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amalis saim

Mittwoch

6. Juli 1927

audas

Unterhaltung und Wissen

1500

Der Großvater und die Läufe.

Bon Austin Speer.

Termite und Uebermensch.

Von Maurice Maeterlind.

Maurice Maeterlinc, der mit seinem Leben der Bienen" ein affi­

sches Wert volkstümlicher Naturwissenschaft geschaffen, dringt in feinem neuen Wert Das Leben der Termiten", das soeben in der Ueberfegung von Käthe Julch bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stutt gart erscheint, noch tiefer ein in die Geheimnisse der Natur. Wie ber Dichter von diesen phantastischen Wesen die Brüde schlägt zu unserer Welt und ihrer Zukunft, zeigt die philosophische Betrachtung, die wir hier wiedergeben.

Chne noch einmal in Bewunderung zu geraten über ihre folossalen Wissen wir überhaupt, was die Termiten erfunden haben? Bauten, ihre wirtschaftliche und soziale Organisation, ihre Arbeits verteilung, ihre Kasten, ihre Politit, die von der Monarchie bis zur biegsamsten Oligarchie führt, ihre Berproviantierungsmethoden, ihre Chemie, ihre technischen Einrichtungen, ihre Heizung, ihre Kunst, das Wasser wiederherzustellen, ihre Bielgestaltigkeit, wollen wir uns nur fragen, da sie uns ja um mehrere Millionen Jahre

Jezt will ich eine furiose Geschichte von meinem Großvater er­zählen, in der ich selbst eine höchst unrühmliche Rolle spielte. Als mein seliger Großvater in jenes Alter gekommen war, das man das chrwürdige zu nennen pflegt, wurde er ein gar sonderbarer Herr. Mit dem gewichtigen Titel Privatier" ins Austragftüberl des Daseins eingezogen, fand er Muße, auf die merkwürdigsten Schrullen zu verfallen, wozu ihm früher ein arbeitsreiches Leben nicht Zeit ge­laffen hatte. Seine guten Eigenschaften: seine Ordnungsliebe und Pünktlichkeit, sein Reinlichkeitsfinn und seine Regsamkeit, wandelten fich nun zu Fanatismen, die er als Fuchtel über seinen Hausgenossen und nicht zuletzt über uns Kindern schwang. Täglich zweimal ging er an die ,, gute Luft", worunter er die Gartenanlagen der Stadt verstand, und da erlebte er stets ein Abenteuer, das immer wieder zu erzählen er nicht müde wurde. Einmal besprigte ihn ein Straßen­fehrer mit Kot, ein andermal hatte er mit einem schnellfahrenden Kutscher eine erregte Auseinandersetzung und wieder ein andermal wurde ihm seine Brieftasche gestohlen, von der sich später heraus­stellte, daß er sie von zu Hause gar nicht mitgenommen hatte. Die furiofeste Geschichte aber eben jene, welche ich erzählen will- ists and folgende:

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Eines Tages fehrte Großvater früher als gewöhnlich von der nuten Luft zurüd. Sein Gesicht war von Erregung gerötet, seine Augen schossen Entrüftungsblige und seinen Hut, einen schönen grauen Halbzylinder, trug er mit ausgestrecktem Arme vor sich her, gerade­pegs in die Küche, wo er ihn durch das Ofenloch ins Feuer warf. Bir wußten gleich, daß ihm wieder etwas zugestoßen war, und es auerte nicht lange, so begann er zu erzählen. Jetzt wird einem schon vie gute Luft verleidet," hub er an. Man kann nicht mehr in öffent­lichen Gartenanlagen Plaz nehmen, ohne sich ernsten Gefahren aus­zusetzen." ,, Ja, was ist denn geschehen, Großvater?"- ,, Ge­schehen? Dumme Frage! Weiß ich's, ob etwas geschehen ist? Das wird sich erst herausstellen, wird sich erst... Also denkt euch, ich setze mich da in die schöne Anlage beim Schillerdenkmal und nehme meine Zeitung vor, um einmal ordentlich die Börse zu studieren.( Groß­rater war Großlaufmann gewesen.) Eben denke ich mir, was das jetzt für Zeiten sind, wo die Papiere, ehe man sich ihren Kurs gemertt hat, schon wieder anders stehen, da tommt ein Mann und setzt sich neben mich auf die Bant. Erst beim Unblättern bemerke e ich, daß es ein recht verwahrloster Kerl ist, der noch dazu die Frechheit befigt, feinen schäbigen Filz auf meinen schönen Hut zu legen. Ich ziehe a also meinen schönen Hut unter seinem schäbigen Filz hervor. und lege ihn auf die andere Seite. Der Mann raucht ein Schusterzigarrl und läßt sich die Sonne in die Stiefellöcher scheinen. Da triecht aus seinem Kragen setzt euch nieder, sonst fallt ihr um da triecht aus seinem Kragen na, was denkt ihr?" Wir erklärten uns außerstande, es zu denken. Eine Laus!" brüllt der Großvater, eine lebendige Laus, fo groß wie ein Ochse, dick wie ein Schwein, mit sechs Beinen, inwohl, friecht sie aus seinem Kragen Ich habe es durch meine Brille gesehen. Der Mann spürt es, greift hin, nimmt die Laus mit den Fingern der rechten Hand, sagt: Bist du es, oder bist du es richt?", schaut fie an, fagt: ,, 2 ja, du bist es!" und zerfnautscht sie auf der Bank. Dann wendet er sich, während ich starr vor Schreck dafitze, zu mir und meint: ,, Das tommt vom Nachtasyl, dort erwischt man diese Viecherln. Wenn ich einen Gulden haben täte, möcht' ich mir eine Salbe kaufen. Hat der Herr vielleicht einen Gulden?" was sagt ihr dazu?"

