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Nr. 304 44.Jahrgang

naar 1. Beilage des Vorwärts

Byrd über dem Atlantik  .

Der Flug ging bisher glatt vonstatten.

New Yort, 29. Juni.  ( TU.) Um 11,34 Uhr mitteleuropäische| gier mitgeflogen, wurde später auf dem festen Boden entdeckt. Die Zeit passierte Byrd die Stadt Providence   im Staate Rhode Jeland. Um 12,22 Uhr wurde das Flugzeug über Cape Cod  gesichtet.

Nach den letzten Nachrichten ist das Ziel Byrds Paris, jedoch find für den Fall, daß sein Aurs doch über deutsches Gebiet führen follte, alle Flugfuntstellen in Deutschland   Tag und Nacht in erhöhter Bereitschaft, um gegebenenfalls nach­richten, die Byrd vermittels feines mitgeführten Funkapparates geben fann, aufzunehmen. Jn gleicher Weise achten die Funfftationen an Bord der Berkehrsflugzeuge der Lufthansa auf Nachrichten von Byrd. Auch alle Flugleitungen der Deutschen Lufthansa sind von dem Start in Kenntnis gefeht und alle Borbereitungen getroffen, um gegebenen­

falls den Ozeanfliegern behilflich zu sein.

New Bort, 29. Juni.  ( TU.) Nach Meldungen aus Neufund­ land   herrschen über dem nördlichen Teil des Atlantischen Ozeans  Regenfälle und Nebel. Der lehte Funtspruch von Byrd besagt, daß das Flugzeug in tausend Meter Höhe Neuschottland  zufliege. Die Reservebenzintanks scheinen den Fliegern einige Ver­legenheit bereitet zu haben, so daß Byrd sich mit dem Gedanken trug, die Tanks abzuwerfen. Kurz vor 16 Uhr befand sich das Flugzeug Byrds zwischen Cape Cod   und Yarmouth  .

Couisbourg( Neufchottland), 29. Juni. Das Flugzeug America  " wurde heute nachmittag 1,30 Uhr über Louisbourg gefichtet, es flog in geringer Höhe mit Kurs auf Neufundland  . Das Wetter ist klar und ohne Nebel

Wie sich der Start vollzog.

New York  , 29. Juni.  ( WTB.) Nach einer Wartezeit von mehr als einem Monat hat sich der Flieger Byrd in den frühen Morgen­stunden auf Grund von Berichten von Schiffen auf der See, die von einer Befferung der Wetterlage über dem Atlantischen Ozean sprechen, plöglich entschlossen, zum Transozeanflug zu starten. Die meteorologischen Sachverständigen des Wetterbureaus erklärten, Byrd werde wahrscheinlich auf Nebel und niedriggehende Wolfen stoßen, es sei jedoch unwahrscheinlich, daß er in eine all­gemeine schlechte Wetterlage hineingeraten werde. Da teine Aussicht für eine Besserung der gegenwärtigen Wetterlage besteht, hat es Byrd vorgezogen, lieber jetzt zu starten, als etwa noch unabsehbare Zeit weiter zu warten. Die unerwartete Weisung Byrds, alles zum Start fertigzumachen, verursachte in der Flughalle geschäftige Bor­bereitungen. Mechaniter in Schlafanzügen liefen durcheinander, zogen sich an und rannten nach der westlichen Ede des Roosevelt­Flugplatzes, wo das Flugzeug Byrds America" stand. Das Flugzeug nahm 54 Gallonen Del an Bord. Auf jeden Motor ent­fallen fomit 18 Gallonen, sowie 1300 Gallonen Petroleum. Buletzt wurde der Proviant an Bord genommen; er besteht aus vier

gebratenen jungen Hühnern, vier Quart heißen Kaffees, einer Menge

belegter Brote und fünf Gallonen Trinkwasser sowie den eisernen Portionen, die für mindestens 30 Tage reichen werden.

