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Bayerische Kampfesweise.

Der Proffechef ber haveriſchen Stegierung als Better Der Lustmord vom Arnswalder Platz aufgeklärt.

deutscher   Ehre im Ausland.

Die unglaublichen Kampfmethoden bayerischer Reaktio­näre gegen mißliebige Politiker werden in einem Artikel be­leuchtet, den der frühere Reichskanzler Dr. Wirth in einer Berliner   Zentrumskorrespondenz veröffentlicht. Wirth schreibt: In Südamerika   in Porto Allegre, erscheint die Neue Deutsche Zeitung". Sie enthält in Nr. 118 einen längeren Artikel mit der Ueberschrift Münchener Brief". Darin wird die Zentrumspartei   auf das gröbste beschimpft. Die Zentrums partei habe ich mußige Hände bekommen, steht da zu lesen. Der Schreiber behandelte den Fall Höfle. In nicht mißzuverstehender Weise wird Reichspoftminister Giesberts, werde ich und Oberpräsi­dent Gronomski in Zusammenhang damit gebracht. Ich werde als Freund Höfles besonders denunziert. Noch nie ist mir in langen Jahren trop größter persönlicher Anfeindung jemals irgend ein Vorwurf erwachsen, als ob ich direkt oder indirekt mit dem Fall Barmat in Zusammenhang zu bringen wäre. Das hat bis jetzt niemand versucht. Ich habe keinen der Leute auch nur gesehen. Dasselbe gilt auch für die Herren Giesberts und Gronowski. Ich werde auch wieder in Verbindung mit der Firma Himmelsbach gebracht. Eine Himmelsbach ist mit einem früheren Zentrums: abgeordneten verheiratet." Das ist frei erfunden. Auch nähere Beziehungen zwischen der Firma Himmelsbach und mir sind längst als freie Erfindung gekennzeichnet worden. Das alles müßte der anonyme Schriftsteller in der südamerikanischen Zeitung wissen. Er wußte es auch. Er wollte nur pikant schreiben. Er maßt sich noch an, zu berichten, daß Reichsgelder in die Molo ga geflossen sind. Auch das ist unrichtig. Ich habe mich auch nicht darum bemüht, daß Reichsgelder in die Mologa fließen sollen. Das hat auf eine Frage im Reichstag der Herr Reichswirtschaftsminister Curtius selbst fest­gestellt. Aber wie ist es möglich, daß in einer ausländischen Zeitung ein deutscher Beamter, denn um einen solchen handelt es fich, derartige unwahrheiten und Gehässigkeiten zusammenphantafiert.

Ich bin in der glücklichen Lage, den Verfasser des schmählichen Briefes öffentlich nennen zu können. Es handelt sich um den Pressechef der bayerischen Staatsregierung, um Herrn Dr. Hans Eisele   in München  . Mit der südamerikanischen Zeitung ,, Neue Deutsche Zeitung" ist gleichzeitig ein Brief folgenden Inhaltes bei mir eingetroffen:

Porto Allegre, 31. Mai 1927.

Sehr geehrter Herr Doktor!

Das verräterische Schlüsselbund.

Der Fund auf dem Arnswalder Platz.

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Geständnis des Täters.

