Unterhaltung unö Wissen
SonnabenS S.IuU 1927 rwammmmammaamsm
Der Stäötebauer. Von Hermann 5) esse. Es oxir, glaube ich, früher doch schöner als heute— früher, damit meine ich jene Jahre des Wartens und Hungerns, da unser einziger Besitz ein Paket ungedruckter Gedichte, abgewiesener Bau- plane oder unleserlicher Artikel war. Jetzt sind wir Freunde von damals, soweit wir noch leben, alle„etwas geworden", der eine Nedakteur, der andere Professor, der dritte Zeichenlehrer und so weiter. Wir haben geheiratet, wir zahlen unsere Steuer und Miete und essen jeden lieben langen Tag satt und gut, wir genießen sogar das, was wir früher„Anerkennung" nannten, und was so anders, lo viel saurer und fader schmeckt als wir's uns damals träumten. Ja, wir sind zum Teil geradezu berühmte Herren geworden. Damals! Damals waren wir noch Lumpen, aufgegebene und von inneren Missionaren aufgesuchte Verlorene, Stammgäste billiger Volksküchen, namenloser Weinkneipen, Hungerleider und Schulden- macher. Da gab es noch den Klub der„Entgleisten", der obdachlos und von Gläubigern verfolgt von einem Wirtshäuslein ins andere flüchtete, um überall nach rasch erschöpftem Kredit wieder zu ver- schwinden. Wir waren Lumpen und Zigeuner, aber wir waren keine„Bohemiens". Wir lagen nicht mit langen Locken in den Kaffeehäusern herum und spielten nicht im Jnteresie kleiner An- pumpereien die verkannten Genies. Denn so wüst wir zuzeiten auch taten, es war uns doch dos Elendsein noch nicht zur Pose ge- worden, und jeder von uns sah in guten Stunden an seiner heim- lichen Arbeit und verlor im Süllen nie ganz die Zuversicht, er werde sich doch noch herausreißen und die Welt zur Anerkennung zwingen. Damals saß ich eines Abends in meiner kleinen, finsteren Stube und öffnete einen dicken Brief, in welchem mir eine Münchener Zeit- schrift zwei Novellen und einige Gedichte mit freundlichstem Dank für die liebenswürdige Einsendung als leider nicht verwendbor zurück- schickte. Es lag mir fern«, dem Redakteur darum zu grollen, denn ich war an dergleichen gewöhnt, auch lebte in unserem Kreise die An- schauung, ein Gedicht müsse schon schandbar schlecht sein, um von einer honorarzahlenden Zeitschrift aufgenommen zu werden. Mit etwas bitterem Stolz legte ich mein« Manuskripte in die Schublade zurück, zu den anderen. Ich hatte an jenem Tage außer einem Teller Kartoffeln keinerlei leibliche Genüsse gehabt, und je länger ich meinen Zustand bedachte, desto notwendiger schien es mir, heute abend noch einen rechtschaffenen Schoppen Wein zu trinken. Im.Helm" stand ich aus üppigeren Zeiten her noch im Ansehen, ich hotte dort nur unbedeutende Zechschuldcn und beschloß, dies« heute um ein kleines zu vermchren. So lief ich in den.Helm" und ahnte nicht, welcher Freude ich damit entgegenging. In der engen altmodischen Elsässer Weinstube fand ich beim Eintreten den von mir bevorzugten Tisch auf seltsame Weise besetzt. Es saß an der Breitseite ein junger, schmaler Mensch und hatte vor sich die ganze Tischfläche mit gewaltigen Papierstücken bedeckt, auf denen er eifrig zeichnete. Die Blätter bestanden au» braunem Pack- papier und kaum hatte ich sie gesehen, so wußte ich, woran ich war und klopft« dem Zeichner fröhlich auf die Schulter. „Städtebauer, was tust du hier?" Der Städtebauer zog zuerst eine Linie zu Ende, ehe er aus- blickte. Dann glänzten mich seine großen Kinderaugen freundlich an. '„Ich arbeite da etwas," sagte er schüchtern. „Ja, das seh ich. Aber wo kommst du her? Ich dacht«, du wärst jetzt ungefähr in Rom ." „Ach Rom! Nach Rom hat's mich nie gezogen, weißt du. Ich bin bis Mailand gekommen, und da waren meine Stiesel kaput. Ein elendes Nest, das Mailand , weißt du, nichts als Kitsch. Ich kam auch mit dem Italienischen nicht recht zuweg." „Und da bist du umgekehrt?" „Nun ja,— dos heißt, laß mich erst ausreden! Also Mailand war nichts. Aber da ist in der Nähe disse.sogenannte Certosa, so zwischen Mailand und Pavia , bloß ein paar Stunden weit, mit einer furchtbar berühmten Fassade, soll das Schönste in ganz Oberitolien sein. Das wollte ich doch noch sehen. Ich lief also hin, die staubigste und flachste Landstraße der Welt, verirrte mich auch noch und kam also endlich in das Dorf. Torre heißt es, und die Certosa liegt so zehn Minuten davon. Na, die Fassade, was soll ich sagen? Romanisch, glaub ich.. Sie ist auch ganz gut, im Ganzen, aber sonst der reine Raritätenkasten, mit lauter solchen klastischen Figuren und Porträt- reliefs und Ornamenten. Alles klein, zierlich, miniatürlich, und da- hinter kommt dann«ine protzige Kirche und dos Kloster. Ich dachte, so ein Kloster in Italien , so ein großes, reiches, da muß schon was dran sein. Aber nichts! Ein Geschachtet und Gewinkel, Kreuzgänge wie Kasernenhöfe, groß und flach und tot und langweilig. Und ich hatte noch einen Franken gezahlt fürs Ansehen." Er lachte ärgerlich. „Da bin ich umgekehrt und über den Simplon heim. Es war ein Umweg, aber die Seen und all das malerische Zeug dort in Oberitalien hatte ich über. Im Wallis war's dann schön! Und jetzt bin ich wieder da." „Und sonst hast du von Italien nichts gesehen?" „Nein, eigentlich nicht. Weißt du, die Architektur— das war mir verleidet, das meist« ist ja solche Renaissance. Und zu Fuß kommt man eben nicht recht vorwärts. Eins hätte ich gern gesehen, das Meer! Ich denke mir so eine Felsenküste, gelb und steil, es muß was drin stecken, etwas von Kampf und Versöhnung, Wucht, Stil. Aber es war noch weit, und dort um Genua herum ist doch alles ver- saut und verbaut mit Hotelnestern, da gab ich's lieber auf. „Ja. Und jetzt?" „I, so, ich will da Platz machen, daß wir trinken können". „Du hast schon wieder Arbeit vor?" „Natürlich. Jetzt war ich doch zwölf Wochen unterwegs und kam zu nichts." „Was machst du denn neues?" „Ach. laß nur!" „Nein, her damit! Wieder eine Stadt?" „Mach doch kein- Scherze, du! Ich kann doch schließlich nicht bloß immer Städte entwerfen." „Also was?" Er lächelte und genierte sich wie immer. Dann sagte er leise: „Ein Kloster." .Herrgott, Mann! Ein Kloster?" „Ja, warum nicht?" „Warum nicht? Man baut doch keine Klöster mehr." „Nicht? Das wär« doch einerlei. Man könnte«s ja als Schule oder"so verwenden, als Universität oder Institut, nicht?" .„Kann schon sein." „Nicht wahr?— Siehst du. da» Schönste wär« ja.«ine Stadt pba«in Dorf zu machen, ober dazu kommt's doch uvel Ein einzeln«
Haus ist ja nichts! Nun wäre so etwas wie ein Kloster die einzig« Möglichkeit. Da könnte man etwas Ganzes und überlegtes bauen, einen durchdachten Komplex, wuchtig und eins aus dem anderen." „Wie bist du denn darauf gekommen?" „Nun, wir sprachen ja davon. Dort bei Mailand ."... „Bei der Certosa?" ,Ha freilich. Man kann so etwas viel schöner machen. Schade, daß du nichts von Grundrissen verstehst. Ich habe da einen, der macht mir«ine Riesenfreude." „Wir schen ihn später an. Jetzt könnten wir aber einen Elsäster trinken. Hast du Geld?" „Geld? Eine Menge. Ich hatte ja dreihundert Mark für die Reise, weißt du!"
Schrankenwärter Hergt.
Den vielen läßt er ße verschlossen.