Die Auszeichnung, als erster blinder Baffagier auf einem Trans­ozeanfluge mitgeflogen zu sein, muß erst noch erworben werden, denn Kinkade, von dem man annahm, er sei als blinder Passa­

Maschine in Gefahr!

Der Hauptausschuß und der Volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstags besichtigten jüngst das Kraftwerk Klingenberg in Rummelsburg  , sie waren von der Stadt Berlin  eingeladen. Es war nicht nur das gewaltige Wert, das auf die Ab­geordneten einen außerordentlichen starten Eindrud machte, ein merkwürdiger Zufall brachte es dazu, daß sie etwas ungewöhnliches erlebten, was ihnen zeigte, mit welcher Sicherheit in diesem groß artigen Wert die Hunderttausende von Pferdekräften gebändigt und gelenkt werden.

Bahlreiche Abgeordnete befanden sich gerade im Gehirn" des Werkes, in dem mächtigen Schalt- und Kontrollraum, in dem Hunderte von Zeigern und Lämpchen dem weiß gefleideten ,, Steuermann" sagen, mit welcher Kraft das Riesenwert lebt und

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Ju stark für dies Leben.

Bon Jwan Heilbut.

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Grahl befand sich wieder allein vor dem Bulte. Arbeiten war ihm unmöglich. Seine Gedanken waren bei Anna und Gertrud. Sie standen nun vor dem Richter, er aber, der zwar mit seiner Zeugenaussage auf keinem Fall dem Geschid eine Wendung zu geben vermochte, fehlte in dieser Stunde. In einer Stunde, wo Anna, die glühende Angst der Er­wartung, und im furchtbarsten Fall der Entscheidung, ein Gewicht auf dem Herzen erdulden mußte, für das die bürger liche Gesellschaft in ihrer kompakten Masse die Wage beſtimmt hat. Grahl wütete gegen sich selber. Er durfte sich nicht den Weg von der Arbeitsstätte zu Anna um den Preis der preis zugebenden Wahrheit erzwingen aber die erfundene Be­gründung für seinen erwünschten Urlaub war schwach, lächer­lich schwach gewesen. Dennoch hatte er plötzlich den Einfall, mit dieser selben Begründung direkt bei dem Chef den Antrag zu wiederholen. Er ist ein Mensch, sagte er vor sich hin, indem er mit seinen Händen die grauen Strähnen strich, die seinen Borderkopf leicht überdeckten. Er ging in die Garde robe, um die Hände zu waschen. Als er eintrat, verftummte sofort das Gespräch der dort versammelten jungen Leute. Es blieb still. bis er den Raum verließ. Sein Gemüt war be­drückt. Er stand an der Tür zum Privatkontor feines Chefs. Er flopfte, trat ein und wartete auf eine einladende Geste, ehe er begann. Aber Winter, nachdem er sich unterrichtet hatte wer an der Tür stand, senkte die Augen hinter dem mit gelben Hornreifen umrandeten Kneifer auf die Lektüre, die vor ihm lag.

Ich möchte Sie bitten..." begann Jakob Grahl, ,, Sie wenden sich wohl an Ihren Bureauchef!" ans Und Grahl wendete sich mit gebogenen Knien und ging. Sein nächster Gedante war, ohne Erlaubnis das Haus zu verlassen. Dieser Borsaz war schon so start befestigt, daß Grahl bis an die Garderobe fam. Aber dort, vor der Türe, ben edigen Schlüffel bereits in der Hand, schlug ihm die Ueberzeugung, daß dieser Entschluß die wohlbegründete Lösung des Arbeitsverhältnisses seitens der Firma zur Folge

Motoren der America" wurden fast eine halbe Stunde lang ge­wärmt, dann fnatterten sie mit großem Getöse plöglich los. Nachdem die America" etwa zwei Drittel des Flugplages entlangerollt war, erhob sie sich gleichmäßig und verschwand in der grauen Morgen­dämmerung in östlicher Richtung.