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aus

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Na,

Leid

Bater und Mutter versuchten den Großvater vergeblich zu be­ruhigen; wir Kinder hingegen, mein kleiner Bruder und ich, fanden das Abenteuer und besonders den Mann aus dem Nachtasyl, der mit den Läufen auf Du und Du steht, so bemerkenswert, daß uns der Großvater alles der Reihe nach mit größter Genauigkeit nochmals er zählen mußte. Raun war das geschehen, begann es ihn auch schon zu beißen Er rannte, helle Berzweiflung in den Rügen, in sein Bimmer, fragte sich da und dort, rief nach heißem Badewasser, frischer Wäsche und Petroleum, das, wie er versicherte, das einzige Mittel gegen Läuse sei, die er, wie oußer Zweifel stand, von jenem Mann aus dem Nachtasyl sich geholt hatte.

Nach einer Stunde erschien er wieder, gebadet und neu gekleidet, den Kopf mit Petroleum eingeschmiert und mit einem großen Tuch Detbunden. Er sah aus wie Ali Baba aus Tausend und eine Nacht. ,, Daß mir in meinem Alter doch gar nichts erspart bleibt!" stöhnte er verbittert. Nun hab' ich Läuse und ihr müßt euch eures alten Groß­vaters schämen. Schämt ihr euch?" Wir sagten, daß wir uns nicht fchämten, weil er ja nichts dafür könnte, und zählten alle Fälle un­

schuldiger Verlaufung auf, die uns bisher zu Ohren gekommen

waren.

Nun holte er aus Vaters Bücherschrank den Lerifonband L bis I yra heraus, trug ihn zum Fenstertischchen, fingerte eine Weile darin herum und las dann vor: Läuse( Pediculidae), Familie aus der Ordnung der Halbflügler, sehr kleine, flügellose Tiere mit weicher Rörperbedeckung, fleinem Thorag, großem, ovalem Hinterleib, faden­förmigen Fühlern, fleinen, einfachen Augen, zweigliedrigen Tarsen mit großem, hatenförmigem Endglied und hervorstülpbarem fleischigem Gangrüssel, dessen Borderränder von Hädchenreihen eingefaßt werden. opflaus( Pediculus capitis de Geer, fiehe Tafel Halbflügler" Sig. 18), bis 2 Millimeter lang, ist graugelb, an den Rändern der Sinterleibsringe dunkler, lebt nur auf dem Kopf des Menschen, be­sonders verwahrloster Kinder. Die Nachkommenschaft eines Weib chens fann bis fünfzig Stück betragen."

Den Großvater schauerte. Wir Kinder standen dabei und hörten zu. Wir hatten bisher keinen rechten Begriff von der Laus gehabt und erst Großvaters Abenteuer half unsere zoologischen Kenntnisse erweitern. Mein fleiner Bruder ging gleich hin und zeichnete eine Zwetschke mit sechs Beinen und einem fürchterlichen Saugrüffel auf ein Blatt Papier und fragte den Großvater, ob eine Laus so aus­sähe. Das alles war nicht geeignet, ben alten Herrn zu beruhigen. Er bildete sich ein, Läuse zu haben und hielt daran mit ganzem Greisenstarrfinn feft.