Das furchtbare Berbrechen, dem ein junges Mädchen auf dem| nicht dabei. Man spürte auch allen den Personen nach, die bei Arnswalder Plah zum Opfer fiel, fand jeht, nach zweieinhalb Sittlichkeitsvergehen ertappt wurden und denen man abnorxie Jahren, seine Aufklärung. Der Täfer, ein 28 Jahre alter Former Neigungen zutrauen durfte. Die Bearbeiter gelangten allmählich zu Alfred Oppentowiti aus der Weißenburger Straße 43, der Ueberzeugung, daß der Mörder ein Zufallsbegleiter des Mäd­wurde im Laufe der vergangenen Nacht festgenommen und legte chens gewesen sein mußte, und der Kreis der in Betracht kommen­ein Geständnis ab. den war damit unbegrenzt. Vor einigen Monaten stieß man bei den Nachforschungen auf einen gewissen Oppenkowski. Dieser Mann galt als fleißiger Arbeiter, war dauernd in großen Betrieben als Former tätig und bisher nie erwerbslos gewesen. Er hat im Jahre 1920 geheiratet und aus der Ehe ist ein jetzt siebenjähriger Sohn hervorgegangen. Der Former hatte aber eine Schwäche, wenn er was allerdings selten vorkam- dem Alkohol reichlich zusprach, fo neigte er zu feruellen Ausschreitungen. Mitte Februar 1925 nahm fechsjährigen Mädchen. Er wurde zu 7 Monaten Gefängnis verur­er an einer Feier Teil und verging sich in der Trunkenheit an einem teilt, erhielt aber mit Rücksicht auf sein bisher unbescholtenes Leben Bewährungsfrist. Oppenkowski wurde ständig beobachtet und all­mählich gelang es, feinen Wegen in der Januarnacht nachzuspüren und so viel belastendes Material gegen ihn zu sammeln, daß die Be­amten gestern abend seine Wohnung besetzten. Als er von der Ar­beit heimkehrte, wurde er festgenommen und auf das Polizeipräsi­dium gebracht. Bei den ersten Vernehmungen leugnete der Fest­genommene hartnäckig, mit der Tat irgend etwas zu tun zu haben, und bot einen Alibibeweis an, der aber sofort widerlegt werden fonnte.

Wie wir seinerzeit ausführlich berichteten, wurde in den frühen Morgenstunden des 25. Januar 1925 im Gebüsch des Arnswalder Plazes die Leiche eines jungen Mädchens aufgefunden. Die Fest­stellungen ergaben, daß es einem Luftmord zum Opfer gefallen war. stunden auf einem ziemlich viel begangenen Plaz inmitten der Stadt Die Untat erregte um so mehr Aufsehen, als sie in den Morgen­verübt worden war. In der Toten wurde bald eine 18 Jahre alte ausangestellte Elisabeth Stangieriti festgestellt, die bei einer Familie in der Elbinger Straße tätig gewesen war. Das junge Mädchen hatte am Sonnabend abend mit einer Freundin, deren Bräutigam und dessen Freund zunächst ein Kino besucht, war dann in mehreren Lokalen eingekehrt und hatte sich endlich von ihren Begleitern gegen 12 Uhr am Ringo ihnhof Schönhauser Allee   getrennt. Ihre Bekannten hatten noch gesehen, daß ein frem der junger Mann sich ihr mit einigen Scherzworten anschloß, um fie nach Hause, zu begleiten. Von diesem Zeitpunkt an war Fräu­lein Stangiersti nicht mehr lebend gesehen worden. Auf dem Arns: walder Plaz ist eine Kompostanlage und ein Vogelfutterhaus. Beide sind von einem Zaun eingegittert, der wiederum mit Gesträuch bestanden ist. In den engen Weg zwischen dem Strauchwark und dem Zaun hatte der Mörder sein Opfer geschleppt, sich dort an ihm vergangen und es dann erdroffelt. Troz aller Bemühungen gelang es zunächst nicht, den Mörder aufzuspüren. Es gerieten mehrere Personen in Verdacht, doch konnten alle ihre Unschuld ein­wandfrei nachweisen.

Die Nachforschungen der Kriminalpolizei.

Die Kriminalpolizei setzte in aller Stille die Ermittlungen fort. kommission wurde der Posten sofort mit einem anderen Kommissar Nach dem Ausscheiden des leitenden Beamten der ersten Mord­besetzt, so daß die Untersuchung jetzt in den Händen der Kommissare Johannes Müller und Lipit lag. Aus dem Publikum heraus wurden immer wieder Verdächtigungen in bezug auf die Täterschaft ge­äußert, die sorgfältige Nachprüfung verlangten. Im Laufe der Zeit

Ein fenfationeller Fund.