Byrd auf Welle 690.

Während die Ozeanflieger Lindbergh und Chamberlin auf die Mitnahme einer Radioeinrichtung verzichtet hatten, um ihre fleinen Apparate nicht zu sehr zu belasten, hat der dritte amerikanische Dzeanflieger Byrd an Bord seines dreimotorigen Focker- Großflug zeuges bekanntlich einen FT.- Sender, der auf Welle 690 in furzen Abständen Rufzeichen gibt und auf dem von Zeit zu Zeit Be­richte über den Berlauf des Fluges und über die Position der Maschine verbreitet werden sollen. Die Funkstationen des euro­ päischen   Festlandes, insbesondere die Küstenfunfstellen, haben sich auf den Empfang dieser Rufzeichen von Bord der America" ein gerichtet, so daß, falls die FT.- Einrichtung der Maschine störungslos arbeitet, der Verlauf des Ozeanfluges teils direkt, teils durch Ver­wacht werden kann. Auch für Deutschland   kommt die Möglichkeit mittlung der Funkstationen auf den Ozeanschiffen ständig über­in Frage, die Funtfignale und Berichte des Ozeanfliegers zu empfangen, und die in Betracht kommenden Funkstellen der Reich s poft, der Transradiogesellschaft wie auch der Deutschen Lufthansa haben bereits Anweisungen erhalten, auf die Rufe der America" zu achten. Bei dem augenblicklichen Stand des Unternehmens ist es allerdings unwahrscheinlich, daß Byrd, folange er nicht in der Nähe der europäischen   Küste ist, in Deutschland   gehört werden kann. Erfahrungsgemäß haben die Sender der Flugzeuge feine allzu große Reichweite, die Radiostation der America" soll eine höchste Reichweite von 1000 Kilometer haben. Die Wahl der Welle 690 beweist auch, daß Byrd in der Hauptsache mit den zurzeit auf dem Atlantik befindlichen Schiffen im Funtverkehr bleiben will, denn die Wellen 600 und 690 sind die internationalen Schiffswellen. Ebenso arbeitet auch die deutsche Küstenfunkstelle Norddeich  , über die in erster Linie der Funkverkehr mit den Schiffen geht, auf Welle 600. Wie die Funkstelle Norddeich   auf Anfrage mitteilt, hatte sie bis zum geftrigen Mittwochabend 7 Uhr noch feine Rufzeichen des Dzeanfliegers empfangen. Man glaubt auch nicht, daß er, wenn alles gut geht, vor dem heutigen Donnerstag mittag zu hören sein wird. Ebensowenig lagen in Norddeich   bis zu der angegebenen Stunde irgendwelche Meldungen deutscher Dampfer darüber vor, daß sie mit der America" in Funkverbin dung gestanden hätten. Dementsprechend konnten auch, soweit bisher feststeht, von den übrigen deutschen   Funkstationen zunächst noch teine Allerdings Beobachtungen in dieser Richtung getroffen werden. muß abgewartet werden, ob nicht im Verlauf der lehten Nacht die Rufzeichen der Ozeanmaschine auch bis nach Deutschland   gedrungen find, da bekanntlich nachts die Reichweite der FT.- Stationen, also

Donnerstag, 30. Juni 1927

Im Zeitraum von Sefunden mußte die Zentrale der Turboanlage die Dampfkraft nehmen, im Heizraum mußte der überflüssig wer­dende Dampf freigemacht und die Spannung beseitigt werden. Siebzig Arbeiter und Angestellte arbeiten acht Stunden im Groß­traftwerk Klingenberg, fie fämtlich wurden durch das Signal, das von dem stürzenden Arbeiter zur Zentrale und von dort in die ein­zelnen Abteilungen sprang, alarmiert. Jeder hatte einige Hand­griffe, feiner durfte fehlen und die Hunderttausende von Pferde­fräften waren gebändigt, nach zwei Minuten hatte gonz Berlin   wieder Elektrizität.

