Die Technik begünstigt die Sonntagsruhe.
Faschisten, kommunisten und Sozialdemokratie. borgere, wo Sonntagðarbeit gefordert wird
Beratung des deutsch - italienischen Vergleichsvertrags. Der Pachtschutz vor dem Reichstag
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Im Reichstag mußte gestern die zweite Beratung des Gesetz-| erhalten, von der landwirtschaftlichen Arbeit befreit entwurfs über Kriegsgerät wegen Abwesenheit des Reichs zu werden. In der jezigen Fassung der Pachtschutzordnung bringt sie außenministers von Berlin von der Tagesordnung abgesetzt werden. nur halbe Maßnahmen. Es muß jezt endlich das alte Unrecht, das Das Haus berät den an den Pächtern begangen worden ist, gutgemacht werden.
deutsch - italienischen Vergleichs- und Schiedsgerichtsvertrag.
Abg. Schüding( Dem.) begrüßt die Borlage im Namen der deutschen Gruppe der Interparlamentarischen Union . Verträge dieser Art mürden überflüssig geworden sein, wenn es gelungen wäre, das Genfer Protokoll zur Anerkennung zu bringen. Wir müßten uns darüber freuen, daß der Rechtsgedanke zwischen den Völkern in legter Zeit erhebliche Fortschritte gemacht habe, und daß Deutschland
dabei an führender Stelle steht.
Abg. Stöder( Rom .) glaubt nicht daran, daß dieser Vertrag der Erhaltung des Friedens diene, zumal sein Zustandekommen vom Geiste Chamberlains überschattet worden sei. Auch aus der B: gründung des Vertrages ergebe sich seine Wertlosigkeit. Mit einem Bande, in dem Mussolini herrsche, tönne man teinen Frieden halten, daher sei auch dieser Bertrag zwecklos. Die Sozialdemokraten feien mit schuld daran, daß es mit Italien soweit gekommen sei.
Abg. Dr. Breitscheid( Soz.)
bezeichnet es als selbstverständlich, daß der Abg. Stöder gegenüber den Angriffen seiner früheren Parteigenossen Ruth Fischer und Dr. Korsch das Bedürfnis fühle, zu zeigen, daß er mit den Sozialdemokraten keine Gemeinschaft habe. Wir können nicht soviel Phantasie aufbringen, um in dem vorliegenden Vertrag ein Stüd des neudeutschen Imperialismus zu sehen, als ein neues Glied in ter Kette der antirussischen Front. Mussolini soll mit dem Aus tritt aus dem Völkerbund gedroht haben, wenn dieser sich mit der albanischen Frage befaffe, dann sei doch aber dieser Bertrag zwecklos. Ob diese Behauptung richtig ist, bleibe dahin geftellt. Wir haben doch aber schon zwei gleiche Berträge mit einem anderen Staate abgeschlossen, der überhaupt noch nicht dem Völkerbund angehört hat, nämlich mit Rußland , und auch die Kommunisten haben zugestimmt. Im allgemeinen pflegen wir mit den Kommunisten teine Diskussion, wir überlassen das viel lieber ihren ehemaligen Freunden. Von dieser Gepflogenheit will ich heute abgehen, um einige Dinge richtig zu stellen.
Bir sind die letzten, die die Gefahr leugnen, die mit dem Faschismus verbunden sind. Mehr als einmal haben wir darauf hingewiesen. Wir leugnen nicht, daß vom Faschismus eine Bedrohung des Friedens Europas ausgeht. Wenn aber die Möglichkeit besteht, diese Gefahr zu vermindern, dann wären wir doch Toren, wenn mir sie nicht benüßen wollten. Aehnliche Verträge wie den vorliegenden haben wir mit einer ganzen Reihe anderer Staaten abgeschlossen.
Unseren Forderungen entspricht dieser Bertrag schon deshalb nicht, weil er einen Unterschied zwischen Rechts- und politischen Konflikten macht, während wir danach trachten, alle konflikte einem.obligatorischen Schiedsgerichtsverfahren zu unterwerfen.
