ungefeßlichen Angriff zu verteidigen; sie hat auch dafür zu forgen, großen Geschäftshäuser haben geflaggt, was bisher nicht der Die Reaktion gegen Truppenverminderung
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daß der Grundsatz des neuen Volksstaates im Volke selbst die gebührende Achtung und Anerkennung genießt. Wir wollen in dieser festlichen Stunde dem Verfassungswerk von Weimar aufs neue die Treue geloben und in diefem Sinne darf ich Sie bitten, mit mir einzustimmen in den Ruf: Unser geliebtes Baterland und das in der Republik geeinigte deutsche Volk fie leben hoch! Die Versammlung hat sich erhoben, sie stimmt dreimal in das Hoch ein und fingt darauf die erste und letzte Strophe des Deutschlandliedes. Damit war die Feier im Reichstage beendet, der Reichspräsident, seine Begleiter, die Minister usw. begaben sich auf die Nordrampe. Dann schritt der Reichspräsident mit den militärischen Chefs unter den Klängen der Reichswehrmusik die Freitreppe hinunter, um die Front der Ehrenkompagnie abzuschreiten.
Während an den Seitenportalen des Reichstags die Teilnehmer zur Feier der Reichsregierung vorfahren, sammeln sich die ersten Zuschauer vor der Südrampe des Reichstags. Die
Polizei hat diesmal die Absperrungen nicht so eng gezogen wie bei
den früheren Feiern. Bis dicht an die Rampe des Reichstags kann sich die Menge sammeln. Um 12 Uhr sind die Auffahrten vor dem Reichstag schon dicht besetzt, der weite Platz um den Reichstag bis in die Nebenstraßen hinein gedrängt voll Publikum.
Um das Bismarckdenkmal hat sich eine nach tausende zählende Zuschauermenge angesammelt. An der Südfront des Reichstages bemerkt man die großen Scheinwerfer für die Abendfeier. Bon hohen Masten wehen die Reichs- und Heeresfahnen, die Spring brunnen an den beiden Seiten des Bismarckdenkmals find in Tätigfeit. In einem nicht abreißenden Strom drängen sich immer weitere Menschenmassen aus den Seitenstraßen auf den Platz der Repu blit. Punkt 12 Uhr beginnt die Feier im Reichstage. Gleichzeitig hört man aus der Hindersinstraße Klänge eines Armeemarsches. Eine Reichswehrkompagnie, meist Preußen und Bayern , marschiert auf. Nach einem Borbeimarsch am Stadtkommandanten Severin nimmt die Kompagnie vor der großen Freitreppe des Reichstages Aufstellung..
Auch auf den Dächern der umliegenden Häuser, selbst auf der Siegessäule fammeln sich Zuschauer, die der kurzen Feier vor dem Reichstag beiwohnen wollen. 12.55 Uhr ertönt das Kommando: Gewehr über. In dem großen geöffneten Mittelportal erscheint der Reichspräsident, begleitet vom Generalleutnant 5 eye, vom Reichstagspräsidenten Löbe, vom Reichswehrminister Geßlerund Staatssekretär Meißner. Dann erscheint die Reichsregierung, an der Spitze Reichskanzler Marr , Reichsjustizminister Hergt und Reichsinnenminister Keud ell. Unter den Klängen des Deutschlandliedes schreitet der Reichspräsident die Front der Ehrentompagnie ab. Auf seinen besonderen Wunsch intoniert der Erfsche Männerchor:„ Wir wollen sein ein einig Bolt von Brüdern." Dann besteigt der Reichspräsident mit dem Reichskanzler unter Hochrufen auf die deutsche Republit fein Auto und fährt lang fam durch die Menge davon.
Fall war.
Die amtliche Verfassungsfeier fand um 12 Uhr im Wirtshaus Sanssouci statt. Redner war der bekannte republikanische Historifer professor Balentin. Am Abend beteiligt sich das Potsdamer Reichsbanner an der Pflanzung der Ebertlinde in Nowawes, und veranstaltet danach in Potsdam einen Fackelzug.
