Jdyllische Zustände in Johannisthal .
Nicht nur bei der Bahn, auch bei der Post!
Angeregt durch die Kritik des Vorwärts" an den skandalösen Berkehrszuständen in Johannisthal , sendet uns ein Leser eine Zuschrift, die die geradezu idyllischen Verhältnisse bei
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Internationaler Genossenschaftskongreß.
Genossenschaftsbund im Interesse der arbeitenden Klassen aufrechterhalten werden. Ueber Konsum=
Stockholm , 19. Auguft.( Eigenbericht.) Die 12. Tagung des Internationalen Genossenschaftsbundes am des ausgeschiedenen Präsidenten Boedhardt( Holland ) von dem Bizepräsidenten C. Boillon ( Baris) eröffnet. In seiner Ansprache bedauerte er vor allem, das durch den Faschismus bedingte Berschwinden des italienischen genossenschaftlichen Verbandes aus der genossenschaftlichen Internationale. Dagegen unterstrich er die offizielle Anerkennung des Internationalen Genossenschaftsbundes seitens des Völkerbundes durch Berujung zur Genfer Weltwirtschaftskonferenz als einen bedeut amen Fortschritt.
Der Bost tennzeichnet. Johannisthai soll ja jeht ein Grid von Berlin sein, tatsächlich aber wird es von Post und Eisenbahn wie ein entlegenes Dörfchen behandelt. Unser Gewährsmann schreibt: Ich will mir erlauben, Ihnen einen weiteren Beitrag zu den skandalösen Verhältnissen in Johannisthal zu liefern; es handelt sich um die örtliche Postanstalt, deren Schalterdienststunden von 8 bis 12 und nachmittags von 3 bis 6 Uhr sind. In der Zwischenzeit findet eine Abfertigung des Publi: fums nicht statt. Da in den Schalterräumen auch keine Außer den nahezu 600 Delegierten aus 35 Ländern mit 103 VerBriefmarten oder Postkartenautomaten stehen, bänden, die rund 45 Millionen Einzelmitglieder in muß man entweder warten, bis die Schalter geöffnet werden oder 100 000 Genossenschaften vertreten, sind zahlreiche Regierungsver muß, wenn man nod) rüftig und gut zu Fuß ist, zirka ½ Stunde treter der nordischen Staaten und aus England anwesend; auch der bis zum Postamt Niederschöneweide laufen. Hinzu kommt, daß Völkerbund ist vertreten. Die deutsche Delegation zählt 90 Ber: meist nur ein Schalter geöffnet ist, so daß das Publikum ungetreter mit 130 Stimmen. Im Namen der schwedischen Regierung bührlich lange warten muß. Oft genug gibt es hierbei unliebsame begrüßte der Minister des Auswärtigen den Kongreß und hieß die Aufregung. Nun die Bestellung Don Telegrammen. Genossenschafter als Bürger der ganzen Welt" will Die Aufgabe eines Telegramms nach 6 Uhr abends ist in Johannis- fommen. Ihre Aufgabe müßte sein, einen Druck auf die nationalithal äußerst schwer, da sämtliche Schalter nach außen hin als gestischen Staatsmänner der einzelnen Länder auszuüben, um endlich fchloffen gekennzeichnet sind, nach 7 Uhr