Später rief er uns heran. Es beißt mich schrecklich," sagte er, ,, wollt ihr nicht einmal auf meinem Kopfe nachsehen? Wer eine Laus findet, bekommt einen Gulden!" Was tun zwei so Räubers­fnaben, wie wir es waren, nicht alles für einen Gulden! Wir er­flärten uns sofort einverstanden und begannen, nachdem Großvater den Turban abgebunden hatte, ein peinliches Läufefuchen. Aber es ward feine Baus gefunden und fein Gulden verdient.

( Schluß folgt)

Hübsch mannigfaltig!

S thun

ZYX

d

Wir wollen in der Regierung feine Unifor. mität, sondern eine Mannigfaltigkeit der Mei­nungen!" Reichsernährungsminister Schiele.

CURTIUS

SCHIELE

Wenn der Curtius mit dem Schiele In die Haare fich gerät,

Sagt der Schiele, ihm mißfiele Öde Uniformität.

aid Gerne", spricht er, unterhalt ich Mit Herrn Curtius mich zu zwei'n: Bielgestaltig, mannigfaltig Muß die Reichsregierung sein. Kommf's dabei zum Streife, prägt fich Aus nur die Persönlichkeit, Rechtsblod schlägt sich, Blod verträgt sich Dafür dann auch ein'ge Zeit.

Mancher friegt sich( wie beim Zolle Es geschehn dem Kabinett) Mit die Olle in die Wolle Und geht doch mit ihr zu Bett!"

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Mich. von Lindenheden.

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voraus find, ob sie nicht durch Prüfungen hindurch mußten, die auch uns wahrscheinlich noch bevorstehen. Wissen wir denn, ob richt der Sturz der Temperatur in den geologischen Zeitaltern, zur Zeit, da sie noch Nordeuropa bewohnten denn man findet ja ihre Spuren in Deutschland , England und der Schweiz fie dazu gezwungen hat, sich einer unterirdischen Existenz anzupassen, die nach und nach zur Verfümmerung ihrer Augen, zu der ent­feglichen Blindheit der meisten von ihnen geführt hat? Erwartet uns nicht die gleiche Prüfung in einigen Jahrtausenden, wenn wir uns in den Schoß der Erde werden flüchten müssen, um dort nach einem Rest von Wärme zu suchen; und wer fagt uns, daß wir diese wie fie? Wiffen wir, wie sie sich untereinander verstehen und verstän­Brüfungen ebenso erfinderisch, ebenso siegreich bestehen werden igen? Wissen wir, nach welchen Experimenten, nach welchen tasten­den Versuchen fie zu der zweifachen Verdauung der Zellulose ge= langt find? Wissen wir, was diese Art Gesamtpersönlichkeit, Ge­famtunsterblichkeit ist, der sie unerhörte Opfer bringen und sie auf diese Weise zu genießen scheinen, die wir nicht einmal fallen können? Wissen wir endlich, wie sie zu der märchenhaften Biel­geftaltigkeit gelangt find, die es ihnen ermöglicht, je nach den Be dürfnissen der Gemeinschaft fünf oder sechs verschiedene Individuen zu erschaffen, daß sie nicht derselben Gattung angehören scheinen. Dringt diese Erfindung nicht tiefer in die Geheimnisse der Natur ein als die Erfindung des Telephons oder der drahtlosen Tele­graphie? Ist dies nicht ein entscheidenderer Schritt vorwärts auf dem Weg zu Mysterien der Beugung und der Schöpfung? Wie nicht nur ist es uns versagt, nach unserem Willen ein männliches weit sind wir in dieser Frage, die die eigentliche Lebensfrage ist? oder weibliches Geschöpf zu zeugen, sein Geschlecht bleibt uns sogar bis zu seiner Geburt völlig unbekannt. Wüßten wir, was diese unglückseligen Insekten wissen, so fönnten wir nach unserem Be­lieben Athleten, Helden, Arbeiter, Denter hervorbringen, die, schon vor ihrer Empfängnis aufs äußerste spezialisiert und im wahren Sinne des Wortes vorausbestimmt, mit unseren Athleten, Helden, Arbeitern, Dentern nicht mehr zu vergleichen wären. Warum follte es uns nicht eines Tages gelingen, das Gehirn, unser spezi fisches Organ, unsere einzige Gegenwehr in dieser Welt, hyper­trophisch zu vergrößern, ebenso wie sie es mit den Riefern ihrer Soldaten und dem Eierstock ihrer Königinnen gemacht haben? Hier liegt ein Problem, das nicht unlösbar sein kann. Wissen wir, was ein Mann leisten würde, der nur zehnmal intelligenter wäre als der intelligentefte von uns, zum Beispiel ein gehirnlich verzehn fachter Pascal oder Newton? In wenigen Stunden würde er auf