Die Anhänger der Demokratischen, der Sozial demokratischen Partei und der Zentrumspartei veranstalteten aus Anlaß des Verfassungstages am Mittwoch abend eine große Rundgebung für die deutsche Republit. Ein endioser Fackelzug bewegte sich vom Aachener Tor durch die Hauptstraßen zum Neumarkt, wo Vertreter der beteiligten Parteien Ansprachen über die Bedeutung der deutschen Republit hielten. An verschiedenen Stellen kam es zu leichten Zusammenstößen mit Kommunisten, denen aber durch das Eingreifen, der Polizei bald ein Ende bereitet wurde.
Die Mißvergnügten. Schwarzweißrot- Schimpfereien am Verfassungstag. Deutschnationale Minister begehen im Zeichen von Schwarzrot gold die Verfassungsfeier. Die deutschnationale Breffe beschimpft Schwarzrotgold und die Republik . Das Jungchen Everling bemüht sich in der„ Deutschen Zeitung", das Problem zu lösen, wie man in möglichst wenig Zeilen möglichst oft das Wort Schwarzrot gelb gebraucht, und in der Kre u33eitung" zitiert ein gewisser Hertwig gegen die Republik Freiligrath:
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,, Die Republik, trok Kampf und Wunden, Habt ihr bis heute nicht gemacht."
Bor einigen Tagen lafen wir im schwarweißroten„ Arminius ", dem Stahlhelmorgan, die Republik trotz aller grundfäßlichen Gegnerschaft habe sich durchgesetzt und stehe gefestigt da.
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Da galt es, von der Republik Gnade für ihre Gegner, Amnestie zu erbitten. Heute müssen die Herrschaften auftragsgemäß gegen die Republik judeln. Jeder aufrichtige Republikaner sieht mit Berachtung auf diese schwarzweißroten Molluskenseelen hinab.
Stresemanns freie Hände.
Kommentar der Volkspartei zur Kabinettssitung. Die Erfahrungen mit den Deutschnationalen als Regierungspartei haben Herrn Stresemann veranlaßt, in der Täglichen Rundschau" erklären zu lassen, daß die deutschnationalen Minister mit ihm einverstanden sind:
in
Die Kabinettsjizung hat, wie wir vorausfagten, mit einem offiziellen Beschluß geendet, und doch ist das Ergebnis nicht weniger bemerkenswert. Es wurde in der AusDie Amtsgebäude Potsdams zeigen am diesjährigen Sprache über die in Frage stehenden außenpolitischen Probleme die sprache über die in Frage stehenden außenpolitischen Probleme die Berfassungstage die schwarzrotgoldenen und sch war 3 llebereinstimmung erzielt, die angesichts der Genser Ratstagung not weißen Fahnen. Auch das Rathaus hat geflaggt. wendig ist. Die Zusammensetzung der heutigen Ministerbesprechung, Die Schulen haben sich so geholfen, daß fie an ihrer einzigen der die vier deutschnationalen Minister das Fahnenstange die schwarzrotgoldene und die schwarzweiße Fahneebergemidht hatten, konnte die Befürchtung rechtfertigen, daß haben. Auf dem Stadtschloß weht in der Mitte eine große der deutschen Völkerbundsdelegation gewisse Binschwarzweiße Fahne, an beiden Eden zwei winzige fch wars dungen auferlegt würden. Davon dürfte nicht mehr die Rede sein, dungen auferlegt würden. Davon dürfte nicht mehr die Rede sein. rotgoldene Fähnchen! Der Reichsaußenminister geht mit freien Hän den nach Genf . Der deutsche außenpolitische Kurs ist in feiner Weise festgelegt, sondern wird sich ganz der Situation anpassen, die Dr. Stresemann in Genf vorfindet.
