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Ausdruck.5m Rohmen Frankreichs " nicht weglassen könne, da sonst dem Staatsanwalt Gelegenheit geboten sei, wegen Hochverrats einzuschreiten. Anscheinend haben die phrasenhaften Briefe des Polizeispitzels auf den Führer des Heimatbundes. Dr. Ricklin, so gut gewirkt, daß er ihm auch den zweiten Brief schrieb, der nun für die französischen Na- tionalisten ein gefundenes Fressen ist. Der Reinfall Dr. Rick- lins hat im Lager der Heimatbündler großes Aufsehen er- regt und zahlreiche Rücktritte prominenter Persönlich- leiten oeranlaßt. Was mit der ganzen Bewegung noch werden wird, läßt sich schwer voraussagen. An dem Willen und Hoffen der elsaß -lothringischen Bevölkerung wird aber die französische Regierung wenig ändern können. Was die Elsässer wollen, ist, daß sie in ihrem Lande Herr im Hause sein können: sie möchten vor allen Dingen Autonomie haben. Bei keiner Bevölkerungsschicht in Europa ist daher auch der Vertrag von Locarno mit solcher Begetste- rung aufgenommen worden wie gerade in Elsaß-Lothringen . Dies Land, das jahrhundertelang der Zankapfel zwischen Deutschland und Frankreich war, dessen Boden so oft mit Blut getränkt worden ist, möchte endlich die Brücke werden zur Verständigung zwischen den beiden Kulturnationen Deutschland und Frankreich . Elsaß-Lothringen , das so viele .Kriege mitgemacht hat, möchte endlich wahr haben, daß mit 5?ilfe des Locarnovertrages der Völkerfriede in Europa einzieht.

Die Schließung ües Sejm. Ter Eindruck in Warschau . Will Pilsudski Diktator sein? Die Schließung der Parlamentssession in einem Augenblick, wo der Sejm den Willen zur Selbstbehauptung zeigte und vor der Wiederholung der schon einmal erfolgten Aufhebung von pressefeindlichen Regierungsverordnungen stand, läßt eigentlich keinen anderen Schluß zu. Die Regierung Pilsudskis ist ja auch nicht aus dem Parlament hervorgegangen, sondern gewaltsam gegen den damaligen Staatspräsidenten durchgesetzt worden: der Staatspräsident aber war vom Parlament gewählt und repräsentierte die Demokratie. Freilich ist auch sein Nach- solger Professor Moscisti von den beiden Häusern des Sejm gewählt worden, aber er ist bei aller persönlichen Un- »adcligkeit doch nur eine Schachfigur in der Hand des Mar- fchalls. der die Präsidentenwürde selbst abgelehnt hat. Obschon das Pilfudskische Regime den Staatsstreich seiner Einsetzung damit rechtfertigte, daß man aus dem unproduk- tiven Parteiengezänk heraus müsse, obwohl es gelegentlich dem Parlament seine Geringschätzung kundgab, hat es doch den entscheidenden Schritt nicht getan, sich als offen antiparla- menlarische Diktatur zu erklären und dementsprechend zu handeln. Selbst die Schließung des Parlaments ist noch kein Beweis nach dieser Richtung, denn die Verfassung gibt eben der Regierung das Recht, durch den Staatspräsidenten die Session schließen zu lassen und räumt diesem Faktor auch das Recht ein, in der Zeit von Parlamentsferien ob sie nun frei- willig oder auferlegt seien vorläufige Gesetze zu erlassen, die jedoch auf Verlangen des Parlaments ausgehoben werden müssen. Natürlich ist es jedoch ein übler Dreh, wenn man diese Bestimmung benutzt, u m sich vom Parlament zu be- freien, damit man solche Gesetze erlassen oder ihre Auf- Hebung verhindern könne. Durch diese Schließung wird ein- mal der Pressezwang gerettet, man wird wohl auch, wie unser Warschauer Berichterstattert schon angekündigt hat, die glück- lich zustandegekommene Auslandsanleiheoerankern" fragt sich nur, ob die amerikanischen Geldgeber in einem bloßen Regierungsakt ohne Parlamcntsbeschluß die genügende Sicher- stellung sehen werden. Nicht zu verkennen ist aber auch, daß die Schließung die Weiterberatung jener Wahlrechtsverschlech- terung verhindert, durch die die Rechte die Mandate- zahl der Minderheitsvölker einschränken und dadurch selbst

