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deutschen   Farben zeigen soll, die Antwort der Deutsch  -| Wahlkampf zu ziehen. Wir verstehen sehr gut, daß die Auf­nationalen an Herrn v. Kardorff?

Haben nicht eben erst die Herren Hergt, v. Keudell und Schiele die Verfassung von Weimar im Zeichen von Schwarzrotgold gefeiert?

Hat nicht eben erst der Reichspräsident v. Hindenburg  unter dem Wehen schwarzrotgoldener Fahnen feierliche Reichswehrparade auf dem Plage der Republit ab­genommen?

Wir wollen nicht reden von früheren Dingen, von der deutschnationalen Zustimmung zum Republikschuhgesez und zum Landesverbot für Wilhelm von Doorn aber acht Tage nach der Verfassungsfeier diese Aufregung: das ist sehr schlechte Regie. Und wenn nun gar noch die ,, Kreuzzeitung  " die rhetorische Frage stellt:

,, Will auch die Reichsregierung, in der vier deutschnationale Minister sitzen, zum Wegbereiter einer inzwischen vom Reichsbanner mit Beschlag belegten und zum Partei­symbol gemachten Fahne werden

so ist das nach der Verfassungsfeier, nach Kardorff und Hindenburg   und nach den deutsch   nationalen Ministern eine etwas naive Frage, die von noch naiverer Auffassung von den Pflichten einer Regierung und von feier­lichen Verfassungseiden zeugt. Gar nicht zu reden von der feltfamen Auffassung der Treue der Reichswehr   zu der Fahne, der sie dient.

Noch schlechtere Regie jedoch, wenn man die Frage auf­wirft, was hinter dem Gelärm die deutschnationale Breffe. pofitiv will. Die Deutsche Tageszeitung" schreibt:

,, Wir können uns nicht denken, daß der Reichswehrmini­ster, wie es bei der Bedeutung eines derartigen Vorgehens eigent lich selbstverständlich sein sollte, sich mit dem Reichskabinett vor dem Erlaß seiner Berordnung irgendwie ins Benehmen gesetzt hat. Denn es ist nicht vorstellbar, daß ihm in einem Falle seine Ministerkollegen den Hinweis auf seinen Verstoß gegen die Richt­linien erspart hätten. Der Herr Reichswehrminister hat also mit diesem seinem Borgehen eine Unzuverlässigkeit gegen über bindenden zusagen erwiesen, die nicht widerspruchs, los hingenommen werden darf, und an der auch der Chef des Kabinetts, der ja schließlich in erster Linie für die loyale Beob. achtung der Richtlinien seiner Politit verantwortlich ist, nicht ein fach vorbeigehen kann. Die deutschnational en mi nister haben gerade in der rückliegendne Woche ihre abfolut un an tastbare Loŋalität gegenüber den Regierungsrichtlinien, ins­besondere auch bezüglich der Verfassung und der Flaggen frage, bewiesen. Man wird nicht von ihnen verlangen fönnen, daß sie in dieser Beziehung allein die ragenden Säulen des Kabi­netts bleiben; hier muß es heißen: Eine Loyalität ist der anderen wert. Hier handelt es sich um eine ganz schwer­wiegende Frage für die Möglichkeit weiterer gedeihlicher Arbeit innerhalb der Reichsregierung."

Bindende Zusagen an die Deutschnationalen, daß die Reichswehr   schwarzweißrot bleiben müsse? Eine interessante Behauptung! Wir glaubten jedoch eher, daß der Geßlersche Flaggenerlaß die ausdrückliche Zustimmung des Reichspräsidenten v. Hindenburg   hat- wo­durch die Position der aufgeregten Deutschnationalen noch fläglicher wird. Aber was wollen fie? Soll Herr Marg Herrn Geßler befehlen, den Flaggenerlaß zurückzunehmen? Soll er ausdrücklich vor dem Inland wie vor dem Ausland feststellen, daß die Reichswehr   der deutschen Republik nicht die Flagge der deutschen Republik, sondern ausschließlich die Flagge des Kaiserreiches zeigen darf laut Regierungs­beschluß? Und das unter der Drohung der Regierungs­frise! Wenn Worte einen Sinn haben, so bedeuten die Sähe der Deutschen Tageszeitung": fort mit dem Flaggenerlaß oder Austritt der Deutschnationalen aus der Reichsregierung. Wir verstehen sehr gut, daß die Deutsch­nationalen eine Situation fuchen, um sich aus der Berantwor tung zu lösen und unter schwarzweißroter Fahne in den

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Die tote Stadt.

