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rohen Selektionsprinzipien der in einer solchen Anstalt zu­sammengebrachten Individien kann hier nur in ganz geringem Maß Rücksicht genommen werden.

Als das vornehmste Erziehungsmittel gilt noch immer die Einzelhaft. Was Wilmans darüber vom Stand punkt des Psychiaters sagt, ist geradezu erschütternd und müßte Veranlassung sein, die bisherige, auf veralteten Anschauungen aufgebaute Pragis einer gründlichen Revision zu unterziehen. Wilmans trifft sich übrigens weitgehend mit Radbruchs Forderung, daß Strafe durch Fürsorge und Er­ziehung ersetzt werden müsse und mit der allgemeinen fozia­listischen Auffassung, daß nur der Staat härteste Maßnahmen gegen den Rechtsbrecher einführen darf, der das gute Ge­wissen hat, alles getan zu haben, um die sozialen Ursachen zu beseitigen, die einen Menschen zum Verbrecher werden lassen. Das ist besonders von Bedeutung für die vermindert Burechnungsfähigen, diesen zahlreichen und schwierigsten Ob­jeften von Rechtsprechung und Strafvollzug. Gegen sie vor allem richtet sich die Maßnahme der dauernden Verwahrung, die trotz aller schönen Worte eine Strafe von außerordentlicher Härte ist. Wilmans betont nachdrücklich, daß man von diefer Maßnahme nur in den allerschwersten Fällen Gebrauch machen dürfe, wenn anders nicht eine unübersehbare Zahl neuer Anstalten notwendig sein sollte. Hier zeigten sich die Folgen des Fehlers, der darin bestand, daß man bei der Vorbereitung des neuen Strafgesetzbuchs zwar eine vergleichende Darstellung des in- und ausländi­schen Rechts, nicht aber eine hinreichende medizinische und soziologische Tatsachenforschung geleistet hat. Straf­rechts- wie Strafvollzugsreform bewegen sich überhaupt zu sehr in der Sphäre allgemeiner spekulativer Ideen. Es er­scheint notwendig, fie in die Atmosphäre einer praktischen Betrachtung zu bringen, die aber gewillt ist, mit Beral tetem radikal zu brechen. Dann dürfte sich zeigen, welch überragende Bedeutung der Reform des Strafvollzugs zukommt, daß sie eigentlich den Unterbau einer Strafrechts reform bilden müßte.

Schlange wird international. Deutschnationales Lob für den Dawes- Plan . In anderen Jahren taucht in der Sauregurkenzeit mit unfehlbarer Pünktlichkeit die Seeschlange auf. Irgendwer hat sie irgendwo ganz genau gesehen. Hernach aber war es nur eine Ente. Gefühle des Zweifels mögen auch die Leser der ,, Deutschen Tageszeitung" gestern abend beschlichen haben, als sie vernahmen, daß der Landbundführer Schlange Schöningen sich vor einem amerikanischen Publikum zum begeisterten Lobredner des Dames Plans gemacht hat. Er lud sich die Farmerdeputation, die zurzeit durch Deutsch land reist, auf sein Gut und bat fie, in Amerika zu berichten, daß es zwar der Landwirtschaft infolge der Kriegslasten schlecht gehe, aber

... daß hier ein großes, fleißiges Volk lebt, das nichts weiter wünscht, als in gleichberechtigter Freiheit in friedlichem Wettstreit der Bölfer feine Lebensmöglichkeiten zu behaupten, und das mit zuversichtlichen Interesse alle diejenigen Schritte verfolgt, welche die große amerikanische Nation im Namen wirklicher Gerech­tigkeit im Nebeneinanderleben der Völker unternimmt!"

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Das klingt ja fast wie eine Huldigungsadresse an den kommenden Präsidentschaftskandidaten Dawes. Verzweifelt werden die Ganz- Treu- Deutschnationalen auf das Dementi warten. Es ist schon so: die Deutschnationalen beginnen warten. Es ist schon so: die Deutschnationalen beginnen sich zu häuten- wenn's wenn's auch bloß auf außenpolitischem Gebiet ist.

