wenvung der Frelzeit. Hier wird gezeig!, was in den Iugenoverbänden trotz aller Widerstände— schlechte Arbeits, und Wohnungsverhältnisse der Jugend. Heimnot und Geldmangel— an wertvoller Erziehungsarbeit geleistet wird. Dieses Gebiet der Ausstellung hat um so größere öffentliche Bedeutung, als sie nicht nur von dem Leben eines kleinen Teiles unserer Jugend Kunde gibt, sondern für die Sesamte Jugend der dem Reichsausschuß der deutschen ugendoerbände angeschlossenen Iugendverbände spricht: diese umfassen aber 40 Proz. aller Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren. In der Werbeschrift der Ausstellungsleitung wird über die tiefere Bedeutung der Ausstellung in dieser Beziehung gesagt: „Die Ausstellung will nachweisen, daß die mannigfache Arbeit, die heute schon auf dem Gebiet der Freizeitgestaltung unserer Jugend geleistet wird, auch eine Gewähr für die nützliche Der- Wendung einer vermehrten Freizeit gibt, zumal in der Jugend selbst ein starker Wille lebt zu ernster Arbeit an der eigenen Ver- vollkommnung und an der Vorbereitung für die zahlreichen Ausgaben, die das öffentliche und berufliche Leben jedem einzelnen heute stellt. Allerdings wird auch nicht unterlassen werden können, in diesem Teil aufzuzeigen, wo weitere positive Mahnahmen der Jugendwohlfohrt einzusetzen haben, um die Selbsterziehung der Jugend noch fruchtbarer zu gestalten. Schon diese beiden Teile der Ausstellung werden bemerken?» wertes und in dieser Gesamtübersicht bisher noch nicht bekanntes Materiol der Oeffentlichkeit unterbreiten können. Der Anspruch auf ein lebhaftes Wgemeininteresse wird aber vor ollem durch den dritten Teil des Ausstcllungsplans begründet, der vom Kulturwillen der deutschen Jugend Zeugnis oblegen soll. Wir stehen in der deutschen Jugendarbelt nicht nur vor einer weitverzweigten jugend- pflcgerischen Tätigkeit, sondern die deutsche Jugendbewegung ist heute gleichzeitig in hohem Mah Kulturbewegung. Wir sehen in der jungen Generation der Gegenwart Ansätze zu einer neuen Lebensgestaltung, wir sehen überall eine eigenartige Einstellung der Jungen zu den großen Problemen unserer Zeit, und mehr und mehr greisen diese neuen Kräfte auch in das gegenwärtige Geschehen ein. Die Ausstellung will erreichen, daß die breitere Oeffentlichkeit diese Bewegung und ihre Bedeutung für das zukünftige Schicksal unsere» Volkes mehr als bisher erkennen lernt. Die Ausstellung „Das junge Deutschland" spricht daher nicht nur in eigener Sache. Sie wird Mahnung und Ermutigung zugleich sein. Mahnung an uns olle, das wertvollste Gut unseres Volkes, eine gesunde Jugend, nicht leichtfertig für einen Augenblicksgewinn zu gefährden. Er- mutigung, indem sie nachweist, daß in der Jugend trotz aller miß- lichen Umstände ein starker Lebenswille vorhanden ist, und daß stch in ihrer Bewegung die Anzeichen für eine geistige und kutturelle Erneuerung unseres Volkes erfreulich mehren. Das Wort:„Wer die Jugend hat, hat die Zukunstl", ist heute in oller Munde. Die Ausstellung wird zeigen, daß diese» Wort nur eine halbe Wahrheit ist, denn: Wer die Zukunft gewinnen will, der muß der Jugend Lebensraum geben, damit sie ihr« Kräfte ungehemmt und unverkümmert entfallen kann." So ist die Zlusstellung mehr als eine unterhaltsame Schau aus dem Leben der deutschen Jugend, sie ist ein Ereignis von hoher kulturpolitischer Bedeutung, das vor allem uns Sozialisten angeht, weil es unser Wirken