Der flüchtige Nachlaßpfleger.
1000 Mt. Belohnung auf die Ergreifung Ruppolts. Bon dem flüchtigen Nachlaßpfleger Paul Rup polt, über dessen Beruntreuungen schon miederholt berichtet worden ist, hat man bisher noch keine bestimmte Spur gefunden. Man glaubte zunächst einen Anhalt dafür gefunden zu haben, daß der Ungetreue nach Schweden geflüchtet sei, doch erwies sich diese Annahme als irrig. Eine andere Spur, die nach der Schweiz und Niederöster= reich führte, wird augenblicklich noch verfolgt. Von der Aufsichtsbehörde ist auf die Ergreifung des Schuldigen eine Belohnung Don 1000 m. ausgesetzt worden. llm die Fahndung nach ihm in der Provinz, im Reiche und im Auslande zu erleichtern, wird der Kinosteckbrief Ruppolts auch in fleineren Orten gezeigt werden. Ein gerichtlicher Untersuchungsfommissar ist mit der Prüfung aller von Ruppolt verwalteten Nachlässe betraut worden und arbeitet Hand in Hand mit der zuständigen Dienststelle F. 3 der Kriminalpolizei. Die Ermittlungen haben neuerdings wieder Einzelheiten über die Geschäftsführung Ruppolts an den Tag gebracht. Außer den bereits entdeckten zwei Geheimkonten, von denen die Ehefrau des Berfolgten 20 000 m. abhob, sind noch vier weitere geheime Konten gefunden worden, man konnte aber bisher nicht feststellen, über welche Beträge fie lauten. Der Schmuck der Frau mar, mie jetzt ermittelt wurde, mit 25 000 m. versichert, stellt also einen erheblichen Wert dar, den Ruppolt nur aus unterschlagenen Geldern erworben haben fann. Auf mehreren Konten von Erblassern wurden nur ganz geringe Beträge von einigen hundert Mark gefunden, während Ruppolts eigene Banffonten ansehnliche Guthaben aufweisen. Auch dieser Widerspruch wird noch zu klären sein. Nachweislich hat er wiederholt von Konten, die seiner Verwaltung anvertraut waren, größere Summen auf feine eigenen überschreiben lassen. Etwaige Bedenken zerstreute er durch Borlegung seines Ausweises. Interessant sind zwei Funde, die jezt noch gemacht wurden. Obwohl Ruppolt selbst eine goldene Uhr besaß, find noch mehrere andere goldene Herrenuhren unter seinen Besitztümern gefunden worden und man vermutet, daß er sie aus Nachlässen gestohlen hat, ebenso eine sehr mertvolle Münzensammlung, die er bei einem Freunde untergebracht hatte. Dort fonnte sie beschlagnahmt werden. Woher er, der selbst nicht Sammler war, diese Münzen hat, muß ebenfalls erst nachgeprüft werden.
Wie umfangreich seine Tätigkeit" gewesen ist, erhellt schon daraus, daß bisher 25 Anzeigen von Betrogenen und Geschädigten eingelaufen sind. Es scheint aber, daß die Reihe der Missetaten, damit noch nicht vollendet ist. Wer zur weiteren Aufklärung und zur Ergreifung des Ungetreuen irgendwie beitragen fann, wird unter Hinweis auf die ausgelobte Belohnung dringend ersucht, fich unverzüglich bei Kriminalkommissar Kanthad im Polizeidienstgebäude in der Georgenkirchstraße 30 A zu melden.
Genoffe Dr. Schütte 70 Jahre!