Heimarbeit. Von E r n st Toller. Mir musj eben», wenn d'r Hunger kommt, zu a vierzehn Noihelsein beten, und wenn nur dadervon etwa ni satt wird, da mutz ma' an Gleen in» Maul nehmen und dran lugchen... .Die Weber- Der Bürger, der HauptmannsWeber" sieht, tätschelt sich leise in gehobenem Gefühl:Das war vor achtzig Iahren möglich." Er weiß nicht, daß Stunden von ihm entfernt Gleiches noch heute sich ereignet. Im Erzgebirge habe ich mich umgeschaut und diese Fest- stellungen über Heimarbeit gemacht: Iahreslöhne von zweihundertvierzig bis zweihundertsechzig Mark bei neun- bis elfstündiger täglicher Arbeitszeit find in Industrieorten wie Aue die üblichen. Die Ausnützung des Menschen lohnt sich so sehr, daß es Fabrik- besitzer gibt, die Maschinen stillstehen lassen und sie durch Handarbeit ersetzen.(Also das Umgekehrte wie in den vierziger Iahren tun!) Ich sprach eine Heimarbeiterin, zweiundfünfzig Jahre alt, seit Jahrzehnten tätig. Sie bekommt die zugeschnittenen Teile von Pyjamas und Oberhemden. Ihre Arbeit besteht darin, jene Teile sorg- faltig zusaminenzunähen. Den Zwirn muh sie in der Fabrik auf eigene Kosten taufen. Sie bezahlt für die Rolle Untergarn sünfund- fünfzig Pfennig, für die Rolle Obergern sünfundsechzig Pfennig. Bei zwei Dutzend Oberhemden verwendet sie zwei Rollen Garn. Lohn erhält sie für ein Dutzend Oberhemden drei Mark neunzig Pfennig. Als gewandte und erfahrene Arbeiterin vermag sie in der Woche zwei Dutzend Oberhemden zu nähen. Sie hat also einen Rein- verdienst von sechs Mark sechzig Pfennig wöchentlich. Die Näh - n.aschine wird Ihr nicht gegeben, sie mußte sie sich kaufen. Mecha- nische Stcpparbeit in der Fabrik stellt sich teurer. Klöppelarbeiten sind lukrativer. Die Arbeiterin bekommt für ei»e kleine Tablettdecke, für die elf Stunde» Arbeitszeit angesetzt sind, den fürstlichen Lohn von einer Mark zehn Pfennig, also zehn Pfennig Siundenlohn. Klöppelsack und Klöppel muh von der Arbeiterin ge­tauft werden. Die Silberpoliererin kann auf die Klöppel-Kollegin neidisch sein. Si« erhält für den Löffel, an dem sie eine Stunde arbeitet, fünf Pfennig. Immerhin braucht sie die Hoffnung nicht aufzugeben, später, wenn sie sich eingearbeitet hat, es auf zwei Löffel die Stunde zu brintzen. Im Jahre 1910 sollten die Heimarbeiter v»d Heimarbeiterinnen besteuert werden. Nach langen Verhandlungen gab die Steuerbehörde ihren Fcldzug auf, sie mußte sich überzeugen, daß der Lohn vier- bundert deutsche Reichsmart im Jahr nirgends erreichte. Wer vermag sich vorzustellen, wie diese Menschen leben können? Vor der Revolution waren die meisten politisch indifferent, sie

