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aus allen Winkeln Europas   zusammengewürfelten amerika  : nischen Volke den Willen zur Einheit und zur Freiheit nicht nur, fondern auch die einheitliche Berfassung geschaffen.

Es ist nicht ohne Reiz, eine Geschichte dieses aus sich selbst gewordenen Zeitungswesens zu lesen, wie sie in seinem ausgezeichneten Buche ,, Der amerikanische Journa­lismus( Deutsche Verlagsanstalt  , Suttgart) der bekannte Zeitungswissenschaftler Dr. Emil Dovifat auf Grund um fänglicher Spezialstudien niedergelegt hat. Von den primi tiven Versuchen einer Nachrichtenvermittlung in Prärie und Urwald bis zu den Millionenauflagen der heutigen Groß­stadtblätter Amerikas   ist ein langer Weg. Auf ihm spiegelt sich die ganze ungeheure Entwicklung des ehemaligen Kolonial­landes zu einem der bedeutendsten Industrie- und Handels­staaten der Welt getreulich wider. Die amerikanische   Bresse von heute ist zweifellos von ungeheurem Einfluß auf die Psyche des amerikanischen   Boltes, um so mehr, als faum irgendwo sonst die kapitalistische Konzentration so stark in die Erscheinung tritt, als gerade in den großen Beifungstrusts der neuen Welt". Umfaßt doch allein der Konzern der Hearst- Presse nicht weniger als 9 Morgen­blätter, 11 Abendzeitungen, 13 Sonntagsausgaben und 7 Zeitschriften mit insgesamt faft 11 Millionen verbürgter Auflage, wovon auf die Tageszeitungen nicht weniger als über acht Millionen entfallen!

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Diefe ungeheure Zusammenballung von Organen der öffentlichen Meinung in den Händen oft strupelloser Ge­schäftemacher drückt auch dem Gesicht der amerikanischen  Preffe ihren Stempel auf. Rücksichtslose Reportage, die den berühmtesten ,, Detektivs" erfolgreiche Konkurrenz macht, An­paffung an die Instinkte der Zeitungskäufer, Rührseligkeit, Muckerei und Sensationshascherei wirken zusammen und er= gänzen einander, um die Leser zu fesseln und dadurch den Profit des Zeitungsunternehmers zu erhöhen. Das, was Dovifat in anderem Zusammenhange als Gesinnungspresse" bezeichnet, die Partei- oder Weltanschauungspreise, wie wir fie in Europa  , vor allem in Deutschland   noch kennen, ist in Amerifa nur sehr bedingt zu finden. Der Typus der ameri­fanischen Breffe ist das Genfationsblatt, das auf die Massen spekuliert, ihren verschiedenartigsten Interessen in irgendeiner Form entgegenkommt und auf sie den ganzen technischen Apparat redaktionell und geschäftlich einstellt.

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Im ganzen gesehen, ist diese amerikanische   Zeitungs­methode nicht nach dem Geschmack des deutschen   Lesers. Das heißt natürlich nicht, daß wir nicht auch manches Vortreff­liche von ihr lernen könnten. Besonders die technische Kon­zentration der Kräfte, die Ausgestaltung und grandiose Zu­sammenfassung des Nachrichtendienstes, die Steigerung der Aktualität find Dinge, die selbst bei den bescheideneren Ber­breitungsmöglichkeiten auch in Deutschland   nugbringend an­gewandt werden könnten.

Das Wichtigere und Befentliche aber ist in Deutschland  das Vorhandensein einer starten sozialdemokratischen Presse. Schon durch ihre bloße Existenz, durch ihre Verbundenheit mit den breiten Schichten der nach sozialer Geltung strebenden Proletarier bietet sie ein unendlich wertvolles Gegengewicht gegen die rücksichtslosen Erwerbsinstinkte der kapitalistischen, halb oder ganz amerikanisierten" Beitungsunternehmen. Sie zu stärken, the den festen Rückhalt zu geben, ist eine Aufgabe, die im wohlverstandenen Interesse der arbeitenden Bolfs­flaffen selbst liegt. Denn wenn in Amerika   der Sozialismus noch immer als ein Fremdförper im breiten Boltsbewußtsein erscheint, wenn dort die Justiztragödie von Boston   mit ihrer fiebenjährigen Folter möglich wurde, so ist das nicht zuletzt zurückzuführen auf den überragenden Einfluß einer sentimen­tal- titschigen, sensationslüfternen Geschäftspreffe, die den Ge­schmack der Leser verdirbt und ihren politischen Berstand um­düstert.

