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Nr. 324 44.Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Nahezu 200 Todesopfer in Sachsen  .

70 Millionen Unwetterschaden.

Dresden  , 11. Juli.  ( TU.)

Nach den vorläufigen amtlichen Feststellungen beträgt im Hoch­waffergebiet des Müglih- und Gottleubatales der an­gerichtete Schaden gegen 70 millionen Mart. Die Reichsbahn allein soll einen Schaden von etwa 10 Millionen Mark erleiden, ab­gesehen davon, daß mit der Wiedereröffnung des Eisenbahnverkehrs vor einem halben Jahre nicht zu rechnen ist. Alle Eisen­bahnbrücken find zerstört, und augenblicklich ist man mit dem Bau von Notbrücken für den dringlichen Verkehr beschäftigt. Be­hördliche und private Helfer sind bis an die Grenze des Möglichen bemüht, die Spuren der Katastrophe zu beseitigen und die noch immer vermißten Opfer zu bergen. Die Zahl von 200 Todesopfern dürfte nicht zu hoch geschätzt sein, denn allein in der Amtshauptmann­ schaft Pirna   sind bis jetzt 113 Tote amtlich refognofziert worden und in der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde 32. Gegen 50 Menschen werden noch vermißt. Man vermutet auch, daß einige unangemeldete Ausflügler und Sommergäfte unterwegs von dem Unwetter überrascht worden sind.

Eine Erklärung der fächsischen Regierung.

Dresden  , 11. Juli.  ( TU)> Die sächsische Regierung erläßt aus Anlaß der Un­wetterkatastrophe folgenden Aufruf:

In der Nacht zum 9. Juli dieses Jahres ist das Gottleubatal und Mügligtal im öfflichen Erzgebirge   von einer Unwetter­fatastrophe heimgesucht worden, die in ihrer Furchtbarteit und Schwere in unseren Breiten ohne Beispiel dafteht. Wolfenbrüche haben Städte und Dörfer innerhalb weniger Stunden zerstört. Was Menschenfleiß in mühsamer Arbeit in langen Jahren aufbaute, wurde in Trümmer geriffen. Weit schmerzlicher als die Bernichtung noch ungemessener materieller Werte ist die Tatsache, daß die Katastrophe, soweit sich bis jetzt erkennen läßt, an die 200 Tofen gefordert hat. Hunderte von Volksgenossen stehen verzweifelt vor dem Nichts.

Die Regierung des Freistaates Sachsen   hat für erste Hilfe Mittel bereitgestellt, um der dringenden Not zu steuern. Der Reichstag   hat sofort feine Bereitwilligkeit, in großem Um­finge zu helfen, erklärt. Weiteres soll noch von Staat und Gemeinden geschehen. Aber das Unglüd ist so gewaltig in feinen noch gar nicht abzusehenden Folgen, daß der Einleitung einer großen privaten Hilfsattion im ganzen Freistaat Sachsen   nicht entraten werden kann. Darum ergeht an die ge­famte Bewohnerschaft des ganzen Landes die dringende Bitte um freiwillige Gaben. Alle sächsischen Banten, Spar- und Giro­faffen der Gemeinden, sowie alle Zeitungsgeschäftsstellen im Lande werden um Einrichtung von Sammelstellen gebeten. Jm Arbeits­und Wohlfahrtsministerium ist eine Hilfszentrale errichtet worden, an diese sind alle eingegangenen Beträge baldigst abzuführen.

Gewitterstürme im Bezirk Rochlik.

Dresden  , 11. Juli.

Die Staatskanzlei teilt amtlich mit: Auch im Bezirk der Amts. hauptmannschaft Rochlik sind schwere Unwetter niedergegangen, die besonders in den Gemeinden Hartmannsdorf  , Göp­persdorf, Burkersdorf und Heiersdorf umfangreiche Sachschäden angerichtet haben. Am Sonntag hat sich ein Vertreter der Staatsregierung in das vom Unglück betroffene Gebiet begeben, um Unterlagen für eine geplante Hilfsaktion zu erhalten. Schwere Unwetter auch über der Provinz Sachsen  . Halle, 11. Juli.

