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r. 30544. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Vor der Aufklärung eines Mordes?

Internationale Juwelendiebe.

Großes Aufsehen erregte im Juli 1923 ein Juweleneinbruch in der Friedrichstraße 69. Dort waren unbekannte Verbrecher in der Zeit vom Sonnabend, dem 21., bis Montag, dem 23. Juli, in das Juwelengeschäft Rosenthal eingedrungen und hatten Goldwaren und Perlenkolliers im Werte von 20 Milliarden Papiermark, einer damals noch sehr beträchtlichen Summe, erbeutet.

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Die Ermittlungen der Kriminalpolizei blieben lange erfolg 10s. Zurückgelassen hatten die Verbrecher ihr Wertzeug mit eng­lischem Stempel. Die Spur ließ auf eine internationale Bande schließen, die Anahme hat sich jetzt als richtig erwiesen. Im November 1925 wurde bei einem Juwelier in Brüssel   ein Einbruch verübt. Die Brüsseler Polizei fragte in Berlin   an, ob hier ein Moische Mesz   bekannt sei. Das war nicht der Fall. Im Februar 1926 wurde dann in der Friedrichstraße 6 in die Diaman fenregie eingebrochen. Die Täter, zwei internationale Verbrecher, wurden in einem Mar Bloch und einem Mann, der sich Selig Guttmann nannte, gefaßt und zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Kriminalkommissar Trettin befaßte sich eingehender mit Bloch und Guttmann, und der Erkennungsdienst Dafiyloskopierte sie. Die Abdrücke wurden an die ausländischen Kriminalbehörden versandt. Da kam aus Warschau   die Antwort, daß Guttmann identisch sei mit einem Mosset me s 3. Trettin erinnerte sich der Anfrage aus Brüssel   und nahm Guttmann ins Gebet. Nach längerem Leugnen gab er zu, daß er Mesz   sei und den Namen Guffmann führe, weil er gesucht werde. Weiter ergab sich, daß Mesz   mit einer Gesellschaft in der Grenadierstraße in Berbin dung gestanden hatte. Es wurden Berliner   Einbrecher ermittelt, die ein Moische I" für einen großen Juweleneinbruch

Selbstmordversuch eines Dozenten. Beschuldigung wegen Verfehlungen an Minderjährigen. In seiner Wohnung in der Dortmunder Straße wurde der 53jährige Privatdozent Dr. F. von seinen Freunden be= wußtlos aufgefunden. F. hatte sich in selbstmörderischer Absicht mit einem Rasiermesser schwere Verlegungen an beiden Unterarmen und am Kopf beigebracht. Dr. F. wurde sofort nach dem Wirkow Krankenhaus gebracht. Ueber die Gründe zu dem Verzweiflungsschritt wird folgendes bekannt: Vor einiger Zeit wurde von dem Mieter eines Hauses in der Dortmunder Straße im neuen Hansaviertel gegen den Berliner  Privatdozenten Dr. F., der im Parterre des Hauses eine größere Wohnung hat, bei der Polizei Anzeige erstattet, weil sich F. an­geblich sittliche Verfehlungen gegen seine 13jährige Toch ter hatte zuschulden kommen lassen. Der Betreffende hatte seine Tochter zu Dr. F. geschickt, um ein entliehenes Buch abzuliefern. Dr Privatdozent soll nun, nach den Angaben des Mädchens, sie in die Wohnung gezogen und unfittlich berührt haben. Weiterhin wurden mehrere Fälle befannt, die allerdings schon bis zu zwei Jahren zurückliegen. Dr. F. soll sich an einigen Mädchen, die jetzt im Alter von 15 Jahren stehen, in ähnlicher Weise vergangen haben. Dr. F. leugnete bei seiner Vernehmung alles ab, obgleich einige Mädchen, deren Angaben die Polizei sehr vorsichtig gegenübersteht, bei ihren Beschuldigungen bleiben. In der darauffolgenden Nacht erlift Dr. F über die gegen ihn erhobenen schweren Verdächtigun gen einen Nervenzusammenbruch, so daß er beschloß, frei willig aus dem Leben zu scheiden. In hinterlassenen Briefen be­teuerte er nochmals seine Unschuld. Jedenfalls haben auch die bisherigen polizeilichen Ermittlungen noch keinen positiven Anhalt für seine Schuld ergeben.

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Falschgeldvertreiber in den Laubenkolonien.