Von Erich Grisar  .

Einst war Brügge   das Benedig des Nordens. Und es waren nicht nur die stillen Kanäle, auf denen du in fleinen Booten unter moosbewachsenen, von Anglern bewachten Steinbrücken dahingleitest, die der Stadt diesen Namen gaben. Sie war in jedem Sinne das Venedig   des Nordens. Sie war Mittelpunkt des Handels der alten Welt und Stätte gepflegter Kunst. Hier stapelten neben den aus aller Welt herbeigeholten Kostbarkeiten die schweren Tuche Flan derns und die Spizen Brabants, ehe sie auf den Schiffen der Hansa  ihren Weg über das Meer nahmen. Und die schönen Frauen, zu deren Ehre feftliches Leben die Straßen Brügges   erfüllte, waren reicher als manche Königin, deren Neid sie weckten.

Heute ist nicht viel mehr von dem alten Glanze zu sehen. Andere Städte wurden Mittelpunkt des Haadels und Stätten des Reichtums. Brügge   liegt still und beschaulich im Glanz feiner Tage und lebt der Erinnerung. Fremde tommen jeden Tag und staunen in den Museen und Kirchen die Jeugen ihrer großen Vergangenheit an. Alte Frauen gehen gemächlich in ihrer seltsamen Tracht zur Kirche, während die Männer die Reste überkommener Künste pflegen. Sie basteln an tostbarem Schmiedewerf herum oder schaffen in Buntglasfabriken, deren es hier etliche gibt. Die Gärten, die die Stadt umgeben, geben den übrigen Männern und Frauen Nahrung. Einer hat gar sein Brot als Verkehrsschuhmann gefunden. Er steht am Grand Place   und hebt lässig die Hand, wenn eines der von Brüssel   zu den Seebädern Flanderns   rasenden Autos die Stadt durchfährt. Kurzes Kopfniden. Ein Blick zu dem hohen Turm der schönen Tuchhalle. Tücher wehen. Schon vorbei. Ein fam steht wieder der Hüter der Ordnung an seinem Blag in der Sonne. Es ist die tote Stadt", die er zu bewachen hat.

Kommt jedoch der Abend, dann erwacht die Stadt aus ihrem Schlaf. Autos hupen heran. Eins hinter dem anderen. In wenigen Minuten sind die Straßen rund um den Grand Place   verstopft. Die jezt noch kommen, müssen schon einen Umweg machen. Die Gaft. wirte am Markt stellen Stühle und Tische heraus. Tausende gut gekleideter Menschen schwärmen schon über den Platz und richten ihre Blicke erwartend zu dem mehr als hundert Meter hohen Turm der Tuchhalle herauf. Die Postkartenläden bekommen Kundschaft. Und während die Sprachen aller Völker durcheinander tönen, fommt bleich der Mond herauf und überstrahlt das schüchterne Licht auf­geflammter Laternen. Und immer noch hupen Autos heran. Schwere Autocars sind darunter, die gleich dreißig oder vierzig Gäste brir. en, die die Anenten der Reisebureaus am Tage, als die Wagen noch über die Battlefields" raften, zusammenfuchten, daß sie sich anhören das wunderbare Konzert des Glockenspiels in Brügge  ".

regung von heute die Teilnahme der deutschnationalen Mini ster an der Berfassungsfeier von gestern überdecken soll. Aber Regierungskrise ist Wahlkampf, und deutschnationaler Wahl­tampf unter der Parole: gegen Geßler und Hindenburg  das ist schlechteste Regie.

