staltsschürze, steckte das Bündel w eine Aktenmappe und radelt« in den Beelitzer Forst. In einem Gestrüpp versteckte sie das tote Kind, um es am Abend zu vergraben. Ein Beelitzer Arbeiter fand das Bündel einige Stunden später, und die Anstaltsschtirze führte auf die Spur der Angeklagten, die braver Leute Kind, vor Gericht ein offenes Geständnis ablegte. Bors. Landgerichtsdirektor Dr. W a r m u t h::U Tage vorher sind Sie von der Oberschwester geröntgt worden, hat man denn dabei Ihren veränderten Zustand nicht bemerkt? Angekl.: Nein, auch als ich plötzlich acht Pfund abgenommen hatte und zwei Tage nach der Geburt gewogen wurde, fiel niemandem von den Aerzten und Schwestern etwas auf. Vors.: Das ist allerdings sehr merkwürdig. Kreismedizinalrat Dr. M a n t h e y- Belzig begutachtete als Sachverständiger, daß die Angeklagte in ihrer seelischen Erschütterung und bei den körperlichen schmerzen die Lebensäußerungen des neugeborenen, sehr schwachen Kipdes übersehen haben kann. Die Gebärende hat unter einer Schock- Wirkung gestanden, welche ein Rufen um Hilfe nicht zuließ. Bei schneller, sachgemäßer Hilfe wäre das Kind vielleicht leben ge- blieben. Der Staatsanwalt beantragte einen Monat Ge- s ä n g n i s und 50 M. Geldstrafe. Das Gericht sprach die Ange- klagte von der Anklage der fahrlässigen Tötung frei, 20?N. Geld. strafe wurden wegen Uebertretung aus 8 Zö7 Abs. 1 verhängt. Es ist digs binnen kurzer Zeit der zweite Fall dieser Art, der sich in den Beelitzer Heilstätten zugetragen hat.
�err penn telephoniert gratis! Chajim Penn, ein aus dem Ausland stammender Geschäfts- mann, war Inhaber mehrerer Unternehmen. In seinen Bureau- räumen hatte er mehrere Fernsprechanschlüsse. Der vermögende Mann war aber sehr sparsam veranlagt und liebte es, zur Entlastung seiner eigenen Apparate umfangreiche Geschäfts- und Prioatgespräche außerhalb des Bureaus zu führen, und zwar vom Postautomaten aus. Den Beamtinnen fiel es bald auf, daß täglich mehrere Gespräche erledigt wurden, bei denen der Automat nach Einwurf der Münz« nicht den gewohnten hellen Klang gab, sondern daß nur ein schauerlich dumpfes Geräusch zu hören war. In all diesen Fällen war der Anrufende ein Mann mit lauter Stimme ausländischen Akzents. Nun fand eine Beobachtung statt. Täglich wurden 10 bis 12 Gespräche in der gleichen auffälligen Art geführt. Posten wurden aufgestellt und beobachteten zwar, daß immer wieder ein„dunkler Mann" Gespräche führt«, konnten aber nicht hinter seinen„Trick" kommen, da der geheimnisvolle Sprecher sehr vorsichtig war. Schließlich wurde em Beobachtongs- dien st mit Ablösungen eingerichtet. In die Wände der Zellen giurden Schlitze und Löcher gemacht, und die Zellen wurden von allen Seiten u m st e l l t, spbald der verdächtige Herr hineingegangen war. Ein richtiger Feldzug war im Gange! Endlich gelang es, den Uebeltäter auf frischer Tat zu ertappen. Er wandte einen ganz besonderen Trick an, den wir nicht verraten wollcnl Diese„Sparsamkeit" brachte Herrn Penn ein« Anklage wegen sortgesetzten Betruges ein, und er hatte sich vor dem Amts- gericht Chärlottenburg zu verantworten. Penn bestritt bis zum letzten Augenblick und behauptete, daß a l l e Z e u g e n sich in seiner Person„geirrt" haben müßten. Der Amtsrichter erblickte in dem Verhalten des Angeklagten eine erhebliche Gefährdung der öffent- liehen Verkehrsanstalten und verurteilte Penn zu zwei Wochen Gefängnis._