Ueber dem Oberröblinger Rohlenrepier ging heute ein schwerer Wolkenbruch nieder. Die Wassermassen verwandelten die Grube Kupferhammer in einen großen See und brachten den Tagbau Walters Hoffnung" zum Ersaufen. Der Eisenbahn­verkehr zwischen Eisleben   und Teutschenthal   mußte wegen Unter­fpülung des Bahndammes bei Kupferhammer eingestellt werden. Schreckliche Verheerungen richtete das Wasser, das an verschiedenen

Die Silberschwärme

1

Bon Rex Beach  

[ Nachdruck verboten

Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von Julia Roppel

1.

Der Weg nach Kalvit führt von den nördlichen Bergen herab längs des Flußufers und läuft schließlich über das Eis des Flusses auf den Ort Kalvit zu.

Im Sommer wird der Weg von niemandem benutzt, im Winter aber kann man hin und wieder einen erschöpften Reisenden treffen, der sich von dem großen, Land auf der anderen Seite der Berge vorwärtskämpft, und einmal im Monat fommt die Schlittenpost aus den Wäldern im Süden angesaust, bringt Botschaft aus der Welt, rastet eine Nacht und verschwindet wieder hinter den schweigenden Höhen. Der Ort Kalvit ist nicht groß, er liegt abseits von der bekannten Reiseroute, die ins Innere des Landes führt, und nur Leute, die an der Lachsfischerei interessiert sind, tennen den Ort.

Außer einer griechischen Kirche und einer russischen Schule, die beide unter Leitung eines Geistlichen stehen, besitzt Kalvik ungefähr hundert Häuser, die zu den großen Anlagen der Lachstonservenfabriken gehören.

Beim ersten Anblick machen diese Fabriken den Eindruck, a's fei Ralvit eine ziemlich bedeutende Stadt, denn etwa zehn große Gebäude liegen längs des Flußufers, auf einem Gebiet von mehreren Rilometern; im Winter stehen sie leer und verlassen da, während die barschen arktischen Stürme über die mächtigen Dächer hinrasen, und die langen Schornsteine wie lange, schwarzblau erfroren Finger in den Himmel zeigen. Natürlich wohnen dort auch Eingeborene, fie aber werden nicht mitgerechnet, ba sie nur in Höhlen hausen. Niemand weiß, wieviele Köpfe sie zählen, nicht ein­mal der Geistliche, der die Steuern einzieht.

An einem Nachmittag im Dezember tauchte auf den wald losen Anhöhen im Norden ein Schlitten auf, der von sechs erichöpften Hunden gezogen und von zwei Männern gefahren

wurde.

Stellen einen Meter Höhe erreichte, auf Friedhöfen an, wo Grab steine umgestürzt und Gräber auseinandergerissen wurden. Das Oberröblinger Kohlenrevier ist heute ohne Telephon und ohne Licht, da neue Gewitter im Anzuge sind.

Zunächst bis 2 Millionen Mark Reichshilfe. Das Reichskabinett beschloß in seiner gestrigen, unter dem Vorsitz des Reichskanzlers abgehaltenen Sigung auf Antrag des Reichs­finanzministers, dem Reichsminister des Innern zunächst einen Betrag von 2 Millionen Reichsmart zur Linde­rung der schweren Unwetterschäden, die weite Gebiete Sachfens und einige Gebietsteile Preußens be­troffen haben, zur Verfügung zu stellen.

Dreizehn Minuten vor zwölf! Bericht eines Augenzeugen über die Schreckensnacht im Ueberschwemmungsgebiet. Glashütte  , eine fleine Stadt unweit Dresdens  , gelegen an der Bahnstrecke Heidenau  - Geising  . Bekannt durch seine welt­berühmte Uhrenindustrie. Seit Jahren verarmt. Größte Arbeitslosigkeit. Nur die Holzfabrik Seelhammer beschäftigt sechzig Arbeiter. An Werktagen Haustore belagert mit jungen Männern, die gezwungen untätig den Abend erwarten. Dreimalige Bugantunft wird Ereignis. Im Sommer treibt man Kühe zur Hühner gadern vor dem Rathaus. Bahllose Restaurants kümmern. denen Glashütte   besteht. Und um dieses kleine Städtchen des östlichen Erzgebirges, gelagert in einem engen Talkessel am Rande der Mügliz, weite Wälder und steinige Felder.

Weide durch die beiden Straßen, aus

Freifig. 20 Uhr 30 meldet der Nachbarort Lauenstein och wasser. Wasserhose und Wolkenbruch bei Kraghammer. Ge­fahrenmarte A. Die Mügliz schwillt allmählich an. Gefahr scheint nicht zu erwarten. Die Einwohner stehen sorglos in den Straßen. Besondere Am Bahnhof wartet man auf Regen furz vor 21 Uhr eintrifft. die Ankunft des legten Dresdner   Zuges, der mit Verspätung unter Die Mügliz rauscht stärker als gewöhnlich, aber noch bleibt der Gebirasbach in seinem Bett.

