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Tr. 372+ 44. Jahrgang

161. Beilage des Vorwärts

Ziehung der Klassenlotterie verschoben

Keine neue Ziehung der letzten Klasse.

Ueber die Betrügereien bei der Preußisch- Süddeutschen Klaffenlotterie werden jetzt weitere Einzelheiten bekannt. Auch bei den gestrigen Vernehmungen haben die beiden Beamten noch immer nicht verraten, wie es ihnen gelungen ist, unbemerkt von den Kontrolleuren die Bertauschung der Nummern und der Ge­winne vorzunehmen. Sehr erleichtert ist den beiden der Coup da­durch, daß der eine, und zwar Boehm, auch den Vertrauensposten der Zuteilung der Losnummern an die Einnehmer innehatte. Man nimmt an, daß Boehm, der als führender Kopf bei dem Betrug zu betrachten sein wird, eine Nummer, von der er mußte, daß sie noch nicht zugeteilt ist, bei der Auslosung nicht aufgerufen, sondern in seine Tasche gesteckt hat. Dann hat er diese Los­nummer einem Einnehmer zugeteilt und sich dieses Los zu beschaffen rewußt. Nun war nur noch nötig, daß der andere Beamte einen hohen Gewinn verschwinden ließ. Dadurch waren dann die Cosnummer aus der Nummerntrommel, das Los selbst und der darauf entfallende Gewinn in ihre Hand gekommen. Nun brauchte nur noch vereinbart zu werden, daß bei einem Ziehungstag, wo beide wieder tätig waren, nach einer bestimmten Anzahl Lose die Losnummer und der Gewinn aus der Tasche ausgerufen wurde. Da bei der Ziehung immer dieselben drei Beamien zusammenarbeiten, wußten die beiden also ganz genau, daß sie die Ausführung des Betruges nicht an dem­felben Tage ausführen brauchten, wo sie die Lose und Gewinne entwendeten. Es ist auch möglich, daß schon vor dem Ein­schütten in die Lostrommel die beiden Beamten Nummer und Ge­minn entwendet und durch Nieten vertauscht hatten. Dar­über wird heute freilich nichts mehr festzustellen sein.

weiteres ausgesetzt. Auf Anordnung des Präsidiums der Klassen­lotterie werden die Gewinne und die Losnummern einer Prüfung unterzogen, um zu verhindern, daß im Publikum die Meinung ent­stehen kann, ob die beiden nicht auch bei dieser Serie schon wieder versucht haben, ihren Coup zu wiederholen. Der Termin der Ziehung wird bekanntgegeben.

Die Direktion der Klassenlotterie ist erst durch eine andere Schiebung auf die Spur der beiden Beamten gekommen. Seit einiger Zeit wird beobachtet, daß Nummern, auf die in der Vor­mittagsziehung ein Gewinn gefallen ist, noch bei den Einnehmern zu kaufen versucht wurden. Es hat sich herausgestellt, daß es sich bei dieser Bande, die weniger der Klassenlotterie als den Ein­nehmern großen Schaden verursacht, um folgendes handelt: Einige Leute fizen im Zuhörerraum. Wird nun ein großer Gewinn gezogen, so springt ein Mann heraus und gibt einem Radfahrer ein Beichen. Dieser fährt nun zu dem Einnehmer, dem das betreffende Los zugeteilt ist, und versucht dort das Los, wenn es noch nicht weg­gegeben ist, zu kaufen. Auf bisher noch nicht ganz geklärte Weise ist es möglich gewesen, immer genau festzustellen, wie die Los­nummern den einzelnen Kollekteuren zugeteilt werden. So ist es dieser Bande vor einiger Zeit gelungen, einen Gewinn in Höhe von 50 000 m. zu erobern. Den Schaden trägt in diesem Fall der Ein­nehmer, denn, wenn er das Los nicht mehr verfauft hätte, wäre er der Gewinner gewesen, da er das Los bei Beginn der Ziehung taufen muß. Erst durch die Untersuchungen und Beobachtungen dieser Bande, die in einem Fall zur Entlassung eines Angestellten geführt haben, ist der Betrug der beiden Beamten auf­gedeckt.

