Einzelbild herunterladen
 
  

Monarchistenrummel.

Sozialdemokratische Anfrage im Hessischen   Landtag.

-

-

Die Sozialdemokratische Fraktion des hessischen Landtags hat folgende Anfrage eingebracht: Am 2., 3. und 4. Juli dieses Jahres fand in Darmstadt   die Denfmalweihe der hessischen Ar­tilierie in Anwesenheit des ehemaligen Großherzogs und seiner beiden Söhne statt. Der ehemalige Großherzog beteiligte fich aber nicht an den Veranstaltungen als Bürger und früherer Soldat, sondern sein Auftreten wurde von den Veranstaltern ehemalige Offiziere, die von der Republik   hohe Benfionen beziehen zu monarchistischen Kundgebungen benutzt. So nahm 3. B. der ehemalige Großherzog nach der Ent hüllung des Denkmals den Vorbeimarsch der Festteilnehmer ab. An diesem Vorbeimarsch beteiligten sich auch republika nische Beamte, ja jogar folche, in Dienst uniform ( Bolizeibeamte, Forstbeamte ufm.). Während dieser archistischen Huldigung spielte die republitanische Reichs­mehrfapelle des Artillerie- Regiments Nr. 5 in Fulda  , die dann ebenfalls dem ehemaligen Großherzog Ehrenbezeugung durch Vorbei­marsch erwies. Wie Augenzeugen berichten, artete die Veran­staltung, Denkmalsweihe genannt, vielfach in einen monarchistischen

Rummel aus".

mon=

Die Fraktion fragte die Regierung u. a., ob fie dem Reichs= mehrminister von dem Verhalten der Reichswehrkapelle Mit­teilung zu machen gedente und welche Maßnahmen sie zu treffen beabsichtigt, um solche antirepublikanische, staatsfeindliche Beran­staltungen für die Zukunft zu unterbinden.

Die Rechte will Poincaré bestrafen. Weil er durch die Wahlreform den Nationalen Block berraten hat.

Paris  , 11. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Kammer setzte am Montag vormittag und nachmittag die Beratung der Wahlreform fort. Trotz aller Obstruktionsmanöver wird es den reaktionären Barteien nicht gelingen, die endgültige Annahme des Gesetzes zu verhindern. Eigentlich müßte die Kammer spätestens in der Nacht zum Dienstag den Gesetzentwurf verabschieden, wenn sie ihr außer ordentlich umfangreiches Arbeitsprogramm noch vor Donnerstag, dem Schlußtag der Parlamentsfeffion, zu Ende führen will. Aber es ist sehr fraglich, ob die Rechtsparteien in ihrer Obstruktionswut das zulassen werden. Sie möchten sehr gerne Poincaré und sein Kabinett für ihre Niederlage bei der Wahlreform verantwort lich machen. Man macht Poincaré in den Wandelgängen der slammer und in der Rechtspresse seit einigen Tagen immer mehr den Vorwurf, seine bisherige Mehrheit Derraten" zu haben, indem er das Gesetz über die Rückkehr zur Kreiswahl einbringen ließ, durch welche die Linksparteien, besonders die Sozialisten, nach all­gemeiner Ansicht eine bedeutende Stärkung bei der tom­menden Wahl erfahren werden.

In Erkenntnis dieser ihrer bevorstehenden Wahlniederlage ist ein großer Teil der Reaktion zu allem entschlossen und würde sogar nicht davor zurückschrecken, es noch vor Sessionsschluß zu einer Ministertrise tommen zu lassen, nur um sich an Poincaré zu rächen. Die paar Tage bis zum Sessionsschluß bieten nämlich noch zahlreiche Möglichkeiten, das Kabinett zu überfallen, besonders wenn Poincaré, wie er angekündigt hat, unter Stellung der Vertrauens frage auf der Beibehaltung der 3 Milliarden Rachkriegs­fredite für die Angleichung der ungenügenden Beamtengehälter, bestehen guletbt. Dann ist nicht ausgeschloffen daßerlich eine Roalition der Linten und der Rechten gegen das Ka­binett finden und es gefährden wird. Jedenfalls werden die Rechts­parteien, meil die Linke in dieser Frage gegen das Kabinett Stellung nimmt, das Schidjal Poincarés in Händen haben

Eisenblock der Arbeiter und Bauern. Der schwere Kampf in Bulgarien  . ( Bon unserem bulgarischen Mitarbeiter.)