in ent- scheidenden Punkten berührt und weil es Kunde gibt von den Noten und den Idealen der jungen Generation des arbeiten- den Volkes von morgen. Die drplomotischen Beziehungen zwischen Südflawien und Albanien werden Montag, den 8. August, in der Weise ausgenommen werden, daß die beiden Außenminister die Geschäftsträger des anderen Staate» in Audienz empfangen. Der französische Monarchist Daudet ist in Brüssel angekommen. Er wird wahrscheinlich Gast de» Herzogs von Guise sein, der den Vvyalisten als Anwärter des Thrones von Frankreich gilt. Ein Antiterrorgesetz In Irland hat der Landtag in einer Dauer- sttzung angenommen. wirth gegen Marx. Herbe Kritik an der Wandlung des BürgerblockkanzlerS. In der neuesten Nummer der Wochenschrift Deutsche Re> publik" nimmt deren Herausgeber, Reichskanzler a. D. Josef Wirth , das Wort zu dem Austritt des Reichskanzlers Marx aus dem Reichsbanner. Wirth zitiert zunächst die bekannte Austritts- erklärung des Herrn Marx und. fährt dann fort: „Es war mir schon längst klar geworden, daß Herr Dr. Marx dem Reichsbanner gegenüber D i st a n z suchte. Wir erinnern uns alle an die bewegten Wochen, wo Herr Dr. Marx als Kandidat des Dolksblocks, von den Scharen des Reichsbanners Schwarz-Rot- Gold in vielen deutschen Städten begrüßt, ferne Wahlreden als Präsidentschaftskandidat gehalten hat. Schwarz-Rot- Gold beherrschte das Feld. Die Träger von Schwarzrotgold waren die Bannerträger seiner Kandidatur. Zwei Jahre gingen ins Land. Sie ließen Erinnerung oerblassen. Die Entfrem- dung wuchs. Man mußte bald damit rechnen, daß nicht nur rasch, sondern auch gierig jeder Anlaß aufgegrisfen werden würde, um den Kandidaten des Bolksblocks von Schwarz-Rot-Gold abzudrängen. Ich hätte allerdings nie geglaubt, daß der Austritt aus unseren Reihen in so knapper, überstürzter Form vox sich gehen würde, wie er durch das vorstehende Schreiben tatsächlich erfolgt ist. Es war mir nicht sofort möglich, den Text der Kundgebung Hörstngs vom 18. Juli zu be» kommen. Ich kombinierte und machte mir Gedanken darüber, worin wohl Hörfings„schwere Herabsetzung und Beleidigung der öfter- reichischen Negierung" bestehen könnte... Vielleicht ist es gut, wenn unsere Freunde diesen Aufruf zweimal lesen. Harte Worte fallen gewiß. Der Aufruf spricht von„disziplin- losen und verbrecherischen Elementen". Er brandmarkt die Brand- stistung ab Untat. Er wendet sich an die Kameraden im Reichs- banner. Er mahnt sie, er beschwört sie, Disziplin zu hallen. Das ist gewiß kein Frevel. Das ist einfach« Menschenpflicht. .So spncht der Freund zu seinen Freunden, so der Führer zu den Scharen seiner Anhänger, so der staatspolitische Mann zu den Wähler, so der Führer von Schwarz-Rot-Gold zu den Millionen, die sich um die Fahne der deutschen Einheit und Freiheit zusammengefunden haben. Hörsing hat das Wiener Unglück in richtiger Er- kenntnis der in der Tiefe Europas schlummernden revolutionären Energien dazu benützt, die dumpf grollenden Mächte, die unter dem Druck seufzen, in die Bahnen staatspolitischer Ge- sinnung zu weisen. Hörsing hat getan, was als Vorsitzender seine Pflicht war. Er appelliert an den zur Disziplin erzogenen Menschen. Er findet dafür keine Anerkennung. Auch der Brief des Herrn Reichskanzlers läßt jede Anspielung auf die selbstverständliche Pflichterfüllung Hör- sings vermissen. Gewiß, Hörsings Kundgebung hat auch seine schwache Stelle. Er spricht von