Das Reichsarchiv zeigt auf seinem gewaltigen Gebäude nur eine kleine schwarzrofgoldene Fahne, die erst sichtbar wird, wenn man vor dem Hause steht und sucht. Hier und da scheint es Schwierigkeiten gegeben zu haben. So hat der Balast Barberini feine Fahne, obgleich darin städtische Bureaus sind. Die Charlottenschule tonnte ihre Fahne erst am späten Vormittag herausbringen.
Neben den Behörden, die alle geflaggt haben, sieht man von vielen Privathäusern tie Farben der Republik wehen. Auch die
Auf der Landstraße.
Bon K. M. Thoennes.
Das moderne Verkehrswesen, dazu die Kriegs- und Inflationsjahre haben der alten Zunft des wandernden Handwerksburschen arg zugefeßt. Ja, es hat zeitweise den Anschein gehabt, als würde das Wahrzeichen der Landstraße, der wandernde Handwerksbursche gänzlich verschwinden. Während der großen Zeit" des vierjährigen Bölkermordens steckte man ihn in seines Landesvaters bunten Rock ; dann tamen die Nachkriegs- und Inflationsjahre wo sein Sprüchlein; daß er drei Tage feinen warmen Löffel im Leibe gehabt habe, bei seinen Mitmenschen kein Mitleid auslöste. Aber nicht allein der zünftige Handwerksbursche, auch sein leiblicher Bruder von der Benne haben Berhältnisse und Zeit des lezten Jahrzehnts arg mit
genommen.
Das Walzen auf der Landstraße ist für den alten duften Kunden, den gewiegten grauföpfigen Spectjäger zu beschwerlich geworden. Ja früher da gab's noch hier und da einen mitleidigen Fuhrmann, der den dahintrabenden, Handwerksburschen ein Stüd Wegs mitnahm. Heute, da sauſt das Auto hochnäsig an ihm vorbei und wirft als Gruß ihm eine Ladung Staub ins Gesicht. So ändern sich eben
die Zeiten und wer nicht mit der Zeit geht, über den geht sie hinweg. Der alte Pennbruder hat die Zeichen seiner Zeit gut er= kannt, er hat die staubige Landstraße verlassen und geht unter einem neuen Firmenschild auf dem großstädtischen Asphalt seinem Beruf weiter nach.
Hier finden wir den ehemaligen Spedjäger als sogenannten Sonnenbruder wieder. Wer aber die Ecken und Winkeln der Großstadt kennt, wo die Nachfolger des Pennbruders, die Sonnenbrüder, sich ihr Rendezvous geben, wird bald zu der Feststellung gelangen, daß diese Aenderung im Leben des alten Pennbruders für ihn feinen sozialen Aufstieg bedeutet. Er ist so ziemlich dort angelangt, wo auch das Halleluja der Heilsarmee ihn unberührt läßt. Ein verlorenes Produft unserer gesegneten fapitalistischen Gesellschaftsordnung. Nur hier und da begegnet man auf der Landstraße noch einem zerzausten und zerfranzten Pennbruder. Noch einer, der übrig geblieben ist.
Aber auch der wandernde Handwerksbursche, der die Welt schen will, der erleben will, er ist doch noch nicht wie es einmal den Anschein hatte von der Bildfläche der Landstraße verschwunden. Er hat sich nur in seinem äußeren geändert. An Stelle des Wahrzeichens des früheren Handwerksburschen, den Berliner , trägt er sportmäßig einen Rucsack und in bezug auf Quertier stellt er auch höhere Ansprüche als sie, die alte Benne, ihm zu geben vermag. Er ist selbstbewußter geworden. Unter diesen wandernden Handwertsburschen der Neuzeit gibt es auch schon dufte Kunden. Anstatt der Zinken und sonstigen Erfenntnis zeichen, wie sie vordem üblich der Zinken und sonstigen Erfenntnis zeichen, wie sie vordem üblich waren, hat er viel bessere Mittel, mit denen er sich auf der Landstraße durchschlägt.
Guillaumats Bericht kam sehr gelegen! Kompensationen gefordert?
Paris , 11. Auguft.( Eigenbericht.)