abends aber ist es unden Fortschritt der Zivilisation sicherzustellen. Auch der Bertreter möglich. Auch in Niederschönemeide ist ein ähnlicher Zustand. Man des Bölkerbundes hielt eine längere Ansprache. Er bezeichnete als hat dann eben das Vergnügen, von Johannisthal zirfa 50 Minuten Aufgabe der Genoffenschaften, eine Herabsehung der Zolltarife ge= bis zum Bostamt Oberschönemeide zu gehen. Aber auch die 3u mäß den Beschlüssen der Weltwirtschaftskonferenz bei den einzelnen stellung von Telegrammen läßt viel zu wünschen übrig. Regierungen durchzusetzen. Der englische Regierungsvertreter jetzt Da wurde für mich am Montag dem 8. d. M. um 19.45 Uhr in fich außerordentlich energisch für den Freihandel ein. Sehr Danzig ein dringendes Telegramm aufgegeben. Es ist vermißt murde eine Vertretung der deutschen Regierung. schon um 22 Uhr, also 10 Uhr abends, beim Haupttelegraphenamt Berlin eingegangen. Dori lagerte es bis zum fommenden Morgen. Um 48 Uhr früh war meine Frau im Besitz desselben. Aus dem Telegramm ging hervor, daß eine betagte Dame am Dienstag früh 3.13 Uhr aus Danzig in Berlin eintrifft und daß sie zur Weiterfahrt nach Bremerhaven zu dem betreffenden Zuge geleitet werden solle. Natürlich hatte ich, der ich ab 17 Uhr meinen beruflichen Pflichten nachging, von der Ankunft des Telegramms feine Ahnung, aber auch im anderen Falle wäre es nicht mehr möglich gewesen, rechtzeitig den Bahnsteig, bzw. den Zug zu erreichen, so daß diese alte Dame, in Berlin völlig fremd, stundenlang umherirrte. Ob und wie sie ihren Bestimmungsort erreicht hat, habe ich bisher noch nicht erfahren fönnen, troßdem ich gleich Nachforschungen anstellte. Und diese für mich äußerst peinliche und aufregende Situation nur, weil ein Telegramm von Danzig bis Berlin 24 Stunden und von Berlin bis Johannis thal jedoch 94 Stunden braucht. Man fommt sich vor, als lebe man bei den Eskimos am Rande jeder Kultur; dabei find Beschwerden völlig zwedlos, denn die Dienstvorschriften laffen es nicht zu, dem Bublifum entgegenzukommen. Warum fann nicht hier die Telegrammbestellung wie in der Innenstadt ausgeführt werden! Wäre das nicht durch Radfahrer vom Postamt Ober schöneweide aus möglich. Was hat es denn überhaupt für einen Sinn, telegraphisch eine Bestellung aus so meiter Ferne auszurichten, wenn der Auftraggeber in gleicher Zeit auf den Eisenbahn diese Strecke zurüdlegen fann. Warum werden nicht wie in der Innenstadt öffentliche Automaten zur Erlangung pon Briefmarken und Postkarten usw. aufgestellt und auch ständig betriebsfähig gehalten, Wie oft erlebt man bei den Automaten in Oberschöneweide , daß sie leer find! Solche Automaten find nuglos! Man hat den Eindrud, als ob nicht städtische Be hörden geradezu bestrebt sind, das neue Berlin zu fabotieren."