der„Hilflosigkeit der österreichischen Regierung". Das war das Vergehen, das' den Anlaß gab, dem Reichsbanner den Rücken zu kehren. Darob kein Gram und kein Groll. Aber was ist nicht alles in Deutschland in den letzten Jahren an fremden Re- gierungen ausgesetzt worden! Nicht nur an Regierunyen, sondern auch an den politischen Systemen, die in anderen Ländern herrschen! Es ist geradezu e i n e Sucht der Deutschen ge- worden, das, was andere an Staatspolitik entwickeln, am eigenen engen parteipolitischen Maßstab zu beurteilen und herab- zusetzen. Was die Rechtskreise in dieser Beziehung in den letzten Jahren geboten haben, ist sogar völlig unübertrefsbar. Dagegen ist Hörsing« Mißgriff ein Kinderspiel." Man sucht öen Verfasser. Die Auseinandersetzungen über die an den Sozialdem. Presse- dienst von einer bekannten Persönlichkeit des Zentrums gerichtete Zuschrift nehmen innerhalb der deutschen Presse munter ihren Fortgang. Auffallend daran ist, daß insbesondere die R c ch t s- presse sich weniger für den sachlichen Inhalt als für den Per- f a s s e r dieser bisher in jeder Beziehung völlig unangefochtenen Zuschrift interessiert. T« kommt nicht auf den Nomen des Verfassers an. D a V Wesentliche ist der Jnh/lt der Zuschrift, und wir haben bis heute vergeblich nach einem Zentrumsblatt im ganzen Reiche eesucht, das in der Lage wäre, diesen Inhalt auch nur in einem Punkte sachlich zu widerlegen. Das ist es, worauf es ankommt._ tmü yugenberg. Hugenberg, des: boscheidene Drucker. — Politische Pläne im Hintergrunde. Die Mitteilung, daß die„Deutsche Allgemeine Zeitung" vom 1. Oktober an bei Hugenberg gedruckt werden soll, wird von der „Frantsu-rter Zeitung" durch folgende Mitteilungen er- gänzt: Bei der.L>az" handelt es sich jetzt vorläufig nur um einen Druckvertrag. Der im vorigen Jahre erneuerte Druckoertrag zwischen dem Verlage des Blattes und der inzwischen zu einer staatlichen Aktiengesellschaft umgewandelten Druckerei in der Wil - Helmstraße scheint dem Verlage nicht zu entsprechen, und deshalb sieht man sich nach einem anderen Unternehmen um. wo die Zeitung im Lohndruck hergestellt werden könnte; außer mit Hugenberg wird anscheinend auch mit anderen Druckereien darüber verhandelt, ohne daß bis jetzt ein Abschluß erzielt wäre. An den Eintritt Hugenbergs in den Verlag der ,Doz", der Dorausschung für eine Einflußnahme auf die redaktionelle Haltung de» Blattes wäre. soll, wie uns gesagt wird, nicht gedacht sein. Es soll lediglich eine Aenderung des Druckortes in Frage kommen. Für die Seite der„Daz" wird diese Darstellung sicherlich zutreffen. Die Frage ist aber, ob Herr Hugenberg. wenn er die„Daz" im Lohndruck herstellen würde, sich wirklich mit der Rolle des Druckers bescheiden wollte. Sollte er weitergehende Absichten haben, so würde das möglicherweise zu Konflikten mit der Redaktion des Plattes führen. Die Oefsentlich- keit hat jedenfalls ein Interesse daran, diese Dinge im Auge zu behallen und zu erfahren, ob etwa der Druckoertrag mit Hugen- berg im Falle seines Abschlusses an bestimmte Bedingungen ver- legerischer und politischer Art geknüpft werden soll." Nummer 14. Austritt aus der tommunistischeu Neichstagsfrakttou. Der kommunistische Reichstags« bg«ordnete Böhla hat seinen Austritt aus der Kommunistischen Partei erklärt. Er hat der Zen- trale der KPD. einen Abschiedsbrief geschrieben, in dem es heißt: .Wir haben alles versucht, in der