Fassadenkletterer Paul Kaßner.
An der Regengosse zum ersten Stock.
Ein sehr geschickter und verwegener Fassadenfletterer Paul Raßner, der am 16. April d. J. nach mehreren Einbrüchen in Wiesbaden , Frankfurt a. M. und Düsseldorf in Berlin festgenommen wurde, kürzlich aber, als er nach einer Bernehmung vom Hausvogteigefängnis nach Tegel zurückgebracht werden sollte, aus dem Transportwagen der Straßenbahn entsprang, scheint seine altgewohnte Arbeit wieder aufgenommen zu haben.
Bor seiner Festnahme waren auch in den südöstlichen Gebieten von Groß- Berlin mehrere Einbrüche von einem Fassadenfletterer verübt worden. Mit seiner Verhaftung hörten sie auf. Jetzt ist der Spezialist in derselben Gegend wieder aufgetreten. In der Kolonie Wendenschloß stieg er an der Regengosse nach dem ersten Stock des Landhauses eines Kaufmannes hinauf, brach vom Balkon aus in die Räume ein und erbeutete Schmucksachen von erheblichem Werte. In Hessenwinkel stieg er durch ein offenes Fenster in die Wohnung eines Kaufmanns im ersten Stock ein, durchsuchte unbemerkt mehrere Räume und Behältnisse und stahl u. a. aus dem Schreibtisch eine 20X25 Zentimeter große Eisentaffette mit Schriftstücken und zwei Aktien im Gesamtwert von 10 000 Mart. Die eine ist eine Osmose- Aktie Nr. 8124, die andere cine Aktie der Hartpapierfabrik von Strehlow Nr. 01576. Man vermutet, daß in beiden Fällen Kaßner wieder der Einbrecher ist. Mitteilungen an Kriminalkommissar Dr. Anuschat, Dienststelle B. 2, im Polizeipräsidium.
Ein Gefangenenstreich.
Ein eigenartiger Zwischenfall ereignete sich gestern während der Freistunde im 3ellengefängnis Moabit in der Lehrter Straße 3. Bier Gefangene führten ein seltsames Schauspiel auf. Friedlich umkreisten mehrere Gefangene während der Freizeit den Gefängnishof, als plötzlich einer von ihnen, der an epileptischen Anfällen leidet, einen Gaskandelaber erflomm. Den Aufforderungen der Justizbeamten, runterzukommen, leistete er teine Folge, vielmehr balegte er sie mit allen möglichen Schimpfworten und schleuderte Steine auf fie. Die Aufregung machten sich drei andere Gefangene zunuze und erklommen drei auf dem Hofe stehende Bäume. Auch sie eröffneten aus ihter luftigen Höhe ein Stein= bombardement auf die Untenstehenden. Man alarmierte schließlich die Feuerwehr, die mit einer mechanischen Leiter die Stetterkünstler herabholen wollte. Diese setzten sich aber den Feuer wehrbeamten so heftig zur Wehr, daß ihnen nicht beizukommen war. Da sich auch an den Fenstern des Gefängnisses zahlreiche Ge fangene zeigten, die in ein Wutgeheul ausbrachen, schickte man die Behr unverrichteter Sache wieder fort. Der Gefängnisdirektor glaubte, daß die Gefangenen vom Hunger getrieben allein wieder herunterkommen würden. Mehrere Polizeibeamte wurden postiert, die von den Gefangenen ebenfalls beschimpft wurden. Während der ganzen Nacht verharrten die Ausreißer in ihrer nicht sehr ange= nehmen Lage. Gegen 10 Uhr vormittags tamen sie dann freiwillig herab und ließen sich abführen.
Aus- und Absteigen auch über vordere Plattform.
Von Freitag, dem 12. d. M., ab wird bei der Berliner Straßenbahn versuchsweise das Auf- und Absteigen auch über die Borderplattform der Wagen gestattet. Durch die Maßnahme soll eine schnellere Abfertigung der Wagen an den Haltestellen angestrebt werden.
Gemeinsam in den Tod.