Während er noch verhört wurde, durchsuchten einige Beamte seine Wohnung auf das genaueste und es gelang ihnen, einen sen­jationellen Fund zu machen. In dem Holzkasten des Klosetts entdeckten sie ein Schlüsselbund, das, wie bald festgestellt werden konnte, zu der Wohnung der Dienstherrschaft der ermordeten Stangierski paßte. Als Oppenkowski dieser wichtige Fund vor: gehalten wurde, brach er wie vom Blizz getroffen zusammen und verfiel in Schrei'trämpfe. Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, gab er den Mord an dem Mädchen zu. Er verfluchte seine Neigung zum Trinken und erklärte, daß er in jinnloser Trunkenheit das Ver­brechen verübt habe. Die seelische Erschütterung hatte ihn so mit­génommen, daß die Vernehmung sofort abgebrochen werden mußte. Da man befürchtete, daß er sich ein Leid antun würde, so wurde er im Gewahrsam ärztlicher Bewachung unterstellt. Der Mann ist von der Verhaftung um so mehr betroffen, als er nach der langen Zeit­spanne nicht mehr glaubte, daß man ihn für das Verbrechen zur Rechenschaft ziehen würde. Er hatte es verstanden, seine Gewissens­

Nachdem Dr. Eisele in dem von mir herausgegebenen D. ftieg die Zahl auf einige Hunderte, der wirkliche Täter war aber last selbst vor seiner Frau verborgen zu halten.

Boltsblatt" seine Heze gegen bestimmte Zentrumsleute nicht mehr meiter betreiben durfte, ist er jetzt zu der hiesigen liberalen frei­maurerischen Neuen Deutschen Zeitung" als Bericht­erstatter hinübergewechselt. In welcher Weise er da seinem ge­preßten Herzen Luft gemacht, mögen Sie aus dem beiliegenden Exemplar ersehen.

Beste Grüße

Hugo Mezler.

In der Tat ein treffliches Bild. Der Pressechef der banerischen Regierung rettet die Ehre des deutschen   Namens und seiner Partei im Ausland, indem er nach dem Muster berühmter Revolverjournalisten längst widerlegten Tratsch und Klatsch über republikanische Staatsmänner verbreitet. Bei Wirth ist er zufällig an den Unrechten geraten. Der wird fich zu wehren wissen. Wird aber die Bayernregierung wenigsten soviel Taft aufbringen, diese Leuchte amtlicher Journalistik von sich abzuschütteln?

Südflawisch- albanische Wiederaufnahme. Der frühere jugo­flamische Generalkonsul von Stutari, der sich in Podgoriza auf halte, soll in den nächsten Tagen als Geschäftsträger nach Tirana  gehen und alsbald der neue jugoslawische Gesandte Jevcic mit dem Gesandtschaftspersonal in Tirana   eintreffen.

Hungerffreif polififcher Gefangener in Polen  . Im Gefängnis von Bendzin  ( Kohlengebiet von Sosnowice) brach unter den poli­tischen Gefangenen ein Hungerstreit gegen das System, politische Gefangene in Ketten zu legen, aus.

Bolfsbühne und Piscator- Bühne. Vorstand und Verwaltung der Boltsbühne haben am Dienstag abend beschlossen, diejenigen Mitglieder, die Interesse an den Aufführungen der Piscator- Bühne haben, in Sonderabteilungen zusammenzufassen, denen in gleicher Weise Borstellungen in den Boltsbühnen­theatern und in der Piscator Bühne im Theater am Rollendorfplatz geboten werden sollen. Da die Piscator- Bühne ihre Bereitwilligkeit zu einem Abkommen im Sinne diefes Be­schlusses erklärt hat, ist seine Durchführung gesichert. Mitglieder, die diesen Sonderabteilungen beizutreten wünschen, haben dies beim Umtausch der Mitgliedskarten, neu Eintretende bei der Anmeldung in den Zahlstellen der Boltsbühne anzugeben.

Kunst in Brafilien und ihre Anwendung. In den staatlichen Schulen für freie und angewandte Kunst werden zurzeit in einer Ausstellung Studien der brasilianischen Indianer­funst, Farbstudien aus der brasilianischen Landschaft und demt brasilianischen Urwald und daraus resultierende Entwürfe für an­gewandte Kunst von Prof. A. Herborth, Rio de Janeiro  , ge­zeigt. Die reiche Fülle indianischer Motive ist von Prof. Herborth mit liebevoller Gründlichkeit zusammengetragen worden. Neben be­fannten Ornamentmotiven sieht man solche, denen man bisher in Europa   taum begegnet sein dürfte. Alle zeichnen sich durch logische Klarheit der Linienführung und Raumaufteilung aus. Es liegt nahe, diese indianischen Motive zu modernen Entwürfen sie angewandte Kunst heranzuziehen, wie ja überhaupt die angewandte Kunst heute mit Rugen fich aus den Jdeen der primitiven Kunst bereichert. Eine ganze Reihe deutscher   Firmen zeigen in dieser Ausstellung ihre Erzeugnisse, deren Schmuckformen auf die ausgestellten altbrasiliani schen zurückgehen, aber dabei durchaus modernen und eigenen Charakter tragen. In erster Linie waren diese kunstgewerblichen Arbeiten wohl für Brasilien   selber bestimmt und sollen die Fort­fegung eines im Altbrasilianischen wurzelnden Kunststils darstellen. Die ganze Ausstellung soll auch nach ihrer Beendigung in Berlin  nach Rio de Janeiro   übersiedeln. Doch man stellt mit Bergnügen fest, daß von ihr für die deutsche angewandte Kunst manches fruchtbare Samenforn zurückbleiben wird. Die Ausstellung ist bis zum 20. Juli täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Ies.

