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waffnung des Republikanischen Schutzbundes zu gefangen. Die Be unruhigung habe auch auf die Polizei übergegriffen. Deshalb habe die Polizei ihren Drganen zur Kenntnis gebracht, daß der gesetz­mäßige Aufgabenfreis der Bundespolizei in feiner Weise beeinträchtigt ift.

Ein Aufruf des Reichsbanners.

Magdeburg , 18. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Der Bundesvorstand des Reichsbanners, Genosse Otto Hör sing, richtet an alle Reichsbannerkameraden und Republikaner im Reich folgenden Aufruf: ,, Ein österreichisches Gericht in Wien hat faschistische Mörder freigesprochen. Eine Explosion des Volkszornes war die Folge. Ungeeignete Maßnahmen der Polizei gaben disziplinlosen und verbrecherischen Elementen die Möglichkeit, durch Brandstiftung und ähnliche Untaten das Ansehen der österreichischen Republikaner zu gefährden. Die Hilflosigkeit der österreichischen Regierung hat das Unheil zu einer Katastrophe werden laffen und dann unsere Kameraden des öfterreichischen Schutzbundes zu Hilfe gerufen, die im heroischen Kampfe das Chaos verhütet, die Unruhen lokalisiert, das Blutvergießen beendet haben.

Zum Dank für diese Rettungstat wird der Schußbund jetzt in schmählichster Weise von Faschisten und Kommunisten verleumdet nicht,

Hugenberg- Phantastereien.

Schwindel mit Greueln und Putschplänen.

Das Bestreben der Hugenberg- Presse, um jeden Preis die Sozialdemokratie und den Schutzbund mit der Schuld an den Wiener Vorgängen zu belasten, steigert sich zu derart mider­märtiger Berlogenheit, daß die gewiß nicht sanften Kommentare der offiziellen deutschnationalen Parteipreffe sich dagegen direkt als anständiger Journalismus ausnehmen. Der Lokal- Anzeiger" läßt sich eine Schauermeldung über ,, rote Greuel" drahten, wonach die 15 Mann starfe Polizeimache in der Lichtenberggaffe von einer zahlenmäßig überlegenen Menge überfallen, vollkommen nadt ausgezogen und dann bis auf den legten Mann bei leben digem Leibe verbrannt worden sei. Selbst in der Redaktion des Lokal- Anzeiger" hätte man die Nachricht als Schwindel erkennen müssen, da der offizielle Bericht der Seipel- Regierung von dem gesamten angeblichen Vorfomm­nis nicht das mindeste weiß. Der 3wed folcher Tatarennachrichten liegt auf der Hand. Wenn sie ihre Stim mung erzeugende Wirkung getan haben, kann man sie nach vier Wochen ja ruhig dementieren.

Befaffung haben, fich in ber furzen, zur Verfügung steffenden Zeff, ausreichend über die neuen Gebühren unterrichten können, foll fofort nach Abschluß der Beratungen im Verwaltungsrat eine besondere Uebersicht hergestellt werden, aus der die neuen Gebühren ersichtlich find und die den in Frage kommenden Beamten für die llebergangs­3eit zur Verfügung zu stellen ist."

Dieser Mitteilung folgt die Aufforderung, den Bedarf an den angekündigten Formularen zahlenmäßig mitzuteilen. Die Boftverwaltung hält anscheinend die Portogebührenord­nung für so sicher, daß sie nicht einmal mit den Vorberei tungen hierfür bis zum Entscheid des Verwal­tungsrats wartet. Sie hat es so eilig mit der Porto­verteuerung, daß sie in acht Tagen die Beschlüsse des Ver­waltungsrates zur Durchführung bringen will. Darin drückt sich nicht nur die Verachtung aus, mit der der Bostminister Mehrheitsbeschluß des den Reichstages gegen eine Portogebührenerhöhung bei­feite schiebt, sondern auch die Mißachtung, die er dem selbständigen Urteil des Verwaltungsrates entgegen­bringt. Er ist seiner Sache jetzt so sicher, daß er die Mühe und Kosten einer solchen Umfrage nicht mehr scheuen zu müssen glaubt.

