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Sonntag 7. August 1927

Aus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

Rivalen".

( Tauenhienpalaft.)

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Ludwig Klopfer, der Besitzer des Tauenzienpalastes, ist nicht auf Serienware eingeschworen, und wenn er auch aus Ge­schäftsgründen mit der Ronjunttur liebäugeln muß, so bringt er immerhin Werke bestimmter Eigenart auf den Spielplan. Der prachtvoll neu hergerichtete, zum wahrhaft festlichen Haus gewordene Tauenzienpalaft wurde mit einem großen Kriegsfilm eingeweiht, der wohl bald zu einem der umstrittensten Werte gehören wird. Nur Starinervige fönnen ihn in Ruhe ansehen. Empfindsame, sowie rielleicht auch Angehörige, die ihre Lieben auf dem Schlachtfelde ver­loren haben, ertragen diefe grauenhaften Schlachtenbilder einfach richt. Von dem Regisseur Raoul Walsh   wurde in allervorzüg lichsten Typenschilderungen, Massenszenen und Kriegsbildern fast das Inglaublichste geleistet. Ebenso erzwang er von seinen Darstellern Dolores del Rio  , Victor Mac Lacien und Edmund 2ome Höchstleistungen. Die beiden Männer haben dauernd die Rivalen zu spielen und sie tun das rein schauspielerisch be­trachtet in einer Realistit und Mannigfaltigkeit der Ausdrucks­arten, die Bewunderung erregen. Der Film, obwohl von For in Amerika   hergestellt, ist fein einseitiger, sondern ein wahrer Schilderer des Krieges. Man erlebt den Blutsumpf an der Front, den morali­fchen Sumpf in der Etappe. Kapitän Flagg und Fähnrich Quirt, der eine eine Landsknechtsnatur, der andere ein Abenteurer, sie dienen beide in der amerikanischen   Armee und sind beide Rivalen. Sie spannen sich einander die gefälligen Mädel aus. Und wie fie's im Frieden trieben, treiben sie's auch im Kriege. wo es um eines Wirtes liebevolles Töchterlein zu hochkinodramatischen Auftritten fommt. Diese Spielhandlung ist von den Kriegsszenen durchzogen. Oft bringt der Film im Text starte pazifistische Tendenzen; so flagt in einem Brief eine Muter nicht nur um ihren Sohn, sondern um das Leid aller Mütter der Welt. Ein junger Leutnant aber meint: ,, Es ist in der Welt etwas nicht richtig, die alle 30 Jahre mit Blut gewaschen werden muß." An der Front rebelliert er. Er schreit den Hauptmann an: Ich führe meine Jungens aus der Hölle fort und menn Sie sich mir entgegenstellen, Hauptmann, dann schlage ich Sie nieder. Er stirbt, dieser Rufer. Doch einmal will selbst der Haupt­mann nicht mehr, aber da ertönt die Trompete. Es siegt der Kadavergehorsam, Arm in Arm mit dem Rivalen zieht er wieder in die Schlacht. Wer nun meint, hierdurch würden die Menschen zur Konsequenz in ihren Handlungen, zum Zuendedenken ihrer Gedanken aufgefordert, der wird sich irren, im Gegenteil, der Schluß ist so umgebogen, daß die Beifall brüllen, die morgen oder über­morgen wieder einen frisch- fröhlichen Krieg haben wollen.

e. b.

Mein Heidelberg, ich kann dich nicht vergessen." ( Emelkapalast.)

