Schwarzer Sonntag auf dem Wasser.
Schwere Bootsunfälle.- Fünf Wassersportler ertrunken.
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Der gestrige Sonntag, der zwar einen fleinen Temperatursturz mit sich brachte, sonst aber bis in die Abendstunden hinein gegen 7 Uhr den traditionellen Wolkenbruch gab wechselndem Himmel trocken" blieb, hatte wieder viele Tausende von Ausflüglern in die Umgebung Berlins gelockt. Besonders die Wasserläufe und Seen waren trop des hohen Wellenganges von zahlreichen Motor, Segel- und Paddelbooten belebt. Auch die Freibäder erfreuten sich überall eines recht regen Zuspruches. Leider haben sich auf dem Wasser mehrere schwere Boots- und Badeunfälle ereignet, die zahlreiche Todesopfer gefordert haben.
Gegen 5 Uhr nachmittags tenterte auf der Havel zwischen Moorlate und der Glienicer Brücke ein mit drei Perjonen besettes Paddelboot. Auf die Hilferufe der verzweifelt mit den Wellen Kämpfenden, eilten Wassersportler hinzu. Infolge des starten Wellenganges gestalteten sich die Rettungsarbeiten äußerst schwierig. Es gelang leider nur eine Infassin, ein Fräulein Anna Dobeas, Neue Friedrich straße, zu bergen. Die beiden anderen Bootsinsassen, der Kaufmann Willi Hantschka und die 17jährige Frieda Schmoling aus der Neuen Friedrichstraße 72 maren inzwischen unter= gegangen. Die Leichen der Ertrunkenen konnten vom Reichswasserschutz bisher noch nicht geborgen werden.
Beim Angeln auf dem Heiligensee schlug das Paddelboot des 34jährigen Kaufmanns Walter Schulz aus der Müllerstraße 18 plöglich um. Sch. fand den Tod in den Wellen, obgleich Hilfe sofort zur Stelle war. Die Leiche wurde geborgen und beschlagnahmt. Ein schweres Paddelbootunglüc trug sich in den Sonntagnachmittagsstunden auf dem Zeuthener See bei Königswusterhausen zu. Ein mit zwei Personen besetztes Paddelboot, das von einem Motorboot in Schlepptau genommen war, schlug infolge der hohen Wellen voll Wasser und ging unter. Während ein Bootsinfaffe, eine Dame aus Zeuthen , nur unter großen Schwierigkeiten noch lebend geborgen werden konnte, fand ihr Begleiter, dessen Personalien noch unbekannt sind, den Tod. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden.
Beim Baden im Teltower Schiffahrtskanal ertrant gestern nach mittag der 23jährige Arbeiter Karl Timpe aus der Lantmißer Straße in Mariendorf . Unter der Eisenbahnunterführung MariendorfRossen wurden die Bekleidungsstüde des Berunglückten gefunden. Gegen 6 Uhr nachmittags wurde seine Leiche dicht bei der Unfallstelle geborgen.
Der Liebhaber als Fassadenkletterer.
Schüsse auf die Mutter der Freundin.
Ein aufregender Borfall spielte sich in der Nacht zum Sonntag gegen 3 Uhr in dem Hause Raschdorfstraße 104 zu Reinidendorf ab. Der 23jährige Kaufmann Kurt K. gab auf die 53jährige Witwe Lina N., der Mutter seiner Freundin, mehrere Schüffe ab und stürzte sich nach der Tat aus dem Fenster der im ersten Stodwer? gelegenen Wohnung auf die Straße hinab.
R. stieß bei seiner Werbung um die 18jährige Tochter Käte auf den Wiberſtand der Mutter. Um die Mutter seinen Wünschen gefügiger zu machen, drang er auf ganz ungewöhnliche Art in die Wohnung ein. Er ertlomm die Hausfassade bis zum ersten Stod wert und durchschlug das Fenster des Baltons. Frau N., die durch das Klirren der Fensterscheiben aufgewacht war,
ſtellte fich dem Eindringling entgegen, der auf fie mehrere Schüff abgab, von denen einer die Herzgegend traf. Als K. jah, was er angerichtet hatte, stürzte er sich durch das Stubenfenster auf Die Straße hinab, wo er immer verfekt liegen blieb. Die Angeschossene versuchte noch, K. von seinem Vorhaben abzuhalten und zog sich hierbei schwere Schnittwunden an den Händen zu. Frau N. wurde in das Reinickendorfer Krankenhaus übergeführt. Zum Glück besteht teine Lebensgefahr. K., der einen Beinund Beckenbruch davongetragen hat, wurde als Polizeigefangener in das Staatstrantenhaus gebracht.