21 Uhr: Das elektrische Licht versagt.

Glashütte   liegt im Dunkeln.

23 Uhr 10: Neuer Alarm aus Lauenstein. Die Bahnverwaltung läßt eine Motortrefine abfahren. Zur Erkundung der Strecke, ob Gefahr für Weiterfahrt besteht. 23 Uhr 23: Weiterfahrt unmöglich. Alles aussteigen!" Lang­sam leeren sich die Wagen. Einige Reisende bleiben sorglos fizzen. Schlafen weiter. Vogelwiesenmüde.

23 Uhr 30: Die Müglih bricht aus ihrem Ufer. Ueberschwemmt den abschüssigen weiten Bahnhofsplay. Menschen rennen auf erhöhte Fußsteige. Auf Haustreppen.

Plöhlich schwimmen Hölzer im Wasser. Immer mehr. Große Baumstämme folgen. Donnern gegenein­ander. Gegen die Dämme. Gegen Felsen. Stauen sich vor Brücken.

brüllt heran durch das enge Tal. Fegt schreiende Menschen, Tiere 23 Uhr 33: Eine meter hohe Waffermauer, steil, reißen im Vorwärtsstürmen Häuser und Gärten. Fegen den Zug vor sich her. Holt sie ein. wölf Meter lange Baumstämme zer­Telephonmasten zerbrechen wie Glas. von den Schienen. Werfen die Waggons um. Tragen sie mit.

23 Uhr 36: Das Wasser ist

in drei Minuten zwei Meter geffiegen.

Drei Waggons des Zuges find die Böschung hinabgeworfen und liegen räderoben unter Wasser. Auf die Dächer der übrigen Wagen haben sich Menschen geflüchtet und schreien verzweifelt um Hilfe. In die schwarze Nacht, die für Sefunden von Bligen taghell er­leuchtet wird.

23 Uhr 47: Das Wasser ist insgesamt vier Meter gestiegen. Das ganze Tal dröhnt kilometerweit. Bor die Postbrücke hat sich eine meterbide Mauer Rundholz,

Seit Morgengrauen hatte es geschneit, und der Weg war ron einer fußhohen loderen Schneeschicht bedeckt, die das Fortkommen erschwerte. Grauer Rebel lag über der Land­schaft und hüllte Himmel und Erde in einförmiges Grau, das das Auge täuschte und ermüdete.

Stunde nach Stunde hatten die Reisenden sich gegen den Sturm vorwärtsgefämpft, dessen Heftigkeit beständig zuzu nehmen schien. Ihre Augen sahen nichts als Schnee und Nebel, teine Spur von lebenden Wesen, keine Farben, es war, als ob sie durch eine endlose, unförmig graue Atmosphäre schwebten.

Fraser ging voran, um den Weg zu bahnen, und Boyd Emerson, der den Schlitten fuhr, dachte, daß er einer tanzen­den Buppe glich, die grotest an einer unsichtbaren Schnur hüpfte und schwankte.

Jetzt blieb Fraser stehen, und sofort machten auch die Hunde halt und begannen ihre wunden Pfoten zu leden und die Eisstücke, die sich zwischen ihren Zehen festgesetzt hatten, zu entfernen. Die Hunde aber, die dem Schlitten am nächsten waren und die größte Arbeit zu leisten hatten. waren zu müde, um sich dieser Arbeit zu unterziehen, so daß Emerson es für sie tun mußte, während Fraser sich auf den Schlitten finten ließ.

"

"

Buh!" rief er aus. Wenn wir nicht bald einen Baum oder etwas Farbiges zu Gesicht bekommen, das diese Ein­förmigkeit unterbricht, werde ich verrückt."

,, Noch einen Tag wie diesen," sagte Emerson schroff, in­dem er sich über seine Arbeit beugte ,,, und wir werden beide schneeblind. Ich denke aber, daß wir den Fluß bald erreicht haben."

