Verfassung, der an seiner Spiße eine Ordnung des Wiri- fchaftslebens nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit mit. dem Ziele der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle fordert: der die Arbeitskraft unter den be- sonderen Schutz des Reiches stellt und dem Staat in positiver Form eine Fülle von sozialen Pflichten auferlegt. Was die Unternehmer der individuellen Selbsthilfe zu- weisen, ist in Wirklichkeit eine Aufgabe der organisierten Selbsthilfe. Ähren umfassendsten Ausdruck findet sie auch für die Arbeiterklasse im Problem des Staates, in der Aufgabe. Macht zu gewinnen über den Staat. So findet der gewerkschaftliche Tageskampf um den sozialen Lebensstandard der Arbeiterklasse seine wirksamste Ergänzung durch den politischen Tageskampf der Sozialdemokratie.
Wehrminifterium und Regierung. Ueberall eine Extrawurst. Je mehr man die st a a t s p o l i t i s che Seite des Filmgefchafts der Marineleitung untersticht, desto grotesker wird das Bild von der Stellung der Militärbehörden im Staate. Noch bei der letzten Etatsberatung kritisierte Genosse Hertz als Redner der Sozialdemokratie, daß bei der Reichs- marin« die Ausgaben für die Leitung außerordentlich hoch sind und daß jeder vierte Seeoffizier gleich Kapitän oder Admiral ist. Nun weiß man, daß diese Offiziere wenigstens nicht ganz ohne Beschäftigung sind. Führt man nicht Schiffe und Geschwader, so nimmt man andern Reichs- r e s s o r t s ihre Aufgaben ab und dehandelt sie mit dem be- währten Geist für groß« Tradition. Bereits in der Morgenausgabe wiesen wir darauf hin, daß eine sachliche Einflußnahme auf Filmproduktion und-Vorführungen nicht der Reichswehr und nicht der Reichs- marine zusteht, sondern dem Innenministerium. Trotzdem hat es die Reichswehrleitung nach ihrem eigenen Eingeständnis als„pflichtgemäß" angesehen, sich darum zu kümmern, ob eine notleidende Filmgesellschaft überfremdet wird oder nicht! Das geht das Wehrministerium aber garnichts an, und dieses Amt oder feine Unter- instanzen würden gar kein« Zeit dafür haben, wenn sie mit ihrer wichtigen Aufgabe, der Erhaltung und Durchbildung der Wehrmacht, voll beschäftigt wären. Freilich hat das Wehrministerium erklärt, es fei in der ganzen Sache nur beratend oder vermittelnd tätig gewesen. Im Widerspruch dazu steht die beweisbare Tatsache, daß von Reichs wegen und unter Mithilfe des Wehrministeriums Bürgschaften für die Phöbus A.-G. in Höhe von mehreren Millionen geleistet worden sind. Jede Bürgschafts- leistung aber bedeutet eine materielle Unterstützung. Wenn sie nicht wirksam wird, so ist das nicht Schuld des Bürgen; dieser muß vielmehr in jedem Falle für die Verpflichtungen seines Klienten gradestehen. Die Bürgschaften sind also eine staatliche Subven- t i o n, die— etwa wie die Cxportkreditversicherung oder die Russenkredite— vom Parlamente zu bewilligen ist. Aber nicht nur das Parlament war von der Aktion des Wehr- Ministeriums nicht unterrichtet sondern auch das für die amtliche Wirtschaftsführung verantwortliche Ministerium. Nach unseren Erkundigungen ist jedenfalls das Reichs- wirtschaftsministerium mit der Kredithilfe für die Phöbusgefellschaft überhaupt nicht besaßt worden. Nun muß man sich an die erbitterten Auseinander- s e tz u n g e n erinnern, die es seit Jahren zwischen Parlament, Wirtschaftsfühvern und Regierung gegeben hat über die Frage, ob und in welchen Fällen staatliche Unterstützungen für die Industrie am Platze sind. Immer war es der Reichs- wirtschaftsminister, der zusammen mit dem Finanzministerium dem Parlament Rede und Antwort zu stehen hatte. Jetzt erfährt man, daß die Marineleitung unter Billigung des Reichswehrminifteriums unter Umgehung des Wirtschafts- Ministeriums Subventionsmaßnahmen getroffen hat. Da muß
