fonnt ist. Sollte diese Nachricht, die wenige Stunden nach dem endgültigen Angebot der Shapman- Gruppe und der von Kommerzienrat Haberland geführten Berlin -deutschen Gruppe herausgebracht wurde, bestimmte Absichten verfolgen? Wir glauben in der Lage zu sein, demnächst diese Angelegenheit noch etwas klarer beleuchten zu können.
Die schöne �ntoinette. Tie Nunstmalcrin und ihre Liebhaber. Zwei schwere Diebstahlsanklagen lagen gegen die 20 jährige Kunstmalerin An toi nette D. vor, zu deren Verantwortung sie dem Erweiterten Schöffengericht Schöneberg vorgeführt wurde. Das 20 jährige bildschöne Mädchen hat frühzeitig einen recht leicht- sinnigen Lebenswandel begonnen. Neben ihrem eigentlichen Liebhaber, einem Studenten, hatte sie noch ein Verhältnis mit drei älteren vermögenden Herren. Sie stammt selbst aus einer ehemals reichen Familie im Rheinlad, war im Kloster erzogen worden und mit 17 Jahren nach München aus die Kunstakademie gekommen, um Malerin zu werden. Im Frühjahr kam sie nach Berlin , da sie jetzt selbst ihren Lebens- unterhalt erwerben mußte, nachdem die Eltern infolge der Inflation verarmt waren. Sie wurde die Freundin eines Berliner Fabri- kanten, der ihr wöchentlich 700 Mark gezahlt haben soll. Bald aber mußte der Fabrikant mit seiner Frau eine längere Auslandsreise antreten. Er ließ Antoinctte zwar einen großen Scheck zurück, aber das leichtsinnige junge Mädchen brachte das ganze Geld in kurzer Zeit gemeinsam mit ihrem Herzensfreund, dem «tudenten, durch. Die vornehme Pension am Kurfürstendamm , in der sie eine Reihe von Zimmern bewohnt hatte, verließ sie heimlich ohne Bezahlung der Rechnung. Nun wandt« sie sich an einen anderen reichen Freund, einen Villenbesitzer in Pyrmont , der an- gcblich nur Jeteresse an der Künstlerin hatte, wie er wenigstens vor Gericht aussagte Die Reise nach Pyrmont unternahm Antoinette zusammen mit ihrem Studenten, der auch in einem Zimmer mit tbr im Hotel wohnte. Bei einem nächtlichen Besuch in der Villa wurde der ältere Freund plötzlich schlaftrunken. Antoinette hatte ihm ein Betäubungsmittel in den Wein gegeben. Sie nahm dem Schlafenden Geld aus der Tasche. Dieser merkte aber am nächsten Tage, als er erwachte, noch nichts davon, sondern schrieb die Schlaftrunkenheit dein reichlichen Alkoholgenuß zu. Als er am Nachmittag mit seiner Freundin einen Spaziergang im Kurpark unternahm, drang der Student in die Wohnung mit Hilfe des ihm von der Freundin Übergebeven Schlüssels ein und holte einen wert- vollen Gehpelz heraus. Dann verschwand das Pärchen nach Berlin . Bald war Antionette aber wieder auf dem Trockenen und jetzt besuchte sie einen dritten Freund, der in Rathenow wohnt«. Auch ihm wurde»plötzlich übel, und er siel in festen Schlaf. Ais er er- wachte, fehlte ihm ein Brillantring am Finger im Werte von 2000 Mark. Die schwarzhaarige Freundin aus Berlin aber war verschwunden. Er entdeckte hinter einem Bilde ein Fläschchen mit einer m o r p h i u in h a l t i g e n Flüssigkeit. Zufällig traf der Mann aus Rathenow seine Freundin eines Tages in Berlin auf der Straße und ließ sie verhasten. Antoinette mar vor Gericht geständig, weigerte sich aber, den Namen ihres wahren Geliebten, des