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Was bleibt von dem Lärm übrig? Ein neuer Beweis für die maßlose Wut, mit der die Deutschnationalen ohnmächtig das Vordringen von Schwarzrotgold verfolgen, ein neuer Beweis für die Doppelzüngigkeit deutschnationaler Bolitit, ein neuer Beweis dafür, daßdie stärkste Regierungspartei im Grunde genommen immer noch die Partei der unverföhnlichen Oppo­fition gegen den neuen deutschen   Staat, eine staatsfeindliche Partei ist. Eine Partei, die sich aufregt, weil die deutsche  Reichswehr   die deutschen   Farben zeigen foll

Nachspiele zu den Verfassungsfeiern. Parlamentarische Anfrage wegen der Sabotage durch die württembergische Regierung.

Die Versuche, die Verfassungsfeier zu reaktionären Zwecken zu mißbrauchen oder zu einer privaten Angelegenheit der Republikaner   abzustempeln, werden noch die Länder­parlamente beschäftigen. So hat im württembergischen Land­tag der sozialdemokratische Reichstags- und württembergische Landtagsabgeordnete Reil folgende Kleine Anfrage eingebracht:

Länder haben auch in diesem Jahr am 11. Auguft zur Würdigung Die Reichsregierung und die Regierungen fast aller deutschen  des Verfassungswertes von Weimar   Feiern veranstaltet. Bei diesen Feiern sowohl als in den Aufsägen, die aus diesem An­laß in fast allen deutschen   Zeitungen erschienen sind, ist die Not wendigkeit betont worden, die Verfassung der deutschen Republik zur Sache des Volkes zu machen, das Staatsbewußtsein in allen Boltsschichten zu stärken, das Bekenntnis zum nationalen Boltsstaat zu festigen. In dem führenden Organ einer der beiden württembergischen Regierungsparteien, dem Deutschen   Volksblatt", wurde am 11. August gesagt: Keine noch so edle Begeisterung in diesen Tagen darf uns darüber hinwegtäuschen, daß die neue Ber­faffung noch viel wenig Sache des Volfes ift".

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Die Bemühungen der Regierungen, der Gemeindebehörden und weiter Kreise der Staatsbürger, den vom Deutschen Volksblatt" be­flagten Mangel zu beheben, sind in diesem Jahre von guten Erfolgen begleitet gewesen. Die Verfassungsfeiern legten überall Zeugnis ab von der wachsenden Beteiligung und dem erfreulichen Verständnis des deutschen   Volkes für den Sinn der Weimarer Verfassung  . Abseits stand jedoch am 11. August die württembergi­sche Regierung. Weder hat sie selbst eine Verfassungsfeier veranstaltet, noch sich an der Veranstaltung einer solchen Feier durch andere Kreise beteiligt. Während an der von der Reichsregierung veranstalteten Feier nahezu sämtliche Reichsminister teilnahmen, während der Herr Reichspräsident seinen Erholungsurlaub verschob, um persönlich an der Berfassungsfeier teilnehmen zu fönnen, be­teiligte sich an der von der Stadt Stuttgart   veranstalteten Ver­Staatsanzeiger", das offizielle Organ der württembergischen faffungsfeier nur ein württembergischer Minister. Der Regierung, widmete dem Geburtstag der Verfassung nicht ein

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Wort.

Ich ersuche die Staatsregierung um Auskunft darüber, aus welchen Gründen sie nicht in ähnlicher Weise, wie es im Reich und in den meisten Ländern geschah, an der Pflege des nationalen

Bewußtseins anläßlich des Verfassungstages fich beteiligt und aus welchen Gründen der württembergische Staatsanzeiger" darauf ver­zichtet hat, am Verfassungstag die deutsche Republik zu feiern.

Der Fall Menzer.

