Einzelbild herunterladen
 

Unwetter in Söhmen unö Mähren» Verwüstung des EulautaZes.

Prag , lS. Zuli.(MTB.) Am Sonnlag ging über das Eulautal ein neuer surchtbarer Wolkenbruch nieder, dessen Aolgen die unheilvolle Katastrophe vom g. Juli bedeutend übertrisfl. viele Baulichkeiten sind vollsländig ver­schwunden. Die Aluten haben sich ein viele Meter tiefes Bett geschasfen. Jüt die dort flehenden Häuser besteht die Gefahr der Unlerspülung bei weiteren Hochfluten. Die Strohe gegen(Etriau ist ein Trümmerfeld. Aus einem Hause in Obereulau. das mitten in den brausenden Hochfluten stand, konnten die? n s a s s e n nur mit Leitern gerettet werden. Das Müssigsche Haus in Eula», das beim ersten hochwaster teilweise jerstörl wurde, ist bis aus den lehten Mauerrest vollständig verschwunden. Eine Papier - s a b r i k wurde zum gröhlen Teil weggerissen. Der obere Mauerdamm des Eulaubaches ist vollkommen zerstört. Im Bodenbacher Stadtteil Schmelze, der wiederum ganz unter Wasser stand, muhten die Bewohner den Weg aus ihren Wohnungen über die Dächer nehmen. Brünn . 13. Juli. (MTV.) Gestern nachmittag wurde I e d o w- n i lz und Umgebung von einem heftigen Unwetter heimgesucht, das bis Milternnchkt andauerte. Infolgedessen rissen die Dämme der T e i ch e in der Umgebung, und das Wasser aus diesen Teichen ergosi. sich in einem liefen Strom ins Land. Die in der Nähe der Teiche gelegenen Gebäude wurden überschwemmt, desgleichen die umliegenden Felder. Ungeheurer Schaden wurde verursacht. Auch die Macochas-Schlucht und die dortigen von Touristen riel be- suchten höhlen wurden vollständig überschwemmt. Die Wasserflut im Iedownitzer Tal unterspülte an mehreren Stellen die Straße zwischen Jedownitz, Kintein und Adamstal. Die tiefer gelegenen Teile von Kiritein wurden gänzlich über- schwemnrt. In A d a m s t a l sind z w ei Häuser eingestürzt. Rheinheffen und hunsrück heimgesucht. Mainz , 13. Juli. (WTB.) lieber das mittlere Rheinhesten ist gestern ein Hagelwetter von außerordentlicher Schwere nieder- gegangen. Besonders heftig wütete das Unwetter in�der Gemar- kung Stadecken, wo in einer halben Stunde die gesamte Ernte vernichtet wurde. Die Getreidefelder liegen wie gewalzt ain Boden. An manchen Stellen lagen große Hagel- körner fußhoch auf den Feldern. Die Weinberge bieten einen trostlosen Anblick. Fast sämtlich« Stöcke sind völlig ent-

blättert. Alle Trauben wurden abgeschlagen und liegen am Boden. Z a h l r.e i ch c Hasen und Feldhühner wurden vom Hagel erschlagen. Der Schaden ist unberechenbar, da die Weinberge für viele Jahre vernichtet sind. Die Futterornte ist völlig vernichtet worden, so daß die Milchversorgung der Stadt Mainz gefährdet ist. Aus Veranlassung des R.'ichstagsabgeord- neten Korell wurde eine Hilfsaktion für die Unwettergeschädigl.m eingeleitet. Oberstein, 13. Juli. (WTB.) Auch über dein h u n s r ll ck hat sich ein katastrophales Unwetter entladen. In zahlreichen Gemarkungen wurde gewaltiger Ernteschaden angerichtet. In Spesenroth wurde ein junges Mädchen beim heumache» vom Bliz getroffen und sofort getötet. In der Nähe von Birkenseld wurde eine LOjährige Bauerstochter, die unter einem Baum vor dem Un- weiter Schuß gesucht hatte, durch einen einschlagenden Blitz getroffen und getötet. Erneutes Unwetter im harz. Halle, 13. 