Der Besuch des deutschen Botschafters v. Hoesch am Dienstag bei Briand nach der Sitzung des französischen Ministerrats, der eine prinzipielle Herabsetzung der Truppenbestände im Rheinland ins Auge gefaßt hat, wirbelt in der französischen Bresse viel Staub auf. In den Blättern der Rechten, denen der Beschluß des Ministerrats außerordentlich unangenehm ist, wird nachzuweisen versucht, daß der Beschluß auf eine Intervention des Londoner Auswärtigen Amts zurückzuführen sei. Im„ Echo de Paris" wird des längeren auseinandergesetzt, daß das Londoner Auswärtige Amt in den letzten Wochen zwei Demarchen in diesem Sinne unternommen habe und daß gegenwärtig eine ähnliche Demarche in Brüssel im Gange fei, um die belgische Regierung ebenfalls zu einer Herabsetzung der Truppenbestände zu veranlassen.
In dem nationalistischen., Avenir" wird aus der Tatsache, daß
eine Herabsetzung der französischen Truppen um 5000 Mann in
Aussicht genommen ist, der Schluß gezogen, daß diese geringe Ziffer mit der Veröffentlichung des Berichts des Generals Guillaumat über die angeblichen Rüstungen Deutschlands im Rheinland in Zu sammenhang zu bringen sei. Wäre dieser Bericht nicht veröffentlicht worden, so wäre nach Ansicht des Blattes ohne Zweifel von Briand eine bedeutend größere Serabjegung der Truppenbestände im Ministerrat durchgesetzt worden. In mehreren Blättern wird be tont, daß die Diskussion im Ministerrat außerordentlich lebhaften Charakter angenommen habe, da mehrere Minister der Rechten fich einer Herabsetzung der Truppenbestände widersetzt hätten, zuletzt sei aber Briand mit seiner Auffassung durchgedrungen.
Es werden in den nächsten Tagen, wie weiterhin verlautet, Verhandlungen mit der Reichsregierung eingeleitet werden, zu dem 3wede, die Gegenleistungen festzusetzen, die sie für die beabsichtigte Herabfegung der französischen Truppenbestände zu leisten haben wird. Es handelt sich dabei nach Ansicht der französischen Blätter besonders um ziemlich umfangreiche Garantien für die Sicherheit der französischen Rheingrenze.
Nach einer offiziellen Erklärung der Gruppe de Valera, werden die Abgeordneten dieser Partei den Eid auf die trische Verfassung
leiften und am Freitag ihre Sige im Barlament einnehmen.
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rechten, von Balera geführten Flügel, sondern um die ganze Nach anderen Meldungen handelt es sich nicht nur um den republikanische Partei. Ihr Entschluß, die irische Verfassung und Aenderung der gesamten irischen Innenpolitik zur Folge haben. den Bertrag mit England anzuerkennen, würde eine wesentliche Zählt die Partei doch nicht weniger als 44 von 153 Parlamentssitzen.
Selbstmordverfuch des Genossen Pressemane? Der sozialistische Abgeordnete Pressemane wurde gestern bei Limoges auf der Eisenbahnlinie mit Kopfverlegungen blutüberströmt aufgefunden und in eine Riinit gebracht. Nach dem Petit Barisien" soll er sich in einer Anwandlung von Schwermut vor einen Zug geworfen haben. Sein Bustand gibt zu Besorgnissen feinen Anlaß.
" 1
Kirche und Staat in Polen . Am 15. Auguft soll in Podkamien die Krönung des Muttergottesbildes der dortigen Kirche erfolgen. Da es der 200. Jahrestag der ersten Krönung des Bildes sein wird, Nuntius wird der Feier beiwohnen und die polnische Regierung so find größere Feierlichkeiten in Aussicht genommen. Der päpstliche
Das Ergebnis ist also, daß der Reichsaußenminister für seine Außenpolitik das Kabinett in Einmütigkeit und Gestellt drei Regimenter zum Spalierbilden, Teilnahme an der Profchloffenhei hinter sich hat."