Der wohl allen Berliner Parteigenossen bekannte Genosse Dr. Mar Schütte feiert am heutigen Tage feinen fiebzigsten Geburtstag. Er wurde am 26. Auguſt 1857 zu Stralsund geboren. Sein Bater wirfte dort als Gymnasialprofessor. So schien er für den Lehrerberuf vorausbestimmt zu sein. Er besuchte das humanistische Gymnasium zu Stralsund , studierte dann in Breslau , Leipzig und Berlin . Philosophie und Geschichte waren seine Arbeitsgebiete. 1882 machte er das Staatsexamen und hospitierte dann am Realgymnasium zu Stralsund , an der Handelsschule und am humanistischen Gymnasium. Anläßlich des Dühring- Prozesses machte Genosse Schütte bereits im ersten Semester seiner Studienzeit die Bekanntschaft der Sozialdemokratie. Seitdem er fich ununterbrochen tatkräftig in ihren Dienst ge= stellt. Er war einer von denen, die auch unter dem alten Regime in beamteter Stellung den Mut besaßen, sich offen zu der Partei der Unterdrückten zu erklären. Bereits als Student war er der Breslauer Bolizer 10 unliebfam aufgefallen, daß die dortige PolizeiLehörde es für nötig hielt, der Behörde in Stralfund mitzuteilen, daß Schütte als gefährlicher Sozialdemokrat" besondere Beobachtung verdiene. So war es denn kein Wunder, daß ihm der Eintritt in das Schulamt sehr erschwert wurde und daß er in der Seit, in der er als Lehrer wirfte, zahlreichen Schifanen, Denunziationen und ähnlichen Liebenswürdigkeiten ausgesetzt mar. 1891 entließ der alte Staat unseren Genossen wegen seiner Bugehörigkeit zur Sozialdemokratie aus seinen Diensten. Genosse Schütte lebte seitdem als freier Schriftsteller. Er machte einige größere Reisen, besuchte 1896 wiederum die Universität in Leipzig , später die in München , um sein Wissen in der Nationalökonomie zu vervollständigen. Seit 1897 wohnte er nun dauernd in Berlin . Hier hat er durch zahllose Vorträge, Museumsführungen und auch als Mitarbeiter der sozialdemokratischen Presse in vorbildlicher Weise als Lehrer und Agitator für seine Ueberzeugung gewirkt. Auch die Redaktion des„ Borwärts" bringt mit der gesamten Berliner Parteigenossenschaft ihrem lieben Mitarbeiter am heutigen Tage die besten Glückwünsche dar.
Werden 6000 oder 8000 Wohnungen gebaut? Wie wir bereits berichteten, hat die Wohnungs- und Siedlungsdeputation einem dreigliedrigen Ausschuß die Prüfung der beiden Bauangebote übertragen. Vor allem sollten die Finanzierungsbedingungen einer näheren Prüfung unterzogen werden. Dieser Ausschuß, dem der Oberbürgermeister Böß, der Kämmerer Lange und Stadtrat Wuzfy angehören, hat in den letzten Tagen mehrfach getagt. Die von den beiden Gesellschaften, dem Haberlandkonzern und der„ Behag", eingereichten Bauangebote und ihre Finanzierung find auf das sorgfältigste überprüft worden. Gestern nachmittag fand im Amtszimmer des Oberbürgermeisters wieder eine Sigung statt, über deren Verlauf die amtlichen Stellen Stillschweigen bewahren. Slach den bisherigen Verhandlungen fann nun mit Bestimmtheit gesagt werden, daß die Wohnungen gebaut werden. In unserer letzten Mitteilung über den Bau der 6000 Wohnungen wurde angedeutet, daß wahrscheinlich die Zahl der zu bauenden Wohnungen noch erhöht wird. Es ist damit zu rechnen, daß statt der 6000 Wohnungen 8000 gebaut werden. Beide Gesellschaften haben den Wunsch geäußert, die Erhöhung vorzunehmen. Der Magistrat hat diese Anregung aufgenommen. Die Finanzierung der legten 2000 Wohnungen, um die das Vorhaben erhöht wird, bereitet, wie wir hören, teine Schwierigkeiten. Wie die Ver teilung der Wohnungen auf die beiden Gesellschaften erfolgt, steht noch nicht fest. Die von einigen Zeitungen gemachten Mitteilungen, nach der die„ Geha g" drei Achtel und der Haberlandkonzern" fünf Achtel der Wohnungen baut, treffen nicht zu. Ueber diese Frage ist überhaupt noch nicht verhandelt worden. Aller Wahrfcheinlichkeit nach werden beide Gesellschaften zu gleichen Teilen bedacht. Wann die Verhandlungen abgeschlossen werden, ist heute noch nicht zu übersehen. Der Magistrat will die Vorlage über dieses Bauvorhaben in der ersten Stadtverordnetenversammlung im September beraten lassen.
