schutz, furz in seinem und seiner Familie ganzen Ich von dem Wirkungsgrade der Gewertschaft abhängt, von ihrer Macht, von ihrem Druck, nicht von dem guten Willen der Gegenseite; eine Geschichte der deutschen Ge= wertschaftsbewegung ist für den Vorsitzenden des Arbeitsgerichts ebenso wichtig wie ein juristisches Lehrbuch, damit er daraus lernt, warum die ,, wirtschaftsfriedlichen" Berbände teine Tarifparteien sind, warum der Arbeiter in dem Unorganisierten den Nugnießer fremder ideeller und materieller Opfer erblickt, der erntet, ohne gejät zu haben, warum der Arbeitskampf manchmal schroffe Formen annimmt, die vielleicht nicht entschuldbar, aber verständlich find, unter jenem höheren Gesichtspunkt des Strebens der Arbeiterklasse zum Licht, zur Teilnahme an der nationalen Kultur.
Diese Gesinnung, die der Weimarer Verfassung zugrunde liegt und das Staatsgrundgesetz der Republik von der liberalen Ideenwelt vergangener Jahrzehnte unterscheidet, soll die Richter der deutschen Arbeitsgerichte leiten. Damit ist nichts von ihnen verlangt, was außerhalb der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung liegt, sondern nur das Bekenntnis auch zu dem sozialen Gehalt der Weimarer Verfassung . Das Gewerbegerichtsgesetz von 1890 und das Kaufmannsgerichtsgesetz von 1904 fannten noch feine wirtschaftlichen Bereinigungen als Teilhaber an der gerichtlichen Organisation, feine Berbands- oder Tarifftreitigkeit als Zuständigkeitsbereich der Sondergerichte, feinen Tarifvertrag als Träger von Sonderbestimmungen für den Prozeß, fie fannten nur Vertragsstreitigkeiten zwischen dem Arbeitgeber und seinem Arbeitnehmer. Im Arbeitsgerichtsgesetz von 1926 nehmen die wirtschaftlichen Bereinigungen und ihnen gemäß Vertragsform, der Tarifvertrag, einen breiten Raum ein. Der einzelne Arbeitgeber und der einzelne Arbeitnehmer in ihrer Vertragsbeziehung treten dahinter an Bedeutung zurück. In diesem Gegensaz spiegelt sich der Fortschritt der Arbeiterbewegung in 37 Jahren. Aus ihm schöpfen wir die Hoffnung auf weiteren Aufstieg im Zeichen des praktischen Sozialismus.
Das Spigelkränzchen.
Ein lehrreicher Terminkalender.
Zu der am 5. Juli beginnenden Berufungsverhandlung des Blauerer Stresemann- Prozesses veröffentlicht das Berliner Tageblatt" einen sehr instruktiven Terminkalender aus der ersten Hälfte des Jahres 1925. Er gewährt einen hübschen Ueberblick über den Personenkreis, der seinerzeit um die Ausschlachtung des aus dem Reichsschazamt gestohlenen Aftenmaterials bemüht gewesen ist. Bekanntlich hat die Geschäftsstelle der Deutschnationalen Boltspartei durch ihren Geschäftsführer Dr. Weiß und den Oberregierungsrat Göbel diese Aften zu erwerben gesucht und 5000 Mart darauf angezahlt. Aber wie Aasgeier balgte fich frächzend um den Raub ein Schwarm von journalistischen Freibeutern, jeder emsig bemüht, sich allein das lukrative Geschäft der finanziellen und literarischen Ausschlachtung zu sichern. Alles natürlich nur aus dem idealen Drange heraus, Deutschland von der Korruption zu reinigen! Bis, wie ein Abler aus dem Gewölf, der Staatsanwaltsajjejjor Kußmann zwischen die kämpfenden Geierscharen fuhr und mit einer staatsanwaltschaftlichen Beschlagnahmeverfügung nicht etwa nicht etwa der bestohlenen Behörde, sondern dem ihm nahestehenden Spitzelfonzern den fetten Bissen sicherstellte. Wir geben den Terminkalender wieder, dessen einzelne Daten übrigens genau die zuerst vom„ Borwärts" im August 1925 gegebene Sachdarstellung beſtätigen:
10. Januar: Fonferenz mit Oberregierungsrat Göbel im Zentralbureau der Deutschnationalen Bolfspartei. 17. Januar: Konferenz zwischen Göbel und Kranz im 3en tralbureau der Deutschnationalen Bolkspartei.