Studenten, preiszugeben. Staatsanwaltsschaftsrat Schmidt hielt die Angeklagte für be- sonders gemeinocsöhrlich. Sie gehöre eigentlich vor das Schwur- gericht unter der Anklage der Beibringung von Giften. Er be- antraate gegen sie 1 Jahr 3 Monate Gefängnis. Rechtsanwalt Dr. Mendel führte als Milderungsorllnde an, daß die Angeklagte offenbar in einer Hörigkeit zu dem Studenten gestanden habe und für diesen alle Schuld auf sich nehm«. Er bat' auch zu berücksich- rigen, daß die Angeklagte erblich belastet sei, denn der Vater war Trinker, und mehrer« Geschwister sind an Geisteskrank- b e i t aestorben. Das Schöffengericht verurteilte die Angeklagte zu 0 Monaten Gefängnis unter Anrechnung von 5 Mona- ten Untersuchungshaft. Für den Rest der Strafe erhielt sie Be- Währungsfrist und wurde aus der Haft entlasten. Vie man„ffluttec" werden kann. Tic verlorenen Papiere. Der immerhin nicht alltägliche Fall, daß ein Kind zwei Mütter hat, ereignete sich kürzlich in Berlin . Eine Frau R. erhielt von einem Säuglingsheim eine Zuschrift, in der sie aufgefordert wurde, ihr kleines Töchterchen nunmehr zu sich zu nehmen. Die Frau, die nie ein K ind gehabt hat, war über die Auf- forderung nicht wenig erstaunt und begab sich nach dem Heim, um den Fall aufzuklären. Die Pflegerinnen wiesen ihr aber nach, daß ein kleines Mädchen, dessen Mutter Frau R. nach den aufgenom- menen Personalien unbedingt sein mußte, dort Unterkunst gefunden hatte. Auch auf dem zuständigen Standesamt fungierte Frau R. in den Listen als„Mama". Alle ihre Versuche, die Verwechselung, die ofsenbar vorliegen mußte, zu klären, schlugen fehl. Da kam ihr der Zufall zu Hilf«. Bei einem Diebstahl wurde eine 18 Jahre alte Frieda S. sestgenommen und unter deren Habseligkeiten entdeckte man die P a p i e r e�d e r Frau R., die diese vor einiger Zeit verloren hatte. Die S. hatte sie gesunden und sich einfach angeeignet. Als sie einem Kind« das Leben gab. ließ sie es auf den Rameii der Frau R. standesamtlich eintragen und glaubte nun, aller weiteren Pflichten enthoben zu fein. Eine Umarmung. Mit einem geschickten Trick hat ein Taschendieb gute Beute ge- macht. Ein Direktor aus Schweden , der sich zu Besuch in Berlin auf- hält, wurde auf der Straße von einem Manne angesprochen, der den Betrunkenen spielte. Er siel dem Ausländer ohne weiteres u m d e n H a l s und begrüßte ihn wie einen lieben Freund. Der Schwede schüttelte den ihm völlig Fremden ab und klärte dem vermeintlichen Irrtum auf. Nachdem der gefühlvolle Fremde sich entfernt hatte, merkte der Direktor erst, daß der ganze Vorgang geschickter Schwindel gewesen war. Der scheinbar Betrunkene hatte die Gelegenheil benutzt und ihm die B r i c j t a s ch e und d i e U h r gestohlen Zwei Explosionen. In der Blumenthalstr. 29 zu Lichtenberg ereignete sich gestern eine folgenschwere Gasexplosion. Der Klempnergehilfe G u st a v S ch. war in dem Laden mit Arbeiten beschäftigt. Als er ein Streichholz entzündete, erfolgte eine heftige Explosion. Sch. wurde zu Boden geschleudert und erheblich oerletzt. Eine Passantin, die im Augenblick der Explosion an dem Laden vorüberging, wurde von der herausschießenden Stichflamme erfaßt und trug Brandwunden davon. Beide mußten zur nächsten Rettungswache gebracht werden, wo ihnen Notverbände angelegt wurden. Die Ursache der Explosion ist nach der polizei- lichen Feststellung Unvorsichtigkeit. Bei den vorangegangenen Arbeiten war ein Gashahn nicht genügend abgedichtet, so daß größere Mengen Gas entströmen konnten, die durch das Aufflammen des Streichholzes zur Entzündung gebrachl wurden.