.Hst davon noch was übrig?" „Wo solls denn geblieben sein. Ich habe mindestens noch hundert Mark im Sack." „Dann bestell nur einen Liter." Die Blätter wurden abgeräumt und weggelegt, der Liter fuhr auf, und wir stießen an. Da stieß mir des Geldes wegen doch ein Argwohn auf. Der Städtebauer hatte von einer Stipendienver- waltung ganz unerwartet dreihundert Mark zu einem Studicnausflug bekommen. Aber nun hatte er ja nur eine Fußreise von zwölf Wochen gemacht, nichts studiert und außer der Certosa und Mailand nicht einmal etwas gesehen. „Du. das gibt aber noch Stänkereien mit der Kommission", warnte ich.„Du mußt doch Studien vorlegen." „Das tue ich auch. Morgen geht's dran." .Hast du denn unterwegs gezeichnet?" „Dos nicht. Aber ich weiß doch, wie so ein Renaistancepalast aussieht. Was anders wollen die Herren nicht. Da mache ich nun eben in aller Ruhe daheim eine kleine Mappe voll, ein paar malerische Ansichten, ein paar Fensterbögen, und das wird vorgelegt." Ich war beruhigt und wir tranken unseren Liter in Frieden, der Städtebauer ließ mir sogar eine Portion Schinken bringen, und als ich merken ließ, daß ich noch durstig sei, bestellte er, obwohl er selber gar kern Zecher war, ohne Widerrede auch den zweiten Liter. Der solide Elsässer glänzt« matt in den fußlosen Gläsern, mein Freund war warm geworden und kam ins Reden. Er packte seine Papier - stücke wieder aus, legte sie nebeneinander und zeigte mir den Plan seines Klosters. Seine Kinderaugen glänzten, seine hageren Finger fuhren leidenschaftlich über den Grundriß und ließen in drastischen Gebärden den ganzen Bau vor mir aufwachsen. Zwei aneinander- liegend« Kirchen, eine große und eine kleinere, bildeten die Mitte und schlosten von zwei Seiten den nicht sehr großen Kreuzgang ein. Vor- hallen, Refektorien, Lehrsäle, Wohnungen, Wirtschaftsgebäude und zwei Brunn«n schlössen sich an, zwei gewaltig« Türme schützten und zierten den Eingang, und hinten schloß ein ummauerter Part das Ganze ab. Solange wir über den Plänen saßen, wollte es mir selber un- begreiflich scheinen, daß man heutzutage keine Klöster mehr bau«. Mein Freund aber entwickelt« nicht nur seine Baupläne. Er sprach von dem Leben, das in einer solchen klosterartigen Kolonie möglich wäre, die er sich von Künstlern und Gelehrten mit ihren Schülern bevölkert dächte. Er träumte von universal gebildeten, reineren Menschen, von edleren Bündnisten und Freundschaften, von schönerer und zarterer Geselligkeit, von lebendigerer Arbeit und bunteren und freudevolleren Festen, als man sie heute kennt. Ich vergesse nie, wie er dabei leuchtete und wie zart und ernst seine leise Stimme klang! Das' waren die Stunden, in denen er wahrhaft lebte. Wieviel phantastisch ungeheure Pläne hatte er ge- zeichnet, von Städten, von Dörfern, von künstlichen Inseln und Lagunenbauten! Und alle waren nur aus dem Trieb entstanden, seinen Kulturidealen und Zukunftsträumcn eine sichtbor« Folie zu geben: sie waren nur Rahmen zu Traumbildern, nur beiläufige Illustrationen zu seinen Lebensgedanken. Und noch nie war ihm eingefallen, dem Weltlauf nachzugeben, sein Ideal zu beschneiden, seine Pläne aufs Mögliche und Nützliche zu reduzieren. Lieber litt er Not, lebte von Zeichnungen für Zeitschriften, von Aushilfsstunden und gelegentlichen Beiträgen in Fachblättern, als daß er der Wirk- lichkeit nachgab und schlechthin Architekt wurd«, wie er hätte sein sollen. Was lag Hm daran, einzeln« Häuser" zu bauen?!