So erlebten die Reichstagsabgeordneten in dramatischem Zwischenfall den Sieg der Technif, zugleich aber auch die Bedeutung dieser gefesselten Naturkräfte... Die Werksleitung wird den kleinen Knopf etwas vertieft neu einbauen.

Das Urteil gegen die völkischen Rüpel.

Gefängnis für die Rädelsführer.

Die Verhandlung vor dem Schöffengericht Charlottenburg   gegen die Nationalsozialisten, die Urheber der Maitumulte im Weft en Berlins   waren, wurde gestern abend beendet. Es war

nicht leicht, den Etel zu unterdrücken, als man die wehrlosen Opfer, darunter einen 53jährigen Mann, ein junges Mädchen und einen 16jährigen Handelsschüler, schildern hörte, wie Trupps von 5 bis 15 jungen Leuten in roher hinterhältiger Weise einzelne Bassanten zu Boden schlugen, um hinterher zu flüchten.

Alle Mißhandlungen find in gleicher Weise vor sich gegangen: fließen!" stürzten sie sich auf ihre Opfer und bearbeiteten sie mit Mit den Rufen: Schlagt die Juden tot!" Blut muß Totschlägern und Fäusten. Wie immer in solchen Fällen, konnten nur wenige der Mißhandelten mit Bestimmtheit die Angreifer wieder­erkennen; trotzdem gelang es, einige derselben einwandfrei zu über­führen. Auf Grund der Zeugenaussagen beantragte der Staats­anwalt gegen 11 der Angeklagten Gefängnisstrafen von 3 bis 9 Monaten, dagegen einen Freispruch für 7. Eine hervorragende antisemitische Leistung war die Rede des Berteidigers Dr. Frant. Die Erzesse der Burschen sind nichts anderes als Ausfluß jugendlichen Idealismus. Die Ereignisse am 12. Mai erklären sich durch ungesegliche Verordnungen des Bolizeipräsidenten und durch die wiederholten Ueber­fälle des marxistischen   Reichsbanners auf Nationalsozialisten. Hierbei entblödete sich dieser Rechtsanwalt nicht, den meuchlerischen Mordüberfall des Werwolfs am Sonnabend in Arensdorf als Ueber­fall des Reichsbanners auf die Nationalsozialisten darzustellen. Der Staatsanwalt gab aber diesem Rechtsanwalt eine Abfuhr, indem er ihm auf den Kopf zusagte, daß antisemitische Erzesse, wie sie sich am 12. Mai ereigneten, bei einer solchen antisemitischen Heze weiter nicht verwunderlich seien.

Nach 1½ftündiger Beratung verfündete Landgerichtsdirektor Bode das Urteil. Acht der Angeklagten find freizusprechen, dagegen werden verurteilt wegen Aufruhrs und Landfriedensbruchs Hennig und Zäuner zu je neun Monaten Gefängnis, unter Anrechnung von sechs Wochen Untersuchungshaft, wegen Cad­friedensbruchs Sturmheit zu einem Monat, kunja zu drei Monaten Gefängnis, Funte, Beater, hirsing und Nehmeier zu je jieben Monaten Gefängnis. Die Haftbefehle gegen Hennig, 3äuner und den freigesprochenen

auch der an Bord des Flugzeugs, eine weit größere ift als am Tage. Schellenberg werden aufgehoben. Die Gerichtsverhandlung

Die Pazifit- Flieger gelandet,

London  , 29. Juni.  ( EP.) Nach einer Meldung aus Honolulu   ist das Militärflugzeug der Leutnants Maitland und Hegenberger um 6,31 Uhr Ortszeit, b. b. etwa 5 Uhr abends mitteleuropäischer Zeit auf dem Flugplatz Wheelerfieid auf Honolulu   eingetroffen.

arbeitet. Der Steuermann ließ sich durch die Besucher in der auf merksamen und scheinbar gemütlichen Beobachtung nicht stören. Plöglich sprang er von dem Tisch, der, mit Blumen geschmückt, in der Mitte des Raumes steht, auf und stürzte an die Schalter. Mit Erstaunen sahen die Abgeordneten einige Zeiger in höchster Er­regung zittern, aber schon war ein Schalter herumgeworfen, einige Handgriffe bewegt und verschiedene Knöpfe gedrückt....