Diese Verträge bieten nicht die letzte Garantie für die Er haltung des Friedens, aber die Tendenz, die im Abschluß solcher Berträge liegt, trägt zur Berbreiterung des Schiedsgerichtsgedantens hei und sie hat deshalb unsere Unterſtügung. Schon lange vor dem Kriege hat die damalige sozialdemokratische Partei das Schieds gerichtswesen gefordert. Wir kennen auch die ungeheuerlichen Ver fommen lassen, und wir haben unsern 2 bicheu dagegen bei jeder folgungen, deren sich Mussolini. und der Faschismus zuschulden Belegenheit zum Ausdrud gebracht. Die Rullische Botschaft in Ram hat das sehr viel meniger getan, als sie unmittelbar nach der Ermordung unseres Parteifreundes Mateotti ein Bankett zu Ehren Muffolinis gab. Gewiß gibt es auch bei uns, wie in jeder Bewegung Abtrünnige, aber darüber sollten doch die Kommunisten, bei denen es doch solche Leute genug gibt, am wenigsten reben. Die Tatsache bleibt bestehen, daß die Führer des Sozialismus, Faß die Führer der Arbeiterbewegung in Italien in opferreichen Sämpfen gegen den Faschismus stehen. Zum Teil müssen sie in der Berbannung leben, um von dort aus zu versuchen, dieses Regime zu brechen. Aber wenn wir daran erinnern, dann nicht, um das Schiedsverfahren mit Italien abzulehnen. Wir müßten ja sonst auch gegenüber Rußland ebenso handeln.
In Rußland gibt es wohl teine Verfolgungen von Sozialdemokraten? Es gibt wohl feine Gefängnisse für proletarische Gegner des Bolschewismus? Und wenn Sie( 3u den komm.) bisher noch gar nichts davon gehört haben follfen, so hat Ihnen ja 3hr Freund Dr. Korsch jetzt die Namen von revolutionären Arbeitern genannt, die in Rußland verfolgt werden und in Gefängnissen schmachten.
Sie haben daraus doch nicht den Schluß gezogen, mit Rußland feinen Rapallo - und keinen Berliner Vertrag abzuschließen. Gilt cber für Rußland die Nichteinmischung in die inneren Angelegen heiten anderer Länder, wie jetzt erst die, st me stija" betont hat, so muß das auch für Italien Geltung haben. Wir stimmen dem Bertrag zu, wir bleiben die schärfften Gegner des Faschismus, aber mir wollen in Frieden und Freundschaft mit dem italienischen 23pIfe leben und hoffen, daß sich der Vertrag so auswirken wird, haß schließlich auf der Gegenseite nicht Mussolini , sondern das italienische Volkt stehen wird.( Lebh. Beifall bei den Soz.) Abg. v. Rheinbaben( D. B.): Der Völkerbund ist eine Methode Per Internationalen Verständigung. Dieser Charakter des Bölker: bundes verpflichtet uns auch mit Italien ein günstiges Verhältnis zu finden.
Der Reichstag tritt dann in die Fortsetzung der Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Aenderung der Bachtschutzordnung ein. Nachdem der Berichterstatter Westermann die Annahme der Ausschußbeschlüsse empfohlen hat, spricht
Abg. Tempel( 5oz.)
Er bedauert, daß wegen der gegenwärtigen Mehrheitsverhält nisse im Reichstag eine Dauerregelung der Bachtschutzordnung nicht retroffen werden kann. Um die allgemeine Unsicherheit auf diesem Gebiete nicht zu erhöhen, wird die sozialdemokratische Frattion dem rorliegenden zweijährigen Provisorium ihre Zustimmung geben. Man müßte aber heute schon ein Provisorium, das im wesentlichen das Moment der Unsicherheit in sich trägt, vermeiden können. Volksmirtschaftliche Interessen großen Umfangs verlangen eine bessere nd dauernde Regelung. Wenn in zwei Jahren ein anderer Meichstag zusammengetreten sein wird, dürften sich auch die Verhältnisse derart verschoben haben, daß das vorliegende Provisorium durch eine endgültige Regelung abgelöst werden kann.
Die Sozialdemokratie wird den Kampf des Bauerntums um ein neues Boden- und Pachtrecht unterstützen. Die kleinen Bauern haben sich gegen die großen Grundherren erhoben. Die ersten Früchte ihrer Kämpfe liegen schon vor, andere größere Erfolge stehen bevor. Wir fühlen uns für die Intereffen des Kleinbauerntums verantwortlich. Wir stellen uns in Gegensat zu den Kommuristen, die mit ihren Anträgen feine aufrechte Hilfe für das Kleinbauerntum veranlassen wollen, sondern nur ihre agi
tatorischen Bedürfnisse befriedigen.
