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möglichen gutgemeinten pädagogischen Prinzipien" auf den Rechtsbrecher eingewirkt worden ist, daß aber die Per­sönlichkeit des Rechtsbrechers biologisch gar nicht erfaßt worden ist. Und gerade hierauf kommt es in erster Reihe an!

Wenn vielfach der Erfolg des Stufenstrafvollzuges ent­täuscht hat, so liegt das vor allem daran, daß mangels einer biologischen Durchforschung des Rechts­brechers einer dilettantischen Pädagogik die Entscheidung überlassen war, welche Möglichkeiten der sozialen Wieder­einordnung des Rechtsbrechers erschlossen werden konnten. Die bayerische Justizverwaltung hat, den verdienstvollen Anregungen von Dr. Viernstein, des Leiters des ärztlichen Dienstes im Zuchthause Straubing , folgend, gezeigt, daß hier neue Wege beschrieben werden müssen und daß die ent­scheidende Arbeit der Aerzte, der Biologen im Strafvollzuge, unentbehrlich ist, um die Persönlichkeitsdiagnose und die soziale Prognose des Rechtsbrechers zu sichern. Empirie wird durch naturwissenschaftliche Methodik ersetzt, an die Stelle dilettantischer Gemeinpläge sogenannter Bä­dagogik tritt die exakte lebenskundige forschung des Verbrechers und seiner Persönlichkeit. Der Arbeitsplan, der sich so auf die Persönlichkeitsdiagnose auf­baut und von den bayerischen maßgeblichen wissenschaftlichen Instanzen in vollem Umfang anerkannt worden ist, lehnt sich eng an das von dem Marburger Psychiater Kretschmer ent­worfene Psychobiogramm an. Alle erwerbsmäßigen endo­genen Anlagen werden ebenso erkundet wie die erogenen Verhältnisse der Erziehung, des Berufes, der sozialen Umwelt und Entwicklung. So erhält man ein biologisches Ge= samtbild des Menschen, eine erbbiologisch, charakterologi­sche und klinische Typisierung, die überhaupt erst die soziale Prognose des Rechtsbrechers ermöglicht und zeigt, in welcher Richtung erzieherische Einwirkungen erfolg versprechend sein können.

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Beirats im Justizministerium überhaupt nicht erwähnf worden!

Wenn die Rechtsprechung und der Strafvollzug in Zu­funft auch der Persönlichkeit des Täters gerecht wird und sich bemüht, ihn als eine Individualität zu erfassen, die bei aller verbrecherischen Veranlagung auch ein Mensch ist, der nur aus jeiner Gesamterscheinung begriffen werden kann, wenn an Stelle einer überheblichen und autoritativen Erziehung" die biologische Durchforschung des Rechtsbrechers tritt, wird die Vertrauenskrise der deutschen Justiz erfolg reicher überwunden werden als durch alle parlamentarischen Erörterungen oder öffentlichen Kundgebungen.

Die Besatzungsdiskussion. Französische sozialistische Aeußerung.

Paris , 20. August.( Eigenbericht.)

Der sozialistische Populaire" findet die zwischen London und Paris schwebende Diskussion über die Zahl, um welche die Rheinland­besagung vermindert werden soll, für durchaus lächerlich. Es fei ganz gleich, ob ein paar Tausend Mann mehr oder weniger im Rheinland stünden. Wichtiger sei die moralische Abrüstung und die Ehrlichkeit ber betriebenen Annäherungspolitik. Der Pakt von Locarno könne nur Wirklichkeit werden, wenn in Paris und Berlin die Nationalisten aufhörten, Haß zu säen, der nur zu neuen Quertreibereien führe, um die Arbeit der Diplomaten zu zerstören.

Die polnischen Maximalzölle. Keine neue Kampfmaßnahmen.