Die mißhandelte Nichte. Bertagung des Prozesses Lang.
Heute morgen fand vor dem Amtsgericht Berlin- Mitte die Gerichtsverhandlung gegen das Ehepaar Lang statt, das angeklagt ist, ihre 16jährige Nichte Hedwig Schatte, die bei ihnen in Stellung war, fortgelegt förperlich mißhandelt zu haben. Der Angeklagte L. bestritt die ihm zur Last gelegten Mißhandlungen und erklärte, daß er seine Frau stets wegen der Mißhandlungen zur Rede gestellt habe. Frau 2. gab dagegen zu, die Kleine mit der Reitpeitsche und auch auf andere Weise mißhandelt zu haben. Da während ihrer Aussage der Verdacht auftauchte, daß die Beweggründe zur Mißhandlung nicht allein Liederlichkeit, Faulheit und andere Bergehen der Kleinen gewesen waren, sondern auch im Serualempfinden der Angeklagten zu suchen seien, so beschloß das Gericht, die Verhandlung zu vertagen und Frau 2. durch den anwesenden psychiatrischen Sachver ständigen, Sanitätsrat Dr. Leppmann, untersuchen zu lassen. Gleichzeitig erhielt der Sachverständige auch den Auftrag, die mißhandelte Hedwig Schatte, eine zweite Nichte der Angeklagten, die früher bei dem Ehepaar in Stellung gewesen war und auch mißhandelt worden sein will, und die Hauptbelastungszeugin, Fräulein Firks, auf ihre Glaubwürdigkeit zu untersuchen. Der Haftbefehl gegen beide Angeklagte wurde aufgehoben.
Kein Verbrechen in der Wuhlheide.
Wie wir berichteten, fanden am Sonnabend abend spielende Kinder in einem Wassergraben in der Wuhlheide die Leiche eines zunächst unbekannten Mannes. Da man bei dem Toten teinerlei Wertsachen und Ausweispapiere vorfand, so vermutete man, daß er einem Berbrechen zum Opfer gefallen sei und alarmierte die Mord tommiffion der Kriminalpolizei.
Durch die Nachforschungen, die die Kriminalkommissare Lipit und Erdmann mit ihren Beamten anstellten, ist es im Laufe des Sonntags noch gelungen, die Persönlichkeit des Toten festzustellen und zu ermitteln, daß kein Verbrechen vorliegt. Der Tote ist ein 44 Jahre alter Gastwirt Otto Schröter, der aus Buchwald im Kreis: Sagan stammt. Durch die ärztliche Besichtigung der Leiche ist festgestellt, daß Schröter ganz frisch rafiert war und sich auch das Haar hatte schneiden laffen. Offenbar ist er fortgegangen, um einer nervösen Aufregung Herr zu werden, hat unterwegs zinen Schlag anfall erlitten und ist dabei zu Boden und in den Wassergraben gestürzt. Die Berlegungen am Hinterkopf rühren wahrscheinlich von dem Sturz her. Die Obduktion, die alsbald vorgenommen werden wird, wird auch über die Todesursache Klarheit bringen. Noch nicht ermittelt ist, wo sich Schröter während der Zeit von Freitag nachmittag 3% Uhr bis Sonnabend abend aufgehalten hat. Wer hierüber aufklärende Mitteilungen machen kann, wird ersucht, sich bei den Kommissaren Lipit und Erdmann im Polizeipräsidium zu melden. Der Tote hinterläßt außer seiner Frau drei unmündige Kinder, zwei Knaben von 6 und 12 Jahren und ein ein Mädchen von 1 Jahr.
