wiederherzustellen, und die Versuche einiger Ordner, die Massen zu beruhigen, erfolglos blieben, mußt« sich die PolizeibchS-rdc ent- schließen. mil Gewehren ausgerüstete Abteilungen zu entsenden, die. als sie in der Lichtcnfelsgasse, in der Nähe des Rathauses von Demonstranten nicht nur mit Steinen und anderen Wurfgeschossen beworfen, sondern auch angeschossen wurden, von der Schußwaffe Gebrauch machten und den Platz mit Gewalt räumten. Gleicherweise hat auch die mit Gewehren bewaffnete Sicherheitswachabteilung, als sie mit Schüssen empfangen wurde, in der Umgebung des Justizpalastes einige Schüsse abgegeben und die Ordnung wieder hergestellt, so daß die Feuerwehr nun eingreifen und den Brand im Justizpalast lokalisieren konnte. Auch zwei Zeitungsrcdaktionen, die Wiener Neuesten Nachrichten und die Rcichspost wurden von Demonstranten angc- griffen. Die vor diesen Zcitungsgebäudcn befindlichen Sicherhcits- Wachposten wurden zurückgeworfen. Die Menge drang in die RedaN tionen ein, wo sie das Mobiliar zerstörte und die Manuskripte zerriß. Die Versuche, auch die Maschinen zu vernichten, wurden durch die in- zwischen verstärkte Polizeiwache vereitelt. Am Nachmittag ist die Sicherheiiswach? damit beschäftigt, durch größer« mit Gewehres aus- gerüstete Patrouillen zu Fuß und zu Pferde die Reste der Demon- siranten zu zerstreuen und die Ruhe wieder völlig herzu- st c l l e n. Die Plähe in der Umgebung des Nationalrais und des llustizpalastes sind von Militär beseht. Eine Gefährdung des Eigen- tums ist nirgends erfolgt. Die Sicherheitsbehörde ist voll- kommen Herrin der Situation. Im Stadtinnern Ruhe eingetreten. Prag. kö. Zuli.(DU.) Nach über Preßburg nach Prag gelangten Nachrichten aus Wien sind gestern abend um 18 Uhr die ausländischen Gesandten bei Bundeskanzler Dr. Seipel erschienen, um mit ihm über die Lage zu beraten. Eine größere Schießerei soll gestern noch In der Nähe der Oper stattgefunden haben, wobei 20 Personen getötet worden sein sollen. Ueber die weiteren Vorgänge in der Nacht ist nur wenig zu erfahren, da in den Wiener Außenviertein die phantastischsten Gerüchte miteinander wetteifern. Fest steht aber, daß zwischen Parlament und Zustizpalast das kriegerische Treiben angehalten hat. Zm abgebrannten Zustizpalast sind sämtliche Grundbücher, viele Prozeßakten und zahlreiche Dokumente vernichtet worden. Kein Verkehr mit Gesterreich mehr. München , 16. Zuli. sTU.) Die bayerisch -österreichische Grenze ist bei Engelhardtszcll von österreichischen Bundes- truppen beseht worden. Der heute morgen in Passau nach Linz abgelassene Dampfer wurde in Engelhardtszell an der Weiterfahrt verhindert. Der ganze Verkehr von und nach Oesterreich zu Schiss und mit der Bahn ist damit stillgelegt. Die lehte telephonische verbin- dung Münchens mit Oesterreich durch das Fernsprechamt Innsbruck dürste noch heute unterbrochen werden, da man auch in Innsbruck den Streik der Post- und Telegraphenbeamten erwartet. München , 16. Juli. (WTB.) Nach einer Mitteilung der Bahn- station Münchsn-Hauptbahnhof tonnte der am Freitag um 21.