Joseph Belli

In Gengenbach ( Baden) ist am Freitag Genosse Joseph Belli im Alter von 79 Jahren einem Schlaganfall erlegen. Sein plötzlicher Tod ruft die Erinnerung an die schweren Kampfzeiten des Sozialistengesetzes wieder wach, in denen Belli die verant­wortungs- und gefahrvollste Arbeit zu verrichten hatte. Er war mit Motteler die Seele und das leitende Organ der Roten Feld­poft", die den umfangreichen Dienst des Schmuggels" der in poſt", die den umfangreichen Dienst des Schmuggels" der in Deutschland verbotenen sozialistischen Schriften besorgte.

Der Sozialdemokrat", das in Zürich gedruckte, von Eduard Bernstein geleitete Organ der deutschen Sozialdemokratie mußte ebenso wie jede sozialistische Broschüre den illegalen Weg über die schweizerisch- deutsche Grenze suchen, an der ein Heer von Polizisten und Zollwächtern bereit stand, auf die staatsgefährliche Ware" zu fahnden. Welche Fülle von Schleichwegen da erkundet werden mußten, wie zahlreich die Verbindungen sein mußten, mit deren Hilfe der sichere Vertrieb gewährleistet werden konnte, das ist heute

faum noch zu ahnen.

Seine Erlebnisse bei diesem Dauerkrieg mit der Bismarckschen Polizei hat Genoffe Belli später in seinem fesselnd geschriebenen Büchlein Die rote Feldpost" in greifbarer Anschaulichkeit be. schrieben. Noch heute bietet diese von gutem Humor durchtränkie Schilderung von Land und Leuten immer neue Reize für jeden, der das Werden und Wachsen der sozialistischen Kulturbewegung näher fennenlernen will.

Nach dem Fall des Sozialistengefeßes tam Genosse Belli nach Deutschland zurück. Er wurde einer der verantwortlichen Mit­arbeiter des Genossen Diez in deffen Stuttgarter Verlagsanstalt und hat besonders an der geschäftlichen Ausgestaltung des großen Partei­unternehmens noch jahrzehntelang mitgearbeitet. Die letzten Lebens­der goldenen Hochzeit. jahre verbrachte er in dem kleinen Gengenbach . im badischen Kinzig­tal. Dort feierte er noch vor wenigen Tagen, am 5. August, das Fest

In der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und vor allem der Sozialdemokratie wird der Name des Genossen Belli neben den Besten einen Ehrenplatz behalten.

Der Parteivorstand sandte an die Witwe des Ver­,, Die deutsche Sozialdemokratie. trauert mit Ihnen um den Tod

Der Parteivorstand Wels."

Warschau , 20. August.( Eigenbericht.) für alle Staaten in Anwendung gebracht werden, die mit Polen Die Maximalzölle, die Polen jetzt einzuführen gedenkt, werden einen Handelsvertrag nicht befizen. Die Nichtveröffentlichung dieser Man wird also fordern müssen, daß in Zukunft nicht nur Berordnung, deren Termin allerdings noch nicht feststeht, bis zu Juristen, Geistliche und Lehrer, sondern in erster Linie bio= deren Inkrafttreten jedoch eine Frist von vier Monaten in Logisch geschulte Aerzte darüber zu entscheiden haben, Aussicht gestellt ist, bedeutet eine weitgehende Rücksichtnahme ob es sich um einen unverbefferlichen" Gefangenen handelt, auf die bevorstehende Wiederaufnahme der Handelsvertragsverhand- storbenen folgendes Beileidstelegramm: oder ob der Gefangene erzieherischen Einwirkungen zugäng- lungen mit Deutschland , während die ebenfalls vor der Aufnahme lich ist. stehenden Berhandlungen mit Rußland hierbei in feiner Weise be Wenn im Borwärts" von Felig Fechenbach mit Recht rücksichtigt worden sind, da es unmöglich ist, einen Vertrag mit eines ihrer tapfersten Kämpfer in schwerer Zeit. beklagt wird, daß für den Stufenstrafvollzug teine pädagogisch Rußland in so schneller Zeit zum Abschluß zu bringen. Im übrigen geschulten Beamten zur Verfügung stehen, wenn von den bedeutet eine 100prozentige Herauffezung der einzelnen Positionen Strafvollzugsbeamten selbst anerkannt wird, daß ihre bis- des Normal zolltarifs gegenüber den bestehenden Kampf. herige Vorbildung nicht ausreicht, so muß mit allem Nach- zöllen nur zum Teil eine Erhöhung, zum anderen Teil druck gefordert werden, daß, nach den glänzenden Erfahrun- aber sogar eine Ermäßigung. Hier nimmt man mit Bestimmtheit gen in Bayern , im ganzen Reich die Kriminalbiologie zu an, daß es dem deutschen Gesandten Rauscher, der sich gegen ihrem Rechte fommt, und daß der Mitwirkung bio- wärtig im Urlaub befindet, gelingen wird, den Handelsvertrag im logisch geschulter Aerzte im Strafvollzuge Laufe der vier Monate unter Dach und Fach zu bringen. in dem neuen Strafvollzugsgeseh entscheidender Einfluß ein­geräumt wird. Dazu bedarf es allerdings dringend eigener Lehr- und Forschungsinstitute. Es ist sehr zu begrüßen, daß auf der letzten Tagung des Vereins der deut­ schen Strafanstaltsbeamten folgender Beschluß ge­faßt worden ist:

Die friminalbiologischen Persönlichkeitsforschungen sollen durch psychiatrisch und erbbiologisch gut geschulte Aerzte in besonderen Forschungsinstituten unter Mitwirkung der Anstaltsärzte einzelner großer Strafanstalten und Untersuchungsgefängnisse unverzüglich in Angriff genommen werden."

Im preußischen Justizministerium ist jetzt endlich ein ärztlicher Beirat angestellt worden, der auch zugleich ärztlicher Berater des Strafvollzugsamtes und Arzt des Untersuchungsgefängnisses in Moabit sein soll. Es ist nicht ersichtlich, wie dieser eine Art neben allen anderen dringenden Reformen des ärztlichen Dienstes in den Gefangenenanstalten auch diese wichtigen Aufgaben erfüllen fann, die ein eigenes Ressort erfordern. In den Erörterungen im Landtag bei der Schaffung dieser neuen Stelle sind aller­dings befremdlicherweise diese großen Aufgaben des ärztlichen

Der Querulant.

Von Hans Bauer.

Es gibt etwas, das viel unheimlicher ist als die Pseudodämonie unterirdischer Totenkammern und nächtlicher Friedhöfe, und dies wahrhaft Unheimliche ist eine aus den Fugen gegangene Menschen­seele. Ich habe ein paarmal in meinem Leben solche verworrenen Menschen kennengelernt, die ihren Stich weg hatten, von einem Komplex befallen waren, wie man ja wohl heutzutage sagen muß. Diese Leute waren beileibe keine Verrückten, Man tonnte sich stundenlang mit ihnen vernünftig und angeregt unterhalten, sie waren liebe, feine Kerle, vorurteilsloje, tolerante Gesellschafter. Es war über alles mögliche mit ihnen zu reden. Sie waren nicht recht­haberisch und nicht gereizt. Aber irgendwann einmal rührte man an ihre wunde Stelle, und da gewannen ihre Augen einen seltsamen Glanz, und hemmungslos brach es aus ihnen hervor. Da tannte ich jemanden, der ein gewisses mathematisches Problem gelöst zu haben behauptete und nun bię völlige Ignorierung, die die Wissen­schaft seinem Dilettantismus entgegenbrachte, als gemeine Intrige forrupter Kreaturen bewertete. Der zweite bemühte sich Jahrzehnte hindurch, bei fämtlichen gerichtlichen und außergerichtlichen Instanzen durch Broschüren, Inserate, Blafate einen gewissen Rechtsanwalt als meineidigen Schurken hinzustellen und reagierte auf jeden Miß­erfolg mit der Einbeziehung seines Veranlassers in das Netz einer die ungerechtigkeit zur Weltparole erhebenden Verschwörerclique. Bei den Querulanten sind die Maßstäbe verschoben. Die Biel­fältigkeit der Erscheinungen ist zusammengestürzt für sie. Das Brennglas ihrer figen Idee bannt alles Licht der Welt auf die einzige Stelle des einen Geschehnisses unter Milliarden anderer, sie nicht im mindesten entzündender, das es ihnen angetan hat, um das der Aufruhr ihres Herzens treist...