Soviel ist sicher: Wegen der Unterschlagung ist mit feiner neuen Ziehung der letzten Klasse zu rechnen. Einmal müßten sämtliche Ge­minner den ihnen bereits ausgelieferten Preis, mit der Aussicht, bei der erneuten Ziehung nichts mehr zu gewinnen, zurückzahlen. Auch rein juristisch ist der Klassenlotterie nicht beizukommen. In fondern auch die Verteilung der 2ose. den Spielbedingungen, denen sich ja jeder bei Lostauf unter­morfen hat, wird ausdrücklich festgestellt: ,, Ueber die Gültigkeit oder ungültigkeit einer Ziehung entscheidet mit Ausschluß des Rechts­weges der Präsident der Lotterie und auf Beschwerde gegen seinen Entscheid der preußische Finanzminister". Es werden im Augenblid Erwägungen angestellt, ob es nicht wenigstens möglich sein wird, die Nummern, die bei der legten Ziehung nicht gezogen worden sind, zu einer neuen Ziehung gelangen zu lassen, bei der die wieder eingefangenen Gewinne ausgesezt werden.

Für die Klassenlotterie ergibt sich aus dieser sensationellen Affäre, daß nicht nur die Ziehung genauer fontrolliert werden muß,

Die morgen beginnende Ziehung der fünften Klasse ist bis auf

Auf offener Straße ausgeplündert.

Doppeltes Bed) hatte am Sonnabendabend ein junges Mädchen aus Lanfwig. Zunächst hatte es den legten Vorortzug der fäumt und lehrte vom Bahnhof zurück, um auf andere Weise nach Hause zu gelangen. Als es durch die Nürnberger Straße ging, pöbelten es zwei junge Burschen an. Es beachtete die beiden nicht und wollte meiter gehen. Da fielen sie über die Wehrlose her, drängten fie in eine dunkle Haustürnische, 3ogen ihr die Ringe von den Fingern, nahmen ihr die Uhr, die Ohrringe und die Handtasche weg, furz alles, was sie an Wertsachen bei sich trug. Als auf die Hilferufe der Ueberfallenen Passanten herannahten, bestiegen die beiden Strolche eine Autodroschke und fausten davon. Zum Glück tonnten Augenzeugen des unerhörten Borfalles die jungen Burschen so genau beschreiben, daß es der Kriminalpolizei gelang, fie zu ermitteln und festzunehmen. Es sind ein 24 Jahre

alter Raufmann" Bruno Heine und ein 25jähriger Zeichner Bruno Mert. Am Sonntag tauchten fie wiederum in der Nürnberger Straße auf und wurden sofort beim Kragen genommen. Auf der Wache behaupteten beide, daß fie von einem räuberischen Ueberfall nichts wüßten. Man fand bei ihnen aber noch Sachen, die sie dem jungen Mädchen entwendet hatten, außerdem mehrere Pfandscheine. Den Erlös der versezten Gegenstände hatten fie am Sonntag in leichtsinniger Gesellschaft in Wannsee   durchge­bracht. Sie erzählen natürlich wieder das alte Märchen von dem großen Unbekannten", der ihnen die Sachen zum Verfegen gegeben

Die Silberschwärme

25]

Bon Rex Beach  

[ Nachbruc verboten

Autorisierte Uebersegang aus dem Englischen von Julia Koppel ,, Was machst du hier," riefen sie beide wie aus einem Munde.

Ich? Ich bin auf dem Weg nach Chikago. Sagtest du nicht, daß wir nach Chitago wollten," damit setzte er sich zu ihnen und zündete sich auch eine Zigarre an.

Emerson wußte nicht, ob er sich über die Anwesenheit des Abenteurers freuen oder ärgern sollte. ,, Was willst du in Chikago?"

" Ich weiß noch nicht, irgend etwas unternehmen. Seattle  

ist mir zu voll von Alaskaleuten.

Emerson überlegte einen Augenblick, bevor er fagte: Bevor du mich wieder in irgendeine deiner Gaunereien ver­strickst, will ich dir lieber einen Vorschlag machen. Wenn du dich auf ehrliche Weise ernähren willst

,, Ehrlich!" rief Fraser beleidigt? ,, Alle meine Unter­nehmungen sind ehrlich."

Wenn du dich auf ehrliche Weise ernähren willst," fuhr Emerson fort, fannst du versuchen Lachs- Konserven- Attien zu verkaufen, und ich werde dir eine Provision geben." Warum sollte ich mich mit einer Provision begnügen, wenn ich die ganze Summe verdienen fann. Wahrscheinlich werde ich in Chikago eine Lachs- Ronserven- Gesellschaft auf eigene Rechnung gründen-"

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Was willst du" fuhr Boyd heftig auf. " Entschuldige! Ich meinte nur so! Wenn ich dir Kon­furrenz mache, werde ich mir etwas Besseres ausdenken." Emerson schüttelte den Kopf. Du bist unmöglich," sagte er ,,, und doch kann man dir nicht böse sein."