Abkürzung des Weges Berlin - Rügen.
Die Konkurrenz, die die Postverwaltung der Eisenbahn bereitet, indem sie den Kraftverkehr auf den Landstraßen immer mehr ausbaut, nimmt ständig zu. Im Interesse des reisenden Publikums ist solche Entwicklung durchaus zu begrüßen. Wie die Post in der Tat bei geschickter Ausnutzung vorhandener Möglichkeiten in erfreulicher Weise verkehrsverbessernd wirkt, zeigt ein Beispiel aus der bekannten pommerschen Universitätsstadt Greifswald . Bekannt lich muß, wer mit der Bahn nach der Insel Rügen will, zunächst bis Stralsund fahren, sich dort mit dem Trajekt übersehen lassen und drüben die Bahnfahrt fortsehen. Die Post direttion Greifs= wald hat nun eine Postfraftwagenverbindung nach Rügen eingerichtet, die eine Zurücklegung der Strede Greifs wald Putbus in der außerordentlich geringen Zeit von eineinhalb Stunden gewährleistet. Die Fahrt geht nun über Stahl. brode Gleimiger Fähre; fie wird in diesem Jahre vorläufig nur an Sonntagen durchgeführt, im nächsten Jahre soll jedoch
flanzenemüse
Arznei
Während des Krieges erschienen häufige Hinweise zum Sammeln und Zubereiten wildwachsender Gemüse, die den an sich färglichen Küchenzettel reichhaltiger gestalten sollten. Auch heute noch darf man behaupten, daß das Interesse des Naturfreundes an unserer Planzenwelt ein reges ist, wenn er auf seinen Wanderungen Erholung und Ruhe aus dem Trubel der Großstadt sucht. Ist doch der Berliner bekannt dafür, daß er jedem Ding auf den Grund sehen muß, wenn es ihn nicht gleichgültig laffen soll. Und die Blumen und Pflanzen find es besonders, die ihm oft mehr bedeuten als sie scheinen.
Vom Unkraut zur Nuhpflanze.
So sieht man häufig bleichsüchtige Menschen an den Wegrainen der Laubengärten nach der unscheinbaren Schafgarbe suchen, von deren zarten Blattspizen sie sich einen heilfördernden Tee fochen. Ebenso häufig trifft man in diesen Tagen Frauen und Kinder, die vom Holunder die stark aromatischen Blütendolden einsammeln, um damit einen Tee für franke Cungen oder wohlschmeckende Suppen zu bereiten. Als Delikatesse wird von den Gourmets der frischzubereitete Salat von Löwenzahn oder Brennesseln gerühmt; wie überhaupt fast alles, was da wächst, wenn es nicht hochgiftiger Natur ist, von Geschmacstünstlern als eßbar bezeichnet wird, vom zarten Blatt der Rose angefangen, vom Beilchensalat und Stiefmütterchen bis zur Distel. Bekannt ist ja auch die Anekdote, daß man vorerst nach der Einführung der Kartoffel aus Amerika deren Früchte aß, bis man durch Zufall auf die Eßbarkeit der Knolle verfiel. Daß vieles davon berechtigt ist und daß manche Pflanze bei geschickter Zubereitung zu einem wohlschmeckenden Gericht werden fann, zeigt schon die Tatsache, daß sehr viele Gemüse fich aus dem Unkraut stande heraus entwickelt haben. In den letzten Jahren find vom Gartenbesitzer hochgezüchtet und als Handelsware auf den Martt gebracht worden: Sauerampfer, die sonst an nassen Gräben wachsende Schwarzwurzel und die junge Melde; degztere ersetzt bis in den Sommer hinein den sehr eisenhaltigen Spinat.