Deutsche kunstgemeinschast. Die Deutsche Kunstgemeinschaft überrascht mit ihren Aus- stellungen im Schloß jedesmal von neuem. Sie hat diesmal die Skulptur in den Mittelpunkt gestellt und weist ihr Käufer- Publikum— das wie jedes Publikum die plastische Kunst stief- mütterlich zu behandeln pflegt— auf die großen künstlerischen und dekorativen Werte hin, die eine Skulptur in der Wohnung haben kann. In der Tat verleiht �eine gute Bronze einem Wohnraum mindestens soviel Charakter wie ein Gemälde; durch hie Art ihrer Aufstellung, wie durch ihre plastischen Eigenschaften konzentriert sie alle räumlichen Spannungen, den Bewegungscharakter eines Raumes, auf ihre Formen und wird von selber zum Mittelpunkt. Ein Gemälde bleibt ein mehr oder weniger beachtenswerter Färb- fleck an der flachen Wand, es vermag den Raum selber nicht so zu schmücken wie eine Skulptur. Die Preise sind der bekannten Tendenz der Kunstgemeinschaft durchaus angemessen, ja eigentlich niedriger zu nennen als bei den Malern. Kleinbronzen oder Terrakotten sind schon für löst, ja für SV M. zu haben, die meisten bewegen sich um 200 bis 400 M. herum, was angesichts der Materialkosten erstaunlich gering zu nennen ist. Ein Borwort von Profesior Rudolf Bosselt orientiert gut und summarisch über das Wesen plastischer Gestaltung und hilft dem Laien das oft fremdartige Gefühl gegenüber Skulpturen überwinden. Die Auswahl bewegt sich auf einem durchaus tüchtigen mittleren Niveau. Extremes, wie die Abstraktionen von W. W a u e c, bleibt vereinzelt: selbst«in Stilisieren, wie bei Bosselt und dem Ehe- paar Nonnenmacher(besonders reizvoll in ihrer Naivität das Bronzemädchen von Rosenberg-Nonnenmacher) fällt stärker auf. Wir heben als Vertreter eines frischen Realismus von angenehmer Sinnlichkeit hervor Walter Schott mit sehr an- mutigen(und leider rcuren) Mädchenakten, die Porzellansigürchen von Ernst Wcnck(durchaus erschwingbar), die elegant-bewcgten Bronzen von Lewin-Funcke , von denen das gleiche gilt; im übrigen J. F. Rogge, Freese, Hans Lott, Bauroth und Trumpf als bemerkenswert, guten Nachwuchs. Eine be- sonders beseelte Büste(nicht im Katalog) stammt von Ruth Marcus. Ausgezeichnet ist auch die Tterskulpiur vertreten, vor allem mit allerliebsten Bronzen in kleinstem Format: B u g k e, H a u s ch i l d; vortreffliche Holzskulpturen von Meyer-Pyritz und Artur H offma nn; größeres Format bei Krücke- berg. Bei den l a n d s m a n n s cha f t l I ch e n Kollektionen ist die Reche an die elsaß - lothringischen Künstler gekommen, die nach Liquidierung der allzu groß gewordenen Zeit sich In die engere dc-Usche Heimat zurückziehen mußten(die von vornherein sich auf der richtigen Seite etabliert hatten, haben das Schicksal der Aus-