dieses einzige Gebiet der Rechtsgleichheit aller polnischen Staatsbürger, gleichviel welcher Nation sie angehören, ent- eignen will. Aber die Schließung war zur Abwehr dieses Planes nicht nötig, denn der damit befaßte Sejmausschuß hatte auf sozialdemokratischen Antrag hin bereits die Be- ratung dieses Wahlrechtsraubes unterbrochen. Jedenfalls beeinträchtigt die Schließung praktisch die Tätigkeit des Parlaments, ja beendet sie fast gewaltsam. Zu Gewaltstreichen hat Joseph Pilsudski eine starke Neigung. Die nächste Zukunft wird zeigen, ob er wirklich seine sozialistisch- radikaldemokratische Vergangenheit zugunsten einer reaktiv- nären Kastenherrschaft von Militär, Großgrundbesitz und Großkapital preisgeben will. Dieser Schlußsatz der TU.-Meldung müßte noch nach- geprüft werden. Leider wurde ein Warschauer Telephon- gespräch an uns durch sehr schlechte Verständigung sehr be- einträchtigt und nach kurzer Zeit getrennt; ob wegen Zeil- ablaufs oder durch höhere Gewalt, ist noch ungeklärt. Der Grunü zur Schließung. Warschau . 14. Zuli.(Eigoer Drahtbericht.) Der Grund zur Schließung«st nach offiziöser Darstellung nicht das prefsedetrrt, sondern das verlangen dis Parlaments, sich durch eigene» Beschluß auslösen zu können. Dieses Recht hat das Parlament bis zum wai- Umsturz pilfudskis gehabt, seitdem aber hat es der Staatspräsident. Die Entziehung dieses parlamentsrechls ist ein Hauptziel des Pil- sudfkiputsches gewesen: man betonte, daß an dem Elend der Innen- Politik der Mangel eines außerparlamentarischen Auslösungsrecht» schuld sei. Zeh » will Pilsudski diese. Rech, des Staatspräsidenten durchaus erhalten und darum wird das Parlament gehindert, diese Aenderung zu beschließen. Varsthauer Preßestimmen. Warschau , 14. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Di« der Re- gierung nahestehend« Presse verteidigt die Sessionsschließung und erklärt, daß die Regierung in diesem Falle als die wahre Der» teidigcrin der Demokratie und des Parlamentarismus aufgetreten fei, der in seiner jetzigen Gestalt nur eine V e r- spottung des Parlamentarismus darstelle. Die Rechtspresse dagegen weist darauf hin, daß die Regierung lediglich vor der An- nähme des Gesetzes auf Wiederverleihung des Sejm - auflöfungsrcchts an den Sejm Angst gehabt hob«, da sie im Fall« eines parlamentarischenSelbstmordes" die Ausschreibung von Neuwahlen hätte vornehmen müssen, wozu sie im Augenblick wegen ungenügender Vorbereitung für die Wahlen nicht geneigt sei. Die Regierung versuche den Sejm am Leben zu erhalten, um ihn als Werkzeug zu benutzen; sie wolle durch ihn die erlassenen Dekrete bestätigen lassen, habe jedoch feine Arbelten sofort unter- brachen, als sie bemerkte, daß der Sejm eigene Initiative in gesetz- geberischer Beziehung aufzunehmen begann. ImR o b o t n i k" bespricht Genosse Niedzialkowski die Schließung der Session und deren Begleitumstände, di« tragische Folgen zeitigen würde. Die Regierung verfolge mit ihren Handlungen die Absicht, den Sejm zu unterminieren und untergrabe damit auch den demokratischen Gedanken, ohne sich aber gleichzeitig für ein« neue Staatsform, Faschismus. Diktatur, Sowjetsystem, zu entschließen. Wohin, so fragt Niedzialkowski im Namen der Sozialisten, führt die Regierung Pilsudski den polnischen Staat? Der Erfolg einer beabsichtigten Aktion der Ab- geordneten, den Staatspräsidenten durch Unterschriften- sammlung zur Wiedereröffnung der Session zu veranlassen, ist noch fraglich, weil die Abgeordneten der Bauernpartei eine Fort- setzung der Beratungen in den Sommermonaten nur ungern sehen würden.

Das Enüe eines Dokumentenfälschers. Truschilowfki zum Tode verurteilt. In Moskau ist soeben ein sensationeller Prozeß zu Ende gegangen: der frühere zaristische Offizier D r u s ch i l o w s k i. eine auch der Berliner politischen Polizei nicht unbekannte Person-

neigten zu Sektierertum und hungerten in Hoffnung auf ein besseres Jenseits. In der ersten Zeit nach der Revolution waren sie alle radikale Kommunisten. Heute kämpft nur noch ein kleiner Teil. Die meisteir sind wieder Sektierer, bohrende und dumpfe Men- schen, mit gebeugtem Rückgrat und zerfressenem Willen....

