Bedeutung und die Macht der Religion auch in der Gegenwart. Sie weiß, daß die Religion ein inneres Bedürfnis für zahllose Menschen ist." Die Sozialdemokratische Partei teilt mit allen Gebildeten die Auffassung, daß die religiösen Fragen letzte und feinste persönliche Regungen des Menschen berühren, die sich jedem plumpen Lehrzugriff entziehen, daß man andererseits Menschen, die ein metaphysisches Bedürfnis nicht kennen, deren inneres Leben von der wissenschaftlichen An• schauung erfüllt ist, mit gleichem geistigen Respekt zu begegnen habe. Um jeden Gewissenskonflikt aus der Schule zu verbannen, verweist darum die weltliche Schule den bekenntnismäßigen Religionsunterricht grundsäßlich an die ihn fordernde, von den Eltern aufgerufene kirchliche Gemeinschaft.
Umgekehrt vermißt die Sozialdemokratische Partei die Einheitlichkeit und Deutlichkeit in der Haltung der liberalen Parteien. Es gibt in ihnen große Gruppen, die die religiöse Erziehung der Jugend für die Schule auf der Grundlage eines allgemeinen, überfonfessionellen Religionsunterrichts retten möchten. Andere fordern einen gesonderten Moral- und Sittenunterricht, wie ihn auch einige weltliche Schulen über nommen haben. Gin überparteilicher Religionsunterricht befriedigt aber weder das echt firchliche, religiöse Bedürfnis, noch hält er den neupädagogischen Anforderungen auf unmittelbarkeit und Wahrhaftigkeit des Erlebens und Erfahrens stand. Auf keinen Fall ist sein innerer Wert so groß, daß er die Hinnahme aller Widersprüche und die nicht zu beseitigende Uneinigkeit, die durch ihn in die Schule hineingetragen wird, rechtfertigte. Und vom gesonderten Moralunterricht gilt dasfelbe wie vom Religionsunterricht: Ebensowenig wie echtes religiöses Erlebnis lehrbar und willkürlich mitteilbar ist, ist es die wahrhaftige Moral. Beide, Religion und Sittlichkeit, wollen erlebt und vor allem gelebt sein,
Im Hinblick all dieser Gegensätze, Zweifel und Unsicherheiten ist die jüngste Aeußerung Professor Hell pachs, eines prominenten Führers der Demokratischen Partei, von außer ordentlichem Bert. Er stellt in der Bossischen Zeitung" feft, daß der gesamte Brosanunterricht der badischen Simultan schule selbstverständlich ,, weitlich" sei." Der Staat forge lediglich dafür ,,, daß der religiöse Unterricht im Lehrplan der Simultanschule gewährleistet und nicht dem Zufall über
antwortet bleibt.'
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Wenn sich diese Auffassung in der liberalen Oeffentlichkeit auch bei ihren Lehrern durchsehen wird, wenn die letzte burchsehen wird, wenn die letzte Untlarheit über den toleranten Charakter der Simultan schule je der Weltanschauung gegenüber( nicht nur innerhalb der christlichen Bekenntnisse) beseitigt ist, wenn die Weltlich feit des Unterrichts"( der allgemeinen Simultan schule mit fatultativem gesonderten Religionsunterricht) im Sinne der Reichsverfassung verbürgt ist, dann tann die unerläßliche Einigung der Oppositionsparteien im Kampf gegen den Steubelischen Reichsschulgeset entwurf als vollzogen gelten. Für die Sozialdemokratie ist es nunmehr ein Schritt von rein taktischer Bedeutung, ob sie im Augenblick der schwersten Gefahr für das Schulwesen die generelle, ihr aufgezwungene Forderung der ,, Gründung von weltlichen Schulen" zurückstellt und an ihrer Stelle, nach dem Beispiele Desterreichs, die nachdrückliche Forderung der Weltlichkeit des Unterrichts" erhebt. Die organisatorische und pädagogische Einheit des Schulwesens im allgemeinen, die Erhaltung der freien Schulform in Hamburg , Baden, Thüringen und. Hessen im besonderen, wiegt ihr in dem Augenblick schwerer, als die Bermehrung der Anzahl der weltlichen Schulen. Und der Saz Hilferdings bliebe als ungeschwächtes Rampf- und Kennwort unferer politischen Konftellation bestehen: Die Brechung des Bildungs privilegs ist nicht minder michtig als die Brechung des Befigprivilegs."