3uli.(TU.) Heber den Nordharz gingen neuer- dinos schwere Gewitter nieder, die große Wnssermassen Misschütteien. Der Blitz richtete in verschiedenen Orte» schweren Schaden an. Bei K l a u s t a l wurden die Halden auf die Eisenbahnschienen ge- schwemmt, so daß der Beikehr durch Umsteigen aufrechterhallen werden muß. In verschiedenen Gemeinden wurde schwerer Häuserschaden angerichtet. In Goslar stürzte eine Haus- wand ein, doch sind Menschenleben nicht zu beklagen. Die Wolga über die User getreten. Moskau , 13. Juli. (Mtb.) Wie aus Nifchninowgorod gemeldet wird, haben die Regengüsse die Wolga derartig anschwellen lassen, daß sie weit aber ihre Ufer getreten ist. Einig- Dörfer und das Städtchen Jukjanow wurde o o l l st ä ii- d i g überschwemmt. Der Fluß hat eine Breite von fast 6 Kilometer. Die Opfer des Erdbebens in Palästina. Jerusalem , 13. Juli. Nach dem amtlichen Bericht über das Erdbeben in Palästina und Transjordanien haben in Palästina 233 Personen den Tod gesunden, während 3S6 schwer und ?75 leicht verletzt wurden. Die �ahl der schwer beschädigten Häuser im ganzen Land wird auf 1333 geschätzt. In Transjordanien zählt man 3 7 Tote und 132 Berletzte.

poincares Stellung. Bleibt er bis zu de« Neuwahlen?Inflation oder Wirtschaftskrise?" (Bon unserem französischen Mitarbeiter.) Paris , 18. Juli. Rascher hat selten ein Ministerpräsident seine rebellions- süchtige Mehrheit wieder zur unterwürfigen Gehorsamkeit gezwungen, als Raymond Poincar� in den beiden letzten Tagen der parlamentarischen Session vor den Sommerferien. Weil er seit Monaten nichts getan hatte, um die Wahl- reform zu verhindern, weil er darauf verzichtete, die Autorität feiner Person und seines Amtes in die Wagschale zu werfen, als es zu den entscheidenden Diskussionen und Abstimmungen darüber kam, weil er den radikalsozialistischen Innenminister Albert Sarraut machen ließ, was er wollte, um die Wieder- einführung des Kreiswahlrechts zu sichern, hatte sich im Lager des Nationalen Blocks eine so tiefgehende Unzufrieden- heil gegen ihn angesammelt, daß der parlamentarische Orkan unvermeidlich erschien und ernsthafte Menschen anfingen, sich über die bevorstehende Ministerkrise zu unterhalten. Poincarch dem all das rasch zu Ohren kam, ließ sich dadurch nicht aus dem Finanzturm herausholen, in dem er sich während der ganzen Wahl reformdebalte eingeschlossen hielt. Reibet, der einst, unter dem Nationalen Block, einer seiner Minister war, konnte auf der Kammertribüne die bösesten Drohungen ausstoßen, die lautesten patriotischen Posaunen zur Hilfe holen, um den Ministerpräsidenten in die Kammer zu locken: der blieb unerbittlich und kam erst, als eine die Finan- zen berührende Frage zu erledigen war, die Gehalts- e r h ö h u n g für die Beamten. Wir werden ja schon sehen, ob die Gemäßigten und die Rechte wirklich Lust hat, mich zu stürzen: wenn sie's mögen, sollen sie's tun," hatte er seinen Vertrauten erklärt. Und ungefähr im selben Stil wiederholte er es vor der Kammer, die während seiner großen Rede am letzten Sessionstag einen gar wunderlichen Anblick bot. Die Rechte und die Mitte schienen A n st zu haben, Herr Poincars