Der Juryfreien zweiter Teil.

Vor einem Vierteljahr wurde im Moabiter   Glaspalast zugleich mit der des Kartells" die Ausstellung der Jurnfreien eröffnet. In dessen fagte man gleich damals, daß die Räume nicht für alle Ein­sendungen gereicht hätten und daß eine Ergänzung notwendig werde. Jetzt haben die Leiter der Juryfreien die ganze Schau umgestellt und laden zur Besichtigung des neu hinzugekommenen ein. Bieles   vom Aften ist hängengeblieben, aber es findet sich genug Interessantes in dem Nachschub.

Im Mittelpunkt steht Jankel Adler  , ein junger Maler, der das Judentum des Ostens uns im ersten Erlebnis schildert, in großen Tafeln noll ruhiger Gehaltenheit, in der Form leicht noch an Chagall  und dem französischen   Spätkubismus orientiert, aber selbständig in der Auffassung und von ergreifender Geiftigkeit. Beides zu vereinen gelingt ihm: gefchloffene Bildwirtung und ein Inhalt voll von Ge­mütswerten. Man kann diesen aus etwelcher Einstellung" ablehnen, Gestaltungskraft und Zukunft wird man dem Künstler nicht absprechen fönnen. Es wäre zu wünschen, daß er von maßgebenden Stellen tatkräftig( materiell) unterstüht würde.

Eine so gefestigte, fich von jeder Umgebung abhebende Persönlich feit findet man sonst taum. Wir wollen nicht die alten Klagen wiederholen, die in dieser Flut überflüffiger Bilder, wenn irgendwo, am Plage wären: warum eigentlich soviel kostbare Zeit, Arbeit und Farbe um ein Nichts und weniger noch vertan werde. Die Menschen, die mit einem Talent oder dem Glauben an ein solches behaftet find, laffen sich nun einmal um feinen Preis überzeugen; aber sie dürfen nicht auch noch verlangen, daß man sie so ernst nimmt wie sie sich selber. Daß den Augen so zahlreicher Kritiker und Kunsthändler ein Genie unter der unbekannten Masse entgehen könne, ist heute nicht mehr zu glauben. Die Deffentlichkeit ist groß genug, Spreu vom Weizen zu sondern; was die Kritik nicht vermag, ist allerdings, den von ihr Gewerteten flingende Anerkennung zu verschaffen. Das freilich ist des Pudels Kern, aber leider steht es nicht in unferer Macht, daran zu rühren. Es sind auch heute noch Künstler ver­hungert, denen es an der verdienten Aufmunterung in der Presse nicht gefehlt hat.

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Geßler, Reichswehr   und Verfassungsfeier. C