Die Debatte über die Thronrede, die in dieser Woche abge schlossen wird, dürfte den größten Teil der Dauer der ersten außer ordentlichen Seffion ausgefüllt haben. Die Abgeordneten aller Barteien drängen auf Beendigung der Arbeiten, was bei der großen Higemelle seit Anfang dieses Monats mur zu verständlich ist. Der Geist und das Gepräge der neuen Sobranie zeigen fich trotz der wenigen Sigungstage schon scharf umriffen. Die Stimmung ist nervös, die Debatten find stürmisch und wild.

Der Eiferne Blod" der Bauern, Sozialisten und Handwerker" der nach seinem Wahlerfolge auch im Parlamente meiterbesteht, hat die ganz und halbfaschistischen Elemente der Regierungspartei alarmiert. Sie fürchten um ihre schwer errungenen" Pofitionen und bemühen sich, bei jeder Gelegenheit die Schreckgespenster der Verschwörung und des Bolschewismus an die Wand zu malen, wo= durch sie, wie die demokratische Sname"( Fahne) schreibt, eine er= stidende und gefährliche Atmosphäre für das ganze Land schaffen.

Mit bewußter Provokation und empörender Obstruf tion arbeiten die Eskadronisten" und 3anto wisten gegen die linke Opposition, die demokratischen und radikaldemo fratischen Teile der Regierungspartei stehen dem offensichtlich machtlos gegenüber. Mit einem erregten Zwischenfall, noch bei ihrer feierlichen Eröffnung, hat die Sobranje begonnen. Ein Standal löft den anderen ab. Lintsabgeordnete wurden beim Betreten der Kammer auf Waffen untersucht, bedroht und

mißhandelt. Schärffte Berurteilung finden, die steten Unter brechungen der Oppofitionsredner, an denen sich der Ministerpräsident Liaptscheff beteilgt. Rein 3meifel,

die Opposition soll mundtot gemacht werden, mas faftisch schon der Fall ist, da die Entscheidungen ebenso wie in der letzten Sobranje nicht im Barlamente, sondern in den Fraktions­fizungen der Regierungspartei fallen.

Alle Hoffnungen der Machthaber wie auch der bürgerlichen Opposition, durch ihre Intrigien den Eisernen Block zu zertrümmern, find kläglich gescheitert. Der Block hat bereits bei verschiedenen Gelegenheiten durch gemeinsame Attion seinen festen Zusammen. halt bewiesen. Der Bauernführer Markoff und der Sozialist Safasoff haben alle Angriffe und das ganze Liftengewebe der Ränkeschmiede mühelos abgewehrt. Unser Kampf will die Sicherung der konstitutionellen Rechte der Bauern und Arbeiter und Be friedung des Landes so erklärten die beiden Redner und deshalb verlangen wir eine breite Amnestie für alle politischen Sträflinge und die Beseitigung des Staatsschutzgesetzes!

Mostau dementiert TU. Die Telegraphenagentur der Sowjet­ union   teilt mit: Die Meldungen der Telegraphenunion über neue Aktivität der Opposition und über die angebliche Aufdeckung einer Verschwörung in Transkautasien sowie von bevorstehenden neuen Hinrichtungen usw. sind glatt erfunden. Wir haben diese Meldungen nicht gebracht.

In der franzöfifchen Kammer wurden weitere Obstruktions­fmanöver der Rechten und der Kommunisten gegen die Wahlreform verhindert. Die Erhöhung der Zahl der Abgeordneten wurde mit 236 gegen 192 Stimmen beschloffen.

Königliche Hoheit wider Willen.

Domela vor den Richtern.  -. Seine Vernehmung und seine Verurteilung.

Köln  , 11. Juli.  ( Vd3.)