Bon verschiedenen Seiten famen Monteure und Ingenieure, es wurden Meldungen erstattet, einer sprang zum Telephon, andere beobachteten das riesige Schaltfeld mit gespanntester Aufmerksamkeit.

Was war passiert? An einem der mächtigen Dynamos war ein Arbeiter einige Stufen hoch gestiegen, um ein Lager zu befühlen, ob es sich etwa warm gelaufen habe. Er trat fehl, rutschte aus und schlug versehentlich auf einen fleinen Signaltnopf, der in der Zentrale zu melden hat: ,, Maschine in Gefahr!"

haben mußte, mit solcher Heftigkeit vor die Stirn, daß er aus seinem in sich selber versunkenen Denken wie durch den Anblick einer drohenden Tiefe erschreckt, zu der Wirklichkeit seiner Lage erwachte. Er sah sich schon jetzt dem Willen sämt licher Borgesetzten, der Gleichgültigkeit oder Spottluft und Klatschsucht seiner Kollegen preisgegeben. Er mußte nichts Besseres zu tun, als in Unterordnung die Pflicht zu erfüllen und in Demut zu hoffen, daß alle Anzeichen, die seine Ents laffung vorauszuverkünden schienen das Lächeln Herrn Karsts, das verstummte Gespräch der Kollegen, die Ereignisse dieses Morgens, die verachtende Haltung des Chefs- dennoch nichts mehr als Täuschungen wären, die den schreckhaften Bater, der seine Familie zu jeder Minute bewußt als den Antrieb im Innern spürte, zu leicht übermannten. Die Hoffnung und bange Erwartung vermochten fogar, ihm- für einige Zeit vergessen zu machen, was Anna in dieser Stunde erleben mußte.

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Man muß bedenken, daß der Gedanke, als Mann mit ergrautem Haar aus dem Dienste entlassen zu werden, schon am dreißigsten September, das will heißen: am Termin der Kündigung auf den ersten November desselben Jahres, die Perspektive auf Schrednisse einer Beit eröffnen tonnte, wie der vor einigen Jahren beendete Krieg fie an einem gewissen Wendepunkt mit grausamen Händen gezeichnet; wie sie eben erst aber dies trifft nicht einmal auf alle Familien zu- von den ungleich menschenfreundlichen Händen des Friedens verwischt worden war. Die Wirkung die feelische wie die förperliche der Kohlrübenjahre war damals und ist noch in unseren Tagen so mächtig, daß die Furcht vor der Situation des Stellungslosen in einer Beit, da Maffenentlassungen Mode wurden, feiner besonderen Begründung bedarf. Grahl -noch vor wenigen Stunden von einer ganz anderen Sorge gepeinigt fannte jetzt nur noch eine Bitte an die schid falsfügende Macht, an welche er glaubte, ohne sich dessen bewußt zu sein: Daß bis um die sechste Stunde der drohende Schlag der Entlassung ihn nicht treffen möge. Denn um jene Zeit verließen der Chef und die Mehrzahl der Angestellten das Haus. Hatte sich bis dahin die Gefahr nicht entladen, so war fie über ihm weitergezogen.

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Aber noch war diese sechste Stunde nicht da. Nach drei rief ihn die Telephonistin in eine Belle. Anna," sagte er, und

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gegen Helpat, Brehm und Büch ist zu vertagen. Büch ist außerdem in Haft zu nehmen, da er zu dem Termin nicht erschienen ist. Eine Bewährungsfrist für 3 äuner wird abgelehnt. Dagegen wird fie unja und Sturmheit zugebilligt. In der Urteilsbegründung führte Landgerichtsdirektor Dr. Bode u. a. aus, daß die Handlungen der Angeklagten als außerordentlich ver­werflich anzusehen sind und mit Politik und Weltanschauung nichts zu tun haben.