Berliner   Hilfe für Sachsen  .

Der Magiftrat ftellt 50 000 Mark zur Verfügung.

Der Magiftrat beschloß in seiner Sigung vom 13. Juli 1927, der fächsischen Regierung zur Unterstühung der Opfer des Hochwasser­unglüds im Erzgebirge   den Betrag von 50 000 Mart, zur Ber­fügung zu stellen.

Spendenannahme in Berlin  .

Auf Ersuchen der fächsischen Regierung nimmt auch die Reich s geschäftsstelle der Deutschen   Nothilfe, Berlin  8, Wilhelmstraße 62, Spenden entgegen. Es wird gebeten, Geld­160 000, Bankkonten Deutsche Nothilfe, Hochwasserschäden bei der beträge auf folgende Konten zu überweisen: Boſtſchecktonto Berlin  Reichsbant, Deutschen Bant, Direktion der Diskontogesellschaft, Darmstädter und Nationalbank und Dresdener Bant nebst ihren Filialen, sowie bei der Deutschen Girozentrale mit den ihr an­gefchloffenen öffentlichen Kassen.

Nürnberg  , 12. Juli.  ( WTB.) Der Städtische Berwal­Unwetterfatastrophe in Mitteldeutschland   den Betrag von tungsjenat hat heute einstimmig beschlossen, für die Opfer der 10 000 M. zu spenden.

Amerikanisches Rotes Kreuz bietet Hilfe an.

Das amerikanische Rote Kreuz hat seine aufrichtige Teilnahme an der Unwetterfatastrophe im Erzgebirge   telegraphisch   ausgedrückt und angefragt, ob seine Hilfe erwünscht sei. Das deutsche Rote Kreuz hat im Benehmen mit der sächsischen Regierung auf das herz­lichste gedankt.

Dresden  , 12. Juli.  ( WTB.) Wie das Wehrkreisfommando mit teilt, ist seit Sonnabend nachmittag die gesamte Dresdener  Garnison   im Unwettergebiet zur Hilfeleistung tätig. Außerdem ist das Magdeburger   Pionierbataillon eingetroffen. Dem Kommandeur dieses Bataillons wurden sämtliche in dem Un­mettergebiet eingefeßten Truppen unterstellt, im ganzen 25 Offi­ziere, 700 Unteroffiziere und Mannschaften mit zahlreichen Fahr= zeugen und Gerät.

Das Unglück an der Harzer Querbahn. Wie man erfährt, hat der Staatsanwalt nunmehr von sich aus eine Untersuchung des Unglücks an der Harzer Querbahn eingeleitet. Zuständig als Aufsichtsbehörde für diese Privatbahn ist in oberster Instanz das

Reichsverkehrsministerium, in mittlerer Instanz der jeweilige Prä fident der Reichsbahndirektion in seiner Eigenschaft als Beauftragter des Reiches.

Otto Suchsdorf gestorben.