und beschimpft. Reattionäre und Kommuniſten ſcheuen sich mit Nachtausgabe bes Lag", die unter der Ueberschriftszeile Der Ortsbrief 10 Pfennig.

ihre Hoffnung auf bewaffnete Interventionen ungarischer und italienischer Faschisten zu feßen. Den Kameraden vom Republikanischen Schutzbund Desterreichs dankt das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold für seine Tat, die dem inneren und äußeren Frieden dient. Wir geloben dem Schuzbund unverbrüchliche Treue und Freundschaft und sichern ihm volle Unterstützung zu. Die von Spigeln durchsetzten faschistischen und kommunistischen Organisationen suchen auch in Deutschland Unruhe zu stiften, um dann im trüben zu fischen, wie sich aus vielen Nachrichten der letzten Tage flar ergibt.

Wir warnen alle Propofateure flar und eindeutig, es nicht zu verfuchen, die österreichischen Vorkommniffe in Deutsch land zu wiederholen.

Unseren Kameraden aber rufen wir zu: Haltet unsere Reihen sauber, stärkt die Disziplin! Die am nächsten Sonntag in Magdeburg stattfindende Reichskonferens unferes Bundes wird für nächste

Volles Verständnis in französischen Linkskreisen. Paris , 18. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die Pariser Links­Die Pariser Links: preffe tritt den tendenziösen Darstellungen der nationalistisch faschistischen Blätter über die Vorgänge in Wien entschieden ent gegen. Der Baris Soir" betont, daß man es den soziali Ordnung wieder hergestellt und weiteres Blutvergießen verhindert wurde. Trotz der böswilligen Gerüchte, die ausgestreut werden, merde es täglich flarer, daß der Aufstand von Wien nicht das Er­gebnis bestimmter Machenschaften ist, sondern spontan ausbrach als Folge der faschistischen Herausforderungen, die die Regierung Seipel nicht nur nicht verhindert, sondern sogar ermutigt habe. Dieser Zustand müsse deshalb von Grund auf geändert werden. Man muß hoffen," erklärt das Blatt, daß im Intereffe Defterreichs wie des Weltfriedens, der durch solche Zwischenfälle kompromittiert

stischen Führern in Desterreich verdante, wenn die

wird, die Sozialisten diese Aenderung erzwingen werden."

Auch der Abg. Leon Blum billigt im Populaire" voll und ganz die Haltung der österreichischen Sozialdemokraten, die es ver­standen hätten, den Widerstand des Proletariats zu organisieren, aber dieses gleichzeitig von einem zu maghalsigen Aben­teuer fernzuhalten. Sie hätten von Anfang an entschieden gegen die tommunistische Taftit Stellung genommen. Die österreichische Sozialdemokratie, deren Aufgabe an sich schon schwierig sei und die fich eine außergewöhnliche Disziplin auferlegen müsse, werde aus dieser Prüfung stärfer und siegesficherer hervorgehen.

Pied in Wien verhaftet? Nach einem Berliner Spätabendblatt soll der kommunistische Abgeordnete Pied bei seiner Ankunft in Wien in Schuhhaft genommen worden sein.

Das Fest der Hunderttausend.

Von unserem pwe Berichterstatter.

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Dresden , 17. Juli.