Da war beispielsweise auch vor acht Jahren so ein Querulant. Er hieß Peter Voß und hatte sich in den Kopf gefeßt, daß es bei der preußischen Lotterie nicht mit rechten Dingen zugehe. Ganz nach Querulantenmanier ging er auf die Redaktionen aller möglichen Zeitungen, wandte er sich an alle möglichen Persönlichkeiten und unterbreitete ihnen ein wenig einleuchtendes Material. Die Re­daktionen und Persönlichkeiten wiesen ihn ab. Er aber hatte längst aus seiner Ueberzeugung von der Unredlichkeit staatlicher Organe eine Sache des zur Geltung drängenden Rechtsprinzips gemacht und schoß einem seiner Ignorierer, dem Reichstagsabgeordneten Hugo Haase , zwei Kugeln in den Leib. Ein Berliner Blatt macht jetzt darauf aufmerksam, daß Beter Boß grundfäßlich möglicherweise recht gehabt habe, als er vor acht Jahren schon darauf hinwies, daß bei der preußischen Lotterie Betrüger ihre Hand im Spiele hätten, und daß jein Narrentum sich also nicht in der Irrigkeit seiner Behauptung offenkarte, sondern nur in der Frepentlichkeit des Mittels, das er anwandte, um sie zur Geltung zu bringen. Aber die Kriminalität

Neuer Putschversuch in Athen . Immer wieder die Offiziere.

London , 20. August.

Nach einer Meldung aus Athen haben mehrere Offiziere einen Staatsstreich zugunsten Bangalos versucht. Der Versuch ist jedoch völlig fehlgeschlagen. Eine größere Anzahl von Bartelgängern des ehemaligen Diktators wurden verhaftet. Der Führer des Aufstandes ist der Offizier Panagepulos, ein per­fönlicher Freund pon Bangalos. Die Verschwörer wurden fest Die Die Untersuchung genommen, als sie eine Geheimjigung abhielten. Die Untersuchung hat ergeben, daß fie eine Abordnung zu Frau Pangalos geschickt hatten, die ihnen die Zusicherung gab, daß alle Teilnehmer an der Verschwörung Auszeichnungen erhalten würden, wenn der Anschlag gelinge. Die Angelegenheit dürfte kaum zugunsten von Bangalos ausfallen, der demnächst abgeurteilt werden soll.

Die Wiener Gemeindeschuhwache ist auf gelöst. Gemäß dem Beschluß des Wiener Gemeinderats vom 29. Juli wird die Ge­meindewache aufgestellt.

mancher Querulanten ist eine Sache für sich. Gruseliger als diese Kriminalität ist die treibende Kraff, die sie herbeiführt, ist die Fähig­feit der Seele, am Feuer des fleinen Anlasses sich eine eigene Be­griffsmelt zu schmieden, die nichts mehr mit der anderen zu tun hat. Wir leiden unter dem Querulanten. Er quält uns. Wir ver­stopfen die Ohren vor ihm. Wie mag so ein Querulant erst unter uns leiden, unter unserer Zugeknöpftheit, unserer Verschloffenheit vor seinem Appell, unter dem Ausbleiben des Echos! Manchmal hat er sogar recht in der Sache, und er beherrscht nur zu wenig das Bathos der Behauptung und die Technik der Beweisführung, um andere zu überzeugen. Sein Wort stößt ins Leere, und was als Käuzerei wirkt, ist die Tragit eines verzweifelten Herzens, das vom Schrei zersprengt wird, den es nicht an den Mann bringen kann. Jener Peter Boß hat der Welt vor acht Jahren ja nur mitteilen wollen, daß es Lotteriebetrüger gäbe, und es ist auch jetzt noch nicht so ganz sicher, daß er damals recht hatte, weil er heute recht haben würde aber wer weiß es denn, ob nicht schon manchmal eine Wohltäter der Menschheit hinter den Käfigstäben der Etikettierung als Querulant perfommen ist!