Geſtern mittag um 1 Uhr fand nach einer eingehenden Besichtigung der Fluganlagen des Tempelhofer Feldes ein Empfang der ameritanijchen Journalisten durch den Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin im Flughafenrestaurant statt. Oberbürgermeister Dr. Böß begrüßte die amerikanischen Gäste und mies in seiner Rede besonders darauf hin, daß auch die Stadt Berlin fich bei ihren Arbeiten um die Entwicklung und den Ausbau ber Stadt von ameritanischem Geiste beseelen lasse. Er begrüße es immer wieder, wenn zu einem Gedantenaustausch zwischen den führenden Persönlichkeiten des amerikanischen und des beitschen wirtschaftlichen Lebens Gelegenheit gegeben werde. Ganz befonders tonne aber ein Gedankenaustausch zwischen Pressever tretern eine freundschaftliche Entwicklung zwischen Amerika und Deutschland fördern. Eine besondere Freude sei es für die Stadt Berlin , daß die amerikanischen Gäste sie aufgesucht haben. Dr. Böß erinnerte baran, daß auch vor Errichtung des großen Elettri zitätswertes Klingenberg Fachleute nach Amerika gefahren find, um sich mit den führenden Persönlichkeiten der Elef trizität zu besprechen und die neuesten amerikanischen Einrichtungen auf diesem Gebiete fennen zu lernen. Wie dieses Flugfeld, so erklärte Dr. Böß, gäbe es zahlreiche Einrichtungen in Berlin , die einen enormen Aufschwung erlebt haben, aber der Berliner habe mit dem Amerikaner den einen Charatterzug gemeinsam, daß er nie zufrieden ist und so solle es auch sein. Nur ein Bolf, das nicht zufrieden ist und sich immer neue Ziele jetzt, fomme vormärts. Mit einem Hoch auf die amerikanischen Gäste schloß Dr. Böß feine mit Beifall aufgenommene Rede. Nachdem noch der amerifa nische Botschafter Schurman einige turze Begrüßungsworte gesprochen hatte, erhob sich Mr. Golf zu einer furzen Erwiderungsansprache im Namen feiner amerikanischen Kollegen. Er sprach feinen Dank für die freundliche Aufnahme aus und gab seiner Be wunderung für den wirtschaftlichen Aufstieg Deutsch lands Ausdruck. Scherzhaft zog er einen Vergleich zwischen dem Empfinden feiner Landsleute bei Betreten deutschen Bodens und ihren jezigen Gefühlen. Als wir nach Deutschland kamen", so fagte er etwa ,,, fonnten die meisten meiner Freunde nur die Borte Ja" und Zwei Bier" sagen, während sie sich jetzt mit allen seinen Freunden, wenn sie auch taum mehr Worte hinzugelernt hätten, doch ganz wie in einer zweiten Heimat fühlen."
Die Kommunisten hatten für gestern abend Für Sacco und Vanzetti" drei Protestversammlungen einberufen, die im ehemaligen Herrenhause, in den Sophiensälen und auf der Weberwiese statt fanden. Während zwei der Versammlungen ohne Zwischenfälle verliefen, fam es vor dem Herrenhause zwischen Demonstranten und Schußpolizisten zu Zusammenstößen, bei denen die Beamten mit dem Gummifnüppel einhieben. Insgesamt wurden zehn Ber fonen perhaftet und der Abteilung la im Polizeipräsidium zugeführt. Einige Demonstranten sollen verletzt worden sein.
Die Ausscheidungen im Mittelgewicht. Bor einer recht stattlichen Zuschauermenge wurden gestern abend in der Bodbrauerei in der Fidicinstraße die Aus= scheidungstämpfe um die Deutsche Mittelgewichts. meisterschaft abgewickelt. Im Mittelpunkt des Kampfabends fland die Begegnung des Deutschen Meisters Domgörgen( Köln ) gegen den Negerboger Alonzo( Frankreich ). Domgörgen lieferte einen großen Kampf und schlug Alonzo, der sich wieder als ausgezeichneter Kämpfer zeigte, glatt nach Punkten. Beide erhielten wegen haltens und Tiefschlages eine Berwarnung. In den Mittelgewichtsausscheidungen siegten Herse über Neusel durch Aufgabe in der 5. Runde, Riausch über Wiegert nach Butten und Seifried über Senser II in der 7. Runde durch Aufgabe. 3m Einleitungskampf schlug der Schwer gewichtler Stief seinen Gegner Walter einwandfrei nach Punkten. Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle für Berlin und Umgegend ( Nachdr. verb.) Bechjeind beipölkt und fühler. Um Tage wiederholte Negenschauer. Für Deutschland : Im Osten nur geringe Abfühlung mit Landregen. Süddeutschland ziemlich troden und beiter, sonst stärkere Ab tühlung und zeitweilige Aufheiterung. Am Tage Schauerregen.