Strahcnbahnverkehrsftörung im Südwesten. Bon einer empfindlichen Störung wurde gestern nachmittag der Berliner Straßenbahnverkehr im Südwesten Berlins betroffen. Gegen}43 Uhr nachmittags setzte plötzlich der Strom aus und sämtliche Straßenbahnzüge blieben mitten auf der.Strecke liegen. Die Oberleitung war stromlos geworden, ohne daß es zunächst gelang, die Ursache der Störung festzustellen. Die Fahr- gäste waren gezwungen, die Wagen zu verlassen und ihren Weg zu Fuß fortzusetzen. Der gesamte Straßenbahnverkehr war so über eine Stunde völlig lahmgelegt. Die Störung machte sich auch in anderen Sfahlleilen empfindlich bemerkbar, wo es gleichfalls zu Stockungen und erheblichen Verspät ün- g emAam. Erst geKen>,4 Uhr setzte der Strom wieder ein, und dke Bahnen konnten ihre Fahrt fortsetzen. Von der Betriebsdirektion der Berliner Straßenbahn wird hierzu noch folgendes ergänzend mitgteilt: Im Südwesten am Halleschen Tor, in der Gneisenau-, Belle- Alliance-, Urban-, Königgrätzer Straße usw. setzte gestern nachmittag gegen MS Uhr die Stromzuführung aus, was eine Lahmlegung des gesamten Straßenbahnverkehrs in dem ge- nannten Stromgebiet zur Folge hatte. Durch einen schadhasten Blitzableiter eines Triebwagens der Linie 154 war Kurzschluß ver- ursacht worden, so daß sich in der Stromzentral« die Automaten aus- lösten. Nach Behebung des Schadens konnte ein Teil des Verkehrs um 3.10 Uhr wieder aufgenommen werden. Um X4 Uhr war der Betrieb dann wieder in vollem Gange. Zu einer weiteren Berkehrsstörung von etwa 20 Minuten Dauer kam es gestern auf dem M o r i tz p l a tz zwischen Oranien- und Prinzenstrnße, infolge Achsenbruches eines Pferdefuhrwerkes. Der gesamte Straßenverkehr stockte, konnte aber zum Teil durch U m- l e i t u n g e n aufrecht erhalten werden. Schimpfworte unter Zigeunern. Vor«inigen Tagen hatten in Heinersdors Zigeuner eine große Schlägerei. Zwei Gebrüder Hoff und ein Bruschinski schlugen mit Wagenstützen so lange aufeinander ein, bis Bruschinski schwer verletzt zusammenbrach. Von Polizeibeamten nach dem Krankenhaus gebracht, starb er dort an einem Schädelbruch. Es hieß zunächst, daß die Gebrüder Hoff ihren Gegner niedergeschlagen hätten, weil er einen von ihnen wegen Diebstahls angezeigt habe. Die Ermitlungen des Kriminalkommissars Draeger und seiner Be- amten ergaben, daß dies nicht der Hauptgrund gewesen war. Bei dem Auflauf um die Kämpfenden hatten sich ein Zigeuner Theodor Blum und seine Frau Anna ebenfalls mit Knüppeln bewaffnet und auf die Hoffs eingeschlagen. Frau Blum, schon länger mit Frau Hoff in Feindschaft, hatte ihr gesagt:„Du alte Hebamme darfst dich auf unserem Platz nicht mehr sehen lassen." Nun muß man