360 Sessen protestiert.

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Das provokatorische Auftreten des Gießener   Reichswehr  kommandeuers bei der dortigen Verfassungsfeier er hatte mit seiner Kapelle demonstrativ den Saal verlassen hat bekanntlich die Billigung des Reichswehrministers Dr. Geßler gefunden Erst jetzt wird bekannt, daß der hessische Staatspräsident Genosse Ullrich auf Grund der polizeiamtlichen Berichte beim Reichwehrministerium ersönlich gegen das Auftreten des Reichswehrkommandanten Protest eingelegt hat. Die Teilnehmer an der Verfassungsfeier mußten mit Recht den Eindruck gewinnen, daß eine be­wußte Störung des Festaktes vorlag, die im Anschluß an die Kritik des Redners am monarchischen System erfolgte und daher als Herausforderung der Republikaner  angesehen werden mußte. Die der hessischen Regierung nahe stehende Darmstädter 3eitung" schreibt dazu: Es ist bedauerlich, daß das Reichswehrministerium seine Stellungnahme bekanntgegeben hat, bevor es sich mit der hessi­schen Landesregierung in Verbindung setzte; denn der Reichswehr. fommandeur in Gießen   ist zugleich Landeskommandant in Hessen  . Die heffische Regierung, die eine ausgesprochen republikanische ift, fönnte danach die Frage stellen, ob sie fürde mit einem 2andeskommandanton in Hessen   zusammenzuarbei ten permag, der eine Feier zur Ehre der republika. nischen Staatsperfaffung in der geschehenen Weise ge= eie g stört hat. Denn darum handelt es sich letzten Endes. Ob die Festrede zu beanstanden war oder nicht, war nicht Sache des Reichswehrtommandeurs, fondern des Beranstalters der Verfassungsfeier. Nach der Mitteilung des Reichswehrministeriums an die Presse könnte es den Anschein haben, als ob der Gießener   Reichswehrkommandeur die Verfassungsfeier verlassen habe infolge einer absprechenden Redewendung über den Reichspräsidenten und der Kritik an Mitgliedern der Reichsregie­rung. Demgegenüber muß festgestellt werden, daß nach dem Bericht des Gießener   Polizeiamts der Reichswehrkommandeur und seine Offiziere die Verfassungsfeier verlassen und auch die bei der Feier mitwirkende Reichswehrkapelle zum Weggang veranlaßt hat, als der Festredner das frühere monarchische Regime und seine Fürsten, insbesondere die Hohenzollern  , behandelt hat. Darum auch wurde der Auszug der Reichswehrangehörigen aus dem Theater in Gießen   zu einer Provokation der Republi­faner. Es ist tief bedauerlich, daß das Reichswehr­ministerium der deutschen Republik an dieser Seite der Angelegen­heit vorübergegangen ist."

Die Reichsregierung aber sollte sich dessen bewußt sein, daß ihr ohnehin geringer Kredit bei allen republik treuen Parteien durch eine derartige Haltung der Reichs­mehr nicht gerade gestärkt wird. In keinem Fall wird es den Bestrebungen nach einer Vereinheitlichung des Reiches förder­lich sein, wenn Reichswehrangehörige geschmacklose Demon­ftrationen im Geiste von Potsdam   gerade in Gegenden ver anstalten, in denen demokratisches Empfinden seit Menschenalter heimisch ist und auf monarchistische Kund­gebungen schärfer reagiert als anderwärts.

Der Geßler wird verbrannt! Die Deutschnationalen kündigen ihm die Freundschaft. Die Deutschnationalen fönnen sich immer noch nicht faffen. Erstens diefer Flaggenerlaß, zweitens daß Geßler ihn er laffen hat! In ihrer Aufregung steckt ein erhebliches Stück von getränkter Bertrauensseligkeit Geßler gegenüber. Sie hatten ihn fest gebunden geglaubt, pflaumenweich gegen jedes deutschnationale Räuspern, und nun diese Enttäuschung! Ge­tränkte Liebe erklärt die Heftigkeit ihres Zornes.

Sie stellen ihm geharnischte Kriegserflärungen zu. Mon lieft in der Deutschen Tageszeitung":

,, Wir denken nicht daran, unser Urteil über das Ber­halten des Reichswehrministers auch nur im min­

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dessen wilde Tiere und Landschaften nicht ganz an die von Heinrich Schwarz   heranreichen und Heinr. Dehme  . Kurt v. Reu= dells Landschaften verraten ein stärferes Temperament, in Auftrag und Farbenpracht; Jof. Kutters Mädchengestalten gute Schulung durch Hofer und Mut zum eigenen Seherlebnis( Gähnende"). Eine Gruppe, die viel in der Zukunft verspricht, bilden Mag Kaus, Kerschbaumer und D. Herbig, die aus dem Brücke- Kreis hervorgegangen sind; die neueröffnete Galerie Ferd. Möller zeigt von ihnen, namentlich von Kaus, in ihren geschmackvoll und hell von Boelzig eingerichteten Räumen am Schöneberger Ufer eine noch überzeugendere Auswahl.

Bon gleichem Charakter guter malerischer Tradition find als Landschafter zu nennen Herm. Sandtuhl mit stillen schönen Waldbildern, Alfred Lauth und D. Mulfinger. Echtheit der Empfindung und Sauberkeit der malerischen Technit macht ihre Landschaften zu erfreulichen Arbeiten eines niemals versagenden, niemals veraltenden Realismus.