Republikaner! Stop!

Man schreibt uns: Im Schaufenster des Schreibwaren geschäfts von Georg Graf, Potsdamer Str. 23, ist ein Platat ausgestellt, auf dem folgendes zu lesen ist:" Stop. Wir bringen Neuheiten deutscher und amerikanischer Fabriken. Ueber dem Plakat find zwei sich freuzende Flaggen angebracht: das Sternenbanner Ameritas und die schwarzweißrote Fahne der Deutschnationalen Boltspartei. Der Inhaber des Schreibwaren­geschäfts, der ja genau weiß, daß die Farben des Deutschen Reiches chwararofgold find, will mit dieser Demonstration sicher zum Ausdruck bringen, daß er nur auf Käufer mit monarchi stischer Gesinnung Wert legt. Sein Wunsch soll erfüllt werden.

mit lautschlagendem Herzen nahm er den Hörer. Es war die Bitte um Aufschub eines zahlungsfäumigen Kunden, dessen Konto Grahl in den Büchern führte.

Von nun an erschrank er jedesmal, wenn die Klingel des Telephons zu schrillen begann. Der Termin des Prozesses war um zwölf Uhr gewesen, aller Berechnung nach war nun das Urteil schon lange gesprochen. Sie wußten es, Gertrud wußte es, Hermann wahrscheinlich auch.... Und Anna... Er aber saß hier und rang seine Finger, von Kümmernissen zu beiden Seiten des Herzens benagt. Mußten sie nicht schon längst eine Nachricht durchs Telephon für ihn haben? Und wäre es nur aus Besorgnis um ihn, warum er, seinem Ver­sprechen entgegen, nicht im Gerichtsgebäude erschienen war... Daß dieser erwartete Anruf nicht fam, erfüllte ihn mit bren­nender Angst, die in plöglichen Wogen bis in die Augen stieg.

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Die Zeiger waren bis fünf gefchlichen, aus dem Privat­fontor vernahm man die langhinsummenden Töne der Uhr. Grahl tat einen Atemzug der Erleichterung, aber indem seine Bruft sich fenten wollte, fiel auf das Buch, das mit offenen Seiten auf seinem Bult lag ein Brief! Sein Kopf fuhr herum. Er sah den sechzehnjährigen Lehrling Menzel, der fich eben auf seinem Abfah drehte übrigens nicht mit der Absicht, das motante Lächeln auf seinem Geficht zu verheim­lichen. Grahl berührte den Brief noch nicht. Kein Brief mit der Bost, feine Marte, fein Stempel. Herrn Jakob Grahl, im Hause," stand auf dem Kuvert. Er faßte es an er brauchte es nicht zu öffnen. Er schob es in seine Hosentasche. Sein Gesicht war afchgrau. Er fühlte den Halt seines Körpers verlorengehen, gleichfam ein notwendiges Gewicht aus dent Ropfe fallen. Es blieb eine Leere. Er stükte die hohe zer­brechliche Stirn zwischen Daumen und Zeigefinger der Linken, während die Rechte noch in der Tasche am Umschlag tastete. Ein zitternder Seufzer ging unbewußt aus seinem bebenden Munde hervor. In diefem Augenblick durchschritt Winter mit feinen schallenden Schritten die Reihe der Bulte, er trug den schwarzen Hut tief auf die Geiernase gerüdt. Ein gelber Rod hing von seinem gekrümmten Rücken herunter, er trug ein paar brauner Lederhandschuhe mit einem schweren Hand­stod mit filberner Krüde in Händen. Vor dem Hause er­wartete ihn sein Automobil.

( Fortseßung folgt.)