Im Zentrum der Stadt, an der Elbe zwischen Augustus- und Carola- Brücke, fand gestern abend, von Tausenden vorbereitet, von Zehntausenden erwartet und besucht, das Fest der Arbeit statt. Umrahmt von Zeugen berühmter Architektur, flantiert von den beiden Elbbrücken, war der Festplay, Land und Wasser, ideal und von allen Seiten gut fichtbar. Ein großes schwimmendes Bobium war in den Strom hinausgebaut worden leider aber fonnte es nicht dem be= absichtigten Zweck dienstbar gemacht werden, weil wohl infolge starter Belastung bei hohem Bellengange durch einen vorbeifahren den Raddampfer einige Bontons Wasser geschluckt hatten und das Bodium dadurch aus dem Gleichgewicht gekommen und nicht mehr absolut sicher war. Troß dieses bedauerlichen Mißgeschicks aber wickelte sich das Programm rasch und ohne weitere Zwischenfälle ab, vom starten Beifall und festlicher Stimmung der Zuschauer getragen. Der Ortsausschuß des ADGB., des Deutschen Beamtenbundes, das Ortskartell des freien Angestelltenbundes haben im Berein mit dem Kartell für Sport und Körperpflege( Waffersportler, Radfahrer, Athleten, Turner) und dem Deutschen Arbeiter- Sängerbund diefes Fest veranstaltet, das Zeugnis ablegte von der unermüdlichen Arbeit an Körper und Geist, das ein Bekenntnis gab zur unbedingten Berbundenheit aller Arbeitenden und zu gemeinsamem Streben.

Aus der Fülle des Gebotenen mag nur einiges hervorgehoben werden: der Stillauf der Turner am Elbufer entlang, farbig fein abgestimmt und wunderbar im Rhythmus der Mufit, das Maffen­fchwimmen, die Bootsauffahrt ohne und mit farbigen Bapierlaternen; das, von riesigen Scheinwerfern in magisches Licht getauchte, Rad­funstfahren und die rhythmischen Tänze der Turnerinnen. Und als dann die Nacht sich lau und samten sentte, flammten rings um den riesigen Festplatz Abertausende bunter Papierlaternen auf. Auf dem dunklen Strome fuhren die Boote zu den unsterblichen Klängen Offenbachs: Schöne Nacht, du Liebesnacht..." einen prachtvollen Korfo. Wie leuchtende Raupen frochen die fleinen Boote daher. Es war ein Stück aus einem schönen Märchen... und immer noch mar es nicht zu Ende. Einige hundert Fackelschwinger schufen dann ein fich wild bewegendes Feuermeer. Die Begeisterung stieg ins Uner­meßliche. Ein seltsames Schauspiel gab's, als die Hunderte von Fadein dann in die schwarze Flut geworfen wurden. Den Abschluß und wohl auch einen der Höhepunkte des Festes bildete ein prächtiges Feuermert. Flammengarben in den schönsten Farbenzusammenstellungen schoffen in den sternenlosen Nachthimmel, Feuerräder freisten, ein riesiges Transparent ver kündete den entschiedenen Unterton des Festes: menn mein starter Arm es will, bleiben alle Räder still!; Goldregen rann in den Strom und Buntfeuer beleuchtete gespenstisch die Ufer und die vielfachen Menschenmauern.

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Noch toller treibt es das andere Hugenberg- Blatt, erscheint: ,, Der Republikanische Schutzbund hatte den Wiener Putsch vorbereitet." Anlaß zu dieser Behauptung gibt ein Sondertelegramm des nach Wien entsandten Redaktionsmitgliedes Friz Luck e. Dieser Herr behauptet, daß im Bureau des Republikanischen Schußbundes zwei Pläne ausgearbeitet vorgelegen hätten, deren einer die Besetzung des Parlaments und der umliegen­den Gebäude, deren anderer für den Fall des Mißlingens des ersten die Besetzung des Justizpalastes und die Ver­nichtung der bürgerlichen Zeitungen vorgesehen hätte. Dieser zweite Plan sei dann nach dem Scheitern des ersten tatsächlich zur Ausführung gelangt.

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Der Arbeitsausschuß des Verwaltugsrats der Reichs post hat beschlossen, das Porto für den einfachen Ortsbrief, das bisher 5 Pfennig beträgt, auf 10 Pfennig zu erhöhen. Die amtliche Meldung, die diesen Beschluß mitteilt, stellt die Sache so dar, als ob die Erhöhung des Ortsbriefportos eine unumgäng­liche Maßnahme sei. Angeblich wollte man Schlimmeres verhüten. Tatsächlich ist der Hergang des Beschlusses ein anderer.