Domela schildert im weiteren Verlauf der Verhandlung die Vorgänge im Jahre 1926 bis zu seiner Verhaftung. Als er in Potsdam   aus dem Gefängnis tam, wurde er zunächst auf dem 2ande untergebracht bei einem Bauern Thiet, der nur Leute aus dem Gefängnis nahm, weil wie Domela erklärt andere Leute es bei Thiel nicht aushielten. Gehalt 1 m. pro Woche. andere Leute es bei Thiel nicht aushielten. Gehalt 1 M. pro Woche. bort als Rofferträger, Teppichtlopfer usw., lernt einen Herrn fennen, Domela verläßt die Stelle bald, fährt nach Hamburg  , betätigt sich der gewisse Neigungen hatte. Erhält von ihm als Prinz Lieven, ohne mit ihm in Berbindung zu treten, etwa 1800 m. Bors: Dr. Meiland hat die ganze Sache aber anders ge­schildert.

Verteidiger: Ich beantrage die Ladung Dr. Meilands. Domela erzählt weiter, wie er dann nach Frankfurt   und später nach Heidelberg   fuhr. Hier wird er als Prinz Lieven von den Sago- Boruffen mit offenen Armen aufgenommen.

Ich hatte geglaubt, bei diesen Studierenden aus den besten Adelsfamilien die Blüte der Kultur zu finden. Das war aber eine Täuschung. Tatsächlich haben diese Leute nur mordsmäßig gezecht und vor allem versucht, mich unter den Tisch zu trinken." Fährt nach Erfurt  , wo er im Laufe seiner Irrfahrten mit gutem Erfolg in einer Maschinenfabrik gearbeitet hatte, bis er zwangs läufig als Ausländer" entlassen werden mußte, um dort Arbeit zu suchen. Da er noch Geld hatte, stieg er im Hotel Rossenhaschen als Baron D. Rorff ab. Bei dem Abend brot mit einem Landsmann, der als Arbeiter einfach gekleidet war, ärgerte er sich, wie der Kellner diesen Mann und seine Frau behandelte. Stellt den Oberfeliner deshalb zur Rede. Der begegnete ihm geradezu mit Untertänigteit, wie auch das übrige Hotelpersonal. Wenn ich nur eine Zigarette anzünden wollte, dann stürzte das ganze Personal, vom Direktor bis zum lehten Liftbon, mir faft zu Füßen. Der Grund? Man hielt ihn in Erfurt  , troß seiner Ableugnung, für den Prinzen Wilhelm. steigt im 5) a b s burger of ab, gewinnt im Spiel eine hohe Das Geld geht wieder einmal zur Neige. Er fährt nach Berlin  , Summe, zieht sich in seine Zimmer zurück und hängt den Anzug vor die Tür:

99

Ich lag im Bett, als plötzlich der Hausdiener in mein Zimmer fam und, während er Berbeugungen bis zum Boden machte, fagte: Untertänigft! Königliche Hoheit werden doch nicht ohne Zigaretten austommen!" 3ch wußte gar nicht, wie mir ge­schah. Jedenfalls war ich plöhlich im ganzen Hotel Prinz Wilhelm von Preußen  . Die Leute, die vorher auf der Straße vor mir einen Bogen gemacht hatten, lagen jetzt vor mir auf dem Boden.

Zurückkehr nach Erfurt  . Hier dasselbe Schauspiel. Der Hotel­direktor bittet ihn, sich in das Goldene Buch des Hotels einzu tragen. Hinter dem Reichskanzler Dr. Marr müffe fich Wir haben an Sie gedacht!" Domela erwidert, der große Marr tönne doch nicht mit dem tleinen Korff zusammenstehen. Da legte der Hoteldirektor die Hände an die Hojennaht und sagt: Kaiserliche Hoheit!..." Und Domela erklärt vor Gericht und hat die Lacher auf seiner Seite:" Da blieb mir schon nichts übrig, als mich ein­zutragen", um fortzufahren:

In dieser Zeit war ich dann auch wieder mal in Berlin  , wo ich am Anhalter Bahnhof   einen feierlichen Empfung erlebte. Der Bahnohfsvorsteher stellte mit ein referolettes Abteil 1. Klasse zur Verfügung und fämtliche Beamte mußfen auf beni Bahnhof fframmstehen. Das Theater auf dem Bahnhof war schon nicht mehr schön.