man dock) fragen, w e r regiert eigentlich in Deutschland ? Äst es noch eine geordnete Regierungsführung, wenn die Rerchs- wehrleitung sich in Siagtsgefchäfte einmischt, die sie nichts angehen, und dabei nur d i e j e n i g e n Reichsämter zu Rate zieht, von denen sie Förderung für ihre Pläne erwartet, nicht aber die mit den betreffenden Aufgaben befaßten und dafür verantwortlichen Ministerien. Das Durcheinander und Nebeneinander in dieser Bürger- blockregierung wird so aus das krasseste beleuchtet. Das Parlament wird sich mit diesen Dingen sehr eingehend befassen müssen. Gfiizialklage üer Reichswehr ! Die manchmal noch offiziöse„Deutsche Allgemeine Zeitung" kommt in ihrer Kritik der Enthüllungen in der Film- asfäre zu eigenartigen Schlußfolgerungen. Wie erinnerlich will der Kapitän Lohmann, der die Geschäfte mit der Phoebus gemacht hat und dabei auch der persönlichen Bereicherung beschuldigt wurde, gegen dos„Berliner Tageblatt" und vielleicht auch gegen andere Zeitungen die Privat klage erheben. Bis zur Klärung der Frage hat er sich vom Amte suspendieren lassen. Nun verlangt die „D. A. Z.", daß das Reichswehrministerium zum Schutze des Kapitäns Lohmann von Amts wegen Strafantrag stellt. Würde das Reichs wehrminifterium so verfahren, so würde es diesen Offizier decken, ohne Rücksicht darauf, ob die privaten Verfehlungen bewiesen sind oder nicht. Zunächst wird— vorausgesetzt, daß die Dementis der Reichswehr zutreffen, was man doch hossentlich in der Bendlerstraße glaubt— festzustellen sein, ob die Anschuldi- gungen gegen Lohmann zutreffen oder nicht. N u r in dem letzteren Falle könnte das Ministerium von Amt» wegen klagen. Es wäre ein Schauspiel für Götter, wenn da» Retchswehrministerium eine solche Klage durchführen würde und sich später überzeugen müßte, daß es seinen amtlichen Schutz nicht dem Offizier, sondern den Privatgeschäften des Herrn Lohmann gewidmet hat. Wollte man der Reichswehr einen Schabernack spielen, so könnte man ihm nur zureden, den Rat des offiziösen Organs zu befolgen. Aber schließ- lich hat ein Ministerium der deutschen Republik doch immer noch einige Autorität zu verlieren, weshalb es sich einm derartigen Schritt sehr sorgfältig überlegen sollte.
Die Rheinlanöbesetzung. Beratung im französischen Kabinett. Pari», 10. August.(Eigenbericht.) Der Ministerrat hat sich am Dienstag auch, wie einige Morgen- blätter heute melden, eingehend mit der Haltung Frankreichs zu einem eventuellen Antrag auf Herabsetzung der Truppen- bestände im Rheinland besaßt. Briand hat Vorschläge unterbreitet, die als Grundlage für e v e n t u e l l e Verhandlungen vom Minister- rat einstimmig gebilligt worden fein sollen und angeblich auch schon die Billigung des Chef» des Generalstabs sowie des Generals Guillaumat gefunden haben. Ueber ihren Inhalt verlautet nichts. Sesprechung Hoesch-Srianü. Paris , 10. August. Der deutsche Botschafter von hoesch hotte heut« früh eine längere Unterredung mit Außenminister Briand . Zweck des Besuches war zunächst die Wiederaufnahme der durch die lang« Krankheit de» Botschafters unterbrochenen persönlichen Aussprachen. In der Unterredung kamen eine ganze Reihe Deutschland und Frank- reich interessierender Fragen zur Sprache, wobei insbesondere die gegenwärtig schwebenden Berhandlungen über den Abschluß eines provisorischen Handelsvertrages einen breiten Raum einnahmen. Verteidigung des Völkerbundes. Paris , 10. August.(Eigenbericht.) Außenminister Briand hat an den bisherigen Bälkerbundsdele- gierten deOouvenel zu dessen Rücktrittsgesuch, das den Völker. bund kritisiert, einen Brief gerichtet, in dem er den Rücktritt bedauert