wissen, daß dies Wort, das sonst eine hilfreiche Frau benennt, bei den Zigeunern die schlimmste Beschimpfung bedeutet. Als Frau Hoff doch wieder auf dem Lagerplatz erschien, beteiligte sich tlie Blum an dem Angriff auf den Mann und den Schwager ihrer Feindin. Als die Hoffs vor der lhebermacht die Flucht ergriffen, wurde Paul Hoff eingeholt und schwer mißhandelt. Später fanden ihn Polizeibeamte blutüberströmt auf dem Bürgersteig liegen und brachten auch ihn zum Krankenhaus. Als dann Bruschinski seinen Verletzungen erlegen war und Paul Hoff zur Rechenschaft ge- zogen werden sollte, stellte sich heraus, daß feine Sippe ihn heim- lich aus dem Krankenhaus herausgeholt und in einem Wohnwagen in der Gotlandstraße versteckt hotte. Auch Theodor Blum hatte mit seiner Ehehälfte Unterschlupf in eiaew Wohnwagen in der F e l d m a n n st r a ß e gefunden. All« drei wurden aber aufgespürt und festgenommen. Verschwunden ist der andere Bruder Josxph Hofs. Man vermutet, daß er mit Hilf« von Stammesgenossen aus Berlin geflüchtet ist. Lokaltermin am Arnswalder Platz. Zur Klarstellung noch einiger Einzelheiten wurde von den Kommissaren Johannes Müller und L i p i k gestern am frühen Vormittag noch vor Einsetzen des Verkehrs auf dem Arnswalder Platz ein kurzer Lokaltermin abgehallen. Oppenkowski zeigte den Beamten das Gebüsch, in dem er die Tat begangen hatte, und klärte so seine letzten Angaben auf.. Da der Vorgang nur w e n i g e M i n u t e n in Anspruch nahm, so kamen die Schau- lustigen, die sich trotz des Regens eingefunden hatten, nicht auf ihre Kosten. Der Verhaftete wurde hieraus nach dem Polizeipräsidium zurückgebracht.
berliner Sahnhöfe. Man schreibt uns: Wir wissen, daß wir mit zahlreichen unserer Berliner Fernbahn- Höfe keinen Staat machen können. Selbst der Bahnhof„Zoo" gibt sich alles andere als großstädtisch. Den Bahnhof Charlottenburg, der noch aus einer Zeit stammt, da Charlottenburg eine entlegene Vorstadt Berlins war, scheint eine Art Naturschutzbewegung davor zu bewahren, daß wesentliche Beränderungen an ihm vorgenommen werden. Noch schlimmer ist es fast mit den Bahnhöfen, die aus- schließlich dem Stadtbahnverkehr dienen. Beinahe alle Bahn- Höfe aber sehen so schmutzig und unfreundlich aus, daß man ihnen eine Generalreinigung von Herzen wünschen möchte. Die Anlage der Fahrkartenschalter und Bahnzugänge scheint bei vielen auf das Modell eines verzwickten Irrgartens zurückzugehen. Eine Anlage dagegen ist fast überall leicht zu finden. Man braucht sich nur von seinem Geruchssinn führen zu lassen. Es ist dann unmöglich, fehl- zugehen. Freilich wird man am Ziel oft darauf verzichten, sich für einige Zeit an den bewußten stillen Ort zurückzuziehen, da es sich erweist, daß er überhaupt nur auf Stelzen betretbar ist, abgesehen von den sehr energischen Einwendungen, die unser gesamter Organismus bei dem kürzesten Aufenthalt in dieser wenig wohl- riechenden Luft erheben würde. Kann aber der Reisende ihr be- schleunigten Schrittes entfliehen, so gibt es andere Menschen, die wesentlich längere