Damals

In Erfurt   mußte der Bahnhofvorsteher auch Bescheid. lernte ich kommerzienrat Rossenhaschen kennen, der mir auf dem Bahnhof vorgestellt wurde. Alle Oberfellner waren zum Empfang erschienen. Es freute mich außerordentlich, Rossen­haschen tennenzulernen, einen Mann, der aus fleinsten Anfängen Millionär geworden ist. Ich nahm daher feine Einladung gern an. Er lud mich unter anderem zu einer Fahrt nach Gotha   ein. Die Liebenswürdigkeit und Servilität wie in Gotha   ist mir in meinem Leben noch nicht vorgekommen.

=

Mir wurden die Fürstenzimmer im Schloß Hotel gezeigt, die der Herzog bewohnt hat. Dort hing auch ein Bild der Kronprinzessin. Als wir davor standen, lachte der Kommerzienrat und sagte: Die Dame tennen Sie wohl!" Da hörte ich hinter mir auch schon Inspeln: Seine Mutter." Am gleichen Abend fuhren wir nach Erfurt   zurück. Ich hatte das Gefühl, daß der Kommerzien rat mehr Wert darauf legte, mich als Menschen fennenzulernen wie als Prinz. Ich hatte damals schon große Lust, die Sache fahren zu laffen. Ich wollte nicht einen Mann wie Roffenhaschen so nasführen. Als ich das Hotel aber verlassen wollte, stand Direktor Schumacher an der Tür und bestand darauf, mich zu begleiten. So tamen wir nach Weimar  . Von Weimar   fuhr ich dann

nach Gotha  , wo mir im Schloß- Hotel sofort die Fürstenzimmer eingeräumt wurden.

Ich hätte dort gern mit der Sache Schluß gemacht, es war aber ein Obergeremonienmeister. Als ich die Absicht äußerte, abends einfach unmöglich. Der Direktor war dauernd um mich wie die Oper zu besuchen, wurde mir fofort vom Intendanten Löhr die Hofloge zur Verfügung gestellt. Ich trank mit dem Intendanten vermittelte wieder die Bekanntschaft mit einer baltischen Familie. auch einige Flaschen Wein und wurde mit ihm gut bekannt. Er Als ich die Damen diefer Familie zur Bahn begleitet hatte, ver breitete der Hoteldirektor Herrlein wieder die Mär: Kaiserliche

Und Domela erzählt weiter: Reise nach Berlin  . Empfang als Raiserliche Hoheit. Rückfahrt nach Gotha  . Schleunige Mitteilung des Bahnhofsvorstehers des Anhalter Bahnhofs  an dem vom Gothaer Bahnhof: Wilhelm von Preußen   tommt!" Und da ist er auch schon dort im Hotel und wird mit dem Hohen­friedberger Marsch begrüßt. Aber o weh... Das Herz fiel mir in die hosen, als mir im Hotel mitgeteilt wurde, Herr feinen Besuch angekündigt. Ich suchte nun einen Borwand zur Ab­von Berg von der Hohenzollernschen Vermögensverwaltung habe reise und ließ mir vom Direktor des Hotels noch ein paar Mark borgen. Dann passierte noch eine entfeßlich alberne Geschichte mit einem Bädermeister, der sich an mich herandrängte und un­bedingt mit einer Kaiserlichen Hoheit zechen wollte. Ich fuhr dann nach Köln  . Und Harry Domela   sieht ein, daß er auf anständige Weise nicht weiterkommen werde, will Schluß machen. Eusfir chen, Fremdenlegion, Berhaftung.

Borf.: Wußten Sie nicht, daß Ihre Mutter noch lebt? Angefl: Nein, ich wäre froh gewesen, wenn ich damals einen Menschen gehabt hätte, mit dem ich mich hätte unterhalten tönnen. Meine Brüder hatten sich von mir abgewandt.

Damit ist die vierstündige Bernehmung des Angeklagten beendet. Köln   als Roch zuerst gearbeitet. Hat den besten Eindrud von ihm Bernehmung des Zeugen Kreibisch, bei dem Domela in gehabt und mir Strafantrag gestellt, weil er glaubte, sich sonst selbst strafbar zu machen. Fühlt sich nicht geschädigt und hält Domela auch heute noch für einen Menschen, den man auf die anständige Bahn zurückführen könne. Geld habe Domela nur verlegen angenommen, und man habe es ihm förmlich aufdrängen müssen.