Der sozialdemokratische Abgeordnete Drescher hat im Preußischen Landtag folgende ,, Kleine Anfrage  " eingebracht:

Bei der amtlichen Verfassungsfeier in Halle a. d. Saate ant 11. August hat Herr Professor Menzer einen Vortrag gehalten, der bei allen verfassungstreuen Teilnehmern größte Erbitte rung ausgelöst hat. Mit seinem Vortrag hat der Redner feine Ab­neigung gegen die heutige Reichsverfassung eindeutig zum Ausdruck gebracht. Die Tattlosigkeit dieses Festredners rief den offenen Un­willen der Versammlung hervor. Er wurde wiederholt durch. zwischenrufe unterbrochen und schließlich am Weiterreden verhindert. Bei den Teilnehmern an der Verfassungsfeier mußte über diesen unerhörten Mißbrauch einer amtlichen Verfassungsfeier helle Empörung auflodern. Zur Kennzeichnung des Inhalts und der Tendenz des Vortrages verweise ich auf die Abschrift stenographi scher Aufzeichnungen eines Pressevertreters, die ich durch die Sozial­demokratische Frattion bereits dem Staatsministerium einreichte.

Ist die Staatsregierung von diesen Vorfällen unterrichtet? Ist sie bereit, eine egemplarische Bestrafung dieses ,, vorbild­lichen" Jugenderziehers herbeizuführen, um in Zufunft Wieder­holungen ähnlicher Vorfälle zu vermeiden?

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Keine Operettenfiguren!"

Sagt Hugenberg

In der Nachtausgabe" des Hugenbergschen ,, Tag" ist in der zweiten Beilage eine amüsante Photographie abgebildet. Man sieht darauf prunkvoll uniformierte Ofiziere mit prächtigen Czapkas und halbmeterhohen Helmbüschen mit blinkenden Ordens­blechen und wundervollen bunten Schärpen, und man sieht ein paar 3iviliften, die bezylindert und mit Retten und Medaillen aus. staffiert sind. Die Ueberschrift lautet: Reine Operetten­figuren". Wenn man von Operettenfiguren liest und auf einem marschiert sieht, sucht man natürlich zuerst nach Seiner Majestät, dem Bilde so eine fleine Generalität mit allem Drum und Dran auf­sogenannten König Rupprecht von Bayern   oder- dieser nicht da sein sollte, falls nach seinem sonst in derartigen Fällen doch unvermeidlichen Todfeind Exzellenz Ludendorff. Beide Herren sind nicht vertreten, und um das zu verstehen, müssen wir den Tegt im ganzen lesen. Die Nachtausgabe" schreibt nämlich: Reine Operettenfiguren, sondern Angehörige der polnischen Armee und der polnischen Schützenvereine, die sich in Graudenz   zu einem großen Armeetag vereinigten."

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Wählt die Hugenbergpresse ähnliche Ueberschriften, wenn es sich darum handelt, die Zusammenfünfte verflossener deutscher Brinzen und Generale zu charakterisieren? Sie denkt nicht daran. Denn sie bekämpft bekanntlich Kundgebungen nationalistischer Kraftmeierei und militärische Paraden nur dann, wenn sie jenseits der deutschen   Grenzen stattfinden.

Aber wir haben ein schönes altes Sprichwort: Wer im Glas fasten sigt, soll nicht mit Steinen werfen!

Finnland   will abrüffen. Dem finnischen   Reichstag schlägt die Linksregierung vor, die Militärausgaben um 160 Millionen finn chu z vorgesehenen 42 Millionen. Teilweise Beseitigung ländische Mark zu vermindern. Gestrichen sind die für den Selbst­der Betreibezölle ist vorgesehen. Die Annahme dieser Bor­schläge ist zweifelhaft.

Ein Drama im Bagno. Auf einer italienischen Insel, die den er ft och en worden. So berichtet wenigstens ein römisches Blatt. Antifaschisten als 3wangsaufenthalt zugewiesen wurde, ist der Anarchist Stagnetti im Streit mit anderen Deportierten Ob er nicht das Opfer eines der Schergen geworden ist, wird man

vielleicht noch erfahren.

Die Anführer des lehten Aufruhrs in Lissabon   sind nach der Straffolonie St. Thomas im Golf von Guinea verschifft worden.