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Der Arbeitsausschuß hat zwar die Begrenzung des Orts­verkehrs auf Gemeinden bis zu 100 000 Einwohnern beim bisher beabsichtigten 8- Pfennig- Ortstarif gestrichen. Gleichzeitig hat er aber die von ihm im Juni selbst beschlossene! Ortsbrief­gebühr von 8 auf 10 Pfennig erhöht. Er hat sich also den weiter­gehenden Vorschlag des Postministers vom Mai zu eigen gemacht. Das bedeutet gegenüber den Beschlüssen des Arbeitsausschusses vom Juli eine erhebliche Verschlechterung. Keine noch so schön gefärbte Darstellung fann daran etwas ändern. Jetzt besteht noch feftgefeßt wird, wenn die bisherige Relation zwischen dem Ortsbrief und der Fernpostkarte bestehen bleiben soll. Im Juni hatte man für die Fernpoftfarte eine Gebühr von 8 Bf. festgesetzt.

Diese Meldung charakterisiert sich am besten durch den Umstand, daß Herr Lucke mit feinem Sterbenswort angibt, Plänen Kenntnis erlangt habe. mo, mann und wie er von diesen angeblichen freilich nicht imſtande, da die behaupteten Blane nirgends die Gefahr, daß auch die Gebühr für die Fernpoftfarte auf 10 1 Plänen Kenntnis erlangt habe. Hierzu ist er

anderswo als in seiner Phantasie eriſtieren. Es müßte denn sein, daß sich in Wien eine Spitzelzentrale ähnlich der Magdeburger seligen Angedenkens aufgetan hat, die gegen entsprechende Honorierung beliebige Putsch- und Auf­marschpläne der Linken fabriziert.

tions- und Nachrichtenfabrikation im Gedächtnis behalten Man wird jedenfalls diese verächtliche Art der Senja­müssen für den Fall, daß die Hugenberg- Bresse sich wieder Anstandslektionen zu erteilen. einmal berufen fühlen sollte, dem deutschen Journalismus

Bildung einer besonderen Gemeindepolizei durch den Bürger­Ganz aus dem Häuschen ist die Rechtspresse über die meister Seiß, obwohl sie ihm das Recht hierzu nicht bestreiten fann. Man darf wohl daran erinnern, daß die gleiche Breffe Kahr im Jahre 1923 aus rechtsradikalen Berbänden eine des Lobes voll war, als der bayerische Ministerpräsident Motpolizei" aufstellte, unter Führung eines wegen hoch verrats und Meineids steckbrieflich verfolgten, aus dem Leip­schisten, des Kapitanleutnants Ehrhardt! ziger Untersuchungsgefängnis ausgebrochenen Refordput­

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Portoerhöhung schon am 1. August! Angst vor der Oeffentlichkeit. Bei den Bostämtern zirfuliert zurzeit ein Rundschreiben der Post folgenden Inhalts:

Die in der jegt dem Berwaltungsrat vorliegenden Gebühren­porlage Nr. 12 vorgesehenen Aenderungen sollen mit wenigen Ausnahmen am 1. August in Kraft treten. Damit die Beamten, die mit der Erhebung und Prüfung von Gebühren

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Der Reinertag des Festes soll den Hochwassergeschädigten in Ost sachsen zugute fommen so löst ein soziales Werk das andere aus, so ermächst aus der Arbeit im Kleinen Kreis Baustein um Baustein zum großen Werf, das wir alle erstreben.

Und noch lange flang in den Straßen, in den Restaurationen, in den Straßenbahnen, durch dieses Fest neu vertieft und befestigt, der Internationale wuchtiges Bekenntnis.

Polizei.