Beilage

des Vorwärts

allen Gebieten unseres Wissens Etappen zurücklegen, die zu durch­schreiten wir wahrscheinlich Jahrhunderte brauchen werden; und nach Zurücklegung dieser Etappen begänne er vielleicht zu begreifen, Anstrengungen vergangener Ewigkeiten nur zu dem geführt haben, warum wir leben, wozu wir auf dieser Erde sind, warum so viel was wir sehen, das heißt zu einem namenlosen und hoffnungs­losen Elend. Im Augenblick kann kein Mensch auf der Welt auf diese Fragen eine Antwort geben, die nicht leerer Hohn wäre.

Vielleicht würde er, ebenso gewiß wie Amerika entdeckt worden ist, ein Leben auf einer anderen Bewußtseinsebene entdecken, jenes alle Religionen versprochen haben, ohne uns auch nur den Beginn Leben, nach dem die Sehnsucht uns im Blute liegt und das uns auch unser Gehirn jetzt ist, so fühlen wir uns doch zuweilen con eines Beweises für seine Existenz erbringen zu können. So schwach Rand der tiefen Abgründe der Erkenntnis. Ein kleiner Anstoß würde genügen, uns hineinzustürzen. Wer weiß, ob die Mensch­heit nicht in den eisigen finsteren Jahrhunderten, die sie bedrohen, einer solchen Hypertrophie ihr Heil oder wenigstens einen Aufschub

ihres Todesurteils verdanken wird?

Aber wer bürgt uns dafür, daß nicht ein so gearteter Mensch in irgendeiner Welt der vergangenen Ewigkeit gelebt hat? Und vielleicht ein Mensch, der nicht zehnmal, sondern hunderttausendmal intelligenter war? Es gibt feine Grenzen für die Ausdehnung der Körper, warum sollte es welche für die Ausdehnung des Geistes geben? Warum sollte das nicht möglich sein, und wenn es möglich ist, könnte man dann nicht darauf wetten, daß es schon einmal gewesen ist, und wenn es gewesen ist, wie ist es dann zu begreifen, daß keine Spur davon zurückblieb? Und bliebe teine Spur davon übrig, warum noch etwas erhoffen, oder warum hätte dasjenige, was nicht war und nicht hat sein können, irgend­welche Aussicht jemals zu sein?

Wie der Baedeker" entsteht.

Die durch ihre Reisehandbücher weltbekannte Firma Karl Bae deter in Leipzig feiert jezt ihren 100. Geburtstag. Der Name des Begründers dieses Verlages ist aufs innigste mit dem Aufschwung des Reiseterkehrs verknüpft, denn er war es, der nach Jahrhunderte langen Bemühungen als erster den Reisenden einen zuverlässigen gedruckten Führer in die Hand gab.

Wie wir aus einem Jubiläumsaufsatz des Buchhändler- Börsen­blattes erfahren, sind die ersten dieser Handbücher von Karl Bae­defer selbst verfaßt worden. Mit Fleiß und Sorgfalt führte er seine Aufgabe durch und hat sich seine Kenntnisse zum größten Teil felbft erwandert". Seine Arbeitsweise geht aus den zahlreichen Notizbüchern hervor, die er auf seinen alljährlichen Reisen führte. Für sein letztes Werk Paris und Umgebung" machte er z. B. am 14. April 1854 und am folgenden Tage feitenlange Eintragungen, indem er 13% Stunden lang auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise die genaue Lage von Gräbern berühmter Männer bestimmte. Sein Sohn Friz Baedeker, der 1925 gestorben ist, setzte seine Arbeitsweise fort. Von einem großen Stab von wissenschaftlichen Mitarbeitern unterstützt, unter denen sich Gelehrte ersten Ranges, wie die Geographen Schweinfurth, Riepert, Razzel, Partsch, die Archäologen Dörpfeld, Hülsen, Helbig, Amelung, die Kunsthistoriker Springer und Justiz befanden, führte er die bis ins fleinste gehende Redaktionsarbeit selbst durch. Als Beispiel seiner Tätigkeit wird eine Aufzeichnung über das Zustandekommen des Baedekers für Spanien angeführt. Das erste Manuskript", schreibt er ,,, lieferte der durch feine norwegischen und schwedischen Reiseschilderungen, auch durch eine spanische Reisebeschreibung bekannte Ludwig Baffarge. Dieses Manuskript wurde nach redaktioneller Durchsicht durch mich gesetzt und mit diesem gedruckten Manuskript bereifte ein langjähriger kunst­historischer Mitarbeiter, Dr. Propping, das Land abermals und be­richtigte es nach seinen Erfahrungen, in tunstgeschichtlicher Hinsicht auf Grund der Uebersicht der spanischen Kunst, die der Verlag von Prof. Carl Justi erhalten hatte. Den Artikel ,, Madrid " bearbeitete A. Dressel, der langjährige Sefretär der Deutschen Botschaft in Madrid , zweimal im Laufe der Jahre neu. Die Beschreibung und Würdigung der Gemäldegalerie in Brado hatte den bekannten Kunsttenner Wilhelm Bode zum Verfasser. Dann gingen die Korrek­turabzüge an eine Anzahl in Spanien und Portugal ansässiger Deutscher zur Durchsicht. Da mir die Darstellung immer noch zu breit war, ich auch bei der Vergleichung des Tertes mit den Karten und Plänen vielerlei zu ändern fand, so arbeitete ich den Tert ochmals durch, wobei ich, ohne meines Erachtens Wesentliches weg­zulassen, an drei Bogen herausredigierte."