Partei die Mitgliedschaft gegen eure Methoden zu mobilisieren. Aber je stärker der Druck der Mitglieder, desto brutaler wurden eure organisatorischen Maß- regelungen. Angesichts dieser Situatton erkläre ich euch, daß ich mich mit den Genossen Kenzler und Ritter solidarisiere; das heißt: daß ich mich so lang« als außerhalb der Partei stehend betrachte, bis es der Parteimitgliedschaft gelingt, das parteizersetzend« ZK. hinwegzufegen und dafür zu sorgen, daß die Partei alle revolu- tionären Kräste auf der leninistischen Grundlage im Kampfe gegen den Kapitalismus, Imperialismus und zur Verteidigung Sowjet- rußlands zusammenfaßt." Böhla war ausschlußreif. Wetteve Austritte und Ausschlüsse stehen bevor. Bon 45 Mitgliedern der Reichstagsftaktwn der KPD. j sind noch dem Austritt Böhla» nur noch 31 übrig geblieben.> Zehn kleine Negerlein..._ lJ., tzörssngs Nachfolger. Beschluß des preußische« StaatslninisterkuurS. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Das Preußische Staatsministerium hat in seiner Donnerstagsitzung beschlossen, den l Minister des Innern zu ermächtigen, dem Universitätsprofessor Geh. Regierungsrat Dr. phil . W a e n t i g in Halle die kommissarische Verwaltung der Stelle de» Oberpräsidenten der Provinz Sachsen zu übertragen. Gleichzeitig wurde der Minister ermächtigt, das gemäß Art. 86 der Preußischen Verfassung erforderliche Einver« nehmen des Prooinzialausschusses der Provinz Sachsen . mit der endgültigen Ernennung Prof. Waentigs herbeizuführen. Sacco! Vanzetti! Zwei Harnen sind deute dem Gteltproletarlat hellig und teuer Qnd brennen In allen llntcrcl rückten als fressendes feuer: Saeco— stanzeftll Sieben Jahre wartet auf sie der Stuhl mit den elektrischen SchiJjen, Bin sie verbrannt In die stamme Reihe der MSrtgrer zu legen, Sacev-Uanzetfll Das Standbild der f reiheit v«n Ifew?orh ist ein Schandblld geworden. Bmeritzas Hntllte trieft von Blut aus scheußlichen Morden: Den!« an Chicago I Die Bibel, das Scheckbuch, dasöel und der Stahl, Misterford und der(Heizen: Oh wie sie fromm sind und heuchelnd sich spreizen,< Die Herren der Seit! In allen CSndern, Im fitesten, Osten, Süden und Horden sfehn die Proleten, Hlle sind wach, die einmal von filillSflr und Blutgier getreten Bnd brüllen: Sacco! Vanzetti ! Zwei Borte versteht auch der Kuli, Mongole, Indianer, Malaie. Zwei Borte und furchtbare Menschheitsschreie: Sacco I Vanzetti ! Zwei unschuldige IHänner, zum Sterben gebracht nach den IRSrderzellen: «IJen Denkern der Belt wird unser Gebrüll in den herzen gellen; Sacco! Vanzetti i Max Barthef. Die Zeitungsfrau. Don Franz Adam Bayerlein. Da» Arbeitsvolt muß schwere Blöcke der Last durchs Leben tragen. Aber das schwere Mühn der Hände bringt ihm doch kein volle« Haus. Wenn ihm der Rücken rund geworden ist und die sonst so rüstigen Hände ihre Kraft verloren haben, dann kann es nicht in den Glücksgaloschen der Sorgenlostgkeit durchs Alter schreiten, wie der reiche Mann; dann muß es stch oft an den Wegen und Plätzen sein Zehrbrot suchen. Die Alte, die dort an der Ecke steht und ihre Blätter verkaust, die weiß auch zu erzählen, mit wieviel Ungerechtigkeit eine alt« Arbeitshand gelohnt wird, wenn st« ein Leben lang Schätze in fremd« Kammern getrogen hat. Wenn ich auf die Straßenbahn warten muß, stelle ich mich in ihr« Röhe und schau« ihr zu. Da kommt jemand und will ein« Zeitung haben. Die alte Frau erhebt sich, so schnell sie noch