Bon Hermann Schüßinger.

durch den Säbelhieb eines berittenen Polizisten ausgelöst worden In Wien soll die schreckliche Straßenschlacht vor dem Rathaus sein, der, am linken Flügel seiner Kolonne reitend, mit der flachen Waffe nach einer Frau oder nach einem Mann geschlagen haben foll. Im Nu fraß die Erregung weiter und führte zur Explosion. Es ist immer dasselbe Lied: Erst schimpft der Mann oder die Frau. Dann zieht die ganze Polizeiabteilung blant. Die Menge gerät in 3orn und schreit auf. Irgendein Bauzaun ist immer in der Nähe. fühlt sich bedroht und hält die Schußwaffen bereit, und dann knallt, Laden ist auch immer nicht weit ab. Die Hize steigt. Die Polizei durch die Siedehize der Erregung, die wie eine Gewitterwolfe über den Demonstranten und den Polizisten liegt, der immer wieder tehrende erste Schuß! Die Schlacht geht los.

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Nirgends ist dieses Hin und Her, Auf und Ab zwischen der padten Truppe lebenswahrer geschildert worden wie von Emile blindmütigen Menge und der vom Trieb der Selbsterhaltung ge­301a in Germinal "

Der Kapitän der Gendarmerie steht vor der Grube, hinter ihm feine Abteilung, Gewehr bei Fuß, und gibt den Räumungsbefehl. Obwohl seine Stimme fest ist, sieht er die zum Orfan anschwellende Menge der Arbeiter und erbleicht. Er rechnet und zählt, betrachtet die Flügel und Flanken seiner Abteilung, die sich ständig ver ringernde Distanz von der Menge und wünscht sich nichts wie die Berstärkung oder die Ablösung herbei. Um Mittag soll die Ab­lösung fommen. Er zieht die Uhr. Jezt ist es halb zehn. Zwei­einhalb Stunden noch!

Die Menge zischt, pfeift, schimpft, drängt und stößt. Keine Warnung, fein Kommando, fein Befehl hält sie zurück. Sie ist blind und toll und brüllt: Hundsfötter! Lumpenhunde! Das lect den Vorgesetzten die Stiefel und hat nur Courage, menn's gegen arme Leute geht!"

Im Nu schlägt die Stimmung um: ,, Hoch die Soldaten! In den Schacht mit dem Offizier!"

Dann wieder: Nieder mit den Rothosen!"

Die Truppe schweigt und rührt sich nicht. Sie hat strengen Befehl, fich der Schußwaffe nur im äußersten Notfall zu bedienen. Sie pflanzt die Seitengewehre auf und räumt dreimal wie eine craft funktionierende Maschine den Zechenraum.

Ihre Lage aber wird immer fritischer; denn das Spiel mit den Bajonetien, das niemandem das Leben fostet und doch die Leiden. fchaften zum Gipfel peitscht, macht die Menge mie toll.

Der Kapitän steht mit eingefniffenen Lippen am Flügel seiner

Die neuen Beschlüsse des Arbeitsausschusses stehen in schroffem Widerspruch zu den Forderungen des Parlaments. Blenum des Berwaltungsrates, der am 22. Juli tagt, bestätigt Bir fönnen uns nicht denken, daß die gestrigen Beschlüsse vom werden. Selbstverständlich ist es, daß das Parlament dem nicht ruhig zusehen kann, wenn sich die Poftverwaltung über ein­deutige Reichstagsbeschlüsse hinwegsehen will.

In der Sitzung des Arbeitsausschusses hat der Post­minister Dr. Schäßel eine politische Rechtferti= hintergangen, noch habe er mit der neuen Borlage abfichtlich gungsrede gehalten. Er habe meder den Reichstag gewartet, bis der Reichstag auseinandergegangen fei. Zu feiner Rechtfertigung weiß er aber nichts anderes anzuführen, als daß die Paragraphen ihm Recht geben. Das brauchte nicht bestritten zu werden. Paragraphen find ge duldig. Was von Herrn Schäßel verlangt wird, ist eine sa ch liche Rechtfertigung. Dazu besteht erst dann die Möglichkeit, menn er die Monatsausweise, den Voranschlag, den Jahres­bericht veröffentlicht, die bis heute verheimlicht werden. Dazu hat der Herr Postminister in seiner Rede aber wiederum geschwiegen.

lain teilte mit, daß gegenwärtig mit Deutschland Verhandlungen Abschaffung des deutsch - englischen Bifumzwanges? Chamber megen Abschaffung der Visa für den Reiseverkehr zwischen Deutschland und England im Gange sind.