Radrennen des URB. Solidarität“ bei Rütt. Die radsportliche Beranstaltung des ARB. ,, Solidarität", die gestern abend wegen des einsetzenden Regens abgebrochen werden mußte, soll heute abend um 8 1hr auf der RütteArena zu Ende geführt werden ,.
Ertner hat das zweite Todesopfer des feigen Ueberfalls mit derselben Achtung und inneren Anteilnahme zur letzten Ruhe gebettet wie Karl Tieg. Die Stadt stand in Trauer. Aus zahlreichen Häusern grüßten die Farben Schwarzrotgold, für die Richard Wolland bis zum letzten Tage gefämpft hat, auf Halbmast. In den Straßen stand die Bevölkerung in Gruppen zusammen und
erwartete den Toten.
Das zweite Tobesopfer des Arensdorfer Ueberfalls, Genosse und| Gerechtigkeit durchhallt auch sie und findet Wiederhall in Kamerad Richard Wolland, wurde gestern in Erfner, feiner der Trauerversammlung:„ Noch war die Trauer um unseren KaHeimatstadt, zur letzten Ruhe gebettet. meraden Erich Tieh nicht abgeflungen, da traf und die Schreckensfunde, Richard Wolland ist seinen Wunden erlegen. Wieder haben die Eltern den einzigen Sohn verloren. Wieder hat das Reichsbanner einer der Ihren hingeben müssen. Der Schmerz um diesen Toten ist groß. Ob heute der Mörder schon eingesehen hat, welch Unglück sein fanatischer Parteihaß zwei Familien gebracht hat, wissen wir nicht. Das eine aber müssen wir an der Bahre des zweiten Toten sagen: die Rechtspresse und die geistigen Anführer der feigen Mordtat zeigen feine Reue. Sie verdammen noch immer nicht den politischen Mord. Wir haben erst in diesen Tagen eine e ze gegen Hörsing erlebt, die an die schlimmsten Zeiten erinnert. Wir fragen unsere Gegner, ob sie gewillt sind mit uns um den Staat mit geistigen Waffen zu kämpfen. Wir sind jederzeit zu diesem Kampf bereit. Wollen fie nicht, beharren sie auf ihren Raubrittermethoden, so wird das Reichsbanner zur Notwehr rüsten. Wir können es als staatserhaltende Partei nicht dulden und wollen es auch nicht, daß die Feinde der Republik unsere Mitkämpfer abschießen. In zwei Jahren hat der Gau Berlin vier Kameraden zur letzten Ruhe geleiten müssen, die durch Mörderfugel gefallen sind. Eine ernste Mahnung sei in dieser Stunde an die Justiz gerichtet. Wir verlangen endlich Gerechtigkeit."
Zug auf Zug der Vorortbahn brachte Reichsbannerfomationen und andere Trauergäste. Auf den Chausseen von Berlin nach Erfner fah man einen Radfahrertrupp nach dem anderen. Mit schwarz verhangenen Fahnen und dumpfen Trommelwirbel nahmen die einzelnen Formationen Aufstellung. Bis weit hinaus vor Erfner zog sich das Spalier, Mann neben Mann. Bis weit zum Waldesrand standen die letzten Kameraden und warteten auf den Toten. Um 4 Uhr flingt dumpfer Trommelwirbel durch die stillen Straßen. Der Leichenwagen ist in Erfner eingetroffen.
Schnell formieren sich die Kreisvereine Schöneberg und Wilmersdorf , die den toten Kameraden das Geleit von Berlin nach feiner Heimatstadt gaben. Dann setzt sich der Trauerzug in Bewegung. An der Spize ein Mufiftorps stimmt ,, Ich hat einen Rameraden" an. Hinter dem Leichenwagen, der von Reichsbanner fameraden aus Erfner esfortiert wird, marschieren die Vertreter des Bundes und Bauvorstandes, dann folgt das schwarz verhangene Banner der Ortsgruppe Erfner. Fahnendelegationen aus den umliegenden Gruppen und aus Deutschland folgen.
Dann unter leuchtenden roten Bannern die Partei, die Arbeiterjugend und die Arbeitersportler. Unter den Kränzen des Reichs= banners, der Partei, Arbeiterjugend, der Gewerkschaften, des Männergesangvereins Freier Sang" wird auch der Kranz des Vorwärts"- Berlages und der Redaktion dem Sarge nachgetragen.