— Eine seltsame Explosion, die noch der näheren Ausklärung bedarf, trug sich gestern am Teltowkanal bei Britz zu. In der Nähe der Amerikanischen Petroleumgesellfchaft hat das Ehepaar K. Lauben- land. Während Frau K. in der Laube Kaffee kochte, zündete der Mann sich eine Zigarette an und warf das brennende Streichholz achtlos beiseite. Im selben Augenblick erfolgte eine heftige Explosion. K. wurde von der Flamme erfaßt, seine Kleider gerieten in Brand und in seiner Angst lief er zu der nahe- liegenden Fabrik von Riedel in der Riedelstraße, wo es gelang, die Flammen zu ersticken. Der Verunglückte wurde durch einen Kranken- wagen des städtischen Rettungsamtes in das Neuköllner Kranken- Haus gebracht, wo er ziemlich schwer daniederliegt. Es besteht die Äermutung, daß sich an der Unfallstelle G g s e angesammelt hatten, die durch das Zündholz zur Explosion gebracht wurden.
Ein nächtlicher Kampf. Auf der DiebeSlaucr. Ein zunächst ungeklärter Todesfall beschäftigte die Krimi- nalpolizei. In der Nacht zum 26. Juli erschien der 46 Jahre alte Arbeiter Otto M a n n i g, der in Friedrichsfelde eine kleine Laube bewohnt, bei einem seiner Laubennachbarn und bat ihn um seinen Beistand. Mannig hatte einen schweren Bauchschuß und wurde sofort in das Krankenhaus am Friedrichshain gebracht, wo er nach zwei Tagen verstarb. Der Nachbar hatte nicht erfahren können, bei welcher Gelegenheit Mannig den Schuß erhalten halte, er hatte nur den Knall gehört. Die Kriminalpolizei konnte jetzt die Zusammenhänge feststellen. Seit etwa vier Wochen wurden die Pächter an der Landsberger Chaussee und dem großen Rieselgraben, die dort ausgedehnte Ge- müse- und Obstplantagen besitzen, durch fortgesetzte Diebstähle beunruhigt und erbittert. Es verging kaum ein« Nacht, in der nicht große Mengen des reiferen Obstes und Gemüses gestohlen und weggeschasfr wurden. Außerdem wurde von den Fußtritten der nächtlichen Räuber vieles zertreten und unbrauchbar gemacht. Die Pächter beschlossen daher, Nachtwachen einzurickten, um der Diebe habhaft zu werden. Zu den am schwersten Geschädigten ge- hörte auch ein 39 Jahre alter Gärtner Bernhard Lehmann, der schon einmal drei diebische Frauen aus seinem Lande abgefaßt und der Polizei übergeben hatte. In der Nacht zum 23. Juli waren ihm nicht weniger als 6 Schock Selleriepflanzen gestohlen worden. Er wachte in der folgenden Nacht und sah plötzlich einen ihm fremden Mann austauchen, der einen schwer angepackten Sack trug. Er trat dem Fremden in den Weg und sprach ihn an. Zwischen den beiden entwickelte sich alsbald eine Prügelei, bei der es dem Unbekannten gelang, sich des Stockes, den Lehmann in der Hand hotte, zu bemächtigen. Er schlug damit auf den Gärtner ein, warf dann aber seinen Sack weg und rannte davon. Lehmann verfolgt.' ihn, holte ihn wieder cin und kam aufs neue mit ihm i n einen Kampf. In der