Nachmittags 3 Uhr Konferenz mit Kußmann. 19. Januar: 3usammentritt des„ Arbeitsaus schusses" in einem Weinrestaurant in der Königgräger Straße. Teilnehmer: der frühere deutschnationale Abgeordnete Bacmeister,
Ein Fehen von Shakespeare wurde Nestron genannt, eine Rioate der Gemeinheit wurde er auch einmal gescholten. Er hat all das überlebt, bis er 61 Jahre alt geworden war und ihn der Schlag rührte. Damals, im Frühling 1862, leuchtete die Sonne herrlich. Ganz Wien begleitete feinen Abgott zum Friedhof hinaus. Alles duftete und blühte, und wer ein molliges Weiblein hatte, führte es am Arme mit. Nachher bot sich dann die lindeste Gelegenheit, bei Mondschein die Lieder des Seligen zu fingen, und während man fang, war man traurig und glücklich und redete vom Wein und auch vom Sterben.
3u ebener Erd und im ersten Stod" heißt die Nestroysche Sommerposse der Boltsbühne. Schwant und trauriges Boltsstück sind durcheinandergemischt. Für die braven Leute gibt es einen unverhoffter Goldregen, den Prassern und Nichtstuern wird ein tüchtiger Denkzettel erteilt. Ist das ein soziales Stück troz aller Heiterfeit? Nun, die Frage ist überflüssig. Alles wird wunderbar einfach kontrastiert, Schwelgeeei mit trockenem Brot, Reichtum mit muffiger Armut. Es geschieht alles wirklich so, wie es auf dem Ertravorhang für die sommerliche Nestroybühne gezeigt wird. Aus dem Füllhorn des Glücks fallen die Dukaten scheffelweis zur Erde und der geflügelte Liebesgott ist zu allerhand Helden und Spizbubenstreichen aufgelegt.
Der Prolog fagt sofort, wie es fommen wird. Dieser Prolog wird beinahe schon zu programmäßig vorgetragen. Um Gotteswillen, wenn die sommerlichen Nestroyspieler anfangen, ihr Stück ernst zu nehmen! Sie befehren sich noch rechtzeitig genug zur leichten Theaterspielerei und schleifen die Ereignisse hübsch paro= distisch und nicht sehr einfallsreich vorwärts. Sie schicken den Grotestfomiter Sima und den ganz sparsam arbeitenden Charakteriftifer Lopric und Herrn Almas, einen behäbigen Arme leutevater, und Herrn Bröck I als niederträchtigen Lakai und öligen Verstandschuft auf die Bühne. Das Nestroysche Genie, die süß verwienerte Schwanktragödie, wird von dem Bearbeiter und Res giffeur Leo Reuß etwas steif geschulmeistert. Man entscheidet sich nicht für eine großartige, entwaffnende Hokuspofusfomit, sondern hält alles in vernünftigen, sogar in vernünftelnden Grenzen. Vermißt wird die Improvisation, die Leeres ausfüllt und Lahmgewordenes beflügelt. Trotzdem entsteht vielerlei Märchenstimmung, und Grete Bäd als Mutter vieler zappelnder Armeleutefinder, und Fräulein Hellberg als fäuselnder Backfisch und Anni Memes als bildhübsches Kammerfäßchen und und Bertl Halo: panic als entzückendes Wiener Puhmadermadel fügen sich glück bereit in diese Melancholie, Coupletweisheit und Donauweibchen ammut. M. H.
Handzeichnungen der Nationalgalerie.