In diesem Zeichen werden wir siegen, in einem unzeitig angebrochenen und auf falschem Operationsfeld auf genommenen Kulturfampf sicher unterliegen.
Eigenartiges Verhältnis zur Wahrheit. Beweis nicht führbar.
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Vertrauensvotum als Wahr
heitsersatz.
Neuffrelih, 4. August.( TU.)
Nachdem sich der Mecklenburg- Strelizer Landtag nach der geftrigen Plenarsizung auf unbestimmte Zeit vertagt hat, ließ Staatsminister Schwabe der Bresse nachstehende Erklärung mit der Bitte um Veröffentlichung zugehen:
Su Anfang der gestrigen Plenarsizung des Landtages, der ich wegen der Abstimmung über das Mißtrauensvotum der sozialdemokratischen Fraktion zunächst nicht beiwohnte, hat der Bor sigende dieser Fraktion in einer Erklärung mir den Vorwurf gemacht, daß ich zu der Frage betreffend Zahlungen an den Major Gehring die unwahrheit gejagt hätte. Ich muß es ablehnen, zum Beweise der Unrichtigkeit dieses Vorwurses den mir anheim gegebenen Weg einer Beleidigungsflage gegen den Vorsitzenden der Fraktion zu beschreiten. Im parlamentarischen Kampf genügt es mir, daß die Abgeordneten der die Regierung ftüßenden Parteien mir durch Ablehnung des Mißtrauensvotums das Bertrauen mir durch Ablehnung des Mißtrauensvotums das Vertrauen ausgesprochen haben."
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Der Staatsminister Schwabe läßt den Vorwurf der Un wahrhaftigkeit auf sich siten weil er den Gegenbeweis nicht führen kann. Er benugt ein politisches Bertrauensvotum als Wahrheitsersatz. Im Untersuchungsausschuß, den der Landtag von Mecklenburg - Strelig eingesetzt hat, wird dieser Fall unter die Lupe genommen werden müssen.
Moskauer Ermahnungen für die KpCh.
Besorgnisse wegen der Politik der Kuomintang. Mostau, 4. Auguft.
Die aus dem Bruch zwischen der Kuomingtang- Partei und der Kommunistischen Partei Chinas zu erwartenden Folgen werden von der Sowjetpreffe lebhaft erörtert. Die Blätter billigen den Beschluß des Zentralkomitees der chinesischen KP., alle Kommunisten aus der Nationalregierung abzuberufen und die gegenrevo= lutionäre Rolle der Kuomintang- Führung zu entlarven". Andererseits sind die Sowjetblätter aber auch durchaus einverstanden mit der Stellungnahme der chinesischen Kommunisten, die den Bruch nicht bis zum vollständigen Austritt aus der Kuomintang durchführen wollen. In den Moskauer Blättern wird die Meinung vertreten, daß die Hauptaufgabe der chinesischen Kommunisten jetzt darin bestehe, innerhalb der Kuomintang Einfluß auf die breiten Massen zu gewinnen und die Führung an sich zu reißen. Daß nun die Kuomintang- Führer ihrerseits den Bruch bis zum äußersten treiben und die Kommunisten aus der Partei gänzlich hinausdrängen wollen, wird in Moskau mit nicht geringer Besorgnis beobachtet. Die Blätter sehen einen sehr schweren Kampf zwischen der Kuomintang- Führung und der Kommunistischen Partei Chinas voraus, welch letztere dabet echt bolschewistische Bähigkeit" zeigen und nötigenfalls auch unterirdisch" zu operieren verstehen müsse. Die Leningradskaja Prawda" lieft in einem Leitartikel der chinesischen Kommunistenpartei in einem väterlich- wohlwollenden Ton die Leviten: von einer so jungen Bartei dürfe man ein fehlerlofes Berhalten noch nicht fordern, manche bisher begangene Fehler sollten ihr daher nicht ernstlich angetreidet werden, wenn die Parteiführung nur jetzt begreife, daß sie im Verlauf der Revolution Richtung zu weisen.