Die Geschichte des Querulantentums fann niemals geschrieben werden. Als Anonymi schweben die Rekruten dieses Heeres über den Dingen der Welt: viele Narren, aber vielleicht auch ein paar Heilige.

Eine neue Völkerwanderung in der Mandschurei . Die ge­Europas nach den Bereinigten Staaten ihren Höhepunkt erreicht hatte, waltigste Voltsbewegung seit den Tagen, als die Abwanderung vollzieht sich heute in den weitausgedehnten, spärlich besiedelten Ebenen der Mandschurei . Zuverlässiger Berechnung nach wird in diesem Jahr mindestens eine Million neuer Ansiedler, die vor dem Krieg und dem Elend fliehen, aus dem überbevölkerten und vom Krieg schwer heimgesuchten China den Weg nach dem äußersten Westen der Nord- Mandschurei genommen haben. Durch das alte Tor in der großen Mauer bei Shanhai- fwan und durch den Hafen von Dairen, der Endpunkt der südmanschurischen Eisenbahn, wälzt sich unaufhörlich ein Menschenstrom. Man schäzt die Menge, die hier durchkommt, auf 10 000 Röpfe im Monat. Junge Mädchen und junge Männer sieht man so gut wie nicht. Die Mädchen find verkauft, und die jungen Männer durch die zum Soldatenpressen ausgeschickten Zwangswerber der einen oder der anderen kämpfenden Armee aufgegriffen und zur Front geschickt worden. Die Provinzial behörden der Mandschurei laffen es sich angelegen sein, die Aus­wanderer tunlichst zu unterstüßen. Die Eisenbahnen berechnen den ärmeren Chinesen nur einen geringen Fahrpreis und gewähren Frauen und Männern über 50 Jahren und allen Kindern unter 10 Jahren überhaupt freie Fahrt. Der Menschenstrom ergießt sich hauptsächlich nach den Gebieten längs der endiosen Randgrenzen der inneren Mongolei .

schaffen worden. In vielen Fällen sichern sich die Neuangekommenen Durch die Auswanderung ist hier eine eigenartige Lage ge­durch Bachtvertrag einen Anteil an den Ernteerträgen auf dem Land, Obwohl sie aber auf dem den Mongolen gehörenden Land leben, unterstehen sie gleichwohl der chinesischen Gesezgebung, und

Tschiangkaischek bleibt weg. Bergebliche Aufforderung der Kuomintang. London , 20. Auguft.

Nach einer Meldung aus Schenghai hat eine Abordnung von 30 Kuomintangführern sich zu Tschiangtaischef be­geben, um ihn zur Wiederannahme seines Kommandos zu bewegen. Tschiangtaischet soll abgelehnt haben. Aus Schanghai wird ge­meldet, daß ein Teil der Garnison von Nanting gemeutert habe und die Stadt plündere. Die Polizei von Kanton hat. 68 Kommunisten verhaftet unter der Anschuldigung des

Verrats und der Volksaufwiegelung.

Ueberrumpelungsversuch auf Schanghai abgewehrt. Schanghai , 20. Auguft. Fünf Kriegsschiffe, die, wie man annimmt, dem in Tsingtau ftationierten nördlichen Geschwader angehören, find auf der Reede von Busung erschienen und haben die Forts und den Bahnhof beschossen. Die Forts erwiderten das Feuer, worauf das Geschwader sich zurüdzog.