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Die Nachmittagssigung war der Aussprache über den in deutsch , englisch und französisch gedruckt vorliegenden Geschäftsbericht über die Jahre 1924 bis 1926( seit dem letzten Kongreß in Gent ) gewidmet. Kommunistische Vertreter aus Rußland und der Tschechoslowakei erhoben Einspruch gegen die Bemerkungen des Geschäftsberichtes, daß die andauernde parteipolitische Propa. ganda Sowjetrußlands in der Genoffenschaftsbewegung der einzelnen Länder als starker Hemmungsfaktor wirfte.
Lorenz und Kasch( Hamburg ) stellten fest, daß die fommunistischen Genossenschafter die Kräfte der Bewegung ihren parteipoli tischen Zwecken dienstbar machen wollen, wogegen sich die Deutschen unter allen Umständen zur Wehr setzen.
Der Generalsekretär des Bundes, J. Man( London ), stellt die Dnehrlichkeit der tommunistischen Bolemit fest und wies auf die gewohnheitsmäßigen persönlichen Angriffe gegen einzelne Führer der Bewegung durch die Kommunisten hin. Ein tschechoslowakischer Delegierter gab die Erklärung ab, daß der fommunistische Vertreter aus der Tschechoslowakei weder das Recht noch den Auftrag gehabt habe, nomens der tschechoslowakischen Delegation zu sprechen. Gegen die Stimmen der fommunistischen Delegierten, unter denen fich tein Deutscher befindet, wurde eine Entschließung, die den Geschäftsbericht gut heißt, angenommen.
Zweiter Sihungstag.
geno licnihaiten und den landwirtschaftlichen Ge= nossenschaften" sprach Direktor Jaeggi vom Verband Schwei zerischer Konsumvereine. Das Thema, das auch auf der Genfer Weltwirtschaftsfonferenz behandelt worden ist, führte zu einer eingehenden Aussprache. Besonders gab Professor Dr. TotomianzBerlin, der anerkannte Theoretiker des russischen Genossenschaftswesens, wertvolie Anregungen und Beiträge kultureller Art zu dieser wichtigen Frage. Der im wesentlichen städtischen, technisch- kapitaliftischen Zivilisation unserer Zeit müsse eine neue Art ländlicher 3ivilisation durch das Zusammenwirken der beiden wichtigsten Genossenschaftsarten an die Seite gestellt werden. Die amerikanischen Landwirte bringen alljährlich für 15 Milliarden Dollar landwirt. schaftliche Erzeugnisse auf den Markt, erhalten davon aber nur rund 8 Milliarden, alles andere verschlingt der Zwischen. handel. Dieser Uebeistand müsse durch Zusammenarbeit von Produzenten und Konsumenten beseitigt werden. Ein russischer fommunistischer Vertreter behauptete unter dem Widerspruch des Kongresses, daß die Genossenschaftsbewegung in den kapitalistischen Staaten zur Lösung ihrer Aufgabe unfähig sei, meil sie auf die Finanzierung durch die fapitalistischen Banten angewiesen sei; in Rußland tommt das nicht in Frage.
In seinem Schlußwort deckte der Referent die Widersprüche in den Ausführungen des fommunistischen Redners auf. Er wies darauf hin, daß die Genossenschaftsbewegung auch in den kapitalisti schen Ländern genügend eigenes Rapital entwickle, während andererseits in Rußland die Gütererzeugung feineswegs vom felbst sehr froh, vom Ausiano kapital zu bekom. internationalen Kapital unabhängig ist; Sowjetrußland ist
men. Unter lebhaftem Beifall unterstrich der Redner noch einmal die Notwendigkeit einer Verständigung durch Zusammenarbeit zwischen Bauern und Arbeitern auf dem Gebiete der Wirtschaftspolitif. Gegen die Stimmen der Kommunisten fand eine den Ausführungen des Referenten entsprechende Entschließung Annahme.