Chrhardt- Stahlhelm in Württemberg . mehr als einmal den Ereignissen nachgehinkt sei, anstatt die Eine Fortsetzung des verbotenen Wiking. München , 4. Auguft.( Eigenbericht.)
Derrottende Kabel.
Tätigkeit des Kapitäns Ehrhardt bilden. Wie das Stutt Man kann sich über die Teilung der Bente nicht einigen. Das Land Württemberg wird in Zufunft der Schauplatz der garter deutschnationale Parteiorgan unter dem Stichwort: ,, Baterländische Einigkeit in Württemberg !" mitteilt, hat Kapitän Ehrhardt im Stahlhelm. angenommen. Zu seinem Geschäftsführer und die Führung des Landesverbandes Württemberg Stellvertreter hat er den bisherigen Leiter des Bundes Biting, v. I a gow, bestellt. Die Mitglieder des Bundes Wifing werden teit einstellen. Das deutschnationale Blatt erklärt, daß der 3uin den Stahlhelm übergehen und der Bund Biking wird seine Tätigsammenschluß der beiden Verbände im nationalen Lager allgemeine Anerkennung und freudige Zustimmung finden wird. Die Einigung fäme allerdings nicht unerwartet, denn sie sei die Frucht der zielbewußten Einigungsbestrebungen des Kapitän Ehrhardt. Man kann wohl hinzufügen, daß die Beglückung des Landes Württem berg mit dem ehemaligen Hochverräter und Kappisten nur durch das deutschnationale Barteiregiment, das augenblicklich in Württem berg herrscht, möglich war.
Washington, 4. Auguft. Am 4. Oftober beginnt hier eine Konferenz für Radiotelegraphie. Im Staatsdepartement wurde die Möglichkeit zugegeben, daß an läßlich der Konferenz, aber außerhalb ihrer Tagung, die Frage einer Reuverteilung der vierzehn früheren deutschen England, Frankreich , Italien und Japan eingeladen, in Fortsetzung Rabel erörtert werde. Die Bereinigten Staaten hatten fürzlich der ergebnisios verlaufenen Ronferenz von 1922 die Diskussion wieder zu eröffnen, da die Bereinigten Staaten und Italien , die bei der Verteilung 1921 leer ausgingen, einen Anteil an diesen Kabeln, die Europa , Afrika , Südamerika , Asien und Guam verbinden, beanspruchen. Frankreich , das über ein Fünftel dieser ehemals deutschen Kabel durch private Gesellschaften betreiben läßt, lehnte damals die Abgabe eines Teiles an die Vereinigten Staaten ab, und verlangte, daß die Kabel nach demselben Schlüffel wie die Reparationen aufgeteilt würden, während die Vereinigten Staaten wünschen, daß alle fünf Staaten gleich behandelt würden. Wie die Tägliche Rundschau" mitteilt, haben zwischen dem Bis jetzt fagten England, Italien und Japan ihre Bereitwilligkeit zu Führer des Werwolf, Frizz Kloppe, und dem Kapitän Ehr noch nicht. Dem Bernehmen nach verlieren die Kabel, da sie kaum einer neuen Besprechung zu. Frankreich dagegen antwortete hardt Besprechungen stattgefunden, die einen weiteren Schritt auf in stand gehalten werden, jedes Jahr mehr an Wert. Die dem Wege einer engeren 3usammenarbeit zwischen den nationalen Verbänden ergaben. Auch eine Reihe von Provinzial. Bereinigten Staaten feien daher bemüht, die Frage zu lösen und den verbänden haben in der letzten Zeit ihren Anschluß an den Stablert festzusetzen, bevor die Kabel als unbrauchbar aufgegeben helm vollzogen.