Klage, Anklage, Mahnung.
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Durch das stumme, starre Spalier zieht der Trauerzug zum Schulplah, auf dem der Katafalt steht. Trompetenfignale, und der Sarg, den die schwarzrotgoldene Fahne deckt, wird von den Kameraden auf die Empore gehoben. In stummer Parade ziehen die Reichsbannerformationen am Sarge ihres Toten vorbei, grüßen ihn zum letzten Male, senten vor ihm die Fahnen. Das Lied vom toten Rameraden flingt auf. Klagetöne der Kirchenglocken.
Der Männergesangverein Freier Sang", in dem der Tote Mitglied war, eröffnet die Feier mit einem Gesangvortrag. Dann nimmt der Ortsverein Ertner durch seinen Vorfizenden Abschied von seinem Kameraden. Wir schreien nicht nach Haß, wir verlangen Gerechtigkeit.
Mahnende Worte am Grabe des zweiten Opfers.
Reichstagsabgeordneter Franz Rünstler betritt dann das Podium. Seine Rede ist mehr als Abschied. Der Ruf nach
Schweres Bergwerksunglück in Westfalen Ein Schacht zusammengestürzt- 5 Bergarbeiter verloren
Aus Essen wird ein schweres Bergwerksunglüd gemeldet. Durch starten Wassereinbruch ist der Schacht III Auguste Bittorai in Hüls zusammengebrochen. Der ganze Schacht III und die damit in Berbindung stehenden Schachtanlagen I und II der gleichen Zeche haben durch den Einbruch gelitten. Die dritte Sohle steht unter Wasser. Das Wasser dringt nach der zweiten Sohle vor, ist aber gegen Mittag zum Stillstand gekommen. Der Waffereinbruch ist auf einen Bruch der Tübbings zurückzuführen. Der Schacht III gilt als verloren. Der Berlust einer größeren Anzahl von Menschen ist nicht zu beklagen. Ein Pferdeknecht befindet sich auf der dritten Sohle der Schachtanlage II. Es besteht Hoffnung, ihn lebend zu Tage zu fördern.
Zu dem Zusammenbruch von Auguste- Vittoria Schacht III erfahren wir weiter: Der neue Schacht ist 700 Meter tief. Die mit den Schachtausbauarbeiten beschäftigte Nachtschicht von 15 Mann bemerkte am Ende der Schichtzeit starke Feuchtigkeit in der Anlage, die sie zunächst auf ein Unwetter zurückführte, und fuhr deshalb nicht aus. Plötzlich hörten sie unter sich ein gewaltiges Krachen, eilten schleunigst zum Förderforb und ließen sich rasch zu Tage fördern. Hierbei stellten fie fest, daß in etwa 200 meter Tiefe durch Bruch der Tübbings ein Wassereinbruch erfolgt war. Die Nachtschicht sowie die ganze Belegschaft über Tage von etwa 30 Mann verließen fluchtartig die Anlage, die innerhalb einer Biertelstunde unter lautem Getöse vollkommen zujammenbrach und in einem Krater von etwa 200 Meter Durchmesser versant. Von dem Förderkorb, den Maschinenanlagen und sonstigen Uebertageanlagen ist nichts mehr vorhanden. Alles bildet ein wüftes Chaos, ein Gemirr von Eisen- und Maschinenteilen. Zwei in der Nähe gelegene Beamtenwohnungen mußten schleunigst geräumt werden, da die Ränder des Kraters dauernd nachstürzten und sich in den Mauern der beiden Häuser schon Risse zeigten. Die Unglücksstelle ist in einem Umkreis von einem Kilometer durch ein starkes Polizeiaufgebot abgesperrt, da das Betreten der Stelle mit Lebensgefahr verbunden ist. Das Wasser ist von Schacht III durch einen Querschlag in die älteren Schächte I und II eingedrungen und hat zunächst Sohle III unter Wasser gefeßt. Die auf Sohle III befindlichen Maschinen, Bohrhämmer, Förderanlagen usw. gelten als verloren. Bis gegen 9% Uhr vormittags stieg das Wasser zur Sohle II und setzte sie ½ bis 1 Meter unter Wasser und schnitt dabei die dort befindlichen fünf Bergarbeiter, die das Wasser eindämmen wollten, ab. Auch über ihr Schicksal ist noch nichts bekannt.