�2 Uhr von München abfahrende O-Zug München — Wien nur bis Salz burg gefahren werden. Er wird am Sonnabend früh wieder zurückgeleitet. Durch die Stillegung des Eisenbahnverkehrs in Oester - reich besteht zurzeit keine Aussicht, daß Reisend« über Salzburg hinaus nach Oesterreich fahren können. Nur öer Lustoerkehe funktioniert. Infolge der blutigen Ereignisse in Wien und der im An- schluß daran erfolgten Proklamierung des Generalstreiks in Oester - reich ist der Eisenbahnverkehr zwischen dem Ausland, insbesondere zwischen Deutschland und Oesterreich, unterbrochen. Der über Possau gehende Schnellzug nach Wien , der gestern Abend gegen 19 Uhr den Anhalter Bahnhof verließ, ist in P a s s a u liegen- geblieben, da die österreichischen Bundesbahnen keine Züge mehr übernehmen. Ebenso ist auch der Gegenzug heute Morgen um
„Schön' Wetter wollen'? ham- ober beten wollen's nii!" Von Philipp Scheidemann . Im herrlichen Loferer Hochalptal, das man auf dem Wege nach der Schmidt-Zapierow-Hütte, dem letzten Stütz- punkte vor dem wilden Reifhorn, durchqueren muß, brennt die Sonne mitleidslos. Selbst Touristen, die, wie sie laut verkünden, tags zuvor in Berlin noch Charleston getanzt haben, sind be- reits nach zweistündigem Aufstieg schokoladenbraun gebrannt. Von der Stirn« heiß rinnen— die Bächlein zerflossenen Fettes. Wer zählt' die überslüssigen Kilogramm, die hier geopfert werden? Leichten Fußes, in immer gleichem Tempo gehend, überholt uns eine ebenso hagere wie verwitterte Alpinistin, die zweifellos außer dem schwer bepackten Rucksack ihre 52 bis 54 Lenze auf dem Buckel hat. Den Eispickel trägt sie wie ein autorisierter Bergführer. Im ersten größeren Schneefelde sehen wir sie, als kleines Pünktchen weit über uns, zum letzten Male. Der Himmel ist ohne jedes Wölkchen. Tief- blau überdacht er uns, getragen von den gewaltigen Bergriesen ringsumher, die weiße Zipfelmütze oder Bademäntel tragen. „Ja, schönes Wetter wollens ham, aber beten tun's nitl" Hier und da sind lächerlich kleine weiße Wolkensplitter am Himmel ficht- bar geworden. Sie sehen aus wie dos Rückgrat von Hasen, Rehen oder Gemsen. Die Spitze weist nach Nordosten: sie werden also vom Südwesten her gejagt. Hallo, ist das nicht ein böses Zeichen? Größere Wolken folgen, ballen sich zu dicken Klumpen und werden dunkler— da durchzuckt sie ein greller Blitz— und noch einer und noch einer. Der Donner grollt aus weiter Ferne zu uns herüber, nähert sich mit unheimlicher Schnelligkeit, und— es ist nicht zu schildern— nun folgt ein himmlisches Trommelfeuer von be- ängstigender Heftigkeit. Am Nachmittag um 4 Uhr ists dunkel, wie zu mitternächtlicher Stunde. Das Spiel mit dem Feuer ist ge- fährlich: das weiß niemand besser als Jupiter pluvius. Deshalb überschüttet er das Loferer Gebiet, über die Tiroler Grenze hinüber, mit unermeßlichen Wassermengen. Blitz und Donner er- schrecken Auge und Ohr zu gleicher Zeit. Wolkenbrüche füllen Ge- rlxfel, Bächlein und Bäche, die aus dem Gebirge der Loser und Saal ach zuströmen, mit fabelhafter Schnelligkeit. Nach wenigen Minuten gleicht die Loser einem wüst-wilden Strome, der Hölzer, Balken, Bretter, Bäume und Hausgerät aller Art durch das un- vergieichlich schön gelegene Loser treibt. An den Bergwänden lockern Sturm und Regen Geröll und Steine, sodaß Steinlawinen von unerhörter Größe und Wucht her. niedersausen, die Straßen sperren und zerstören.... Die Reichs- ftraße von St. Johann in Tirol nach Loser(Salzburg ) führt zwischen dem toten Gebirge und den Loserer Bergen bei Paß S t e u b über die Grenze. Dort erinnert ein riesiger Gedenkstein