kann und hält ihre faltige Hand über den Tisch. Zwar weiß st« noch nicht, welches Blatt gemeint ist; doch dies« Gebärd« de» Bereitsein» ist ihr ganz in Fleisch und Blut übergegangen: st« weih� daß st« flink sein muß. Aufmerksam schaut sie mit ihren hellen lebendigen Augen die Käufer an. Biel Worte pflegen die nicht zu machen. Nur kurze, abgerissene Wortbrocken schleudern sie ihr entgegen und legen Geld auf den Tisch. Doch die Alte versteht schnell; eilig greift sie mit der einen Hand die verlangte Zeitung und schlägt sie leicht zusammen: in der hohlgefalteten Linken sucht sie dos passende Wechsel- geld aus, reicht es zusammen mit der Zeitung dem Käufer, nickt noch schnell ein höfliches„Dank schön" und wendet sich schon dem nächsten Kunden zu: es gibt viel ungeduldige und brummige Leute heut- zutage. Die meisten Leute legen stumm ihr Geldstück hin und nehmen stch ebenso wortlos eine Zeitung vom Tische. Sich über diese stille UnHöflichkeit zu ärgern, hat die alte Frau längst verlernt. Sie ist ein Mensch der Masse. Die achtet man nicht sonderlich. wenn man auch selbst nur ein Massenkörnchen ist. Allzureichlich wirst das Geschäft in dem ruhelosen Gebiebe der Stadt die Unterhaltungsgroschen nicht ab. Da» sieht man an dem bescheidenen Inventar der Zeitungsfrau. Ein Packen alter Blätter ist der Stuhl, auf dem die Alte oft so lange sitzen und warten muß. Wenn es tatt und windig ist, dann stellt sie ihre Füße auf ein Schemelchen und deckt über ihre Knie eine Wolldecke. Ja, der Wind ärgert die arme Zeitungsfrau oft. Mit grausamer Beharrlich- keit bläst er an dem Zeitungsstand vorbei, daß die Schriften auf- fliegen. An der Wand hängt das einfache Reklameschild de» Zeitungsstandes, eine locker gespannte Lein«, an der in bunter Folge die verschiedensten Zeitungen festgeklammert find. Diese dünne Leine ist das besondere Spielzeug de» Windes; die Zeitungen lassen ihre Innenseiten sehen und klatschen an die Wand; die Alle er- schrickt oft dabei und denkt, die Leine reiße entzwei. Außer dem alten Tisch, der zur Auslag« der Zeitungen dient, gebraucht die Zeitungsfrau noch zwei Körbe, wie sie die Bäcker zum Brötchen- tragen benutzen; die ersetzen ihr ein Zeitungsstapel. Sie weiß, daß die Leute es immer eilig haben; niemand will lang« warten; bis sie«we Zeitung herbeigesucht hat. Fein säuberlich gepackt und ge- ordnet liegen ihre Schriften auf dem Tische; jeder Zeitungskopf ist zu sehen und man kann selbst schnell eine Zeitung herausnehmen. Di« heutige Zeit geht nicht mehr so behäbig einher, wie die. aus der das Mütterchen stammt; gierig« Hast hat sich breitgemacht in unseren Städten. Aber wenn man auch alt geworden und lieber weit abseits von diesem Hasten bleiben möchte, man muß doch sehen, Brot nach Hause zu bringen. Zuweilen kommt ein Mädchen mit einer Kanne Kaffee für die Alte; da» Enkelkind der Zeitungs- frau. So lange die Großmutter Kasse« trinkt, verkauft das Mädchen Zeitungen. Es hat ein schönes stilles Gesicht und der Ausdruck seiner Augen ist so ernst, als blickten sie aus trüber Gegenwort in trübe Zukunft. Wenn die Lebensstürme den frischen Hauch der Jugend, der noch rosig über seinem Gesichte liegt, Verblasen haben und fem« Haut welk geworden ist, wie bei der Zeitungsfrau, wird es dem Mädchen dann besser ergehen, wie seiner Großmutter und den vielen anderen allen Zeitungsfrauen? „Die Tugeadprinzessln" im Theater des Westens . Ehemänner. die