Daß man sein Herz in Heidelberg   verliert, wie im ersten Teil dieser Filmserie, ist schon schlimm, aber daß man dann Heidelberg  überhaupt nicht wieder los wird, das ist noch schlimmer. Wenn doch unseren Filmmanuskriptverfasser es mal in den Sinn käme, hinter die Kuliffen ihrer Fassadenbauten zu schauen und die Dinge

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zu sehen, wie sie wirklich sind. Was hätte das für ein ausgezeich­neter Film werden können, wenn das junge Mädchen, die Tochter des Korpsdieners zugegeben, daß sie sich im ersten Teil bis über beide Ohren in den gesellschaftlichen Herrgott, einen wirklichen Rorpsstudenten, verlieben muß-, nun im zweiten Teil dahinter fäme, was diese Couleurstudenten im Grunde für nichtssagende, Tränenweide an der Ostsee   geistern, allwo ein steinreicher Reeder fade Gesellen find. Leider läßt Mag Ferner sie aber lieber als sich auf den ersten Blick in sie verliebt und sich von ihr das Leben verekeln läßt, weil sie wie eine Besessene beim Klange jedes Leier: fastens, der einen dieser Heidelberger   Schmarren spielt, vor Sehn­sucht nach Heidelberg   vergeht. Sie endet, nachdem sie bei Nacht und Nebel in die Stadt ihrer ersten Liebe zurückgeflüchtet ist, und dort kein Herz mehr findet, als schöne Marmorleiche auf dem Grabe ihres Geliebten. Im Text aber liest man: ,, Sie starb an gebrochenem Herzen." Hätte sie als nun gereiftere Frau sich das Saufen und Raufen, die witlose Unterhaltung, die Schein- und Doppelmoral ihrer bunten Herrgötter mit geschärftem Auge angesehen, so hätte sie bald gelernt, Heidelberg   zu vergessen und wäre lebensreif ge­

Funkwinkel.

Beilage des Vorwärts

worden. Diese Desillusionierung aber hätte einen ausgezeichneten Filmstoff abgegeben. Um die unerträgliche Sentimentalität zu mildern, hat der Autor immerhin eine Reihe belustigender Szenen eingefügt, in denen ein folossales Bierschwein in den verschiedenen Phasen seines beschaulichen Daseins, vor allem in Examenss nöten, vorgeführt wird. Leider nicht als satirische, sondern als Szenen einige Abwechslung in die herzerweichenden Trivialitäten belustigende Erscheinung. Immerhin hat der Regisseur durch diese gebracht. Um die Darstellung bemühten sich Dorothea Wied als Studentenbraut, vor Sehnsucht verschmachtend, A. v. Schlettom als ehrlich verliebter Ehemann. Carl Platen   als famoser alter Korpsdiener sowie Bauried! als ewig durftiger Student und Nirian Gibson als verführerische Kokette.

Ein rheinisches Mädchen bei rheinischem Wein." ( Primuspalast.)

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Der deutschen   Automobilindustrie ist geraten worden, Serien artifel herzustellen; sonderbarerweise hat die deutsche Filmindustrie diesen nicht an ihre Adresse gerichteten Rat befolgt. Diesmal geht's wieder an den Rhein  , wo die Mädchen so süß sind und der Wein so füffig ist. Walter Reisch   schrieb ein Filmmanuscript, in dem ein Oberkellner in seinen Ferien sich als Baron ausgibt. Er hat, shne es zu wissen, eine uneheliche Tochter, die ihn erst nach dem Tode ihrer Mutter aufsucht. Er denft: es fommt ein Baby, es erscheint jedoch ein heiratsfähiges Mädel vom Rhein  , in das sich prompt o erschauere in Wonne, lieber Zuschauer ein richtiger Graf ver liebt. Der läßt auf fein Schloß den betrunkenen Pseudo- Baron und dessen nichtsahnende Tochter bringen: Situationsfomit und Entklei­dungsszenen entwickeln sich daraus. Doch das Mädel vom Rhein  wird, damit das Publikum zu einer Rheinischen Legende" Rhein­nimmt nicht den Grafen, sondern einen Musikstudenten, der eingeführt landschaften zu sehen bekommt. Die hätte man auch als Landschafts­film bieten fönnen. Um sie unterzubringen, war wahrhaft fein ganzer Spielfilm erforderlich. Vor allen Dingen hätte die Lorelen nicht persönlich erscheinen brauchen, denn sie sah aus, als ob sie verpflichtet wäre, für den neuesten Lippenstift Reklame zu machen. Und um dieses Mädchen, das nicht gerade manierlich auf einen Felsen hin- und herrutscht, ertrintt ein handfefter Schiffer. Es ist doch wirk lich schauerlich. Ebenso ist die Rheinweinreklame ziemlich aufdring­lich. Dem unmöglichen Manuskript war Dr. Johannes Guters Lustspielroutine von größtem Nugen. Viele betrachteten diesen Re­konsequent durch derart billige Mäßchen, daß seine Arbeiten feine besondere Beachtung mehr wert sind. Xenia Desni   sieht immer fabelhaft aus, sie ist in alien ihren letzten Rollen gleich, sie wird zum Abziehbild Das jüße Mädchen". Hans Brause wetter fieht man gern, da er einen aufrichtigen Menschen vorzüglich darstellen fann, und Jack Trevor   hat ein Filmgesicht und Filmschneid. R. A. Roberts spielte den Oberkellner. Ein guter Schauspieler hatte hier eine große Rolle. Es ist aber doch schade, daß Können durch folche Manuskripte verschludert wird.