Tees und Salate.
LI
pflanzen Angelifa, Levistifum, Wermut, Pfeffer und Krausemünze, Baldrian 1. a.; Erfurt liefert Kümmel , Koriander, Anis, Foenum graecum, Mohn, Senf; Schneeberg im Erzgebirge : Angelifa, Baldrian, Meum; Schweinfurt und Nürnberg bauen Althäa und Stockrojen; Afen a. E.: Königsterze, Minze, Wermut, Meliffe usw. Eine Reihe Namen dieser hier genannten Pflanzen trifft man in der Umgebung Bertins, am häufigsten an ihren Speziellen Standorten, wenn man diese kennt, 3. B. die genannte Schwarzwurzel an Bächen. Das Knabenfraut, dessen Wurzel schon bei den Griechen einen zu verschiedenen Zweden heilwirkenden Charakter besaß, gräbt man auf den Niederungen der Spree und Havel , die start duftende Kamille auf allen sonnigen Dedplätzen
Lindenblute
Schwarzwurz
Krauseminze
確
Maha
weckerage
Tollkirsche an den Mauern Berlins . Das deutsche Arzneibuch von 1900 führt im ganzen etwa 140 Pflangen auf, die den heutigen Apothekenbestand mit bilden; es ist immerhin eine fleinere 3ahl als die von Rosenthal in seiner Synopsis aufgezählten 8000 Arzneipflanzen. Dazu fommen noch die zahlreichen Giftpflanzen, die, wie Tolltirsche, Stechapfel, Nachtschatten, Bilfenfraut, auch in der Umgebung Berlins , an den Rändern der Wälder und auf feuchten Gegroße Rolle, und sie werden zum Wohltäter der Menschen; aber sie länden anzutreffen sind. Ihre Gifte spielen in der Arzneikunde eine sind nicht im Zusammenhang mit Salatzubereitung zu nennen. Wir halten, deren bekannte beruhigende Wirkung als Tee jedem Kind wollen uns da lieber an das Einsammeln der Blüten der Linde befannt ist. Und für die Küche als Probe für einen Bersuch eine Schüssel frischer, ganz jung abgeschnittener Spigen des wilden Weins. Ein solcher Salat zählt unter dem Namen Gagauza zu den beliebtesten Nationalgerichten der Balkanstaaten.
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Selbstverständlich muß bei der Zubereitung der wilden Gemüse in der Küche die Phantasie der Hausfrau selbstschöpferisch die richtige Form und die richtige Würze herausfinden. Besonders begrüßenswert wäre es, wenn sich besonders die Berliner Schulen auf ihren Wanderungen des Unterrichts nach dieser Seite hin an
Allen diesen Wildpflanzen wohnt eine starte arzneiliche Wirkung inne, die bei genauerer Kenntnis ihrer Besonderheiten sehr gesund heitsfördernd werden kann. Sie enthalten die zur Blut- und Knochenbildung unbedingt erforderlichen Nährsalze meist in stärkerem Maße als die sonstigen Gemüsearten. Befannt ist, daß die zahlreichen Blutreinigungstees, die einen großen Erwerbszweig aus machen, in der Hauptfache aus wildwachsenden Pflanzen bestehen. nehmen würden, so daß man den Kindern nicht nur die Arten und die Von Frauen und Kindern in Feldern und Wäldern und auf Bergen gesammelt, werden sie von großen Versandhäusern aufgekauft. Der Beschaffenheit der Pflanzen lehrt, sondern auch ihren 3wed im Bedarf ist so groß, daß bestimmte Städte in Deutschland sich mit ihrer feld- großen Haushalt der Natur und im kleinen für die Küche und mäßigen Kultur befassen, so pflanzt gärtnerisch Kölle da die Arznei- Krankenstube.
auf dieser Strede die ständige Bäderverbindung eingerichtet werden, die gegenüber anderen Verbindungen eine Zeitersparnis von einigen Stunden bedeutet. Uebrigens darf nicht unbeachtet bleiben, daß die Post im allgemeinen wesentlich billigere Tarife hat als alle privaten Kraftverkehrslinien.