Gie sprachen bis tief in die Nacht zusammen, Emerson mar abmedyselnd sehr redselig und ganz geistesabwesend. Einen Augenblid war er so ausgelaffen, als ob er Hochzeit halten wollte, den nächsten so niedergeschlagen wie ein Mann der zum Tode verurteilt ist. Und je mehr sie sich dem Ziel ihrer Reise näherten, desto wechselnder murde feine

Stimmung.

Wie in Seattle   begleitete Fraser auch in Chicago   seine Reisegefährten ins Hotel und hätte sich mit einem schön­flingenden Namen ins Fremdenbuch eingeschrieben, wenn Boyd ihm nicht eine Warnung ins Ohr geflüstert hätte. Nach­

Wie die Leitung der Preußischen Klassenlotterie mitteilt, wird die Untersuchung der Angelegenheit mit aller Energie gefördert. Es wird nichts vertuscht und nichts verheimlicht werden, jedoch gestattet der Stand der Angelegenheit bisher noch werden, jedoch gestattet der Stand der Angelegenheit bisher noch nicht, ein endgültiges Urteil über die Angelegenheit zu fällen: Soweit bisher feststeht, haben sich die Beamten in der Weise ver­abredet, daß einer von ihnen einen Gewinn anzeigte und der andere ein Los dazu beantragte. Auf welche Weise tech­nisch der Betrug verübt worden ist, ist bisher noch nicht geklärt.

haben soll. Die Zeugen und das Mädchen erkannten in ihnen aber bestimmt die Räuber wieder.

Es wird noch heißer.

Der heißeste Tag des Jahres in Berlin   ist bisher der gestrige Montag gewesen. An diesem Tage stieg die Hize im Zentrum der Stadt im Schatten auf 32 Grad Celsius. Nach den meteoro­logischen Voraussetzungen der Berliner   öffentlichen Wetterstelle ist für die nächste Zeit mit einem Anhalten, wenn nicht gar mit einer weiteren Erhöhung dieser Hitze zu rechnen. Auch eine Ge­witter neigung ist einstweilen nicht festzustellen.

Zwei Einbrüche in Konfektionsgeschäften.

In den beiden letzten Nächten haben die Konfektions- und Pelz­einbrecher wieder an zwei Stellen reiche Beute gemacht. In der Nähe der Münzstraße drangen sie durch den Keller in ein Haus der Kaiser- Wilhelm- Straße ein, durchbohrten die Decke über den Ge­schäftsräumen und schleppten Seiden coupons und Damen­stoffe in Ballen für etwa 30 000 mart fort. Die Stoffe haben das Lochzeichen R. C. Die Verbrecher fonnten mit ihrem Raube unbemerkt entkommen, da in der Gegend zurzeit viel gebaut wird und allenthalben Baubuden und große Karren stehen, die die Aus­

dem Emerson seine Begleiter gut untergebracht hatte, überließ er sie ihrem Schicksal und fuhr zu seinem Schneider, bei dem er sich telegraphisch angemeldet hatte. Als er nach einiger Zeit zurückkehrte, war er von Kopf bis Fuß neugekleidet. Er traf Fraser in der Bar im vertraulichen Gespräch mit dem Oberfellner, einen Cocktail vor sich."

,, George?" antwortete er auf Boyds Frage, George ist ausgegangen um irgendein Maniküre- Etablissement aufzu treiben. Er ist ganz fingertoll geworden."

,, Er ist hier auf fremden Grund geraten," sagte Boyd, und ich möchte, daß du ihn im Auge behältst."

,, Gut! Ich werde ihn am Band im Park spazieren führen und wenn er beißen will, werde ich ihm einen Maul­forb porbinden. Keine Maniküredame ist mehr ihres Lebens vor ihm sicher. Du hast ihm einen gefährlichen Tip gegeben." Um vier Uhr präzise nahm Emerson ein Auto und ließ fich zu der anderen Seite des Sees fahren. Die Aufregung, in der er sich seit mehreren Tagen befunden hatte, nahm jezt in solchem Maße zu, daß er nervös mit den Füßen den Tatt zu dem Rattern des Wagens schlug. Er meinte, er müßte in der eingeschlossenen Luft des Wagens ersticken. riß das Fenster herunter, schlug feinen Mantel zurück und atmete in tiefen Bügen die scharfe Luft des Sees. Nie war ihm das Ziel seiner Wünsche so unerreichbar erschienen wie jetzt, nte hatte er die Grausamkeit des Reichtums und die Hoffnungslosigkeit der Armut so empfunden. Als er jetzt durch die Lakeshore Drive fuhr. war es ihm, als ob die Häuser ihn mit gerunzelter Stirn anstarrten. Vor dem anspruchsvollsten Hause, einer ungeheuren Maffe von Granit und Mauersteinen, das dem See gerade gegenüber lag, hielt das Auto, und es war ihm, als ob dieses Haus ihn besonders fühl anjah. Seine Hand zitterte, als er den Chauffeur bezahlte, und es war ein sehr blaffer, aber aufrechter junger Mann, der die Steinstufen hin­aufstieg, um an der Haustür zu läuten. Während er einige Gefunden wartete, merkte er, wie sein ganzer Körper im Taft mit dem Schlagen seines Herzens bebte. Jegt wurde er von einem bekannten Geficht begrüßt und hörte sich selbst fagen: Guten Tag, Hawtens," als ein alter Diener ihm die Tür öffnete und ihm seinen Mantel abnahm. Erinnern Sie sich

