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Heimwehren und Eisenbahner in Tirol.

Wie die Wiederaufnahme des Dienstes erfolgte.

besondere Italien  , am meisten dazu beigetragen. Die Wiener   Auf­standsbewegung sei eine rein in nere österreichische Angelegenheit. Aber plötzlich mische sich das faschistische Italien   ein und drohe mit einer Invasion, falls die Ruhe nicht wieder hergestellt werde. Bon allen Seiten rufe man: Kein Anschluß! Keine Revolution! und erinnere dié Desterreicher daran, daß sie wirtschaftlich von den Groß­mächten abhingen. Das faschistische Italien   gehe noch weiter, es mische fich nicht nur in die österreichische Souveränität, widersetze sich nicht nur dem Anschluß, sondern lege jogar sein Beto gegen den Donau- Zollverein ein. Könne man sich da wundern," schließt das Blatt, wenn sich Desterreich dem deutschen   Einheitsstaat zumende, als dem einzigen Mittel, sich gegen das faschistische Italien   und andere reaktionäre Staaten zu schützen."

r. bn. Wien  , 19. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Aus Inns­brud wird berichtet: Die Heimwehren in Tirol haften den Innsbrucker Bahnhof besetzt. Die Eisenbahner hatten er­klärt, erst dann den Betrieb wieder aufzunehmen, wenn die Gen­darmerie und das Militär, sowie die Heimwehr   vom Bahnhof ab= gezogen seien. In der Nacht vom Montag auf Dienstag wurde nun mit dem Bundesbahndirektor vereinbart, daß die Heimwehr um 7 Uhr morgens aus dem Innsbrucker Bahnhof ab marschieren werde und daß dann der Verkehr aufgenommen würde. ll m 8 Uhr früh mar aber diese Besetzung nocy nicht aufge: hoben, worauf die Streifleiter durchsetzten, daß die Heimwehr­leute und Gendarmerie vom Nordende des Bahnhofes ab ziehen und daß die Eisenbahner beim Südende des Bahn­hofes einziehen werden. Nun wurden die Gendarmerieposten zurückgezogen. Die Polizei nahm ihren normalen Dienst wieder auf und die eigenartige Besetzung zog beim Nordende des Bahnhofes hinaus. Gleichzeitig zogen die Verkehrsarbeiter vom ausgesprochen. Partei- und Gewerkschaftsheim, dem Hotel ,, Sonne  ", in Viererreihen

Die Anteilnahme des JGB.

Die Gewerkschaftsinternationale hat der österreichischen Gewerkschaftstommission wie uns aus Amsterdam  gemeldet wird telegraphisch   die Anteilnahme der inter­  

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nationalen Arbeiterschaft an dem Kampf der öfterreichischen Arbetter

unter gewaltiger Beteiligung der Bevölkerung zum Südende des Broquevilles Vorstoß und Abfuhr.

Bahnhofes. Nach einer kurzen Ansprache des mit der Streif­leitung beauftragten Genossen wurde der Dienst wieder auf­genommen.

Auch an den anderen Nordtiroler   Bahnhöfen, die die christlich soziale Landesregierung hatte bejegen lassen, wurden die Gen­darmerie und die Heimwehren zurückgezogen; erst dann wurde der Dienst wieder aufgenommen. Die Landesregierung hatte noch gestern vormittag erklärt, daß sie die Besetzung erst zurückziehen werde, wenn der Betrieb aufgenommen sei. Auch in einigen kleineren Orten, wo ein paar bäuerliche Viehhändler die Kommandanten spielen zu können glaubten, wurden die Heimwehrleute von den Eisenbahnern aus den Bahnhöfen einfach verjagt. Mit der Niederringung der Eisenbahner, die die christlich- sozialen Wehrleute in Nordtirol   bereits sicher glaubten durchsetzen zu können, haben sich diese bloß eine gewaltige Blamage zugezogen. Auch in Steiermart mußten die Heimwehren abziehen.

Der deutsch  - belgische Notenwechsel veröffentlicht.

