus, den zurzeit eine größere An­zahl hervorragender ruffischer Mediziner und Naturwissenschaftler in Berlin abhält, sprach vor zahlreichen bekannten deutschen Sozial­hygienifern und Gesundheitsbeamten der russische Volkskommissar für das Gesundheitswesen, Professor Se maschto, im großen Saale des Reichsgesundheitsamtes. Der Präsident dieser Behörde, Dr. Hamel, hieß ihn willkommen und wünschte eine enge Zusammen­arbeit der russischen und der deutschen Aerzte. Aus dem Vortrage Professor Semaschkos war es interessant zu erfahren, daß an jeder russischen Universität ein Lehrstuhl für Sozialhygiene vorhanden ist. Wie sehr die sozialhygienische Lehrtätigkeit sich nach deutschen Vor­bildern richtet, fann man daraus ersehen, daß das Programm für ten sozialhygienischen Unterricht an den russischen Universitäten, das Professor Semaschto seinen Hörern überreichte, schon im Kapitel Begriffsbestimmung der Sozialhygiene" auf die Definitionen zweier deutscher Sozialhnqienifer, unserer Parteigenossen Professor Grotjahn und Professor Thajes, ausdrücklich verweist.

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Daß die Sozialhygiene nicht nur im Bereiche des Universitäts­unterrichts, sondern auch in ihrer praktischen Anwendung bei der öffentlichen Organisation des Gesundheitswesens in Rußland fich nach dem Sturze des Zarismus sehr erfreulich entwickelt hat, steht außer Frage. Auch die in Rußland früher geradezu mörderische Säuglingssterblichkeit ist außerordentlich stark zurückgegangen. Da auf hygienisch- kulturellem Gebiete, namentlich bezüglich der Wasser­versorgung und der Kanalisation in Rußland , wie Professor Se­maschko betonte, noch große Mißstände vorhanden sind, wird hier­durch die sozialhnaienische Arbeit in ihrem Fortschreiten behindert. Was bisher von Professor Semaſchto und seinen Mitarbeitern ge­leistet und ja auch von einer größeren Anzahl von deutschen Medi­zinern in den letzten Jahren in Augenschein genommen werden fonnte, ist jedenfalls sehr anerkennenswert, wenn es auch in der Hauptsache für Deutschland nichts Neues" darstellt. Dr. Korach.