Cm Weibsteufel-Drama. Im Zentraltheater geht es feit gestern wüst und dämonisch zu. Don den vier Personen des DramasMenschen- j a g d" von Franz Holt werden im Verlauf des abend» zwei ermordet. Das find S0 Proz. der Mitspielenden, eine Quote, mit der Herr Holt die klassischen Vertreter der Hintertreppendramatik in den Schatten stellt. Die Schuld an dem bedauerlichen Blutbad trägt Nadja, ein mannstolles Frauenszimmer von überlebensgroßer Dämonie. Der junge Mischa, der von Seelenreinheit übersprudelt, hat einem schmierigen Uhrmacher eins�iber den Kops»ersetzt und glaubt nun, gehetzter Mörder zu sein. siMenschenjagd!") Der Uhr- macher lebt aber frisch und munter weiter und nur der Schiffer auf seinem Schleppkahn, der den Schauplatz der seelenverwirrenden Er- eignisse abgibt, und besagte Nadja wissen, daß sich Mischa umsonst vor den Armen der Gerechtigkeit fürchtet. Mit den gemeinen Mitteln der Verworfenheit hält die böse Nadja bei Mischa das Schuld- bewußtsein ausrecht, um ihn damit an sich zu ketten. Den Schiffer, der dem armen jungen Menschen endlich den Seelenfrieden wieder- geben will, ermordet sie hinterrücks. Solche greulichen Folgen kann die Liebe haben. Um der beängstigenden Angelegenheit ein Ende zu machen, erwürgt schließlich Mischa den Weibsteufel, und dos Trauerspiel klingt in dem dumpfen WortMörder" au», das der Gendarm dem Gehetzten hinterrücks zuschleudert. Di« Handlung des Stückes und die Seele der Bühnenfiguren sind überaus kompliziert. Die Kompliziertheit steht im umgekehrten Verhältnis zu den Fähig- keiten d?s Autors, in dessen Gehirn sich absonderliche Vorstellungen von der Welt und von dramatischer Technik gebildet hoben. Auf vier Menschen hat 5>err Holt zum mindesten gewirkt, nämlich auf die vier Darsteller, die sich in die Dämonie des Schauerdramas so ein- gelebt haben, als ob es sich im Stück um wirtliche Menschen handelte. Renöe Swobrawa, Ferdinand Hart , Olas Bach und Robert Garrison beleben auf diese Weise den Schau- spielerstil von 1860._ Dgr.

Werkbund gegen Volkstunst-Aussiellüng. Der Vorstandsausschub des Deutschen Werkbundes hat ein Schreiben an den Reichsminister des Innern gerichtet, das gegen den Plan der Volkskunst-Ausstellung Dresden 1929 Stellung nimmt, wie er in der Denkschrift des Reichs- kunstwarts niedergelegt ist. Der Werkbund warnt �Kivor, eine künst- lerische Beziehung zwischen der Arbeit des heutigen gestaltenden Handwerks und der eigentlichen Volkskunst herzustellen. Das der Ausstellung gesteckte Ziel, die Volkskunst wieder zu beleben, sei un- erreichbar, und eine derartig« Ausstellung könne in der wichtigen Frage des Neuaufbaues der gestaltenden Arbeit, wie ste vom Dem-