Das belgische Memorandum vom 14. Juli als Antwort auf die deutsche Beschwerde gegen die Rede des belgischen Kriegs. ministers de Broqueville vom 6. Juli im Senat ist jetzt ver­öffentlicht worden. Gleichzeitig wird der Wortlaut der deutschen  Antwort vom 19. Juli auf dieses Memorandum bekannt gegeben. Aus diesem Schriftwechsel ergibt sich, daß der belgische Kriegs­minister seine Anschuldigungen gegen die deutsche   Reichswehr   auf sehr schwacher Grundlage aufgebaut hatte. Die deutsche Antwort stellt fest, daß die Entlassungen aus der Reichswehr   sich durchaus im Rahmen der Vereinbarungen mit der Botschafterfonferenz halten und sich sogar unter der in Versailles   zugelassenen Zahl bewegen. Typisch ist u. a. die Berufung Broquevilles auf eine Aeußerung des demokratischen Reichstagsabgeordneten Rönneburg  , aus der er schließen wollte, daß Deutschland   15 000 Mann jährlich aus der Reichswehr   entlasse. Dabei hatte Rönneburg   lediglich von 15 000 bis Der Streit um den Wiederaufbau des Justizpalastes. 20 000 Versorgungsanwärtern gesprochen, die seit Jahren auf r. bn. Wien  , 19. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) zivile Anstellung warten. Die Frage des Wiederaufbaus des Justiz­hat offiziös mitgeteilt, daß der Wiederaufbau wahrscheinlich erfolgen werde. Der Justizpalast ist nämlich Bundeseigentum. Die Stadt Wien   übt aber die Baupolizei aus und diese drängt auf schleunige Beseitigung der Gefahren, die der Umgebung des Gebäudes durch Einsturzgefahr sowie durch Losreißung von Baltonen oder anderen Bestandteilen drohen, wenn ein stärkerer Wind einfegen würde. Die Christlichsozialen möchten aber be­greiflicherweise die Brandruinen noch recht lange aus agitatori schen Gründen zur Schau stellen können. Die Gemeinde Wien  als Baupolizeibehörde dürfte jedoch diesem Beginnen energisch ent­gegentreten, wenn es wirklich versucht werden sollte. Es wäre das übrigens nicht der erste Fall eines Konflikts zwischen der sozial­demokratischen Verwaltung der Stadt Wien   und der rechtsbürger­lichen Bundesregierung. Es gibt vielmehr von Zeit zu Zeit immer mieder Reibereien verwaltungsrechtlicher Natur, unter denen sich der große politische Gegensatz verbirgt.

Pariser Kommentare.

dss Baris, 19. Juli( Eig. Drahtbericht.) Der nach Bien entsandte Sonderberichterstatter des Infranfigeant" meldet seinem Blatte, man habe den unverkennbaren Eindruck, daß die Regierung Seipel schwach und zögernd jei. Seit wäre Herr der Lage, wenn er mollte; aber er verhandle, da er die Ueber­zeugung habe, daß mur der Kommunismus von einer Fort­segung der Unruhen profitieren würde.

Der sozialistische Soir" wirft die Frage auf, welche politischen Folgen die Aufstandsbewegung haben tönne. Seit drei Tagen spreche man in der Preise nur vom Anschluß. Wenn der Anschluß komine, so hätten jedenfails die reaktionären Mächte um Desterreich, ins­

Aus Liebermanns Leben.

Zum heutigen 80. Geburtstage des Künstlers.

Ueber Mag Liebermanus Lebenswert haben wir jüngst gelegent. lich der Eröffnung der Liebermann- Ausstellung in der Akademie der Künfte ausführlich berichtet.