Zeit— volle acht Stunden täglich— in ihr sich aufhallen müssen. Nicht jene„letzten Männer" und Frauen, an die der Leser jetzt denkt. Gäbe es die hier, so wäre die Luft an diesen Orten gewiß etwas reiner. Wohl aber wird den Schalterbeamten am Bahnhof Iannowitzbrücke der Aufenthalt in jener Kloakenatmosphäre, man muß sie nun schon einmal beim rechten Namen nennen. Tag für Tag während ihrer Arbeitszeit zugemutet. Di« Schalterfenster liegen den Aborttüren, aus denen die entsprechen- den Düfte in konzentriertester Form dringen, unmittelbar gegenüber. Mit angehaltenem Atem kauft das Publikum seine Fahrkarten und enteilt dieser schauervollen Region. Die Schalterbeamten aber müssen vom Morgen bis zum Abend in ihr verweilen. Es wäre gut, wenn einige Herren der zuständigen Stellen für kurz« Zeit den Schalter- dienst an diesem Bahnhof übernehmen würden. Gewiß wäre dann dieser zum Himmel— riechende Mißstand bald abgeschafft
Zum Zuweleneinbruch in der Schönhauser Allee , der im März vorigen Jahres verübt wurde, und bei dem die Verbrecher Feuer- werkskörper zur Explosion brachten, erfahren wir, daß die Gebrüder Josse und der Kaufmann Otto B e r n d t, die im November 1926 festgenommen und am 24.' Mai dieses Jahres zu 2s4, IM und 2 Iahren Gefängnis verurteilt wurden, die seinerzeit eingelegte Be- rufun� jetzt zurückgezogen und das Urteil angenommen haben. Die drei Verhafteten hatten in der Verhandlung hartnäckig jede Teilnahme abgeleugnet und wiederholt versucht, den In- dizienbeweis, den die Kriminalpolizei zusammengetragen hatte, z u entkräften. Wenn die Berurteilten nunmehr die Berufung zurückgezogen haben, so ist darin wohl ein indirektes Zugeständnis der Tat zu erblicken. Rose-Theater. Der Semorsch'ager der Operette von gestern, Lehars „Lustige Witwe ", ging auf der Gartenbühne des Rose- Theaters vor dicht besetztem Hause in Szene..Solche-ck acta gestellte Theatererfolge von einst, die dann die Rundreise durch mitt- lere, kleine und kleinste Bühnen antreten müssen, haben was von einer Ramschware, die„tief unter dem Preis" verschleudert wird. Auf Konto des leichteren Erfolges wird solche Operette zur Posse mit Gesang degradiert, die Arien werden„haste was kannst«" schlecht und recht und möglichst rasch erledigt, das Hauptgewicht liegt auf den witzigen Dialogstellen, die mit liebevoller Sorgfalt zu mehr oder minder einschlagenden Kalauern ausgebaut werden. Parole: Kreischen sollste! Aber solch schöner Sommerabend, bei Musik und Ulk im duftenden Garten verbracht, hat frohe Stimmung schon in sich, man freut sich wieder einmal seines Lebens und ist mit allem, was in den fröhlichen Rahmen paßt, vollkommen einverstanden. Gespielt wurde recht gut. Erna Boew« war ein« flotte, lustig« Witwe, anfänglich nicht so recht bei Laune, später, ging e» besser: ihr« gesangliche Leistung in allen Ehren.'Der Danilo des Willi Rose der rich- tige Herzensbrecher, scharmant, elegant. Auch alle übrigen Darsteller taten ihr Bestes, die Vertreter der komischen Figuren schlugen aller- dings ein wenig arg über die Stränge. Aber