Der Mann mit dem„ Klaps".
Ein raffinierter Geschäftseinbrecher.
Ein raffinierter Geschäftseinbrecher stand gestern in der Person des Bäckers Paul Weyland vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte. Er hatte eine ganze Anzahl fleiner Geschäftsleute an den Rand des Ruins gebracht. Sie alle traten gegen ihn als Zeugen auf. Wortfarg stand der kleine dicke Mann vor seinen Richtern und tat so, als ob er nicht bis drei zählen fönnte. Auf jede Frage fagte er, wenn sie etwa ein Dugend mal wiederholt war, meistens nichts oder gab ganz blöde, unflare Antworten, weil er nichts mehr wisse. " Weshalb wissen Sie so wenig ,, Weil ich zum Arzt gehe." Wes halb gehen Sie zum Arzt."" Weil ich frant bin." In dieser Art ging es eine Weile fort, bis der Angeklagte schließlich behauptete, er leide dauernd an Kopfschmerzen, weil er einen laps" be tommen habe. Damit meinte er einen Schlag auf den Kopf, den er bei einem Ueberfall erhalten hatte. Tatsächlich ist auch, und das ist das einzig Entschuldigende bei ihm, Weyland zwar nicht geistesfrank im Sinne des§ 51, wohl aber vermindert zurechnungsfähig. Seine Geschäftseinbrüche hat er stets in der gleichen Weise durch die Decke oder durch die Wand vom Reller bzw. einem Klosett ausgeführt. Die ersten beiden verübte er in einem Zeitraum von vierzehn Tagen in ein und demselben fleinen Konfeftionsgeschäft in der Elsasser Straße, dessen Inhaber sich gerade selbständig gemacht hatte und deshalb noch nicht versichert war. Das erstemal nahm er für 7000 m. Waren mit, wobei er sich das Befie aussuchte und das Minderwertige liegen ließ. Das zweitemal ließ er für 3000 m. Ware mitgehen, diesmal verschmähte er auch minderwertige Ware nicht, da das Lager noch nicht ganz wieder aufgefüllt war. Erregt und böse blickte der Bestohlene als Zeuge zu dem Angeklagten hinüber und sagte:„ Dieses Gesindel möchte ich mit meinen Fäusten zerstückeln. Mit meiner Frau muß ich jetzt am Hungertuche nagen. Die Gläubiger drängen von allen Seiten, denn ich bin nicht ver. sichert." Im dritten Falle hatte der Angeklagte mit einem Stomplicen zusammen für 25 000 m. Wäsche bereits in einem Geschäft zusammengepackt. Für 7000 m. war bereits fortgeschafft worden, als sie den Rest holen wollten, wurden fie jedoch zum Glück gestört. Hierfür hat der Komplice, ebenfalls ein gewerbsmäßiger Einbrecher, bereits vier Jahre drei Monaten Zuchthaus erhalten. Das half aber dem Bestohlenen nichts, denn die Firma, die aller dings schon schlecht stand, mußte nach dem Einbruch in Konkurs gehen. Im vierten Falle sollte der Angeklagte in der Brunnenstraße für 3000 m. Seidenstoffe gestohlen haben, was ihm jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Der Staatsanwalt beantragte vier Jahre Zuchthaus, fünf Jahre Ehrverlust und Zulässigkeit Don Polizeiaufsicht. Mit Rücksicht auf das ärztliche Gutachten jedoch ließ es das Gericht bei drei Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrperluft sein Bewenden haben.
findet sich unsere Ausgabestelle für Wilmersdorf . An unsere Lejer in Wilmersdorf . Vom heutigen Tage an be Lauenburger Straße 23, Telephon Rheingau 9054. Zahlungen find nur zu leisten. wenn die Quittung den Stempel Lauenburger Straße 23 enthält..
Bankhaus Slak& Company.
Darlehensschwindel im großen.