Bon entscheidendem Einfluß auf den Lebenslauf Liebermanns war ein Bild, das die damals gefeierte Malerin Bolkmar von der Mutter Liebermanns malte. Er war in dem Atelier der Malerin in der Französischen Straße, wohin Liebermann   seine Mutter be­gleitete. Als ihm das Zusehen zu langweilig murde, nahm er einen Bleistift und ein Blatt Papier   und zeichnete selbst seine Mutter. Dieses Bild wurde so ähnlich, daß die Malerin die Mutter bat, ihren Sohn Maler werden zu lassen und ihn Mittwochs und Sonnabends am Nachmittag, wo der junge Liebermann feine Schule hatte, ins Atelier des Malers Steffect zu schicken. Dies war 1863. Aus feinem Unterricht bei Steffect erzählt Liebermann   folgendes in seinen Steffect- Erinnerungen: Jch tam als Sefundaner zu Steffed, 1863 oder 1864, um Mittwochs und Sonnabends nachmittags bei ihm zu zeichnen. Nachdem ich 1866 das Abiturienteneramen gemacht hatte, frat ich in sein Schüleratelier ein, um Maler zu werden. Die Hoch­schule für bildende Kunst, die damals Akademie hieß, war sehr ver­fumpft und freute sich feines besonderen Renommees. Desto mehr Zuspruch hatte Steffed. Routine und Schid maren ihm ein Greuel, ebenso wie die gewerbsmäßige Ralligraphie, die damals auf den Akademien gelehrt wurde. Richtig zeichnen lernen, das übrige war ihm Setuba. Besser als in den großen Maschinen, wie Albrecht Achill" oder Die Schlacht. von Königgräg", erscheint Steffects Talent in den unzähligen Pferde- und Hundebildern fleineren Formats, am schönsten aber in feinen Pferde- und Reiterporträts, die er zu 6 Friedrichsdor das Stück und gewöhnlich a la prima in einer Sigung heruntermalte und die die glücklichen Befiger oft noch naß mit nach Hause nehmen konnten. Außer Franz Krüger   verstand wohl keiner ein Pferd so gut wie Steffect. Bevor er den Gaul malte, ließ er ihn sich in dem fleinen Garten hinter seinem Atelier Dorreiten ach! wie oft und wie gern hab ich's getan um seine Gangart fennenzulernen. Mit wunderbarer Sicherheit und mit photographischer Treue mußte er sie nachher wiederzugeben. Sein Sinn für Zeichnung war eminent: wie jedes wahrhaft fünstlerische Zeichnen beruhte er auf dem Gefühl für richtig und groß gesehene Berhältnisse. Es wäre lächerlich, von Steffed in Superlativen zu reden. Aber er war ein ganzer Mensch und ein echter Künstler, der sein Handwerk ehrte, und darum sollte auch ihn das Handwerk ehren. Nehmt alles nur in allem: Steffed war ein famoser Kerl."

In Berliner   Künstlerkreisen erzählt man fich eine entzückende Anekdote, wie unserem Mar Liebermann der Rat gegeben wurde, Maler zu werden. Liebermann hielt sich bekanntlich zur Sommerzeit des öfteren in einem fleinen Badeort Hollands   auf, wo er mannig faltige Studien trieb. Hier lernte er eine junge Dame vom Rhein  fennen, mit der er des öfteren plauderte, ohne daß sie, mie alle anderen Badegäste, wußte. mer ihr Partner sei. Im Laufe des Gesprächs teilte sie ihm auch mit, daß sie ein bißchen male und daß sie des Bormittags am Strande mit ihren Stizzen beschäftigt sei. Liebermann hatte mit Recht vor den Dilettanten und Dilettantinnen

Was die Vorwürfe über die verhältnismäßig hohen Kosten der Reichswehr   betrifft, erklärt die deutsche Note, daß sie von der Reichsregierung am meisten bedauert würden, fie feien auf das in Bersailles aufgezwungene System des Berufsheeres zurückzuführen, auf die Zerstörung der alten Rüstungsfabriken, für die auf Verlangen der Alliierten neue errichtet werden mußten, die fonkurrenzlos arbeiten, und schließlich auf die allgemeine Geldentwertung. Deshalb feien Bergleiche mit 1913 unangebracht und die Steigerung ven 1924 bis 1927 ergebe sich daraus, daß 1924 ein Notetat aufgestellt wurde, das auf die Dauer nicht aufrecht zu erhalten gewesen sei. wurde, das auf die Dauer nicht aufrecht zu erhalten gewesen sei.