Sellage Ses vorwärts
Wir blieben bis spät in die Nacht beisammen. Er erzählte von seiner Reste, von Fußwanderungen durch Waldtäler und über Hoch- pässe, von Art und Lebensweise der Leute in fremden Gegenden. Dann trennten wir uns fröhlich, und als wir uns nach einiger Zeit wiedersahen, war der Rest seines kleinen Reichtums dahin, und er lebte wieder in der alten Enge. Ich war zu ihm gekommen, um einen Kaffee zu erlangen, aber er hatte auch keinen mehr und wußte selbst noch nicht, wo«r heute würde essen können. Etwas enttäuscht wollte ich weiter gehen, da hielt er mich am Arm zurück und nahm mir den Hut ab. „Nein Junge, so ganz leer sollst du doch nicht abziehen. Warte mal!" Und er holte ein Buch, zwang mich zu sitzen und las mir ein paar schöne Seiten aus Wolfram von Eschenbachs Parfifal vor. Ich möchte wissen, wo alle seine Zeichnungen und Entwürfe hin- gekommen sind. Er selber starb früh unter traurigen Umständen, und ich erfuhr es erst, als er schon unter dem Boden lag. Oft, wenn ich an jene schöne kecken Jahre denke, sehe ich ihn und höre sein« eifrige Stimme und habe das Gefühl, er fei uns allen ein guter Geist gewesen. Auch jetzt noch, wenn ich müde und in Gefahr bin, nachzu- geben und unser« Hofsnungen von damals Träume zu schelten, brauche ich nur an ihn zu denken—- dann weiß ich wieder, daß wir doch recht hatten und daß es bester ist, sich treu zu bleiben und Zu- tunftsstädte zu träumen, als einzelne Häuser zu bauen.
Gruß an Hermann Hesse . Zu seinem 50. Geburtslage am 2. Zuli. Der fünfzigjährige Dichter Hermann Hesse geht über alle Par- teiungen hinweg nacbdenkliche Menschen etwas an. Die Fuhrleme können seine Geschichten ebenso genießen wie verwöhnte Literaten. Denn er besitzt die außerordentliche Kunst, für die schwierigsten Dinge den einfachsten Ausdruck zu schreiben. Die dauerhaste große Schön- heit seiner Sprache und inneren Musik bewirkt es, daß auch seine frühen Bücher, der gefühlvoll-ironische„Camenzind ", die anklagende Schülergeschichte„Unterm Rad ", noch I)eute liebende Leser finden, obgleich der mit sich selber strenge Dichter, weit über ihren kleinen Bezirk hinausgewachsen, an jenen Erzählungen viel auszusetzen hat. Hermann Hesse ist ein Dichter zwischen zwei feindlichen Zeiten. Er trägt in sich das Kulturerbe einer versunkenen Welt und ist von der Bereitschaft beseelt, an einer kommenden, besseren und gerechteren Zeit trotz ihrer Jazz- und Mardbrutalitaten teilzuhaben. So erleidet er alle Fragwürdigkeit des Menschenlebens, gesteigert als persönliche Ouol. Darüber berichtet mit schonungsloser Ossenheit sein letztes Buch:„Der Steppenwolf ", zugleich ein Dokument der Zeit und eine bezaubernde Dichtung. Hermann Heise ist' ein Mensch zwischen den Klassen. Er stammt aus dem Kleinbürgertum, votz pietiftstchen Missionaren, er gehörte niemals zum echten Proletariat. Und wenn er auch einen Monat nach der deutschen Revolution geschrieben hat:„Diese herrliche, im- gewollte, machtvolle plötzliche Bewegung ist nicht aus Klugheiten und Berechnungen geflossen, sie kam aus dem Herzen, aus Millionen Hirzen». wenN'er'Hch arich' W Liebe'tzu'den edlen Gestaitem Rcha Luxemburgs und Gustav Landauers bekannte und seine Sympathien itnmer bei den Nihilisten und Barrikavenn'äNttbrn waren, nie gelang es d«in weit über bürgerliches Maß erhöhten Individualisten, im Kollektivismus aufzugehen. Hesse ist viel zu ehrlich, um das nicht zu bekennen— und in seiner Ausrichtigkeit liegen unnennbar viel Werte mehr als im Maulkollektivismus unechter Literaten. Nichts wäre ungerechter und oberflächlicher, als diesen Hesse mit dem Etikett„Bürgerlicher Dichter" abzutun. Der Knabe schon reool- tierte gegen den Schwindel der bürgerlichen Erziehung, floh von der