Roßbach aus der Haft entlassen. Wie das Mecklenburger Tage­blatt" erfährt, hat die Haftbeschwerde Roßbachs den Erfolg gehabt, daß die Haftbefehle gegen sämtliche Angeschuldigte aufgehoben sind. Die Verhafteten Roßbach, Meinde, Bender und Linse meier sind sofort aus der Haft entlassen worden.

Das Ende der Briefmarke.

Bon Gotthard Brodt.

Es steht unzweifelhaft fest, daß die Briefmarke, die bekanntlich in der ganzen Welt ein sehr begehrtes Gammelobjekt geworden ist, bald ausgedient haben wird.

Die Zeit schreitet mit Riesenschritten vorwärts und läßt sich in nichts und durch nichts aufhalten. Auch die harmlose, unschuldige Briefmarke wird ihr über kurz oder lang zum Opfer fallen und unsere Nachkommen werden dereinst absolut nicht begreifen, weshalb man früher für bezahlte Postgebühren eine derartige unpraktische, zeitraubende und unhygienische Bestätigungsart gewählt hatte.-

Schon existiert die Luftpostmarke in verschiedenen

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Ländern in denen die Luftpoft bereits ein gewöhnliches Be­förderungsmittel ist nicht mehr, weil in diesem Fall keine Sonder­zuschläge zu den üblichen Marken erhoben werden.

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Bei einer weiteren Verdichtung des Flugnezes und fortschreiten den Intensivierung des Verkehrs werden die Luftpostmarken auch bei uns überflüssig; denn die Post wird dann nicht mehr von der lang­famen Eisenbahn, sondern von Luftschiffen und Flugzeugen befördert. In Desterreich ist bereits seit einiger Zeit die Barfrantatur für Palete üblich und der Generalpoftmeister denkt nach den bisher gemachten günstigen Erfahrungen nicht daran, diese Barfreimachung wieder aufzuheben.

Bon den Geschäftsbriefen ist die Briefmarke heute größtenteils auch schon verbannt und durch den Freistempel ersetzt worden, der sich mehr und mehr einbürgert.

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Tausende von Briefen werden täglich in den Großstädten durch die Freiftempelmaschine, die rasch, sicher und prägnant arbeitet, frantiert. Bei ihr gibt es keine Restbestände, keine Ueberdrucke, teinen Wertzeichenmangel und keine Druckkosten. Sie gleicht dem bargeldlosen Geldverkehr, und es ist anzunehmen, daß fie fich noch schneller einbürgern wird als dieser; denn sie braucht ja nicht gegen eine uralte Tradition und Volksgewohnheit anzufämpfen. Während aber der bargeldlose Verkehr nur eine wertvolle Ergänzung und eine Berringerung des Geldumlaufes bietet, hat die Freistempelmaschine noch den Vorteil voraus, daß sie die Briefmarte überflüssig macht. Neuerdings sind nun Projekte aufgetaucht, nach denen sogar für einzelne Briefe und Einschreibesendungen Automaten aufgestellt werden sollen, die nicht nur frankieren, sondern auch noch die ge­wünschte Adresse schreiben und eine Kopie davon ausfolgen.. Selbstverständlich wäre es übertrieben, das Ende der Briefmarke in allernächster Zeit zu erwarten oder zu prophe zeien, aber das eine ist sicher, nämlich, daß die Bost alles daran sezen wird, um ihren Dienst zu vereinfachen, zumal sie in dicjen Bestrebungen von der gesamten Industrie- und Geschäftswelt unter­stützt werden dürfte.

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Die Briefmartensammler aber werden sich ihrerseits freuen, daß fie nun endlich ein abgefchloffenes Gebiet vor sich haben. Ihre

Wird die Rheinarmee vermindert?

Chamberlain verlangt es von Briand.

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3ug anzutreten, fich von einer Rethe threr Fehler Ios. zusagen und sich in der Hauptsache, wenn auch mit Vorbe­halten, mit dem Vorschlag des Plenums des 3K. und der ZKK. nach Abgabe einer entsprechenden Erklärung" einverstanden zu erklären.