Die deutsche Antwort schließt mit den Worten: 3usammenfassend muß hiernach festgestellt werden, daß die Nachrichten, auf die sich Herr de Broqueville beruft, jeder Grundlage entbehren. Sie stehen mit dem offenfun­digen Sachverhalt und überdies auch mit den Feststellungen der Interalliierten Militärkontrollfommission und der. Botschafterton­ferenz in direktem Widerspruch. Die deutsche Regierung muß es auf das lebhaftefte bedauern, daß Herr Broqueville sie trohdem öffentlich vor dem Parlament verwertet und damit ganz allge­meine schwere Berdächtigungen Deutschlands   verbunden hat. Es ist geradezu absurd, ein Cand, das bis zur Wehrloligfeit abge. rüftet ist, in der von Herrn de Broqueville beliebten Weise mili­tärisch als eine Gefahr hinzustellen, die zu befonderen Rüffungs­maßnahmen zwänge. Die deutsche Regierung muß hiergegen auf das entschiedenste Verwahrung einlegen. Sie muß dies um so mehr, als die Verdächtigungen von dem Wehrminister eines Staats ausgehen, dessen Beziehungen zu Deutschland   durch die Verträge von Locarno   und den Bolter bundspatt auf die Grundlage des Friedens und der ver= trauensvollen Verständigung gestellt worden sind." Aus Brüssel   wird gemeldet, daß Belgien   auf die deutsche Note nochmals geantwortet hat.

in der Malerei einen heillosen Respekt. In der Abgeschiedenheit des Badeortes aber brachte er den Studien seiner Reisegefährtin gewiffes Interesse entgegen und bat die Dame, die in Gesellschaft ihres Baters war, ihre Skizzen einmal besichtigen zu dürfen. Dies wurde ihm gern gestattet. Am nächsten Morgen begab sich nun Liebermann mit dem Bater der jungen Dame an den Ort, wo die Künstlerin, mit einer großen weißen Malschürze angetan, Binsel und Balette in der Hand, den Reiz der holländischen Landschaft auf der Leinwand festzuhalten eifrig bemüht war. Liebermann freute sich, feststellen zu fönnen, daß die junge Dame offenbar Talent habe und machte ihr sein Rompliment. Zugleich erwachte in ihm der Maler, und er machte seine Kollegin auf einige Kleinigkeiten aufmerksam, deren Aenderung sehr zum Vorteile des Bildes beitragen würden. Als die Malerin aber die Aenderungen nicht nach seinem Wunsch ausführte, erbat er fich den Pinsel, um selbst Hand ans Werk zu legen. Die Malerin schaute nun andächtig zu, wie dieser nicht mehr ganz junge auf fie hielt ihn für einen Berliner   Kaufmann mit einigen Pinselstrichen ihrem Bilde einen ganz anderen Charakter verlieh. Nun war es an ihr, ihm zu sagen, daß er offenbar viel mehr Talent zum Malen habe als sie, und ihr Vater stimmte in das Lob ein. Endlich brach die junge Dame in die Worte aus: Ich glaube, an Ihnen ist ein Maler verloren gegangen. Sie müßten eigentlich noch jekt Maler merden."- ,, Dafür ist es jeht wohl schon für mich zu spät", antwortete Mar Liebermann. Ich werde lieber meinem Berufe treu bleiben." Kurze Zeit darauf entdeckte die junge Dame

mann"

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diesen wahren Beruf ihres Reisegefährten, als sie ihn zufällig bei seinen Malstudien überraschte. Sie erfuhr auch, mer er fei, und freute sich, daß sie ihm einen so guten Rat gegeben hatte, den Liebermann bereits vor 40 Jahren befolgt hatte.

Ciebermann- Ehrung durch die Berliner   Künstlerschaft. Das Kartell der Verbände bildender Künstler Berlins   überreichte Mar Liebermann zu seinem 80. Geburtstag eine fünstlerisch ausgeführte Glückwunschodrejse. Ursprünglich war erwogen worden, ihm zu Ehren einen Saal in dem vom Kartell verwalteten Landesaus ſtellungsgebäude Liebermann- Saal" zu nennen; man hat jedoch mit Rücksicht auf den wenig repräsentativen Charakter des Ge bäudes, das überdies nur noch als Notbehelf für wenige Jahre gelten kann, davon abgesehen. Die Berliner   Künstlerschaft hofft jedoch, im Laufe der nächsten Jahre zur Errichtung eines neuen würdigen Ausstellungsgebäudes zu gelangen, das alsdann nach Liebermann benannt werden soll.