Ein umfangreicher Darlehensschwindel gelangte vor dem Großen Schöffengericht Berlin- Schöneberg zur Aburteilung. Die Anklage lautete auf Betrug, schwere Urfundenfälschung, Unterschlagung bzw. Beihilfe und richtete sich gegen den ,, Bantier und Kaufmann" Pau! Slat, sowie zwei seiner Angestellten, die er in seine Betrügereien mit hineingezogen hatte.
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Der Angeklagte Glaf war früher Spediteur in Allenstein und hatte dann nach seiner Ueberfiedlung nach Berlin seinem Geschäft als Unterabteilung ein Bank- und Kommissionsgeschäft angegliedert, das bald so gut ging, daß er es nach der Potsdamer Straße in größere Räume verlegen fonnte und es nunmehr Paul Slat und Company" nannte. Seine Spezialität war es, Dar lehen an Beamte und Festangestellte zu geben, mas in großen Injeraten angekündigt wurde. Traten Geldbedürftige mit dem Bankhaus in Geschäftsverbindung, so mußten sie zunächst Gehalt oder Pension, sowie ihre Möbel verpfänden und meistens eine Lebensversicherung zugunsten des Slat abschließen, was angesichts des guten Geschäftsganges schon einen guten Verdienst an Provision abwarf. Dann aber mußten die Geldfucher Wechsel geben, die der Angeklagte bei einer Bank disfontierte, um aus dem Erlös Darlehen geben zu können. Trog der harten Bedingungen und großen Abzüge ging zuerst alles ehrlich und ordnungsgemäß zu, dann aber reichte der große Verdienst nicht aus, weil der Angeklagte verschwenderisch lebte und ständiger Gast in den Luruslokalen des Westens war. Deshalb zahlte er den Erlös aus den diskontierten Wechseln den Kunden nicht mehr aus, sondern, erklärte ihnen, daß sie fein Geld auf ihre Wechsel erhalten fönnten, und diese von ihm vernichtet worden wären. Die so sorglos gemachten wurden dann bald durch eine von dem diskontierenden Bankhause eingeleitete. Wechseltlage und ihre Berurteilung eines Besseren belehrt. Auf diese Weise wurde u. a. eine arme Telephonistin um 900, ein Post- und ein Polizeibeamter um je 500 Mart geschädigt. Im ganzen standen 27 folcher Fälle zur Anklage. In anderen Fällen hatte das Bankhaus Slat u. Comp. Leute, die ihre völlige Rate bei ihm bezahlten, dadurch geschädigt, daß ihnen die Wechsel vorenthalten und diese dann eingeklagt wurden. Weiter betrog der Angeklagte noch eine alte Dame, indem er für ein Darlehen in Höhe on 20 000 art von feinen Mitangeflagten gefälschte Kundenwechsel als Sicherheit übergab. Auch Befizer von sotaufte diese Hypotheken, bezahlte sie aber gar nicht oder nur zum genannten Aufwertungshypotheten mußten daran glauben. Slat Teil und verschob fie gleich weiter. Der Staatsanwalt beantragte Gefängnis wegen gleicher Bergehen 2 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre unter Einbeziehung einer bereits erfannten Strafe von 10 Monaten Chrverluft. Das Gericht erkannte aber nur ohne Rücksicht auf diese noch nicht rechtskräftige Strafe auf 1 Jahr 5 Monate Gefängnis, weil der Angeklagte nicht von Anfang an Betrugsabfichten gehabt habe. Die Mitangeklagten tamen mit 3 bzw. erteilt, bzw. die Untersuchungshaft angerechnet wurde.
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Druckfehler. Zwei find zu berichtigen. In der gestrigen Abend. ausgabe: Beim Theateragenten" handelt es sich natürlich nicht um 3eit" enthält auf der Bilderſeite Deutschland am polnischen die Stätie eines Künstlerverbandes, jondern um die Stätte des Künstlerelends. Die neue Ausgabe von Bolt und Rorridor" die unfinnige Bildunterschrift: Bernachläffigte Brunnen Wie auch aus dem Bild ersichtlich, find nicht die Brunnen, sondern die Bahnen vernachlässigt.