Nach einer Bariser Meldung des Manchester Guardian" soll der englische Außenminister Chamberlain in den letzten Wochen Im Hinblick darauf beschließt das vereinigte Plenum des 3. den französischen Außenminister Briand zweimal aufgefordert haben, vor dem Zusammentreten des Bölferbundes wenigstens eine und der 3KK., die Frage des Ausschluffes der Genoffen Sinow­fleine Konzession an Deutschland in der Frage der Verminderung jem und Tropki aus dem 3K. der Partei aus der Debatte zu der Rheinland - Besatzungstruppen innerhalb der französischen Reziehen und ihnen einen strengen Verweis und eine Ver­gierung durchzusetzen. Chamberlain soll dabei betont haben, daß warnung zu erteilen. für Deutschland Rückwirkungen des Locarnopattes bemerkbar wer­den müßten. Die Meldung des Manchester Guardian" trägt, wie versichert wird, offiziösen Charakter. Der Daily Chro nicle" schreibt im gleichen Sinne.

Frankreich soll in dieser Sache eine Note nach London geschickt haben. Der Londoner Korrespondent des Echo de Paris" fagt dazu, es wäre wohl zu wünschen, daß nach den Ermahnungen Marschall Fochs und den Erklärungen Generals Guillaumat die französische Antwort eine Verminderung der französischen Be­fagungstruppen um 10 000 Mann, wie sie Deutschland fordert, glatt ablehne. Nur die am Locarnoge ist unheilbar Kranken weigerten sich, die Ermahnungen der militärischen Sach­verständigen zu beachten und schickten sich an, Stresemann den Friedensfuß zu geben.

Ein wirtschaftliches Locarno ". Große Befriedigung in Frankreich über den Handels vertrag.

Paris , 18. Auguft.( Eigenbericht.)

Der Abschluß des deutsch - französischen Han­delsvertrags wird hier von der Preffe mit ungeteilter Befrie­digung aufgenommen. Einer der französischen Unterhändler be­zeichnete am Mittwoch morgen den Abschluß als ein Wirt­haftliches Locarno " von infernationaler Tragweite. Es ist mehr als ein einfaches Wirtschaftsabkommen, erklärte er, es be­deutet die Eröffnung neuer Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich und das ist der beste Weg zu gegen­feitiger Friedensarbeit.

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Das vereinigte Plenum des 3K. und der 3KK, ist der Ansicht, daß dies einen gewissen Schritt zum Frieden in der Partei bedeuten könne. Das vereinigte Plenum des ZK. und der 3KK. ist jedoch weit davon entfernt, die friedliche Er­flärung" der Opposition als ausreichenden Att zu bezeichnen, die der Partei den notwendigen Frieden gewährleisten könne.

Deffenungeachtet hat das vereinigte Plenum des ZK. und der 3KK. allen Grund, mit Genugtuung festzustellen, daß 1. die Opposition in ihrer Erklärung" sich gezwungen gesehen hat, von einer Reihe von Fehlern und Schwankungen in der Frage des Charafters des zukünftigen Krieges der Sowjetunion gegen die Intervention und der unbedingten Verteidigung der Sowjetunion gegen den Imperialismus abzurüden,

obwohl die Opposition durch ihre Weigerung, die halb. defaitistische These des Genossen Tropki über Clemanceau direkt zu verurteilen, fich noch eine Hintertür für mögliche zukünftige Schwankungen bezüglich einer unbedingten Berteidigung der USSR. offen läßt;