Die aus farbigen Stoffreften zufammengefeßten Figurenteppiche von 2. Priponius aus Helsingfors   verdienen einen besonderen Play; thre funstgewerbliche Technik ist bildmäßigem Wollen unter­geordnet, in ähnlichem Maße etwa wie die schönen Webereien von Johanna Schüß- Wolff.

Auch bei den Skulpturen gibt es einige bemerkenswerte Neuerscheinungen. Der große Frauenbrunnen" von Cornelia Paczak gehört freilich in Gesamtanlage wie in Stil der Reliefs einer vergangenen Auffassung an, rührt aber durch naive Liebens würdigkeit. Man möchte ihm schon eine gute Aufstellung in einem Schloßhof gönnen. Der stehende Frauenaft von 3senstein und die Negerföpfe von Sophie Wolff   haben plastisches Leben. Vor aulem ist der lebensgroße Frauenaft einer Erschreckten" von Baul Berger zu nennen als eines der seltenen Beispiele, die äußerste Vitalität und Bewegtheit der Erscheinung in eine ganz bildhauerische Form zwingen. Die Idee einer übernaturalistischen Monumental stulptur liegt auf seiner Linie und der von Eugen Hoffmann  , gleich ihm in Dresden  , von dem Berger vielleicht angeregt ist. Sinn lichkeit von größter Intensität erscheint hier gebändigt von einem ganz eigenartigen Gefühl für plastischen Ausdruck. Nimmt man alles in allem, so steht hier wohl das vollendetste Kunstwert der Jurnfreien Schau vor uns. Dr. Paul F. Schmidt.

Das Eigentümliche an der zweiten Garnitur der Jurnfreien ist das Vorherrschen des im eigentlichen Sinne Malerischen; während die Männer der veristischen Sachlichkeit" eigentlich nur Der Organisationsplan" der Bolfsbühne. Auf zahlreiche An­durch Räderscheists falte, wunderlich liebeleere Figuratbilder fragen gibt die Leitung der Boltsbühne E. B. bekannt: der Verein pirtreten werden. Man vermerkt vor allem den sehr begabten unterhält auch im neuen Spieljahr Atendabteilungen"," Gemischte" Düsseldorfer Adolf de Haer mit prachtvoden Aften und Bild- und Nachmittagsabteilungen". Wer sich einer Abendabteilung an­nissen, in Det wie Aquarell gleich faftig gegeben, den wilden schließt, erhält lediglich Abendvorstellungen; die Mitglieder der Ge­W. Dammath, aus dessen Most sich mohl noch ein guter Jahr mischten Abteilung erhalten in der Regel sieben Vorstellungen an gang destillieren wird, Hans Uhl mit einem sehr fein detaillierten Abenden und fünf an Sonntagnachmittagen; die Mitglieder der Nach­großen Afr einer Liegenden in filbergrauen Tönen, und Leo mittagsabteilungen haben sämtliche Borstellungen bis auf zwei Michelson mit großen Porträts und Porträtgruppen, die noch zu Opernaufführungen an Sonntagnachmittagen. Jedes Mitglied wird lebhaft und matllos in der Farbe, aber treffend im Ausdruck find. nier. bis fünfmal ins Theater am Bülowplay geführt, zweimal ins Baula Grünfeld bezaubert mit einigen naiven märchenblauen Theater am Schiffbauerdamm, zweimal in die Oper am Plak   der Bilders. Es scheint. Denft man an ihresgleichen. dah poetische Ver- Menublit und drei bis viermal in Aufführungen, die sich auf das klärung des Alltäglichen, rein aus Farbe und Empfindung heraus, Schiller- und Thaliatheater verteilen. Die neugegründeten Sonder. fich zu den malenden Frauen geflüchtet hat. Ein wenig tiefer, näher abteilungen erhalten nur Abendvorstellungen, aber unter Fortfall der der Wirklichkeit, wie fie mit breiten und fanften Farbenflächen gefaßt Aufführungen in der Oper und im Schiller- Theater. Dafür fommen werden kann, stehen D. Geigenberger, Frig Winkler- fie fünfmal in Borstellungen der Piscator- Bühne.