rechten Hand hatte er seinen wieder- gefundenen Stock, in der linken eine P i st o l e. Der Fremde griff nach der Waffe, vermutlich uni sie Lehmann fortzunehmen, und dabei entlud sich der Schuß und traf ihn i n den Bauch. Die Verwundung hinderte ihn aber nicht, zu flüchten. Er entkam, und Lehmann erfuhr erst später, daß der Getroffene M a n n i g gewesen war, der infolge der Verletzung gestorben ist. Durch Vernehmung einer ganzen Reihe von Zeugen stellte Kriminalkommissar Nebe fest, daß Lehmann der Schütze gewesen sein mußte und nahm ihn vorläufig fest. Lehmann gibt den Zusammenstoß mit Monnig auch zu, behauptet aber, daß er nicht absichtlich geschossen habe, sondern daß der Schuß im Ringkampfe mit dem Gegner losgegangen sei.
Durch Starkstrom getötet. Im Kabelwerk der Firma Siemens u. Halske in Gartenfeld trug sich am Sonntag vormittag ein schwerer Unfall zu. In einer Zelle der Untcrstation war der 56jährigc Maler Alfred W u r st aus der S ch ö n st e d st r a ß e mit Arbeiten beschäftigt. W. kam plötzlich der Hochspannungsleitung von 6000 Volt D r e h st r o m zu nahe und zog sich schwere Brandwunden zu. Der Verur-glücktc wurde in das Spandauer Krankenhaus ge- bracht, doch trat bereits auf dem Wege dorthin der T o d ein.— Ein ähnlicher Unfall trug sich gestern vormittag gegen 1412 Uhr auf der Hochbahn in der Nähe des Bahnhofs Danziger Straße zu. Der in einer Arbeiterkolonne beschäftigte SSjährige Arbeiter Wilhelm Söhn, Kottbusser Ufer 8 wohnhast, kam der Stark- stromleitung zu nahe und erlitt am ganzen Körper schwere Verbrennungen. Der Verunglückt« wurde zur nächsten Rettungsstelle, und von dort in das Virchow-Krankenhaus über- geführt. Sein Zustand ist sehr ernst. ßsür 25 Mk. nach Helgoland und zurück. Die Reichsbahndirektion Berlin beabsichtigt, am Sonnabend und Sonntag, dem 6. und 7. August, einen Sondcrzug 4. Klasse mit ermäßigten Fahrpreisen nach Hamburg mit an- schließender Dampferfahrt nach Helgoland bei genügender Be- leiligung zu veranstalten. Der Zug fährt am Sonnabend ab Berlin (Lehrter Bahnhos) 13.02 Uhr, ab Spandau 13.21, ab Nauen 13.47 und trifft in Hamburg um 18.21 Uhr ein. Für den Sonntag ist zu ebenfalls ermäßigten Preisen ein« Dampferfahrt nach Helgoland vorgesehen. Ab Homburg (St.-Pauli-Landungsbrücke) 6.45 Uhr, an Helgoland 13.20. Für den Besuch der Insel stehen 4 Stunden zur Verfügung. Die Rückfahrt erfolgt ob Helgoland 17 Uhr, der Dampfer trifft in Hamburg um 23 10 Uhr wieder an den Landung«- brücken ein. Die Rückfahrt nach Berlin erfolgt dann ab Hamburg (Hauptbahnhof) 0.30 Uhr, und der Zug trifft am Montag früh 6.30 in Berlin ein. Der Fahrpreis für die Fahr, von Berlin nach Helgoland und zurück beträgt 24,80 M. Es werden auch Karten nach Hamburg zu einem Preise von 12,80 Mk. ausgegeben. Rei- sende, die sich erst in Hamburg zur Fahrt nach Helgoland ent- schließen, können auch noch aus dem Dampfer gegen Vorzeigung der Fahrkart« eine Zusatzkarte für die Dampferfahrt für 12 M. lösen. Für die Uebernachtung in Hamburg werden gleichzeitig mit den Fahrkarten Zusatzkarten zum Preise von 5,50 und 4,60 M. aus- gegeben. Der Fahrkartenocrkauf beginnt am Dienstag, dem 2. August, bei den Fahrkartenausgaben Lehrter Bahnhof , sowie M