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Freitag

15. Juli 1927

Kulturarbeit

Beilage des Vorwärts

Sozialistische Lebensführung Das Schloß der Kinderfreunde.

E. Schulz.

Stellen wir zuerst fest: Verzicht auf jede eigene äußere Prägung ist Schwäche. Dieses Nichtauffallenwollen um jeden Preis, dieses Streben, das eigene Ich verschwimmen zu lassen in dem strutturlosen ,, man", ist Feigheit, ge­boren aus eigenem Minderwertigkeitsgefühl, wenn es nicht Dummheit ist. Man" kleidet sich so ,,, man" handelt so, ,, man" sagt bei dieser Gelegenheit das und bei jener jenes. Ja, wer ist denn eigentlich dieser ,, man", der so willkürlich die Formen des Lebens diktieren will? Ich bin es nicht, du bist es auch nicht, und jeder Er, Sie oder Es wird es eben­falls energisch ablehnen, sich mit diesem geschlechtslosen, aber stets als Plural gebärdenden Wesen zu identifizieren. Doch da es ein Plural sein will, müßte es schließlich eine Summe von Einzelwesen darstellen. Und hier ist seine Schwäche, bei der wir dieses anmaßende ,, man" angreifen sollen. Es reprä­sentiert nämlich keine Summe von menschlichen Wesen, es repräsentiert nur eine Summe von menschlicher Dummheit und Gedankenlosigkeit.

Das ist vorauszuschicken, wenn von

sozialistischer Lebensführung"

die Rede sein soll. Der Unsinn dieses scheinbar unerschütter­lichen Grundsages, daß ,, man" so und so und so, nach ewigen, ehernen Gesezen, sein Leben als Kulturmensch zu führen habe, muß aufgedeckt sein.

Uebrigens gibt es ein ewiges Gesetz der Lebensführung. Aber das ist nicht ehern. Unbiegsame, starre eherne Gesetze müffen im Strom der Entwicklung zerschellen. Vom ewigen Gesez aber bleibt die Grundidee; seine äußere Form wechselt mit den Erfahrungen und Erkenntnissen der Zeiten. Das ewige Gesetz der Menschen heißt: Mensch sein. Cherne Gefeße haben im Lauf der Jahrhunderte ihr mög­lichstes getan, feinen Sinn zu entstellen. Der Sozialismus kämpft den Kampf gegen die falschen für das echte Gesetz. Für jeden Kampf ist wichtig die Anzahl der Kämpfer und die Idee, die fie beseelt und neue Rampfgenossen wirbt. Für jeden Kampf ist aber auch wichtig die Form, in der er geführt wird. Ist aber der Sozialismus das Banner, um das fich die Maffen scharen und von dem sie sich zu Kampfes mut und Ausdauer begeistern lassen, so ist die sozialistische Lebensführung eine der wesentlichsten Kampfformen, die ihnen zur Verfügung steht.

Sozialist sein heißt in erster Linie das sein, wofür man fämpft: Mensch, wo immer man es heute schon sein kann und darf. Die Grenzen sind eng, doch selten so eng, wie die meisten glauben. Du, Sozialist, sollst du sein, und wir, Sozialisten, wollen uns zusammenschließen und im Sinne unserer Idee, also sinnvoll, leben und handeln. Das ist das

Gesetz unserer Lebensführung: sinnvoll zu sein. Nicht, was ,, man" uns diftiert, wollen wir tun, sondern was wir uns selber diftieren.

Dieses eigene Gefeß ist schwerer und leichter zu erfüllen Dieses eigene Gesetz ist schwerer und leichter zu erfüllen als das der bürgerlichen Konvention. Schwerer: denn es perlangt immer, auch bei der scheinbar nebensächlichsten Lebensäußerung, den ganzen Menschen; leichter: eben weil es den ganzen Menschen fordert, weil es ihn nicht wie einen geistig Unmündigen mit einem diktatorischen Du mußt" einen geistig Unmündigen mit einem diftatorischen Du mußt"

zurechtweist.

Es gibt Menschen, die die Form für nebensächlich halten, und die es kleinlich und engherzig nennen, wenn andere auf sie Wert legen. Sie sollen sich die Frage beantworten: wie lang ist ein menschliches Leben und wieviel feiner Zeit wird von Lebensform, wieviel von Lebensinhalt beansprucht? Vielleicht lernen sie dann anders über die Bedeutung der Form urteilen. Wer nicht die Form so zu gestalten weiß, daß ihre Grenzen in den Inhalt überfließen, hat die längste Zeit feines Lebens ihres eigentlichsten Sinnes entblößt, hat sich felber, aber auch seine Mitwelt und Nachwelt, wertvollster

Lebenskräfte beraubt.