Eine Liebestragödie hat sich augenscheinlich in der Nähe des Sommerlotals Müggelschlößchen gegenüber Friedrichshagen abgespielt. Eine Streife des Reviers 242 fand dort gestern abend am Ufer Kleidungsstücke eines Mannes und einer Frau. Aus dem Inhalt wurden die Eigentümer festgestellt als ein 29 Jahre alter Konditor Wilhelm Frick aus der Grunewaldstraße und eine 28 Jahre alte Margarete Engel aus der Winterfeldtstraße. Man nahm zunächst an, daß beide beim Baden ertrunken seien. Nach den Ermittlungen der Schöneberger Kriminalpolizei liegt aber wohl ein gemeinsamer Selbstmord vor. Frick war seit fängerer Zeit arbeitslos und konnte feine Miete bezahlen. Im Einvernehmen mit der Wirtin räumte er deshalb vor drei Tagen feine Wohnung und ließ sich abmelden. Dabei äußerte er Selbst mordgedanken. Es ist anzunehmen, daß er die Margarete Engel, die Stütze war, veranlaßt hat, gemeinsam mit ihm in den Tod zu gehen. Die Leichen sind noch nicht gefunden. Der Reichswasserschutz hat heute die Nachforschungen aufgenommen.
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Bom Castkraftwagen folgefahren. Vor dem Hause König gräger Straße 127 ereignete sich in den heutigen Vormittags: stunden ein tödlicher Verkehrsunfall. Der 59jährige Heizer Alex Michaelis aus der Boppstraße 6, der auf seinem Rade fuhr, wurde Don einem Last kraftwagen überfahren. M. wurde zur nächsten Rettungsstelle gebracht, wo er furz nach der Einlieferung st arb.
Dachstuhlbrand in Charlottenburg . Ein großer Dachstuhlbrand Pam heute mittag gegen 1 Uhr im Hause Scharrenstraße 23 in Charlottenburg zum Ausbruch. Vier Löschzüge find bei Redaktionsschluß noch mit den Löscharbeiten an der Brandstätte beschäftigt.
Die Polizei steht stramm!
FW. Waffertuppe, 10. August. Mit seinem gestrigen Streckenflug, der über 51,8 Kilometer Entfernung führte, hatte Nehring den für Dienstag ausgesetzten Sonderpreis von 500 m. gewonnen. Gleichzeitig ist er mit dieser Leistung erster Anwärter auf den Fernjegelpreis für die Teilnehmer am Leistungswettbewerb geworden. Doch kann sich noch manches ändern, denn in dem ehrgeizigen Mar Kegel ( Rassel) steht Nehring em sehr ernster Wettbewerber gegenüber. Er wird alles aufbieten, um es Nehring nicht leicht zu machen. Leider hatte Kegel in diesem Wettbewerb noch nicht recht Glück gehabt. Auch sein heutiger Flug war nur von fürzerer Dauer. Nehring jegelte heute nach der Richtung Heidelstein und landete wieder dicht beim Fliegerlager. Weiterhin flogen noch der Eindecker „ Sep pl" der Akademischen Fliegerschaft Marcho- Silefia", der 3auntönig", ein Eindecker, bei dem zwei Seitenruder über den Flügelenden angeordnet sind, sowie einige andere Maschinen, darunter auch außer Konkurrenz die„ Ente" unter Stamers Führung. Allgemein betrachtet, ist der Wettbewerb gut organisiert. Als Schmerzenstind unserer Luftfahrt scheint sich immer mehr die hohe Polizei auszubilden. Wenn auch hier oben nicht auf jeden Zivilisten zweieinhalb Polizisten kommen, so machen die wenigen sich hier oben befindlichen Luftpolizisten sehr unangenehm bemerkbar. Ohne Kasernenhofton, der ganz unangebracht ist, geht es nicht ab. Ganz überflüssig erscheint es, daß Polizisten des preußischen Freistaates vor dem Prinzen Heinrich stramm stehen.
Die Poft der Amerikaflugzeuge.