klchkeit, wurde vom Obersten Gericht in Moskau zum Tode«er- urteilt. Die(Anklageschrift hatte ihm einmal Spionage zugunsten Polens zur Last gelegt und, zum anderen, die Fabrikation einer Anzahl falscher Dokumente, die die Unterschrift der Sowjetregierung und der Komintern trugen. Unter diesen soll sich auch befunden haben eine Instruktion zur Vorbereitung der Wahlen in die Exe- kutive des Kominterns in den Bereingten Staaten Amerikas , ferner eine Instruktion über die wechselseitigen Beziehungen zwischen den verschiedenen Delegationen der JK. und den Mitgliedern der französsschen Kommunistischen Partei und schließlich eine Reihe von Schriftstücken, die sich auf die Tätigkeit des Kominterns in Bulgarien bezogen. Die letzteren wollte Druschilowski auf direkte Bestellung des bulgarischen Gesandten Popon angefertigt haben. Popon stellt dieses übrigens entschieden in Abrede. Die Schrift- stücke sollen auch auf dem bekannte» Kommunistenprozeß in Soiia eine Rolle gespielt haben. Damit soll aber Druschilowskis Tätigksti noch lange nicht erschöpft gewesen sein: sowohl aus Amerika als auch aus Polen soll man an ihn mit den verschiedensten diesbezüg- liehen Anträgen herangetreten sein. Alle diese Tatsachen wurden in der Anklageschrist auf Grund des Geständnisses Druschilowskis festgestellt: unter anderem auch die Tatsache, daß er im Auftrage des polnischen Gesandten in Berlin ein Schriftstück verfertigt hatte, aus dem hervorgehen sollte, daß die Eisenbahnkatastrophe im pol- nischen Korridor von Kommunisten herbeigeführt sei. Bevor er an die Ausführung des Auftrages schreiten konnte, wurde er von der Abteitung I a verhaftet. Er wurde zwar dieses Mal auf freien Fuß gesetzt, hinterher aber zum zweitenmal verhastet und aus Deutschland ausgewiesen. Er begab sich nach Estland , von dort nach Riga und wurde im Juni 1926 beim Ueberschreiten der rus- fischen Grenze von der Polizei verhaftet. Er war in allen Punkten geständig und erklärte unter anderem, daß der berühmte S i n o- jew- Brief gefälscht sei, wenn auch nicht von ihm. Daß Sowjetdokumente verschiedentlich gefälscht worden sind, scheint festzustehen. Ebenso unzweifelhaft ist es aber, daß die Fälschertätigteit Druschilowskis ein Doppelgesicht aufweist. Eigen- tümlich erscheint'es, daß er trotz seiner Spionagearbeit eine zeit- lang den Berliner sowjetergebenen Emigranten. kreisen nahegestanden hat. Die linksgerichteten Emi- grantenkreisc haben bereits damals auf diesen verdächtigen Umstand aufmerksam gemacht Druschilowski hingerichtet! Moskau , 14. Zuli.(MTV.) Dos Präsidium des Zentral. exekntivkomitee» der Sowjetunion lehnte da» Gnadengesuch Druschi- lowfkis ab. Das Urteil wurde vollstreckt.