Die Sozialdemokratie wird gegen diefe Anträge stimmen, fie hat eigene Anträge gestellt, die die mirklichen Interessen des Bauerntums berücksichtigen. Der Redner trägt im folgenden beson ders frasse Fälle von wirtschaftlicher Härte vor und fnüpft hieran die Begründung für die Anträge der Sozialdemokraten. Besonders muß gefordert werden, daß Wöchnerinnen und Schwangere das Recht
Wir wollen eine Dauerregelung des Pachtschutzes. Ob es dazu tommt, hängt allerdings von dem fünftigen Reichstag ab und von der politischen Einstellung der Kleinbauern. Sie müssen endlich erkennen, daß sie mit den Proletariern der Städte zufammenzugehen haben, wenn sie einen wirklichen Pachtschutz und die anderen ihnen bisher vorenthaltenen Rechte erhalten wollen.
Die Sozialdemokratie wird dafür kämpfen, daß ein wirtliches Bauernrecht, das wir so dringend brauchen, geschaffen wird. ( Bebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Abg. Rönneburg( Dem.) bedauert, daß die Reichsregierung dem Reichstagsbeschluß nicht nachgekommen ist, der an Stelle des Proviforiums ein Dauergesetz über den Bachtschutz verlangte. Erfreulicher weise seien die früheren Heerrufer gegen den Bachtschutz jetzt unter dem Eindruck der Kleinbauernbewegung verstummt. Die Demokraten beantragen ebenso wie die Sozialdemokraten die Ausdehnung des Bachtschutzes auf alle Berträge. Weiter beantragen fie die Umwandlung der auf Roggenmart abgeschlossenen Pachtverträge auf Reichsmart.
Im Konditorgewerbe,
führung der Sonntagsarbeit in den Konditoreien bes antragen, bringen im Bundesorgan der Konditoren die Fachmänner den Nachweis, daß heute Einrichtungen erfunden sind, die die Konservierung von Speiseeis und leicht verderblichen Sachen glänzend erfüllen und damit die Sonntagsarbeit überflüssig machen. So heißt es in dem Bundesorgan, daß die Deutsche Sprengluftgesellschaft ein Kältemittel ge= funden hat, das, in bestimmte Behälter gebunden, sich einfrieren läßt und für lange Zeit Kälte spendet. Diese Behälter werden als Kälte= patronen bezeichnet. Die von der Eiscreme- Industrie angestellten Versuche haben glänzende Resultate gezeitigt. Die Verwendbarkeit der Kältepatronen für den Groß- wie für den Kleinbetrieb ist einwandfrei festgestellt. Die Versuche beziehen sich nicht nur auf Speise eistransportoren, sondern auch auf die Speiseeistonservatoren, die zur Aufbewahrung des losen Speiseeises dienen. Die Berwendbar. feit dieser Kältepatronen sezt feine Kühl- und Gefrieranlage voraus.
Während die Regierungsparteien im Reichstag die Wiederein
Wozu alfo Sonntagsarbeit? Will man den technischen Fortschritt unterbinden? Nicht die Unterbindung des technischen Fortschrittes, sondern die Erleichterung der Lage der Arbeiter: schaft mit Hilfe der Technik und Rationalisierung ist Aufgabe der Sozialpolitit!
Die Arbeitskammerwahlen im Ruhrbergbau.
Bochum , 27. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Das Ergebnis der Abg. Putz( Komm.) begründet zwei Anträge, wonach der Bacht- am 23. Juni 1927 für den Ruhrbergbau getätigten Wahlen liegt nunmehr vor. Es haben Stimmen erhalten: Liste I Berband Schuh von 10 auf 15 Hektar erhöht und der Pachtschutz so lange verlängert werden soll, bis das neue Pachtrecht geschaffen ist. der Bergarbeiter: 164 860= 68,68 Pro3., Liste II Gewerf In der Abstimmung werden eine Reihe von Abänderungsverein christlicher Bergarbeiter: 63 390= 90 26,41. Proz., Liſte III von der Sozialdemokratie beantragte polnische Berufsvereinigung: 4147 anträgen abgelehnt. Die 1,72 Proz., Lifte IV Gemertnamentliche Abstimmung über ihren Antrag auf Streichung des§ 7 verein Hirsch- Dunder: 7069 2,94 Proz.; ungültig waren 548 der Bachtschutzordnung, der eine Einschränkung der Bestimmungen Stimmen= 0,22 Broz. Nach dem vorliegenden Ergebnis entfallen erhält, wird auf eine spätere Stunde vertagt.