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beften zu ändern, sondern wir wiederholen, daß sein Vorgehen nach.

unserer Auffassung einen Ber stoß gegen die Regierung s= richtlinien darstellt, daß es verfassungsrechtlich be züglich des Punktes 3 seiner Verordnung höchst angreifbar er­cheint, und daß Herr Geßler eine Mihachtung schwerst. wiegender Imponderabilien bewiesen hat, die ihm gegen­über aufs äußerste bedenklich stimmen muß. Sein Berhalten in der Flaggenfrage steht, gerade was die Beachtung der Regierungsricht­linien betrifft, in strittestem Gegensatz zu dem der deutschnationalen Minister, und wir sind nach wie vor der Meinung, daß eine der= artige Divergenz des Vorgehens von Kabinettsmitgliedern in einer so subtilen und hochpolitischen Frage, wie es die der alten und neuen Farben ist, nicht dazu beitragen tann, eine gedeihliche 3usammenarbeit innerhalb der Reichsregierung zu fördern." Busammenarbeit innerhalb der Reichsregierung zu fördern." nationalen Mißtrauensvotum gegen Geßler im Also fort mit Geßler! Wie wäre es mit einem deutsch­Reichstag? Oder noch besser: mit einem ganz kleinen, harm­Reichstag? Oder noch besser: mit einem ganz fleinen, harm­losen gesellschaftlichen Bontott, wie ihn die Herren gegen alle jene zu verhängen belieben, die den Staat ernsthaft bejahen?

Bayerische Dusche für die Deutschnationalen. Der Bayerische Kurier", das Organ der bayerischen Bollspartei, schreibt gegen die deutschnationale Entrüftung über den Flaggenerlaß:

3ft den Angehörigen der Wehrmacht die politische Betätigung als solche verboten, dann muß sie auch verboten sein, wenn sie im Dienste bestimmter Parteien erfolgt, mögen diese sich noch so sehr als die eigentlichen Hüter der nationalen Wehrmacht auffpielen. Denn Ueberpartei­lichkeit ist nicht Parteimonopol. Und dieser Erkenntnis wird sich auf die Dauer auch die Deutschnationale Partei nicht ver­schließen können, so schwer ihr auch eine solche Einsicht durch ihre Geschichte, ihre Tradition und ihren Macht drang geniacht wird. Wenn der Staat als Mietsherr von seinen Mietsparteien verlangt, daß die mietweise überlassenen Räumlichkeiten nicht zu einer öffent­lichen Demonstration gegen den gegenwärtigen Staat verwendet werden, jo liegt darin wohl feine unbefugte Beschränkung der poli­tischen Meinungsfreiheit. Und jedenfalls wären in dem Falle, daß das alte Symbol noch die verfassungsmäßige Geltung hätte, gerade unsere Rechtsparteien die ersten, die eine solche Forderung stellten."

Die Kahr- Farben.

Der ehemalige Pressechef des Herrn von Kahr hat in einer Münchener   Zeitung ganz im Ernst vorgeschlagen, an Stelle von Schwarzrotgold als neue Reichsfarben Schwarzweißblau zu fezen. Für verdeckte Partikularisten hat der Gedanke etwas für sich. Schwarzweiß und blauweiß, und von Reichseinheit und Großdeutschland feine Spur. Ein verteufelt schlauer weißblauer Gedanke! Aber daß die ganz echten Weißblauen sich ihre Farben mit den Farben der Saupreißen verfauen wollen pfui Teufel, wer hätte das gedacht! Oder soll das Schwarzweißblau andeuten, daß Herr von Kahr und die Seinen sowieso schwarz sind?

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Verlängerung der Pachtschutzordnung.

Nur der Fischereipachtschutz wird aufgehoben. sammlung erscheinende Berordnung der zuständigen preußischen Amtlich wird mitgeteilt: Durch eine demnächst in der Gesetz Minister vom 18. August ist die Geltungsdauer der Preußischen Pachtschußordnung 1925" bis zum 30. September 1929 verlängert worden. Der Bachtschutz für Fischereipachts perträge wird aufgehoben. Dagegen sind andere Bacht perträge, die in der Zeit vom 1. März 1924 bis 30. September 1925 abgeschloffen sind und bisher nicht unter die Bachtschutzordnung fielen, nunmehr grundsätzlich unter Pachtschuß gestellt. Anträge auf Abänderung einer Vertragsleistung aus folchen Verträgen müssen, wenn das Bachtjahr am 30. Juni 1927 abgelaufen ist, bis zum 31. August 1927 bei dem zuständigen Bacht­einigungsamt eingehen.