Einer der alten Förderer und Wegbereiter des Arbeitergesangs, Otto Suchsdorf, ist in diesen Tagen dahingegangen. Der Ver­sterbene leitete in den früheren Jahrzehnten, als die Arbeiter­Sängerbewegung sozusagen noch in den Kinderschuhen steckte, in Berlin   und Umgegend eine ganze Anzahl Arbeiterchöre. Für ihn als Volksschullehrer war es besonders mutvoll, in den neunziger Jahren sich der Arbeiterschaft zu widmen. Dieses Eintreten für das Streben und Wirken der proletarischen Sänger wurde von Staat und Behörde übel vermerkt: alsbald wurde ihm Gelegenheit ge­geben, sich ganz der Pflege des Chorgesanges zu widmen, wenn­gleich dem wackeren Draufgänger dies in wirtschaftlicher Hinsicht nicht gerade willkommen sein fonnte. Mit um so größerer Liebe und Opferbereitschaft gab Otto Suchsdorf sich alsdann der Chorz erziehung hin. Sein, von echtem Idealismus und solider Sach­tenntnis getragene Chorleitertätigkeit ist besonders in den neun­als Komponist hat sich Otto Suchsdorf betätigt. Bir nennen als ziger Jahren dem DAS. von unschäzbarem Werte gewesen. Auch feine Schöpfungen die Kampflieder Arbeiter- Vaterlands= lied"," Die Erbe ist zum Licht erstanden", Wir Männer in der Bluse sinds", die auch heute ihre Schlag­fraft noch nicht verloren haben Otto Suchsdorf ist 73 Jahre ge­worden. Anläßlich seines 70. Geburtstages vor drei Jahren war drucksvoller Sympathie fundgebungen. Auch der Arbeiter- Sänger­bund unterhielt bis zum Hinscheiden Suchsdorf die herzlichen Be­Biehungen zu seinem freuen, warmherzigen, von einem hohen Maß von Bebensbejahung erfüllten Mitarbeiter, dessen Name stets in ehrendem Gedenken an die dem Proletariat geleisteten Dienste ge­nannt werden soll.

Eine Woche der deutschen   Wissenschaft" in Moskau  . Prof. Fersmann, Mitglied der russischen   Akademie, erklärte nach seiner foeben erfolgten Rückkehr aus Deutschland   in einem Preffeinterview: die in Deutschland   veranstaltete Gelehrtenwoche habe die An fnüpfung engerer Berbindungen zwischen den Vertretern der Wissenschaft Deutschlands   und Rußlands   außerordentlich gefördert. In Moskau   soll demnächst ein spezielles medizinisches Forschungsber wadere Alte der Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen und ein institut gegründet werden, dessen Kontrolle sowohl russischen wie auch deutschen   Gelehrten übertragen werden wird. In allernächster Zeit soll in Mostau eine Woche der deutschen   Wissenschaft" ver­anstaltet werden, zu der man zahlreiche beutsche Gelehrte erwarten dürfe.

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Liebermann- Feier im Rundfunt. Sum 80. Geburtstag Mar Liebers manns am 20. Juli wird der Generaldirektor der Staatlichen Museen, Brof. Dr. Bilhelm aezolbt, einen Bortrag über das fünstlerische Bert Mag Biebermanns halten.

32. Abt.

Lotalen

Ein sonderbarer Wunsch.

Er möchte ,, mal" geföpft werden!

Ueber den Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten. Schon oft ist es vorgekommen, daß sich Leute selbst der Kriminalpolizei stellten mit der Bitte, sie zu verhaften oder sie ins Gefängnis zu sezen. Das Verlangen eines jungen Mannes aber, der am Sonn­abend die Mordinspektion beschäftigte, setzt allem die Krone auf. Einem Beamten der Fahndungsinspektion fiel auf dem Alexanderplatz   ein junger Bursche auf, der scheinbar ohne Zweck und Biel   umherſtrich. Der Beamte hielt den jungen Mann an und dieser erzählte, daß er Harry Faltenstein heiße und nicht weniger drücklichen Wunsch der Mordinspektion vorgeführt und gab folgendes als 3 Morde auf dem Gewissen habe.. Er wurde auf seinen aus­an: Er habe auf dem Marktplatz in Grevesmühlen   im Streit einen Schnitter erstochen und weiter in Rosengarten bei Frankfurt  a. d. Oder einen Ladenkassendiebstahl verübt. Dabei hätten ihn die Söhne des Geschäftsinhabers, eines Bäckermeisters, überrascht und auch sie habe er durch Messerstiche ermordet. Er bitte nun, man Frage der Beamten, wie er sich das vorstelle, daß er ,, mal" geföpft möchte ihn doch für diese Verbrechen einmal" töpfen. Die werden wolle, beantwortete er lächelnd mit einem ,, d as macht ja gar nichts". Obwohl man sich bald flar war, daß der junge Mann unmöglich im volien Besiz seiner Geisteskräfte sein könne, wurden seine Angaben eingehend nachgeprüft. Dabei stellte es sich heraus, daß der angebliche Harry Falkenstein ein 20 Jahre alter Mar F. ist, der im April dieses Jahres aus einer Fürsorgeanstalt entwichen ist. Er schloß sich einer Zigeunertruppe an, 30g mit ihe umber und verübte fleinere Diebstähle. Den Mord an dem Schnitter hat F. erfunden. Anders verhält es sich mit dem Ladenfassendiebstahl in Rosengarten. Hier hat Mar F. tatsächlich einen nächtlichen Ein­bruch verübt. Der junge Mann wird auf seinen Geisteszustand untersucht werden.