Ta sämtlichen Räumen des Kronprinzen Palais zeigt Justi die deutschen Handzeichnungen des 18. bis 20. Jahrhunderts, die er erworben hat. Vielleicht wissen nicht alle, daß der Nationalgallerie eine Abteilung Handzeichnungen angegliedert ift; fie befindet sich hinter dem Slevogt - Kabinett des
Rapitänleutnant Rautter( Bertrauensmann Ehrhardts und zeitweise Privatsekretär Bacmeisters), Knoll( genannt Dr. Kluge), Breithaupt, Kranz. Kautter befam zunächst einmal von Bacmeister zweitausend Mart ausbezahlt, die er als= bald für sich verwendet hat.
21. Januar: Konferenz zwischen Bacineifter, Rautter und Kranz in der Likörstube Bardinet.
26. Januar: Konferenz mit Major Stein, Wilhelmstraße 6. 30. Januar: Konferenz mit Dr. Weiß im Zentralbureau der Deutschnationalen Volkspartei .
2. Februar: Konferenz Kautter- Krarz.
und Kautter.
5. Februar: Konferenz Breithaupt, Ganzer, Forstner. 13. Februar: Konferenz zwischen Kußmann und Kranz. 6. März: Besprechung der Herren v. Medem, Knoll und Kranz. 11. März: Besprechung zwischen Breithaupt, Kranz, Kußmann 20. März: Konferenz Kranz, Flatow, Mühlberg, Breithaupt. 24. März: Konferenz Kranz, Klakow, Major Richert und Mühlberg. 3. April: Konferenz Oberfinanzrat Bang, Piechottta ( Herausgeber der Deutschen Wirtschaftsforrespondenz"), Breithaupt und Kranz.
5. April: Besprechung des deutschnationalen Reichstagsabgeordneten Leopold mit Herrn v. Medem( a m 6. April er= folgte dann nachmittags 1 Uhr 55 Minuten die Beschlagnahme der Aften durch den an den obigen Konferenzen auch beteiligten Staatsanwaltschaftsaffeffor Dr. Kußmann, der fo den Staatsapparat in den Dienst der deutschnationalen Intrigen stellte).
15. April: Konferenz des deutsch nationalen Reichs. tagsabgeordneten Leopold mit Kranz.
17. April: Konferenz der Herren v. Medem und Knoll mit Schmidt( aus Hamburg ).
21. April: Konferenz Knoll, Kranz, Breithaupt.
27. April: Konferenz zwischen Biechottta, Kranz und Breit haupt( der jetzt mehr in den Vordergrund tritt, weil er am 1. Mai 1925 ein besonderes Bureau zur Verarbeitung des Materials begründet, und zwar unter der Firma Deutscher Nachrich= tendienst, Breithaupt u. Co., W. 35, Genthiner Str. 29"). 7. Mai: Konferenz Knoll, Kranz, Mühlberg, Breithaupt. 18. Mai: Konferenz Knolle, Mühlberg, Breithaupt. 25. Mai: Konferenz Herzberg, Breithaupt.
13. Juni: Konferenz mit dem deutschnationalen Geheimen Kommerzienrat Pochwadt.
26. Juni: Konferenz Mühlberg, Pochwabt, dem deutsch nationalen Abgeordneten Kentel und Breithaupt.
27. Juni: Konferenz der Herren v. Medem und Breithaupt in der Redaktion der Berliner Börsen- Zeitung".
27. Juni: Konferenz zwischen Mühlberg und Breithaupt. 28. Juni: Konferenz Kranz und Dr. Friedegg.
In trautem Verein sehen wir hier zusammenwirken: deutschnationale Politiker, Industrielle, Abgeordnete, literarische Frei beuter, notorische Spizel und preußische Staatsan wälte. Ein überwältigendes Bild!