Der Schnee hat den Weg so tief vergraben, daß ich mich mit den Füßen vorwärts fühlen muß," brummte Fraser, und wenn ich abseits vom Wege gerate, finke ich bis an die Hüften in die Schneemassen ein. Es ist, als ob man auf einer Plante balanciert, die mit einer fußhohen Schicht von Federn bedeckt ist." Nach einem Augenblick fügte er hinzu: ,, Da wir gerade von Federn sprechen, was meinst du zu einer gebratenen Hamburger Boularde?"

,, Halt den Mund," sagte Emerson böse. Barum darf ich mich nicht an einer lederen Borstellung erfreuen," brummte Fraser gutmütig. Er zog eine Pfeife

Dienstag, 12. Juli 1927

Baumstämme, Bretter, Kisten, Eisenteile angerammt. Unter lautem Donner bricht die Brücke zusammen.

Die braune Flut wälzt sich weiter. Reißt halbe Häuser weg. Füllt Keller und Erdgeschosse in Sefunden. Zerdrückt Türen und Fenster. Fegt Zäune, Lauben, Bretterwände weg. Zerschneidet Randelaber. Spült die im Schlaf Ueberraschten mit sich. Pferde, aus Ställen geriffen, zerschellen an den Wänden.

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Vor der Fabrit Seelhammer lagern zwei Waggons Rund­holz. Weg! Auf einem Plazz 2000 Zentner Kohle. Weg! Unterhalb Glashütte   faust ein Auto mit vier Personen der Stadt entgegen. Plötzlich- in voller Fahrt bevor stoppen möglich. Weg! Die Gärtnerei Leubert mit Hunderten von blühenden Stauden, Sträuchern, Rosen, Dahlien, Nelken, mit zehn Meter langen Gewächshäusern, Frühbeeten voll Blumenkohl, Salat, Kohl, Möhren, Tomaten Weg! meter fortgerissen. Zerbricht an einer Hausecke. Auf dem Bahnhof reißt sich ein Waggon los. Wird zwanzig

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Schon spült das Wasser an den heißen Kesseln der Fabriken. Schon zerrt es an betonierten Maschinen. Schon rüttelt es an den Grundmauern der Häuser. Verschlingt granitene Straßen. Don­nernd zerbricht die schwere sechs Meter breite Eisenbrüde bei Dittersdorf. Der volle graue Behälter der Gasanstalt ist eingerammt und fact zusammen.

Dreizehn Minuten vor zwölf!

der Stadt, geht der Kutscher Müller von einem Rinobesuch nach Auf der Straße nach Gut Gleisberg, in den letzten Häusern Hause. Plötzlich ist die Flut um ihn. Daheim wartet die Frau. Dreizehn Minuten vor zwölf!

neunzehnjährige Tochter. Durch das Hinterfenster der Wohnung, Im Grünwarengeschäft Eibisch schläft Vater, Mutter und die nach der Straße durch das Geschäft. Hinter ihnen das Wasser. der Mügliz zugefehrt, bricht die Flut. Schreiend kämpfen sie sich Erreichen die Tür. Wollen hinaus. Aber die Flut der Straße drückt dagegen. Sie können die Tür nicht nach außen drücken. Und immer höher steigt um sie das Wasser. Immer mehr durch das Hinterfenster.

Dreizehn Minuten vor zwölf.

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zwei Spieler sehen plöglich die mêterhohe Wassermauer vor dem Im Brückenrestaurant sizen drei Männer beim Stat. Mechaniker Mende, will schnell noch das gewonnene Geld( es Fenster. Flüchten. Die Treppe hinauf. Der Dritte, der einarmige jollen nicht mehr als fiebzig Pfennige gewesen sein) einstreichen. Aber schon ist die Flut über ihm.

Dreizehn Minuten vor zwölf!

Zwei wundersame Rettungen.

auf die Kommode. Die Flut im Zimmer steigt. Möbel beginnen Eine Witfrau, sechzigjährig, vom Wasser überrascht. Klettert umzufallen, zu schwimmen. Sie rettet fich auf das schwimmende Sofa. Das an die Decke gedrückt wird. Und so verbringt sie vier Stunden zwischen Sitz und Lehne geklemmt.

nicht retten. Steigt auf eine Nähmaschine. Das Wasser wächst bis Branddirektor Bogel   fann sich aus der Gaststube des Kaiserhofs an seinen Hals. So steht er drei Stunden. Bon dreizehn Minuten ablief. Dor zwölf. Bis gegen drei Uhr. Wo das Wasser schnell wieder

Am Sonnabend waren in Glashütte   über 5000 Mann der Technischen Nothilfe mit Bergungsarbeiten beschäftigt. Ein starkes Polizeiaufgebot forgte für planmäßige Absperrung. Feuer­wehrmannschaften aus Dresden   und der Umgegend pumpten das Wasser aus den Häusern. Und noch gegen 22 Uhr brachten, die Lastautos des Konsumvereins Borwärts Hunderte von Helfern.