Die bisher im Postamt Dessau zur Beförderung mit den Ozeanflugzeugen eingegangene Post beläuft sich auf rund 2500 Briefe und 1200 Karten, im Gesamtgewicht von etwa 16 Kilogramm, übersteigt also das vorgesehene Quantum um 6 Kilogramm. Es steht noch nicht fest, ob auch die überschüffige Menge trozdem noch mitgenommen wird, oder ob ein Teil an die Absender zurückgeschickt werden wird. Der Einsatz einer dritten Maschine, wie vorgefchen war, kommt wahrscheinlich nicht in Frage, zumal von einer an dem ganzen Unternehmen interessierten Seite gegen die Entsendung eines
Flagge neben Flagge.
Verfassungstag! Wer in Berlin republikanisch fühltund das ist die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hat heute die schwarz rotgoldene Fahne gehißt oder zeigt loch. Wenn man auf die Borjahre zurückblickt, so macht man mit auf der Straße das Symbol von Demokratie und Republik im KnopfFreude die Feststellung, daß der Gedanke, den Tag von Weimar festlich zu begehen und seine Treue zum neuen Staate in aller Deffentlichkeit zu bekunden, sich immer mehr Bahn gebrochen hat. Neben den Gebänden der Behörden, die außer den Farben des Reiches die preußische Flagge oder das Wappen Berlins zeigen, haben zahlreiche Privat- und Geschäftshäuser schwarzrotgold geflaggt. fast allen Wohnungen heraus die Farben der Republik Es gibt, namentlich in Offen und Norden, Gebäude, bei denen aus Während der vornehme" Westen, Steglitz , Friedenau und Zehlendorf , natürlich zurückstehen, kann man über das Zentrum, um den Dönhoff und Hausvoigteiplaẞ herum, sich nicht beflagen. Brächtig und propagandistisch außerordentlich wirkungsvoll ist die Ausschmückung der Straßenbahnen, der Autobusse und der Eingänge zu den Untergrundbahnhöfen. Und fast aligemein hört man in Unterhaltungen den Wunsch, daß der Tag nicht mehr allzu fern sein möge, an dem Reichsregierung und Reichstag den 11. August zum Feiertag erheben werden. Nun, nehmen wir spätesten Termin: die nächsten Wahlen!
gezeigt werden.
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Wer aber am Verfassungstage durch die Arbeiterbezirke des großen Berlins gefahren ist, hat seine helle Freude am Flaggenschmuck zu Ehren des Weimarer Werkes gehabt. Ueberall in den Straßen, vor allem dort, wo die ärmsten Arbeiter wohnen, leuchten die schwarzrotgoldenen Fahnen von düsteren Häuserwänden. Ballone find umkleidet mit Fahnenschmuck und Sinnsprüchen. Man freut sich über den Fleiß und die Liebe, mit der so mancher Arvom fargen Lohn sich diesen Festschmuck angeschafft hat. In Neukölln hat sich der Flaggenschmuck von Jahr zu Jahr, von Feier zu Feier vermehrt. Seit dem großen Kampf um die Fürstenenteignung ist auch in den Straßen, wo nicht nur Arbeiter wohnen, der Flaggenschmuck zahlreicher geworden. Selbst in der langen Kaiser- Friedrich- Straße ist der Flaggenschmuck am heutigen Verfassungstage vorherrschend. Ein wahrer Wett eifer hat in den einzelnen Straßen und Häusern eingesetzt. Da, wo ein rühriger Republikaner seine Farben zeigt, hat auch das ganze Haus geflaggt. Einig aufklärende Worte an den Nachbar haben oft Wunder gewirkt. In der Jansastraße war die Beflaggung ausge= zeichnet. Das Bezirksamt Neukölln ist der Einwohnerschaft mit gutem Vorbild vorangegangen. Nicht nur auf den öffentlichen Gebäuden, auch auf den Turn- und Sportplätzen sind die tassen- Gesellschaft, haben die Reichsfahnen gesetzt. Erfreulich ist, Fahnen aufgezogen. Auch große Firmen, wie die Nationalregistrier: daß auch die großen Warenhäuser, wie Tiez, in den großen Flaggen= chor mit einftimmen.
Die Jugend feiert.