Deutsche Literatur   auf Island  . Das kleine Bolk der Isländer, das eine so starke Liebe zur deutschen Musit hegt, hat auch das Studium der deutschen   Dichtung nicht ganz vernachläffigt. Das zeigen die Mitteilungen von Dr. Alexander Johannesson, dem Ver­faffer einer isländischen   Goethe- Biographie, im neuen Jahrgang des Deutsch  - Nordischen Jahrbuches. Die größte Tat in der Aneignung deutschen   Schrifttums ist die Faust- Ueberlegung des isländi­ schen   Staatsmannes und Dichters Bjarni Jonsson fra Bogi, an der er viele Jahre gearbeitet hat. Sie ist nach Johannessons Urteil in­haltlich und sprachlich gleich vollendet und sucht die ursprünglichen Rhythmen wiederzugeben, ohne gegen die Geseze der isländischen  Reimfunft zu verstoßen. Um dies Wert zu ermöglichen, hatte die isländische Regierung viele Jahre hindurch dem Uebersetzer einen jährlichen Beitrag von 1200 Kronen bewilligt. Außerdem gibt es Uebertragungen deutscher Theaterstücke und deutscher Gedichte ins Isländische. Besonders beliebt ist eine Auswahl von Gedichten Goethes, Schillers und Heines. Der Dichter Gudmundur Guda mundsson hat Island   mit Gedichten moderner deutscher Lyriter, wie Richard Dehmel   und Rainer Maria Rilfe  , bekannt gemacht. Wir find ein zu wenig zahlreiches Volk für eine Uebersetzungstätigkeit größeren Stils," sagte Johannesson. ,, Die Verbreitung der deutschen Sprache ist der einzige Weg, um die deutsche   Literatur weiteren Kreisen in Island   zugänglich zu machen. Bezeichnenderweise wurde bisher fein einziges philosophisches Werk ins Isländische übersetzt. Mit Ausnahme von Nietzsches Zarathustra, der vielleicht einen größeren Leserkreis finden könnte, wäre eine Uebersehung deutscher philosophischer Werke für den isländischen   Buchhandel ein zu fost­spieliges Unterfangen."

den Tagen vom 6. bis 11. September veranstaltet. Während an den Eine Jugendwoche wird von der Volkshochschule   Eisenach   in ersten Tagen nur die Abende durch Borträge und einen musikalischen Feierabend ausgefüllt sind, finden am Sonnabend, dem 10., nach mittags Hans- Sachs- Spiele hinter der Georgenkirche und abends ein eftabend statt. Am Sonntag, dem 11., wird die Woche durch ein Fest der Eisenacher   Jugend auf dem Hörfelberge( dem Venusberge des Tannhäuser  ") abgeschlossen, bei dem auch die Musikantengilbe

Gotha   mitwirft.

Eine musikpädagogische Woche in Ilmenau  . Die Volkshochschule  Thüringen   veranstaltet vom 25. bis 30. September eine musikpäda­gogische Woche, die Bach, Beethoven   und Bruckner gewidmet jein wird. Ihre besondere Bedeutung erhält diese Beranstaltung dadurch, daß es gelungen ist, den hervorragenden Musikpädagogen August Halm   dafür zu gewinnen. Während dieser Musitwoche werden Konzerte veranstaltet, fomie Wanderungen in die Umgegend, bei denen eine ländliche Musikgemeinde besucht werden soll.

Die Piscator- Bühne, Theater am Rollendorffplak, bat folgende Dramen zur Uraufführung erworben: Bela Balasa: Auf der Barrikade"; J. N. Bloch: Der lette Kaifer"; Bert Brecht  : Weizen"; M. Fuchs: März 21"; 3. Safet, bearbeitet von Brod und Reimann:" Der brane Soldat Schweit" Wilh. Herzog: Rings um den Staatsanwalt"; Frana Jura: Heimmeb" Leo Lania  : Generalftreit: Peria Last: Reuna"; Upton Einc'air: Singende Galgenvögel: Endanom: 1917": Ermit Toffer: Sopbla, mir leben"; Alerej Tolstoi: Rasputin   und Aiew"; Alfred Wolfenstein  : Gentersdient". Dem Theater ist ein Studio angegliedert, das der Schulung neuer Kräfte dienen foll