MS» tfi/J#., lunkxHmkeL Die musikalischen Funkdarbietungen der letzten Sonntage sielen im Durchschnitt recht wenig erfreulich aus. Was man hört«, war Unterhaltungsmusik, wie sie in Kaffeegärten und aus Kurpromenaden dargeboten wird. Das ist ein- bis zweimal am Tage als Ausnahme erträglich: wenn aber, wie es jetzt scheint, eine vierfache Auflage solcher Musik für die Sonntag« die Regel werden soll, so wird sie unerträglich. Es ist allerhöchste Zeit, daß sich der Berliner Sender auch an den Sonntagen wieder aus seine' kulturelle Ausgabe besinnt. Gerade der Sonntag ist der Funkiag der arbeitenden Bevölkerung, die ein Anrecht daraus hat, nicht nur Kitsch und Verkitschtes vor- gesetzt zu bekommen. Sieht man von der Musik dieses Sonntags ab, so bleiben einige Vorträge erwähnenswert, deren Themen aller- dings auf die Bedürkniste des Sonntags-Funk-Publikums auch nicht besonders zugeschnitten waren Dr. Hermann Hiebec schilderte die Entwicklung des Stadtbildes von Prag . Begeistert und begeisternd berichtete Dr. Wilhelm Leyhausen, Leiter des Sprechchors an der Universität Berlin, von den Festspielen, die in diesem Jahre im alten Delphi stattgefunden haben. Ueber die Zusammenstellung der Tripolis -Schau in Berlin sprach der Forschungsreisende Dr. P a u l Spatz.— Unter den Vortrögen am M o n r a g fesselten die Ausführungen Dr. Ernst Cohn-Wieners, die diesmal die Kunst in Italien behandelten Er entwickelte die Kunstauffastung Italiens in Gegenüberstellung zur Kunst des Nordens und zeichnete diese als Kunst des mystischen Rembrandtschen Hell-Dunkels, jene als Kunst der unbedingten Klarheir wie sie als Gipfelleistung dos Werk Michelangelos repräsentiert. Reichsbahndirektor Dr. Bau- mann gab i» seinem Vortrag:„Was gehört zu einer Reise?" einen Ueberblick über die Leistungen der deutschen Reichsbahnen und An- leitung, wie sie sich jeder möglichst zweckmäßig zunutze machen kann— Eine sehr schöne musikalische Veranstaltung„Aus der Zeit des Rokoko" brachte der Abend, Streichquartette von H. Richter— der einer der Hauptbegründer jener neuen Richtung war, die in Haydn , Mozart und Beethoven ihre höchste Blüie erlebte—, Haydn , Mozart . Das Guarneri-Quartett musizierte vortrefflich. Te s.
bei den vier Ausgabestellen des MitteleuropZifchen Rekfebureau»; Potsdamer Bahnhof, Bahnhof Friedrichstraße, Kaufhaus des Westens und Unter den Linden 57/58.__ Das gesperrte Dollarkonto. Nach vier Jahren. Hotel Exzelsior ! Mr. Lewis, seines Zeichens„Trainer", elegant gekleidet, von selbstbewußtem und weltmännischem Auftreten, bewohnt eines der besten Zimmer. In seinem Geldsase sieht der Kassierer des Hotels 1000-Dollarnoten. Wer würde solch einem Gast etwas Böses zutrauen, ihn etwa für einen Betrüger halten oder gar fürchten, ihm den einen oder anderen Dollarscheck einzulösen? So nimmt der Kassierer die Schecks ruhig entgegen und begibt sich nach Abreise des reichen Amerikaners in die Bank. um die Traveller-Schecks einzulösen. Siehe da! Das Konto ist ge- sperrt, der Kassierer hat das Nachsehen, er muh für die Schecks gut- stehen. Das war im Jahre 1923. Ob der Kassierer den Verlust, der etwa 9 00 Mark betrug, während der nächsten Jahre verschmerzt hat oder nicht, ist unbekannt geblieben. Vier Jahre später, also im Mai dieses Jahres. sieht er plötzlich in der Nähe des Hotels Kurfürstenhof einen Herrn vor sich, der seinem Amerikaner verblüffend ähnlich sieht. Er stellt ihm nach und stellt wirlich fest, daß es niemand anders als der Amerikaner mit den gesperrten Schecks vom Jahre 1923 sein kann. Er bringt ihn zur Polizei und läßt ihn hier verhaften. Gleichzeitig strengt er einen Zioilprozeß wegen der ungedeckten Schecks an. Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Betrugs. So mußte sich Herr Lewis endlich unter Vermittlung eines Dolmetschers vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte verantworten. Betrügen?! „No!" Er. der 1000-Dollar-Noten zu seiner Verfügung gehabt hat? Keine Idee! Er hat die Schecks gesunden, jemand müsse sie im Hotel verloren haben. Was verliert man nicht alles! Konnte da nicht jemand cin paar Schecks liegengelassen haben?— Er ist ohne weiteres bereit zu bezahlen, feine Schuld zu begleichen. Ganz so harmlos scheint die Sache nun doch nicht auszusehen. Etwas muß da nicht stimmen. Auch das Gericht hält den Angeklagten für überführt. Es verurteilt ihn zu drei Monaten Gefängnis und rechnet ihm zwei Monate ilntersuchungshaft an— bei einem Ausländer besteht immer Fluchtverdacht, deshalb mußte auch der Trainer Lewis in Haft genommen werden. Der dritte Monat Ge- fängnis soll ihm erlassen werden, sofern er bereit ist, dem Geschä- digten sofort den zugefügten Schaden zu ersetzen. Eine halbe Stunde später erscheint der Verteidiger des Amerikaners, legt dem Gericht die Ouittung vor und so darf sein Klient das Gefängnis verlassen. Autobusfahrten nach Teupitz und zum Mellensee. Die beliebten Ausflugsgebiete von Buckow und Teupitz mit ihren schönen Seen(Schermützel- bzw. Teupitzsee) erschließen zwei neue Ausslugslinien der Äboag. Die Wagen fahren am Mittwoch und am Freitag um 9 Uhr vormittags vom Potsdamer Platz (Palast-Hotel) ab. Der Fahrpreis beträgt hin und zurü'ck 8,— Mark. Der Verkehr auf der Linie nach dem M e l l e n s e e bei Zossen mit seinem schönen Freibad hat so zuge- nommen, daß die Aboag von Dienstag ab einen zweiten Wagen ein- stellt. Die Autobusse nach dem Mellensee fahren also Dienstags. Donnerstags und Sonntags vom Zoo nicht nur um 9 Uhr, sondern auch um 15 Uhr(3 Uhr nachmittags) ab. Der Fahrpreis ist sür Hin- und Rückfahrt 5,— Mark. Schweres Autounglück bei Treuenbrleßen. Auf der Chaussee. kurz vor Treuenbrietzen , ereignete sich gestern ein schweres Sl u t o u n g l ü ck. Der Berliner Rechtsanwalt K. aus der Geisberg- straßc, der' mil seinem Auto eine größere Autofahrt unternommen hatte, mußte einem Radfahrer ausweichen und fuhr hierbei gegen einen Baum. Während K. mit leichten Verletzungen davonkam. mußte sein Bater mit s ch w« r e n V e r l e tz u n g e n in das Treuen- bnetzener Krankenhaus übergeführt werden, wo er nach der Ein- liefc'rung starb. Zn dem Beitrag:„Achtet auf die Instandfehungsgelder!" ist«in Irrtum unterlaufen. Der Vermieter muß jetzt für das Halbjahr vom 1. Januar bis 30. Juni 1927 Rechnung legen, nicht, wie irrtümlich gemeldet, für die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1926. Ihr ZSjähriges Jubiläum als Austrägerin des„vorwärts" in