könnte ernsthaste Lust haben, sich von der schweren Last der Ministerpräsident- schaft zu befreien, wie es gewisse Gerüchte behauptet hatten, die PoincarS Unnachgiebigkeit in der Frage der rückwirkenden Kraft der Beamtengehaltserhöhung auf seinen Wunsch zurück- führten, zur Demission gezwungen zu werden, da er nicht mehr an den Erfolg seiner F i n an z p o l i t i k glaube.... Und so schien mit einem Schlag aller Zorn, den die Rechte und die Mitte Pzincar6 gegenüber gezeigt hatten, verraucht. Mit derselben Sturmeseile, mit der die Krisenwolken am Parla- mentshimmel aufgetaucht waren, verschwanden sie auch wieder. Im Augenblick, in dem die Kammer in Ferien ging, konnte man keinen Satz in den Wandelgängen öfter hören, als Jetzt bleibt er bis zu den Neuwahlen im nach st en Iah r."... Das ist nun zwar nicht ganz sicher aber es ist unbestreitbar, daß, nachdem die Wahlreform zur Annahme gelangen konnte, ohne daß es deshalb zu einer Regierungskrise gekommen ist, die Stellung des Kabinetts Poincar«- viel stärker ist, als zuvor. Mehr als je hängt jetzt seine ZukunftvomFran- k e n ab. Das Problem der Stabilisierung und die damit in engster Weise zusammenhängende Frage der W i r t s ch a f t s- läge werden in den Ferien und im Herbst entscheidend, in den Bordergrund treten. Ob Poincaräs Finanzwerk seiner logischen Krönung ent- oegenreift, der gesetzlichen Stabilisierung, ob es wieder zu- fammenbrechen könnte, ob die wirtschaftliche S t a- g n a t i o n, in der man gegenwärtig steckt, sich ohne schwerere Krise überwinden lassen werde, oder ob man ärgeren Zeiten entgegengehe, das find die Dinge, die jetzt schon, hinter den Kulissen, viel eifriger, viel leidenschaftlicher und mit viel größerer Sorge, als es in der Presse zum Ausdruck kommt, diskutiert werden. In der glänzenden Rede, in der, im Namen der soziali- stischen Fraktion. Genosse Leon Blum zum Schlüsse der Session die Bilanz des ersten Jahres der gegenwärtigen Poincar�-Regierung zog, hat der sozialistische Führer mit vor- büdlicher Objektivität gewisse Erfolge der Poincarsschen Finanzpolitik hervorgehoben und gerühmt; er hat aber auch mit stärkstem Nachdruck daraus hingewiesen, daß es Poincarä nochnichtgelungen sei, Frankreich aus dem gefährlichen Dilemma zu befreien:Inflation oder Wirt- f ch a f t s t r i se." Bon der Antwort, die die Entwicklung innerbalb der nächsten Monate auf diese Schicksalsfrage geben wird, hängt die Zukunft des Kabinetts Poincars ab. Einstweilen hat sich dessen Lage b e f e st i g t, aber der Ministerpräsident ist der letzte, der sich im unklaren darüber wäre, daß sie es nur bleiben wird in dem Maß, in dem die französische Währung weder steigen noch sinken wird.

tzakenkreuzler-Nemfall. Göbbels provoziert Zwischenfälle in Augsburg . Augsburg . 13. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Eine üble Er- fahrung mußte der bekannte Provokateur der hatenkreuzler, der ob seiner Aufreizung zu Gcroalttätlgkeiien in der Mark Brandenburg nicht mehr reden darf, am Sonnabend in Augsburg machen. Er war hier zu einer Bersammlung«ingetroffen und hatte, als die Ehrenkompagnie" der hakenkreuzler ihn zur Versammlung abholte, eben erfahren, daß im Gastraum des von ihm als Absteigequartier gewählten Hauses der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Simon- Schwaben als Gast anwesend war. Im Vertrauen auf die Anwesenheit derChrenkompagnie" stürzt« G ö b b e l mit einem Halbdutzend seiner Anhänger in das Lokal, um Simon in rüpelhafter Weise zu belästigen. Er chatte jedoch die Rechnung ohne den Wirt gemacht: denn während Simon sich die Belästigung in entschiedener Weise verbat, erschien der auf den Vorgang aufmerksam geworden« Wirt, packte den Kakeeler am Kragen und beförderte ihn eigenhändig an die frische Lust angesichts der zur Ehrung Dr. Göbbels erschienenen Ehrenkompagni«. Es ist bezeichnend, daß der den Ausmarsch überwachende Polizei- leutnant nicht im Lokal erschien, als Göbbel mit seinen Be- gleitern zum Zwecke der Ruhestörung in das Lokal eingedrungen war. sondern erst später, um dem Wirt Vorhalte zu machen!_ Söcco und vanzetti haben den Hungerstreik begonnen. Sie wollen lieber Hungers sterben, als sich der Hinrichtung aussetzen. Die Vernehmungen der Zeugen gehen weiter. Die kommunistischen Abgeordneten Cachin, Doriot und Marly. die sich heute zur Verbüßung ihrer Gefängnisstrafe melden sollten. .haben sich bis 6 UHr abends noch»lch t

die»Republik üer Kinüer". Im Zeltlager der Kinderfreitnde bei Kiel. kiel, 13, Juli,(Eigener Drahtbericht.) Auf der Wiese, auf der das Zeltlager der Kinder- r e p u b l i k aufgebaut ist, herrscht ein buntes Treiben.Dorf- gemeinschatten" halten die Verbindung zwischen den einzelnen Zelten und der Lagerleitung ausrecht, sorgen dafür, daß die Zeltbewohner sich die Arbeit untereinander erleichtern und Geselligkeit pflegen, aber auch, daß dies« dörfliche Abgeschiedenheit nicht zum Par- tikularismus führt. Das Berliner Dorf, dem Leipzig ange- schlössen ist, umfaßt 2? Zelte mit etwa 3S3 Bewohnern Die Zelte sind im Kreis« ausgestellt, so daß die Zlusgänge sämtlich auf denDorsplatz" führen, der für Spiele und Beratungen frei- gehalten wird. Jede Zeltgemeinschaft steht unter der Führung eines verantwortlichen Helfers, der dafür sorgt, daß die Glieder der Ge- meinschast nicht auseinanderlaufen und die Kinder sich nicht verirren. Der Gemeinschastsgedankc ist der lliesenskern der Kinderfreundebewegung. Er kommt auch hier in roller Reinheit zur Geltung. Die Kinder sind zur Erholung hier, ober sie lernen auch, sich systematisch in die notwendige Ordnung«inzufügen und selbst für diese Ordnunz mitzusorgen. So stellt jeden Tag ein? andere Darf- gemeinschaft die Hilfskräfte für den K ü ch e n d i e n st: die einen zum Kartoffelschälen, die anderen zun, Transport der Essen- kübel von der Küche über den weiten Platz zu den einzelnen Dörfern. Innerhalb dieser Dörfer wird dann die weitere Ausgabe von den D o r f b ü r g e r in e i st e r n" in die Zelthanshaltungen besorgt. So- weit man bei b-m kurzen Aufenthalt bisher beobachten konnte, klappt die Organisation vortrefflich. Die Kieler Genossen, in Verbindung mit dem Konsumverein, haben das Menschenmöglichste geleistet, um den reibungslosen Verlauf dieses nach mehr als einer Richtung inter - essanten Experimentes zu g-wahrleisten. Es sei nicht verschwiegen, daß auch die Reichsmarine das Ganze unterstützte. Sie hat nickst nur die Dampfer gestellt, aus denen die