9 Uhr 5 Min., lediglich aus Possau ohne die Wiener Wagen in Berlin eingetroffen. Nach Mitteilungen der Reichsbahn ruht auch auf den übrigen deutsch -österreichischen Uebergangsstattonen S i in- b a ch, K u f st e! n und Salzburg infolge des Generalstreiks jeg- licher Verkehr. Die über Bodenbach -Prag gehenden Schnellzüge ver- kehren vorläufig nur bis zur tschechisch-österreichjschen Grenze. Auch der Prager Zug traf heute ohne den Wiener Kurswagen in Berlin ein. Die Deutsche Reichsbahn verkauft angesichts der völlig un- geklärten Lage in Oesterreich nach wie vor Fahrkarten dorthin, doch werden die Reisenden gleichzeitig informiert, daß für ihre Weiter- beförderung jenseüs der deutsch -österreichischen Grenze kei- ncrlei Gewähr übernommen werden kann und daß sie infoige-
Der Schauplatz der Kämpfe.
dessen die Reise dorthin»uf eigenes Risiko antreten müssen. Selbst- verständlich ruht auch der Güterverkehr mit Oesterreich, so daß beispielsweise die von und nach Italien über den Brenner bestimm- ten Transporte jetzt über die Schweiz umgeleitet werden müssen. Im Gegensatz zum Eisenbahnverkehr funktioniert jedoch, wie die Deutsche Lufthansa mitteilt, der Luftverkehr zwischen Deutschland und Oesterreich nach wie vor. � -i° Auch der D r o h t v e r k c h r mit Oesterreich ruht voll- kommen. Weder von Berlin , noch von München , Prag und Budapest ist W i en zu erreichen. Ebensowenig ist es von Berlin möglich, mit österreichischen Provinz st ädten zu sprechen. Von der Redaktion des„Vorwärts" ist ein Redaktion smitglied mit dem Flugzeug nach Wien entsandt worden. Seine Mcldun- gen können jedoch nicht vor Sonnabend abend hier eintreffen.
Los auf Sie Sozialüemokratie! Hilgenberg- und KPD. -Parole für Wien . Die Meldungen der heutigen Morgenpresse ergeben immer noch keine völlige Klarheit über den Ursprung der Wiener Tumulte nach der positiven Richtung. Aber darin stimmen sie— von der„Roten Fahne" bis zur„Deutschen Allgemeinen Zeitung"— restlos überein, daß die Sozialdemokratie und der Republikanische Schutzbund an der Entstehung völlig unbeteiligt sind, daß sie n i ch t zu den Demonstrationen aufgerufen, geschweige denn die Gewalttätigkeiten pro- v o z i e r t oder gutgeheißen haben. Nur die Hugenberg-Presse hat sich ihr Rezept bereits zu- rechtgemacht. Ohne den Schatten eines Beweises behauptet sie dreist und gottesfürchtig das Gegenteil. Der„Lokal- Anzeiger" beginnt seine Betrachtung mit den Worten:
an die 1890, 1805 und 1899 zwischen den Tirolern und napoleonischen Truppen ausgesochtenen schweren Kömpse.