Dann folgte die Aussprache über das gedruckt vorliegende Refe rat des Schweden Johannsson: Probleme der modernen Genolienschaftsbewegung", das die organisatorischen, mirtschaftlichen, finanziellen und technischen Voraussetzungen behandelt, unter denen die genossenschaftliche Gemeinwirtschaft der tapi'alistischen Brositwirtschaft überlegen sein muß. Den Russen gingen die Schlußfolgerungen des Referenten wieder nicht weit genug, meil ihnen jede politische Note fehlt. Unter Ablehnung französischer Ab änderungsanträge technischer Art wurde die Resolution Johannsson unverändert angenommen.
Nachdem eine von Kaufmann( Samburg) empfohlene Resolution über die Tätigkeit der nationalen Organisationen einstimmig, also auch von den kommunistischen Vertretern, ange nommen war, in der die Hochaltung der Rochdaler Grundsäke als Grundlage der genossenschaftlichen Organisation" empfohlen wird, was im Widerspruch zum fommunistischen Brogramm und der kommunistischen Tattit steht. wurden die Resolutionen zur Wirtschaftspolitit des Internationalen Genossenschaftsbundes behandelt. Die von den Komm nisten eingebrachten Abänderungsanträge zu einer englischen Rejelution, deren Schlußsak vom Rentralvorstand zur Streichung empfohlen mar, meil er oftiven Widerstand gegen den Krieg verlangte, wurden gegen 141 Stimmen der Russen und Desterreicher abge= lehnt; auch die unabgeänderte englische Resolution wurde gegen 244 Stimmen abgelehnt, morauf fie in der abgeänderten Form unter lebhaftem Beifall mit 491 Stimmen angenommen wurde. Fine fommunistische Resolution, die die Einheitsfront" der Gonoffen
Der zweite Sigungstag begann mit der Beratung der vom Zentralvorstand vorgeschlagenen Sagungsänderungen, die angenommen wurden. Die Kommunisten beantragten die Einführung der russischen als vierter offizieller Kongreßiprache, mas nach längerer Aussprache mit 420 gegen 199 Stimmen abgelehnt wurde. Zur Wahl des Zentralvorstandes gab Corenz- Hamburg eine Erklärung der deutschen Delegation ab, die sich gegen einen Beschluß des amtierenden Zentralvorstandes mendet, den sowjetrussischen Genossenschaftsverbänden die seither innegehabten 14 Bertreter im Vorstand zu belassen, trotzdem das Statut die Zahl der Bertreter eines Landes auf sieben begrenzt und die Sowjetrepubliten als ein Land erklärt wurden. Die deutsche Delegation gab jedoch ihre Zustimmung( Amsterdam und Moskau ) sowie die Schaffung eines Programms
Bertreter eines einzelnen Landes non 7 auf 14 erhöht wissen will, zu einem tschechoslomatischen Bermittlungsantrag, der die Zahl der und zwar mit Stimmrechtsübertragung, um Kosten zu sparen. Darüber fam es zu erregten 21 useinandersehungen mit den Kommunisten. Die Aussprache wurde schließlich vertagt und die Neuwahl des Zentralvorstandes auf Donnerstag verschoben.
Dritter Sihungstag.
Der dritte Sigungstag begann mit einer Begrüßungsansprache des Direttors des Internationalen Arbeitsamts, Albert Thomas , der mit lebhaftem Beifall begrüßt wurde. In einigen muchtigen Sägen konstruierte er den Zusammenhang von Teil XIII des Versailler Friedensvertrages mit der Genossenschaftsbewegung. Unter lebhaftem Beifall gab er dann dem Wunsche Ausdruck, daß die engen Bes ziehungen des Internationalen Arbeitsamts zu dem Internationalen
Seewarte gegen Junkers.
Das schlechte Flugwetter wurde angekündigt.