Der Putschist sammelt putschiften.
Geglückte Berufung.
Die Berufung des verantwortlichen Schriftleiters der nationalsozialistischen Wochenschrift Der Eisen hammer " gegen das Urteil des französischen Militärpolizeigerichts Landau ( 30 Tage Gefängnis, 500 m. Geldstrafe) wegen Beröffent Der schwarze Tag in Düsseldorf "( Erschießung Schlageters) wurde lichung der beiden Artikel Die Hölle in der Fremdenlegion" und hinsichtlich der erfannten Gefängnisstrafe für begründet erklärt. Es wurde nur auf 500 M. Geldstrafe erkannt.
werden.
Die Aeußerungen von Serruns über die Handelsvertragsverhandlungen mit Deutschland werden in Berlin als reichlich optimistisch bezeichnet. Auf die selbstverständliche Forderung deutscher Ronfulate in Elsaß- Lothringen und Marokko wollen die Franzosen durchaus noch nicht eingehen.
ling von übed ist an seinem 80. Geburtstage plöglich ge= Am 80. Geburtstag gestorben. Bürgermeister a. D. Dr. Feh storben.
der nagel am farg der monarchie. mangelt. Ein häußer hatte ben Ehrgeiz, Reichspräsident zu werden. haben es bisher ängstlich vermieden, amtliche Benennungen aus der
Von Lucian.
Wunderbar sind die Wege der Vorsehung. Tote stehen aus ihren Gräbern auf, um die verstorbene Monarchie wieder ins Leben zurückzurufen. Gustaf Nagel , oder wie er seinen Namen selber schreibt, gustaf nagel, dessen Tod bereits zweimal verkündet worden war, steigt aus dem zu früh ihm zugesprochenen Jenseits herab und erhebt gemaltig die eherne Stimme des Propheten: Salt! ir steuert falschen furs", so schreibt er mit der ihm eigenen Orthographie. Gustaf Nagel weiß aus innerer, von zwei Sachverständigen, einem Arzt und einem Pastor, ihm bescheinigten Erleuchtung die modernen Propheten laffen sich ihre Mission von Sachverständigen begutachten, daß er der geistige Führer des deutschen Volkes sei. Man braucht nicht approbierter Arzt zu sein, um zu heilen, man muß nicht im Neuen Testament stehen, um ein Paulus zu sein, es genügt, daß ein ,, Sache verständiger", offenbar einer für Heiligkeit, vor Gericht aussagt:..her nagel, ire wifionen stehen mit den wifionen des saulus/ paulus auf gleicher stufe." Kurz und gut, der so beschaffene nagel, ein Streiter des Herrn, gibt uns mit pielen schönen Worten, in Poesie und Prosa, von seiner Ermedung Kenntnis, und da ein Prophet heutzutage sich nicht mit dem Himmel begnügt, sondern fest auf der Erde steht und aufs ganze geht, so tut er, was erleuchte Geister vor ihm getan haben, wie zum Beispiel der zu seinen Bätern versammelte Häußer, er ziehet hin und gründet eine Partei, nicht nur das, er fandidiert für den Reichstag .