Dortmund , 24. Juli. ( WTB.) Das Oberbergamt Dort mund teilt Sonntag abend mit: Am Sonntag morgen ist auf der Zeche Auguste- Viktoria bei Recklinghausen der neu abgeteufte Schacht III zusammengestürzt. Die dabei freigewordenen Wasserund Schlammaffen sind in die Strecken nach der Förderanlage I beiteten, überrascht. Es besteht wenig Hoffnung, daß die Leute am und II eingebrochen und haben fünf Leute, die im Schacht III arLeben geblieben find. Die Rettungsarbeiten find im Gange. Schacht III mar 800 Meter tief. Er stand in den oberen 200 Metern im Tübbingausbau. Der Zusammensturz ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß die Tübbingsäule plöglich aus bisher unbekannter Ursache zusammengebrochen ist und darauf die Fliessandschichten in den Schacht hineingeflossen sind.
Angst vor Republikanern. Unter dieser Ueberschrift berichteten wir vor einigen Tagen über die schlechte Bewirtung des Reichs banners im Lofal Bürgerhof. In einem Schreiben an uns teilt der Wirt des Restaurants mit, daß es ihm ferngelegen hätte, das Reichsbanner schlecht zu bewirten. Nur weil der Garten zu einem Teil für einen anderen Verein reserviert war und der Rest für die Reichsbannerleute nicht ausreichte, wären diese wieder abgezogen. Wir freuen uns. daß der Wirt selbst er= flärt, er hätte nicht die Absicht gehabt, das Reichsbanner schlecht zu bewirten und geben daher auf den ausdrücklichen Wunsch des Birtes dieje Berichtigma mieder,
Im Namen des Bundesvorstands sprach Kamerab karbaum: Der Weg der Republit ist gekennzeichnet durch Martsteine, auf denen Namen stehen. Heute müssen wir wieder einem der unferigen legtes Geleit geben. Ueber die Gräber unserer Toten schwören wir an unferem Werf weiterzubauen."
Der Gang zum Friedhof.
Dumpfer Trommelwirbel, die Häupter entblößen sich zum stillen Gedenken. Mit dumpfem Trommelwirbel, gesenkten Fahnen, vorbei an einer unübersehbaren stumm grüßenden Menge, geleitet das Reichsbanner seinen Toten zum Friedhof.
Neben der Grabstelle des Kameraden Karl Tiez ist die Gruft für Richard Wolland bereitet. Die Fahnen senten fich, als der Sarge von Kameraden zur Gruft gebracht und hinabgelaffen wird. Pfarrer Franke tritt an die offene Gruft. Er spricht von der Nächstenliebe, die Jesus Christus seinen Jüngern predigte. ,, Du sollst nicht töten, sagt das Evangelium. Wer da tötet ist des Gerichtes schuldig, sagt Jesus zu Petrus . Jene gegnerischen Massen, die glauben, das allein sei lebensfähig, was fie achten, ehren nicht Menschen und Leben. Sie wissen nicht, was jedes einzelne Leben bedeutet," so verklingen die Worte.
Bon fern her Kampfweisen der abziehenden Kameraden, die nicht an der Feier auf dem kleinen Friedhof teilnehmen konnten. Letter Gruß dem Toten. Neben Karl Tiek ruht Richard Wolland: ,, Es sant der eine Streiter, Millionen streiten weiter."
Kindesmord.
Die geiftestrante Hausangestellte.