schmalen Front und hat nur die eine Sorge, daß seine Truppe unter dem Hagel der Schmähworte nicht die Geduld verliert: Schon fing ein junger Sergeant an, in beunruhigender Weise zu blinzeln. Neben ihm stand ein alter Knasterbart, dessen Haut schon zwanzig sich wie ein Strohhalm biegt. Ein anderer, ein Rekrut, der noch nach Feldzüge gegerbt hatten; er war bleich geworden, als sein Bajonett Feldarbeit roch, wurde jedesmal, so oft er sich als Lumpenhund und Hundsfott traftiert hörte, blutrot."

Es bedurfte der ganzen Macht der militärischen Disziplin, um die Truppe zum Stillhalten zu zwingen.

Der Kapitän frißt vor Verlangen nach Ablösung und Ver­stärkung die Montsouer Landstraße auf. Schließlich zieht er seine Abteilung an eine Mauer zurück, läßt die Gewehre laden und bietet der Menge die Stirn.

Die ist starr und wird angesichts der sechzig geladenen Gewehr­Bombardement. läufe mie toll, stürzt sich auf einen Ziegelhaufen und eröffnet das

Gewehre im Anschlag, den Finger am Bügel. Sie weiß, daß die Die Truppe hält still, wie die hinter ihr stehende Mauer, die geringste Rückwärtsbewegung das Ende bedeutet. zusammenbrechen, wie der Notwehrinstinkt sich in ihnen aufbäumt. und leberzeugungen des Menschen und Soldaten durcheinander. endloser innerer Kampf warf ihm für einige Sekunden alle Pflichten ,, Dreimal setzte er an, um Feuer!" zu tommandieren; ein Mund, um Feuer!" zu rufen, als die Gewehre von selbst los­Doch der Steinregen wurde immer ärger, und schon öffnete er den gingen. Erft waren's zwei Schüsse, dann fünf, dann eine Salve, dann noch ein einzelner Schuß, langsam hinterdrein, in die tiefe Stille hinein, die eingetreten mar."

Der Kapitän sieht, wie seine Leute unter dem Steinhagel nahezu

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Stimmt, Meister Zola! Stimmt! So sieht die erste Salve von der Seite des Polizisten aus! Gewiß mie fie uns Zola zeichnet, feigere, nervenschwächere, leichtsinnigere, es gibt auch andere Kapitäne und Sergeanten", und es erscheint höchst zweifelhaft, ob der Wiener Polizeikommandoni dem Vorbild Emile Zolas entspricht. Aber der Grundton von Zolaş Schilderung ist dem Leben abgehorcht: Die Banif hockt meistens auf beiden Seiten und meht dann wie eine schreckhafte Fahne über der Maffe und über der Polizei.

Die Piscatorbühne im Theater am Nollendorfplatz hat Mar Ballen. berg für die 2. Hälfte der Spielzeit aut mehrere Monate verpflichtet. Pallenbera spielt unter der Regie von Erwin Piscator die Titelrolle m Braven Soldaten Schweft" nach dem Buche von Jaroslaw Hasek und den " Bozzet" von Büchner.

Staatshilfe für Ausgrabungen. Das preußische Staatsministerium be­milligte für die weiteren Ausgrabungen am Fuße des Heiligentreuzer römischen Tempeln des Mithrasfults gefunden worden. Es ist anzu­Berges eine Summe von etwa 30000 M. An dieser Stelle sind eine Reihe von nehmen, daß noch Reite einer größeren Anzahl weiterer Tempel aus ber Mömerzeit an dieser Stelle liegen.

Jbjen Jubiläum in Stien. Die Geburtsstadt Jbsens, Stien, beabsichtigt im nächsten Frühjahr zum 100. Geburtstag des Dichters eine Jbsen- Aus stellung im städtischen Museum zu veranstalten. Ferner soll eine umfang. reiche Jbjen Gedentiarijt herausgegeben werden, die u. a. Neues aus der geistigen Berkstatt 3bjens bringen foll