Weisung vermieden und figurieren heute als Pariser ). E» ist be- dauerlich, aber leider muß es gesagt werden, daß unter diesen Deutsch-Elsässern sich kein überragendes Genie findet, wenigstens nicht in dieser bestimmt nicht kompletten, sondern zufallsmäßigen Auswahl. Als anständiges impressionistisches Mittelgut sind zu ver- zeichnen Julius Kaufmann und Paul Haeßler, mit angenehmen Landschaften; gute Aktzeichnungen, mit Gefühl für das Weibliche und leichte Bewegung von E. Brlschle. Moderner geben sich die beiden P e l l o n, Dater und Sohn, begabter der Jünger«, Gabriel, mit einer an Hieronymus Bosch orientierten Phantastik. Zu den völlig Abstrakten, die heut« schon nicht mehr ganz wahrscheinlich wirken, weil hier da» einmalige Erlebnis eines Großen zur Mode und mit ihr wieder unmodern geworden ist, zählt Oskar Ntrlinger. Dank der unermüdlichen Fürsorge der Arbeitsgemeinschaft(lies: Staatssekretär Schulz) macht auch die Bildnis- Auftragserteilung dauernd Fortschritte. Neuerdings hat der Preußische Landtag und ihm folgend der Reichstag solche Aufträge zur Porträtierung seiner Präsidenten erteilt und sich dabei der Hilfe der Genannten bedient. Von den ausgestellten Bildnissen möchten wir die von Froelich, Woermann und Honigberger gemalten hervorheben. Die Kunstgemeinschaft bildet sich einen Stamm von Porträtisten heran, denen sie vertrauen darf und darum ihre Aufträge übermittelt. Ist der Ratschlag überflüssig, sich hier und da auch einmal in anderen Kreisen umzusehen und zum Beispiel Künstler von der Art derer zu bedenken, die kürzlich bei Neumann-Nierendorf ein so gutes Niveau von„Neuer Sachlichkeit" gebildet haben? _ Dr. P. F. Schmidt. Die?nternationale7lrbeiter-Muflkwoche. Im Rahmen der Arbeitermusikwoche veranstaltete der Soziali- stische Kulturbund eine Konferenz zur Förderung der Musikkultur in den Arbeiterorganisationen. Der Vorsitzende, Genosse W e t- mann, erklärte in seinen Begrüßungsworten, daß die Anregung zu der Tagung hauptsächlich von den Leipziger Genossen ausginge. Professor K e st e n b e r g- Berlin hielt ein Referat, das sich mit dem Problem der Musikpflege innerhalb der Arbeitersängerbewegung beschäftigte. Cr forderte die Schaffung einer Kommission innerhalb des Kulturbundes, die aus Musikern zusammengesetzt werden soll. Sie soll praktische Vorschläge erarbeiten, um die augenblickliche Flucht aus dem Konzertsaal aufzuhalten. Eine Resolution, die den Reichs- und Landtagsfraktionen empfehlen soll, die Frankfurter Musikausstellung zu unterstützen, fand Annahme. Am Dienstag abend fand unter Leitung de» Kapellmeisters Iascha Horenstein-Berlin ein Orchesterabend im Bach-Saal statt, dessen Vortrngsfolge im wesentlichen Werte moderner Meister ent- hielt. Das Frankfurter Opernhausorchester bot Strauß'„Don Juan", Honeggers„Pacific 231 " und Mahlers Erste Sinfonie. Horenstein darf nach seinen Leistungen zu den stärksten Begabungen unter den jüngeren Orchesterdirigenten gezählt werden. Die technische Be-