wie gesagt: Sommer ist's, und man soll nicht gar zu kunstbeflissen urteilen. Volksfest am Sonntag, dem 17. Juli 1927 auf der Stadtpark- wiese in Schönberg, nahe Rudolf-Wilde-Platz. Beginn 314 Uhr. Unkostenbeitrag 30 Pfennig. Aus dem Programm: Bolkstanz und Spiel, Bewegungschor der Naturfreunde(Laban), Festspiel und ge- meinsamer Fackelzug. Beranstaltet wird das Fest von den Gruppen der Kinderfreunde, Sozialistischen Arbeiterjugend und de« Tou- ristenvereins„Die Naturfreunde' im 11. Kreis. Alle Parteigenossen sind herzlichst eingeladen._
Zeugenvernehmungen im �ubele-prozeß. Viele Verunglückte noch ohne Schadenersatz. ' Im Münchener Berufungsprozeß des Oberlokomotivführers A u b e l e wurde am Donnerstag zunächst als Zeuge der Lokomotivführer Karl S ch r o« d e l vernommen, der seinerzeit mit dem Angeklagten alsHeizeraufderUngkückslokomotive fuhr. Schroedel ist der wichtig st« Entlastungszeuge Aubeles. Er erklärte, zwischen Trudering und Ostbahnhof die Signal« beobachtet zu haben, und bleibt auf seiner in der ersten Instanz geäußerten Behauptung bestehen, daß sowohl das Vor- wie das Hauptsignal in Berg am Laim auf Freifahrt ge- standen hätten. Ein Antrag des Berteidigers Frank, diesen Zeugen zu vereidigen, da der Verdacht der Täterschaft nicht in Frage komme. wurde vorläufig zurückgestellt. Es folgte dann die gleiche Gruppe von Zeugen, die bereits in der ersten Verhandlung ihre Beobach- tungen über die Versuche des Stationsvorstehers von Berg am Laim , das Unglück im letzten Augenblick aufzuhalten, mitgeteilt hatten, und sie im großen und ganzen unverändert wiederholten. Reichsbahnral T a s ch i n g e r schildert Aubele als einen der tüchtig st en Beamten der Dienststelle Rosenheim , dessen Führungsliste seit 25 Iahren keine Strafe aufweise. Dagegen heilt er die
/Einen lustigen Einblick in di« Entstehungsgeschichte der Witze gab C. K. Roellinghofs. Man war ihm besonders dankbar dafür, daß er nicht ausschließlich Theoretssches behandelte, sondern auch wirklich eine Anzahl guter Witze mitteilte. Die Serie „Neuzeitliche Hausmusik" wurde mit Kompositionen für Klavier, Ge- sang und Cello am Nachmittag fortgesetzt. Die Sopranistin Edith Bach, die Pianistin Marga Henatsch und der Cellist Hermann Hopf brachten sie in kultivierter Form zu Gehör.— Ludwig Fulda war anläßlich seines 65. Geburtstages die Abendveranstaltung ge- widmet, die ein gut zusammengestelltes Programm bot.— lieber „Kälteerzeugung im Haushalt und Kleingewerbe", die heute nur noch zum Teil von dem ins Haus gelieferten Kunsteis ausgeht, sprach aufschlußreich Professor Dr. Jng. Koeniger.— Ober- postinspektor Albrecht Morath, M. d. R., behandelte die Frag'e „Braucht Deutschland eine Postsparkasse?" Der Vor- tragende wies darauf hin. daß diese Einrichtung in fast allen«uro- päischen Ländern besteht, und daß es möglich sei, ihr auch in Deutschland Eingang zu verschaffen.— Di« Vortragsreihe„Welt- anschauungen großer Denker" setzte Dr. M a x A p e l fort mit einem Ueberblick über das philosophische Weltbild, das Leibniz aufbaute.