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Ein Neubau für die Staatliche Musikhochschule. Die den Er­fordernissen der Neuzeit räumlich und technisch nicht mehr ent­sprechende Staatliche Hochschule für Mufit macht einen Neubau er forderlich. Das Gleiche gilt von der Staatlichen Akademie für Kirchenmufit. Der preußische Staat hat sich daher zur Errichtung einer neuen modernen Musikhochschule und einer neuen Akademie für Kirchenmufit entschloffen. Diese beiden Institute sollen wie eine Korrespondenz erfährt in Charlottenburg   auf dem freien Gelände in der Spandauer Straße gegenüber dem Friedrich Karl- Platz erstehen. Das Gelände gehörte früher der preußischen Kronverwaltung und ist durch den Ab findungsvertrag an den Freistaat Preußen   übergegangen. Die neue

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Die Hankau- Regierung gestürzt? Verhaftung durch Tschiangkaischek Generäle.

Angebliche Bestätigung in Moskau  .

Riga  , 19. Juli.  ( TU.) Wie aus Moskau   gemeldet mice, findet eine Nachricht des Reuterbureaus über den Sturz der anfau- Regierung ihre Bestätigung. Die Minister wur­den durch Anhänger einer Gruppe von Generalen verhaftet, die auf Anregung des Marschalls Tschiangfaijchef vorgingen. Die chinesischen Banken befinden sich in den Händen der Aufstän­difchen. Lediglich die kommunistische Militärschule wird noch verteidigt. Der Waffenstillstand zwischen Tschiengtaischef and Tschangijolin wird amtlich bestätigt.

Plauen  .

das Urteil im Brozek Stresemann.

3um zmeiten Male ist vor Gericht in wochenlanger Ber­Rorruption und der Begünstigung eines angeb lichen Munitionsschiebers verhandelt worden. Dieser Borwurf wurde erhoben von einem deutschnationalen Rechtsanwalt und war gerichtet gegen den volkspartei­lichen Führer, den Reichsaußenminister Stresemann  . Zum zweiten Male ist der deutschnationale Rechtsanwalt Müller in Plauen   zu der höchftzulässigen Geldstrafe von 10 000 Mart verurteilt worden. Das Gericht hat wieder ein­mal bestätigt, daß die Vorwürfe auf Hirngespinsten beruhen und von einer Gefängnisstrafe nur abgesehen, weil es dem Angeklagten glaubte, daß er selbst an die Wahrheit seiner Behauptungen geglaubt habe.

handlung der Borwurf der parlamentarischen

Formell ist das Verfahren also ganz legal beendet worden. Es gewinnt politisches Interesse nur durch die beteiligten Personen. Es handelt sich hier um einen Teil des großen Verleumdungsfeldzuges, der sich gegen Republi­faner und solche Politiker richtete, die sich im Rahmen der Republit für eine Verständigungspolitik nach außen einsetzten. Es handelt sich um einen Ausschnitt aus der Hezkampagne, die mit gestohlen Atten betrieben, aus unbekannten Quellen finanziert, aber sicher von deutsch   nationaler Seite mit besonderer Wärme gefördert wurde. Der Haupt= geschäftsführer der Deutsch   nationalen Par­tei hat die gestohlenen Aften angetauft, aus denen die Knoll und Kußmann Material gegen sozialdemokratische Führer, aber auch gegen Stresemann   zu fischen hofften. Hinter dem alldeutschen Rechtsanwalt Müller in Plauen   ftand die ganze deutschnationale Partei, bereit, dem Führer der ihr befreun deten und flaffenmäßig verwandten Bolkspartei den Genic­fang zu versehen.

Die volksparteiliche Breffe beflagt sich heute darüber, daß das Plauener   Urteil in feinem Verhältnis zu der Schwere der Verleumdung stehe. Aber die gleiche volts­parteiliche Presse hat die Hege aus den gestohlenen Akten tapfer mit betrieben, als sie sich scheinbar nur gegen sozial­demokratische Führer richtete. Sie hat mader mitgeschmäht und ist erst entrüstet worden, als die Drecksprißer sich auch gegen Stresemann   richteten. Ihr Klagen über die mangelnde. Schärfe des Urteils von Plauen   kommt also reichlich per= spätet.

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Herr Stresemann aber steht an der Spize seiner Partei heute in engster Verbrüderung mit den Koalitionsgenoffen aus dem deutschnationalen Lager. Die Sippe, die die ge­stohlenen Akten bezahlte und die journalistischen Auswerter dafür marb, bildet heute mit der Bolfspartei ,, Regierungs­foalition". Die wirtschaftliche Interessengemeinschaft, die sich bei Zollwuchergesezen auswirkt, läßt die Schönheitsfehler. übersehen, die sich aus der Gemeinschaft mit den Förderern einer Lügenfampagne ergeben.