Kurze Pause. Die Ablehnung des Sachverständigen Dr. Dyd­höfer wird für unbegründet, die Berweisung eines Zeichners für berechtigt erklärt. Infolge Denunziation einer Zuhörerin wird dann auch der Zeichner eines Frankfurter   illustrierten Blattes aus dem Saale   verwiesen.

Berlesung der fommissarischen Bernehmungen. Im allgemeinen ohne Interesse. Bis auf zwei:

fühle fich in feiner Weise geschädigt, er habe in Domela einen Kommerzienrat Rossenhaschen hat als Zeuge befundet, er liebenswürdigen Menschen fennengelernt und ange= nehme Stunden mit ihm verlebt. Deshalb habe er auch gesagt: Ob Sie Prinz oder Baron sind, ist mir egal, ich schäße Sie als Menschen!"

=

Beuge Student v. Herzberg Heidelberg  , den Domela vor seiner Abreise um eine geringe Summe anborgte, erklärt, er habe in Domela einen wohlerzogenen, schlichten Menschen Pennengelernt, dem bald alle Sympathien entgegenschlugen. Er fühle sich deshalb nicht gefchädigt.

Gutachten des Psychiaters: Hauptcharakterisierung des, Angeklagten: Unftetigkeit und Hang zum Abenteurerleben. Aus­gesprochenes Geltungsbedürfnis und Hang zum Hochstaplertum. ber bei seinen ganzen Schwindeleien sei Domela noch außer- ordentlich anständig gewesen.( Heiterkeit.). Schluß der Beweisaufnahme. Beginn der Plaidoyers. Zunächst

der Staatsanwalt:

und Irreführung. Bermögensvorteile in allen Fällen. Bermögens­Zum Betruge gehören Vermögensvorteile, Vermögensschaden schaden nicht immer zu konstatieren. Fünf Betrugsfälle fordern Bestrafung. Aber Zusprechung mildernder um stände in weitestem Maße. Niemand wird verneinen tönnen, daß dieser junge Menich gußerordentlich Schweres durch­gemacht hat Er mußte wangsläufig zum Abent feuter mer den Antrag Neun Monate Gefängnis bei voller Anrèdymung der Untersuchungshaft.

0

Der Verteidiger Rechtsanwalt v. d. Heyden: RA. v. d. Heyden beantragt Freisprechung: Meine Damen und Herren! Ich beantrage die Freisprechung aus Rechtsgründen."

findet sich aber fein weibliches Mitglied! Bors: Sie sagen meine Damen und Herren. Im Gericht be­

Bert: Es sind aber so viele Damen im Saale, daß diese An. rede ein selbstverständlicher Höflichkeitsaft ist.

Borf: Das Plaidoyer richtet sich doch aber nur an das Gericht! Bert. Es richtet sich hier in den Saal hinein.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wird dieser Vorgang pro­tokolliert!

-

Also die Verteidigung der Staatsanwalt hat es auch schon gefagt. Diese Dinge könnte man nur erfassen, menn man sie sozial erfasse. D. wurde geradezu in dieses unstete Leben hineingedrängt. Nachdem Domela sich in Erfurt   eine Stellung erarbeitet hatte, murde er durch die Bureaufratie wieder auf die Straße ge worfen, da er Reichsfremder sei, er, der für das Deutschtum jahrelang im Baltikum und im Ruhrgebiet   gefämpft hatte. Er war tatsächlich Reichsfremder, denn er hat keine Heimat in Deutschland   gefunden.

Beim Regierungspräsidenten, bei dem er für seine Stellung bitten wollte, wurde er überhaupt nicht angehört, von demselben Regierungspräsidenten, der nachher die Ankunft des Prinzen Wilhelm von Preußen.   anzeigte.