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Die Deutsche Seemorie Hamburg teilt mit: Nach einer Bressemeldung wurde über London berichtet, daß der Bremen " drahtlose Weisung erteilt worden ist, einen füdlichen Kurz einzu schlagen. Hierzu teilt die Deutsche Seewarte mit, daß fie feinesfalls, weder fernmündlich vor dem Start, noch funtentelegraphisch einen derartigen Rat erteilt hat. Die Deutsche Seewarte hat vielmehr bei ihren am Sonntag, dem 14. August, viermal übermittelten fern mündlichen Beratungen der Junters- Werte stets mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß die einzige Flugmöglichkeit darin bestände, das irische Tiefdrudgebiet nördlich zu umrunden.
Bei der entscheidenden Beratung am 14. August 17,30 Uhr wurden Wetterlage und Wetteraussichten für den Flug wie folgt dargestellt: Der Kern des Tiefs liegt mit 747 Millimetern auf 55 Grad Nordseite und 8 Grad Westlänge. Ein Ausläufer reicht über die Frische See bis in den mittleren Kanal. Ein zweiter Aus läufer reicht längs des 55. Grades Nord nach Often bis in die Nordsee . Die Strömungsverhältnisse während des Fluges würden südlich des 55. Grades Südwestwind von 44 bis 55 Kilometern pro Stunde, nördlich vom 55. Grad Nordbreite hingegen östliden bis nordöstlichen Wind von 15 bis 25 Kilometern pro Stunde aufweisen. Die Ostströmung auf der Nordseite des Tiefdrudgebietes reicht im Norden bis 62 Grad Nordbreite. Im Besten ist sie auf dem Fluge bis 12 Grad Westlänge zu erwarten. Westlich vom 12 Grab Westlänge ist Nordwestströmung bis zum 30. Längengrad anzutreffen. Der Flug nach Fastnet Rod, dem Ansteuerungspunkt an der Südmestspige von Irland, würde etwa 17 Stunden erfordern, während der Flug auf der Nordseite des Tiefs bis zum 10. Grad Beftlänge nur etwa 13 Stunden benötigen würde. Die einzige Möglichteit zur Durchführung des Fluges ist, nördlich um das Tief herum zuholen. Ueber 30 Grab Bestlänge hinein würde der Mind nach Nord und später nach Nordost drehen, aber nur schwach fein. Von Neufundland bis Neufchottland würde dann wieder schwacher Südwest herrschen, bei Neufundland , hauptsächlich von St. Johns an, nordwärts etwa 300 Kilometer weit und westwärts bis zur Pla. centia- Ban würden Nebel anzutreffen sein. Ueber dem Dzean der Bereinigten Staaten entwidele sich ein Tief langsam weiter. Auf dem Ozean rücke ein Tief bis etwa 35 bis 45 Grad Nord und 45 bis 60 Grad Weft langsam oftwärts vor, eine Auffassung, die durch die Entwicklung der Wetterlage auf dem Dzean am Montag und Dienstag durchaus bestätigt und in gleicher Weise vum staat Die Junters- Werte erklärten, den ihnen bereits am Vormittag ron lichen Wetterbureau der Bereinigten Staaten geäußert worden ist. der Deutschen Seewarte vorgeschlagenen Kurs auf die Nordipige Don Schottland nehmen zu wollen. Auf die Rückfrage des Herrn Köhl, ob es bereits möglich fei, durch den Firth of Forth rach
fchaftsbewegung mit den beiden Gewerkschaftsinternationalen
des Internationalen Genossenschaftshundes forderte, murde, nachdem Mirus( Berlin ) und Lorena( Hamburg ) dagenen gesprochen hatten, vom Kongrek mit erdrückender Mehrheit obgelehnt. 2nnahme fand ftett beffen ein Antrag Thomas auf Einfekung einer fünfaliedrigen Brogrammfommission. die dem Zentralvorstand einen Entwurf vorlegen foil. Dann wurde noch die Abstimmung über die Höchstzahl der Vertreter im Vorstande, die auf 14 festnefest wurde, vorgenommen. Schließlich folgte die Wahl des 3en= tralvorstandes des Bundes, in den von Deutschland wieder Berger, Encrlina, Rasch, Kaufmann und Lorenz ( fämtlich Hamburg ) gewählt wurden.