2. daß die Opposition sich gezwungen sah, von der partei­feindlichen Verleumdung bezüglich der Thermidor. Entartung der Parteileitung abzurüden,

obwohl sie mit ihrem Vorbehalt bezüglich der Unzu länglichkeit des von der Partei gegen die Thermidor- Tendenzen im Lande geführten Kampfes fich Hintertüren für weitere An­3. daß die Opposition, wenn auch aus formalen Ermä. griffe auf die Bartei auf dieser Linie offen läßt; gungen, sich gezwungen gesehen habe, organisatorische Berbindungen mit der spalterischen und antileninistischen In ähnlicher Weise äußern sich auch die Blätter. Paris : Gruppe Urbahns- Maslow aufzugeben, obwohl sie sich durch ihre Weigerung, jebe Unter­Soir" knüpft an die obige Aeußerung des französischen Delegierstützung dieser Gruppe aufzugeben, eine Hinter ten an und meint, man fönne nicht besser den Abschluß des Han tür für weitere Angriffe auf die Komintern offen läßt; delsabkommens vom Mittwoch fennzeichnen; indem das Ab­tommen die gegenseitige wirtschaftliche Interessengemeinschaft zwischen Frankreich und Deutschland schaffe, trage es viel zu freund­nachbarlicher Zusammenarbeit bei, troz großer Schwierigkeiten, die eine Zeit lang unüberwindlich schienen, in den letzten Tagen aber auch auf politischem Gebiet ausgeglichen worden seien. Das fei für die Zukunft die beste Friedensgarantie. Auch der Temps " beglückwünscht die beiden Delegationen, trotz der einen Augenblick lang unüberwindlich scheinenden Schwierigkeiten zu einem günstigen Abschluß der Verhandlungen gelangt zu sein und meint, wenn der neue Handelsvertrag zur Folge habe, den Warenaustausch zwischen den beiden Ländern zu fördern und wenn er, wie zu hoffen sei, einen gerechten Ausgleich der Vor- und Nachteile zwischen den beiden Nationen auf dem Gebiete des wirtschaftlichen Warenaus tausches ermögliche, fönnten sich die beiden Länder zum Abschluß der Verhandlungen nur beglückwünschen.

Trokkis Rückzug.

Stalin läßt den Nichtausschluß begründen.

4. daß die Opposition fich gezwungen sah, fich von der Fraf. tionsbildung innerhalb der KPSU. loszusagen und die Notwendigkeit einer Vernichtung der Elemente dieser Fraktions­bildung anzuerkennen,

obwohl sie durch ihren Vorbehalt und burch ihren Aus­fall gegen das Regime in der Partei" es versucht, ihre bis­herige spalterische Tätigkeit zu rechtfertigen und, darüber hinaus­gehend, sich eine Hintertür für neue Angriffe auf die KPSU. offen läßt.

Das Bereinigte Plenum des 3K. und der 3KK. haben keinen Grund, die Gewähr dafür zu übernehmen, daß der Rückzug der Opposition, das Abrücken von einer Reihe ihrer Fehler voll­tommen aufrichtig sein."

Diese Resolution flingt wie eine Bestätigung der Be­hauptungen, daß die Stalinisten einen Rückzug vor der Oppo­fition antreten wollten, und daß sie in nächster Zeit die linke Opposition der KPD. um Ruth Fischer , Maslow und Urbahns wieder aufnehmen wollten.

Kleine Hakenkreuzlerbilanz von zwei Tagen: Auf dem Juden­

friedhof Effen 45 Grabsteine zertrümmert; in Hannover nachts ein Auto angehalten, Chauffeur und Fahrgäste verlegt; in Bad harzburg Kurgäste und Einwohner mißhandelt; in Ruſtſchuk ( Bulgarien ) die Gäste eines jüdischen Sportfestes nachts im Schlaf überfallen und die Ehrenpforte zu ihrer Begrüßung verbrannt; dort allerdings einige dieser Herren verhaftet.

Nach der Tagung von Zentralfomitee und Kontroll­commission der russischen kommunistischen Partei wurde mit geteilt, daß Trozki und Sinowie w nicht ausgeschlossen worden seien, da sie sich unterworfen hätten. Ihre Unter­werfung" wird am besten illustriert durch die Resolution, die von dieser Tagung angenommen wurde. Es heißt darin: ,, Erst, nachdem das vereinigte Plenum des 3K. und der ZKK. infolgedessen gezwungen war, die Resolution über den Ausschluß der Genossen Sinowjew und Trohti aus dem ZK. der Partei anzu­nehmen, erst dann hielt es die Opposition für notwendig, den Rückfonen verhaftet.