Beiter erklärte der Verteidiger, Domela wäre ein Esel gewesen, wenn er nicht den Adelstitel angenommen hätte, schlossen geblieben wären. um sich Türen zu öffnen, die ihm sonst trotz seiner Notlage ver Wie könne man Don Betrug reden, Es fönne feine Rede davon sein, daß sich Domela rechtswidrig wenn jemand unter Täuschungen sich bemühe, Arbeit zu bekommen. Vermögensvorteile verschaffen wollte.

Domela er wurde von den Byzantinern in die

Hoheit hatte den Befuch Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Prinzessin Rolle der Kgl. Hoheit hineingebrängt: überhaupt alle möglichen übertriebenen Geschichten über mich. Eines Wilhelm aus Groß- Taparz empfangen." Dieser Direktor verbreitete Tages war das Hotel von vielen Menschen erfüllt, und der Direktor fagte mir,

,, der Deutsche Bund hat sich versammelt. Kaiserliche Hoheit werden alleruntertänigft gebeten, das Fest mit Ihrer Anwesen­heit auszuzeichnen".

Ich konnte mich dieser Einladung nicht entziehen. Der gange Adel des Ländchens war in dem hotel versammelt. Der Oberlandesforstmeister und Kammerherr Krosigk Iud mich zur Jagd ein und ließ mir über meinen Kopf hinweg durch die ver­schiedenen Behörden Jagdschein, Bersicherung usw. ausstellen. Ich habe Minister v. Basse mit kennengelernt und den Gothaer Oberbürgermeister. Bon letterem wurde ich immer wieder eingeladen zur Besichtigung städtischer Einrichtungen und Anlagen." testiert gegen die Fürstenfriecherei, die Rechte bringt Die Presse bemächtigt sich der Sache. Die Linte pro­spaltenlange Lobeshymnen. Und Domela?

Ich fürchtete natürlich, daß diese mitteilungen in der Presse bald zu meiner Entlarvung führen würden. Ich rief deshalb beim Kommandeur der Reichswehr  , dem Frhr. v. Baffewih an, daß ich zu ihm kommen würde. Der Empfang war merkwürdig; obwohl zwischen dem Anruf und dem Befuch nur zehn Minuten lagen, hatten inzwischen sowohl der Oberst wie der Adjutant fämtliche Orden angelegt. Ein Ordonnanzoffizier empfing midh mit einem Posten. Ich wurde vom Kommandeur zum Tee ge laden. Ich erfuchte den Kommandeur, in meinem Namen der ganzen Preffe zu verbieten, daß fie sich mit mir beschäftige. Er

jagte zu

Auf dem Anhalter Bahnhof   fragte der Vorsteher sofort, ob er nicht der Königlichen Hoheit ein Abteil 1. Klasse reservieren folle. Als Domela das ablehnte und fagte, er werde 3. Klaffe fahren, entgegnete der Beamte: Aha, Königliche Hoheit wollen das Bolt kennen lernen!" Dieser Beamte der Republik  , der Bahnhofsvorsteher Amtmann Dölle, teilte auf dem Dienftféle­graphen feinem Kollegen in Gothe mit: Königliche Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen   kommt heute nach Gotha  ! In Gotha  wurde vom Bahnhofsvorsteher jofort das Schloßhotel ver­ständigt, und so wurde Domela  , der sich ganz zurückgehalten hatte, mit einem Blumenflor im Fürstenzimmer des Hotels empfangen.

Sago  =

Der Verteidiger erklärt: Domela hat sich gar nichts vor zu werfen. Sowohl die Heidelberger boruffen wie der Gothaische Aber haben sich in gerade soviel blaues Blut wie in dem Herrn v. Herzberg und in guter Gesellschaft befunden. In dem Angeklagten ist den Abligen Gothas. Also: Freispruch.

Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Dreiviertel Stunden pergehen. Der Vorfißende erscheint und verkündet das an anderer Stelle wiedergegebene Urteil.

Frage des Vorsitzenden, ob sich der Angeklagte bei dieser Strafe beruhige. Domela: Nein.

Die ukrainische Kommunistenpartei beschwert sich bei der Mos­fauer Zentrale über ein starkes Anwachsen nationalistischer Bestrebungen, die die Russen und Juden ukrainisieren wollen; an diesen ,, bourgeoisen" Bestrebungen feien auch führende Kommunisten beteiligt. Die utrainische& merde den Kampf aufnehmen.