Man weiß, daß die Bewegung der Arbeiter- Kinderfreunde von Deutschösterreich ausgegangen ist. Der Grazer Anton Afritsch hat zuerst, schon lange ist es her, den Gedanken gefaßt, daß die Ar­beiter ebenso gemeinsam für die Erziehung, Kräftigung und Ent­wicklung ihrer Kinder sorgen müssen, wie sie gemeinsam für ihre politischen und wirtschaftlichen Forderungen eintreten. Hierdurch würden die Arbeiterkinder auch der Sache ihrer Klasse gewonnen, statt ihr vielleicht durch nicht oder sogar antisozialistische Kinderfür forgebestrebungen entfremdet zu werden.

Wenn auch dieser Gedanke, von Mag Winter alsbald auf­gegriffen und seither mit Begeisterung propagiert, von ihm und feinen Helfern immer weiter vertieft und ausgebaut, schon vor dem Krieg größere Verbreitung angenommen und zum Entstehen zahl­reicher Kinderfreundegruppen geführt hat, so ist doch das furchtbare Kinderelend der Kriegs- und Nachkriegszeit zum stärksten Agitator geworden. In dem Lande, woher die Bewegung kam, wütete be­sonders schweres Elend, und dort ist heute die Kinderfreunde­bewegung am verbreitetsten. In der Republik Deutschösterreich mit ihren knapp Millionen Einwohnern stehen heute rund 100 000 Genossen in der Kinderfreundebewegung.

Es war 1919, als die Wiener Kinderfreunde, deren Organi­sations- und Fürsorgebetrieb die Hülle zu eng geworden war, sich im leergewordenen Schloß Schönbrunn Räume suchten. Dort ist auch heute noch ihre Zentrale. Der berühmte Sommerpalast der Habsburger , auf Maria Theresiens Geheiß nach dem Vorbild von Versailles erbaut, liegt im Südwesten Wiens , in freier Weite. Straßenbahn und die elektrische Stadtbahn, nach jahrelangem Still­stand wieder geweckt von der roten Stadtverwaltung, führen dahin. Auf riesigem Plan zwei Obelisken, dann das Torgebäude mit den anschließenden Flügelhäusern der steifen Stödt". Dahinter der ungeheure Schloßhof mit seinen Anlagen, Becken und plastischen Gruppen, den ausstrahlenden Alleen; alles beherrscht durch den Prachtbau des Schlosses selbst. Hier, links im vierten Stod, auf bequemer breiter Treppe zu erfteigen, bewohnt der Reichsverein die ganze Etage. Hier arbeiten die Männer und Frauen, deren Namen auch den reichsdeutschen Kinderfreunden bekannt sind: neben dem Obmann Mar Winter der Zentralsekretär Ja Ifogy, der Res datteur Teffaret, als Theoretiker Dr. Raniz, als Kursus. lehrerin Genoffin Kaniz u. v. a. m.

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ist ein dreijähriger Hochschulfurfus für Kinderpfleger und Jugenderzieher abgehalten worden, wobei die Schüler gleich da wohnten, und werden auch jetzt noch alljährlich fürzere Kurse ver­anstaltet. Von hier aus wird die gesamte Organisation geleitet und mit dem Geist von Schönbrunn " erfüllt, werden die Lehrkurse für die vielen Wochenend- oder wochenlangen Kurse in der Provinz vermittelt. Die Teilnehmer werden von seiten der Ortsgruppen vor­geschlagen und von den selbständigen Landesvereinen ausgewählt. Die Bewegung hat in der ganzen Republik schon 276 haupt amtlich Angestellte und mehrere Hundert frei. willige Mitarbeiter mit leitenden Funktionen. Im Schloß Schönbrunn ist auch die Kinderfreunde- Verlagsbuchhandlung ,, Der Jungbrunnen". Ferner wohnen dort zu billigem Preis in hübschen Einzelzimmern mit herrlicher Barfaussicht eine Anzahl Studentinnen, tie Sozialpädagogik und verwandte Fächer an den Wiener Hoch­schulen treiben, und im fünften Stock ist eine Herberge für Ar­beiterstudenten von außerhalb. Auch Unterkunft für Kinder. denen von den Kinderfreunden der Provinz das neue und das alte Wien gezeigt wird, ist vorhanden, sowie eine Lese- und eine Spiel­halle für Kinder aus dem nahen Proletarierbezirk Meidling . Ber pflegung wird jedoch nicht gewährt der Verwalter Genosse Huf­nagel und seine Frau haben auch so schon genug zu tun.