Man liest zwischen den Zeilen des Kommentars: es mird gebeten, deutschnationale Widersprüche gefälligst vor Genf gebeten, deutschnationale Widersprüche gefälligst vor Genf anzumelden.
Lernte ich da vor einiger Zeit einen solchen neuzeitigen duften Kunden fennen. Nachdem er zu mir Vertrauen gefaßt hatte, zeigte er mir acht verschiedene Abzeichen. Jungdo, Stahlhelm, Rote Frontfämpfer, Reichsbanner.. Außerdem hatte er noch verschiedene Schreiben von Brüdern und Kameraden der betreffenden Berbände in seinem Besiz. Es versteht sich von selbst, daß dort wo er als Bruder oder Kamerad vorsprach er anders als ein gewöhnlicher Bettler empfangen und bewirtet wurde.
Im Besitze solcher Fleppen( Papiere) war es diesem neuzeitigen durften Kunden der Landstraße sehr leicht, sich von Ort zu Ort durchzuschlagen. Seine Tagesernte fiel meist so gut aus, daß er sich abends in ein weiches Bett legen konnte. Er vermied dadurch mit der Polente( Polizei) in Berührung zu fommen.
Der wandernde Handwerksbursche, den wir heute auf der Landftraße wieder antreffen, hat andere Motive, die ihn dorthin treiben, als sein zünftiger Vorgänger. Während dieser von berufswegen wanderte, ist bei ihm sein gesunder Freiheitsdrang, der ihn auf die Landstraße zieht.
Chauvinismus, psychologie und Examen.
Ein aus Cetinje gebürtiger Student war, alter Tradition gemäß, von seinen Eltern nach der Donaustadt gesandt worden, damit er als Arzt wiederkehre. Das Studium der Medizin soll in Monte negro angeblich große Aussichten haben, da nur sehr wenige den nötigen Mut aufbringen, sich ihm in der Fremde zu unterziehen. Der Student,- er heißt Ilco Jarvic tat das, was jeine Eltern ihm aufgetragen: er studierte. Aber er studierte schlecht. Und es fam, wie es fommen mußte; er fiel beim ersten Rigorosum durch. Er fiel auch dann durch, als er das Eramen wiederholte. Seder andere wäre nach solchen Mißerfolgen in die montenegrinischen Berge zurückgekehrt. Aber ico war zähe und ausdauernd. Und so machte er eine Eingabe an den Unterrichts- und Kultusminister der Prüfung ein drittes Mal zu unterziehen. Die Eriedigung diefes in Wien und bat, es möge ihm ausnahmsweise gestattet werden, sich Gesuches dauerte wie jede behördliche Sache in der ganzen Welt sehr lange. Und Jlco benugte die Wartezeit dazu, feine Gehirnwindun gen mit medizinischen Dingen vollzufüllen. Als er zum drittenmal vor der Prüfungskommission stand, gab's cin Getuschel, Geflüster und Gewisper. Man liebt in den Kreisen der Wiener Hochschule feine Ausländer, besonders aber solche nicht, die einftmals gegen die t. u. t. Armee gekämpft haben. Der Chauvinismus an der Wiener Hochschule ist stark und so erhielt der arme Jlco denn auch eine schwere Frage. Es war sogar eine ausgesucht schwere Frage. Es war eine Frage über anatomische Psychologie. Lauernd stellte sie ihm der Psychologieprofessor. Es gibt ein Handeln der Berzweiflung, das das Sprichwort, Not mache erfinderisch, voll und ganz bestätigt. Und so ist es zu erklären, daß der arme Junge, aufgeregt, Blut schwoihend, um Sein oder Nichtfein tämpfend, dem Professor in seiner slawisch knochenlosen und harten Sprache, die auch bei der größten Aufregung nach demütig flingt, verzweifelt zurief: Herr Professor, wozu brauche ich das? Anatomische Binchologie und Montenegro! Das habe ich überhaupt ausgelassen." Der Professor war nicht umsonst Psychologieprofeffer, womit gesagt
zeffion usw.