schen Wcrkbund oerfolgt wird, Verwirrung schaffen und dos bisher Erreichte aufs schwerste gefährden. Vor einiger Zeit wurde bemerkt,> daß der Reichskunstwart die großen AussteUungspläne des Deutschen Werkbundcs nicht eben unter­stützte. Jetzt nimmt der Weitbund gegen den Ausstellungsplan des Reichskunstwarts Stellung. Aber Ausstellungen können doch auch gute Ideen haben, wenn sie aus einem anderen Hause als dem eigenen stammen. Wenn diese Gegnerschaft so weiter geht, werden die großen Ausstellungen niemals eine Form erhalten, die wirklich die beste ist. Die Voltskunstausftcllung gehört zu jenen guten Ideen, denen eine Gegnerschaft nicht tätlich sein kann. Das deutsche Handwerk weiß selbst, daß es heute mit einer bequemen Anknüpfung an die alten Ueberlieferungen der Volkskunst, die mit ganz anderen Bedürfnissen zu rechnen hatte, nicht getan ist. Trotzdem kann es auch für das Handwerk von heute förderlich fein, zu sehen, welche gute Ueberliese- rung es noch an manchen Orten in Deutschland hat. ?um Direktor der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schul. in Berlin ist soeben an Stelle von Prof. Karl Thiel, der dem- nächst infolge der Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand tritt, Prof. Dr. Hans Joachim Moser , Professor der Musikwissen- schaft an der Universität Heidelberg , unter gleichzeitiger Ernennung zum ordentlichen Honorarprofessor an der Berliner Universität, be- rufen worden. Der Gelehrte, unter den Musikwissenschaftlern Deutsch - lands einer der bekanntesten, ist der Sohn von Joseph Joachims Freund Andreas Moser , dem langjährigen Lehrer für Violine an der Staatlichen Hochschule für Musik in Berlin . Er verdankt seinen Ruf insbesondere seinerGeschichte der deutschen Musik". Die künstliche Züchtung menschlicher Gewebe. Die künstliche Gewebezüchtung hat bisher in die Forschungsmethoden der Kliniken verhältnismäßig wenig Eingang gefunden. Eine der Hauptgründe liegt wohl darin, daß sie mit tierischem Material arbeitet, während die Klinik mit den lebenden Menschen zu tun hat. Nunmehr be- richtet Prof. A. Mayer(Tübingen ) über gemeinsame Unter- suchungen mit Pros. Heim, welche ergaben, daß auch menschliches Gewebe außerhalb des Körpers künstlich züchrbar ist. Zur Züchtung verwenden sie vor allem den Mutterkuchen, die Schafhaut(die innerste, der di« Frucht umhüllenden Eihüllen) und bösartige Ge- schwülste. Die neuen biologischen Probleme und Fragen, die sich auf Grund dieser experimentellen Untersuchungen ergeben, sind sehr zahlreich. So ergeben sich interessant« Einblicke über den Einfluß der Umgebung auf das normale Wachstum, über das Gewebewachs- tum unter dem Einfluß von Röntgenschädigungen, über künstliches Wachstum und Funktion der Gewebe, Beeinflussung des Wachstums durch Arzneistofse usw. Jedenfalls wird man von diesen neuen Forschungsmethoden bei dieser künstlichen Gewebezüchtung bei Menschen noch wertvolle Erkenntnisse erwarten dürfen.

In der«rohen verUner«unftousflellang werden am Sonnabend. 13 Uhr, die neuen Sonderausstellungen dem Puolilum zugängig gemacht. Es bandelt sich um die bekannten abstrakten Künstler Kundin»ty. Klee, Peininger und JawlonSky, sowie um schleswig-holsteinische und jung« dönische Künstler. Der Tänzer Sebastian vraste, eine Zeit lang Partner der Anita Beider, ist in Hamburg gestorben. Er hat sich, ebenio wie seine Partnerin, weniger durch feine Kunst als durch seine persöniuhe» Sxiraoaganzei, bekannt gemacht.

von der New Yorker Zinanzkonferenz. Schacht über ihre Ergebnisse. Bor deutschen Pressevertretern in New Pork gab der Reichs« bankpräsident Schacht Erklärungen über die Ergebnisse der Kon- ferenz der Notenbankdirettoren ab, die dieser Tage stattfand. Man Hab« die Frage besprochen, ob es möglich sei, die G o l d v e r s ch i s s- f u n g e n einzudämmen und zu verbilligen. Weiter habe man sich mit dem Problem der Kaufkraft des Goldes beschäftigt. Diese Frage sei für Deutschland bedeutungsvoll, weil sie im Zu- sammenhang stehe mit der Festsetzung des Wertes der Sach- l e i st u n g e n auf Grund des D a w e«- P l a n e s. An dritter Stelle sei über di« Festsetzung der Höhe der D i s k o n t s ä tz e in den einzelnen Ländern diskutiert, worden. lieber den Dawes-Plan sei nicht gesprochen worden, auch nicht über die Transferfro.ge. Schacht meinte nach dem Bericht der TU., der Dawes-Plan bedürfe keiner Revision, da er alle Möglichkeiten vorsehe. Der Tag werde konimen, wo man den Dawes-Plan und die Transferfrag« in aller Offenheit diskutieren müsse, doch sollte man vernünftigerweise die vier Lersuchsjahre verstreichen lassen und den Eindruck oermeiden, daß man künstlich manövriert.

vi« fremde Rheinlandbesohung beträgt, wie der britische Kriegs- minister im Unterhause mitteilte, 56 509 Franzosen, 7383 Engländer und 6381 Belgier.