Martenschäze werden ungeheuer an Bert gewinnen und nach und nach unbezahlbar werden.

Der Verkehr aber, der alle Marken erzeugte und vernichtete, wird sich durch das Ende der Briefmarke in feiner Weise aufhalten lassen, sondern sich weiterentwickeln zum Nugen einer raftlosen, technisch unersättlichen Menschheit.

Todesangst gilt als Todesstrafe.

Das Schicksal der beiden italienischen Anarchisten Sacco und Banzetti hat in der letzten Zeit die öffentliche Meinung der ganzen Welt erregt. Auch wer der Ansicht ist, daß man in Europa fich kein Urteil darüber bilden könne, ob die Verurteilung wirklich einen

Justizmord darstelle, muß in der Behandlung der beiden Berurteilten, die man sieben Jahre auf den letzten Gang warten läßt, eine Folter erblicken, die schlimmer ist als alle Marterungen, denen Gefangene in früheren Jahrhunderten ausgesetzt waren. Ein König von Däne­ mark hat in einem ähnlichen Fall, der sich vor hundert Jahren zutrug, einen Entscheid gefällt, der den amerikanischen Richtern als Vorbild dienen könnte.

wiffer Joachim Heinrich Rhamke zum Schafott geführt wurde, der Es war im Jahre 1833, als eines Morgens um 5 Uhr ein ge­stiftung zum Tode durch das Beil verurteilt worden war. Rhamke durch den hohen Gerichtshof von Holstein wegen Mordes und Brand­sollte den Tod am Schauplatz seiner Greueltaten erleiden, in Binne berg, 12 Kilometer von Altona entfernt. Der Henterszug hatte sich bereits dem Marktplag genähert, als ein Reiter herangaloppiert fam, der ein weißes Luch schwentie und aus voller Kehle rief: alt! Nicht weiter! Befehl des Königs!" Der Gerichtsbeamte, der mit der Leitung der Hinrichtung beauftragt war, gebot Halt, worauf der Bote ihm ein Papier aushändigte, das folgende Worte enthielt: choben werden." Darunter die Handzeichnung des Königs. War ,, Die Hinrichtung von Rhamfe muß bis auf weiteren Befehl aufge­die Schrift echt? Der Gerichtsbeamte zweifelte, um so mehr, als dem offiziellen föniglichen Siegel die Gegenzeichnung des Justizministers fehlte. Es war nur ein Brief, feine Afte. Doch der Gerichtsbeamte war fein blinder Formalist. Er wußte, daß eine Enthauptung nicht wieder gutgemacht werden konnte. Darum ließ er den Verurteilten wieder in das Gefängnis zurückbringen, um sich dann an die Prüfung des Schriftstücks zu machen. Alsbald hatte er fich überzeugt, daß die Schrift echt war und nur von der Hand des Königs stammte. Berurteilten an dem Drt der Misfetat zur Kenntnis gebracht werden. Was war geschehen? In Holstein mußte jedes Todesurteil dem Dies war auch in diesem Falle geschehen, und man hatte Rhamte das Urteil gerade in dem Augenblick eröffnet, als sein Arzt, der sich auf dem Weg von Karlsbad nach Altona befand, in einem Bostwagen vorübertam. Diefer Arzt, Peter Robte, war ein Freund der Familie Rhamke und ein Schüler des Verurteilten, der früher Lehrer gewesen war. Er hatte Rhamte jebech stets als einen tranfen Menschen be­trachtet, dessen Zurechnungsfähigkeit allerdings nie in Zweifel gezogen wurde. Der König, auf einer Rundreise in Schleswig , befand sich gerabe in Hufum. Robfe eilte zu ihm und verstand den Monarchen für den Prozeß zu interessieren. Der König erkannte die Dringlichkeit und schrieb, ohne sich um die Formalitäten zu fümmern, den Befehl,