Die Straßen und Erdgeschoßwohnungen sind einen Viertelmeter mit Schlamm bedeckt.

In den Eisenbahnwagen, deren Rädergestell und Gepäcneg. Dort ein Schirm. Da liegt ein Stück Butter zertreten. Seitenwände oft weggerissen sind, fault eine Tüte Erdbeeren, ein Vierpfundbrot, Schoten, Bananen. Eine Kinderflapper hängt im

In einem Gasthof steht ein Klavier auf den Tasten. Große zahnige Scheiben des Orcheſtrions schneiden zwischen die Saiten. In Häselich, fast zehn Kilometer von Glashütte   entfernt, findet man die Leiche der neunzehnjährigen Haustochter Eibisch von hier. Teppiche, Plüschgarnituren, Zimmerlinden, Küchengeräte stehen schlammbedeckt.

Ein dreistöckiges Haus, dessen Vorderfront von der Erde bis zum Dach aufgerissen ist, wirkt wie eine dreigeteilte Bühne. Der Fußboden des zweiten Stockes schwebt nach unten. Auf seiner schiefen Ebene rutscht ein neuer Reisefoffer. Noch hängen in freier Luft lange Gardinen. Eine Tür des Wäscheschranks hat sich ge­öffnet und sorgsam gebündelte Stöße weißer Wäsche starren uns feltfam entgegen.

aus seiner Tasche und versuchte hindurchzublasen: ,, Das ver­fluchte Ding ist zugefroren," sagte er flagend, in diesem Lande scheint man feinem Laster huldigen zu dürfen. Ich bin froh, daß wir es bald hinter uns haben."

Ich auch," sagte der jüngere Mann.

Fraser fuhr fort: ,, Wenn ich nur wüßte, was dich ver­anlaßt hat, mich den Klauen der Diener des Gesetzes zu entreißen. Du sagst zwar, es sei, um das Bergnügen meiner Gesellschaft zu genießen, wir aber haben auf der ganzen Reise nicht mehr als zwei Taubstumme gesprochen."

,, Du sprichst genug für uns beide."

,, Du gehörst nicht zu der Sorte Menschen, die mit der Obrigkeit Händel   anfangen. weil sie sich einsam fühlen.

"

,, Bielleicht habe ich dich deiner wurmstichigen Moral wegen aufgesammelt. Ich war meiner selbst überdrüssig, und du interessiertest mich. Außerdem," fügte Emerson nach­denklich hinzu ,,, habe ich auch keinen Grund, das Gesetz zu lieben."

Aha," sagte Fraser und nidte eifrig. ,, ba liegt der Hafe im Pfeffer. Ich wußte ja, daß du eine Geschichte haft. Laß hören. Unter Gaunern gibt es keine Geheimnisse. Ich bin schweigfam wie das Grab."

,, Ich bin fein Gauner, bin nicht erfinderisch genug, um dein ehrenwertes Handwerk zu betreiben."

,, Mein Handwerk ist ebenso ehrenwert wie die meisten anderen. Ich habe alle versucht und feinen Unterschied gefunden." Er schwieg und beugte sich herab, um den Riemen feines Schneeschuhs festerzuziehen, blidte dann auf und sah seinen Reisebegleiter neugierig in das verfchloffene Geficht. Seit drei Wochen schon hatte ihn die Neugierde geplagt, mit wem er es hier zu tun habe. Schließlich bemerkte er un­geduldig:

,, Wenn du noch nicht einer der unsrigen bist, solltest du es werden, denn du haft das beste Gaunergesicht, das man sich wünschen kann, es ist leer wie eine getaltte Wand. Seit du mich aus dem Treibeis im Nordsund gezogen hast, habe ich noch keinen Ausdruck in deinem Gesicht gesehen.

Darauf stand er auf, trat zu den Hunden, die sich wider­strebend erhoben, und mit einem Beitschentnall setzte die kleine Rarawane sich wieder in Bewegung, indem sie sich lautlos durch die Dämmerung vorwärtslämpfte.( Forts. folgt.)