Freund Jalkozy erzählt vom inneren Leben der Bewegung, so auch von den Roten Falten"" Die Pfadfinderei übte starke Anziehungskraft auch auf Arbeiterkinder aus. Da erschien eines Tages im ,, Kinderfreund" eine Anfrage, ob sich nicht Gleichgesinnte und Gleichaltrige zu einer derartigen, aber sozialistischen Gruppe zu­sammensinden möchten; heute sind 7000 Rote Falfen da, im Alter von 12 bis 16 Jahren. Kein Falke darf unter 12 und nur der Führer über 16 Jahre alt sein.

Die aus Schönbrunn hervorgegangenen Erzieher bilden, auch räumlich getrennt, eine Arbeitsgemeinschaft, die den neuen Schönbrunner Geift" pflegt; nicht wenige von ihnen hat die rote Gemeinde Wien als Leiter städtischer Kindergärten angestellt, auch andere sozialistische Stadtverwaltungen sind diesem Beispiel gefolgt. Herrschten einst in Schönbrunn spanisches Zeremoniell, die herzlose Kälte Franz Josephs und das Intrigenspiel des Hofes- zum Schaden der Völker, so geht heute von dort der belebende und be­glückende Strom der Kinderfreundschaft des sozialistischen Prole­Richard Bernstein .

Es ist ja nicht nur eine Verbandszentrale wie andere auch. Hier tariats aus.

jeder müßte fie schließlich neu erfinden. Aber Formen| seitigt wird. Dann hatte er die Anwesenden zur Stellungnahme ohne Inhalt, mit denen wir uns heute noch so viel herum­schlagen und die uns Lebenskraft und Lebenszeit rauben, sollen wir stürzen und neue, sinnvolle an ihre Stelle sezen. à Sozialismus ist unsere Religion.

Wenn wir auch nicht die Gefahr zu fürchten haben, daß sie einst, am Ziel, von einer fremden Form gefangen wird kennen, daß fremde Formen den Weg des Sozialismus und in ihr sterben muß, so sollten wir doch jene andere er­immer hemmen und beschweren. Berbinden wir daher unsere Idee mit den Formen, die mit ihr organisch wachsen und sich entwickeln, damit eins aus dem anderen und im anderen wirft und lebt".

Vielleicht antworten hier einige: ,, Aber das tun wir ja!" auch gleichzeitig eine Gemeinschaftsorganisation geschlossen, Gewiß, die Sozialdemokratie hat in ihrer Kampforganisation Gemeinschaftskultur erfolgreich lehrt. Und wenn die sozialistische Lebensführung im Sinne einer wahren wir Sozialisten zusammen sind, so bemühen wir uns min­nicht nur in der Idee, sondern auch in den Lebensformen deſtens teils mit größerem, teils mit geringerem Erfolg sozialistische, das heißt bewußte Menschen zu sein. find. Ein bewußter, sozialistischer Mensch muß jeder von Aber nicht ,, mir" nur sollen es sein, wenn wir zusammen sind. Ein bewußter, sozialistischer Mensch muß jeder von uns zu allen Zeiten sein. Wer nicht sagen kann: Ich lebe als solcher," für den ist dieser Aufsatz geschrieben.

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Praktische Angaben lassen sich zu diesen Ausführungen faum machen. Sie müßten sich von primitivsten Lebens­formen zu Höhepunkten der Lebensäußerung erstrecken. Ein Weg aber zu solcher Lebensführung kann gezeigt werden: Jeder muß den wahren Sinn des Sozialismus be­begreifen greifen und ihn immer begreifen. Das heißt: jeder muß an die Möglichkeit glauben, eine bessere, glücklichere Welt zu schaffen und für diese Möglichkeit leben und fämpfen. Jeder muß aber auch erkennen, daß die

Gedankenloses Leben ist verlorenes Leben. Jedes Opfer, das wir gedankenlos einer überlebten und sinnlos gewor­Zeit und Geld, es geschieht vor allem auf Roſten einer be­wußten, das Richtige, Sinnvolle wollenden Lebensführung. Wir nehmen uns damit die Möglichkeiten, uns und unsere Idee zu dokumentieren, und wir geben darüber hinaus das schlechte Beispiel der gesellschaftlichen Gedankenlosigkeit. Könnten weite Bürgerkreise aus dieser im traditionellen Kult erstarrten Gedankenlosigkeit aufgerüttelt werden, so würden aus ihnen zwar durchaus nicht sofort Sozialisten entstehen.