Ein Wiener Polizeibericht über Richard Wagner .

Wie Richard Wagner während der Zeit seiner Berbannung auch außerhalb Deutschlands beobachtet wurde und wie seine fünft lerische Bedeutung von Polizistenseelen gewertet wurde, geht aus folgendem Bericht hervor, den die Wiener Polizei unter ihren Bertraulichen Mitteilungen" am 23. März 1854 ver­breitete und der in dem soeben erschienenen Werk Richard Wagners Berbannung und Rüdfehr 1849-1862" von Woldemar Lippert ( Paul Arez Berlag, Dresden ) ver. öffentlicht wird.

Er lebt in Zürich nicht nur im luguriösesten Glanze, sondern kauft ,, Ueber Richard Wagner zirculiren wieder sonderbare Gerüchte. auch die werthvollsten Dinge, wie goldene Uhren etc., zu enormen Preisen. Seine Wohnung ist mit den schönsten Möbeln, Teppichen, seidenen Vorhängen und Kronleuchtern dekoriert, was die einfachen Republikaner in bedenkliches Staunen und Neugierde verseßt, so daß man sich veranlaßt gesehen, überall nachzufragen, woher dieser Mann, der so arm nach Zürich tam, es nehme. Er selbst streut beziehe. Nach den genauesten Erfundigungen ist dieß aber nicht aus, daß er soviel für die Aufführung seiner Opern aus Deutschland wahr. Die wenigen Theater, welche seine Opern aufführen dürfen,

zahlen ihm nichts. Auch seine Schriftstellerei bringt nichts ein, weil In Zürich bezieht er für seine Aufführung nicht nur nichts, sondern er meistens nur 50-100 Exemplare auf eigene Kosten drucken läßt. bringt noch Opfer, um die Teilnahme in Schwung zu erhalten. Man vermutet daher mit großer Wahrscheinlichkeit, daß er von irgend einem fürstlichen Hause Deutschlands im Geheimen unterstützt werde, was aber umso mehr in Erstaunen seßt, als es von ihm nicht nur bekannt ist, daß er in der Dresdner Revolution die ganze Theater­garderobe in Brand gesteckt hat, sondern, daß er auch jetzt noch in Wort und Schrift eine revolutionäre Wirkung durch die Kunst ein­zuleiten sucht, und zu diesem Ende mit allen diesen literarisch­fünstlerischen Größen der Propaganda in Verbindung steht. Der im Sinten. Man überzeugt sich immer mehr, daß Glaube an seine Musik der Zukunft ist bedeutend seine Sache nur den Werth einer glänzenden In strumentation, aber weder Seele, noch Melodie habe. Was von legterer darin gefunden werde, habe er gestohlen."

Die größte Blume der Welt. Die größte Blume, die man fennt, wird auf den Philippinen gefunden; sie wächst dort an den Abhängen des Bulkans Ago. Die Eingeborenen, die dieser Blume eine besondere Verehrung entgegenbringen, nennen sie Bo- 0. Sie wächst in einer Höhe von 800 Metern über dem Meeresspiegel und verdankt ihre Entwicklung wohl der Nähe des Vulkans. Ihre Knospen gleichen einem großen Blumenkohl, und wenn sie aufge­blüht sind, haben sie einen Durchmesser von einem Meter. Die Blume wiegt ungefähr zehn Kilogramm. Nach dem englischen Gou­verneur Stanford Rafflefon wird sie Rafflesia genannt.