Angab« de» Heizer» Schroedel nicht für glaubwürdig, da dleser gat keine Veranlassung gehabt habe, die Signale überhaupt zu beobachten. Aubele wurde auch von einem weiteren Zeugen als äußerst zuver- lässiger, pflichtbewußter und wahrheitsliebender Beamter mit her- vorragenden Führereigenschaften geschildert. Der Zeuge Lokomottv- führer Niederhuber, Lorsitzender der Organisation Bayern des Deutschen Lokomotivführerverbondes, erklärte die Dienstzeit von 234 Stunden im Monat als viel zu hoch, weil darin die Verspätungen und besonderen Dienstgänge nicht vorgesehen seien. Zeuge Lokomotivführer G a ß n e r schilderte Aubele als tadellosem Beamten und Kollegen. Diesem Zeugen ist es selbst schon einmal vorgekommen, daß ein Freisahrtssignal ganz kurz vor der Einfahrt auf Halt gestellt wurde. Es folgten dann als Zeugen mehrere Ver- mundete, die erschütternd ihre Erlebnisse bei dem schweren Unglück erzählten. Di« Schadenersatzansprüche der meisten von ihnen sind auch heute noch nicht erledigt. Das Slut von 175 Kinüern. Entsetzlicher Aberglaube an der unteren Donau . Aus B e l g r a d bringt der W i e n e r„Gerichtliche Pressedienst" folgendes unglaubliche Stimmungsbild: Zwischen Belgrad und Pan- cora wird bekanntlich in den nächsten Iahren die größte Brücke Europas erbaut werden. Die Ausführung erfolgt auf Repara- tionskonto zu Lasten Deutschlands , da die alte Donaubrücke an dieser Stelle während des Weltkrieges zum größten Teil zerstört wurde. Mit den Vorarbeiten wurde bereits begonnen. In der Um- gebung von Pancora ist nun ein« wilde Panik ausgebrochen. Das Gerücht läuft dort von Mund zu Mund, zum Bau der Brücke benötigte man das Blut von 175 Kindern, das in das Material für die Brückenpfeiler oermischt werden solle, um den Bau widerstandsfähig zu machen. Man vermeidet es ängstlich, kleine Kinder nach der Dämmerung noch aus die Gassen zu lassen, und wenn sich ein Kind doch zufällig verspätet, brechen die Mütter>» Weinkrämpfe aus, durchirren die Straßen und fluchen, man habe ihr Kind geschlachtet, um sein Blut für die Brücke zu gewinnen. Da in letzter Zeit drei Lehrjungen verschwunden sind, schwört man darauf, daß sie zu dem genannten Zwecke getötet wurden. Aber nicht nur in Pancova , sondern auch in der Haupt- stadt Belgrad hat der tolle Aberglaube Einzug gehalten und be- unruhigt die Frauen. Die Regierung sah sich veranlaßt, zur Be- ruhigurg der Gemüter Aufklärungsoersammlungen zu veranstalten und Gendarmerieverstärkungen in die aufgeregten Gebiete zu ent- senden._ Bierboykott in Frankfurt a. M. Frankfurt a. M.. 14. Juli.(SPD .) Die Frankfurter Gast- w i r t« haben am 1. Juli d. I. den Bierpreis um 2 Pf. pro Glas erhöht. Sie begründen diese Derteuerung mit der Miet- und Pachterhöhung und mit der G e m e i n d e- B i e rst e u« r, die die Brauereien aus die Gastwirte abgewälzt haben. Der Aeltestenaus- schuh der Stadtverordnetenversammlung hat sich mit der Angelegen- heit beschäftigt und die Bierpreiserhöhung als ungerechtfertigt zurückgewiesen. Auch das Gewerkschaftskartell hat sich gegen die Derteuerung des Bieres ausgesprochen. Trotzdem haben die Gastwirt« in einer eigen« dazu einberufenen Versammlung be- schlössen, die Bierpreiserhöhung durchzuführen. Daraufhin hat das Gewerkschaftskartell den Bierboykott beschlossen. Ein Teil der Frankfurter Gastwirt« hat sich dem Diktat d» freien Gast- wirtsinnung nicht gefügt und verkauft das Bier nach wie vor zu altem Preise. Gewitter und Wolkenbrüche überall! Plauen . 