und darauf hinweist, daß de Ionvenek alle Sntschkvsse des Vökker» bundes in den letzten Jahren gebilligt habe. Im übrigen verweist Briand darauf, daß der Völkerbund in seiner gegen- wärtigen Gestalt zweifellss nicht vollkommen sei, aber er bilde trotzdem heute den einzigen bestehen- den Schutz gegen die Kriegsgesahr. Mindestens Habs man bisher einen besseren Schutz nicht gefunden. Schwere Sttafen für Rekrutenauflehnung. Paris , 10. August.' Das Kriegsgericht des S. Armeekorps in Tours hat die beiden Reservisten abgeurteilt, die beschuldigt werden, am 22. Juli im Re- servistenlagcr von Ruchard den Gehorsam verweigert und ihre Vorgesetzten tätlich beleidigt zu haben. Der eine wurde zu zehn Jahren Zwangsarbeit, der andere zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
Strategischer Rückzug Trotzki -Sinowjews. Mit einem blauen Auge davonretiriert. Moskau , 9. August. (Sowjetagentur.)' Das vereinigte Plenum des Zentralkomitees und der Zentral- kommission der Kommunistischen Partei, das zwölf Tage beriet. wurde heute geschlossen. Angesichts der Erklärung der Vertreter der Opposition, worin sie sich von einer Reihe ihrer An- schauungen lossagen, beschloß das Plenum, die Frage des Aus- schlussesSInowjews und Trohki, aus dem Zenlralkomilee zurück- zuziehen, ihnen aber einen strengen verweis und eins Verwarnung zu erteilen. Der nächste Parteikongreß ist auf den l. Dezember anberaumt. Wieder zwei Todesurteile. Moskau , 10. August.(Sowsetagentur.) Kaubas und Tynko wurden wegen Spionage zugunsten Rumäniens in Tiraspol zum Tode verurteilt. Die Verurteilten hatten am 8. Mai die Grenze überschritten, um im Auftrage der Sigouranza Informationen über die Standorte und For- mationen der Roten Armee zu sammeln und in der Ukraine Agenten für Spionogetätigkeit anzuwerben.
Handelsvertrag mit Prag . Aussichtsreiche Besprechungen. , Prag . 10. August. Die deutsch -tschechoslowakischcn Handelsvertrags- Verhandlungen werden am 20. September d. I. in Prag fortgesetzt und wahrscheinlich drei bis vier Wochen dauern. Da die Vorbe- reitungsarbeiten abgeschlossen sind, erwartet man, daß in dieser Zeit der ganze Vertrag sertigge stellt werden wird, so daß der Abschluß des Vertrages noch im Herbst mög- lich sei.
Begnadigungen zum 2. Oktober. Das Reichsjustizministerium hat dem Reichspräsidenten v. Hindenburg zu seinem»0. Geburts- tag am 2. Oktober eine Reihe von Begnadigungen vorgeschlagen: diese betreffen vornehmlich Personen beiderlei Geschlechts, die wegen politischer Pergehen und Verfehlungen in den Jahren 1923 und 1924 verurteilt wurden. Bon der Nisderschlagung fchwe- bender Verfahren auf dem Begnadigungowege soll möglichst ab- gesehen werden. Der sronzösische völkerbundsdelegierte de Jouvenel hat Briand um Enthebung von diesem Posten ersucht. Er ist nicht damit ein- verstanden, daß soviel internationale Politik neben statt im Völker- bund getrieben wird. Der russische Gesandte in persien ist abherufen worden, angeblich auf Verlangen der persischen Regierung, die dem Gesandten— I u re n e fs— Förderung westpersischer Losreihungsbestrebungen Zur Last gelegt hat. Der In Reval von der Polizei erschossene Bolschewik ist ein go- wisser L e i n e r, hat seinerzeit an dem mißglückten Kommunisten- putsch in Reval teilgenommen und soll dann ein Propaganda- institut in Sowjetrußland absolviert haben.