Es folgt die Beratung des sozialdemokratischen Antrags betr. Mitteilung der Aufsichtsratsposten von Mitgliedern an den Reichs tagspräsidenten.
Abg. Henning( völt.) meint, daß mit diesem Antrag der gewünschte Zwed nicht erreicht werde. Man solle überhaupt verbieten, daß Politiker Aufsichtsratsposten annehmen.
Der Antrag wird dem Haushaltsausschuß überwiesen. Einige Anträge zur Erwerbslosenfürsorge werden nach den Beschlüssen der Ausschüsse für erledigt erflärt, ebenso ein Antrag betreffend Maßnahmen zur Milderung der allge meinen Kreditnot und ein anderer Antrag zur Maß-, Gewichts- und Eichordnung.
Die namentliche Abstimmung über den sozialdemokratischen Antrag auf Streichung des§ 7 der Pachtschuhordnung wird mit 180 gegen 155 Stimmen bei 9 Enthaltungen abgelehnt. Das Haus tritt in eine Debatte über das von den Sozialdemofraten beantragte Bensionstürzungsgeleg ein, über die wir im Hauptblatt berichteten.
Staatsbetriebe und Handwerk.
Es folgt die Beratung eines Antrages Coibl( Bayr. Bp.) auf Beschränkung der Zahl der wirtschaftlichen Betriebe des Reichs und anderer öffentlicher Körperschaften. Der Bolfswirtschaftliche Ausschuß hat sich mit dem Antrag im wesentlichen einverstanden erklärt.
pruchsvoll und unflat fei. Die Antragsteller haben auch wendet sich gegen den Antrag, weil er in dieser Form wider im Ausschuß nicht flargelegt, in welchem Maße die Einschränkung der Reichsbetriebe ufw. durchgeführt werden sollte. Das Reich muß das Recht haben, in Ronkurrenz zu treten auf Grund der Gewerbeordnung. Es ist davon gesprochen worden, daß die Interessen des Handwerks berücksichtigt werden sollen, in den Großbetrieben des Reichs fommen Handwerksinteressen nur in ganz minimalem Umfange in Frage. Dem Handwerk drohen, wenn man schon davon sprechen will, von ganz anderer Seite Gefahren, von den Spigenver bänden des Handels und der Industrie. Auch die öffentlichen Betriebe müssen auf Grund der Gewerbeordnung mit in Ronfurrenz treten. Der Kleinhandel wird durch den Groß handel und durch die Konzerne, durch Ausschaltung des 3wischenhandels, durch Aufnahme diretter Beziehungen zu der Verbraucherschaft geschädigt. Die Anträge sind nicht geeignet, prattische Befferung herbeizuführen.
Abg. Loibl( Bayr. Bp.) tritt für den Ausschußantrag ein, an eine Beseitigung der Gemeinnüßigen Versorgungsbetriebe dente man nicht. Die Betriebe der Länder und Gemeinden feien nicht mit benannt, es sei Sache der Länder selbst, hier nach dem Rechten zu sehen.
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Abg. Liener( Dnat.) betrachtet die wirtschaftliche Betätigung der Länder und Gemeinden für noch gefährlicher für das Kleingewerbe als die Reichsbetriebe. Es tomme dabei nichts weiter raus, als eine Berschleuderung öffentlicher Mittel.
Abg. Bartschat( Dem.) beschwert sich über die Konkurrenz der Schneidereibetriebe der Reichsmarine und der Stell. machereien der Reichswehr . Kein Mensch wolle öffentliche Monopolbetriebe, wie Gas-, Wasser und Elektrizitätswerte zu Privatbetrieben machen.
Gegen 174 Uhr vertagt sich das Haus auf Dienstag 16 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die Berlängerung und Aenderung der Mietgefeße, ferner auf Antrag des Abg. Hilferding( Soz.) die erste Lesung des sozialdemokratischen Antrags auf her absehung des Mehl 301les.