Die Schulen des Bezirks Berlin- Mitte marschieren im Lustgarten auf, um des Tages von Weimar festlich zu dedenken. Musikkapellen an der Spize, dahinter die Jungens und Mädels, geführt von Lehrern und Lehrerinnen. Jede Schule hat, eine Fahnendeputation gewählt, und stolz leuchten die Augen derer, die das Banner der Republik tragen und mit schwarzrotgoldenen Schärpen geschmückt sind. Ein prächtiger Anblick ist es, mie Zug auf Zug heranrückt. Ein Signal ertönt. Die Musit intoniert die alte Demokratenhymne: Stimmt an mit hellem hohem Klang!" Der Festredner nimmt das Wort. Mit weithin schallender Stimme meist er die Jugend auf die Bedeutung des Tages hin, an dem die Männer von Weimar das Baterland vor dem Chaos bewahrten, und betont die Verantwortlichkeit der heranwachsenden Generation für die Erhaltung und den Ausbau des Errungenen. Das Hoch auf die Republik erklingt, das Deutschlandlied wird angeſtimmt. Die Fahnen deputationen verlassen die Freitreppe des Alten Museums , die Musik spielt das Lied von den Heiligen Farben, für die schon die Bäter starben". Die Züge rücken ab. Eine schöne Feier ist beendet.
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Die Verfassungsfeier des Bezirks Prenzlauer Berg wurde zu einem eindrucksvollen Volksfest ausgestaltet. Der Stadt bezirt selbst bot ein überwältigendes festliches Bild: die schwarzrotgoldenen Reichsfarben leuchteten zahlreich von den Häuserfronten herab. Der öffentlichen Feier, die auf dem Sportplag Einfame Pappel" in der Cantianstraße stattfand, ging ein Festakt voran, den das Bezirksamt für die Beamten und Angestellten im„ Elysium" abhielt. Umrahmt von gemeinsamen Gesängen und Musikdarbietungen sprachen auf dieser Feier Bürgermeister Genosse Dr. Ostrow= sti und Stadtsekretär Rosin zu den Versammelten. Inzwischen hatten die Schüler und Schülerinnen von etwa 50 Schulen auf den schwarzrotgoldenen Fahnen zum Sportplah zu marschieren. Auch Sammelplägen Aufstellung genommen, um unter Borantragung von die Eltern der Kinder waren zahlreich erschienen. Auf dem großen Blaz bot fich ein überwältigendes Bild. Nahezu 20 000 Kinder hatten vor einem mit den Reichsfarben geschmückten Bodium Aufstellung genommen. Im strahlenden Sonnenschein teuchte ten unzählige schwarzrotgoldenen Fahnen. Kurz nach 10 Uhr wurde, geführt von einer Musikkapelle, ein vom Bezirksamt geftiftetes Siegesbanner auf den Platz getragen. Dieses Banner stellt den Wanderpreis dar, um dem an jedem Verfassungstage die einzelnen Schulen in heißen Sportfämpfen ringen. 15.30 Uhr wurde das Fest mit einem vom Orchester gespielten Marsch und dem gemeinsam gesungenen Lied Ich hab' mich ergeben" eröffnet, worauf Bürgermeister Genosse Dr. Ostrowski die Feftrede hielt, die mit dem Rufe schloß: Das deutsche Volk, die deutsche Republik im Zeichen der schwarzrotgoldenen Farben lebe hoch! Ein dreifaches brausendes
britten Flugzeuges Einspruch erhoben wurde. Die Sendungen| stammen in erster Linie natürlich aus Deutschland , daneben aber auch aus fast allen europäischen Ländern, ja jogar von Uebersee ,' wo man anscheinend von dieser Postbeförderung schon vorher Kenntnis gehabt hat.
Ein folgenschwerer Blitzschlag. 45 Soldaten getroffen.
Salfowitz, 11. Auguft.( TU.) Während eines schweren Gemitters schlugen mehrere Blige in ein in voller Kriegsausrüstung auf dem Marsch nach Krakau befindliches Infanteriebataillon ein. Es entstand eine furchtbare Panik. 45 Soldaten erlitten schwere Verbrennungen.
Ein figer Dieb.