Auf den Sommerfesten, die in den Laubenkolonien in der füdlichen Umgebung Berlins   veranstaltet wurden, tauchten in der legten Zeit wiederholt gefälschte 3weimartstüde auf. Go fand man bei einem Kinderfest in der Kolonie Weißer Stern" zu Neukölln beim Kassensturz nicht meniger als 10 Stücke. Die Inhaber der Verkaufsstände fonnten sich in keinem Falle er: innern, wer ihnen. die Falschstücke in Zahlung gegeben hatte. Die Beamten der Reichsbankfalschgeldabteilung ermittelten aber trotzdem awei der Bertreiber und nahmen fie fest, einen früheren Schuh­

zu gewinnen versucht hatte. Dies war Mesz   gewesen. Die Berliner  hatten abgelehnt, weil das" Ding" zu gewagt schien. Nun wurde festgestellt, daß sich der Portier Friedrichstraße 69 öfter mit Meszgetroffen hatte. Dieser bestritt aber nach wie vor. End­brecherkönig von Lodz  " Mannel e, ein gewisser Gerlaf und ein lich gab er zu, daß er die Einbrecher tenne. Es seien der Ein­Czubermann, beide ebenfalls Polen  .

Mesz   selbst hatte das Unternehmen eingeleitet. Den" Tip" gab ihm ein Juwelier Schaffer aus dem Westen Berlins  , der mit Rosenthal in Verbindung stand. Schaffer hatte bei geschäftlichen Besuchen den Bestand bei Rosenthal abgeschätzt und sich an Mesz  gewandt, daß er Einbrecher besorge. Mesz   gewann Gerlat und Czubermann, die von London   nach Berlin   kamen und die Werk­zeuge aus London   kommen ließen. Mesz   erkrankte und konnte deshalb nicht aktiv mitwirken. Die beiden anderen brachten die Riesenbeute nach seiner Wohnung und gaben ihm einen Teil als Schweigegeld. Für den Hauptteil zahlte ihnen ein polnischer Händler 3500 Dollar. Dieser verkaufte die Beute an Schaffer, der durch die Anstiftung und Hehlerei jezt in Erpresserhände geriet, so daß er sein Geschäft aufgeben mußte. Schaffer wohnte seitdem in der Stralsunder Straße, bis er im Juli 1925 per schwand. Am 31. Juli wurde er am Kälberwerder als Leiche aus der Havel   gelandet. Seine Angehörigen vermuten, daß er das Opfer eines Verbrechens geworden sei. Der Kriminalpolizei liegt daran, über seine letzte Lebenszeit näheres zu erfahren. So wird auch eine Dame, die ihn am Tage vor seinem Verschwinden in der Stral­sunder Straße besucht hat, gebeten, sich bei Kriminalkommissar Trettin zu melden. Gerlaf und Czubermann halten sich zurzeit in Nordafrika   auf.

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macher Karl Leutner und einen Rentenempfänger Willy Schewe. Ihnen konnte der Vertrieb in der Kolonie Weißer Stern" einwandfrei nachgewiesen werden. Zusammen mit einem Kaufmann. D. hatte Scheme eine Fälscherwerkstatt für Zweimark­stücke betrieben. Wer mit ihnen zu tun gehabt hat, wird gebeten, sich bei Kriminalkommissar von Liebermann in der Alten Leipziger Straße 16 zu melden.

Großer Dachstuhlbrand in einem Bureauhaus.

Die Berliner Feuerwehr wurde heute früh 5 Uhr nach der Mittelstr. 45/46 alamiert, wo in dem Dachstuhl des" Bureau­hauses Zollernhof" Feuer ausgebrochen war. Das Feuer mußte bereits längere Zeit geschwelt haben, denn als es von Straßen­passanten bemerkt wurde, zersprangen laut klirrend die Scheiben der Bodenlufen und hohe Flammengarben schossen hervor. Bon fünf verschiedenen Stellen wurde die Feuerwehr zu gleicher Zeit gerufen. Als der erste und zweite Löschzug an der Brandstätte ein­trafen, brannte der etwa 40 meter lange Dachstuhl in ganzer Ausdehnung lichterloh. Auf III. Alarm, d. h." Groß­feuer", rückten nacheinander drei weitere Züge zur Hilfeleistung unter Leitung des Oberbranddirektors Gempp an. Das Feuer wurde von vier Seiten über die Treppenhäuser, von den Nachbarhäusern aus und über eine mechanische Leiter mit fünf Schlauchleitungen großen Kalibers angegriffen. Die Mannschaften hatten unter großer hiße und einer außergewöhnlich starten Rauchentwid. lung zu leiden. Erst nach ziemlich zweistündiger angestrengter Tätigkeit war die Hauptgefahr befeitigt. Die Ablösch und Auf­räumungsarbeiten zogen sich bis in die elfte Vormittags­stunde hin.