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Interessant ist, daß außer den befannten Namen Kußmann, Dr. Weiß, Leopold, M. d. R., usw. hier auch der Landtagsabgeord nete Rentel und sein finanzieller Hintermann, Kommerzienrat Poch wadt, als Beteiligte auftauchen. Herr Kenkel, der selbstlose Geldgeber des Zuchthäuslers und Fälschers Zeuner, hatte doch unlängst im Landtag so lebhaft dagegen gestritten, als Genosse Ruttner ihn als einen der Bäter des deutschnationalen Spionagesystems bezeichnete! Gerade Kenkel wird sich bewußt sein, daß die hier verzeichneten Konferenzen nur einen Ausschnitt aus seiner vielseitigen Tätigkeit bilden. Wir möchten Herrn Kentel an seine Konferenzen mit Michael Holzmann erinnern, die er als Tatfache zwar zugibt, aber aus derem Inhalt er bis heute das Wichtigste verschweigt!
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Im Zusammenhang mit dem Plauener Prozeß erwähnt die Nationalliberale Korrespondenz", daß die deutschnationalen Enthüller auch in Zusammenarbeit mit bekannten Deserteuren die in noch schlimmerem Verdachte stehen gearbeitet haben, ja daß solche Deserteure Mitarbeiter bekannter Berliner nationaler Zeitungen sind.
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Wir können das bestätigen. Es trifft sicher zu auf den berüchtigten Wolfgang Breithaupt, der als deutscher Deserteur
während des Krieges in Holland Spionage aller Art getrieben hat und der auf dem oben abgedruckten Terminstalender recht häufig erwähnt wird.
Breithaupt hat im Juli 1925 vor einem Berliner Rechtsanwalt eine eidesstattliche Erklärung über seine Mitarbeit bei dem Korruptionsfeldzug abgegeben, deren Inhalt der Plauener Prozeß in allen wesentlichen Punkten als richtig bestätigt hat. Merkwürdigerweise hat Breithaupt aber selber einige Wochen später seine eigene eidesstattliche Bersicherung als falsch widerrufen, - nachdem ihm, wie Herr Kußmann vor dem Untersuchungsausschuß kleinlaut zugeben mußte, von der Rechten als Lohn für den Widerruf eine Anstellung versprochen war! Tatsächlich ist Breithaupt dann Mitarbeiter der deutschnationalen Berliner Börsen- 3eitung" geworden, deren rein raffig deutschnationaler Chefredakteur Dr. Oestreich offenbar Ersatz für seinen verunglückten Kronzeugen Tannenzapf suchte.
Die ,, Nationalliberale Korrespondenz" ist also im Recht, aber sie scheint noch mehr zu wissen. Sie sollte ihre Kenntnisse der Welt nicht vorenthalten!_
Achtstundentag in der Schwerindustrie. Einstimmiger Beschluß im Reichswirtschaftsrat.
Der Arbeitsausschuß des Borläufigen Reichswirtschaftsrats, der fich mit dem§ 7 der Arbeitszeitverordnung befaßt, hat ein stimmig beschlossen, den Reichsarbeitsminister zu ersuchen, weitere Gruppen von Arbeitnehmern den Beschränkungen des§ 7 der Arbeitszeitverordnung zu unterwerfen. Es handelt sich um Arbeit. nehmer der Großeisenindustrie, und zwar um die Arbeitnehmer in Martin, Thomas- und Ziegelstahlwerten, die in den Puddelwerten beschäftigten Arbeitnehmer, die in Hammer. und Preßwerken mit Erhihung, Transport, Schmieden usw. beschäftigten Arbeitnehmer, die in Walzwerken mit der Unterhaltung der Defen usw. beschäftigten Arbeitnehmer, die Generatorenarbeiter dieser Betriebe und die Handwerfer und Hilfsarbeiter, die mit Instandsetzungsarbeiten an Defen usw. beschäftigt find. Die Bestimmungen sollen am 1. Januar 1928 in Kraft treten. Wenn infolge besonderer Umstände das Inkrafttreten zu diesem Zeitpunkt in einzelnen Fällen ohne schwere Gefährdung des Betriebes nicht möglich ist, soll der Reichsarbeitsminiffer nach Anhörung der obersten Landesbehörden den Zeitpunkt befristet hinauschieben fönnen.
das Dreischichtensystem wieder herstellen soll. Dieser Beschluß, der nun endlich in der Schwerindustrie ist umso erfreulicher, weil er einstimmig gefaßt wurde. Unberechtigt erscheint uns nur die lange Fristseßung.