meiner noch?"

,, Gewiß, Herr Emerson. Sie sind lange fort gewesen." Ist Fräulein Wayland zu Hause?"

Ja, fie erwartet Sie. Bitte, folgen Sie mir." Boyd folgte dem Diener und war froh über das ge=

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Dienstag, 9. August 1927

sicht behindern. Den ersten Pelzeinbruch in dieser Saison verübte eine andere Bande in der Kleiststr. 13. Das Geschäft ist erst im Juli eröffnet worden und hatte sich mit Schutz­gittern ausreichend gesichert geglaubt. Die Einbrecher schlugen aber das Gitter entzwei, öffneten die Tür mit einem Nachschlüssel oder Dietrich und stahlen für 15 000 Mart Pelzjacken und mäntel, hauptsächlich aus Seal und Nutria. außerdem einen Posten unverarbeitete Felle. In beiden Fällen sind für die Wiederbeschaffung hohe Belohnungen ausgesetzt. Mitteilungen find an Kriminalkommissar Braschwitz  , Dienststelle B 5 im Zimmer 93 des Polizeipräsidiums zu richten.

Ein Landarbeiter totgeprügelt? Trotzdem Todesursache nicht feststellbar.

Bärwalde i. d. Neumart, 8. August.( Eigenbericht.) In Bärwalde in der Neumark wurde am Sonnabend, dem 30. Juli, der 15jährige Sohn des Arbeiters Proboll von seinem Dienstherrn, einem Landwirt Luft und dessen Söhnen verprügelt, weil angeblich der Knecht nicht schnell genug gearbeitet hat. Einige Tage später, am Freitag, dem 5. August, ist dann der junge Proboll im Krankenhaus in Küstrin   verstorben, ohne daß merkwürdigerweise die Todesursache festgestellt werden konnte.

mit,

Am Sonnabend, so teilt nun die Mutter des Verstorbenen unserem nach Bärwalde entsandten Sonderberichterstatter fam mein Sohn schon gegen Mittag nach Haus und legte sich fofort ins Bett. Er flagte über Schmerzen in der Hüft­gegend. Auf meine Frage erzählte mir mein Sohn, daß er von Herrn Luft geschlagen worden sei. Er sollte Stroh von einem Wagen abladen. Herrn Luft ging das nicht schnell genug, er kam auf den Wagen und schlug meinem Sohn ins Geficht. Mein Sohn fiel vom Wagen und ist dann auch von den beiden Söhnen des Luft ver­prügelt worden. Am Sonnabend verstärkten sich die Schmerzen, so daß ich einen Arzt zu Rate zog. Der Arzt konnte bei seinen Unter­suchungen teine sichtbaren Berlegungen feststellen. Ein zweiter Arzt, den wir in den nächsten Tagen holen ließen, gab mir auf meinen Wunsch ein Attest, in dem folgende Berlegungen festgestellt wurden: Am rechten Oberarm eine blauverfärbie Hautpartei von ungefähr Markstückgröße, die sehr schmerzempfindlich war.( Bluterguß unter der Haut.) Sonst waren offene Wunden oder Verlegungen nicht sichtbar. Dagegen war die rechte Hüfte sehr schmerzempfindlich auf Fingerdruck oder bei aktiven oder passiven Bewegungen. Ob diese Schmerzen von Schlägen und Fußtritten herrühren, fann ich nicht fagen, halte es aber für möglich." Am Mittwoch der letzten Woche nahmen die Schmerzen derart zu, daß der Arzt die Ueberführung in das Krankenhaus empfahl. Dort ist der Junge, nachdem er Tag und Nacht vor Schmerzen andauernd schrie, am Freitag früh verstorben. Der Vater hatte in der Zwischenzeit gegen den Landwirt Luft und seine beiden Söhne bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen ge­meinschaftlicher Körperverletzung gestellt. Auf Grund dieser Anzeige wurde am Sonnabend die Leiche obduziert. Die Obduktion, die von dem zuständigen Kreisarzt aus Königsberg i. d. N. und von dem Sanitätsrat Dr. Biegner in Rüstrin vorgenommen wurde, war insofern ergebnislos. als keine Todesursache festgestellt werden konnte. Auch innere organische Verlegungen fonnten nicht gefunden werden. Trotzdem wurde die Leichs freigegeben.