Kinder am Sonntag von Kiel noch Fricdrichsort befördert wurden, sie hat außerdem eine Anzahl Gulaschiononen" zur Verfügung gestellt, um die schon vorhanden« umfangreiche Kücheneinrichtung zur Versorgung von mehr als 2333 Menschlein noch arbeitefähiger zu machen. Die einzelnen Zelte zeugen von der Liebe ihrer Bewohner zu der tragenden Idee und von der Sorgsalt, die die Genossen und Genossinnen aui die A u s- st a t t u n g gelegt haben. Einige haben interessante Systeme er- sunden, um den längeren Ausenthalt in diesem Kamp so angenehm wie nur möglich zu machen. Während die meisten Zslthaushalte einfache Strohschütten als Schlafvnterlage benützen, haben ander« durch sauber genähte keilförmig geschrägte St roh sacke für größere Dauerhaftigkeit ihrer Lagerstätten gesargt. Wieder andere lzaben sich Schränke aus Kiste» gezimmert, die gleichzeilig Tisch und Schrank darstellen. Viele haben gleichzeitig den sinn- vollen Gedanken ausgeführt, die Mittelstange des Zeltes, die das Ganze trögt, mit einem runden Tisch und einem Kleidenrechen Zu versehen. Trotzdem herrscht fast in jedem Zelte eine bedrückende Enge, denn Strohsäcke und Rucksäcke füllen neben dem notwendigen Eßgerät die Zelte vollständig. So ist die Bewohnersck)ast schon aus inneren" Gründen genötigt, den größten Teil des Tages außer- halb ihrer Wohnräum« zuzubringen. Der Aufentlialt draußen ist allerdings bei dem herrlichen Wetter, das den Beginn dieses-Ferien- lagers begünstigt«, auch vielfach verlockender. Die Kinderrepubli- kaner lausen im Badekostüin oder im Turnanzug umher, spielen undarbeiten" in ihnen mit erfreulicher Ausdauer. Die Luft ist für diese Großstodtproletarierkinder so anregend, daß die meisten von ihnen einen ausgiebigen Appetit entwickeln. Die ersten Nächte im Zelllogcr sind den Kindern augenscheinlich gut bekommen: sie sind früh schon vor sechs Uhr wach, während sie erst um S Uhr offiziell ihr Tage- werk beginnen sollen. Gleich nach dem Ausstehen marschieren sie zeit- und dorfgruppenweise an den Strand, etwa eine Viertelstunde entfernt. Dort wird im Salzwasser der Ostsee die erste Morgen- wüsche vorgenommen. Der Marsch und das ungewohnte Seebad war für viele neu, aber gerade deshalb erregt es doppelte Freude. Das Zeltlager dieser Kinderrepublik macht rein äußerlich schon einen außerordentlich packenden Eindruck, der durch den weiteren Ausbau der inneren Organisation zweifellos noch verstärkt wird. Wenn wir erwähnen, daß selbstverständlich auch für Erkrankung?- sälle vorgesorgt ist zwei Aerzt« und mehrere Sani- t ä t e r verrichten dauernd Dienst so können wir sagen, daß der Versuch, diesen Massen von Proletarierkindern in der frischen Luft an der Ostsee unter eigener Berantworwng und Verwaltung ihrer Organisatian in einem Ferienlager auf vier Wochen zu vereinen, aa jchr glücklicher Gedanke war, lieber jeme Durchführung wird

noch manches zu berichten fein, wenn einige Zeit ins Land gegangen ist. Die ersten Eindrücke, die wir gewinnen konnten, sind die denk- bar besten. Allen Genossen und Genossinnen, die in wochenlanger Vorarbeit den Kindern aus ihren Ortsgruppen dieses Erlebnis ermöglichten, mag das glückliche Gelingen des begonnenen Werkes den besten Lohn für ihre Mühe bereiten.