Das Reichswirtschaftsministerium erklärt, daß seine Darstellung englischer Parlamentverhandlungen über das Washingtoner Acht­stundenabkommen nur eine Informierung von Interessenten ohne Stellungnahme des Ministeriums sein und nicht eine Kampagne gegen die Ratifizierung dieses Abkommens durch Deutsch­ land fördern sollte.

das Land, auf dem sie sich ansiedeln, wird dadurch chinesisches Land. Die Auswanderung zeitigt manches tragische Vorkommnis. Wo die Eisenbahn zu Ende ist, beginnt die mühselige Fußwanderung, deren Strapazen alte und gebrechliche Leute nicht gewachsen sind. Die Straße, die die Flüchtlinge durchziehen, ist deshalb auch mit Gräbern von Tausenden umfäumt, die auf der Strecke blieben. Biele Auswanderer finden die Last der Kinder, besonders der Säuglinge, zu schwer; diese werden dann auch mit Vorliebe in den größeren Städten ausgesezt.

Wie ein Tausendftet Gramm Radium gewogen wird. Eine un­geheure Schwierigkeit im Radiumhandel besteht darin, daß wegen des geringen Vorrats an Radium so winzig fleine Mengen mie ein Laufendstel Gramm abgegeben und gewogen werden müssen. Es ist nun von besonderem Intereffe zu sehen, welche Hilfsmittel zum Meffen so geringer Mengen eines eigenartigen Stoffes geschaffen worden find. Die erste schwierige Aufgabe der Gelehrten bestand darin, überhaupt erst einmal ein Normalmaß für Radium zu schaffen. Einigung über das Radiumnormalmaß erzielt werden. Der Grund Erst im Jahre 1912 fonnte auf dem Kongreß in Brüssel eine des 14jährigen Suchens nach einer Präzisionsmessung lag in der Schwierigkeit, vollkommen reine Präparate herzustellen, und anderer­feits in dem Fehlen einer Meßmethode mit einer Genauigkeit von mindestens 5 pro Tausend. Durch die Arbeiten von Frau Curie in Paris und Hönigschmidt in Wien wurde ein Standardpräparat hergestellt, und auch in den Instituten zu Manchester , Paris und Wien wurden die Meßmethoden außerordentlich verfeinert. Das Präparat von Frau Curie befindet sich in Paris als internationaler Radiumstandard in Verwahrung und ein zweiter Standard in der gewicht von 226,0 und eine Wärmeentwicklung, die für ein Gramm Akademie der Wissenschaften in Wien . Das Radium hat ein Atom­Radium samt seinen ersten Zerfallsprodukten stündlich bei Absorp­tion aller seiner Alpha, Beta- und Gamma- Strahlen 138 fleine Kalorien beträgt. Für die Präzisionsmessungen gibt es mehrere Methoden, unter denen die elektrische Methode am geeignetsten er= scheint. Sind diese geringen Mengen gewogen, dann müssen sie ver­packt werden, was wieder bei der eigenartigen Natur des Radiums, das bekanntlich unter Umständen gefährliche Wirkungen haben kann, mit besonderen Schwierigkeiten verbunden ist. Jedes Präparat iſt eingeschlossen in runde sogenannte Radiumzellen, die einen Durch­messer von 21 Millimetern und eine Höhe von 9 Millimetern be= ſizen. Diese Zellen sind konstruiert aus einem verschraubbaren Ge­häuſe. Der Boden ist mit Blei ausgegossen und enthält eine vier­eckige Einsenkung, die dazu bestimmt ist, das Radiumpräparat auf­zubewahren. Abgeschlossen wird die Radiumzelle durch eine Glimmerplatte. Will man also eine Radiumbelichtung vornehmen, so braucht die Belle gar nicht geöffnet zu werden.

Der fchiefe Turm von Pisa . Infolge der mehrfachen beunruhi­genden Gerüchte über die Stabilität des schiefen Turmes von Bisa iſt eine besondere Kommission ernannt worden, die durch wissen­schaftliche Messungen feststellen sollte, ob tatsächlich Gefahr für das Baumert bestände. Die Neigung des Turmes hat sich in neun Grundwassers sind die Fundamente gefährdet. Jahren um neun Millimeter erhöht, und durch das Eindringen des

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Erftaufführungen der Woche: Donnerstag Th. i. b. Kommandantenstr.: Ehrliche Arbeit."