„Für das Vaterland," „Für Gott, "„Für den Kaiser ". Diesseits und jenseits von Pah Steub, also sowohl auf Tiroler wie auf salzburgischem Gebiet, hat das Unwetter besonders schlimm gehaust. Vis auf ungefähr siebzig Meter Läng« ist hier die Straße durch niedergegangene Felsblöcke und Geröll vollkommen verschüttet. Bis zu 5 Meter hoch häufen sich hier zwischen Felswand und Loser die Trümmer, aus denen ge- waltige Blöcke, die wenige Minuten zuvor noch 1999 Meter höher gethront haben, herausragen. Unweit von Paß Steub, auf salz- burgischer Seite, ist ein staatliches Auto von den niedergegangenen Steinmassen gefaßt und festgehalten worden. Glücklicherweise hat kein Passagier Schaden dabei erlilten. Alle wurden von der braven Loserer Feuerwehr heil geborgen. Das Auto wurde in harter Arbeit ausgegraben. Viele hundert fleißige Hände sind damit be- schäftigt, die Straße wieder freizumachen. Das wird immerhin wochenlang dauern, wenngleich es gelingen dürft«, ein« schmale Bahn für passierende Fuhrwerke innerhalb weniger Tage herzu- stellen. Loser und Saalach tosen und schäumen in ungebändigter Kraft durch die einzig schöne Landschaft.... Napoleon ruht droben im Stein auf dem toten Gebirge. Ihm kann kein Element etwas anhaben. Ein merkwürdiges Spiel der Nawr hat die Konturen des toten Gebirges unweit Waidring so gestaltet, daß sie einen aus dem Rücken ruhenden Menschen, der die Hände auf dem Leibe faltet, deutlich erkennen lassen: ein Kopf, «in Hals, die Brust, die Beine mit den Knien und schließlich die Füße.„Das ist der große Napoleon "— so erzählt derselbe Volks- mund, der jetzt wieder betet, damit es gutes Wetter gibt. Dos Beten scheint zu Helsen , denn schon lacht die Sonne wieder und zeigt das wilde, nur schwer zu bewältigende Reishorn in seiner wahrhaft majestätischen Schönheit._
Kinöerrepublik Seekamp. Eine halbe Wegstunde hinter der früheren Torpedowerst, jetzt genannt Reichswerk Dietrichsdorf, liegt das städtische Gut See- kamp. Abseits vom Werklärm und großstädtischen Ausflugsverkehr. Der Weg, der zum Gut führt, ist von hohen Wallen und„garan- tiert" echt schleswig -holsteinischen Knicks eingefaßt. Ueber den Wiesen schwebt sonnentrunkener Heuduft. Gebräunt«, gesund« Menschen wenden das Heu, fahren es zu den Scheunen. Ab und zu klingt der Dengelruf verspäteter Schnitter über das trächtige Land. Erste Ernte. Ueber die hohen, von Hasel und Brombeeren bestandenen Wälle recken sich Baumgruppen, Linden und Eichen. Dann tauchen alte, doch zeittrutzende Wirtschaftsgebäude auf. Inmitten der Scheunen und Ställe liegt das„Herrenhaus ", jetzt Verwaltungsgebäude. Das ist Gut Seekamp, das dem Zeltlager seinen Namen geliehen hat. Das ist Gut Seekamp, das durch das Zeltlager der Kinderfreunde bis weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt geworden ist. Bekannt geworden i st? Ja. So ist es. trotzdem das Zeltlager
Der moralische und tatsächllche Urheber des Aufruhrs, der mit so plötzlicher Heftigkeit im sommerlichen Wien aufflammte, ist der Republikanische Schutzbund . Diese linkssozialdemo- krotische, von kommunistischen Einflüssen stark durchsetzte Schutz- truppe der Wiener Sozialdemokratie, deren Instrukteure übrigens zum größten Teile Unteroffiziere des Bundesheeres sind, hat eine Kraftprobe ablegen wollen. Daß ihm vor den Geistern, die er rief, schon noch wenigen Stunden bange wurde, und daß er „vermittelnd" eingriff, kann die Spuren seiner Urheberschaft nicht verwischen. Dies wird dem Leser auf der vierten Spalte als Redak- tionsmeinung vorgesetzt, während er auf drei nebenstehenden Spalten Telegramme serviert erhält, die nichts von dieser