Die Knechtung Bessarabiens . Die rumänische Verbrecherbande, Sicherheitspolizei"( Siguranza) genannt, hat nach Aufdeckung einer über ganz Bessarabien verzweigten Organisation" 59 Pers

der die Aufschiebung der Hinrichtung gebot, auf ein Stück Papier . Rhamte wurde von neuem einer eingehenden Untersuchung feiner Geistesverfassung unterzogen. Drei Sachverständige tamen ein­stimmig zu dem Schluß, daß die frühere Untersuchung richtig ge­wesen, und daß der Schulbige feineswegs vermindert zurechnungs­fähig fei. Der Justizminister verlangte wiederum die Todesstrafe, doch der König, der daran dachte, daß die Aufschiebung der Todes strafe nicht durch den Verurteilten veranlaßt worden war, und daß dieser Mann auf dem Wege zum Schafott alle Todesängste erlebt hatte, entschied, daß es ungerecht fei, den Berurteilten noch einmal die graufigen Stunden durchkosten zu laffen. Er befahl daher, die Todesstrafe in lebenslängliche Haft umzuwandeln. Hier hatte die Menschlichkeit gesprochen.

Ein anderer nicht unähnlicher Fall trug sich im 17. Jahrhundert zu. Eine Mörderin, Helene Gillet, der der ungeschickte Henker mit zwei Beilschlägen nicht das Haupt vom Rumpfe trennen fonnte, wurde noch lebend feinen Händen entriffen, begnadigt, und genas.

Drei Millionen Fremde in Frankreich . Die Franzosen sind leb. haft beunruhigt durch das außerordentliche Anwachsen des Zuzugs von Ausländern in den letzten Jahren. Die amtliche Statistit ſtellt die Anwesenheit von 2 800 000 Ausländern fest, aber in Wirklichkeit ist die Zahl noch erheblich größer und überschreitet sicher drei Millio­Fremden sind sehr mannigfaltig. Frankreich hat von jeher eine nen. Die Gründe für diese Ueberschwemmung des Landes von besondere Anziehungskraft auf die Ausländer besessen; dank einer Lage im Mittelpunkt des Verkehrs, feines milden Klimas, feines langem große Kolonien von Fremden, die hier Gesundheit und freien und bequemen Lebens hat das ganze Land an der Küste jeit Sonnenschein oder auch Vergnügen suchen. In den letzten Jahren tommt nun hinzu, daß das Leben für Ausländer billig geworden ist. In kleinen Brovinzhauptstädten haben sich Zehntausende von Eng­ländern der Mittelklasse, die in der Heimat nicht mehr gut leben können, dauernd niedergelassen. Der Hauptgrund ist aber der drin gende Bedarf des Arbeitsmarktes. einem Industrieland, und es bedarf dazu nach dem Verlust an Frankreich entwickelt sich zu Männern, den es im Kriege erlitten hat, fremde Arbeitskräfte. Schließlich ist befonders eine starte Einwanderung von russischen Flüchtlingen zu verzeichnen. Man nimmt an, daß heute drei Mil­lionen Ruffen über ganz Europa verbreitet sind, die vor der Sowjet­herrschaft geflohen find, und von diesen haben Hunderttausende eine Heimat in Frankreich gefunden, nachdem sie durch die Berteuerung gezogen sind. Dieser Zuzug der Fremben macht sich in erster Linie des Lebens seit der Stabilisierung der Mart aus Deutschland fort­auch in den französischen hohen Schulen bemerkbar. So wird von der kleinen Universitätsstadt Grenoble berichtet, daß dort 2500 aus­ländische Studenten, darunter 600 Amerifaner, studieren.

Tonfünfilerfagung in Frankfurt a. M. In Verbindung mit der Inter nationalen Mufilausstellung tagt der Neichsverband Deutscher Tontünstler und Musiklehrer. Die Geschäftsjigung des Hauptvorstandes befakte fich unter Borfis des Komponisten Arnold Ebel vorwiegend mit Berufsfragen Schließlich wurde die Schaffung einer Künstlertammer unter Mitwirtung der des Bühnenfünstlerstandes und brennenden Tagesfragen der Mufilerzichung. Staatsbehörden eingehend erörtert.