In einem Anfall von Geistestrankheit ertränkte die Hausangestellte Dora Karnat das ein Jahr alte Töchterchen Susanna des Bankbeamten Mag Köpple in der Düsseldorfer Straße 59a in der Badewanne. Wir erfahren zu dieser Tat folgende Einzelheiten:
Gestern abend furz nach zehn Uhr erschien bei der Aerztin Dr. Wintler in der Golzstraße ein junges Mädchen und ver langte sofort die Aerztin zu sprechen. Sie wurde vorgelassen und forderte in wirren Worten Gift für sich selbst. Aus ihrem Gebaren war zu ersehen, daß sie nicht im Besiz ihrer Geistesfräfte war. Auf die Frage, was sie mit dem Gift wolle, erflärte fie, daß, wenn man ihr fein Gift gebe, so werde sie noch mehr" Kinder töten, eines habe sie schon ermordet. Die Aerztin hielt die Geftörte in einem längeren Gespräch hin und ließ inzwischen die Polizei rufen. Durch geschickte Fragen hatte die Dame den Namen und die Wohnung des Mädchens erfahren. Als die Beamten sich nach der Düsseldorfer Straße begaben, fanden sie im Badezimmer in Bald darauf erschienen auch die betroffenen Eltern. Wie sie ander mit Wasser gefüllten Wanne die Leiche des fleinen Mädchens. gaben, hatte die Karnat den Dienst bei ihnen erst vor wenigen Tagen angetreten und war noch nicht polizeilich gemeldet. Als das Ehepaar gestern nachmittag ausging, überließ es das Töchterchen der Obhut des Mädchens. Das Alleinsein hat die Krante benutzt, um das Kind zu töten. Es ist bisher noch nicht gelungen festzustellen, woher das Mädchen gekommen ist und wie alt sie ist. Auf Grund des Gutachtens der Aerztin wurde die Karnat der Heilanstalt in Wit tenau eingeliefert und dort behalten.
Sturm und Hagel im Lande der Sonne.
Der Schnellzug Marseille - Paris entgleift. Mailand , 24. Juli. ( EP.) Nach wochenlanger starter Hize gingen am Sonnabend über Oberitalien heftige Stürme und a gel wetter nieder. Großer Schaden wurde vor allem in der Gegend von Cremona , Venedig und Verona angerichtet. In Cre mona wurden zahlreiche Häuser abgedeckt. Mehrere Ge bäude stürzten ein, darunter ein fünfstöckiges Magazin für Seidenkotons. In einer Kirche wurden mehrere Personen, die darin Zuflucht gesucht hatten, verlegt. In Cremona zählt man drei Tote und 50 zum Teil Schwerverlette. In der Provinz wurde die Ernte vernichtet. Aehnlich wütete der Sturm in Benedig, wo über 100 Dächer abgedeckt und die elektrischen Leitungen zerstört wurden. Ein 15 Meter hoher Turm stürzte auf ein Krankenhaus, mobei zwei Patienten getötet und ein Arzt verlegt wurde. Auf dem Kanal sah man nach dem Sturm zahlreiche leertreibende Barkers, was auf weitere Unglücksfälle schließen läßt. Auch aus Berona wird beträchtlicher Gebäudeschaden gemeldet. In Bergamo und Casa fielen Hagelförner im Gewicht von 30 Gramm. Der Schaden an den Kulturen ist beträchtlich.
Auch aus Südfrankreich werden heftige Gewitterstürme, die vor allem im Departement Isère beträchtlichen Sachschaden angerichtet haben, gemeldet. Infolge des Unwetters ist der Schnellug Marseille - Paris unweit Bienne entglei ft. Personen sind nicht zu Schaden gekommen.
Vierfacher Mord.
Wien , 24. Juli. ( WTB.) Wie aus Raabs a. d. Donau gemeldet wird, hat gestern nachmittag im Gebäude des dortigen Be zirtsgerichtes der achtzehnjährige Hilfsarbeiter Johann Sou. rada, aus Bosnien gebürtig und nach der Tschechoslowakei zuständig, der sich wegen Notzucht und Einbruchsdiebstahls bei diesem Gericht in Haft befand, den Gefangenenauffeher, dessen Frau und zwei Kinder ermordet und ist flüchtig ge= worden. Der Mörder hat aus dem Besiz des Gefangenenauffehers, der auch die Stelle eines Bollstreckungsorgans des Gerichts bekleidete und am Sonnabend nachmittag bei einer Partei einen Betrag von zehntausend Schilling singezogen hatte dielen Betrag geraubt,