Behauptung bestätigen, sogar das glatte Gegenteil aussagen und behaupten, daß der größte Teil der Demonstranten aus „niedrigstem Mob" bestände. Daß aber in dieser Taktik System liegt, beweisen die völlig gleich gestimmten Aüsfüh- rungen des„Tag": Die österreichische Sozialdemokratie gehört bekanntlich zu der radikalsten in ganz Europa , sie ist besonders in Wien stark kom- m u n i st i s ch gefärbt, der aus ihren Reihen hervorgegangene Republikanische Schutzbund , eine militärisch aufgebaute und auch mit geheimen Waffenlagern wohl versehene Organisation, spielt schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken einer neuen sozialen Revolution in Oesterreich . Das System der Fälschung ist hier so offensichtlich, daß die Widerlegung kaum lohnt. Während die Hugenberg-Presse selber zugestehen muß, daß Sozialdemokratie und Schutzbund sich um die Beilegung des blutigen Konflikts bemühen, er- hebt sie mit dreister Stirn den Vorwurf, daß diese gleichen Organisationen den bolschewistischen Umsturz propagieren! Mag auch die potenzierte Dummheit eines gewohnheitsmäßi- gen Hugenberg-Lesers dazu gehören, um diesen inneren Widerspruch nicht zu bemerken, so ist doch der Zweck des Manövers völlig klar, wenn man die Hetze bedenkt, die in ganz ähnlicher Weise seit Jahr und Tag von der gleichen Presse gegen das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold betrieben wird. Auch jetzt taucht in der Rechtspresse ver- dächtig nahe bei den Beschuldigungen des Schutzbundes die Bemerkung auf, daß es sich um eine Organisation ähnlich dem Reichsbanner handle. So liest man zwischen den Zeilen die deutliche Absicht, die Wiener Borgänge zum Ausgangspunkt einer verschärften Kampagne gegen das Reichsbanner zu machen. Wozu allerdings erst nötig ist, die Schuld an den Vorkommnissen denen in die Schuhe zu schieben, die sie zu verhindern bemüht waren, der österreichischen Sozialdemo- kratie und dem Schutzbund. Mit der Hugenberg-Presse wetteifert in der Frivolität die „Rote Fahne". Auch ihr sind die Wiener Ereignisse natürlich — nur von der anderen Seite her— ein willkommener Anlaß, über die Sozialdemokratie herzufallen.„Die heroischen Barrikadenkämpfe in Wien ", schreit sie in hysterischer Ver- zückung., Drehen dem A u st r o m a r x i s m u s den Hals um. Der„grandiose Anlauf" müsse erweitert und siegreich beendet werden„trotz der sozialdemokratischen Abwürgungsversuche." Dann wird ein genaues KP.-Rezevt gegeben, wie alles ge- macht werden muß. Die Kommunisten wissen ja ganz genau, wie man das Proletariat zum Siege führt. Siehe Mittel- devtschland, Hamburg , Budapest und neuerdings China . Zum Schluß versichert das kommunistische Zentralorgan, den „Wiener Kommunarden" seiner„aktiven Solidarität" und „engsten Kampfbereitschaft". Der Ausdruck„Wiener Kommunarden" ist offenbar ge- wählt, um unwissend« Leser irrezuführen.„Kommunard" klingt ähnlich wie„Kommunist". So wird der Anschein her- vorgerufen, als ob zwischen den Wiener Arbeitern und den Kommunisten irgendeine engere Beziehung bestände. Daß die Wiener Arbeiter von Moskau nie etwas wissen wollten und sich für deren Ratschläge stets bedankten, darf man in der kommunistischen Kinderstube doch nicht erfahren.