zu Hause den Tugendhaften spielen, sonst aber außerhalb der Ehe auch anders zu verwerten sind, Tänzerinnen, die Grafen heiraten und von der adligen Familie nicht anerkannt werden, jung« Mädchen. die durchaus einen unberührten Jüngling heiraten wollen, unver- standene Frauen und biedere Lebegreise bilden die Reauisiten der neuen Z o r l i g- Operette, deren Text Okonkowski verfaßte. Diese Requisiten werden zu den üblichen Operettensituationen zu- sammengestellt und die Situationen zeigen mehr Behagen als Witz. Man kennt ja diese Dinge aus den Produktionen der letzten Jahre. Merkwürdig ist es nur, daß hier auch nicht ein einziges neues Mo- ment hinzugekommen ist. Zorlig» Musik plätschert sanft und leise über dieses Libretto dahin. Sie klingt sehr zahm und geleckt. stellenweise sogar beinahe kultiviert, aber man wartet vergebens auf einen Schlager oder wenigstens auf eine Melodie, die einigermaßen hasten bleibt. Zorlig bringt es hier höchstens zu Ansätzen, die nach ein paar Takten erlahmen. Gespielt wird unter der Regie Martin Kettners im Theater des Westens der großen Hitze angemessen. Vielleicht könnte eine spritzige Ausführung die Operette retten. Doch hier vollzieht sich olles gemüthast ruhig, nur hin und wieder be- sinnen sich die Darsteller auf ihr Temperament. Nicht einmal bei Erfindung der Tänze beweist man einen Funken von Originalität. Einzig Kettner und Elly H o s f m a n n verfügen über Beweglichkeit und Witz. Das Orchester spiell unter Richard Schönian sehr brav und ordentlich. F. S. Schließung de» Mekropolthealers. Das Metropoltheater, das stch schon seit längerer Zeit in finanziellen Schwierigkeiten befindet, ist am gestrigen Donnerstogvormittag infolge einer gerichtlichen Ent- scheidung aus Veranlassung der Verpöchterin. der Dorotheenstadt - Baugesellschaft, geschlossen worden. Die Direktton des Theaters hatte zur Abwendung des bevorstehenden Konkurses des Unternehmens gegen Ende des vorigen Jahres Geschäftsaufsicht beantragt, der auch stattgegeben morden war. Die finanzielle Lage des Theaters besserte sich jedoch nicht, so daß da- Theater schon seit geraumer Zeit der Dorotheenstadt -Baugescllschaft die Pacht und Miete nicht bezahlen konnte. Trotz der größten Anstrengungen gelang es der Direktion Max Jentzsch nicht, die erforderliche Summ« von 50 000 M. aufzu- bringen, woraus die Verpöchterin die Räumung des Theaterbetriebes veranlaßte. Zwischen der Direktion und der Baugesellschast fanden dann noch Verhandlungen über die Wiederaufnahme des Theater- betriebes statt, die jedoch bis zu den Abendstunden zu keinem Ergeb- nis gekommen waren, so daß die Schließung aufrechterhalten wurde uich die Vorstellung nicht stattfinden konnte. Na Sonderzug zur Alogdebarger Ihealer-Auistellaag mit nur 4. Klasse fährt Sonntag, den 7. Angust von Berlin um 7,10 Uhr und trifft in Magdeburg 9,83 Nhr-in. Rückfahrt 23.32 Uhr, Ankunft in Berlin l.SS Uhr. Der Fahrpreis beträgt 6,40 Mark. Fahrkarten im Reisebureau Werthcim, Leipziger Straße : Rciscbureau deS Westens, Tauenpienitraße; Weltreise- bureaü Union , Unter den Linden 22; Stanzens Reisebureau, Unter den Linden 76». Sozialisten! Kriegsgegner l verbreitet und verwendet ständig die vom .FriedenSbund der KnegSteilnehmer' herausgegebenen wirkungsvollen Antikri-egSpoit karten. Die Leser de».vorwärts' erhalten auf Wunsch eme Musterserie gegen 10 Pj. 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