Gescheiterte Wirtschaftsdiplomatie. Private Wirtschaftler an die deutsch - polnische Front. Bolen tommen nicht vom Fled. Die amtliche Wirtschaftsdiplomatie Die Handelsvertragsverhandlungen zwischen Deutschland und hat sich auf beiden Seiten festgebiffen. Die Bürgerblockpolitik ist nicht imstande, die Interessen der deutschen Landwirtschaft und der deutschen Industrie miteinander auszugleichen. Da die amtlichen Kreise versagen, setzen sich private Persönlichkeiten der
irtschaft in Bewegung, um eine Einigung anzubahnen. Es wird eine Zusammenkunft vorbereitet zwischen führenden MitGliedern des Reichsverbandes der deutschen Industrie( wie Kaste, 2ammers, v. Raumer) und polnischen Wirtschaftlern wie Wirtschaftskonferenz, Geisensteiner, Industrieller aus OberGliwig, Bankdirektor in Warschau , polnischer Vertreter auf der schlesien , Techlinsky, Rittergutsbesizer u. a.
Bei dem wirtschaftlich gespannten Verhältnis zwischen den beiden Nachbarstaaten ist jeder Versuch willkommen, zwischen den ständigung der Wirtschaft ist um so mehr zu wünschen, als die Beentgegengesetzten Anschauungen Brüden zu schlagen. Die Versprechungen der Politiker, die in Aussicht genommen waren, bis zum Herbst vertagt sind. Der für den Juni ursprünglich geplante Besuch polnischer Parlamentarier in Berlin ist leider bis auf weiteres vertagt worden.
Kronprinzen- Palais und steht jedermann offen, wird aber bedauer-| einem weiblichen Wesen zusammengewesen ist, zu einem Lebelicherweise vom großen Bublifum ängstlich gemieden. So wirkt es immer als eine Offenbarung unbekannter Schäße, wenn dergleichen Blätter öffentlich ausgestellt werden; in diesem Fall mit ganz außerordentlichem Nachdruck, da diese Kostbarkeiten zwei Jahrhunderte umspannen und die Ueberlegenheit der Zeichnung über das Gemälde als fünstlerisches Ausdrucksmittel bei den Deutschen offenbaren.
gesamten Handzeichnungssammlung, sondern nur aus Justis ErAusdrücklich anzumerken: es ist nicht etwa eine Wahl aus der werbungen seit 1911. Um jene einigermaßen bekanntzumachen, bedürfte es eines Moabiter Glaspalastes und mehr. Ferner sind brauchte Justi nicht erst zu kaufen; so erklären sich die Lücken bei dadurch bestimmte Akzente gesezt. Was genügend vertreten war, Menzel( von dem schon 7000 Beichnungen da waren!), Leibl und andern Meistern des Realismus. Wogegen Klassizisten und RomanModerneren völlig neu zu sammeln waren und daher in besonders tifer, Marées und Thoma wie Mar Liebermann und die noch glänzender Repräsentation erscheinen.
bilden bei den Früheren im Erdgeschoß: Cornelius, Genelli Höhepunkte, vielfach in ganzen Sälen für sich allein wirkend, und Schwind; man wird faum Bollendeteres von ihrer Hand finden können. Dann im ersten Obergeschoß die herrlichen Säle mit Marées, Thoma, Liebermann, Corinth. Es ist daran zu erinnern als an ein wahrhaft großes und durch hämische Angriffe gegen ihn persönlich unterstrichenes Verdienst Justis, daß die fostbaren Handzeichnungen von Marées wie Thoma, die ihresgleichen nicht haben, für ein Nichts, d. h. gegen Hergabe weniger Stücke anderer Künstler aus überreichem Besitz der Nationalgalerie, erworben werden konnten.