unserer Filiale Baerwaldstraße begeht am heutigen Tage unsere Mit- arbeiterin Frau Marie Seiler, Kottbusier Damm 23. Wir wünschen unserer Jubilarin noch recht viele Jahre der Gesundheit und Rüstigkeit._ Der Ausbruch ües Vesuv . Verstärkte Tätigkeit. Der Ausbruch des Vesuv beginnt größeren Umfang anzu- nehmen. Nach Mitteilung des Direktors der Vesuvwarte, Professor M o l a d r a, ist die Lava in der Nacht von Sonntag auf Montag in das I n f e r n o t a l eingedrungen, indem sie die Absperrungs- dämme überflutete und langsam über die schluchtartigen Abhänge in Richtung auf Tcrzigno lief. Die Ausbruchstätigkeit hatte sich schon Sonntag früh merklich verschärst. Der am 29. Juli am Fuße des Kegels begonnene Ausbruch ist nach kurzem Stillstand, währenddem der Strom vom Personal der Desuvwarte aus der Nähe photographicrt werden konnte, Sonntag mittag wieder in Gang gekommen. Der Lavastrom dehnt sich über das westliche Viertel des Kraters aus und speist nach einer Strecke von 1 Kilometer zahlreiche Lavaslüsse, die sich über die nordöstliche Grundfläche des Kraters ausdehnen. Am Sonntag um 1413 Uhr war im Osten der Rand des Kraters auf einer Länge von 100 Metern erreicht. Gegen 16 Uhr begann bereits der Ausfluß ins Jnfernotal längs der kleinen Schlucht, die im letzten November dem Lavaabfluß diente. Zum Glück handelt es sich um eine zähflüssige, langsam fließende Lava, die sich in Bufela im In- fcrnotal stauen wird, ohne zu weit vorzudringen. Auch die Explosiv- kraft des Vesuvs bleibt sehr stark. Die äußeren Abhänge des Kegels sind mit Schlacken und glühenden Körnern von Bohnengröße be- deckt, von denen auch eine Menge kleinerer auf das Obser- o a t o r i u m und aus die Einsiedelei niedergefallen sind. Ei« Viermastniotorschoner in die Lust geflogen. Nach einer aus Bordeaux eingetroffenen Meldung ist der Vier- mastmotorschoner„E l i n" aus Marstal, der sich aus einer Reise von Tunis nach L i b a u befand und Geschütze und etwa 100 Ton- nen Munition an Bord hatte, in die Lust geflogen. Die Mannschaft des Schoners wurde gerettet und ist nach Bordeaux gebracht worden._ Großfcuer in einem badischen Dorf. In Nußloch bei Hei- delberg wurden in der Nacht vom Sonntag zum Montag durch. ein Grohfeuer insgesamt 16 Gebäude, darunter sieben Wohn- Häuser, vier Scheunen und fünf Stallungen, eingeäschert. Der Brand brach etwa um 1 Uhr nachts in einer mit Getreide gefüllten Scheune aus und griff lehr rasch um sich. Die Hausbewohner konnten kaum das nackte Leben retten. Durch den gewaltigen Funkenregen geriet die ganze große Ortschaft in Gefahr. Die Feuerwehren wurden des Brandes erst Herr, als die Heidelberger Berufswehr mit der Motorspritze eingriff. Die Trockenlegung der Zuider-See. Die aus drei bis vier Jahr- zehnte verteilten Arbeiten zur teilweisen Trockenlegung der Z u i d e r- See sind an einem interessanten Punkte angelangt. Bei Andij wird bereits probeweise der erste Land st reifen vom See- wasser befreit, worauf die wissenschaftliche Unter- s u ch u n g über die Brauchbarkeit des Bodens begonnen wird, auf Grund der die geologische Einteilung und spätere Der- teilung des Landes erfolgen soll. Man hofft, diese Arbeit noch im kommenden Herbst fertigzustellen.