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11. August: Verfassungstag.
Auch das rechte Zentrum dafür.
Die Sozialdemokratische Partei hat zusammen mit den Demofraten bekanntlich vor kurzem im Reichstag einen Initiativantrag eingebracht, daß der Verfassungstag am 11. August zum Natio nalfeiertag erhoben werden soll. Am Montag nimmt nun das große rechtsstehende westfälische Zentrumsblatt, die Tremonia", in einem Leitartikel ausführlich Stellung zu der Frage des Nationalfeiertages. Sie tommt zu dem Schluß, daß der 11. Auguft eingestellt sind, immer kleiner werden und die überfeiertag abzugeben, zumal die Kreise, die gefühlsmäßig gegen den 11. August einestellt sind, immer fleiner werden und die über wiegende Mehrheit des Volkes immer mehr zu der lleberzeugung fomme, melch große Tat die Schaffung der deutschen Verfassung gewesen sei. Die Tremonia" tommt zu dem Schluß, daß das Zentrum den Antrag der Sozialdemokratie nicht ablehnen könne und benutzt die Gelegenheit, gleichzeitig scharf mit den Deutschnationalen abzurechnen, die in ihrer widerspruchsvollen Politik gleich zeitig die Verfassung bekämpfen und doch den Reichsinnenminister, d. h. den ressortmäßigen Wächter über die Verfassung in der Reichsregierung, gestellt haben.
Es ist zu begrüßen, daß mit dieser Stellungnahme der Tremonia" auch der rechts stehende Teil des Zentrums sich flar und eindeutig für den 11. August als Nationalfeiertag ausgesprochen hat, und es darf nun wohl mit Bestimmtheit erwartet werden, daß mit größter Beschleunigung der Rechtsausschuß des Reichs. tages, dem der Antrag überwiesen ist, im positiven Sinne Stellung nimmt, damit in diesem Jahre zum ersten Male der 11. Auguft in ganz großem Unfange als geseglicher Feiertag und Boltsfeiertag der Deutschen Republif begangen werden wird,
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von den zwanzig Mitgliedern der Arbeitnehmer in der Arbeitsfammer fünfzehn auf den Bergarbeiterverband und fünf auf den christlichen Gewerfverein. Die polnische Berufsver einigung und der Hirsch- Dundersche Gewertverein gehen leer aus. Der Bergarbeiterverband gewinnt ein Mandat, das der christliche Gewerkverein verliert.
Die Wahlen der Bergbauangestellten.
Effen, 27. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Das Ergebnis der Arbeitstammerwahlen der Angestellten im Ruhr. bergbau in insgesamt 247 Stimmbezirken. Hiegt aus 243 Bezirken vor. Wahlberechtigt waren 23 007, gewählt haben 18 785 Personen. Das Abstimmungsergebnis ist folgendes: Liste 1 AfA- Bund: 6877 Stimmen= 5 Size; Liste 2 BKG.- Bund und GdA.: 5657 Stimmen 4 Size; Lifte 3 GEDak. und RDB. 2685 Stimmen gleich 1 Siz; Lifte 4 Bechenliste: 3446 Stimmen 2 Size. Eine Aenderung der Sizeverteilung gegenüber der Wahl von 1925 tritt nicht ein. Gemessen an dem Rückgang der Zahl der Wähler hat die Liste des AfA- Bundes einen Gewinn von 5,2 Proz
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Die Arbeitszeit und die Nordwestliche. Effen, 27. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Die Bezirksleitung des Deutschen Metallarbeiterverbandes Essen teilt mit: Der Arbeitgeber. verband der Eisen- und Stahlindustrie Nordwest versuchte eine Vereinbarung, die eine Abgeltung in den vom 11. Mai mehrarbeitszuschläge in Form eines prozentualen zu. Dom 14. April 1927 anstreben, in der Form zu regeln, daß die vereinbarten Mehrarbeitszuschlägen gemäß dem Arbeitszeitnotgesetz itags abgegolfen werden sollen. Der Deutsche Metallarbeiter verband hat diese Regelung auf Grund grundsäglicher Bedenken abgelehnt.