3aren Alexander III. , das schon vor einiger Zeit von seinem Eingeschmolzen wird das große Petersburger Erzstandbild des Gockel entfernt worden war.
sein soll, daß er psychologischen Grundregeln ganz besonders zu gänglich sein mußte, denn als der arme Ilco von seinem Lande so geringschäßig und verächtlich sprach, löste sich der Zorn des Prüfungspfychologen auf, der Druck in seinem Innern entschwand und Sympathie, jawohl Sympathie, zu seinem Gegenüber trat ein. Kurzum: Ilco Jarvic aus Cetinje tam durchs Eramen! Li.
Mannenfreue. Der Bund deutscher Provinztheaterdirettoren mit dem Sih in Chemnitz hat beim Berliner Polizeipräsidium gegen das Theater am Nollendorfplatz Konzessionsentziehung beantragt, weil diefes Theater beabsichtigt, den sogenannten falschen Hohen zollernprinzen Harry Domela in der Titelrolle des Stückes Alt Heidelberg " auftreten zu laffen. Der Bund sieht in diesem Borhaben eine Berlegung des§ 32 der Reichsgewerbeordnung; auch will Schmach schüßen. derselbe dadurch die deutsche Schauspielerschaft vor einer großen Das mit der Gewerbeordnung mag stimmen. Wo aber liegt die große Schmach? Scheinbar toketriert der Bund der Provinztheaterdirektoren mit schwarzweißroter Gesinnung und möchte gerne ein huldvolles Lächeln aus Doorn eintassieren.
Hermann Hesse über den Dichter in unserer Zeit. Dem der deutschen Jugendbewegung gewidmeten Dec neuesten Hest Literarischen Welt" schickt Hermann Hesse einen Vorspruch voraus, in tem er sich zu den Dichtern bekennt, die, ohne sich der Zeit und ihrem Geist anzupassen und ohne hoffnungslos zu verftummen, ersticken in der für uns nicht alembaren Luft der Maschinenwelt das Veid auf sich nehmen, das dem Dichter heute bereitet ist. Wir und der barbarischen Notdurft, die uns umgibt, aber wir lösen uns nicht vom Ganzen, wir nehnen dies Leiden und Ersticken an als Idealen dieser Zeit, nicht en das der Diktatoren noch an das der unseren Teil am Weltgeschick. Wir glauben an feines von den Bolschewiten, nicht an das der Professoren noch das der Fabrikanten. Aber wir glauben, daß der Mensch unsterblich ist und daß sein Bild wieder hervorgehen kann. Wir dürfen nicht verhehlen, daß die aus jeder Entstellung wieder genesen, aus jeder Hölle geläutert dürfen aber auch nicht verhehlen, daß wir an ihre Unsterblichkeit Seele der Menschheit in Gefahr und nah am Abgrund ist. Wir glauben."
Cin bedeutendes Frühwert Nürnberger Malerei ist jetzt für das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt a. M. erworben worden. Es ist eine große Tafel mit der Darstellung Christi am Delberg und den schlafenden Jüngern. Sie tauchte in Italien auf, wo sie vor der Erwerbung von Holz auf Leinwand übertragen worden war, stellte fich jest aber in allen wichtigen Teilen als gut erhalten heraus. Das Bild gehört zu dem wichtigsten Altar, dessen Reste sich aus der Zeit um 1400 in Nürnberg erhalten haben und der das früheste Denkmal der dortigen Tafelmalerei darstellt, unter dem Einfluß der Kunst des benachbarten Böhmen . Es sind die Bilder des bethlehemitischen Kindermordes, der Geißelung und der Gefangennehme Christi, der Bestattung Mariens und endlich die reizende Tafel mit dem Spiel der Kinder Christus und Johannes zu Füßen von Maria und Elisabeth, die aus der Sammlung GoldschmidtPrzibram vor einigen Jahren in Brüssel zur Versteigerung fam. In Nürnberg und in Frankfurt find nun die Reste dieses frühesten Monumentalwertes der Nürnberger Maleret fämtlich vereinigt.