Ein türkisch  - perfischer Konflikt hebt an. Bon Persien atts foll nach türkischer Behauptung ein neuer Kurdenaufstand gefördert werden.

Die Luftrüftung. Auf Veranlassung des italienischen Aeroklubs soll jede Provinz mit je einem Flugzeug zur Luftflotte beisteuern. Das Geld soll durch öffentliche Beichnungen aufgebracht werden.

Der tags so stille Marktplay, dessen seltene Geschlossenheit dir| Wenn er zum Teil selbst auf dem Standpunkt des Nachmittag- und mohltat, ist nun voll Menschen, die wie ein Ameisenschwarm Abendspielens steht, so nur aus Angst, damit er, wenn er etwas in dem schwabend und flirtend durcheinander fluten. Fähnchen wehen. Buntte verlauten ließe, nicht an die Luft gesezt wird. Darum spielt er Eine Glode tönt. Es wird still auf dem großen Blag. In den jahrelang getrost nachmittags und abends auf Wunsch seines Direktors Nebenstraßen hupen noch einige Autos. Dann erwacht das seltsame und um die Spießer zu befriedigen! Sollte das in Zeiten, in denen Konzert. Der hohe Turm beginnt zu flingen. Helle und dunkle mühen und in denen wir unser Recht auf solche Behandlung haben, wir uns mit Recht um menschenwürdige Behandlung be­Glocken, 49 Glocken in jeder Klangfarbe erheben ihre Stimme zu nicht auch endlich einmal eine Aenderung erfahren? Chorälen und Sinfonien. Flotte Tempis und getragene Weisen er­reichen bein den Tönen einer vergangenen Epoche hingegebenes Ohr. Zwei Stunden dauert das, die die Menschen schweigend oder in stillen Nebenstraßen sich ergehend, verbringen. Doch taum verklang der letzte Ton des Programms, da löst sich die Stille. Beifall bricht auf wie in den Konzertfälen der großen Städte. Der unficht bare Künstler in dem von dunklen Wolken umjagten Turm gibt eine Zugabe. Wieder der Sturm flatschender Hände, doch das Ge­räusch angekurbelter Bagen, erste Hupentöne rufen zur Abfahrt. Auto auf Auto erhebt seine Stimme und fährt an dem weiß behelmten Schuhmann vorüber, der flüchtig grüßend den Weg frei gibt.

Behn Minuten noch dauert dieses künstliche Leben. Dann hat der letzte Wagen die Stadt verlassen. Ungesehen tommt der Künstler von seinem Turm und wandert durch die stille Stadt nach Hause. Er allein hat das Leben nicht gesehen, zu dem sein Spiel die tote Stadt erweckte.

Ein freier Tag den Schauspielern!

Unter obiger Ueberschrift brachte der Borwärts" in Nr. 342 eine bemerkenswerte Notiz aus Baris betreffend Wandertruppen, die das ständige Ensemble in den verschiedenen Pariser Theatern einmal in der Woche ablösen sollen. Im Zusammenhang mit folchen Plänen dürfte überhaupt einmal die Beschäftigung der Bühnen. mitglieder besonders an den Sonntag- Nachmittagen behandelt wer den. Die Sonntagnachmittag- Vorstellungen sind eine besondere Sache für sich! Wir wollen aber von der Qualität und Güte, die natürlich unter den verschiedensten Umständen verschieden sind, ganz absehen. Rönnte es jedoch nicht genügen, wenn nur Sonntag abends gespielt wird? Bei schönem Wetter geht ,, man" doch aus der Stadt hinaus ins Freie, bei schlechtem ist immerhin die Kino­fonkurrenz, natürlich rein finanziell betrachtet, nicht aus der Welt geschafft. Aber selbst von den Sonntagnachmittagen abgesehen: muß unter allen Umständen an den sogenannten hohen Feiertagen nach mittags und abends gespielt werden? Haben die Bühnenmitglieder nicht das Bedürfnis, im Kreise der Familie oder der Freunde und Bekannten diese Festtage mitzufeiern? Sollen sie nur dafür da fein, um dem Spießer die Zeit an solchen Nachmittagen von der Bühne herab zu verteiben? Im 17. und 18. Jahrhundert gab es, wenn man Theaterzettel von damals durchsieht, entweder nur Nachmittag Seitdem jedoch nur fapitalistisch interessierte Direktoren und Inten oder später nur Abendvorstellungen, nicht aber beide zusammen. danten das Spielen an Nachmittagen und Abenden eingeführt haben, ist der Darsteller um so mehr zur Maschine herabgewürdigt worden.