Das Arbeitszeitabkommen wurde gekündigt, um die Arbeitszeit wieder auf acht Stunden zu bringen, nicht um die Mehrarbeitszeit zu verewigen.
Um die Arbeitszeit in der Kölner Metallindustrie.
Köln , 27. Juni. ( Eig. Drahtber.) Seit 14 Tagen laufen in der Kölner Metallindustrie die Verhandlungen über die Arbeitszeitfrage, ohne daß bisher für die Arbeitnehmer ein annehm bares Ergebnis gezeitigt werden konnte. Am vergangenen Sonnabend sind diese Verhandlungen endgültig gefcheitert. Die Kölner Metallarbeiter haben daraufhin beschlossen, vom Montag ab nach achtstündiger Arbeitszeit die Betriebe zu verlassen. Die Belegschaften der Kölner großen Werte sind Es ist damit zu rechnen, zum Streit fest entschlossen.
daß sie im Laufe des Dienstags die Arbeit einstellen. Das Gros der Betriebe ist jedoch geneigt, das Ergebnis der Verhandlun. gen vor dem Schlichtungsausschuß am Dienstag abzuwarten. Bon der Entscheidung des Schlichtungsausschusses dürfte demnach der Frieden im Kölner Metallindustriebezirk abhängen.
Wer nicht Ueberstunden macht, wird eingesperrt.
So etwas gibt es auch, und zwar in Breslau . Dort haben bei der Firma R. u. G. die Arbeiterinnen die lleberstunden vermeigert mit der Begründung, sie machten nicht früher Ueber. stunden, bis ihre Löhne im Rahmen des Tarifs geregelt feien. Bei der Firma herrscht zurzeit Hochbetrieb, daher Ueberstunden.. ichinderei. Eine entsprechende Bezahlung gewährt die Firma natürlich nicht. Als die Arbeiterinnen nach achtstündiger Arbeitszeit den Betrieb verlassen wollten, mar plöklich das Fabrittor verschlossen und der Portier hatte Anweisung, feine Arbeiterin vor Ablauf der Ueberstunden herauszulassen. Erst nach energischem Protest bequemte man fich dazu, die Tore zu öffnen.
Ueberstunden ohne entsprechende Bezahlung, erzwungen durch. Freiheitsberaubung das wäre für viele Unternehmer eine will tommene Lösung. So gehts aber denn doch nicht!
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Die Unfallziffer im Baugewerbe Bayerns . In Bayern hat sich die Unfallziffer im Baugewerbe in den letzten Jahren in geradezu erschreckender Weise vermehrt; im Verlaufe zweier Dezennien mehr als verdreifacht: Während im Jahre 1925 bei rund 35 000 versicherten Betrieben mit 90 456 vollbeschäftigten Arbeitern noch 7821 Unfälle verzeichnet wurden, war die Zahl der angemeldeten Unfälle im Jahre 1926 bei der gleichen Anzahl von Betrieben mit nur mehr 78 135 Bollarbeitern 12 321. Die Zahl der Entschädigungspflichtigen tödlichen Unfälle betrug im Jahre 1926: 68. In Verhältniszahlen ausgedrückt, sind das bei 1000 versicherten Personen zu rund 300 Arbeitstagen gerechnet, 184,3 gemeldete Unfälle, darunter 12,2 entschädigungspflichtige und 0,78 tödliche Unfälle.
Also tros des bedeutenden Rüdganges der im Baugewerbe beschäftigten Personen hut sich die Unfallziffer ungeheuer vermehrt. Seit Jahr und Tag fämpft die Sozialdemokratie im bayerischen Landtag vergeblich für eine Ausstattung der Gewerbeaufsichtsbeamten mit polizeilichen Machtbefugnissen. Solange diese Forde rung nicht durchgeht, wird kein Stillstand, viel weniger ein Rüdgang der fataſtrophalen Bauarbeiterunfallziffer zu verzeichnen sein. Beendeter Lohnkampf in der Prager Seidenindustrie.
Prag , 27. Juni. ( TU.) Der Lohnkampf der Arbeiterschaft in ber Seidenindustrie fann als beendet angesehen werden. Die neuen Bereinbarungen bedeuten eine Löhnerhöhung von 5 bis 7 BrozDer Streit und die Aussperrung betrifft über 13 000 Arbeiter.