Wer etwas Großes zu sagen hat, der bebient sich der biblischen Sprache. Ohne den heiligen Geist geht es nicht, und dieser heilige Geist ist der Geist gustav nagels, des bescheidenen Mannes mit dem einfältigen Herzen und den fleinen Anfangsbuchstaben. Er scheint mit Gott auf besonders vertrautem Fuße zu leben; denn obwohl da gefagt ist, man solle den Namen Gottes nicht mißbrauchen, führt ihn Nagel beständig im Munde. Er hat aber auch große Dinge mit uns vor; denn ,, unter gotes fürung ferheißt uns got wider ein freies deutschland mit ausgeschweiften(!) leuchtenden grenzen und das auch unsere folonien wider deutschen namen tragen werden. drum Tomt, fomt und schlift euch meinem deutsch - kriftlichen folfsbund an." Was will der Bund? Erstens einmal alle Christen aller Bekenntnisse zu einer deutsch - christlichen Kirche vercinigen. Sodann, und das ist das wichtigste: der bund wil unter der schwarz weis roten fane und dem herscherhaus hohenzolern, mit einer wermacht fon ca. 800 000 man, wo jeder 10. man wider soldat werden mus, treu deutsch sein." Man sieht, Nagel setzt sich mit einer geradezu großartigen Prophetengeste über irdische Abhängigkeiten, zum Beispiel die Bestimmungen des Versailler Bertrages, hinweg und läßt jeden zehnten Mann und mehr Soldat sein. Daß die Fahne schwarzweißrot sein muß, scheint für einen gottgefandten Mann, wie er einer ist, selbstverständlich zu sein. Die Monarchie erwacht aus ihrem Schein tod, seitdem Nagel sie beschworen hat,
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An Propheten hat es Deutschlard seit der Revolution nicht ge Nagel wird den Kaiser zurückführen. Schon leuchtet ihm die Gnade aus Doorn, schon zieren vertrauliche Anerkennungsschreiben Wilhelms feinen Eigentempel zu Arendsee . Sachverständigenurteile und afferhöchfte 2nerkennung der Weg zum deutschen Aufstieg ist vor. bereitet. Daß ihm eine Gemeinde aus Mecklenburg und benachbarten Gefilden entstehen wird, wer wollte daran zweifeln. Schlicht endet er feinen mit vielen poetischen Ergüssen gezierten Wahlaufruf: got befolen" und unterzeichnet ,, auf ewig dein gustaf nagel wander prediger und tempelwächter reichstagsfandidat der deutsch - kristlichen voltspartei". Ein kleines Versehen Ihrerseits, Herr Nagel, es muß heißen: foltspartei".
Trauriger Bänkelfang.
Was soll ich in Hundstagshize flampfen? Sieht man doch das Flüssige verdampfen, Und der Kragen, einst gestärkt und fest, Weicht sich auf, da innen er durchnäßt.
Aufgelöst erscheint selbst die Komintern. Ach, vor Schred fiel ich faft auf den Hintern, Als ich las, daß jogar Trogti jetzt
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Solches," sprach nach einer fleinen Stärkung Ich zu mir, bleibt schwerlich ohne Wärkung." Diefes Wort war mir noch taum entfegt, Hört ich Knarren, wie wenn Holz gesägt. Ach, mir fullerten zwei dicke Tränen, Denn zerspalten lag zu Sägespänen ( Wie," frag' ich, hat das man nur gefonnt?) Die fovial gerühmte Einheitsfront. Opfer ihrer falschen Politiken, Abgemäht durch Höllein und durch Piecken, Santen Urbahns, Scholem, Ruth und Katz, Bartels, Kenzler ach, mir fehlt der Play, Alle Ramen zu veröffentlichen, Die man von der Liste hat gestrichen. Stündlich geht bald hier, bald dort wer hops Wegen Eigenwilligkeit des Kops. Frage ich mich nun, wie dieses endet, Fühle ich mich feineswegs geblendet Borr dem angesagten Nußen des Sogenannten Reinigungsprozeß. Ohne Wortschalmei und Phrasenwimpel Sehe ich das Ende ziemlich simpel: Fehlt's an Ware, hört von selber auf Selbst der größte Massenausverfauf.