herrschung des Orchesterapparates wird von einem großzügigen und verinncrlichten Gcstaltungswillen beherrscht. Die Leistungen des Abends bewegten sich in aufsteigender Linie. Der Dirigent stand zweifelsohne dem Mabler-Werk am nächsten. Großes Interesse fand der Vortrag Dr. Bachs aus Wien über die„Eroberung der Kunst durch die Arbeiterschast" im Bach-Saal. In seinem gut abgewogenen Referat betonte er, daß die Eroberung der Kunst durch die Arbeiterschaft notwendig und nützlich gewesen sei. Nicht die reine Kunst allein käme für die Tätigkeit der Arbeiterschast in Frage. Für sie ist das Tendenzwerk Lebensnot- wendigkeit. Die aktivistischer gestimmte Jugend müsse für die Kunst dadurch gewonnen werden, daß man sie erst für den Lebensgesang interessiere. Man dürfe kein« Diktatur auf dem Gebiete der Kunst ausüben. Der Hörende müsse bei jedem Kunstwerk etwas empfinden. Die Arbeiterschaft müsse sich um die modern« Kunstentwicklung und deren Vertreter kümmern. Der Idealzustand, der zu erreichen wäre, wäre allerdings der, daß nur reine Kunst das Leben des Ar- beiters erfülle. Auch der Männerchorbewegung räumte man einen Abend in der Woche ein. Die Männerchöre aus dem O ff« n b a ch e r Be- zirk(Leitung Georg Köhler- Dietzenbach und Georg Cäsar- Offenbach) boten ein auserlesenes Programm. Man sang Schubert, Lachner, Bruch, Hegar und Silcher . Es kann sich hier nicht darum handeln, die Leistungen der beiden Klangkörper gegeneinander ab- zuwägen. Beide Chorkörper boten Spitzenleistungen, unter denen besonder»„Die Rächt" von Schubert und sein„Nachtgesang im Walde" bedeutsam hervorzuheben wären. Am Flügel begleitete Reinhold Merten in würdiger Form. Als Ausgang und als Höhepunkt der Arbeitermusikwoche war der Internationale Dolksliederabend im Schumann- Theater gedacht. Der Riesenraum des Theaters war bis auf den letzten Platz besetzt. Sieben ausländische Arbeitergesangvereine und der„Frohsinn".Frankfurt-Bockenh«im bestritten die Bortragssolge. Conrad Broßwitz begrüßte die ausländischen Sänger im Namen des Frankfurter Kultursartells, Julius Meyer im Auftrage der Irfter- nationale der Arbeitersänger. Die einzelnen Vereine boten Volks- lieder, Tendenz- und Kunstchöre. Der Abend bedeutete für alle Teilnehmer und die mehrere tausend Hörer eine mächtige Kund- gebung für die Arbeiterkultur und für die politische Tendenz der Arbeitergesangvereiixe. In interessanter Aufeinanderfolge sangen der Arbeitersängerbund Bern(Leitung Albert Zeller-Bern ). der bekannte Sängerchor Typographia. Prag '(Oeitunq B. B. Aim-Vrag), La concorde, Luxemburg (Leitung Matthias Lamcsch-Luxeinburg), Union choraledes Ouvriers libres, Straßburg (Leitung Leon Lorb- Straßbura), Freie Typographia. Wien (Leitung Heinrich Schoos» Wien ), Echo du Peuple, Brüssel(Leitung Henri Weyts-Briissel). Zwangsvereenigung„De Stein des Volts", Amsterdam (Leitung Franz RIgbter-Amsterdam ) und der Arbeitergesangverein„Frohsinn" Frankfurt-Bockenheim(Leitung H. Reuter). Auch hier waren ver- ständigerweise Qualitätsunterschiede in den Darbietungen bemerk- bar. Reben der Spitzenleistung der Prager Sänger soll die echte Volkstümlichkeit der Wiener und der Amsterdamer genannt sein. Da» leuchtend« Material der Brüsseler und die mehr einfachere Chor- arbeit der Luxemburger , Straßburger und Verner seien rühmlich vermerkt. Man empfand überall das starke Streben, im Rahmen