Betont sachlich erzählt Dr. Karl Wilozynski von seiner Reise in Jugoslawien  . Man vermißt das Sprühende, Mitreißende, das sonst in seinen Vorträgen zum Ausdruck kommt. Hier werden sorgsam die Daten aneinandergereiht, und der Hörer erhält doch keinen lebendigen Eindruck von Land und Leuten. Das liegt auch an dem Charakter dieser Art von Vorträgen, denn erst das Licht bild vermittelt Anschauung, eine Ahnung von der wirklichen Schön­heit der Dinge. Am Nachmittag hörte man die Tell- Ouvertüre und eine stark gekürzte Traviata- Phantasie. Man hat sie schon besser, ausgeglichener im Berliner Rundfunk gehört, beispielsweise erlahmt das Orchester im Prestosatz der Ouvertüre, das Andante fommt in den Streichern nicht richtig zur Geltung, die Geigen flingen bei Traviata, bei diesen süßen Melodien, die uns nach Hermann Bang  durch das ganze Leben geleiten, etwas hart, aber diese Mängel ver­gißt man, weil es sich um eine lebertragung aus egiffeur einst als eine Hoffnung des deutschen   Films, doch wirkt er jetzt ringsdorf handelt. Damit soll nichts für dieses Ostseebad und nichts gegen Berlin   gesagt sein, aber man empfindet, ganz außer halb des fünstlerischen Genusses, eine Vorliebe für den Rundfunk, der Brücken über meite, örtliche Entfernungen schlägt. Man rechnet nur noch mit der Tatsache, daß man ein Orchester aus einer ent­fernten Stadt hört, man bewundert in diesem Augenblick mehr die Technik als die Kunst. Abends liest Kisch zwei seiner sachlichen und dabei doch durchaus wizigen Reportagen. Die einleitenden Worte, die beinahe länger als die Vorlesung sind, spricht Dr. Franz Höllering  . Wie es fich für den Conférencier eines bedeutenden Mannes gehört, stellt er Kisch als einen der größten schreibenden Genies dar, aber er geht mit seiner Behauptung zu meit, daß alles Gefühlshafte aus der Kunst der Gegenwart zu streichen sei, er setzt hier einen Teil für das Ganze. F. G.

Mufifaufträge

e. b.

übergibt man nur dem Nachweis bes Deutschen   Musiterverbandes, Berlin  , Rom  mandantenstr. 63,64. Dönhoff 3277-78, Geschäftszeit 9-5, Gonntags 10-2 Uhr. Auf Wunsch: Bertreterbefuch.

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