14. Juli. (WTB.) Im ganzen Vogtlande gingen heute früh schwere Regengüsse nieder, di« Bäche und Flüsse zum Anschwellen brachten. Oberhalb von G u n z e n bei Markneukirchen verdichteten sich die Regengüsse zu einem Wolkenbruch. Da« Wasser überflutete den Ort in eineinhalb Meter hoher Welle. Menschenleben sind nicht zu beklagen. In A'ltensalz wurden. verschiedene Gebäude unter Wasser gesetzt. Die Trieb glich einem See, so daß auch für die Orte an der Elster Hochwasser- gefahr besteht. In Greiz steigt die Elster ständig. Ebenso gingen im Oberlauf der G ö l tz s ch große Wassermengen nieder, die die Göltzsch in einen reißenden Strom verwandelten. Verschiedentlich trat sie aus den Ufern. Görlitz , 14. Juli. (WTB.) In den letzten 24 Stunden sind über Görlitz und Umgebung drei kurze, aber schwere Ge- witter mit wolkenbruchartigem Regen niedergegangen, di« auf den Feldern erheblichen Schaden anrichteten. In Görlitz wurden einzelne Gebäude von kalten Schlägen getroffen, ohne daß nennenswerter Schaden angerichtet wurde. Bei dem Gewitter am gestrigen Nachmittag wurde«in Milchkutscher vom Blitz erschlagen. Guttentag, 14. Juli. (MTB.) Am Mittwoch nachmittag ging ein schweres Unwetter in P l u d e r, Kreis Guttentag (Oberschlesien ) nieder. Vom Walde au» kam eine mächtige Sturzwelle. die in wenigen Augenblicken die linke Bahnseite de» Dorf«» bis über die Schienen überflutete. Die Bahn st reck« von Vossowska nach Lublinitz ist an mehreren Stellen unterspült und der verkehr für einige Zeit unterbrochen. Verluste cm Menschenleben sind bis zur Stunde nicht bekannt. Viel Dieh ist ertrunken. Zum Erdbeben in Palästina. London , 14. Juli. (TU.) Der heutige„Times'-Dericht aus Jerusalem läßt erkennen, daß die bisherigen Meldungen über di« Zahl der bei dem Erdbeben in Palästina ums L«ben Gekom- menen er heblich übertrieben war. Nach dem letzten Be- richt beläuft sich die Zahl der Toten auf etwa 100 und die der Verwundeten auf etwa 1000. Viele Tausende sind obdachlos geworden. Nach einer Meldung des deutschen Generalkonsuls in Jerusalem sind bei dem schweren Erdbeben in der deutschen Kolonie keine Personen zu Schaden gekommen. Die Sach- beschädigungen sind verhältnismäßig gering. Die deutschen Kalo- nien im Lande sind, soweit bisher festzustellen war, wenig von dem Erdbeben betroffen worden. Die deutschen Anstalten in Jerusalem sind mit Ausnahme der O e l b e r g st i f t u n g, die leider über- aus schwer beschädigt worden ist, nur wenig in Mitleiden- schaff gezogen worden. Hitzewelle in New Park. Der östliche Teil der Vereinigten Staaten wird gegenwärtig von einer Hitzewelle heimgesucht, der bis am Donnerstag mittag 14 Personen zum Opfer gefallen sind. In einem Ver- gnügungslokal wurde ein Kellner infolge der Hitze t o b s u ch- t i g und drang mit dem Messer auf die Menschen ein. Die Polizei streckte ihn schließlich durch einen Schuß nieder. In den Straßen. New Jorks wurden den Kindern von den Sprengwagen Duschen verabreicht. Der höchste Stand des Thermometers war 8 6 Grad Fohrenheit._
Reichsauistellung für Kolonialwaren und Feinkost. Die, wie bereits mitgeteilt, in der Zeit vom 1 3. b i s 2 1. A u g u st d. I. in engster Verbindung mit dem Berliner Messeamt in den Messe- hallen am Kaiserdamm in Berlin stattfindende Reichsausstellung für Kolonialwaren- und Feinkost wird sich zu einer internationalen Tagung des europäischen wie überseeischen Kolonialwaren, und Feinkosteinzelhandels ausweiten. Führend« Branchenverbände des Auslandes haben die Entsendung von Vertretern zur Teilnahme an der mit der Rcichsausstellung verbundenen Reichstagung der deutschen Kolonialwaren- und Feinkostkausleute bereits fest zuge- sagt. Eine ganze Reihe außerdeutscher Staaten wird ferner in eigenen Ständen einschlägige Erzeugnisse des betreffenden Lande» gusstellen.