Aber es wären doch

fritische Kräfte

geweckt, die die gegenwärtigen Lebensformen- und damit die gegenwärtigen Gesellschaftsformen nicht mehr ohne jede lieberlegung hinnehmen. Denn darüber müssen wir uns flar

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sein: die bürgerliche Tradition als festes Gebäude ist der Aus­druck einer unsozialen Gesellschaftsordnung. Nur um sie zu sichern wird diese gesellschaftliche Tradition bedingungslos als Ganzes erhalten. Soziale Grenzen lassen sich ja heute, wenigstens in Deutschland , noch nirgends mit größerer Leichtigkeit ziehen und sie werden auch nirgends mit größerer Leichtigkeit anerkannt als in Formeln. Der franzöfifche Arbeiter in der Bluse, der sich selbstverständlich in jedes Café sezen kann, der Amerikaner, der, ob Kohlen­schipper oder millionenschwerer Fabrikant, nach der Arbeit nichts anderes ist als eben Gentleman" fie finden in Deutschland kein Gegenstück. Der durch die äußere Form dokumentierte Rastengeist zieht hier noch immer strenge Trennungsstriche. Natürlich ist das Formale in beiden zitierten Fällen recht bedeutungslos. Aber das, wofür es eigentlich eintritt, ist ein sozial sehr wesentlicher

Inhalt.

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Darum soll der Sozialismus den Kampf auch gegen die traditionellen Formen des Bürgertums aufnehmen. Nicht um hier eine Anarchie zu begründen. Formen, die ihren Wert haben, bleiben auch bestehen. Würde man sie abschaffen

größtmögliche Vollkommenheit des einzelnen wertvollste Hilfe für die Erreichung und den Bestand einer besseren Zeit ist. Deshalb aber muß jeder in allem, was er tut und denkt, auch an seiner Bervollkommnung schaffen. Nur so kann er wirklich die besten Kräfte lebendig machen, um mit ihnen seiner und unserer Idee, dem Sozialismus, zu dienen.

Das Märchen vom Großreinemachen.

Bom frühen Morgen bis zum Abend muß man arbeiten, sich abplagen, immer auf den Beinen sein und doch kann man niemals fertig werden", hatte die Hausfrau geflucht und wütend Befen, Handfeger, Müllschippe und Staubtuch in die Nische gestellt, um ihrem Herrn Gemahl das Essen aufzutragen. Und nach dem Essen war sie wieder an die Arbeit gegangen, hatte das Geschirr ab. gewaschen, um dann endlich mal einige Minuten stillsigen zu können, wie sie zu ihrem Mann fagte. Sie wollte lesen, aber dabei fielen ihr die Augen zu. Deshalb ging fie nach einem ganz flüchtigen Blick in die Zeitung ins Bett.

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In der Nische aber wurden die Reinigungswerkzeuge unruhig. Der lange Besen hatte sich aufrecht hingestellt und einen großen Vortrag gehalten. In beredten Worten hatte er geschildert, wie un zierungen an den Möbeln, den Nippfigürchen und Glasschälchen, praktisch die Wohnung eingerichtet sei, wobei er von den vielen Ver. schirr, das in der Küche am Küchenrahmen hing und sonstwo noch die auf dem Wäschespind und Spiegelspind standen, und dem Ge­herumftand, sprach. Zum Schluß jagte er dann, wenn wir der Hausfrau auch noch so behilflich find bei ihrer Arbeit, diefelbe wird niemals zu schaffen sein, wenn nicht all dieser unnige Kram be­

Der

aufgefordert. Nun hatte sich der Trainer des Schlangenmenschen, das Staubtuch, hingestellt und davon gesprochen, daß es unmöglich ist in die Ecken der Verschnörkelungen der Möbel und Nippfigürchen hineinzukommen und seine Aufgabe voll und ganz zu erfüllen, nämlich die bösen Krankheitsfeime auszutreiben. Die Versammelten hatten Zustimmung gemurmelt und der Handfeger bat um das Wort zur Geschäftsordnung und beantragte Schluß der Debatte. Antrag wurde angenommen und der Besen nahm das Schlußwort tun bereit, als der Besen auf die Menschen hinwies, die nur immer und forderte zur Tat auf. Alle erklärten sich zum sofortigen Mit­Taten sehen wollen, aber niemals zur Tat bereit sind. Selbst die Säge, die schon lange arbeitslos war und täglich zum Nachweis ging, um Arbeit zugewiesen zu bekommen, erklärte sich zum Mit­tun bereit, wenn auch ihre Zähne von dem langen Hungern nicht mehr so scharf seien wie früher.