fib üurch die Entlüftungskiappe. Ein Unterfnchungsgefangener ausgebrochen. Ein tollkühnes Stückchen leistete sich gestern ein zurzeit in Unter- suchungshast befindlicher Zigeuner Joseph Weihrauch im Kriminalgericht Moabit. Weihraiich, ein Mann van etwa 2.? Jahren, war Spezialist in Ladenkassendieb st ählen, die er in einer ganzen Reihe von Fällen begangen hat. Die Ermittlungen gegen ihn waren jedoch außerordentlich schwierig, weil er an den verschiedensten Orten innner wieder unter anderem Nani-ngcarbeitet" hat. Um ihn zu über- führen, waren deshalb fortgesetzte Gegenüberstellungen mit zahlreichen Zeugen notwendig. Gestern nachmittag wurde er wieder zu diesem Zweck dem Unerluchungsrichier vorgeführt und dann nach einer khegenüberstellunss vorläufig in bei» Bemehmungszimmer für Unter­suchungsgefangene, das im Hochparterre liegt, untergebracht. Dieser Raum wird unter Verschluß gehalten und hat vergitterte Fenster. Als man Weihrauch nach einiger Zeit wieder abholen wollte, fand man da« Zimmer zur größt.-n Ueberraschung leer. Der Zigeuner hatte mit irgendeinem Werkzeug, das er heiinlich bei sich getragen haben muß, die über dem Fenstergitter eingelassene nicht vergitterte Entlüftungsklappe geöffnet, sich dann durch diese Oeffnung hindurchgezwängt und ist dann schließlich ans dieser gefährlichen Stellung etwa 8 bis 13 Meter tief auf den Hof gesprungen, allem Anschein nach ohne irgendwelchen Schaden zu nehmen. Vom Hof aus ist er dann wahrscheinlich durch einen 5er Ausgänge des Gerichts- gebäudes ungehindert entkommen. Alle Nachforschungen nach ihm im Gebäude selbst, wo man ihn zuerst versteckt glaubte, blieben erfolglos. & Die Kindesleiche im Koffer. Einen grausigen Fund»rächte gestern abend der Führer eines Straßenbahn wogen- der Linie S7, als er in Wilmersdorf in das Depot fahren wollt«. Auf der vorderen Plattform entdeckte er einen kleinen braunen Hand- koffer, den ein Fahrgast anscheinend vergessen hotte. Er sah nach, was er enthielt, um den Eigentümer vielleicht feststellen zu können und entdeckte in dem Koffer zu seinem Schrecken die Leiche eines neugeborenen Kindes, die in eine braun« Wachs- tuchdainenjacke eingewickelt war. Der Fund wurde der Leichenhall? in Wilmersdorf zugeführt, hier wirb erst die Obduktion ergeben, ob das Kind eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Bei dem starken Verkehr kann der Fahrer nicht mehr sagen, wo der Fahrgast mit dem Kosser aufgestiegen ist und ob es eine Frau oder ein Mann war. Die polizeiliche» Nachforschungen wurden eingeleitet. Vorbereitungen zurGrünen Woche ISS8". Große Ereignisse Wersen ihren Schatten voraus. Das gitt auch für dieGrüne Woche ", die, so gegensätzlicher Natur sie auch in ihren geistigen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Reichshaupsstadt sein mag, es sich nirgends wohler sein läßt als gerade in Berlin . Aber auch die Berliner bringen ihr eine ungeteilte Liebe entgegen, wie ans einem Vortrag hervorging, den der Leiter derGrünen Woche", v. hake, zu propagandistischen Zwecken in der Funkhalle am Kaiserdamm der Presse hielt. Cr meinte, der großstädtischen Be- völkerung mühte gezeigt werde», welch wesentlichen Faktor die deutsch « Landwirtschaft mit ihren vielseitigen Zweigbetrieben im deutschen Wirtschaftsleben darstellt. DieGrünen Wochen" sollen also für Berlin ständige Einrichtung im Frühjahr jeden Jahres werden. Wir wollen dem Sprecher an dieser Stelle nicht politisch erwidern. Der Segen, der der Landwirtschaft zuteil wird, wirkt sich be! den Berliner Konsumenten in hohen Preisen aus. Für die Konsumenten würde das Interesse bestimmt noch größer sein, wenn sich die Landwirtschast bei solcher Gelegenheit auch mit der Organisation der Zusuhr befassen würde, um die ver- teuernden Zwischengewinne herabzusetzen. Immerhin hören wir gern, was man uns 1328 zeigen will. Es gibt zwei SonderausstellungenKartoffeln" undMilch". Die letztere, eine gemeinnützige Ausstellung, sollRiindgang von der Kuh bis zum Doushalt" heißen. Dann gibt esDie Elektrizität in der Landwirt- schaft",Die historische Entwicklung des deutschen Wäidwerts", eine Hundeausstellung, eine ländliche Hauswirtschaft mit der Sonder- ausstellungSchlachtbetrieb aus dem Lande". Schließlich noch eine Propaganda-Ausstellung:Deutsche landwirtschaftliche Erzeugnisse": alles Dinge, für die der Großstädter außerordentliches Interesse ha:, weil«r am wenigsteu. darüber mitzurede» Hat,