Eine anerkennenswerte Dreiftigteit befundete im Tetschener Bezirksgericht ein junger Angeklagter. Ein junger Mann war wegen seiner Mietzinsschuld von 100 Kronen angeflagt. Die Verhandlung sollte eben stattfinden. Traurig saß der Jüngling auf einer Bank und wartete. Da segte sich ein anderer Herr zu ihm, aus dessen Rock eine Geldtasche sah. Rasch stahl der Bursche die Tasche, ging erhobenen Hauptes in den Gerichtssaal, zahlte stolz feine Schuld und verschwand mit dem übrigen Gelde. Inzwischen fonnte er aber wieder verhaftet werden.
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Hoch erscholl, in dessem Anschluß alle Versammelten begeistert bas Deutschlandlied fangen. Unter den Klängen des Marsches Turner auf zum Streite" zogen die Schulen zur Sportarena, um dort die Kämpfe um den Wanderpreis auszutragen.
Die Verfassungsfeier für die Gemeindeschulen rund um die Frantfurter Allee im Bezirk Friedrichshain fand unter ungeheurer Beteiligung im Saalbau Friedrichshain statt. Um 9 Uhr kinder, die hier im festlich geschmückten Saale den Ehrentag der morgens waren es 3000 und um 11 Uhr vormittags 2500 SchulRepublik begingen. Den Auftakt der Festlichkeit bildeten Musikvor träge, dann sprach Theo Maret tief und eindrucksvoll das„ Gelöbnis" von Bröger, ein stilles feierliches Bekenntnis zur Freiheit Erwachen der Stämme Mitteleuropas zum Bolksbewußtsein und von und ein Aufruf an alle Brüder, nicht eher zu ruhen, bis das Volk das erreicht hat, was des Volkes ist. Lehrer Stiller sprach vom den Freiheitskämpfern früherer Tage, die macht und schutzlos, geächtet vom Fürstenvolf, für ihre große Idee gekämpft, haben, deren heit und an Wiedererwachen glauben. Ein Marfstein in der GeErbe sich jedoch fortpflanzt in den Herzen all derer, die an Freischichte Deutschlands wurde die Reichsverfassung, die die Saat zum Reifen brachte und die Fahne der goldenen Freiheit hochflattern ließ. Schwarzrotgold ist das Symbol über alle Lande hinaus, das gesteckte deutschen Volkes, das vereint im Willen zur Freiheit ein einig Volk hohe Biel aufrechtzuerhalten. Die deutsche Republik ist ein Land des von Brüdern ist. Es gilt, die Fahne hochzuschwingen und reinzuhalten zum Heile der wiedererwachten befreiten Menschheit. Mit einem tausendstimmigen Hoch auf Deutschland und dem Absingen des Deutschlandliedes schloß die stimmungsvolle Feier. Am Nachmittag findet auf dem Sportplah Friedrichshain eine sportliche Veranstaltung der Schulkinder statt.
Verfassungsfeier der Polizei.
Auf dem mit den Reichsfarben geschmückten Hof der Polizeiasernen in der Friesenstraße fanden sich heute früh um 9 Uhr mehrere Tausend Beamte der Schutz- und Kriminalpolizei zu einer eindrucksvollen Feier des Verfassungstages ein. Von zehn mit Eichenlaub geschmückten Masten wehten schwarzrotgoldene und schwarzweiße Banner. Nach Darbietungen der Musikvereinigung der Schutzpolizei und des Chors der Kriminalbeamten betrat Polizeipräsident Genosse 3örgiebel die Rednertribüne und nahm zu einer Ansprache das Wort, der wir folgendes entnehmen:
,, Acht Jahre sind ins Land gegangen, seitdem am 11. August 1919 der erste, leider allzufrüh verstorbene Präsident der deutschen Republik die am 31. Juli von der Nationalversammlung in Weimar beschlossene neue Reichsverfassung verkündete. Für jeden muß dieser Tag ein Tag der Freude, aber auch ein Tag der Selbstbesinnung und ernsten Mahnung sein. Leider stehen noch immer Teile unseres Volkes der neuen Staatsform ablehnend gegenüber. Das Deutsche Reich ist eine Republik , und die Staatsgewalt geht vom Bolte aus. In diesen kurzen und kernigen Worten liegt der neue