Hauses mit der Betroleumlampe aus der Wohnstube fam, um den Borhang zurück und wollte eben heraustreten, als der Herr des und machte ein Gepolter, daß den anderen anft und bange wurde. schlafen zu gehen. Vom Licht geblendet fiel der Besen lang hin Aber der Mann nahm nur den Besen und stellte ihn wieder in die los, ob alles ruhig wäre, und als sie sich vor der Gefahr sicher

Nun sollte es losgehen, alle waren bereit. Der Besen schlug

Ecke, während alle erleichtert aufatmeten. Dann horchten sie atem= glaubten, schlich einer nach dem andern hervor. Erst der Besen, dann der Handfeger und die Müllschippe, wie zwei Verliebte immer beieinander, dann die Säge und hinterher trudelte der Aufwisch­eimer. Als der Zug so formiert nach der sogenannten guten Stube 30g, mußte er an dem Zimmer, in dem der Kinder Spielzeug war, vorbei, das verwundert zusammenlief und an den Schildern, die der Zug mit sich führte, den Zweck der Demonstration erfannte. Kurz entschlossen lief Hänschens Schubkarre dem Zuge nach und schloß sich an.

Jezt war man am Ziele angelangt und sofort begann der Besen

aufzuräumen. Das Staubtuch hatte sich ausgebreitet auf den Hand­feger gelegt, während der Besen all die Nippfigürchen, die nicht

von selbst gewillt waren den Platz zu räumen, auf das Tuch warf. Nur so war es möglich, daß die ganze Arbeit geräuschlos vor sich ging. Viele der Figuren sprangen von selbst freudig davon, froh, ihre Freiheit wieder erlangt zu haben. Das kleine Hündchen aus buntem Glas hätte vor Freude beinahe laut gebellt und der por= zellanene Amor, der lieber im stillen und geheimen wirfte, sandte

freudig einen Liebespfeil zum Handfeger und zur Müllschippe hin­unter, die sich während der Arbeit herzten und füßten. Unaufhör­lich lud die Müllschippe den Schutt in den Eimer und in die Schub­tarre, die immerzu geschäftig hin- und herliefen. Als der Besen das Gerümpel beseitigt hatte, begann die Säge ihre Arbeit und schnitt alle überflüssigen Aufsäße, Kugeln und andere Dinge von den Möbeln ab. So ging es durch alle Zimmer. Wenn das Ueber­der Schlafftube war aufgeräumt. Zwar war man hier noch vor­flüffige beseitigt war, wurde das In- Unordnung- Gebrachte geordnet und mit dem ersten Morgengrauen war die Arbeit fertig. Selbst in fichtiger zu Werke gegangen und bis auf einen Zwischenfall war auch alles gut abgegangen. Als nämlich die Säge die Kugeln des oberen Bettrandes beseitigte, kamen der Hausfrau Späne in die Nase, so daß sie nieſen mußte und aufwachte. Da hatten sich schnell alle auf den Boden lang gelegt und waren unter das Bett gefrochen. Nur die Säge hatte ruhig weitergearbeitet, während die Frau ihren Mann weckte, daß er nicht so schnarchen solle. Bald waren beide wieder eingeschlafen und man fonnte weiterarbeiten.

Nun standen alle in der Küche beisammen und betrachteten ihr Wert. Auf einmal knarrte es. Jeder lief schnell an seinen Blaz. Die Hausfrau hatte nach der Uhr gesehen. Es war Zeit, den Mann zur Arbeit zu schicken. Mit verschlafenen Augen standen beide auf, ohne daß ihnen irgend etwas auffiel. Erst als der Mann fort war und die Frau die Wohnung reinigte, bemerkte und be­gegen Mittag ihre Arbeit gemacht war und sie sich hinfeßen und wunderte sie die Beränderungen, und wie erstaunt war sie, als Arbeit ab, was er seit den Flitterwochen nicht mehr erlebt hatte, lefen tonnte! Gegen Abend holte sie ihren Mann freudig von der und als er heim tam, sah er den Grund der Freude. Und sie fühlten sich wohler als je in dem einfachen, harmonischen Heim.

2. Birubanm