Die Bevölkerung von Bärwalde ist über diesen von so traurigen Folgen begleiteten Borfall aufs äußerste empört und beunruhigt, Ueberall in den Straßen des sonst so stillen Städtchens sieht mant Gruppen von Einwohnern, die sich über den Fall unterhalten und ihre Empörung zum Ausdruck bringen. Man darf hoffen, daß die Boruntersuchung dieser noch reichlich ungeflärten Angelegenheit be­schleunigt wird und daß vor allem mit aller Energie nachgepürft wird, ob die offenbar inneren schweren Verlegungen, die der junge Proboll durch die Prügel der Luft davontrug, schuld an dem Tode des jungen Menschen sind. Man darf auch wohl annehmen, daß sich die Behörden mit der Person dieses merkwürdigen Arbeit­gebers Luft und mit seinen Söhnen recht eingehend beschäftigen.

Miffamt der Leiter vom Dach abgestürzt ist heute mittag ein mit Ausbesserungsarbeiten auf dem Dach in der Schwalbacher Str. 7 zu Friedenau   beschäftigter Arbeiter. Der Arbeiter blieb mit schweren Berlegungen auf dem Straßenpflaster liegen und wurde in das Schöneberger Krankenhaus geschafft.

dämpfte Licht, das seine Aufregung verbarg. Er wußte, wp der Diener ihn hinführte, es war, als ob sie die ganze Zeit in der Bibliothet auf ihn gewartet habe. Wie genau er fich des wundervollen Zimmers mit den vielen Büchern an den Wänden erinnerte! Es sah ihr ähnlich, ihn an derselben Stelle zu empfangen, wo sie ihm vor drei Jahren Lebewohl gesagt hatte.

den Sammet hinter sich rasche! n. Im ersten Augenblid jah Hawkens schlug die Portiere zur Seite, und Bond hörte er fie nicht, weil sie ganz unbeweglich daftend. Dann aber rief er meich: ,, Mein Liebling!" und eilte auf sie zu.

,, Boyd! Boyd", antwortete fie und ging ihm entgegen. Er schloß fie in seine Arme. Sie fühlte sein Herz gegen das ihre schlagen, wie bei einem Menschen der gelaufen ist und feine letzten Kräfte verbraucht hat. Sie fühlte seine Arme vor Erschöpfung zittern. Lange sprach feiner von ihnen.

9.

,, Alle Mühe und Entbehrung sind also umsonst gewesen," fagte Mildred Mayland, als Boyd von seinen Erlebnissen in Alaska   erzählt hatte.

,, Ja," antwortete er. ,, Meine Versuche als Goldgräber sind mißglückt." Sie zuckte unwillig die Achseln und rief: Spreche dieses Wort nicht aus. Ich hasse das Wort mißglückt, wahrscheinlich weil meinem Vater noch nie etwas mißglüdt ist. Laß uns lieber sagen, daß dein Glück sich noch verschoben hat." ,, Nungut, das paßt mir auch beffer; wie du siehst, habe ich es vergessen, meine Worte schön zu wählen."

Sie befanden sich noch in der Bibliothet, wo sie zwei Stunden ungestört gesessen hatten. Emerson hatte haftig ge­fprochen, als ob er eine Art Bekenntnis ablegte, und das junge Mädchen hatte feinem Bericht atemlos gelauscht. Die Geschichte war im großen ganzen dieselbe, die er auch Cherry Malotte erzählt hatte, nur hatte sie jetzt durch die innersten persönlichen Gefühle des jungen Mannes stärkere Farbe be­fommen. Seiner Zuhörerin hatte sie wie ein wundervoller Roman aus fernen Ländern geflungen, der von merkwürdigen Menschen handelte, deren Beweggründe sie nicht fassen, und der in einer wilden Gegend spielte, die sie sich nicht recht vor=

stellen konnte.

, Und das hast du alles für mich getan," sagte fie nach einer Weile. ,, Wie sollte ich dich sonst gewinnen!"

( Fortsetzung folgt.)