An's Bezahlen dachte er nicht!

Donnerstag, 30. Juni 1927

Treiben zog sich monatelang hin, bis jetzt die Polizei ein­griff. Der Hauptmann ist nun unter Zurücklassung seiner Familie und einer großen Schuldenlast verschwunden. Meŋer ist zulegt im Spielsaal in 3oppot gesehen worden. Es wird ein Haftbefehl gegen. den Flüchtigen erlassen.

Noch keine Klärung des Stegliger Mordes.

Zu der Tragödie in Steglitz   wird mitgeteilt, daß die von den Kommissaren Lipik   und Erdmann geleiteten Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Einige Widersprüche bleiben auch noch zu flären. Die Eltern des jungen Scheller wurden bereits vernommen, können aber nichts Wesentliches befunden. Sie hatten glauben auch nicht daran. Ebensowenig wußten sie, daß Hilde= von anders gearteten Neigungen ihres Sohnes keine Ahnung und gard etwa mehr als freundschaftliche Beziehungen zu Stephan unterhielt. Eine Pistole haben die Eltern und die Schwester bei Günther niemals gesehen. Sein Taschengeld war auch nicht so hoch, daß er sich davon eine Pistole hätte kaufen können. Zeugen be tunden dagegen, daß der Primaner Kranz eine Pistole besessen hat. Bei einer Lokalbesichtigung wurde gestern festgestellt, daß ein Schuß durch die Küchentür abgegeben worden ist. Nach Lage der Günther Scheller, als er die Wohnung noch einmal verließ, diesen Sache und dem Stande der Ermittlungen ist anzunehmen, daß sie hatte, weiß man noch nicht. Kranz bestreitet zwar, eine Schuß­Gang benugt hat, um die Pistole des Kranz zu holen. Wo dieser waffe besessen zu haben, er wußte aber, daß sein Freund Günther dem Stephan einen Denkzettel" verabreichen wollte und ist drin­gend verdächtig, ihm dazu die Pistole verschafft zu haben. Der Schuß durch die Küchentür ist sicher ein Probeschuß gewesen. Kranz vorgeführt werden. Hildegard Scheller, die sich auch noch auf dem wird unter dem Verdacht der Beihilfe dem Untersuchungsrichter Polizeipräsidium befindet, wird man wieder ihren Eltern übergeben.

wurde ein 55 Jahre alter Angestellter der AEG., namens Paul Hausdiebstähle bei der AEG. Wegen fortgesetter Diebstähle Röschke, der seit Jahren eine Vertrauensstellung bekleidete, von der Kriminalpolizei festgenommen. Röschte trat schon vor 32 Jahren als junger Man bei der Firma ein und kam infolge seiner Tüchtigkeit rasch vorwärts und hatte zuletzt den verantwortungsvollen Posten eines Lagerverwalters inne. Nach den bisherigen Ermittlungen hat Röschke, der geständig ist, im Laufe der Zeit für etwa 15000 bis 20000 Mart Material entwendet.

Eine be­

Reichsbanneraufnahmen in der Filmischen Wochenschau". Das Reichsbanner ist nicht gerade verwöhnt, bei der Bildbericht­erstattung der Filmgesellschaften erwähnt zu werden. merkenswerte Ausnahme macht die Opel Filmgesellschaft, die von dem Gautreffen des Reichsbanners in Stettin   berichtet hat. In ihrer neuesten Wochenschau" zeigt sie Aufnahmen von der Ehrenwache des Reichsbanners an der Mordstelle Walter Rathenaus in der Königsallee. Auch von der Gedenkfeier am Grabe Walter Rathenaus werden Aufnahmen gezeigt. Von dem Gautreffen des Reichsbanners in Frankfurt   a. d. D. sieht man den Vorbeimarsch des Reichsbanners vor dem Oberpräsidenten Hörsing und Bilder von der Ansprache des Abg. Wels im Stadion.

Nachwahlen im Freidenkerverband, 3. Bezirk Wedding  . Am Freitag, dem 1. Juli 1927, 19 Uhr, finden in den Pharusfälen, Müllerstraße, die Wahlen zur Unterbezirtsleitung resp. Bezirksgeneral­bersammlungsdelegierten statt. Die Wahlvorschläge werden in der dazu festgesetten Bersammlung entgegengenommen. Das Mitgliedsbuch ist zur Monate im Rüdstand sind, haben kein Wahlrecht. Für die forrekte Durch­Abstempelung vorzulegen. Mitglieder, welche mit den Beiträgen über drei führung der Wahl ist der Kontrollapparat entsprechend eingerichtet.- Jedes Mitglied muß seine Wahlpflicht erfüllen.

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