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Mich von Linbenheden,
In Rußland gibt es wieder Offiziere. Die Sowjetbehörden Barenzeit zu gebrauchen. So verschwanden nach der Revolution die Staatsanwälte, die Rechtsanwälte, die Minister, Generäle, Offidiere ufm. Sie wurden durch revolutionär flingende Bezeichnungen erfetzt. Aus dem Staatsanwalt wurde ein öffentlicher Antläger, der Minister wurde Volkskommissar und der Offizier hieß Instrutder Rechtsanwalt verwandelte fich in einen Gerechtigkeitsbeistand, | tor. Besonders in der Armee hütete man sich bis zuletzt, die Rangunterschiede irgendwie zu unterstreichen. Nicht einmal die„ Instruk toren" durften Abzeichen tragen. Jeßt, nachdem sogar die Orden wieder eingeführt sind, kommt der" Offizier" wieder zu seiner Gelden gewöhnlichen Sprachschatz aufgenommen, so fonnte man es bei tung. Wurde auch das Wort Offizier vor einiger Zeit wieder in offiziellen Veranstaltungen und Festreden bisher nicht hören. Das scheint nun anders werden zu wollen. Bei einer Parade überreichte eine Arbeiterdivision dem Kriegstommiffar Boroschinom eine rote Fahne, auf der zum erstenmal die bedeutungsvollen Worte zu lesen waren: Dem ersten roten Offizier der Sowjetunion von seinen Arbeiterkameraden".
Musifernot in USA . Die schwere Krisis, die überall im Konzertleben herrscht, hat auch das Dollarland, das allen Musikern so lange als Dorado galt, nicht verschont. Es mag unseren schwer um die Existenz ringenden Orchestermusikern ein Trost im Unglüd sein, wenn sie hören, daß auch ihre Kollegen in der Neuen Weit längst nicht mehr auf Rofen gebettet sind. So ist eben erst das Chicago - Symphonie- Orchestra, eine der vorzüglichsten Instrumentalvereinigungen der Bereinigten Staaten, genötigt worden, sich aufzulösen. Den Anlaß zu den Schwierigkeiten gab die Frage der Honorierung der Mitglieder, die die Erhöhung der Mindestgage von 80 auf 100 Dollars in der Woche gefordert hatten, ein Ber langen, dessen Erfüllung die Konzertunternehmer als unmöglich bezeichneten. Aus diesem Anlaß weisen die„ Nem York Times" darauf hin, daß es heute fein amerikanisches Orchester gibt, das die Saison nicht mit einem großen Defizit abschließt, auch wenn jedes Konzert ausverkauft ist. Das Blatt redynef bereits mit der Mög lichkeit, daß die Eintrittspreise der Orchesterkonzerte zu dem Höchstsatz, der überhaupt möglich ist, gesteigert merden müssen, wie das in den Theatern, Kinos, Sporttämpfen und anderen Unterhaltun gen bereits geschehen ist. Man braucht sich im übrigen, wie das New Yorker Blatt weiter ausführt, nicht zu wundern, daß die amerikanischen Orchestermufiter erbittert sind, wenn sie sehen, daß Pflasterarbeiter und Maurer heute mit 14 bis 15 Dollars im Tag entlohnt werden, und daß man fortgesetzt Dirigenten importiert", deren Gagen geradezu ins Fabelhafte angewachsen sind.
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Theatersfandal in Straßburg . Bu einem Zwischenfall fam es im Straß burger Eden Theater, in dem augenblicklich das Leipziger Oberettent heater Gaffspiele gibt. Bei Beginn der Operette Raffles Ende" pfiff das Publikum die deutschen Darsteller aus und und lärmte durch Auf- und Zutlappen der Stühle. Der Direktor mußte die Borstellung abbrechen und den Vertrag mit der Leipziger Truppe, lösen.
Die Weltfonferenz für die Erneuerung der Erziehung wurde am Mittwoch in Locarno eröffnet. Nahezu 1000 Bertreter ans 45 Ländern sind zu diefer Veranstaltung eingetroffen. Nordamerika , Australien , Afrika , Asien und die meisten europäischen Staaten find vertreten. In deutscher Sprache begrüßte Frau Dr. Rotten die Anwesenden