Mit einem furzen Schlußmort schloß der englische Präsident den viertägigen Kongreß, mit dem zahlreiche inzelveranstal fungen und auch eine sehenswerte arophische Ausstellung über die Leistung der Internationalen Genossenschaftsbewegung verknüpft
maren.
Westen durchzustoßen, murde geantwortet, daß dies nicht ginge, da Schottland im Nebel liegen würde. Schottland sei nördlich zu umfliegen. Zusammenfassend murde Herrn Köhl nochmals gesagt, daß es fein gutes Flugmetter fei. 3unächst sei es durchaus schlecht, auf dem Ozean mürde aber eine leichte Besserung eintreten; bei Neufundland würde es dann wieder schlecht. so daß es dann ratsam sei, sich füdlich an den Schiffahrtsweg nach New York zu halten. Außerdem würden bei dieser Beratung die Wettermeldungen von Nordwestdeutschland und namentlich von den deutschen Küstengebieten übermittelt.
Wenn beide Maschinen den vorgeschlagenen Kurs um SchottSchlechtwetterfront an der deutschen Süfte und der füdlichen Nordland herum innegehalten hätten, hätten sie nach Durchfoßzung der ice fehr baid qutes Flugwetter und die fördernde Ofiftrömung angetroffen. Das Fischereischußboot Biethen" meldete abends auf 55 Grad Nord 3 Grad Ost nur etwa 225 Kilometer von den Friesia schen Inseln entfernt bereits. Oftnordostwind von 10 Kilometer pro Stunde bei 20 bis 50 Kilometer Sicht, also günstigen Wind und gutes Flugwetter. Der von der Bremen " eingeschlagene Kurs dagegen mußte unmittelbar in den Kern irischen Sturmmirbels hineinführn.
Der Tod eines Mörders.
Im Gefängnis erschossen.
des
Limburg , 19. Auguft.( WTB.) Der Mädchenmörder Robert Kraemer, der vom Limburger Schwurgericht zum Tode verurteilt worden war und feit dieser Zeit im Freiendiezer Zentralgefängnis untergebracht war, ist heute früh von einem Gefängnisbeamten in Notwehr in der Belle erschossen worden. Der Mörder, der nachts an sein Bett gefeffelt wird, war heute früh von seinem Wachtmeister entfeffelt morden, damit er sich anziehen fonnte. Ungefesselt ließ der Wärter, entgegen der Vorschrift, den Mörder einige Augenblide allein, um Kaffee zu holen. Als er die Zelle wieder betreten hatte, stürzte sich Kraemer auf den Wärter, einem schwächlichen Mann. Als es nach heftigem Ringen dem Mörder gelungen war, dem Beamten den Dienstrevolver zu entreißen, flüchtete der Beamte aus der Zelle, verschloß die Tür und alarmierte durch die Alarmglode das ganze Gefängnis, worauf von allen Seiten die Beamten herbeistürzten. Da Kraemer nicht zu bewegen war, die geladene Waffe abzugeben, richtete man zunächst durch verschiedene Deffnungen in der Wand und Dede der Belle einen Wasser. ftrahl auf ihn, dem er sich jedoch geschicht zu entziehen wußte. Darauf versuchte man mit Gewalt, dem Mörder die Waffe zu enteinbringen wollten, richtete Kraemer den geladenen Revolver auf reißen. Sobald aber die Belle geöffnet wurde und die Beamten sie. In diesem Augenblid tommandierte der stellvertretende Gefängnisdirettor Feuer und Kraemer sant, Don Schüssen ge. troffen, zu Boden. Er starb nach wenigen Minuten.