Die größte Ueberraschung aber sind die Aquarelle und Zeich mungen der sogen. Expressionisten im zweiten Obergeschoß, die nicht nur eine Ergänzung zu ihren nicht immer ganz glücklich ausgesuchten Gemälden bilden, sondern schlechthin wohl die beste Vertretung dieser farbenstarten Modernen, die es überhaupt gibt. Wer es noch nicht wußte, erlebt es hier mit der Wucht überzeugender Anschauungskraft, daß die Künstler ihr Lebendigstes in Aquarell und Zeichnung gegeben haben; daß Nolde, Kirchner, Rohlfs, Heckel Bechstein, Marc, Klee , selbst Lehm= brud, Otto, Dir und Kokoschka in diesen Meisterblättern vollendet sind wie faum in einem großen" Wert. Zum Bezau berndsten gehören, neben den Postkarten Franz Marcs an Elfe Laster- Schüler, die kleinen Aquarelle voit August Macke , die er furz vor dem Kriege und vor seinem Tode in Tunis gemalt hat; Schwanengesang eines durch den Irrfinn des Heldentodes" un finnig Geopferten. Dr. Paul F. Schmidt.
Ein alter, aber luffiger Schwant. Der Sommerdirektor des Theaters Die Komödie, Franz Arnold, hat sich von den Schwänken, die er zusammen mit Ernst Bach verfaßt hat, einen der einfallsreichsten ausgesucht, den„ Keuschen Lebemann". Der Fabritbefizer Julius Seibold möchte gern seinen Kompagnon Mar zum Schwiegersohn haben. Um ihn seiner Tochter und seiner Frau interessanter zu machen, stempelt er Mag, der noch nie mit
mann und dichtet ihm ein Verhältnis mit der berühmten Filmdiva Ria Rai an, was seine Wirkung auch nicht verfehlt. Ueber Nacht ist Mag der populärste und begehrteste Mann der fleinen Stadt geworden. In dieser Stadt erscheint aber die Filmdiva persönlich, und zwar, was die Sache erheblich kompliziert, mit ihrem eiferfüchtigen und temperamentvollen Verlobten. Es ergeben sich die luftigsten Situationen. Je größer die Verlegenheit wird, in die Julius und Mag geraten, desto mehr steigert sich die Heiterkeit bei den Zuschauern. Es ist ein Schwant bewährten alten Stils. Die fomischen Situationen überſtürzen sich in so flottem Tempo, daß die Kette der Lachsalven im Publikum nicht abreißt. Das Hauptverdienst daran hat Otto Wallburg , der den unbeholfensten Lebemann auf die Beine stellt, den man je auf der Bühne gesehen hat. Kein Schauspieler tann so hemmungslos vor Verlegenheit stammeln wie Wallburg. Er bringt das Kunststück fertig, echte Ver= ebenbürtiger Gegenspieler ist Hans Juntermann, der die zweiflung zu mimen und dabei erschütternd komisch zu wirken. Ein Worte seiner Rolle mit Vergnügen daherknödelt und, wenn er verMaria Baudler gibt die Filmdiva mit liebenswürdiger Schaltlegen wird, ein Gesicht macht, als ob er etwas Schlechtes riecht. haftigkeit. Die übrigen Rollen sind nur dürftig besezt. Eine unmögliche Bühnenfigur gibt Julia Janzen ab. Sie macht sich bis zur Unerträglichkeit niedlich. Dgr.
Der Wiedehopf. Wiedehopf der Bogel heißt, Der das eigne Nest beschmutzt, Und im Rinderkot zumeist Bohrend sich den Schnabel putzt.
Stets nach Ferkelei und Stunt Hegt ein widriges Gelüft er. Nirgends als im eigenen Dung Fühlt sich wohl der Kududstüfter.
3war: in einem Parlament Bürd' man solchen Wiedehopfen, Falls er gar zu renitent, Unsanft auf den Schnabel flopfen.
Doch was nügte diese Geste Dem erzieherischen Zwed?! Mir scheint als das Allerbeste: Laßt ihn nur in seinem Dreck! Hoffnungslos ist dieser Fall, Alle Mühe bleibt verloren: Niemals wird zur Nachtigall, Was als Wiedehopf geboren!
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Mich. von Lindenheden,