Schule, arbeitete als Schlosser und Buchhändler, bis ihm der Riesen- erfolg des„Camenzind " das Leben eines freien Schriftstellers er- niöglichte. Der beginnende Krieg zeigt Hermann Hesse als den ein- zigcn berühmten Dichter, der keine Kriegsgedichte schreibt, der seine Abneigung gegen die patriotische Besoffenheit bekennt und darüber hinaus auffordert, die geistige Verhetzung einzustellen. Das hat ihm damals und bis in die jüngste Zeit hinein plumpe Beschimpfungen genug eingetragen. Die reaktionären Studenten schickten ihm Serien v»n Haßbriesen. Er ging seinen Weg unbekümmert weiter, nur dem Stern in seiner Brust folgend, ging weiter einen Weg, der dem Schema deutscher Dichterentwicklung gänzlich entgegengesetzt ist. Während die übrigen in der Dichterspitzengruppe zwar stürmisch und radikal begannen, mtt zunehmendem Alter aber mehr und mehr Kompromisse schlössen, riß Hess«, älter werden, einen bürgerlichen Tempel nach dem anderen ein, pfiff auf die Trugideale eitler Pädagogen, fand da? Leben zum Kotzen und sang die Musik des Unterganges. Mit 40 Jahren legte er sich einen neuen Namen zu und bekam als unbekannter Emil Sinclair , von der Jugend begeistert begrüßt, den Fontane-Preis für den„Demian ", in dem Psycho- analyse zur Dichtung wurde. Ein gedanb.mreichcs und liebenswertes Buch über diesen Außen- seiter schrieb Hugo BalLfH. H., sein Leben und seine Werke, wie auch alle Bücher izefsesUci S. Fischer, Berlin , erschienen). Wand- lungen, Gegensätze und Ueberraschungen kennzeichnen'die Reihe von Hesses Büchern. Eines �seiner vertrauten Themen ist die Jugend, ihre Bosheit und Süße. Von seinen kleinen Dichtungen, unüber- troffene Schilderungen aus vielen Landschaften, steht ein Teil im „Bilderbuch". Tief verknüpft ist er mit indischer und chmesijcher Weisheit. Im„Siddartha", einem Denkmal deutscher Sprache, baut er an der Brücke zwischen Europa und Asien . Eine andere Gestalt ist der wandernd« Handwerksbursche Knulp, eine andere der sterbende Dichter Klingsor. In allen lebt Hesse selber, der jetzt als Einsiedler im Tessin wohnt und dort viele leuchtende Bilder malt. Wenn er eines seiner Aquarelle verkauft, freut er sich mehr, als wenn über seine Literatur geschrieben wird, in der doch in Vers und Prosa vieles die Gnade letzter Vollkommenheit trägt. Heinrich W i c g a n d.
k)olund«rwem. Zu dem Artikel.Holunderblüte" in„Unterhaltung und Wissen" vom 28. Juni wird uns aus dem Leserkreise geschrieben: In dem Artikel wird gejagt, daß man aus den Holunderblürcn auch Wein machen könne. Mancher Leserin dürfte es erwünscht sein, ein Rezept dafür zu erhallen. Hi«r ist eins: 20 Dolden Holunderblüten, 7 Liter Wasser, 4 Pfd. Zucker, eine Zitrone, l Weinglas Essig, alles zusammen vennengt 24 Stunden stehen lassen, dann durch ein Tuch gießen, in Flaschen füllen, gleichverkorken und die Korken mit Leinen- läppen oder Schnur fest verbinden, da sie sonst bald„knallen": darauf die Flaschen 14 Tage in die Sonne stellen, schließlich in deit Keller bringein Schon nach vier Wochen ein erfrischendes Getränk, wird der Wein natürlich durch längeres Lagern immer wohlschmeckender und bester. Nicht der Chauffeur, das Auto ist schuldig. Die Stadtväter des Städtchens Bertelcn in Kalifornien hoben �in merkwürdiges Mittel gefunden, um die Chauffeure, die durch Fahrlästigkeit oder Ungeschicklichkeit einen Unfall herbeigeführt haben, zu bestrafen. Während man anderwärts den schuldigen Chauffeur einfperrt und zur Verantwortung zieht, nimmt man in Berkeley das Auto, das der Chauffeur geführt hat, in Schutzhaft. Der Wagen wird dadurch aus dem Verkehr gezogen und ist nicht mehr in der Lage, weiteres Unglück anzurichten. Den Chauffeur dagegen läßt man ungeschoren und von neuem auf die Menschheit los.