Safcha Schneider gestorben. Der bekannte Dresdener   Kunst­maler Professor Sascha Schneider   ist gestern in Swinemünde  gestorben. Die Persönlichkeit Schneiders war einstmals umstritten, damals, als der dekorative Symbolismus in der Kunst erſtartte, als man wieder Ideen dem Realismus gegenüber ausspielte. Aber es erging Schneider wie den meisten deutschen   Ideenmälern, sie hatten Ideen, aber nicht die Kraft, diesen Ideen die große, fünstlerische glaubte, diesen gefunden zu haben, wenn man die Formen der Ber­Form zu geben. Man sehnte sich nach monumentalem Ausdruck und gangenheit übernahm. Oft hat Schneider Luzifer, Jesus   und Judas  behandelt, überhaupt religiös gefärbte Stoffe. Er fofettierte dabei, wie auch der Münchener Schuch, mit Dämonie und diesen Dingen, die er dann ins Salonfähige abbog.. Das Graufige war meistens nur Maste, manchmal, grotest verzerrt, und in der Ueberspiẞung lag eine gewisje Unsicherheit. Den meisten wird Sascha Schneider  als Einbandzeichner der Reiseerzählungen Karl Mays bekannt sein.

Aufdedung eines berühmten Werts der Dürerzeit. Schon bisher wußte man, daß das ehemalige Karmeliterkloster in Frankfurt   a. M. 1517 im Auftrage der Kaufmannsbruderschaft St. Anna, die dort tagte, durch den Stuttgarter   Maler Jörg Ratgeb   ausgemalt worden war. Bon diesen zu ihrer Zeit hochberühmten Gemälden war nichts mehr zu finden als ganz zerstörte Reste im Kreuzgang. Jetzt ist Landschaftstompofition Ratgebs gestoßen. Ihr Gegenstand ist die man bei Restaurationsarbeiten auf eine sehr gut erhaltene, große Befreiung des Klosters Karmel von den Türken durch Ludwig den Heiligen von Frankreich  , der mit seiner Flotte den Bedrängten zu Hilfe fam. Neben der hohen fünstlerischen Bedeutung des Berts, das vor allem eine für jene Zeit ganz außerordentliche Meerland­schaft zeigt, tritt noch der fulturgeschichtliche Wert der Entdeckung, da die Kostüme und besonders die Schiffe ganz getreu der Zeit um 1517 entsprechend wiedergegeben sind.

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Montblanc   Monte Mussolini. Die Annegionsgelüfte der Faschisten machen auch vor den Namen der Alpengipfel nicht halt. Beider steht der höchste dieser Gipfel, der Montblanc  , zum größten Teil nicht auf italienischem Gebiet;' dies hat jedoch den Professor Turati nicht gehindert, gemeinsam mit einigen hundert Studenten wenigstens den italienischen Teil des Montblanc   in einer feierlichen Beremonie, die sich dieser Tage vollzog, Monte Mussolini zu taufen.

Verbot von Weltkriegsfilmen in Dänemark  . Von der Filmzensur ist ein Berbot hinsichtlich der Vorführung aller Filme beschlossen worden, die Episoden aus dem Weltkriege darstellen. Als Grund pagandafilmen an die dänischen Rinotheater verkauft worden ist. wird angegeben, daß in der legten Zeit eine große Menge von Pro­Den eigentlichen Anlaß zu dem Berbot dürfte jedoch der Emden  "- Film abgegeben haben.