Ein neues Großmüllauto.

Im Beisein von Vertretern des Stadtreinigungs- und Verkehrs­amts und der Städtischen Müllabfuhr wurde in Dahlem   den Ver tretern der Berliner Presse das von der Augsburger Maschinenfabrik Keller und Knappisch hergestellte uta Groß- Müllauto" verwaltungen Augsburg, Chemnitz  , Kassel   und Mannheim   angekauft vorgeführt. Dieser Wagen, von dem schon mehrere von den Stadt worden sind, hat ein äußerst gefälliges Aussehen. Er stellt einen fahrenden eisernen Zylinder von 2 Meter Durchmesser und 4 Meter

von

Länge dar, der auf einem niedrigen NAG.- Fahrrahmen ruht. Der 3ylinder fann 10 bis 15 Kubikmeter Müll gröbster Sorte aufnehmen, eine Arbeit, die in fnapp 30 Minuten erledigt wird, während die Entladungnur 2 bis 3 Minuten in Anspruch nimmt. Die Be- und Entladung geschieht fast sta u b- frei mechanisch ohne Kippoorrichtung, was hoher Bedeutung ist, weil dadurch manche Gefahrenmomente von vernherein ausgeschaltet sind. Außerdem liegt die Einschüttöffnung für das Müll so niedrig, daß ein Emporheben der Müllkästen, wie es bei den gegenwärtig mm Betrieb befindlichen Wagen nötig ist, gar nicht in Frage kommt. Dadurch wird den Müllabholern eine große physische Kraftanstrengung erspart. Das eingeschüttete Müll wird durch ein rotierendes Schne dengehäuse aufgenommen und im Innern des Zylinders selbsttätig verteilt, so daß sich auch hier menschliche Nachhilfe erübrigt. Die Drehbewegung, die hierbei aus­zuführen ist, wird mittels eines Zahnrades und Zahnkranzes von einem Nebengetriebe des Motors übertragen, der dafür eine Kraft­leistung von etwa 3 PS. aufzubringen hat. Die Konstruktion des Ganzen ist verblüffend einfach.

Bei der Vorführung arbeitete der Wagen, der schon ein Viertel­jahr in   Augsburg im öffentlichen Betrieb gestanden hat, tadellos. Die Stadt   Berlin will mit dem Wagen noch weitere Versuche machen.

Das   Münchener Eisenbahnunglück.

Ladung weiterer Sachverständiger.  München, 13. Juli  .( Eigener Drahtbericht.) Lokomotivführer Aubele erklärte bei seiner Bernehmung, daß er seit 28 Jahren Lokomotivführer ist. Bom Pfingstsonnabend bis Pfingst­montag früh 4 Uhr hatte er dienstfrei. Er gab zu, gewußt zu haben, daß das überfahrene Signal am Ostbahnhof, das bis kurz vor Pfingsten außer Betrieb war, wieder in Betrieb genommen war. Nach seiner Behauptung stand am Pfingstmontag sowohl das Vor­signal als auch das Hauptsignal auf freie Fahrt. Die Geschwindig feit des Zuges sei, um Berspätung einzuholen, die vorschriftsmäßige von 75 Kilometer gewefen. Die Verteidigung beantragte die Ladung 19% hr Gruppenzahlabend in ben befannien zweier weiterer Lokomotivführer als Sachverständige. Dem Antrag murbe stattgegeben