Hochschule für Musik   wird nach dem vorläufigen Projekt dreimal so groß wie die alte sein. Naturgemäß wird der Bau nach den modern­sten Erfahrungen ausgeführt; um die bestmögliche Afuftit zu schaffen, wird die Inneneinrichtung ganz in Holz gefaßt sein. Außerdem fommen neuzeitliche Isolierungsmethoden zur Anwendung, die schalldämpfend wirken und verhindern sollen, daß etwa gegenseitige Störungen durch gleichzeitiges Spielen erfolgen. Außer dem Haupt­gebäude werden mehrere Pavillons für die einzelnen Musikzweige errichtet. Die alte Musikhochschule in der Fasanenstraße wird den Instituten der technischen Hochschule angegliedert. Diese erfahren eine sehr erhebliche Erweiterung.

Einigung des deutschen   Schrifttums? Der Schußverband deuts scher Schriftsteller hat dem Verband deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten, dem Verband deutscher Erzähler und dem Reichsverband des deutschen   Schrifttums zusammen­Kartell lyrischer Autoren den Vorschlag gemacht, sich zu einem zuschließen.

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Beginn der Bayreuther Festspiele  . Im Bayreuther Festspiel­haus begannen am Dienstag unter stärkster Beteiligung aus ganz Deutschland   und dem Auslande die Jubiläums- Festspiele mit der Aufführung von Tristan und Isolde  ". Mittwoch wird der Parsi­ fal  " aufgeführt, der ebenso, wie die Eröffnungsvorstellung des ,, Tristan", seit langem völlig ausverkauft ist. Wiederholungen dieser beiden Opern finden statt am 28. Juli, 7., 11. und 19. August: Tristan und Isolde  " und am 29., 31. Juli, 8., 10. und 20. Auguft: " Parsifal  ". Für die 4 Opern des Ring" sind drei Aufführungen vorgesehen. 1. Aufführung: 22. Juli Rheingold", 23. Juli Die Balküre", 24. Juli Siegfried", 26. Juli ,, Götterdämmerung  ". Die zweite Aufführung folgt am 1., 2., 3. und 5. August und die dritte am 13., 14., 15. und 17. August. 3wischen Bayreuth und Nürnberg  , zugleich die Meistersinger"-Festspiele stattfinden, verkehrt während der Festspiele eine Reihe von Sonderzügen mit 1., 2. und 3. Klasse. Außerdem werden von Berlin  , Köln  , Breslau  , Dresden  und Leipzig   durchlaufende Wagen gefahren.

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Der Sieg des Autos über das Pferd. Da jedes Fuhrwerk, das in England neu in Gebrauch genommen wird, einer amtlichen Lizenz bedarf, ist aus der Statistit der Lizenzeinnahmen der fortschreitende Sieg des Autos über das Pferd zu erkennen. Nach einer Mitteilung des englischen Transportministeriums tamen aus Lizenzen und Steuern auf Kraftfahrzeuge in den ersten 5 Monaten d. J. rund 18 340 000 fund ein, von Pferdefuhrwerken dagegen nur 74.000 Pfund. Die Zahl der Lizenzen für Kraftfahrzeuge betrug am 1. 3 d. 3. 1 756 000, für Pferdefahrzeuge 95 682.

Die Bollsbühne wird in der Spielzeit 1927/28 an flaffischen Werten Goethes Egmont", von Shakespeare Macbeth", Der Widerspenstigen Zähmung  " Troilus und Ereisida" und Jbsens Beer Gynt in neuen nizenierungen bringen, mit Agnes Straub  , Liselotte Denera, Helene Beigel, Heimich George, Ernst Gronau   und Leo Neuß in den Hauptrollen.

Die bunie Stadt. Der Magistrat der Stadt Breslau   schreibt einen Wettbewerb aus, um Borlagen für die Bemalung der Häuser am Blücher­plaz zu gewinnen. Im Preisgericht befinden sich z. a. die Architekten Prof. Rabing und Prof. Scharoun  .