noch im Aufbau sst und am Sonntag, dem 17. Juli, von über 2999 ferienfrohen, sonnehungriqen Arbeiterkindern bezogen werden soll. Seit Wochen schon sind Kinderfreunde und freudige Helfer bei der Arbeit, um dieses Stückchen Erde für die Kinder bereitzumachen. Die Wiese, auf der die Kindcrrepublik errichtet wird, liegt in einer Mulde, von ollen Seiten durch lcichtgewellte Hügel gegen den An- stürm allzu hart anpackender Winde geschützt. Wellig gleiten die Kornfelder im Westen und Norden. Im Osten der Gebäudekomplex des Gutes, im Süden Arbeiterhäuschen. Baumgruppen und Enten- teiche. So ist dos Land der Zeltstadt begrenzt. Die Zelte werden in einem Halbkreis, in Dorfgemeinschaften ausgeteilt. Apfel- und Birnbäume, die durch einen schlechten Fruchtansatz von einem allzu nassen Frühjahr erzählen, werden die Zelte überschatten. Gegen- über dem offenen Halbkreis, dem Gute zu, wird das Dorf der „Internationale"«rrichtet. Dort werden die Gemeinschaften aus Dänemark , aus Oesterreich usw. ihre Zelte aufschlagen. Nicht isoliert, sondern am Eingang zur Stadt, im Blickfeld aller Gemeinschaften. Wer hinaus will ins Freie, muß die Gemeinschaft der Jnternatio- nale beachten. Ein riesiges, lustiges Zelt, das mehr denn 599 Kinder faßt, steht in einer Ecke der Wiese. Es ist da» Lcsezelt. Dahinter das saubere Zeit der Arbeitersamariter. Unter einem Schuppen drei protzige große Kessel: die Küche. Wenn diese drei Kessel leergeschöpft sind, werden 2999 Kinder be- stimmt gründlich gesättigt sein. 399 Meter Rohrleitung sind von arbeitsfreudigen gemeinschaftsgläubigen Genossen g«l«gt worden, um das Zeltlager mit gutem Trinkwasser zu versorgen. Eine weite, hohe Scheune wurde geleert, um Platz zu schaffen für Vorrats- kammer und Schlafstellen fürs Küchenpersonal. Eine Scheune, die reichlich 2999 Kindern Unterkunft bietet. Wahrlich, großzügig. Und über dieser, von sozialistischem Erziehungswillen errichteten Stadt, die Ereignis und Erlebnis werden soll, wehen vier Wochen lang, an hohen ragenden Masten, die morgenroten Fahnen der sozialistischen Arbeiterschaft urd die schwarzrotgoldenen der Republik . Glauben und selbstbewußtes Vettrauen sind Schöpfer und Baumeister gewesen. Die internationale Arbeiterschaft, die Sozialisten und Kinderfreunde aller Länder sollen die Schützer und Schirmherren der Kinderrepublik Seekamp sein.
tkrslaussShrungen der Dache: Millw. Tribüne:„Lilly Grün."— Donnerst. T k. a. Äurfürilenvamm:„Das bist Du." Heinrich George hat leinen Vertrag mit der B o I l S b ü h n e erneuerter wird in der ersten Hälfic der Spielzeit 1927/23 den»wly Gay in BrcchlS „Mann i st Mann". Toller«„Hinlemann", den„Macbeth- und„Peer Gvnt- spielen. Prof. Zerd. Sauerbruch in München hat jetzt— nach langen Verband- lungcn— de» Ruf als Direktor der Berliner chirurgischen Charitellinit angenommen. Ein preisousfchreiben für moderne Hausmusik veransialtct der Musikalien- Verlag von Friedrich Hosmeister in Leipzig . Preisgetrönt werden ein Tri o, ein Duo. und ein K l a v i e r w e r k. Haupibedingung ist S P i e l b a r t e i t der eingereichten Werte, die in der Hauplsache der häuslichen Musilpflege dienen sollen. Alles nähere erfahren JiUcrcjjcnlen dirett durch den Vertag.(Leipzig , Karlstr. 10, II.)