Staatsgedanke, und es gibt feinen höheren und tieferen Inhalt für einen Staatsgedanken, als den, daß jeder einzelne Staatsbürger mit seinem Wollen und Können aufgeht im Staate als Zusammenfassung aller Bolfskräfte zum Wohle des Ganzen. In diefer Stunde wollen wir auch unserer Brüder und Schwestern gedenken, die in den besetzten Gebieten und im Saargebiet noch immer die Leiden fremder Besatzung zu tragen haben und in der Ausübung ihrer ihnen durch die Verfassung gewährten Rechte behindert sind. Wir hoffen, daß auch sie baldigst befreit und wieder mit uns vereinigt werden mögen. Für uns Polizeibeamte hat die Verfassungsfeier eine besondere Bedeutung. Wir haben als Diener der Schutz der Verfassung einzutreten. Im demokratischen Bolfsstaat Allgemeinheit, als Diener unseres Voltes, unseres Staates für den soll nicht Willkür herrschen, sondern sollen Recht und Linie unsere Aufgabe. Wir wollen heute erneut geloben, diese unsere Freiheit thronen. Recht und Freiheit zu schügen, ist in erster Aufgaben auch in der Zukunft tieu zu erfüllen. Wir wollen treu zum Bolte stehen, treu zu unserer Verfassung, wie wollen sie schützen und schirmen und so zu unserem Teil an der Gesundung unseres Boltes und Staatslebens beitragen. Dieses Gelöbnis wollen mir befräftigen, indem wir rufen:„ Unser Heimatland, unser Vaterland, die deutsche Republik, sie leben hoch!"
Mit dem Spiel des Deutschlandliedes und einem Vorbeimarsch der Polizeibeamten vor dem Bolizeipräsidenten fand die Feier ihren Ausklang.
Der Fackelzug geht durch die Bannmeile.
Der Polizeipräsident teilf mit, der Herr Reichsminister des Innern hat genehmigt, daß der für heute geplante freis durchschreitet. Fadelzug vom Funkhaus nach dem Reichstag den Banngewiesen, daß diese Genehmigung sich nur auf den erwähnten Es wird ausdrücklich darauf hinFadelzug bezieht, daß dagegen Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel innerhalb des Bannkreises im übrigen nicht zugelaffen find.
Ebert- Ehrung in Fürstenwalde.
Der Polizeiverwalter von Fürstenwalde a. d. Spree hat die große Spreebrücke, die Fürstenwalde und Ketschendorf verbindet, aus Anlaß des Verfassungstages zu Ehren des ersten deut schen Reichspräsidenten Friedrich Ebert Brücke " benannt. Die Stadt hat bereits seit Jahren einen Platz der Republik , der zugleich der schönste Grünplah im Orte ist.
Deutsche Hilfe für Nordböhmen .
Die durch das Hochwasser stark betroffene Gemeinde Schön= wald, um deren entsegliche Not sich in Böhmen kaum jemand fümmert, hat jetzt aus Sachsen tatkräftige Unter stügung erhalten. Ganze Verbände, Körperschaften und Vereine senden täglich schwer beladene Laftautos mit Liebesgaben, Kleider, Wäsche, Lebensmittel, Betten, Möbel, Werkzeuge. Auch Hilfstruppen kommen ständig an und viele opfern im Hilfswerke ganze Woche ihres Urlaubs. Viele Kinder wurden nach Sachsen in Heime übernommen. In den letzten Tagen sollten wieder 200 Helfer aus Deutschland eintreffen. Da ereignete fich der Standal, daß man die so nötig gebrauchten Helfer, als sie mit einem Laftauto ankamen, an der Grenze durch Gendarmerie zurüdmies. Dabei steht im Gebirge ein naher Herbst bevor. bis zu dem die Arbeiten größtenteils fertig sein müssen.
Hochzeit auf Motorrädern.
Rennfahrer Turek, einer der verwegensten Meister des MotorEine Hochzeit auf Motorrädern feierte der bekannte Prager rades , der auf allen großen Rennen als einer der ersten einkommt. Turek vermählte sich mit Fräulein Nedwed, die ebenfalls schon eine Reihe Rennen mitgefahren hat. An der Hochzeit nahmen 90 Motorjahrer teil, alle auf ihren Rädern und der lange Zug machte großes Aussehen.